Regionalplan Havelland-Fläming 2020 - Brandenburg an der Havel
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Jüterbog 42,6 m Höhe), Kraftwerksschornsteine z.B. Premnitz: 90 m) liegen in Größenordnungen unter 100 m<br />
Bauhöhe. Einzig die Schornsteine <strong>der</strong> Kraftwerke Ludwigsfelde mit 170 m und Wer<strong>der</strong> (<strong>Havel</strong>) mit 130 m überschreiten<br />
die 100-Meter-Grenze; sie sprengen in dieser Höhe auch die Maßstäbe <strong>der</strong> engeren baulichen und weiteren<br />
l<strong>an</strong>dschaftlichen Umgebung. Vergleicht m<strong>an</strong> diese beiden Solitäre mit den zwischenzeitlich beidseits <strong>der</strong> A<br />
9 bei Brück errichteten Windenergie<strong>an</strong>lagen mit 138 m Naben- und 196 m Bauhöhe, so wird deutlich, dass mit<br />
Bauhöhen von rund 200 Metern die Konzentration von Windenergie<strong>an</strong>lagen <strong>an</strong> einem St<strong>an</strong>dort wie Schlalach die<br />
dortige L<strong>an</strong>dschaft des Brücker Urstromtales entstellt. Auch aus größerer Entfernung wie etwa von <strong>der</strong> A 9 beim<br />
km 12.0 Richtungsfahrbahn Halle, nimmt <strong>der</strong> unvoreingenommene Betrachter überwiegend die Anlagen wahr,<br />
die übrige kleinteilige Anlagenumgebung tritt hinter diesem Erscheinungsbild zurück. Die Schlote von Ludwigsfelde<br />
und Wer<strong>der</strong> (<strong>Havel</strong>) treten zwar auch domin<strong>an</strong>t in Erscheinung, bieten aber nicht das Bild einer Schornsteinl<strong>an</strong>dschaft,<br />
son<strong>der</strong>n einer industriell geprägten Siedlung mit einem einzelnen, hohen Schornstein. Entstellungen<br />
ähnlichen Ausmaßes könnten mit einem erheblich ausgeweiteten Energiepfl<strong>an</strong>zen<strong>an</strong>bau o<strong>der</strong> großflächigen,<br />
bisherige Anlagengrößen weit übertreffende Fotovoltaik<strong>an</strong>lagen einhergehen.<br />
Je offener eine L<strong>an</strong>dschaft, je geringer die Vorbelastung durch die L<strong>an</strong>dschaft störende Elemente, je kleinteiliger<br />
die Siedlungsstrukturen etwa in Form von rein dörflichen Siedlungen und je abwechslungsreicher die Vegetation,<br />
desto größer das Ausmaß <strong>der</strong> Entstellung. Es liegt daher im Interesse gerade <strong>der</strong> Region <strong><strong>Havel</strong>l<strong>an</strong>d</strong>-<strong>Fläming</strong>,<br />
bei <strong>der</strong> räumlichen Pl<strong>an</strong>ung beson<strong>der</strong>s rücksichtsvoll vorzugehen und empfindliche Regionsteile zu identifizieren,<br />
vor Entstellungen zu schützen und neue, entstellende Nutzungs<strong>an</strong>sprüche auf die weniger empfindliche<br />
Teilräume zu lenken.<br />
Ein größerer Teil insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> offenen Tal- und Luchl<strong>an</strong>dschaften ist durch Rechtsverordnungen als L<strong>an</strong>dschaftsschutzgebiet<br />
bereits vor Entstellung geschützt. Deren genereller Schutzzweck, die „Bewahrung <strong>der</strong> Vielfalt,<br />
Eigenart und Schönheit <strong>der</strong> L<strong>an</strong>dschaft“, verbunden mit <strong>der</strong> „Erhaltung und Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong> Leistungsfähigkeit<br />
des Naturhaushaltes“ stellt <strong>an</strong> die Charakteristik <strong>der</strong> geschützten Gebiete aber naturgemäß höhere<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen. Entsprechend vielfältig sind die Nutzungsbeschränkungen in den Verordnungen.<br />
Der Schutz vor Entstellung k<strong>an</strong>n demgegenüber nicht so <strong>an</strong>spruchsvoll sein und beschränkt sich auf die beson<strong>der</strong>e<br />
Eigenart und damit die Empfindlichkeit <strong>der</strong> vor Entstellung zu bewahrenden Teile <strong>der</strong> Region, die durch<br />
L<strong>an</strong>dschaftsschutzgebietsverordnungen bisher nicht geschützt sind. Als Grundlage für die Identifizierung l<strong>an</strong>dschaftlicher<br />
Empfindlichkeiten werden im Folgenden die naturräumlichen L<strong>an</strong>dschaftseinheiten <strong>der</strong> Region<br />
her<strong>an</strong>gezogen. Anh<strong>an</strong>d <strong>der</strong> jeweiligen Eigenart <strong>der</strong> vier großen L<strong>an</strong>dschaftseinheiten wird untersucht und festgestellt,<br />
ob und wo empfindliche Teilräume aufgrund <strong>der</strong> Ausprägung <strong>der</strong> typischen Eigenarten beson<strong>der</strong>s schutzbedürftig<br />
sind. Im Gegenzug liefert die Untersuchung weniger empfindliche Teilräume, die Lasten einer l<strong>an</strong>dschaftlichen<br />
Entstellung hinnehmen sollen. Im Ergebnis zeigen die Tabellen S. 59 ff., dass unabhängig von heutigen<br />
Vorbelastungen die überwiegend stärker bewaldeten und im Relief bewegteren Teile <strong>der</strong> Region Entstellungen<br />
eher verkraften als offene Tal-, Luch- und Plattenl<strong>an</strong>dschaften. Wo letztere aber bereits industriell<br />
und/o<strong>der</strong> infrastrukturell überformt o<strong>der</strong> bereits entstellt sind (z.B. östliche Nauener Platte) erscheint eine weitere<br />
Belastung dieser Teilräume eher vertretbar als eine Belastung noch wenig belasteter Teilräume (z.B. westliche<br />
Nauener Platte).<br />
Die naturräumlichen L<strong>an</strong>dschaftseinheiten <strong>der</strong> Region <strong><strong>Havel</strong>l<strong>an</strong>d</strong>-<strong>Fläming</strong><br />
Die hier bestimmten naturräumlichen L<strong>an</strong>dschaftseinheiten stützen sich auf die sehr grobe Abgrenzung im<br />
H<strong>an</strong>dbuch <strong>der</strong> naturräumlichen Glie<strong>der</strong>ung Deutschl<strong>an</strong>ds. D<strong>an</strong>ach liegt die Region g<strong>an</strong>z im „Ostdeutschen Platten-<br />
und Heidel<strong>an</strong>d“ und umfasst zu großen Teilen die Haupteinheiten Nr. 78 „Luchl<strong>an</strong>d“, Nr. 81 „Mittelbr<strong>an</strong>denburgische<br />
Platten und Nie<strong>der</strong>ungen“ sowie Nr. 85 „<strong>Fläming</strong>“. Den flächenmäßig größten Teil nehmen dabei<br />
die offenen Tal- und Luchl<strong>an</strong>dschaften ein. Diese Haupteinheiten wurden weiter unterglie<strong>der</strong>t und zwar nach den<br />
vor Ort wahrnehmbaren Grenzen <strong>der</strong> L<strong>an</strong>dschaftseinheiten durch Reliefunterschiede, Gewässer und Vegetation.<br />
Dadurch ergeben sich unwesentliche Unterschiede zu <strong>an</strong><strong>der</strong>en, ähnlichen Abgrenzungen (z.B. L<strong>an</strong>dschaftsrahmenpl<strong>an</strong><br />
L<strong>an</strong>dkreis Potsdam-Mittelmark 2006).<br />
Die naturräumlichen L<strong>an</strong>dschaftseinheiten <strong>der</strong> Region <strong><strong>Havel</strong>l<strong>an</strong>d</strong>-<strong>Fläming</strong> sind in <strong>der</strong> Übersichtskarte 3.1.02 im<br />
Anh<strong>an</strong>g 1, 4.5. auf S. 112 dargestellt, auf S. 55 ff. beschrieben sowie mit ihren zusammengefassten Hauptmerkmalen<br />
und ihrer Unterscheidung nach empfindlichen und weniger empfindlichen Teilräumen im Anh<strong>an</strong>g 1, 4.4.2<br />
in Tabelle 3.1.02 auf S. 59 ff. dargestellt. Tabelle 3.1.03 auf S. 61 ff. enthält eine zusammengefasste Darstellung<br />
<strong>der</strong> Hauptmerkmale <strong>der</strong> empfindlichen Teilräume <strong>der</strong> L<strong>an</strong>dschaftseinheiten.<br />
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