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Weiter so - Deutschland ?

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11 LEUCHTTURM<br />

Das nervöse Zeitalter<br />

Von den Auswirkungen des modernen Lebens<br />

Lehrerinnen und Lehrer dachten<br />

zu allen Zeiten vorrangig<br />

über Schülerinnen und Schüler<br />

nach, über deren Verhalten,<br />

deren Leben, deren Lernen.<br />

Der Pädagoge, Autor und<br />

Herausgeber vieler pädagogischer<br />

Schriften A. Rude verdeutlichte<br />

im Band „Schulpraxis“<br />

Erkrankungen, die die Arbeit in<br />

der Schule beeinträchtigen konnten:<br />

„G. Nervenkrankheiten. Wir<br />

verhandeln hier nur Nervenkrankheiten:<br />

a) Kopfschmerz, b)<br />

Nervosität, c) Veitstanz d)<br />

Epilepsie e) Hysterie.<br />

Den damit verwandten Geistesstörungen<br />

und Sprachstörungen<br />

widmen wir be<strong>so</strong>ndere<br />

Kapitel. Die Nervenkrankheiten<br />

entnehmen erfahrungsgemäß<br />

immer mehr zu, <strong>so</strong> daß man<br />

unser Zeitalter geradezu das<br />

‘nervöse’ nennt. ‘Die ganze<br />

Gesellschaft ist durch das Ringen<br />

nach verfeinerten Genüssen und<br />

größerem Wohlleben in einen<br />

Kampf um das materielle Dasein<br />

verwickelt, welcher die Kräfte des<br />

Nervensystems zu erschöpfen<br />

droht, und die große Konkurrenz,<br />

die der Einzelne auf allen<br />

Gebieten des Wissens und der<br />

Kunst, des Handels und der<br />

Industrie zu bestehen hat, die<br />

allgemeine Jagd nach irdischem<br />

Glück, Reichtum und Genuss<br />

stellen Ansprüche an die<br />

geistigen Kräfte, welchen das<br />

häufig genug durch andere<br />

Einflüsse leistungsunfähiger gewordene<br />

Gehirn nicht zu<br />

genügen vermag. Um dasselbe<br />

künstlich anzuregen, wird es<br />

durch Genussmittel aller Art<br />

gereizt, und die vorübergehende<br />

Steigerung der Hirntätigkeit,<br />

Welche denselben durch Kaffee,<br />

Tee, Tabak und Alkohol zugeführt<br />

wird, ist von einer um<strong>so</strong><br />

größeren Erschlaffung der Nervenkraft<br />

gefolgt’ (Engelhorn).“<br />

(Rude, A.: Schulpraxis. Osterwiek<br />

u. Zickfeld: Leipzig 1915,<br />

4. Aufl.)<br />

Rudes „Schulpraxis“ erschien<br />

1911, al<strong>so</strong> vor über 100 Jahren.<br />

Das Zitat ist einem Fundstück<br />

aus dem Schulmuseum entnommen;<br />

einem Buch, das auch<br />

heute noch lesenswert ist. Das<br />

Werk wurde in der Reihe<br />

„Bücherschatz des Lehrers“ aufgelegt.<br />

Die Bücher mit dem<br />

rotbraunen Einband gehörten in<br />

jede pädagogische Bibliothek des<br />

beginnenden 20. Jahrhunderts.<br />

Wer heute Einblick nehmen<br />

will, wer die Schule der<br />

Kaiserzeit kennenlernen möchte:<br />

Ein Besuch im Schulmuseum<br />

Folmhusen lohnt sich.<br />

Übrigens – und nicht nur am<br />

Rande: Rude entnahm die<br />

Erörterungen der Folgen modernen<br />

Gesellschaftslebens einem<br />

Band zur Schulgesundheitspflege<br />

des Mediziners Ernst Engelhorn.<br />

Der Oberarzt aus Göppingen<br />

veröffentlichte seine Beobachtungen<br />

vor genau 125<br />

Jahren: (Engelhorn, E.: Schulgesundheitspflege.<br />

Zum Gebrauche<br />

für Schulvorstände, Lehrer und<br />

Eltern. Stuttgart: Krabbe 1888.)<br />

Josef Kaufhold<br />

In Erinnerung an Dieter Mahnke<br />

Bereits als Junglehrer trat<br />

Dieter dem Ortsverband<br />

„Konferenz Marsch“ bei - ein<br />

Zusammenschluss von Gewerkschaftsmitgliedern<br />

aus dem<br />

Marschbereich rund um Norden.<br />

Dank der Mitwirkung von<br />

Dieter hat der OV Marsch als<br />

einziger Ortsverband bis heute<br />

„überlebt“. Als Schatzmeister<br />

gehörte er lange Zeit dem<br />

Vorstand des OV an.<br />

Seine finanzielle Kompetenz<br />

nutzte später auch der GEW-<br />

Kreisverband, dem er viele Jahre<br />

als Kreisschatzmeister diente.<br />

Schließlich verwaltete er auch<br />

die Kasse des Ostfriesischen<br />

Lehrervereins, der in den 60er<br />

Jahren in die GEW überging.<br />

Seine gewerkschaftliche Karriere<br />

beendete er als stellvertretender<br />

Vorsitzender des Bezirksverbandes.<br />

In dieser Funktion hat er<br />

dem Verband viel Arbeitszeit<br />

geopfert. So war er u.a. für die<br />

Herausgabe des Informationsblattes<br />

für die ostfriesischen<br />

GEW-Kollegen zuständig, die er<br />

in einer Auflage von mehr als<br />

1000 Exemplaren druckte, eintütete<br />

und versandte.<br />

Doch nicht nur innergewerkschaftlich<br />

hatte Dieter das<br />

Vertrauen der Lehrerinnen und<br />

Lehrer im Kreis und in<br />

Ostfriesland. Er war für viele<br />

Jahre Vorsitzender des Kreislehrerper<strong>so</strong>nalrates<br />

und eben<strong>so</strong><br />

lange Mitglied des Lehrerbezirksper<strong>so</strong>nalrates.<br />

Dieter war 61 Jahre Mitglied<br />

der GEW. Er verstarb nach langer<br />

Krankheit im Alter von 83<br />

Jahren. Er wird uns fehlen.<br />

Herbert Czekir

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