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Weiter so - Deutschland ?

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15 <strong>Weiter</strong> <strong>so</strong> – <strong>Deutschland</strong>?<br />

LEUCHTTURM<br />

Womit haben wir das verdient?<br />

„Lehrer müssen nachsitzen“<br />

... <strong>so</strong> lautete die Überschrift<br />

auf Seite 1 der Ostfriesenzeitung<br />

am 21.8.2013. Wie<strong>so</strong><br />

das??? Sind dieses Jahr be<strong>so</strong>nders<br />

viele sitzengeblieben,<br />

durchs Abi gerasselt oder ist<br />

die Quote der SchülerInnen<br />

be<strong>so</strong>nders hoch, die ohne<br />

jeglichen Abschluss die Bildungsanstalten<br />

verlassen haben?<br />

Al<strong>so</strong> schlechte Arbeit der<br />

Lehrkräfte, die geahndet werden<br />

muss?<br />

Nichts davon gehört und<br />

gelesen! Al<strong>so</strong> eine Zeitungsente?<br />

Leider nein, nur eine<br />

„schräge“ Journalisten-Formulierung<br />

für die Tatsache, dass<br />

Lehrerinnen und Lehrer zum<br />

wiederholten Male durch Verlängerung<br />

ihrer Arbeitszeit<br />

und Verschlechterung der Arbeitsbedingungen<br />

den (notwendigen)<br />

bildungspolitischen<br />

Fortschritt mitbezahlen müssen.<br />

Al<strong>so</strong> gehören doch<br />

eigentlich die Finanz-Politiker<br />

an den Pranger und nicht die<br />

PädagogInnen?!?<br />

Nun hat es Rot-Grün in<br />

Niedersachsen innerhalb kürzester<br />

Zeit geschafft, nicht nur<br />

viele richtige Schritte, die auch<br />

von den meisten Kolleginnen<br />

und Kollegen herbeigesehnt<br />

werden, auf vielen Feldern der<br />

Bildungspolitik in Angriff zu<br />

nehmen, <strong>so</strong>ndern durch die<br />

Verlängerung der Arbeitszeit<br />

für viele Gymnasiallehrerinnen<br />

und –lehrer und die<br />

Verweigerung der zugesagten<br />

Altersermäßigungen für alle<br />

Lehrkräfte ihre guten Absichten<br />

konterkariert.<br />

Die Folge: Viele sind<br />

berechtigter Weise sauer und<br />

demonstrierten machtvoll in<br />

Hannover ihren Unmut. Wir<br />

werden weiter Einfluss nehmen;<br />

das Ding ist noch nicht<br />

durch.<br />

Und am 22. September?<br />

Dann die Abstrafung per<br />

Stimmzettel oder gleich zu<br />

Hause bleiben?<br />

Das wäre zu kurz gedacht<br />

und könnte sich als fataler<br />

Fehler herausstellen! Denn die<br />

Nöte der derzeitigen Landesregierung<br />

resultieren u.a. daher,<br />

dass das Bildungssystem in<br />

<strong>Deutschland</strong> chronisch unterfinanziert<br />

ist, wie auch viele<br />

Vergleiche mit anderen Staaten<br />

immer wieder zeigen. Statt nur<br />

auf die Schuldenbremse zu<br />

starren wie Schwarz-Gelb,<br />

muss mehr Geld ins System,<br />

z.B. durch die von der SPD<br />

und den Grünen geplanten<br />

Steuererhöhungen bei den<br />

Best-Verdienern. Oder nur<br />

durch Umschichtungen, wenn<br />

man denn will: Vor 10 Jahren<br />

legte die rot-grüne Bundesregierung<br />

ein vier Milliarden<br />

schweres Ganztagschulprogramm<br />

auf – und schaffte<br />

jedenfalls den Einstieg in die<br />

flächendeckende Ganztagsbeschulung.<br />

Nun planen sie nach<br />

der Wahl, das <strong>so</strong>genannte<br />

Kooperationsverbot abzuschaffen<br />

und acht Milliarden<br />

Euro in echte Ganztagsschulen<br />

zu investieren... Es geht al<strong>so</strong><br />

am 22. September um viel,<br />

nicht nur in der Bildungspolitik.<br />

<strong>Weiter</strong> <strong>so</strong> – <strong>Deutschland</strong>?<br />

Das kann es wohl nicht sein!<br />

Wie der DGB <strong>so</strong> richtig sagt:<br />

Ein Politikwechsel muss her!<br />

Siehe dazu auch die weiteren<br />

Artikel in dieser Ausgabe auf den<br />

Seiten 16 bis 25 und S. 32.<br />

Ein Leidartikel<br />

von<br />

Jürgen Kramm<br />

Container + Bildung<br />

Zwei Dinge, die eigentlich<br />

wenig miteinander zu tun<br />

haben <strong>so</strong>llten – aber die Zeiten<br />

sind nicht <strong>so</strong>: Im Jade-Weser-<br />

Port werden sie herbeigesehnt,<br />

und in Wittmund bei der KGS<br />

stehen sie herum – wenn auch,<br />

zugegebernermaßen, etwas komfortablere<br />

mit PVC-Fußboden,<br />

Heizung, zu öffnenden Fenstern<br />

und Jalousien, in verschiedenen<br />

Klassenraumgrößen bis hin zu<br />

einem riesigen Lehrerzimmer,<br />

mit überdachten Gängen – al<strong>so</strong><br />

kurz die Bildungs-Mall von<br />

Wittmund, wie ein Kollege<br />

spottete.<br />

Nun kann die Schule von<br />

Glück sagen, dass sie nach dem<br />

schlimmen Brand in <strong>so</strong> kurzer<br />

Zeit eine <strong>so</strong> große Zahl<br />

abbekommen hat – denn die<br />

Ware „Container“ ist in diesem<br />

Sommer heiß begehrt: Eine<br />

einzige Firma hat laut SPIEGEL<br />

fast 1000 allein in die<br />

Bundesländer Hessen, Baden-<br />

Württemberg und Bayern geliefert,<br />

wofür wohl? Als Kita-<br />

Ersatz! Der Rechtsanspruch ab<br />

1.8. hat etliche Kommunen aus<br />

Angst vor Klagen der Eltern zu<br />

dieser Tat getrieben – neben dem<br />

Umbau von Schlecker-Märkten,<br />

Eisdielen, Lagerhallen, Kinos<br />

und Autowerkstätten! Nun hat<br />

man Kristina Schröder in letzter<br />

Zeit öfter in einer neu<br />

eingerichteten Kita auf dem<br />

Boden sitzen sehen – aber eine<br />

Container-Kita war nicht dabei.<br />

Dabei hätte sie in ihrer Wahl-<br />

Heimat gar nicht weit fahren<br />

müssen. Aber sie fürchtete wohl<br />

den Spott der Journalisten –<br />

irgendeinem wäre sicherlich<br />

„Container-Mutti“ einfallen!<br />

Jürgen Kramm

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