Weiter so - Deutschland ?
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7 LEUCHTTURM<br />
der Ausnahmefall sein. Kinder<br />
erhalten die Förderungen dort,<br />
wo sie sich befinden. Ein großer<br />
und begrüßenswerter Schritt.<br />
Doch wer schaut hin, wie die<br />
Förderung aussehen wird. Es<br />
fehlt an Förderschullehrkräften,<br />
die diese Aufgaben übernehmen<br />
können. Da sind Lücken, die es<br />
zu schließen gilt. Hier muss die<br />
Politik hinsehen, genau und mit<br />
dem Willen der Vereinbarung<br />
Gültigkeit zu verschaffen.<br />
Vom demographischen Wandel<br />
wird viel geredet, er <strong>so</strong>ll<br />
genutzt werden, die SchülerInnenzahlen<br />
in den Klassen zu<br />
senken, mehr Lehrkräfte für<br />
weniger Kinder.<br />
Verabschiedung von Friedel Fischer -<br />
KV Wilhelmshaven<br />
Doch die Realität zeigt, dass<br />
das nicht leistbar sein wird. Es<br />
gibt zu wenig junge Lehrkräfte,<br />
die Ausbildung gleicht den<br />
Mangel, der durch die bekannte<br />
Altersstruktur des Lehrkörpers<br />
entsteht, nicht mehr aus. Die<br />
öffentliche Haltung den Lehrerinnen<br />
und Lehrern gegenüber,<br />
das kommt dazu, ändert sich<br />
zusehends. Die Öffentlichkeit<br />
nimmt wahr, dass diese Aufgabe<br />
eine be<strong>so</strong>ndere Herausforderung,<br />
ja eine Belastung darstellt. Der<br />
Lehrberuf wird unattraktiv. Die<br />
Politik kann regulieren, dazu<br />
aber muss sie die Bedeutung der<br />
Bildungseinrichtungen mehr<br />
wert schätzen. Wird sie das tun?<br />
Nach seiner Pensionierung<br />
und dem endgültigen Aus<br />
in der Schule wurde Friedrich<br />
Fischer (im Foto links) jetzt auch<br />
vom Kreisvorstand der GEW<br />
Wilhelmshaven verabschiedet.<br />
Dass „Friedel“ damit eine<br />
nahezu exakt 30-jährige aktive<br />
Vorstandsarbeit hinter sich hat,<br />
und die überwiegend als<br />
Vorsitzender des Kreisverbands,<br />
war dann auch anerkennende<br />
Dankesworte des amtierenden<br />
Kreisvorsitzenden Wolfgang<br />
Niemann-Fuhlbohm wert.<br />
Wie schnell es geht, dass<br />
Schule, Bildungsstruktur und<br />
<strong>so</strong>gar Fragen und Tendenzen in<br />
der Schulpolitik im Denken der<br />
Kollegen, die aus dem Schuldienst<br />
raus sind, nach hinten<br />
rücken, hat auch Friedel Fischer<br />
schnell registriert. Wenn einem<br />
<strong>so</strong>lchen Pensionär die brennenden<br />
Fragen und Probleme der<br />
Kolleginnen und Kollegen im<br />
Schulalltag nicht mehr <strong>so</strong><br />
elementar wichtig erscheinen, ist<br />
das eigene Problembewusstsein<br />
von der Alltagsrealität und der<br />
aktuellen Kultuspolitik zu weit<br />
entfernt, um sich sinnvoll und<br />
zielführend einzumischen. Konsequent<br />
und logisch ist es dann<br />
in jedem Fall, einen Generationswechsel<br />
am Arbeitsplatz und<br />
auch in der Gewerkschaft zu<br />
vollziehen. Auch wenn dies<br />
nicht immer klappt: die Älteren<br />
<strong>so</strong>llten für Junge das Feld<br />
räumen, damit die Lücken<br />
wieder gefüllt werden können.<br />
Die Dinge jedenfalls, die am<br />
Berufsanfang der Generation<br />
Friedel Fischers wichtig waren,<br />
wie etwa Lehrerarbeitslosigkeit,<br />
Berufsverbot, Nachrüstung,<br />
Maulkorberlass etc., können<br />
heute allenfalls noch als nostalgische<br />
Sentimentalität für eine<br />
Unterhaltung im kleinen Kreis<br />
herhalten. Für junge Kolleginnen<br />
und Kollegen halt „Schnee<br />
von gestern“. Schließlich, es<br />
stehen heute Dinge auf der<br />
schulpolitischen Agenda, die<br />
junge Kolleginnen und Kollegen<br />
zu lösen haben werden, wie die<br />
Realisierung der Inklusion, die<br />
Vergleichbarkeit und die Vereinheitlichung<br />
der Schulabschlüsse<br />
und auch des „Zentral“-Abiturs.<br />
Jede Zeit hat ihre eigenen<br />
Problemstellungen, die es beruflich<br />
und gewerkschaftlich zu<br />
bewältigen gilt. Es macht Sinn,<br />
junge Kolleginnen und Kollegen<br />
von aktiver Partizipation zu<br />
überzeugen und zu begeistern.<br />
Für Friedel Fischer ist das<br />
Politik und Bildung.<br />
Es gilt, die Schule der<br />
Demokratie zu gestalten, zu dem<br />
zu machen, was unsere Gesellschaft<br />
im Kern erhält. Bildung<br />
gibt der Gesellschaft Stabilität<br />
und Entwicklung, vermittelt die<br />
Erfahrung gegenseitiger Anerkennung<br />
und Wertschätzung.<br />
Gefordert ist eine stärkere<br />
Sensibilität gegenüber all denen,<br />
die pädagogisch wirken, die sich<br />
dem Aufwachsen, der Erziehung<br />
und Bildung von Kindern und<br />
Jugendlichen widmen - im<br />
Interesse einer lebendigen, lebensnahen<br />
und lebenswerten<br />
Demokratie.<br />
Ausscheiden aus der aktiven<br />
Vorstandstätigkeit in der GEW<br />
kein Abschied, <strong>so</strong>ndern eine<br />
notwendige Konsequenz, die<br />
den Raum für engagierte, junge<br />
Aktivität bietet. Aktiv in der<br />
GEW nützt jedem Kollegen und<br />
jeder Kollegin und hilft allen im<br />
Schuldienst.<br />
Wolfgang<br />
Niemann-Fuhlbohm