Weiter so - Deutschland ?
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LEUCHTTURM<br />
dass Gerechtigkeit und Gleichheit<br />
vor dem Gesetz für alle ein<br />
Selbstverständnis ist; vermittelt<br />
sie, dass jedem Menschen das<br />
Streben nach Glück und die<br />
Menschenwürde gegeben sind,<br />
dann gewinnt unsere Gesellschaft<br />
an Stabilität, Zuverlässigkeit,<br />
Sicherheit. Es gewinnt die<br />
Demokratie.<br />
Menschen, die im Heranwachsen<br />
positive <strong>so</strong>ziale Erfahrungen<br />
machen, werden zur<br />
Gesellschaft und zur Demokratie<br />
stehen, werden Gesetze achten,<br />
werden ihren Beitrag leisten.<br />
Wir brauchen die Schule der<br />
Demokratie.<br />
Solange es an demokratischen<br />
Überzeugungen mangelt, wird es<br />
Randgebiete in Großstädten<br />
geben, in die kaum ein Polizist<br />
den Fuß setzen kann.<br />
Solange es Verzerrungen in<br />
den Einkommensverhältnissen<br />
gibt, die an Raubrittertum<br />
erinnern — <strong>so</strong> die Steigerungen<br />
der Durchschnittseinkommen<br />
der Chefs im Finanzwesen USA;<br />
ihr Verdienst umfasste 1980,<br />
damals heftig kritisiert, das<br />
42fache eines durchschnittlichen<br />
Arbeiters, unvorstellbar. Aber im<br />
Jahr 2007 erhielten die Chefs, <strong>so</strong><br />
eine Studie (Francis, David R.:<br />
Should CEO Pay Restrictions<br />
Spread to All Corporations? In<br />
Christian Science Monitor,<br />
09.03.2009) , im Durchschnitt<br />
das 344fache! —, <strong>so</strong>lange dieses<br />
Greifzu-Verhalten akzeptiert<br />
wird, wird es Auswüchse in der<br />
Bedienmentalität geben, denen<br />
die Vergleichbarkeit fehlt.<br />
Solange es Geschäfte mit<br />
Staaten gibt, deren Umgang mit<br />
Menschenrechten tiefes Grauen<br />
einflößt – — <strong>so</strong> das Vorgehen in<br />
einem boomenden asiatischen<br />
Land, in dem Gefangene auf<br />
Bestellung hingerichtet, ihre<br />
Organe entnommen und wie<br />
Ware gehandelt werden (Keller,<br />
Martina: Herz auf Bestellung.<br />
Die Zeit. 07.03.2013), die<br />
Bundesrepublik <strong>Deutschland</strong><br />
aber vom neuen Markt profitiert!<br />
—, <strong>so</strong>lange wird Gleichgültigkeit<br />
den Kältegrad unserer Gesellschaft<br />
bestimmen.<br />
Solange es Deals mit Staatsanwaltschaften<br />
gibt, die gegen<br />
Straftäter nach Zahlung von<br />
barer Münze Milde walten<br />
lassen, wird das Wort von der<br />
Gleichheit vor dem Gesetz nur<br />
ein Kopfschütteln auslösen.<br />
Die Reihe der Beispiele ist<br />
länger, sicherlich.<br />
Aber Erfahrungen machen<br />
nicht nur Erwachsene.<br />
Heranwachsende nehmen sie<br />
sehr intensiv wahr – auch wenn<br />
sie die Auswirkungen nicht<br />
kennen. Sie reagieren auf etwas,<br />
das unser aller Leben berührt,<br />
ohne dass sie über ein anderes<br />
Handeln, über das demokratische<br />
Miteinander nachdenken.<br />
Das erledigt sich nicht von<br />
selbst.<br />
Wir sind auf die Schule der<br />
Demokratie angewiesen. Politik<br />
und Bildung müssen einander<br />
neu wahrnehmen. Anders als es<br />
bislang erfolgt.<br />
Politik spricht oft über<br />
Bildung, verabschiedet Gesetze,<br />
registriert aber die Folgen der<br />
Umsetzungen nicht. Genauer<br />
gesagt: Politikerinnen und Politiker<br />
halten an papierenen<br />
Ergebnissen fest, wollen nicht<br />
wahrnehmen, was in Schieflage<br />
gerät.<br />
Die Verantwortlichen in der<br />
Politik müssen das Hinschauen<br />
üben – Hinschauen auf das, was<br />
im Bildungswesen wirklich passiert.<br />
Die Gesetzeslage verlangt<br />
Kindertagesstätten, Horte in<br />
ausreichender Zahl. Ein durch<br />
die Politik zugesicherter Anspruch.<br />
Einmal abgesehen von<br />
den Einrichtungen an sich -<br />
Erzieherinnen und Erzieher<br />
fehlen. Nur die berufliche<br />
Anerkennung und ein sicheres<br />
Auskommen derjenigen, die<br />
diese Bildungsarbeit leisten<br />
müssen, kann zur Absicherung<br />
beitragen. Das aber scheint die<br />
Politik vergessen zu haben.<br />
Die neue Kindheit, die<br />
Probleme einer zunehmenden<br />
Zahl Kinder im Heranwachsen –<br />
verlangt nach Schul<strong>so</strong>zialarbeit.<br />
Allseits unbestritten. Doch es<br />
schieben die Länder und<br />
Kommunen die Zuständigkeiten<br />
hin und her. Schul<strong>so</strong>zialarbeit<br />
6<br />
muss in den meisten Schulformen<br />
von der Kommune<br />
gesichert werden. Doch die<br />
Kommunen wehren sich, Per<strong>so</strong>nalkosten<br />
sind zu intensiv. Die<br />
Landespolitik finanziert nur<br />
unter umrissenen Bedingungen<br />
zu. Kinder im heranwachsenden<br />
Alter werden dabei nicht<br />
erreicht. Spektakuläre Berichte<br />
über Jugendämter, die, <strong>so</strong> die<br />
Vorwürfe, ihrer Verantwortung<br />
nicht mehr gerecht werden<br />
können, bleiben scheinbar folgenlos.<br />
Per<strong>so</strong>nalmangel herrscht<br />
vor. Der effektivere Weg wird<br />
verschwiegen. Sozialpädagoginnen<br />
und -pädagogen werden<br />
nicht angemessen bezahlt, die<br />
Ausbildung stagniert. Das ist nur<br />
zu ändern, wenn die Wertschätzung<br />
dieser Berufsgruppe sich<br />
wandelt.<br />
Ist die Politik noch bereit,<br />
reale Verantwortung zu übernehmen?<br />
Da gibt es Pädagogische<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
in den Schulen. Was als<br />
Nebenjob geplant war, gerät zum<br />
ausufernden Markt prekärer<br />
Arbeitsverhältnisse. Die Zahl der<br />
prekären Arbeitsverhältnisse im<br />
Öffentlichen Dienst, wohlgemerkt<br />
- in der Verantwortung des<br />
Landes, wächst rasant.<br />
War das politisch gewollt?<br />
Das Bildungs- und Teilhabepaket,<br />
gefeierte Hilfe für Benachteiligte,<br />
gerät zum erstickenden<br />
Papierdschungel, Verfahrensmängel<br />
ohne Ende. Ist das<br />
verantwortliche Politik?<br />
<strong>Deutschland</strong> feiert die Eigenverantwortliche<br />
Schule.<br />
Die Landespolitik überhäuft<br />
die Schulleitungen mit Aufgaben,<br />
die selbst der kleine<br />
Unternehmer an Steuerberater<br />
abgibt, Schulleitungen aber<br />
lahmlegen. Niemand will <strong>so</strong><br />
arbeiten. War das politische<br />
Absicht?<br />
Niedersachsen setzt in diesem<br />
Jahr die Europäische Forderung<br />
nach barrierefreier Teilhabe aller<br />
Kinder an Schule und Ausbildung<br />
um. Kinder mit Einschränkungen,<br />
mit Handicap müssen<br />
nicht mehr in Fördereinrichtungen<br />
beschult werden. Das wird