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„Menschen im Kiez“ begrüßen die Mieter aus Stadt und Land

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Neukölln<br />

Das Spiel mit dem Feuer<br />

Martin Böck ist Schneidewerkzeugmechanikermeister – „Messerschmied“ nannte<br />

man das früher, bevor der Beruf 1989 umbenannt wurde. „Weil wir ja nicht nur<br />

Messer schmieden, sondern auch Scheren <strong>und</strong> Beile herstellen <strong>und</strong> schleifen.“<br />

In der Historischen Schmiede am<br />

Richardplatz in Neukölln, bietet<br />

er handgearbeitete Sonderanfertigungen<br />

an, <strong>die</strong> ein Leben lang halten,<br />

oder schärft einfach <strong>die</strong> stumpfen<br />

Messer <strong>und</strong> Scheren, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />

Besucher vorbeibringen. Der Schleifservice<br />

ist sehr gefragt. Im Angebot<br />

sind neben handgefertigten Beilen,<br />

Äxten <strong>und</strong> Messern auch kleinere<br />

Präsente, wie ein Bierflaschenöffner,<br />

der einem Blatt ähnelt.<br />

Das denkmalgeschützte Gebäude<br />

mit Schmiede <strong>und</strong> Wohnh<strong>aus</strong>, in<br />

dem Böck auf den Amboss haut, gehört<br />

dem Bezirk. Es liegt am Rande<br />

des „Böhmischen Dorfes“, unweit der<br />

Karl-Marx-Straße, dessen Namen auf<strong>die</strong><br />

Ansiedlung böhmischer Flüchtlinge<br />

1737 zurückgeht. Im Jahre 1624<br />

wurde <strong>die</strong> Schmiede zum ersten Mal<br />

urk<strong>und</strong>lich erwähnt; damals als Betrieb<br />

mit acht Handwerkern.<br />

Heutzutage kann man Böck an jedem<br />

Sonntag bei der Arbeit am offenen<br />

Feuer über <strong>die</strong> Schulter schauen.<br />

Dann ist <strong>die</strong> Schmiede außerhalb<br />

der Wochenöffnungszeiten zur Besichtigung<br />

geöffnet. Manchmal gibt<br />

es Kaffee <strong>und</strong> Kuchen oder Live-Musik<br />

auf dem Hof.<br />

An jedem zweiten Donnerstag werden<br />

<strong>im</strong> Rahmen des offenen Schmiedeabends<br />

Vorträge zu Themen wie<br />

„Taschenmesser“, „Hufbeschlag“ oder<br />

„Einbruchschutz“ gehalten. Letzteres<br />

in Zusammenarbeit mit der Kripo, erklärt<br />

Böck. Wer möchte, kann <strong>die</strong><br />

Gr<strong>und</strong>lagen des Schmiedens in einem<br />

dreistündigen Schmiedekurs auch<br />

selbst erlernen.<br />

Immer wieder sonntags: Martin Böck gibt Einblicke in seine Arbeit<br />

„Messerschmied“<br />

Martin Böck<br />

Die Historische<br />

Schmiede<br />

am Rande des<br />

Böhmischen<br />

Dorfes in<br />

Neukölln<br />

Der Schmied bietet auf Wunsch<br />

außerdem Langzeitkurse für Hobbyschmiede<br />

an, <strong>die</strong> tiefer einsteigen<br />

möchten. Bei allen <strong>im</strong> Kiez etablierten<br />

Festen ist <strong>die</strong> Rixdorfer Schmiede dabei<br />

– ob Lange Nacht der Museen, 48<br />

St<strong>und</strong>en Neukölln oder dem traditionellen<br />

Weihnachtsmarkt. Der Förderverein,<br />

der sich um <strong>die</strong> kulturellen<br />

Veranstaltungen in der Historischen<br />

Schmiede kümmert, hat <strong>im</strong> letzten<br />

Jahr sogar erreichen können, dass<br />

Neuköllner Jugendliche in ihren<br />

Sommerferien kostenfrei einen<br />

Schmiedekurs besuchen konnten.<br />

Das Projekt wurde über EU-Gelder<br />

finanziert.<br />

Im ehemaligen Wohnh<strong>aus</strong> des<br />

Schmieds hat ein soziales Frauenprojekt<br />

seinen ständigen Sitz. Dazu passt<br />

gut, dass auch in der Schmiede eine<br />

Frau <strong>die</strong> eigentliche Herrschaft über<br />

das Feuer hat: Mit dem design-orientierten<br />

Metallbau-Unternehmen von<br />

Gabriele Sawitzki gibt es seit 380 Jahren<br />

das erste Mal eine weibliche <strong>Mieter</strong>in<br />

des Gebäudes.<br />

Rixdorfer Schmiede, Richardplatz<br />

28, 12055 Berlin, Tel. 030 694 22 32,<br />

www.rixdorferschmiede.de.<br />

Geöffnet: Di 9.00-16.00 Uhr, Mi<br />

9.00–12.00 Uhr, Fr 9.00–16.00 Uhr,<br />

So 14.00–17.00 Uhr.<br />

Gabriele Sawitzki:<br />

www.visionen-in-stahl.de.<br />

26 STADT UND LAND • MIETER Journal Nr. 21 • Juli 2008

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