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„Menschen im Kiez“ begrüßen die Mieter aus Stadt und Land

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Berlin/Brandenburg<br />

Wassergeist unter der Hochbahn<br />

Versteckt <strong>und</strong> vielen Berlinern<br />

kaum bekannt: Der Nickelmannbrunnen<br />

am Nollendorfplatz<br />

Dort, wo <strong>die</strong> U-Bahn der Linie 1<br />

vom Wittenbergplatz kommend<br />

<strong>aus</strong> dem Untergr<strong>und</strong><br />

auftaucht, fährt sie kurz vor dem<br />

Hochbahnhof Nollendorfplatz über<br />

einen Brunnen hinweg, den kaum<br />

ein Berliner kennt. Es ist der Nickelmannbrunnen.<br />

Nickelmann? Hinter <strong>die</strong>sem altdeutschen<br />

Namen verbirgt sich ein<br />

Wassergeist, der in der Tiefe der Erde<br />

h<strong>aus</strong>t. Berühmt gemacht hat ihn Gerhart<br />

Hauptmann mit seinem Märchendrama<br />

„Die versunkene Glocke“.<br />

Das Stück – am 2. Dezember 1896 <strong>im</strong><br />

Deutschen Theater uraufgeführt – erzählt<br />

<strong>die</strong> Geschichte einer großen<br />

Liebe zwischen einem Menschen <strong>und</strong><br />

einer Elfe, zwischen dem Glockengießer<br />

Heinrich <strong>und</strong> dem überirdischen<br />

Wesen namens „Rautendelein“.<br />

In <strong>die</strong> Liebe der beiden mischen<br />

sich zwei eifersüchtige Gesellen. Der<br />

eine ist ein Waldschrat, der Heinrich<br />

einen Hang hinunterstößt, wobei der<br />

Glockengießer, schwer verletzt, seine<br />

neugegossene Glocke <strong>im</strong> See versinken<br />

sieht. Der zweite ist der Wassergeist<br />

Nickelmann, der sich mit dem<br />

sonderbaren Ruf „Quorax, quorax,<br />

breckeckeckex“ <strong>aus</strong> der Tiefe des Erdinneren<br />

meldet. Der Zauber des<br />

Stückes beeindruckte nicht nur das<br />

Publikum, sondern auch <strong>die</strong> Künstler<br />

der damaligen Zeit.<br />

Heinrich Vogeler zeichnete 1898<br />

zehn Lithographien für eine Mappe,<br />

<strong>die</strong> er Gerhart Hauptmann widmete.<br />

Dem Rautendelein gibt er dabei <strong>die</strong><br />

Züge seiner künftigen Frau Martha.<br />

Bei soviel Erfolg <strong>die</strong>ses surrealen<br />

Märchendramas war es folgerichtig,<br />

dass Nickelmann am Hochbahnhof<br />

Nollendorfplatz – 1902 eröffnet – einen<br />

Platz haben musste, zumal <strong>die</strong><br />

neue Station zwei unterirdische Geschosse<br />

hatte, damals ein Novum.<br />

Die Architekten Wilhelm Cremer<br />

<strong>und</strong> Richard Wolffenstein beauftragten<br />

den Bildhauer Otto Westphal mit<br />

der künstlerischen Gestaltung.<br />

Der Platz für <strong>die</strong> Brunnen-Grotte<br />

unter dem Viadukt war der richtige<br />

Ort für das gruselige Froschwesen mit<br />

Ausflugstipps für Brandenburg<br />

Monströs <strong>und</strong><br />

gruselig: Der<br />

Wassergeist<br />

mit den Froschfingern<br />

unter<br />

dem Viadukt<br />

des Nollendorfbahnhofs<br />

den Schw<strong>im</strong>mhautflossen.<br />

Aus<br />

dem M<strong>und</strong> des<br />

klobigen Nickelmann-<br />

Gesichts<br />

schoss ein mächtiger<br />

Wasserschwall in ein 120-Kubikmeter-Becken.<br />

Heute ist er trockengelegt.<br />

Kurios: 1904, <strong>im</strong> Jahr der Brunneneinweihung,<br />

ließ sich Gerhart Hauptmann<br />

scheiden, weil er mit der Violinistin<br />

Margarete Marschalk sein<br />

neues Rautendelein gef<strong>und</strong>en hatte.<br />

Fast ein halbes Jahrh<strong>und</strong>ert später,<br />

mitten <strong>im</strong> Zweiten Weltkrieg, beschlossen<br />

unter dem U-Bahn-Viadukt<br />

am Nollendorfplatz zwei Menschen<br />

zu heiraten, <strong>die</strong> jeder kennt: Helmut<br />

Schmidt, Altb<strong>und</strong>eskanzler, <strong>und</strong> seine<br />

Klassenkameradin Hannelore (Loki)<br />

Glaser.<br />

Glockengießer Heinrich dagegen<br />

bekam sein Rautendelein nicht. Er<br />

verschied in ihren Armen, bevor sie<br />

für <strong>im</strong>mer in der Unterwelt des Nickelmann<br />

verschwand.<br />

Für alle, <strong>die</strong> <strong>im</strong> Brandenburger<br />

Umland auf kulinarische Entdeckungsreise<br />

gehen wollen,<br />

gibt es jetzt eine neue Broschüre der<br />

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„Kulinarische Ausflüge r<strong>und</strong> um Berlin“<br />

heißt sie <strong>und</strong> führt den Leser auf<br />

eine von Fachjournalisten zusammengestellte<br />

Reise durch <strong>die</strong> besten<br />

Küchen Brandenburgs. So kann man<br />

<strong>die</strong> schönsten Ausflugsziele entdecken<br />

<strong>und</strong> dabei <strong>die</strong> Köstlichkeiten<br />

<strong>und</strong> Gehe<strong>im</strong>tipps der Küchenchefs<br />

von Brandenburgs besten Restaurants<br />

genießen.<br />

Mit Hilfe einer Übersichtskarte<br />

gelangt man schnell zu den über<br />

20 Ausflugszielen, <strong>die</strong> z.B. Potsdam,<br />

Caputh, Rheinsberg, Sommerfeld sowie<br />

Lübbenau <strong>und</strong> Neuhardenberg<br />

umfassen. Die oft idyllisch gelegenen<br />

Gasthäuser <strong>und</strong> Restaurants sind nur<br />

wenige Kilometer oder Autominuten<br />

von den Reisezielen entfernt <strong>und</strong> erfüllen<br />

alle Ansprüche an eine typisch<br />

ländliche Gastronomie.<br />

Brandenburger Tor in Potsdam<br />

Nähere Informationen unter www.<br />

kulinarische-<strong>aus</strong>fluege.de oder unter<br />

der Hotline 0331/2004747.<br />

22 STADT UND LAND • MIETER Journal Nr. 21 • Juli 2008

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