LEUCHTTURM
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<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
10<br />
stabile, zuverlässige Rahmenbedingungen.<br />
Doch durch die<br />
ständigen Reformen mit ihrer<br />
latenten Instabilität wird eine<br />
dauerhafte Entwicklung des<br />
Schulwesens erschwert.<br />
Dazu kommen Kerncurricula,<br />
die in vielen Fächern vom<br />
Allgemeinbildungsanspruch weit<br />
entfernt sind. Da kommen im<br />
Fach Geographie Erdteile nicht<br />
mehr vor, kategoriale Weltkunde<br />
ist nicht vorgesehen. In Geschichte<br />
wird episodenhaft Lückenbildung<br />
vermittelt. Verstehende<br />
Gänge durch die Epochen<br />
existierend nicht. In Politik fehlt<br />
die Institutionenkunde, die die<br />
Grundlage für eine vorwegnehmende<br />
demokratische Grundbildung<br />
darstellt. Deutsch lässt<br />
stringent erschließende literarische,<br />
sprachliche, grammatikalische<br />
Kerncurricula vermissen.<br />
„Lernen gilt als uncool“<br />
Dieses Zitat stammt aus der<br />
SPIEGEL-Titelgeschichte<br />
1/13 „OH, MANN! – Das starke<br />
Geschlecht sucht seine neue<br />
Rolle.“ Sie beginnt so: „Männerdämmerung<br />
– Ist das männliche<br />
Geschlecht vom gesellschaftlichen<br />
Wandel überfordert? Jungen<br />
versagen in der Schule,<br />
Männer verlieren ihren Job,<br />
Kinder wachsen ohne Vater<br />
auf...“ Nun das Zitat in einem<br />
Gespräch mit der Autorin<br />
Hanna Rosin:<br />
Diese Liste läst sich beliebig<br />
erweitern. „(...) die Kenntnisse,<br />
die wir zur Erhaltung und<br />
Förderung unseres Daseins brauchen,<br />
und die Gehalte, die unser<br />
Leben bestimmen, bieten sich<br />
heute außerhalb der Schule<br />
immer weniger fasslich und<br />
geordnet dar“ (Richtlinien für<br />
die Volksschule 1957).<br />
Doch genau von dieser<br />
helfenden Orientierung entfernt<br />
sich unser Schulsystem immer<br />
mehr in Richtung einer libertären<br />
Beliebigkeit. Die derzeitigen<br />
Curricula bieten das Gegenteil,<br />
sie zerfasern den Bildungskanon<br />
in Niedersachsen immer mehr.<br />
Dem geht einher eine bedenkliche<br />
Verflachung der Unterrichtsmaterialien,<br />
da sich die Schulbuchverlage<br />
eben diesen Kerncurricula<br />
anpassen.<br />
Andererseits wird mit dem<br />
SPIEGEL: ... Haben Sie eine<br />
Erklärung dafür gefunden, warum<br />
so viele junge Männer<br />
Probleme in der Schule haben<br />
und ihre Ausbildung frühzeitig<br />
abbrechen?<br />
Rosin: Die oft gehörte Behauptung,<br />
es liege an der Überzahl<br />
von Lehrerinnen, halte ich für<br />
Unsinn. Erste Klagen über die<br />
Verweiblichung der Schule ertönten<br />
schon zu Beginn des 20.<br />
Jahrhunderts, lange bevor die<br />
Schulgesetz in der Fassung von<br />
2007 der Grundsatz des Vertrauens<br />
in die Arbeit der Schulen<br />
ersetzt durch eine umfassende<br />
Kontrolle der Arbeit. Outputsteuerung<br />
durch Kennziffern<br />
sollen Leistungsvergleiche ohne<br />
Berücksichtigung der spezifischen<br />
Gegebenheiten einer<br />
Schule ohne Berücksichtigung<br />
der individuellen Gegebenheiten<br />
der Schülerinnen und<br />
Schüler konstituieren. Die Hierarchisierung<br />
in den so genannten<br />
eigenständigen Schulen mit<br />
ihrer Angst- und Druckpyramide<br />
tun ein Übriges.<br />
Propädeutische, kategoriale,<br />
hermeneutische und apriorische<br />
Allgemeinbildung sind auf dem<br />
Rückmarsch. Es ist nicht zu<br />
begreifen, warum diese Ziele<br />
immer mehr aufgegeben werden.<br />
Dem gilt es aber auf jeden Fall<br />
entgegen zu wirken.<br />
08.01.2013<br />
GEW gewinnt über 3.000 Mitglieder<br />
Frankfurt a.M. – Allen Diskussionen<br />
über die schwindende<br />
Bindungskraft von Großorganisationen<br />
zum Trotz: Die<br />
Gewerkschaft Erziehung und<br />
Wissenschaft (GEW) hat 2012<br />
per Saldo über 3.000 Mitglieder<br />
gewonnen. Das entspricht einem<br />
Plus von 1,3 Prozent. Sie<br />
verzeichnet damit bereits seit<br />
fünf Jahren stetig Zuwächse und<br />
Probleme der Jungs begannen.<br />
Mein Eindruck ist, dass wir es<br />
hier mit einem kulturellen<br />
Phänomen zu tun haben: Unter<br />
Jungs gilt es einfach als<br />
uncool und mädchenhaft, in<br />
der Schule aufzupassen,<br />
Hausaufgaben zu machen<br />
und zu lernen. Hinzu kommt<br />
die Flut von Ablenkungen,<br />
etwa durch Computerspiele,<br />
die Jungs tendenziell stärker<br />
ansprechen als Mädchen....“<br />
Bildungsgewerkschaft verzeichnet seit fünf Jahren stetig Zuwachs auf jetzt gut 266.500 Mitglieder<br />
hat in dieser Zeit um fast 20.000<br />
Mitglieder zugelegt. Die Bildungsgewerkschaft<br />
hat jetzt gut<br />
266.500 Mitglieder (Stand: 31.<br />
Dezember 2012). „Wir ernten<br />
die Früchte der Mitgliederoffensive,<br />
für die der Gewerkschaftstag<br />
2005 den Startschuss gegeben<br />
hat. Zudem haben wir in den<br />
Tarifauseinandersetzungen unser<br />
Augenmerk verstärkt darauf<br />
gelegt, Beschäftigte aus dem<br />
Bildungsbereich für die GEW zu<br />
gewinnen. Wir freuen uns, dass<br />
sehr viele junge Pädagoginnen<br />
und Pädagogen in die Bildungsgewerkschaft<br />
eintreten. Deshalb<br />
können wir in diesem Jahr<br />
selbstbewusst in unseren Gewerkschaftstag<br />
gehen“, sagte<br />
GEW-Vorsitzender Ulrich Thöne.<br />
Rund 70 Prozent der GEW-<br />
Mitglieder sind Frauen.