LEUCHTTURM
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Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft<br />
Kreisverbände Aurich, Emden, Jever, Norden, Wilhelmshaven und Wittmund<br />
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
Zeitschrift der Bildungsgewerkschaft in Ost-Friesland<br />
Nr. 115<br />
11. Februar 2013<br />
35. Jhrg.<br />
Geld und mehr – es geht los!<br />
Gewerkschaften beschließen Forderung nach 6,5% mehr Entgelt<br />
Erfolgreicher Start mit der „Tannenbaumaktion“ am 14. Dezember 2012<br />
Am 14. Dezember sind mehr als 1.000 Beamtinnen und Beamte des Landes und der<br />
Kommunen einem Aufruf der Gewerkschaften ver.di, GdP und GEW gefolgt, um für die<br />
Wiedereinführung des Weihnachtsgeldes zu demonstrieren und zugleich die Tarif- und<br />
Besoldungsrunde 2013 einzuläuten. (s. auch S. 6)
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
2<br />
Wechsel im Schulbezirkspersonalrat<br />
Fachgruppe Gesamtschulen<br />
Ullrich Schierz befindet sich<br />
seit dem 1. 2. 2013 in der<br />
wohlverdienten Ruhephase<br />
der Altersteilzeit<br />
„Nachrücker“ ist Ralf Dittmer,<br />
IGS Waldschule Egels, Aurich<br />
radidodo@web.de<br />
Redaktion Leuchtturm Redaktionsschluss: 30.01.2013<br />
KV Wittmund www.gew-wittmund.de<br />
Ronald Wilts Lüdstede 3 26487 Neuschoo Tel. 04975 - 366 Ronald.Wilts@t-online.de<br />
Jürgen Kramm Wangeroogestr. 8 26409 Wittmund Tel. 04462 - 6102 Juergen.Kramm.WTM@t-online.de<br />
KV Jever www.gewweserems.de/kv-fg/jever/jevindex.htm<br />
Fridolin Haars Fliederweg 16 26434 Wangerland Tel. 04461 - 5123 frimawa@gmx.de<br />
Klaus Blume-Wenten Javenloch 5 26434 Wangerland Tel. 04464 - 8150 k.blume-wenten@t-online.de<br />
KV Aurich www.gew-aurich.de<br />
Ralf Dittmer Oldeborger Str. 81 26624 Südbrookmerland Tel./Fax 04942 - 3938 radidodo@web.de<br />
Franz Kampers Hinter Eschen 16F 26607 Aurich Tel. 04941 - 6988012 mail@gew-aurich.de<br />
KV Norden<br />
Herbert Czekir Reithammer Weg 29 26529 Osteel Tel. 04934 - 6766 herbert.czekir@ewetel.net<br />
Anette Hillen Im Dullert 30 26524 Hage Tel. 04931 - 7 4474 anette.hillen@online.de<br />
KV Emden www.gew-emd.de<br />
Dr. Josef Kaufhold Herm.-Hesse-Str. 4 26721 Emden Tel. 04921 - 45266 JosefKaufhold@web.de<br />
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Wolfgang Niemann-Fuhlbohm Güstrower Str. 3c 26388 Wilhelmshaven Tel.04421 - 87117 wolfgang.nif@gmx.de<br />
Impressum: GEW-<strong>LEUCHTTURM</strong> Nr. 115 / 35. Jahrgang vom 11.02.2013<br />
LehrerInnenzeitung für die Kreisverbände Aurich, Emden, Jever, Norden, Wilhelmshaven, Wittmund<br />
Herausgeber: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft im DGB/Kreisverband Wittmund<br />
verantwortl.: Ronald Wilts (1. Vors.), Lüdstede 3, 26487 Neuschoo, 04975/366<br />
Internet: www.gewweserems.de - dort auch Informationen aus den Kreisverbänden<br />
Druck: www.janssendruck.de, Finkenburgstr. 47, 26409 Wittmund
3 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />
Käpt’n Blaubär und das liebe Gott<br />
ein ganz und gar gleichberechtigter Sketch<br />
Käpt’n Blaubär und die drei<br />
Gummibärchen treten auf.<br />
Blaubär: Hab ich euch schon<br />
erzählt, dass ich nun doch nicht<br />
Bildungsminister, sondern Bundesfamilienminister<br />
werden<br />
will?<br />
Enkel 1: Ach, und woher<br />
kommt der plötzliche Sinneswandel?<br />
Blaubär: Nun ja, die Piraten<br />
werden ja wohl nach neuesten<br />
Umfragen doch nicht in den<br />
Bundestag kommen. Und der<br />
kluge Seemann baut halt vor.<br />
Enkel 2: Und für welche Partei<br />
trittst du an, wenn nicht für die<br />
Piraten?<br />
Blaubär: Na, für die CSU<br />
natürlich. Die kleinen Parteien<br />
haben doch den meisten<br />
Einfluss. Ich sage nur Betreuungsgeld,<br />
Steuerentlastung für<br />
Hoteliers und Pflege-Bahr. Wer<br />
hat das denn alles durchgesetzt?<br />
Enkel 3: Da hast du natürlich<br />
recht Opa. Aber meinst du nicht,<br />
dass Frau Schröder eine zweite<br />
Amtszeit bekommt, wenn die<br />
schwarz-gelbe Koalition siegt?<br />
Blaubär: Die hat sich doch ihre<br />
Chancen völlig vermasselt.<br />
Enkel 1: Wieso das denn? Die<br />
tut doch keinem weh. Zum<br />
Beispiel will sie, dass die<br />
Frauenquote nur freiwillig eingeführt<br />
wird. Genauso wie die<br />
Industrie das will.<br />
Blaubär: Ihr kleinen Dösköppe<br />
kriegt ja wieder wohl gar nichts<br />
mit. Erstmal hat Frau Schröder<br />
es sich durch ihr Anti-<br />
Emanzipations-Buch sogar mit<br />
Alice Schwarzer verdorben und<br />
ist damit auch bei der BILD<br />
unten durch. Jetzt hat sie auch<br />
noch allen Ernstes vorgeschlagen,<br />
nicht mehr „der Gott“,<br />
sondern „das Gott“ zu sagen.<br />
Enkel 2: Opa, jetzt schwindelst<br />
du aber schon wieder!<br />
Blaubär: Ich und schwindeln?<br />
Das stand schließlich in der<br />
„Zeit“. Und die ist doch wohl<br />
über jeden Zweifel erhaben.<br />
Enkel 3: Wirklich?<br />
Blaubär: So wahr ich „der<br />
Blaubär“ und nicht „das Blaubär“<br />
bin.<br />
Enkel 1: Und warum hat sie das<br />
nun gesagt?<br />
Blaubär: Die hat ja jetzt so ein<br />
kleines Kind von einem Jahr.<br />
Und da macht sie sich einfach<br />
ihre Gedanken, wie man diesem<br />
Kind „Pippi Langstrumpf“ oder<br />
die Bibel vorlesen kann, ohne<br />
dass es zu Diskriminierungen<br />
kommt.<br />
Enkel 2: Aber einem einjährigen<br />
Kind kann man doch so<br />
etwas noch nicht vorlesen.<br />
Blaubär: Da habt ihr natürlich<br />
recht. Aber wahrscheinlich ist<br />
das wieder so eine neue Mode,<br />
um Hochbegabung zu fördern,<br />
indem man den kleinen Bälgern<br />
eben schon von Geburt an<br />
vorliest.<br />
Enkel 3: Also, irgendwie verstehe<br />
ich das immer noch nicht.<br />
Warum will denn Frau Schröder<br />
nicht mehr „der liebe Gott“<br />
sagen?<br />
Blaubär: Sie meinte wohl eher,<br />
dass das eigentlich egal ist, ob<br />
Gott ein „Der“ oder eine „Die“<br />
ist, aber da hat sie es sich<br />
gründlich mit der CDU und der<br />
CSU verdorben. Schließlich<br />
wissen die als christliche Parteien<br />
ganz genau, ob Gott männlich<br />
oder sächlich ist.<br />
Enkel 3: Was haben die denn<br />
nun gesagt?<br />
Blaubär: Da hat es ziemlich<br />
harte Worte gegeben: „verkopften<br />
Quatsch“ und „religiösen<br />
Analphabetismus“ haben sie ihr<br />
vorgeworfen. Und eine Frau<br />
Reiche hat gesagt: „Der liebe<br />
Gott bleibt der liebe Gott.“<br />
Enkel 1: Eigentlich ist das doch<br />
auch nicht so wichtig. Aber<br />
warum willst du denn nun Frau<br />
Schröders Nachfolger werden,<br />
Opa?<br />
Blaubär: Ja habt ihr denn<br />
neulich nicht richtig zugehört?<br />
Ich will doch, dass das<br />
Betreuungsgeld nicht nur für<br />
Kinder gezahlt wird, sondern<br />
auch für die Betreuung eines<br />
Lebenspartners. Und das werde<br />
ich als Minister sofort mit der<br />
tatkräftigen Mithilfe meines<br />
Parteifreundes Seehofer durchdrücken<br />
und dann Hein Blöd<br />
heiraten.<br />
Enkel 2: Du hast also noch<br />
immer diese komische Idee?<br />
Blaubär: Das ist keine komische<br />
Idee, sondern es geht einzig und<br />
allein um meine Altersvorsorge.<br />
Als ehemaliger selbstständiger<br />
Kapitän bekomme ich schließlich<br />
keine gesetzliche Rentenversicherung.<br />
Und leider werde ich<br />
auch nie zu solch gut bezahlten<br />
Vorträgen wie dieser Peer<br />
Steinbrück eingeladen. Man<br />
muss als allein erziehender<br />
Großvater halt sehen wo man<br />
bleibt!<br />
Enkel 3: Hast du Hein Blöd<br />
eigentlich schon gefragt?<br />
Hein Blöd: Käpt’n, Hier ist schon<br />
wieder Post aus Berlin.<br />
Blaubär: Nun lies schon vor,<br />
Hein!<br />
Hein Blöd: Sehr geehrtes Käpt’n<br />
Blaubär! Ich habe mich zu dieser<br />
geschlechtlich neutralen Anrede<br />
entschlossen, damit mein Kind,<br />
dass schon eifrig mit mir<br />
zusammen ihre wunderbaren<br />
Erzählungen auf Yootube anschaut,<br />
erfährt, dass es nicht so<br />
sehr auf das Geschlecht von<br />
bedeutenden Persönlichkeiten<br />
ankommt, sondern allein auf<br />
ihre Leistungen. Ich habe nun<br />
von meinem bayrischen Parteifreund,<br />
Horst Seehofer, erfahren,<br />
dass sie als Nachfolger für das<br />
Amt des Familienministers nominiert<br />
wurden. Ich teile Ihnen<br />
als derzeitige Amtsinhaberin<br />
mit, dass ich Ihnen vorbehaltslos<br />
und ohne Groll zu dieser<br />
Nominierung gratuliere und<br />
alles Gute wünsche. Im übrigen<br />
habe ich sowieso vor, ein zweites<br />
Kind zu bekommen und für<br />
längere Zeit mit Hilfe des<br />
Betreuungsgeldes zu Hause zu<br />
bleiben. Ihre Kristina Schröder<br />
Heinrich<br />
Herlyn
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
Alles gut nach der Wahl ?<br />
Stefan<br />
Störmer,<br />
Vorsitzender<br />
des<br />
Bezirksverbandes<br />
Weser-Ems<br />
der GEW<br />
Knapper ging’s kaum.<br />
Mit ein paar hundert<br />
Stimmen Vorsprung haben<br />
Grüne und SPD es geschafft,<br />
die alte CDU/FDP<br />
Landesregierung aus dem<br />
Sattel zu heben. Die Koalitionsverhandlungen<br />
laufen.<br />
Für die Gewerkschaften<br />
ist damit zunächst einmal<br />
der erhoffte Regierungswechsel<br />
eingetreten. Die<br />
Frage, die sich nun stellt,<br />
lautet: Wird jetzt alles gut?<br />
Die ehemaligen Oppositionsparteien<br />
sind mit großen<br />
Versprechungen in den<br />
Wahlkampf gezogen: Studiengebühren<br />
sollen abgeschafft,<br />
Klassenfrequenzen<br />
gesenkt, schulische Sozialarbeit<br />
flächendeckend eingeführt,<br />
die Ganztagsschulen<br />
ausgebaut, die kleine Gesamtschule<br />
möglich, die<br />
Qualität der LehrerInnenausbildung<br />
erhöht werden.<br />
In den letzten Tagen gibt es<br />
auch Signale, dass über eine<br />
Reform des Personalvertretungsgesetzes<br />
nachgedacht<br />
wird, in welcher der ArbeitnehmerInnenvertretung<br />
weitere Mitbestimmungsrechte<br />
zugesichert werden.<br />
Welche Projekte werden<br />
sich nun realisieren lassen?<br />
Zunächst dürfte die Formel<br />
gelten: Alles, was wenig<br />
oder gar nichts kostet, sollte<br />
auch umsetzbar sein. Insofern<br />
dürfen wir davon<br />
ausgehen, dass es in ein paar<br />
Monaten möglich sein wird,<br />
Gesamtschulen zu gründen,<br />
die vierzügig sind. Vermutlich<br />
werden auch Oberschulen,<br />
die dies wollen, sich zu<br />
einer IGS umorganisieren<br />
können.<br />
Ebenfalls ist zu erwarten,<br />
dass die zukünftige Landesregierung<br />
das völlig gescheiterte<br />
Projekt „Acht Jahre bis<br />
zum Abitur“ (G8) modifizieren<br />
wird. Dabei ist aber<br />
noch nicht klar, wie dies<br />
konkret aussehen könnte.<br />
Fest scheint zu stehen, dass<br />
Gesamtschulen zukünftig<br />
wieder neun Jahre als<br />
Regelzeit auf dem Weg zur<br />
Hochschulreife anbieten.<br />
Ob die Gymnasien bei G8<br />
verharren, ob ihnen G9 als<br />
Regelfall oder ob ihnen die<br />
Wahlmöglichkeit eingeräumt<br />
wird, G8 oder G9<br />
anzubieten, ist im Moment<br />
offen.<br />
Deutlich komplizierter<br />
sieht es für die Projekte aus,<br />
die den Landeshaushalt<br />
stark belasten würden. Dies<br />
umso mehr, als ein Projekt<br />
bereits beschlossene Sache<br />
ist: Die Studiengebühren<br />
werden in Niedersachsen<br />
abgeschafft. Der Aufschrei<br />
der Hochschulen ließ nicht<br />
lange auf sich warten. Wer in<br />
den letzten Wochen genau<br />
hingehört hat, weiß, dass<br />
hier Verteilungskämpfe folgen<br />
werden.<br />
Damit hier kein falscher<br />
Eindruck entsteht. Aus gewerkschaftlicher<br />
Sicht ist die<br />
Abschaffung der Studiengebühren<br />
dringend notwendig.<br />
Dennoch muss man<br />
sehen, dass das Geld, das<br />
den Hochschulen dann<br />
fehlt, im Landeshaushalt<br />
über Umverteilungen woanders<br />
eine Lücke reißt.<br />
4<br />
Man darf daher gespannt<br />
sein, wie viel Geld übrig sein<br />
wird, um weitere angekündigte<br />
Verbesserungen im<br />
schulischen Sektor realisieren<br />
zu können. Grüne und<br />
SPD haben im Wahlkampf<br />
immer erklärt, dass etliche<br />
Projekte davon abhängig<br />
seien, ob es im September<br />
gelingt, durch einen Regierungswechsel<br />
und einer damit<br />
verbundenen Steuerreform<br />
die Einnahmen der<br />
Länder zu erhöhen. Erst<br />
dann sei Geld da, um zum<br />
Beispiel flächendeckend<br />
über schulische Sozialarbeit,<br />
einen vernünftigen Ganztag<br />
oder eine gute personelle<br />
und sächliche Ausstattung<br />
der dann inklusiven Schulen<br />
nachzudenken.<br />
Ohne diese Finanzspritze<br />
vom Bund muss man<br />
etliche Projekte mit einem<br />
dicken Fragezeichen versehen.<br />
Im Ernstfall bliebe<br />
dann nur die Verwaltung<br />
eines Mangels. Am Beispiel<br />
der Studiengebühren lässt<br />
sich zeigen, was das bedeuten<br />
kann: Die Realisation<br />
des einen wünschenswerten<br />
Projektes gefährdet ein anderes,<br />
ebenso wünschenswertes.<br />
Eine solche Situation<br />
auf Dauer wäre für eine<br />
Landesregierung, die zudem<br />
nur über eine knappe<br />
Mehrheit im Landtag verfügt,<br />
äußerst kräftezehrend.<br />
Wird nun alles gut?<br />
Vermutlich wird einiges<br />
besser. Der große bildungspolitische<br />
Durchbruch ist<br />
allerdings noch nicht zu<br />
erwarten. Nach der Bundestagswahl<br />
sehen wir weiter.
5 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />
Nach der Niedersachsen-Wahl<br />
Turbo-Abi vor dem Aus<br />
Hannover. Die Bildungspolitik<br />
gehört nach der festen Überzeugung<br />
von Daniela Behrens<br />
(SPD) nicht zu den schwierigen<br />
Themen, die während der<br />
bevorstehenden Koalitionsverhandlungen<br />
zwischen SPD und<br />
Grünen zu bewältigen sein<br />
werden. Insbesondere nicht das<br />
Umgehen mit dem Thema<br />
„Turbo-Abitur“.<br />
„Es wird unter der Regierung<br />
Weil das Abitur nach zwölf<br />
Jahren an Gesamtschulen nicht<br />
mehr geben“, sagte die kulturund<br />
medienpolitische Sprecherin<br />
der Landtagsfraktion am<br />
Dienstag auf Anfrage unserer<br />
Zeitung. In diesem Punkt sei<br />
man sich mit dem künftigen<br />
Koalitionspartner absolut einig.<br />
Viele Jugendliche seien von<br />
den Auswirkungen des Abiturs<br />
in zwölf Jahren zu stark in<br />
Anspruch genommen, zeigten<br />
Stress-Symptome und „sind<br />
einfach platt“, sagte Behrens.<br />
Dieser Preis sei zu hoch für die<br />
Schulzeitverkürzung um ein<br />
Jahr. Darüber gebe es bei SPD<br />
und Grünen keine zwei Meinungen.<br />
Daneben, so die gerade wieder<br />
in den Landtag gewählte<br />
Politikerin weiter, „müssen wir<br />
uns darüber Gedanken machen,<br />
wie wir in dieser Sache mit den<br />
Gymnasien verfahren“. Natürlich<br />
sei es hier schwieriger als an<br />
den Gesamtschulen, weil „wir es<br />
an den Gymnasien teilweise<br />
schon mit sehr eingedampften<br />
Kursus-Strukturen zu tun haben“.<br />
Behrens tritt für das „Abitur<br />
der unterschiedlichen Geschwin-<br />
digkeiten“ an Niedersachsens<br />
Gymnasien ein. Für die damit<br />
verbundenen organisatorischen<br />
und finanziellen Fragen werde<br />
man eine Lösung finden, sagten<br />
Daniela Behrens. Bei alldem<br />
stehe im Vordergrund, dass<br />
Kinder unterschiedlich intensiv<br />
und schnell lernten, und daran<br />
müsse sich die Schule in ihren<br />
Angeboten ausrichten. Grundsätzlich<br />
hält die Politikerin auch<br />
ein Abitur unter bestimmten<br />
Bedingungen erst nach vierzehn<br />
Jahren für denkbar. Die neue<br />
Regierung werde in dieser Sache<br />
schnell handeln, sodass die<br />
neuen Regelungen für das<br />
kommende Schuljahr greifen<br />
könnten.<br />
Brigitte Naber, Vorsitzende<br />
des niedersächsischen Schulleitungsverbandes,<br />
begrüßte das<br />
angekündigte Aus für das Turbo-<br />
Abitur an Gesamtschulen. „Ich<br />
finde bei diesem Ansatz auch<br />
richtig, den Gymnasien die<br />
Möglichkeit zu lassen, das<br />
Abitur nach verkürzter Schulzeit<br />
anzubieten“, sagte sie.<br />
Brigitte Naber tritt dafür ein,<br />
es grundsätzlich den Gymnasien<br />
zu überlassen, wie sie die<br />
unterschiedlichen Geschwindigkeiten<br />
bis zum Abitur methodisch<br />
und organisatorisch umsetzen<br />
wollten: „Da können sich<br />
Gymnasien auf sehr unterschiedliche<br />
Weise profilieren und<br />
müssen dann sehen, wie ihre<br />
Angebote bei den Schülern und<br />
Elternhäusern ankommen.“<br />
Skeptisch zeigte sich Brigitte<br />
Naber gegenüber dem von der<br />
Gewerkschaft Erziehung und<br />
Wissenschaft (GEW) favorisierten<br />
Modell, die Differenzierung<br />
zwischen G8 und G9 (Abitur<br />
nach acht, beziehungsweise neun<br />
Jahren) auf die Sekundarstufe<br />
zwei (Jahrgänge elf bis 13) zu<br />
reduzieren. „Ich denke, dass die<br />
Verdichtung von Lernstoffen<br />
und Lernprozessen unter diesen<br />
Bedingungen zu stark wird“,<br />
sagte sie.<br />
Gut vorstellbar ist für Naber<br />
dagegen die sogenannte D-Zug-<br />
Lösung, die es punktuell in der<br />
Vergangenheit an Gymnasien<br />
gegeben habe. Dabei wird eine<br />
Klasse von Schülern, deren<br />
Eltern dies wollen, innerhalb<br />
von acht Jahren am normalen<br />
neunjährigen Schulbetrieb des<br />
Gymnasiums vorbei zum Abitur<br />
geführt.<br />
Eberhard Brandt, Vorsitzender<br />
der GEW in Niedersachsen,<br />
sieht vor allem die Notwendigkeit,<br />
den Schulalltag der Jugendlichen<br />
in der Sekundarstufe eins<br />
zu entspannen. Der Gewerkschafter:<br />
„Wie das an Gymnasien<br />
am besten funktioniert, muss<br />
man mit den Schulleitern und<br />
Lehrern diskutieren.“<br />
Michael Lambek<br />
im<br />
„Weser Kurier“<br />
am 23.01.2013<br />
Inklusion und Wandel des deutschen Schulsystems<br />
„Wir gehen davon aus, dass mit der Einführung der Inklusion auch ein Wandel des deutschen<br />
Schulsystems einhergehen muss. Inklusion und gegliedertes Schulsystem vertragen einander nicht.”<br />
(Annett Lindner, Landesvorsitzende der GEW Mecklenburg-Vorpommern)
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
6<br />
Heiligenstadt:<br />
Schullaufbahnempfehlung und<br />
Abschulungsmöglichkeiten abschaffen<br />
GEW: Wir werden sie beim Wort nehmen!<br />
Anlässlich der von der<br />
Bertelsmann Stiftung am<br />
30.10.2012 vorgestellten Studie<br />
„Schulformwechsel in Deutschland<br />
– Durchlässigkeit und<br />
Selektion in den 16 Schulsystemen<br />
der Bundesländer innerhalb<br />
der Sekundarstufe I“ erklärt<br />
die stellvertretende Vorsitzende<br />
und schulpolitische Sprecherin<br />
der SPD-Landtagsfraktion, Frauke<br />
Heiligenstadt:<br />
„Das Ergebnis der Studie ist<br />
für Niedersachsen beschämend.<br />
Das niedersächsische Schulsystem<br />
hat bundesweit das ungünstigste<br />
Verhältnis zwischen Aufund<br />
Absteigern. Nach Angaben<br />
der Studie wechseln deutlich<br />
mehr Schüler und Schülerinnen<br />
von der Realschule zur Hauptschule<br />
bzw. vom Gymnasium<br />
zur Realschule als sonst irgendwo<br />
in der Republik. Wechsel in<br />
umgekehrter Richtung kommen<br />
hingegen nur selten vor.<br />
Insgesamt liegt das niedersächsische<br />
Verhältnis bei 1 : 10. So<br />
verlieren die Gymnasien im<br />
Verlauf der Sekundarstufe I etwa<br />
15 Prozent ihrer Schülerschaft.<br />
Die Schülerschaft an Hauptschulen<br />
vergrößert sich umgekehrt<br />
um etwa 42 Prozent.<br />
Falsch wäre es, aus der Studie<br />
Forderungen nach einer strikteren<br />
Trennung und höheren<br />
Zugangshürden zu formulieren.<br />
Wir brauchen in Niedersachsen<br />
keine Kultur der Abschulung,<br />
die Kinder und Jugendliche<br />
abqualifiziert und stigmatisiert.<br />
Wir brauchen eine Kultur der<br />
Durchlässigkeit und der individuellen<br />
Förderung.<br />
Deshalb ist es notwendig,<br />
nach einem Regierungswechsel<br />
in Niedersachsen die Schullaufbahnempfehlung<br />
und die damit<br />
verbundenen Abschulungsmöglichkeiten<br />
abzuschaffen. Das<br />
nimmt vor allem Druck aus den<br />
Grundschulen. Der Elternwille<br />
bleibt in Niedersachsen frei. Die<br />
von Schwarz-Gelb immer wieder<br />
geforderten Einschränkungen<br />
des Elternwillens wird es mit<br />
einer SPD-geführten Landesregierung<br />
nicht geben.<br />
Wir werden stattdessen Orientierungshilfen<br />
und mehr individuelle<br />
Förderung ermöglichen.<br />
Die Umsetzungsschritte für diese<br />
Maßnahmen werden wir mit<br />
dem Landeselternrat und allen<br />
schulpolitischen Verbänden gemeinsam<br />
beraten und erarbeiten.“<br />
(Quelle: http://bildungsklick.de/<br />
pm/85749/orientierung-gebendurchlaessigkeit-erhoehen-abschulungsdruck-abschaffen/)<br />
„Tannenbaumaktion“<br />
Vor der Staatskanzlei forderte<br />
Eberhard Brandt, das Land<br />
Niedersachsen auf, endlich wieder<br />
ein Weihnachtsgeld an die<br />
Beamtinnen und Beamten zu<br />
zahlen. Niedersachsen liege bei<br />
der Besoldung deutlich unter<br />
dem Bundesdurchschnitt.<br />
Am Finanzministerium stellte<br />
dann der Vorsitzende der<br />
Gewerkschaft ver.di, Frank<br />
Bsirske, die Forderungen der<br />
Gewerkschaften in der Tarifrunde<br />
2013 für die Länderbeschäftigten<br />
unmissverständlich dar.<br />
Im Kern gehe es darum, die<br />
Länderbeschäftigten<br />
wieder der Einkommensentwicklung<br />
bei<br />
den anderen öffentlichen<br />
Arbeitgebern anzugleichen.<br />
Neben einer<br />
spürbaren Entgelterhöhung<br />
um 6,5% forderte<br />
er auch den Abschluss<br />
eines Eingruppierungstarifvertrages<br />
für die<br />
tarifbeschäftigten Lehrkräfte.<br />
Ver.di stehe hier<br />
eindeutig an der Seite<br />
der GEW, denn die<br />
Regelung von fundamentalen<br />
Beschäftigungsbedingungen<br />
für 200.000 tarifbeschäftigte<br />
Lehrkräfte durch einseitige<br />
Arbeitgeberrichtlinien sei vordemokratisch<br />
und stehe allem, für<br />
das sich Gewerkschaften einsetzen,<br />
diametral entgegen.<br />
Am 1. 1. 2013 begann die<br />
Tarifrunde für die Länderbeschäftigten.<br />
Die Gewerkschaften<br />
des öffentlichen Dienstes ver.di,<br />
GdP und GEW haben nach<br />
ausführlicher Beurteilung der<br />
Einkommensentwicklung und<br />
einer Bewertung der wirtschaftlichen<br />
Lage der Länder ihre<br />
Forderungen für die Tarif- und<br />
Besoldungsrunde 2013 am 11.<br />
Dezember beschlossen. Mit dem<br />
Arbeitgeberverband, der Tarifgemeinschaft<br />
der Länder (TdL),<br />
sind insgesamt drei Verhandlungsrunden<br />
vereinbart worden.<br />
Weitere Forderungen s. S. 21
7 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />
Kreistag Wittmund<br />
Resolution für eine kostenlose<br />
Schülerbeförderung im Sekundarbereich II<br />
Sachverhalt:<br />
Eine kostenlose Schülerbeförderung,<br />
d.h. die Übernahme der<br />
Beförderungskosten durch den<br />
Träger der Schülerbeförderung,<br />
ist für die meisten Schülerinnen<br />
und Schüler des Sekundarbereiches<br />
II nach den bisherigen<br />
rechtlichen Vorschriften nicht<br />
vorgesehen. Ein Anspruch besteht<br />
derzeit nach § 114<br />
Niedersächsisches Schulgesetz<br />
(NSchG) nur für Schülerinnen<br />
und Schüler im Bereich der<br />
berufsbildenden Schulen bei<br />
dem Besuch der Berufseinstiegsschule<br />
und der ersten Klasse der<br />
Berufsfachschule, sofern diese<br />
ohne einen Realschulabschluss<br />
besucht wird. Darüber hinaus<br />
besitzen auch die 11. und 12.<br />
Schuljahrgänge der Förderschulen<br />
mit Förderschwerpunkt geistige<br />
Entwicklung einen Anspruch<br />
auf Übernahme der<br />
Schülerbeförderungskosten. Ein<br />
genereller Anspruch für Schülerinnen<br />
und Schüler des Sekundarbereiches<br />
II auf Übernahme<br />
der Schülerbeförderungskosten<br />
ist nur durch eine Anpassung<br />
der rechtlichen Vorgaben und<br />
Bereitstellung zusätzlicher finanzieller<br />
Mittel möglich. Die<br />
CDU/ SPD/ FDP Gruppe im<br />
Kreistag Wittmund beantragt<br />
mit Schreiben vom 23.10.2012<br />
die Verabschiedung einer Reso-<br />
lution für eine kostenlose<br />
Schülerbeförderung für die Schülerinnen<br />
und Schüler des<br />
Sekundarbereiches II.<br />
Die Gemeinde Friedeburg hat als<br />
erste Gemeinde im Landkreis<br />
Wittmund im Mai diesen Jahres<br />
eine gleichlautende Resolution<br />
verabschiedet. Im September<br />
und Oktober 2012 zogen die<br />
Samtgemeinden Holtriem und<br />
Esens mit ähnlichen Resolutionen<br />
und gleichem Verteiler nach.<br />
Beschlussvorschlag:<br />
Der Kreistag erlässt folgende<br />
Resolution:<br />
„Der Landkreis Wittmund sieht<br />
es als dringend erforderlich an,<br />
rechtliche Grundlagen für eine<br />
kostenlose Schülerbeförderung<br />
auch für die Schülerinnen und<br />
Schüler, die den Sekundarbereich<br />
II (SEK II) besuchen, zu<br />
schaffen. Den Landkreisen in<br />
Niedersachsen als Träger der<br />
Schülerbeförderung sind entsprechende<br />
Mittel zur Verfügung<br />
zu stellen. Mit Verabschiedung<br />
des Bildungs- und Teilhabepaketes<br />
wurden erste Schritte für eine<br />
Bildungsgerechtigkeit in die<br />
Wege geleitet, jedoch fällt es auch<br />
vielen Eltern, die keinen<br />
Anspruch aus dem Bildungsund<br />
Teilhabepaket haben, aufgrund<br />
ihrer finanziellen Lage<br />
schwer oder es ist ihnen gar<br />
nicht möglich, ihren Kindern<br />
Vorankündigung<br />
den Besuch der SEK II zu<br />
ermöglichen. In keinem anderen<br />
Bundesland ist das regionale<br />
Lohngefälle so stark wie in<br />
Niedersachsen. Der Landkreis<br />
Wittmund liegt mit einem<br />
durchschnittlichen Bruttoarbeitsentgelt<br />
in Höhe von 2.201<br />
Euro€pro Monat am unteren<br />
Ende der Rangliste auf Platz 237<br />
von insgesamt 239 westdeutschen<br />
Landkreisen.<br />
(Quelle: Bundesagentur für Arbeit,<br />
Beschäftigtenstatistik, Entgeltstatistik,<br />
eigene Berechnungen, Stichtag<br />
31.12.2010)<br />
In ländlichen Regionen liegen<br />
die Übergangsquoten von der<br />
Grundschule zum Gymnasium<br />
in Niedersachsen im Vergleich<br />
deutlich unter denen in Ballungsgebieten.<br />
Insbesondere<br />
Schülerinnen und Schüler, die<br />
eine weiterführende Schule besuchen,<br />
haben gerade in ländlichen<br />
Bereichen einen weiten<br />
Schulweg. Es darf nicht sein, dass<br />
Schülerinnen und Schüler aufgrund<br />
der finanziellen Lage<br />
ihrer Eltern auf ihrem Bildungsweg<br />
beeinträchtigt werden. Mit<br />
der jetzigen Rechtslage bezüglich<br />
der Schülerbeförderung ist eine<br />
Bildungsgerechtigkeit nicht gegeben.“<br />
Abstimmungsergebnis: einstimmig<br />
beschlossen am<br />
17.12.2012<br />
Einladung zur Veranstaltung „Inklusion“ der GEW-Emden mit<br />
Prof. Dr. Marianne Hirschberg<br />
(Fachhochschule Emden-Leer, FB Soziale Arbeit und Gesundheit).<br />
Die Veranstaltung richtet sich an alle GEW-Mitglieder, Studenten, Erzieherinnen, Eltern, Lehrkräfte und alle Interessierten.<br />
Veranstaltungsort: VHS-Forum<br />
Datum: Dienstag, 28.05.2013<br />
Die Uhrzeit wird noch auf der Homepage der GEW-Emden (gew-emd.de) bekannt gegeben.
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
„Wo drückt der Schu(h)lalltag?“<br />
KV Jever nutzt 2-tägige PR-Schulung zur Bestandsaufnahme der Arbeitsbedingungen<br />
Klaus<br />
Blume-Wenten<br />
Nachdem am ersten Tag sich<br />
viele neue und auch junge<br />
PR-Mitglieder vorstellen konnten<br />
und mit Elisabeth Schramm<br />
– die ein großes Lob verdient<br />
hat – immer wieder Probleme<br />
angesprochen worden waren, bei<br />
denen aus einem gewerkschaftlichen<br />
Selbstverständnis heraus<br />
selbstbewusst gehandelt werden<br />
müsste, konnten wir diese<br />
Themen am nächsten Tag<br />
aufgreifen. Denn der 2. Tag war<br />
ganz der Gewerkschaftsarbeit<br />
gewidmet. Es<br />
sollte um die<br />
Auswertung einer<br />
Befragung<br />
der Kolleginnen<br />
und Kollegen<br />
an den<br />
Schulen in unserem<br />
Kreisverband<br />
gehen unter<br />
der Fragestellung<br />
„Wo<br />
drückt der<br />
Schu(h)lalltag?“<br />
und um das<br />
Thema „Demografischer<br />
Wandel<br />
und konkrete<br />
Auswirkungen<br />
für die<br />
Schulen“. Dazu hatten wir<br />
Laura Pooth vom Landesvorstand<br />
eingeladen.<br />
Zunächst erläuterte sie die<br />
Problematik von Bevölkerungsprognosen<br />
und stellte dann klar,<br />
dass der demografische Wandel<br />
in Niedersachsen mit einem<br />
Rückgang der Schülerzahlen von<br />
20% bis 40% unter dem<br />
Gesichtspunkt, vielen Schülerinnen<br />
und Schülern einen guten<br />
Schulabschluss zu ermöglichen,<br />
nur gelingen könne mit einem<br />
integrativen Schulsystem. In<br />
diesem Zusammenhang forderte<br />
sie eine Schulentwicklungsplanung,<br />
die zukunftsfähige<br />
Schulstandorte und eine Gründung<br />
4-zügiger Gesamtschulen<br />
vorsehe.<br />
Laura Pooth<br />
In einem weiteren Vortragsschwerpunkt<br />
stellte sie ihre<br />
Untersuchung zu den GEW-<br />
Austritten in den Jahren 2010<br />
und 2011 vor. Schlussfolgernd<br />
gab sie uns als Kreisverband mit<br />
auf den Weg: „Wünsche der<br />
Mitglieder herausfinden und das<br />
Gefühl geben: Die GEW<br />
interessiert sich für mich.“<br />
Das passte natürlich gut zu<br />
unserer Befragung „Wo drückt<br />
der Schu(h)lalltag?“, die die<br />
Vertrauensleute und PR-Mitglieder<br />
in Anlehnung an die vom<br />
DGB 2011 durchgeführte Repräsentativerhebung<br />
„Arbeitshetze<br />
- Arbeitsintensivierung - Entgrenzung“<br />
in den Kollegien<br />
durchgeführt hatten. Auch wenn<br />
nicht von allen Schulen Ergebnisse<br />
vorlagen, so waren sich die<br />
anwesenden Personalrätinnen<br />
und –räte dahingehend einig,<br />
dass die Knackpunkte der Arbeit<br />
an den Schulen sich nur<br />
unwesentlich unterschieden und<br />
die in der Diskussion gewonnenen<br />
Erkenntnisse auf alle Schulen<br />
anwendbar wären.<br />
Was wurde bei der Auswertung<br />
angesprochen? „Alle stöhnen<br />
über alles“ war als erstes in<br />
der Gesprächsrunde zu hören.<br />
Und:. Viele Kolleginnen und<br />
Kollegen fühlen sich bei<br />
8<br />
Konflikten mit Schülern, Eltern<br />
oder der Schulleitung nicht<br />
professionell oder souverän<br />
genug, oft auch alleingelassen.<br />
Als besondere Belastung wurde<br />
herausgestellt, nicht abschalten<br />
zu können und ständig erreichbar<br />
sein zu müssen. Besonders<br />
junge Kolleginnen und Kollegen<br />
haben darauf verwiesen, für<br />
gewerkschaftliche Arbeit gar<br />
keinen Kopf zu haben, da sie der<br />
Arbeitsalltag völlig ausfülle. Auf<br />
der Wunschliste ganz oben<br />
standen Stärke beim Umgang<br />
mit Schülern, Eltern, LehrerInnen<br />
und Schulleitung sowie<br />
Ruheräume, Gesprächsräume,<br />
Supervision und eine gerechte<br />
Verteilung der Arbeit auf alle<br />
Schultern.<br />
Bei der Ursachenforschung<br />
wurde schnell klar, dass es nicht<br />
individuelle Unzulänglichkeit<br />
ist, die zu den Klagen führt,<br />
sondern die ständig zunehmende<br />
Abwälzung von schulpädagogischen<br />
und schulorganisatorischen<br />
Aufgaben auf die<br />
einzelne Lehrkraft, ohne die<br />
Arbeitszeit zu verkürzen: aktuell<br />
z.B. die Entwicklung von<br />
Konzepten zur inklusiven Beschulung.<br />
Das kann einem schon<br />
mal die Luft wegnehmen, um<br />
Grenzen setzen zu können oder
9 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />
auch mal „Nein“ zu sagen!<br />
Was sollten wir als Gewerkschafter<br />
vor Ort tun? Erstens<br />
solidarisch handeln, die einzelne<br />
Kollegin oder den einzelnen<br />
Kollegen nicht allein mit<br />
Problemen stehen lassen! Und<br />
zweitens schulische Missstände<br />
z.B. auf Dienstversammlungen<br />
direkt ansprechen! Das muss<br />
nicht spontan passieren sondern<br />
kann in Betriebsgruppensitzungen<br />
vorbereitet werden. Auch<br />
müssen nicht immer die<br />
Personalräte das kritische Wort<br />
erheben. Oder mal zum Ausdruck<br />
bringen, dass es das<br />
Kollegium selbst in der Hand<br />
hat, Forderungen aufzustellen<br />
und Einfluss zu nehmen: z.B.<br />
darauf, dass der Nachmittagsunterricht<br />
mit den Stundenplänen<br />
in Einklang gebracht werden<br />
muss oder Fortbildungen zur<br />
Inklusion während der Unterrichtszeit<br />
stattfinden müssen.<br />
Der Personalrat kann nur<br />
dann erfolgreich die Interessen<br />
des Kollegiums vertreten, wenn<br />
die Kolleginnen und Kollegen<br />
Aspekte zum Problem<br />
„Allgemeinbildung in Gefahr“<br />
Erstmals vor 2500 Jahren<br />
forderten die Sophisten eine<br />
Allgemeinbildung für Menschen<br />
mit den klassischen Fächern<br />
(artes liberales) Grammatik,<br />
Rhetorik, Dialektik, Arithmetik,<br />
Geometrie, Astronomie und<br />
Musiktheorie. Sie unterschieden<br />
bei der Bildung zwischen der<br />
Zivilisierung der Heranwachsenden<br />
(educatio) und der Kultivierung<br />
(eroditio).<br />
In allen nachfolgenden Bildungsepochen<br />
wurde Bildung<br />
verstanden als wechselwirkend<br />
zwischen dem werdenden Ich<br />
und der sich zu erschließenden<br />
Welt. Der Horizont sollte sich<br />
beim Erziehungsprozess erweitern,<br />
der Mensch werde mit<br />
ansteigender Qualität immer<br />
reflektierter und distanzierter.<br />
Individuelles Leben und umgebende<br />
Welt sollten als Ganzes<br />
erfahren werden können.<br />
Bildung wurde immer wieder<br />
verstanden als<br />
1. vorwegnehmend (propädeutisch)<br />
2. einordnend (kategorial)<br />
3. verstehend (hermeneutisch)<br />
und<br />
4. erschließend (apriorisch).<br />
Bis heute wird Allgemeinbildung<br />
als Grundlage für jede<br />
weiterführende Bildung verstanden.<br />
Nds. Schulgesetz §1 (2):<br />
Schulen sind alle auf Dauer<br />
eingerichteten Bildungsstätten,<br />
in denen unabhängig vom<br />
Wechsel der Lehrkräfte sowie der<br />
Schülerinnen und Schüler nach<br />
einem in sich geschlossenen<br />
Bildungsplan allgemein bildender<br />
oder berufsbildender Unterricht<br />
in einem nicht nur auf<br />
einzelne Kenntnisgebiete oder<br />
Fertigkeiten beschränkten Umfang<br />
für mindestens zwölf<br />
Schülerinnen oder Schüler und<br />
mindestens für die Dauer von<br />
sechs Monaten erteilt wird. (...)<br />
In den Schulen werden<br />
Kerncurricula und schulische<br />
Lernpläne nach Fächern und<br />
Stufen geordnet und in Lektionen<br />
vermittelt. Konsequent<br />
entwickelte Spiralcurricula für<br />
die Klassen -1 bis 10 könnten<br />
die Entwicklung einer allseits<br />
gebildeten Persönlichkeit unterstützen.<br />
Zu fordern ist, dass das<br />
Wechselverhältnis von Allgemein-<br />
und Fachbildung auf allen<br />
Stufen neu zu durchdenken und<br />
genau bestimmt werden muss.<br />
Vielseitig sollten die Potentiale<br />
der Schüler erschlossen<br />
werden, neue Fähigkeiten entwickelt<br />
und der Reichtum der<br />
Individualität ausgeschöpft werden.<br />
Dabei ist jedem klar, dass<br />
diese Intention und ihre<br />
Realisation immer wieder auseinander<br />
fallen. Schülerinnen<br />
selbst ihre Interessen äußern.<br />
Letztlich hängt ja auch unsere<br />
gewerkschaftliche Mitarbeit davon<br />
ab, was in den einzelnen<br />
Schulen läuft. Wenn wir den<br />
Laden aus pädagogischem Ethos<br />
am Laufen halten, wo er schon<br />
aus dem Ruder läuft, geben wir<br />
die Chance aus der Hand, Druck<br />
auszuüben und als gewerkschaftliche<br />
Interessenvertretung<br />
der Lehrerinnen und Lehrer ein<br />
demokratisches Bildungssystem<br />
zu schaffen, in dem auch die<br />
Arbeitsbedingungen stimmen.<br />
und Schüler lernen heute unter<br />
erschwerten Bedingungen, denn<br />
die multimediale Gesellschaft<br />
lässt eine stringente Orientierung<br />
wachsend vermissen.<br />
Doch wie ist die derzeitige<br />
Situation? Durch die Organisationserlasse<br />
werden individuelle<br />
Förderung und Binnendifferenzierung<br />
erschwert. Das Lernangebot<br />
gemessen an den Ansprüchen<br />
der Allgemeinbildung ist<br />
unerträglich reduziert. Berufsorientierung<br />
und Berufsbildung<br />
werden in unzulässiger Art und<br />
Weise schon ab Klasse 8<br />
vermischt. Praktische Unterrichtsformen<br />
werden der Schule<br />
genommen. Stattdessen sollen<br />
mit der Willkürlichkeit der<br />
Praxistage und Kooperationen<br />
mit den BBSen das BGJ von<br />
Klasse 10 in die Klassen 8 und 9<br />
herunter gebrochen. Schon<br />
Dewey bemerkte 1920, dass es<br />
nicht die Aufgabe der allgemein<br />
bildenden Schule sein kann,<br />
Berufsfestlegungen vorzeitig zu<br />
exekutieren. Schule habe herauszufinden,<br />
ob ein Schüler<br />
grundlegende berufliche Fähigkeiten<br />
und Kenntnisse hat, um<br />
ihn in der Schulausgangssituation<br />
vernünftig beraten zu<br />
können. Dafür bedarf es aber der<br />
vormals selbstverständlichen<br />
Lehrgänge bis Klasse 9 bzw. 10.<br />
Und dafür braucht Schule<br />
Hasso Rosenthal<br />
Vorsitzender des<br />
OV-Rheiderland<br />
der Gewerkschaft<br />
Erziehung und<br />
Wissenschaft<br />
Distelstr. 5<br />
26826 Weener
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
10<br />
stabile, zuverlässige Rahmenbedingungen.<br />
Doch durch die<br />
ständigen Reformen mit ihrer<br />
latenten Instabilität wird eine<br />
dauerhafte Entwicklung des<br />
Schulwesens erschwert.<br />
Dazu kommen Kerncurricula,<br />
die in vielen Fächern vom<br />
Allgemeinbildungsanspruch weit<br />
entfernt sind. Da kommen im<br />
Fach Geographie Erdteile nicht<br />
mehr vor, kategoriale Weltkunde<br />
ist nicht vorgesehen. In Geschichte<br />
wird episodenhaft Lückenbildung<br />
vermittelt. Verstehende<br />
Gänge durch die Epochen<br />
existierend nicht. In Politik fehlt<br />
die Institutionenkunde, die die<br />
Grundlage für eine vorwegnehmende<br />
demokratische Grundbildung<br />
darstellt. Deutsch lässt<br />
stringent erschließende literarische,<br />
sprachliche, grammatikalische<br />
Kerncurricula vermissen.<br />
„Lernen gilt als uncool“<br />
Dieses Zitat stammt aus der<br />
SPIEGEL-Titelgeschichte<br />
1/13 „OH, MANN! – Das starke<br />
Geschlecht sucht seine neue<br />
Rolle.“ Sie beginnt so: „Männerdämmerung<br />
– Ist das männliche<br />
Geschlecht vom gesellschaftlichen<br />
Wandel überfordert? Jungen<br />
versagen in der Schule,<br />
Männer verlieren ihren Job,<br />
Kinder wachsen ohne Vater<br />
auf...“ Nun das Zitat in einem<br />
Gespräch mit der Autorin<br />
Hanna Rosin:<br />
Diese Liste läst sich beliebig<br />
erweitern. „(...) die Kenntnisse,<br />
die wir zur Erhaltung und<br />
Förderung unseres Daseins brauchen,<br />
und die Gehalte, die unser<br />
Leben bestimmen, bieten sich<br />
heute außerhalb der Schule<br />
immer weniger fasslich und<br />
geordnet dar“ (Richtlinien für<br />
die Volksschule 1957).<br />
Doch genau von dieser<br />
helfenden Orientierung entfernt<br />
sich unser Schulsystem immer<br />
mehr in Richtung einer libertären<br />
Beliebigkeit. Die derzeitigen<br />
Curricula bieten das Gegenteil,<br />
sie zerfasern den Bildungskanon<br />
in Niedersachsen immer mehr.<br />
Dem geht einher eine bedenkliche<br />
Verflachung der Unterrichtsmaterialien,<br />
da sich die Schulbuchverlage<br />
eben diesen Kerncurricula<br />
anpassen.<br />
Andererseits wird mit dem<br />
SPIEGEL: ... Haben Sie eine<br />
Erklärung dafür gefunden, warum<br />
so viele junge Männer<br />
Probleme in der Schule haben<br />
und ihre Ausbildung frühzeitig<br />
abbrechen?<br />
Rosin: Die oft gehörte Behauptung,<br />
es liege an der Überzahl<br />
von Lehrerinnen, halte ich für<br />
Unsinn. Erste Klagen über die<br />
Verweiblichung der Schule ertönten<br />
schon zu Beginn des 20.<br />
Jahrhunderts, lange bevor die<br />
Schulgesetz in der Fassung von<br />
2007 der Grundsatz des Vertrauens<br />
in die Arbeit der Schulen<br />
ersetzt durch eine umfassende<br />
Kontrolle der Arbeit. Outputsteuerung<br />
durch Kennziffern<br />
sollen Leistungsvergleiche ohne<br />
Berücksichtigung der spezifischen<br />
Gegebenheiten einer<br />
Schule ohne Berücksichtigung<br />
der individuellen Gegebenheiten<br />
der Schülerinnen und<br />
Schüler konstituieren. Die Hierarchisierung<br />
in den so genannten<br />
eigenständigen Schulen mit<br />
ihrer Angst- und Druckpyramide<br />
tun ein Übriges.<br />
Propädeutische, kategoriale,<br />
hermeneutische und apriorische<br />
Allgemeinbildung sind auf dem<br />
Rückmarsch. Es ist nicht zu<br />
begreifen, warum diese Ziele<br />
immer mehr aufgegeben werden.<br />
Dem gilt es aber auf jeden Fall<br />
entgegen zu wirken.<br />
08.01.2013<br />
GEW gewinnt über 3.000 Mitglieder<br />
Frankfurt a.M. – Allen Diskussionen<br />
über die schwindende<br />
Bindungskraft von Großorganisationen<br />
zum Trotz: Die<br />
Gewerkschaft Erziehung und<br />
Wissenschaft (GEW) hat 2012<br />
per Saldo über 3.000 Mitglieder<br />
gewonnen. Das entspricht einem<br />
Plus von 1,3 Prozent. Sie<br />
verzeichnet damit bereits seit<br />
fünf Jahren stetig Zuwächse und<br />
Probleme der Jungs begannen.<br />
Mein Eindruck ist, dass wir es<br />
hier mit einem kulturellen<br />
Phänomen zu tun haben: Unter<br />
Jungs gilt es einfach als<br />
uncool und mädchenhaft, in<br />
der Schule aufzupassen,<br />
Hausaufgaben zu machen<br />
und zu lernen. Hinzu kommt<br />
die Flut von Ablenkungen,<br />
etwa durch Computerspiele,<br />
die Jungs tendenziell stärker<br />
ansprechen als Mädchen....“<br />
Bildungsgewerkschaft verzeichnet seit fünf Jahren stetig Zuwachs auf jetzt gut 266.500 Mitglieder<br />
hat in dieser Zeit um fast 20.000<br />
Mitglieder zugelegt. Die Bildungsgewerkschaft<br />
hat jetzt gut<br />
266.500 Mitglieder (Stand: 31.<br />
Dezember 2012). „Wir ernten<br />
die Früchte der Mitgliederoffensive,<br />
für die der Gewerkschaftstag<br />
2005 den Startschuss gegeben<br />
hat. Zudem haben wir in den<br />
Tarifauseinandersetzungen unser<br />
Augenmerk verstärkt darauf<br />
gelegt, Beschäftigte aus dem<br />
Bildungsbereich für die GEW zu<br />
gewinnen. Wir freuen uns, dass<br />
sehr viele junge Pädagoginnen<br />
und Pädagogen in die Bildungsgewerkschaft<br />
eintreten. Deshalb<br />
können wir in diesem Jahr<br />
selbstbewusst in unseren Gewerkschaftstag<br />
gehen“, sagte<br />
GEW-Vorsitzender Ulrich Thöne.<br />
Rund 70 Prozent der GEW-<br />
Mitglieder sind Frauen.
11 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />
150 Jahre Interessenvertretung der<br />
Pädagoginnen und Pädagogen in Ostfriesland<br />
Antrag an den GEW BV Weser - Ems durch KV EMDEN, MV vom 10.10.2012<br />
Die Kreisverbände Emden,<br />
Aurich, Norden, Leer und<br />
Wittmund führen gemeinsam<br />
mit dem Arbeitskreis Schulgeschichte<br />
/ GEW Stiftung<br />
Schulgeschichte und dem Schulmuseum<br />
Folmhusen zum Schuljahresende<br />
2012/13 /Schuljahresbeginn<br />
2013/14 Veranstaltungen<br />
durch, die der Erinnerung<br />
an die Gründung des<br />
Ostfriesischen Lehrervereins gewidmet<br />
sind.<br />
Begründung:<br />
> Der Ostfriesische Lehrerverein<br />
wurde am 25. Juli 1863<br />
gegründet. Der 150. Jahrestag<br />
sollte zum Anlass genommen<br />
werden, mit öffentlichkeitswirksamen<br />
Veranstaltungen<br />
auf den Ursprung und die<br />
Zielsetzungen der Interessengemeinschaft<br />
der pädagogischen<br />
Wirkenden der Region<br />
aufmerksam zu machen.<br />
> Es gilt, das Geschichtsbewusstsein<br />
aller in Schule und<br />
Erziehung Wirkenden zu<br />
stärken, um die gemeinschaftliche<br />
Arbeit zu fördern.<br />
Identifikation mit dem Beruf<br />
muss auch eine Identifikation<br />
mit der Gemeinschaft sein.<br />
> Zur Geschichte:<br />
Es gab Vorläufer der Interessenvertretung<br />
zu Beginn des 19.<br />
Jahrhunderts, die sich aus der<br />
Organisationsstruktur der Lehrerkonferenzen<br />
ergaben. Lehrkräfte<br />
trafen sich regelmäßig, um<br />
Angelegenheiten der Schule zu<br />
besprechen und Fortbildung zu<br />
betreiben.<br />
Die Konferenzen organisierten<br />
so genannte „Lehrerfeste“,<br />
gründeten eine Witwen- und<br />
Waisenkasse, bildeten „Lesevereine“.<br />
Die erste politisch argumentierende<br />
Gemeinschaft, der „Ostfriesische<br />
Provinzial-Lehrerverein“,<br />
entstand 1846 auf dem<br />
Hintergrund der Gründungsbestrebungen<br />
H.J. Sundermanns.<br />
Eine übergreifende Organisation<br />
wurde aber nicht erreicht.<br />
1861 erschien das Ostfriesische<br />
Schulblatt. In der Juniausgabe<br />
1863 stellte Arend Smidt<br />
neue Statuten für einen Lehrerverein<br />
zur Diskussion, und am<br />
25. Juli 1863 gründete die in<br />
Heisfelde tagende Lehrerversammlung<br />
den Ostfriesischen<br />
Lehrerverein (OLV). Dieser<br />
Verein stellte die Interessenvertretung<br />
auf eine feste Basis. Er<br />
arbeitete erfolgreich – bis zur<br />
Machtübernahme durch die<br />
Nazis. Die Gleichschaltung 1933<br />
brachte die Arbeit zum Erliegen.<br />
1946 wurde die Gründung<br />
von Lehrervereinen durch die<br />
Militärregierung ermöglicht. Es<br />
bildeten sich die Kreislehrervereine<br />
Emden, Leer, Aurich,<br />
Norden, Wittmund und Rheiderland.<br />
Die Neugründung der<br />
regionalen Interessenvertretung<br />
unter der Bezeichnung „Bezirkslehrerverein<br />
Ostfriesland“<br />
(BLO) kam1949 zustande. In der<br />
Satzung von 1949 wurde die<br />
gewerkschaftliche Orientierung<br />
betont: „Er (der BLO) ist ein Glied<br />
des Lehrerverbandes Niedersachsen<br />
(LVN) und des Allgemeinen<br />
Deutschen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes<br />
(ADLLV.).“<br />
Durch die Umstrukturierung<br />
in der organisierten gewerkschaftlichen<br />
Arbeit 1969 änderte<br />
der OLV die Bezeichnung: „§ 1.<br />
Der Ostfriesische Lehrerverein ist<br />
der Bezirksverband Aurich der<br />
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft<br />
(GEW). Er umfasst das<br />
Gebiet des Regierungsbezirks Aurich.“<br />
Mit Auflösung des Regierungsbezirkes<br />
Aurich 1979 entwickelte<br />
auch die GEW eine neue<br />
Form der Regionalvertretung,<br />
die mit einer Vereinigungsversammlung<br />
besiegelt wurde. Der<br />
Bezirk Weser-Ems entstand. Die<br />
neue Satzung von 1979 erklärte<br />
abschließend: „Satzung und Geschäftsordnung<br />
des Bezirksverbandes<br />
Weser-Ems traten mit der<br />
Annahme durch die Vereinigungsversammlung<br />
der drei Altbezirke<br />
Aurich, Oldenburg und Osnabrück<br />
am 9.2.1979 in Kraft“<br />
Wer hat Interesse an folgenden Zeitschriften – auch Schulen,<br />
Bibliotheken etc.:<br />
· GEO: ab der 1. Nummer (10/76 bis 12/12)<br />
· Englisch: fortlaufend komplette Jahrgänge mit Folien<br />
· National Geographic: amerikanische Ausgabe 1/77 – 12/79<br />
Bei Interesse bitte Fridolin Haars anrufen (04461/5123) oder mailen:<br />
frimawa@gmx.de
Zusammengestellt<br />
von<br />
Michael<br />
Strohschein<br />
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
Berufsorientierung im Spannungsfeld<br />
zwischen Bildungsauftrag, Finanzen und<br />
Schulsystem<br />
1. Rückblick:<br />
Der vermeintliche Gegensatz<br />
zwischen schulischer Bildungswelt<br />
und profaner<br />
Arbeitswelt löst sich zunehmend<br />
auf. Dem wird die<br />
gegliederte<br />
nicht<br />
Schulstruktur<br />
gerecht.<br />
Die Frage, ob „die<br />
Bildung der Hand“<br />
auch eine „Bildung<br />
des Geistes“ ist,<br />
wird in Deutschland<br />
im Gegensatz zu<br />
anderen Bildungsnationen<br />
immer noch<br />
in viel zu starkem<br />
Maße als Gegensatz<br />
zwischen „humanistischer<br />
Bildung“ und<br />
„Ausbildung“ v erstanden.<br />
Die Diskrepanz zwischen<br />
schulischer Bildungswelt<br />
und profaner Arbeitswelt spiegelt<br />
sich in der gegliederten<br />
Schulstruktur. Diese wird durch<br />
die neue „Oberschule“ in<br />
Niedersachsen eher verschärft als<br />
verringert. Auf der Reichsschulkonferenz<br />
1920 wurde nicht nur<br />
die allgemeine, öffentliche vierjährige<br />
Grundschule beschlossen,<br />
sondern auch die „Arbeitsschule“<br />
als Abgrenzung von der<br />
obrigkeitsorientierten wilhelminischen<br />
Buch- und Paukschule<br />
in die Diskussion gebracht.<br />
2. Definition und<br />
Gliederung des<br />
Schulwesens :<br />
Berufsorientierung, Berufsvorbereitung<br />
und Arbeitsweltorientierung<br />
unterscheiden<br />
sich und dienen<br />
der Lebensplanung .<br />
Berufsorientierung ist ein Prozess,<br />
der die Jugendlichen dazu<br />
befähigen soll, sich für Ausbildungsberufe<br />
zu entscheiden, die<br />
ihren Interessen und Kompetenzen<br />
entsprechen und ihnen<br />
einen Einblick in diese Berufe<br />
gewährt. Berufsorientierung ist<br />
von der Berufsvorbereitung zu<br />
trennen, die ein primäres<br />
Lernziel der berufsbildenden<br />
Schule ist. Berufsorientierung ist<br />
Teil der Arbeitsweltorientierung.<br />
Arbeitsweltorientierung<br />
organisiert Einblicke in das<br />
Erwerbsleben und vermittelt die<br />
dazu notwendigen Schlüsselqualifikationen.<br />
Berufsorientierung<br />
und Arbeitsweltorientierung<br />
sind Teil der Lebensplanung.<br />
Nach § 5 (2) NSchG gliedert sich<br />
das Schulwesen in allgemein<br />
bildende und berufsbildende<br />
Schulen. Nach der Änderung des<br />
Schulgesetzes ist z.B. die Frage:<br />
„Ist die Hauptschule noch<br />
allgemein bildend“ nicht mehr<br />
definitionsgenau zu beantworten.<br />
3. Gesellschaftliche<br />
Entwicklung /<br />
Schülerinnen und Schüler:<br />
In der sich rasant entwickelnden<br />
Arbeitswelt benötigen<br />
z.T. noch heftig<br />
pubertierende Jugendliche<br />
individuelle Orientierung<br />
und Hilfestellung.<br />
Berufs- und Arbeitsweltorientierung<br />
in der Pädagogik sind<br />
immer auch ein Spiegel der<br />
gesellschaftlichen, wirtschaftlichen<br />
und politischen Entwicklung.<br />
Zum Beispiel haben die<br />
zunehmende Prekarisierung fester<br />
Arbeitsverhältnisse, das<br />
Auseinanderklaffen der Schere<br />
zwischen Armut und Reichtum<br />
und die „digitale Revolution“<br />
mit ihren Möglichkeiten und<br />
Gefahren direkten Einfluss auf<br />
die Motivation und die Möglichkeit<br />
Jugendlicher, in der<br />
Arbeitswelt Fuß zu fassen. In der<br />
sich zunehmend unüberschaubar<br />
entwickelnden Arbeitswelt<br />
benötigen z.T. noch heftig<br />
12<br />
pubertierende Jugendliche individuelle<br />
Orientierung und Hilfestellung.<br />
Der Übergang von der<br />
Schule in die Berufsbildung bzw.<br />
in den Beruf ist eine zentrale<br />
Weichenstellung im Bildungsund<br />
Lebensweg aller Jugendlichen.<br />
Sozial- und bildungsbenachteiligte<br />
Jugendliche – insbesondere<br />
solche mit Migrationshintergrund<br />
– erhalten oftmals<br />
keine ausreichende familiäre<br />
Unterstützung auf dem Weg ins<br />
Berufsleben. Auch im positiven<br />
Fall ist die Unterstützung auf<br />
den Erfahrungshintergrund der<br />
Eltern beschränkt. Die veränderten<br />
Mediengewohnheiten führen<br />
dazu, dass wichtige vorberufliche<br />
Erfahrungen (Spielen mit<br />
Freunden ohne Mediennutzung,<br />
fehlende Entwicklung praktischer<br />
Fähigkeiten) fehlen. Gerade<br />
deshalb sind in der Schule<br />
„praktische“ Fächer wie Hauswirtschaft,<br />
Kunst, Musik, Technik,<br />
Textil oder Werken für eine<br />
Entwicklung in diesem Bereich<br />
besonders wichtig. Für viele<br />
„schulmüde“ Schülerinnen und<br />
Schüler ist aber auch die<br />
Verbindung von Schule und<br />
Arbeitswelt bedeutsam, da für sie<br />
durch den Bezug zum „realen“<br />
Erwerbsleben ein großer Motivationsschub<br />
für die Lebensplanung<br />
erfolgen kann.<br />
4. Berufsorientierung /<br />
Berufsbildung /<br />
Fachbereich Arbeit ,<br />
Technik, Wirtschaft<br />
(AWT) :<br />
Die neuen Grundsatzerlasse<br />
zur jeweiligen Arbeit in<br />
der HS/RS und Oberschule<br />
vermischen die Berufsorientierung<br />
mit der Berufsbildung<br />
bei gleichzeitiger<br />
Vernachlässigung der Allgemeinbildung.<br />
Mit der verpflichtenden inhaltli-
13 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />
chen Verzahnung von allgemeiner<br />
und beruflicher Bildung in<br />
der Hauptschule, der Realschule<br />
und der Oberschule steuert die<br />
Landesregierung in Sachen Berufsorientierung<br />
um. Nicht mehr<br />
die Praxistage im Betrieb und das<br />
Betriebspraktikum, sondern die<br />
berufsbildende Beschulung in<br />
der BBS werden per Erlass ins<br />
Zentrum gestellt. Der Verzicht<br />
auf die verpflichtende Einführung<br />
des 10. Schuljahres in der<br />
Hauptschule ist mit den neuen<br />
berufsbildenden Anforderungen<br />
für die Jahrgänge 9 und 10 nicht<br />
in Einklang zu bringen. Der<br />
Grundsatzerlass zur Hauptschule<br />
erschwert dadurch individuelle<br />
Förderung und Binnendifferenzierung<br />
und reduziert das<br />
Lernangebot gemessen an den<br />
Ansprüchen der Allgemeinbildung<br />
auf ein unerträglich<br />
geringes Maß. Das bekannte<br />
Hauptschulparadox - „Warum<br />
sollen sich Schülerinnen und<br />
Schüler immer mehr anstrengen<br />
für Abschlüsse, die immer<br />
weniger wert sind?“ - wird durch<br />
diesen Erlass nicht aufgehoben.<br />
Auch der Grundsatzerlass zur<br />
Arbeit in der Oberschule und<br />
zur Arbeit in der Realschule<br />
vermischt die Berufsorientierung<br />
mit der Berufsbildung bei<br />
gleichzeitiger Vernachlässigung<br />
der Allgemeinbildung. Die<br />
Hauptschulen haben seit fast 40<br />
Jahren gute Arbeit beim Berufswahlunterricht<br />
in Kooperation<br />
mit der Berufsberatung der<br />
Agentur für Arbeit im Bereich<br />
AWT geleistet. Wenn jetzt dem<br />
Fachbereich AWT mit dem<br />
neuen Kerncurriculum Wirtschaft<br />
die Verantwortung für den<br />
Berufswahlunterricht genommen<br />
wird, wird ein Bruch mit diesem<br />
lange entwickelten, stark mit den<br />
umliegenden Betrieben vernetzten<br />
Erfahrungsschatz billigend<br />
in Kauf genommen. Stattdessen<br />
müssten die Schulen sehr viel<br />
stärker in ihrer Förderarbeit<br />
unterstützt werden. Dazu bedarf<br />
es sachlicher und personeller<br />
Mittel, auf die man sich verlassen<br />
kann. Derzeit gibt es viele<br />
Projekte, die durch ihre Instabilität<br />
eine dauerhafte Entwicklung<br />
erschweren.<br />
5. Finanzen und<br />
unterstützende<br />
Kooperation :<br />
Regionale Ungleichgewichte<br />
nach Kassenlage sind zu<br />
vermeiden.<br />
Das Kompetenzfeststellungsverfahren<br />
in der Hauptschule wurde<br />
bisher aufwändig extern durchgeführt<br />
und teilweise von der<br />
Bundesagentur für Arbeit (BA)<br />
finanziert. Dasselbe gilt für die<br />
ehemaligen „drop out“ bzw.<br />
AQB (Arbeit, Qualifizierung,<br />
Bildung) Klassen. Nach der<br />
Reduzierung der Finanzierung<br />
durch die BA bzw. dem<br />
Auslaufen dieser Klassen sollen<br />
die Schulen dieselben Aufgaben<br />
nun mit weitgehend „bordeigenen“<br />
Mitteln übernehmen oder<br />
für diese bzw. andere Aufgaben<br />
neue Kostenträger akquirieren.<br />
Dies bedeutet aber in der<br />
Konsequenz eine Pädagogik<br />
nach Kassenlage, Gelegenheit<br />
und Region. Wolfsburg ist nicht<br />
Westoverledingen. Eine unterstützende<br />
Kooperation, die einen<br />
stetigen Praxisbezug beinhaltet,<br />
wie z.B. durch Berufspatenmodelle,<br />
Zusammenarbeit<br />
mit örtlichen Betrieben, der<br />
Berufsberatung der BA und den<br />
berufsbildenden Schulen, ist zu<br />
begrüßen. Die „Schule des<br />
individuellen Förderns“ muss<br />
aber durch genügend staatliche<br />
Mittel finanziert werden. Regionale<br />
Ungleichgewichte nach<br />
Kassenlage sind zu vermeiden.<br />
6. „Hürden“ durch das<br />
System:<br />
Schulformspezifische Curricula<br />
in der Oberschule<br />
stehen im Widerspruch zur<br />
individuellen Persönlichkeitsentwicklung<br />
sowie zur<br />
Bildungsbeteiligung im<br />
ländlichen Raum. Berufsorientierung<br />
muss wieder<br />
verbindlich dem Fachbereich<br />
Wirtschaft zugeordnet<br />
werden.<br />
Die verstärkte Zusammenarbeit<br />
von Haupt- und Realschulen in<br />
der neuen Oberschule soll vor<br />
dem Hintergrund zurückgehender<br />
Schülerzahlen und zunehmend<br />
schwindender Akzeptanz<br />
der Hauptschule das gegliederte<br />
regionale Bildungsangebot aufrechterhalten.<br />
Gleichwohl können<br />
gemeinsame Klassen mit<br />
besonderen Differenzierungsmodellen<br />
errichtet werden. Der<br />
Unterricht in solchen Klassen ist<br />
auf der Grundlage der schulformspezifischen<br />
Kerncurricula,<br />
z.B. im Bereich der Berufsorientierung<br />
zu erteilen. Wenn man<br />
die Aufgaben und Ziele von<br />
Haupt- und Realschule vergleicht,<br />
dann sind nicht alleine<br />
die verschiedenen Kerncurricula<br />
zu berücksichtigen, sondern<br />
auch der sich deutlich unterscheidende<br />
Bildungsauftrag.<br />
Während sich die Lehr- und<br />
Lernmethoden für die Hauptschülerinnen<br />
und Hauptschüler<br />
vorrangig an lebensnahen Sachverhalten<br />
und den Anforderungen<br />
einer Berufstätigkeit auszurichten<br />
haben, also an einem<br />
ökonomischen Zwecken orientierten<br />
Bildungskonzept orientiert<br />
sind, soll Realschülerinnen<br />
und Realschülern auch der<br />
Kanon der humanistischen<br />
Allgemeinbildung mit auf den<br />
Weg gegeben werden. Pädagogische<br />
Überlegungen scheinen,<br />
wenn überhaupt, nur eine<br />
nachgeordnete Rolle zu spielen.<br />
Berufsorientierung muss verbindlich<br />
dem Fachbereich Wirtschaft<br />
wieder zugeordnet werden.<br />
Nur so ist die weitere erfolgreiche<br />
Nutzung der Netzwerke<br />
zwischen Schulen, BBS und<br />
Betrieben möglich. Bei der<br />
Berufsorientierung geht es aber<br />
nicht nur um Kompetenzerwerb,<br />
sondern auch um die Persönlichkeitsentwicklung<br />
der Jugendlichen.<br />
Es ist also etwas sehr<br />
Individuelles.<br />
7. Abschlüsse und<br />
Qualifikationsnachweise :<br />
Jeder Schülerin und jedem<br />
Schüler ist ein dem<br />
Ergebnis der individuellen<br />
Berufsorientierung entsprechendes<br />
Angebot zur Berufsausbildung<br />
zu machen.<br />
Schulische und berufliche<br />
Leistungen müssen gleich-
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
wertig sein.<br />
Es gibt eine gute Berufsberatung,<br />
die muss regional „gerettet“<br />
werden, denn sie ist mit den<br />
Zentralisierungen der Agentur<br />
für Arbeit in Gefahr.<br />
Primäres Ziel eines Übergangsmanagements<br />
zwischen Schule<br />
und Beruf ist die originäre<br />
betriebliche Berufsausbildung<br />
für möglichst viele Jugendliche.<br />
Schülerinnen und Schüler, die<br />
keinen betrieblichen Ausbildungsplatz<br />
erhalten, beginnen<br />
ihre Berufsausbildung in der<br />
berufsbildenden Schule in Kooperation<br />
mit betrieblichen<br />
Ausbildungspartnern. Dabei ist<br />
für jeden Schüler und jeder<br />
Schülerin ein dem Ergebnis der<br />
individuellen Berufsorientierung<br />
entsprechendes Angebot zu<br />
machen. Nicht vorrangig der<br />
Schulabschluss, sondern die<br />
Ergebnisse der Berufsorientierung<br />
in der allgemein bildenden<br />
Schule muss primäres Entscheidungsargument<br />
für die Aufnahme<br />
in einen Bildungsgang sein.<br />
Bei Kapazitätsengpässen muss<br />
eine Lösung mit den betroffenen<br />
Schülerinnen und Schülern<br />
gefunden werden, die deren<br />
Berufswahlentscheidung berücksichtigt.<br />
Qualifikationsnachweise<br />
und Abschlüsse zwischen schulischen<br />
und beruflichen Leistungen<br />
müssen auch gleichwertig im<br />
Rahmen des kommendes Europäischen<br />
Qualitätsrahmens<br />
(EQR) und des Deutschen<br />
Qualitätsrahmens (DQR) anrechenbar<br />
sein.<br />
8. Forderungen:<br />
Berufsorientierung und Arbeitsweltorientierung<br />
dienen<br />
der Lebensplanung und sind<br />
ein individueller Prozess.<br />
Das Recht auf Berufsausbildung<br />
ist ein individuelles<br />
Recht.<br />
- Jeder Schülerin und jedem<br />
Schüler ist das Recht auf eine<br />
Berufsausbildung zu gewährleisten.<br />
- Spätestens in der achten Klasse<br />
aller Schulformen beginnt eine<br />
nachhaltige Berufs- und Arbeitsweltorientierung<br />
mit dem<br />
Ziel die Schülerinnen und<br />
Schüler zu befähigen eine<br />
ihren Neigungen und Begabungen<br />
entsprechende Berufswahl<br />
zu treffen bzw. ein<br />
Studium zu beginnen. Die<br />
Jugendlichen werden über den<br />
gesamten Prozess von für<br />
Berufsorientierung geschulten<br />
Lehrkräften intensiv begleitet.<br />
Dieser Prozess wird dokumentiert<br />
und ist so gestaltet, dass<br />
der Anschluss an das jeweils<br />
folgende Bildungssystem gewährleistet<br />
ist.<br />
- Berufsbildung in Zusammenarbeit<br />
von allgemein bildender<br />
und berufsbildender Schule<br />
zum Beispiel in Form des<br />
„Neustädter Modells“ lehnt die<br />
GEW ab. Eine fundierte<br />
Berufswahl kann nicht im<br />
Rahmen von Berufsorientierung<br />
schon im achten Schuljahr<br />
getroffen werden. Berufsbildung<br />
ist im Gegensatz zur<br />
Berufsorientierung nicht Aufgabe<br />
der allgemein bildenden<br />
Schule und ist unter den<br />
gegebenen Bedingungen nur<br />
zu Lasten anderer wichtiger<br />
Bildungsbereiche möglich.<br />
- Für Schülerinnen und Schüler<br />
mit noch vorhandenen Defiziten<br />
werden in den berufsbildenden<br />
Schulen Maßnahmen<br />
zur Förderung als Ausbildungsvorbereitung<br />
angeboten. Diese<br />
Ausbildungsvorbereitung<br />
knüpft an die Berufsorientierung<br />
an, greift die erstellte<br />
Berufswegeplanung auf und<br />
setzt die Arbeit daran nach<br />
individuellem Entwicklungsbedarf<br />
gezielt fort. Ziel aller<br />
Maßnahmen ist die möglichst<br />
rasche Eingliederung in die<br />
betriebliche Ausbildung.<br />
- Die individuelle Förderung in<br />
allen Schulformen und Schulbereichen<br />
bedarf einer genügenden<br />
finanziellen, personellen<br />
und zeitlichen Ausstattung<br />
durch staatliche Mittel. Dabei<br />
sind z.B. sowohl die Zeiten für<br />
die Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern,<br />
als auch<br />
Mittel für Schulsozialarbeit zu<br />
berücksichtigen.<br />
- Die Belastungen in den<br />
Kollegien ist in den letzten<br />
Jahren über ein erträgliches<br />
14<br />
Maß angestiegen. Alle beteiligten<br />
Verbände müssen darauf<br />
hinwirken, das Bildungssystem<br />
in ruhigeres Fahrwasser zu<br />
geleiten.<br />
- Allgemeinbildung muss oberste<br />
Priorität haben.<br />
- Alltagstauglichkeit muss wieder<br />
Maßstab werden.<br />
- Die Kooperation in einem<br />
regional überschaubaren Raum<br />
(früher gab es z.B. in den<br />
Landkreisen regelmäßig Treffen<br />
der FB Leiter und dann auch<br />
mit den Vertretern der Verbände<br />
und der berufsbildenden<br />
Schulen) muss verankert werden.<br />
9. Ausblick :<br />
Humanistische Bildung<br />
und Arbeitswelt sind kein<br />
Gegensatz. Berufsorientierung,<br />
Arbeitsweltorientierung<br />
und Lebensplanung<br />
finden am besten in<br />
Integrierten Gesamtschulen<br />
statt.<br />
Humanistische Bildung und<br />
Ausbildung sind kein Gegensatz.<br />
Deshalb setzt sich die GEW<br />
und der DGB grundsätzlich für<br />
eine möglichst lange gemeinsame<br />
Bildung und Erziehung der<br />
Schülerinnen und Schüler ein,<br />
die am besten in Integrierten<br />
Gesamtschulen geschieht. Integrierte<br />
Gesamtschulen bieten vor<br />
Ort ein vollständiges Bildungsangebot,<br />
sortieren Schülerinnen<br />
und Schüler nicht aus und<br />
vermitteln den Zugang zu allen<br />
beruflichen und schulischen<br />
Abschlüssen. Sie halten für alle<br />
Kinder und Jugendliche alle<br />
Bildungswege offen. Weil Berufsorientierung<br />
etwas sehr Individuelles<br />
ist und eng mit der<br />
Lebensplanung zusammenhängt,<br />
darf der soziale und<br />
personelle Zusammenhang mit<br />
der unmittelbaren Umgebung<br />
der Jugendlichen nicht außer<br />
Acht gelassen werden. Das<br />
Konzept der GEW mit der<br />
Ausbildung von Schlüsselqualifikationen<br />
und Persönlichkeitsbildung<br />
bei gleichwertiger Berufswegeplanung<br />
und Ausbildungsvorbereitung<br />
trägt dem<br />
Rechnung.
15 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />
Gewerkschaft<br />
Erziehung und Wissenschaft<br />
Bezirksverband Weser-Ems<br />
in Zusammenarbeit mit<br />
PROGRAMM<br />
Ostfriesische Hochschultage 2013<br />
Die Lust am Lernen und Denken<br />
Inhaltliche Gestaltung: UNIVERSITÄT OSNABRÜCK<br />
7. und 8. März 2013<br />
Europahaus Aurich<br />
ÖFFENTLICHE VERANSTALTUNG<br />
Donnerstag, 7. März, 19.30 Uhr<br />
im Europahaus (Von-Jhering-Straße 33, Plenarraum)<br />
Festvortrag: Prof. Dr. Ulrike Graf<br />
„Die Bäume sind Natur“ - „Aber die Allee nicht“<br />
Wie eignen Kinder sich die Welt an?<br />
„Bildungspolitik in Niedersachsen“<br />
Statements und Diskussion mit Stefan Störmer, GEW Weser-Ems<br />
Musikalische Beiträge von „Teacher’s“ Ende der Veranstaltung gegen 22.00 Uhr<br />
Einführung in das Tagungsthema:<br />
Donnerstag, 07.03.2013, 9.00 Uhr, Wdhlg. Freitag, 08.03.2013, 9.00 Uhr<br />
Lernqualität – entdecken, verstehen, verbessern (Prof. Dr. Ingrid Kunze)<br />
Leitung der Veranstaltung: Jürgen Richter
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
16<br />
Veranstaltungsblock I<br />
Donnerstag, 7. März 2013, 9.00 - 9.45 Uhr<br />
(V 1 Do) Die Lust am Denken und Lernen wecken und<br />
wach halten (Prof. Dr. Ingrid Kunze)<br />
Denken und Lernen werden häufig zuerst mit Anstrengung und Mühe in<br />
Verbindung gebracht. Viel Aufmerksamkeit ist derzeit darauf gerichtet, wie man<br />
Leistung und Leistungsfähigkeit messen und gezielt steigern kann. Darüber sollte<br />
nicht vergessen werden, welche produktive Kraft in der kindlichen Neugier steckt,<br />
in der unbändigen Lust am Entdecken und an kreativer Tätigkeit, in der Erfahrung,<br />
ein Problem gelöst zu haben und mehr zu können.<br />
Der Vortrag führt in die Facetten des Tagungsthemas ein und plädiert für eine<br />
Didaktik der produktiven Überforderung.<br />
(V 1 Fr) Die Lust am Denken und Lernen wecken und<br />
wach halten (Prof. Dr. Ingrid Kunze)<br />
Denken und Lernen werden häufig zuerst mit Anstrengung und Mühe in<br />
Verbindung gebracht. Viel Aufmerksamkeit ist derzeit darauf gerichtet, wie man<br />
Leistung und Leistungsfähigkeit messen und gezielt steigern kann. Darüber sollte<br />
nicht vergessen werden, welche produktive Kraft in der kindlichen Neugier steckt,<br />
in der unbändigen Lust am Entdecken und an kreativer Tätigkeit, in der Erfahrung,<br />
ein Problem gelöst zu haben und mehr zu können.<br />
Der Vortrag führt in die Facetten des Tagungsthemas ein und plädiert für eine<br />
Didaktik der produktiven Überforderung.<br />
(V 3 Fr) „Die Bäume sind Natur“ - „Aber die Allee nicht“<br />
- Wie eignen Kinder sich die Welt an?<br />
(Prof. Dr. Ulrike Graf)<br />
Kinder haben einen natürlichen Entdeckungs- und Lerndrang. Sie benötigen<br />
Workshops für Elementarbereich und Grundschule<br />
(WS 1 Do+Fr; je 180 Min: Fortsetzung 12.45 Uhr)<br />
Musik- und bewegungsorientierte Entwicklungsdiagnostik<br />
für Grundschulkinder (Bernhard Müßgens)<br />
Wie kann man Kindern im Grundschulalter helfen, sich klare und realistische<br />
Ziele zu setzen, sich selbst zu motivieren, Fehler und Ungenauigkeiten zu<br />
erkennen und mit Misserfolgen fertig zu werden? Was brauchen sie, um ihre<br />
Begabung in persönliche Entwicklung und in schulische Leistung zu übertragen?<br />
Diese als Selbstkompetenzen bezeichneten Fähigkeiten und die Diagnose<br />
individueller Entwicklungen von Kindern sind zentrale Themen der neueren<br />
Lernforschung. Der Workshop vermittelt an konkreten Tänzen und<br />
Videobeispielen aus Tanzprojekten an Osnabrücker Grundschulen die<br />
systematischen Beziehungen zwischen beobachtbaren Bewegungskategorien und<br />
zentralen Variablen der Persönlichkeitsdynamik.<br />
(WS 2 Do+Fr)<br />
Einmalig, vielfältig und dynamisch – Begabungsförderung<br />
in Elementar- und Primarpädagogik<br />
(Meike Sauerhering und Miriam Lotze)<br />
Im Niedersächsischen Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung (nifbe)<br />
wird ein breiter Begabungsbegriff vertreten und davon ausgegangen, dass jedes<br />
Kind begabt ist und dass diese Begabungen vielfältig und unterschiedlich sind. In<br />
diesem Rahmen wird zu Bedingungen und Unterstützungsmöglichkeiten<br />
geforscht, die dazu beitragen, dass alle Kinder in ihrer Begabungsentfaltung<br />
optimal gefördert werden können.<br />
In diesem Workshop werden verschiedene Begabungsmodelle mit ihren jeweils<br />
angemessenen Lern- und Lehrwegen vorgestellt.<br />
(WS 3 Do+Fr)<br />
Bewegt lernen - Bewegungserziehung im Elementarund<br />
Primarbereich (Elke Haberer)<br />
Bewegung ist der Motor des Lernens. Was heißt Bewegung überhaupt? Wie viel<br />
Bewegung braucht ein Kind? Diese Fragen und die Bedeutung der Bewegung für<br />
die Nachhaltigkeit und Wirksamkeit von Lernprozessen werden in diesem<br />
Seminar aus unterschiedlichen theoretischen Perspektiven betrachtet. Aus der<br />
Forschung werden Ergebnisse zu den Zusammenhängen und Wirkmechanismen<br />
Freitag, 8. März 2013, 9.00 - 9.45 Uhr<br />
(V 2 Do) Geschriebene Sprache - schwere Sprache. Warum<br />
sich Lese- und Rechtschreibkompetenz nicht von<br />
selbst einstellen (Prof. Dr. Christina Noack)<br />
Anders als in der Mathematik wird eine strukturierte Anweisung von<br />
Grundschülern im Schriftunterricht i.d.R. als zu wenig kindgerecht abgelehnt und<br />
Versuche, aktuelle Ansätze der Schrifterwerbsforschung im Schulunterricht<br />
umzusetzen, scheitern meist. Gleichzeitig wird häufig davon ausgegangen, dass<br />
das Lesen- und Schreibenlernen schwer steuerbar sei und vielmehr von den<br />
Kindern durch innere Regelbildung eigenaktiv geleistet werde.<br />
Im Vortrag werden die Probleme derjenigen Schüler/innen analysiert, die bei der<br />
Schriftaneignung wenig erfolgreich sind, und gleichzeitig Wege zu einer<br />
optimierten Schriftvermittlung aufgezeigt.<br />
Erfahrungsräume, in denen sie altersbezogen möglichst selbstständig handeln<br />
können. Von zentraler Bedeutung ist dabei das Interesse der Erwachsenen am<br />
Kind und seinem Tun. Im Vortrag werden anhand von Beispielen Möglichkeiten<br />
aufgezeigt, wie Kinder in strukturierten Umgebungen Erfahrungen machen<br />
können, mit denen sie sich die Welt jeweils ein Stück mehr erschließen. Die<br />
Aufgabe der Fachkräfte in Kindergarten und Schule bleibt, die Kinder in ihrem<br />
Lernen und ihrer Persönlichkeit zu fördern.<br />
(V 4 Fr) Motivationsentwicklung und -förderung<br />
(Prof. Dr. Rosa Maria Puca)<br />
Die Motivation von Lernenden sinkt Studien zufolge vom Schuleintritt bis zum<br />
Ende der Schulzeit kontinuierlich. In dem Vortrag werden mögliche Gründe dafür<br />
thematisiert und einige Ansätze aus der Motivationspsychologie aufgezeigt, aus<br />
denen man mögliche Gegenmaßnahmen für den Motivationsverlust ableiten<br />
kann.<br />
Donnerstag und Freitag, 10.45 - 12.15 Uhr<br />
von Bewegung und Lernen präsentiert und diese auf die Praxis bezogen.<br />
Bausteine, Möglichkeiten und Ideen zur Einbeziehung von Bewegung in den<br />
Schulalltag werden vorgestellt, diskutiert und erprobt.<br />
(WS 4 nur Do)<br />
Mathematische Frühförderung<br />
(Christopher Gerke und Solveig Jensen)<br />
Erfolgreiche und freudvolle Beschäftigung mit Mathematik bedarf einer<br />
geeigneten Grundlegung mathematisch-logischen Denkens. Diese kann durch die<br />
gehaltvolle Beschäftigung mit speziellen Mathematischen Spielwelten erreicht<br />
werden. Nach einem kurzen Eröffnungsreferat bieten wir Möglichkeiten zur<br />
eigenen aktiven und praktischen Auseinandersetzung mit Mathematischen<br />
Spielwelten, die im Kindergarten und im Erstrechenunterricht eingesetzt werden<br />
können.<br />
(WS 5 Do+Fr)<br />
„We can talk!“ Sprechanlässe initiieren, ritualisieren<br />
und erweitern (Doris Fugger, Astrid Fender, Sabine Rott)<br />
Dieser Workshop richtet sich an alle Kollegen die das Fach Englisch an einer<br />
Grundschule oder an einer weiterführenden Schule in Klasse 5/6 unterrichten.<br />
Der Workshop soll Anregungen geben, systematisch das monologische und<br />
dialogische Sprechen im Unterricht zu initiieren, zu ritualisieren und zu<br />
erweitern. Geeignete Sprechanlässe sollen gesammelt werden, auf die die<br />
Grundschulen vorbereiten und die weiterführenden Schulen zurückgreifen<br />
können, wie z.B. Class Room Phrases, Going Shopping, My House and Family.<br />
(WS 11 Fr, 10.45 Uhr) siehe auch Donnerstag 12.45<br />
Uhr Lachen ist gesund – der Beitrag des Humors zur<br />
Qualität von Lehr-Lernprozessen (Ekkehard Ossowski)<br />
Workshops für Sek I und Sek II<br />
(WS 6 Do+Fr)<br />
Innovative Methoden und Materialien im Textilunterricht<br />
(Bärbel Schmidt)<br />
Unsere textile Umwelt besteht aus einer Vielfalt unterschiedlicher Materialien,<br />
Eigenschaften, Verfahren, Erscheinungs- und Nutzungsformen. Während sich der
17 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />
Veranstaltungsblock I<br />
Schulunterricht auf die Vermittlung textilwissenschaftlicher Inhalte und den<br />
Transfer handwerklicher Primärtechnologien konzentriert, müssen Exkursionen<br />
den Bereich der industriellen High-Tech-Technologien abdecken. Christian Becker<br />
hat in seinen Publikationen mehrfach kritisch darauf verwiesen, dass der<br />
Textilunterricht schon viel zu lange mit immer den gleichen, verstaubten<br />
Requisiten agiere. Der Workshop reagiert auf die Kritik von Becker und versucht<br />
mit innovativen Materialen und Methoden Ideen für einen modernen,<br />
ansprechenden Textilunterricht aufzuzeigen.<br />
(WS 7 Do+Fr)<br />
„Ausgezeichnete Bücher“ - Prämierte Gegenwartsliteratur<br />
im Deutschunterricht (Jan Standke)<br />
Im Workshop sollen ‘ausgezeichnete‘ deutschsprachige Texte der letzten Jahre im<br />
Mittelpunkt stehen. Anhand ausgewählter Texte wird zunächst ein exemplarischer<br />
Überblick über Entwicklungen und Tendenzen der neuesten deutschsprachigen<br />
Literatur vermittelt. Ein Schwerpunkt wird im Bereich der Kinder- und<br />
Jugendliteratur liegen. Vor allem der „Deutsche Jugendliteraturpreis“ soll uns<br />
interessieren. In diesem Zusammenhang wird dann auch kritisch zu prüfen sein,<br />
Veranstaltungsblock II<br />
Workshops für Elementarbereich und Grundschule<br />
(WS 1 Do+Fr; je 180 Min: Fortsetzung von 10.45 Uhr)<br />
Musik- und bewegungsorientierte Entwicklungsdiagnostik<br />
für Grundschulkinder (Bernhard Müßgens)<br />
(WS 9 Do+Fr)<br />
Wer hat alle Bäume auf der Welt gepflanzt?“ (Tom, 8<br />
Jahre). Didaktische und methodische Grundlagen des<br />
Philosophierens mit Kindern (Mirja Kekeritz und Hanna<br />
Kleinschmidt)<br />
Eine Auseinandersetzung mit philosophischen Kinderfragen gehört bisher nicht<br />
zum klassischen Inventar des Unterrichts in der Grundschule. Der Wert des<br />
Philosophierens als pädagogischer Ansatz wird in der Grundschule bislang kaum<br />
anerkannt.<br />
Der Workshop beleuchtet grundlegende methodische Herangehensweisen des<br />
Philosophierens mit Kindern, mit denen die Förderung selbsttätigen Denkens im<br />
Austausch mit Anderen und auch die Förderung reflexiver und kommunikativer<br />
Kompetenzen im Grundschulunterricht gelingen kann.<br />
(WS 10 Do+Fr)<br />
„Testflug der Schnaken“ – Ästhetische Dimensionen<br />
fachlichen Lernens im Regelunterricht (Andreas Brenne)<br />
Im Rahmen dieses praxisorientierten Workshops sollen Aspekte des basalen<br />
sinnlich-ästhetischen Lernens in der Grundschule und Möglichkeiten der<br />
Fortführung in den weiterführenden Schulen diskutiert und praktisch erprobt<br />
werden. Gegenstand der ästhetischen Untersuchung ist ein Themenfeld des<br />
Biologieunterrichts: Die Schnaken. In diesem Zusammenhang werden<br />
naturwissenschaftliche Zugriffe durch künstlerisch-ästhetische Verfahren ergänzt.<br />
Dabei soll untersucht werden, inwieweit ästhetisches Lernen im Fachunterricht<br />
erfahrungs- und handlungsbezogenes Lernen fördert und dadurch eine<br />
bedeutsame Begegnung mit Phänomenen der Lebenswelt möglich wird.<br />
(WS 11 Do, 12.45 Uhr; WS 11 Fr, 10.45 Uhr)<br />
Lachen ist gesund – der Beitrag des Humors zur Qualität<br />
von Lehr-Lernprozessen (Ekkehard Ossowski)<br />
Die pädagogische Humorforschung steckt in Deutschland noch in den Anfängen.<br />
Gleichwohl kann es als gesichert betrachtet werden, dass Humor großen Einfluss<br />
auf die Interaktionen zwischen Pädagogen/Innen und den Kindern sowie auf die<br />
Lernatmosphäre haben kann. Der Workshop zeigt wichtige Erkenntnisse auf und<br />
will humorvolle Anregungen für die pädagogische Praxis geben.<br />
(WS 12 Do+Fr)<br />
„Assessing Speaking Skills“ – Feedback und Bewertung<br />
der Kompetenz Sprechen<br />
(Ellen Wehrs, Gabriele Stagge, Nele Keller, Daniela Boßmeyer-<br />
Hoffmann)<br />
Dieser Workshop richtet sich an alle Kollegen, die das Fach Englisch an einer<br />
Grundschule oder an einer weiterführenden Schule in Klasse 5/6 unterrichten.<br />
Der Schwerpunkt des Workshops liegt auf der Konzeption von<br />
Donnerstag und Freitag, 10.45 - 12.15 Uhr<br />
inwiefern Preise und Auszeichnungen Entscheidungshilfen für die Auswahl von<br />
Texten für den Deutschunterricht darstellen können bzw. sollen.<br />
Gemeinsam wollen wir im Anschluss diskutieren, was diese Texte aus<br />
fachdidaktischer Perspektive ‘preisverdächtig‘ macht und welche methodischen<br />
Zugänge sich für eine Behandlung im Deutschunterricht der Sek I und Sek II<br />
anbieten.<br />
(WS 8 Do+Fr)<br />
Werte-Bildung im Facebook-Zeitalter? (Susanne Müller-<br />
Using und Reinhold Mokrosch)<br />
Der Umgang mit neuen Medien und sozialen Netzwerken im Internet bietet<br />
bereits sehr jungen Kindern zahlreiche Möglichkeiten der Kommunikation und<br />
Informationsverbreitung, die gleichzeitig aber auch Gefahren bergen, die sich z.B.<br />
aus der Anonymität und der schnellen Weiterverbreitung von oftmals<br />
ungeprüftem (Halb-)Wissen ergeben. In unserem Workshop beschäftigen wir uns<br />
mit der Frage, ob Internet-Kommunikation Werte-Bildung erschwert oder fördert.<br />
Ziel ist es, konkrete Möglichkeiten einer Förderung von Mitgefühl,<br />
Verantwortungsbereitschaft und aktiver Toleranz im Facebook-Zeitalter zu<br />
erkunden.<br />
Donnerstag und Freitag, 12.45 - 14.15 Uhr<br />
Feedbackmethoden zum monologischen und dialogischen Sprechen im<br />
Unterricht, aber auch auf der Bewertung von ersten standardisierten<br />
Sprechprüfungen als Lernerfolgskontrolle.<br />
(WS 13 nur Do) Workshops für Sek I und Sek II<br />
Historisches Denken diagnostizieren. Basiskompetenz<br />
von Geschichtslehrerinnen und Geschichtslehrern<br />
(Meik Zülsdorf-Kersting)<br />
Im Zentrum allen Geschichtsunterrichts soll historisches Denken stehen.<br />
Methoden sind kein Selbstzweck, sondern Wegbereiter historischer<br />
Denkprozesse. Was jedoch ist historisches Denken, und wie erkennt man es?<br />
Der Workshop versteht sich als ‘Bestimmungsübung’ und stellt Klausurauszüge,<br />
Hausaufgabentexte und Unterrichtsgespräche in den Mittelpunkt. Nach einer<br />
Einführung in den jüngsten Stand der Forschung sollen historische<br />
Denkleistungen von Schülerinnen und Schülern gemeinsam identifiziert,<br />
beurteilt und diskutiert werden.<br />
(WS 14 Do+Fr)<br />
Wikis im Fremdsprachenunterricht der Jahrgangsstufen<br />
9 und 10 (Petra Ludewig)<br />
Es sollen zwei Wiki-basierte Lernumgebungen vorgestellt werden, eine für das<br />
Französische, in der die BD „No Limits“ von Derib behandelt wird, und eine für<br />
das Englische zum Thema „Environment“. Ziel ist es, einen Überblick über die<br />
Bedienung von Wikis zu vermitteln und exemplarische Beispiele zu<br />
präsentieren, die das einem Wiki innewohnende Potential veranschaulichen,<br />
insbesondere kooperatives Arbeiten, Binnendifferenzierung, Aufbau von<br />
Medienkompetenz, Einbindung von Ton- und Videodokumenten sowie<br />
Verknüpfung mit interaktiven Übungsformen.<br />
(WS 15 nur Fr)<br />
Lernzeit - Zeit zum Lernen. Taktung und Rhythmisierung<br />
im Schulalltag (Elisabeth Buck)<br />
Erfolgreiches Lernen braucht Zeit! - ... und keinen „Häppchen-Unterricht“ im 45-<br />
Minuten-Takt.<br />
In diesem Workshop werden zahlreiche Möglichkeiten zur Gestaltung einer<br />
effektiven Lernzeit beleuchtet. Anhand von konkreten Beispielen werden<br />
didaktisch-methodische Chancen einer veränderten Taktung und Rhythmisierung<br />
erarbeitet und erste Schritte für die effektive Nutzung der Lernzeit mit der<br />
damit verbundenen Weiterentwicklung der Lernkultur für die eigene Schule<br />
entwickelt.<br />
(WS 16 nur Fr)<br />
Das Gruppenpuzzle im Physikunterricht der Sekundarstufe<br />
II (Roland Berger)<br />
Im Workshop wird am Beispiel des Kontextes „Rasterelektronenmikroskop“ die<br />
Bewegung von Ladungsträgern in elektrischen und magnetischen F eldern<br />
behandelt. Nach einer Einführung wird das zugehörige Gruppenpuzzle anhand<br />
der Materialien und Versuche durch die teilnehmenden Lehrkräfte praxisnah<br />
durchgeführt. Die Unterrichtsmaterialien werden für den Einsatz in der Schule<br />
online zur Verfügung gestellt.
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
18<br />
Der Arbeitskreis Ostfriesische Hochschultage<br />
Hasso<br />
Rosenthal<br />
Anmeldung bei:<br />
Der Arbeitskreis „Ostfriesische<br />
Hochschultage der<br />
Gewerkschaft Erziehung und<br />
Wissenschaft“, eine Arbeitsgemeinschaft<br />
aller ostfriesischen<br />
Kreise der GEW, bereitete die<br />
kommenden Hochschultage in<br />
Aurich vor. Die sind im März<br />
(Termine: Donnerstag-Freitag;<br />
7./8. März 2013 mit dem pädag.<br />
Lehrstuhl der Uni Osnabrück)<br />
Manche Schulen fahren komplett<br />
an einem Tag als Schilf-<br />
Regionales Pädagogisches Zentrum, Ostfriesische<br />
Landschaft, Fischteichweg 16, 26603 Aurich<br />
E-Mail: willms@ostfriesischelandschaft.de<br />
Fax: 04941-1799-74 Tel: 04941-1799-46<br />
Tagung hin.<br />
Leitbegriffe der Veranstaltungen:<br />
Diagnostik und individuelles<br />
Fördern, Grundwissen, Allgemeinbildung<br />
und Grundfertigkeiten,<br />
Bewegungserziehung, Historisches<br />
Lernen, Naturwissenschaften,<br />
Gesprächs- und literarische<br />
Bildung, Werteerziehung<br />
und Regeln, praktisches Lernen.<br />
Außerdem gibt es wieder eine<br />
große Schulbuch- und Medienausstellung.<br />
Tagungsort: Europahaus Aurich.<br />
Das Europahaus haben wir<br />
komplett gemietet. Nicht-GEW-<br />
Mitglieder zahlen 20 Euro<br />
Tagungsbeitrag.<br />
Donnerstagabend (7.3.2013)<br />
gibt es eine bildungspolitische<br />
Veranstaltung „Die Lust am<br />
Lernen und Denken wecken -<br />
Was können Kindergarten und<br />
Schule jeweils beitragen?“ (Prof.<br />
Dr. Ulrike Graf - Universität<br />
Osnabrück)<br />
Auf dem Gruppenfoto sind: (vorn v. l.) Ronald Wilts, Gudrun Jacobs,<br />
Hans-Peter Schröder, Ahmed Chaker; (stehend v. l.) Ubbo Voss,<br />
Alexander Wiebel, Detlef Spindler, Franziska Petzold, Hasso<br />
Rosenthal, Jürgen Richter<br />
27. Ostfriesischen Hochschultage<br />
2013<br />
Wir freuen uns, auch 2013 Lehrerinnen,<br />
Lehrern, Erzieherinnen und Erziehern ein<br />
interessantes Angebot machen zu können, das<br />
diesmal „Die Lust am Denken und Lernen“ als<br />
Thema hat. Unsere Hauptanliegen für die<br />
berufliche Weiterbildung sind damit, Informationen<br />
zum Stand der pädagogischen<br />
Forschung zu hören und erfolgreiche Modelle<br />
pädagogischen Handelns kennenzulernen – die<br />
Probleme mit der praktischen und auch der<br />
politischen Umsetzung zu diskutieren. Wir<br />
konnten die Vorstandsvorsitzende des Zentrums<br />
für Lehrerbildung (ZLB) an der<br />
UniversitätOsnabrück, Frau Prof. Dr. Ingrid<br />
Kunze, gewinnen, mit ihrem Team dieses<br />
n Urlaubsantrag sofort stellen!<br />
n Anmeldung bis 20.2.13<br />
anspruchsvolle Programm zu erstellen. Wir hoffen<br />
sehr, hiermit die beiden Grundanliegen unserer<br />
gewerkschaftlichen Arbeit voranzutreiben: Verbesserung<br />
der Arbeitsbedingungen und Weiterentwicklung<br />
des Bildungswesens. Die meisten Veranstaltungen sind<br />
zweimal angeboten – am Donnerstag und am Freitag.<br />
Damit gibt es mehr Auswahl und eine bessere<br />
Verteilung.<br />
(Jürgen Richter, Vorsitzender des AK Ostfriesische<br />
Hochschultage)<br />
Die Lust am Denken und Lernen<br />
Denken und Lernen werden häufig zuerst mit<br />
Anstrengung und Mühe in Verbindung gebracht. Viel<br />
Aufmerksamkeit ist derzeit darauf gerichtet, wie man<br />
Leistung und Leistungsfähigkeit messen und gezielt<br />
steigern kann. Darüber sollte nicht vergessen werden,<br />
welche produktive Kraft in der kindlichen Neugier<br />
steckt, in der unbändigen Lust am Entdecken und an<br />
kreativer Tätigkeit, in der Erfahrung, ein Problem<br />
gelöst zu haben und mehr zu können. Diese Tagung<br />
macht mit aktuellen Erkenntnissen und Diskussionen<br />
aus Fachdidaktiken und Erziehungswissenschaften<br />
bekannt und zeigt vielfältige Hilfen und Vorschläge für<br />
Unterricht und Erziehung.<br />
(Prof. Dr. Ingrid Kunze, Vors. Zentrum für Lehrerbildung der<br />
Universität Osnabrück)
19 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />
GEW Personalräteschulung<br />
Aurich und Norden 2012<br />
Zur Herbstschulung der GEW<br />
Personalräte trafen sich die<br />
KollegInnen Anfang Dezember<br />
im Seminarhotel in Aurich. Die<br />
Schulung war wieder gut besucht<br />
(leider war die Beteiligung aus<br />
dem Altkreis Norden nicht so<br />
groß wie in den vergangenen<br />
Jahren), so dass Elisabeth<br />
Schramm und Ulrich Schierz<br />
(Mitglieder der GEW-Fraktion<br />
im SBPR) jeweils ca 30 GEW-<br />
Personalräte begrüßen konnten.<br />
Nach einer kurzen Einführung<br />
zum Thema „Personalvertretungsgesetz“<br />
ging es auch<br />
Ankündigung:<br />
Von April bis Mai 2013<br />
finden in Norden, Aurich,<br />
Emden die Regionalen Sprachbildungswochen<br />
statt.<br />
In dieser Zeit wird die<br />
Wanderausstellung „Sprich mit<br />
mir“ nach Ostfriesland kommen.<br />
Diese richtet sich hauptsächlich<br />
an Kinder und deren Eltern. Die<br />
Wanderausstellung ist in deutscher,<br />
russischer und türkischer<br />
Sprache und zeigt auf spielerische<br />
Weise die Sprachentwicklung<br />
von Kindern im Alter von<br />
0-6 Jahren.<br />
Die Auftaktveranstaltung findet<br />
am 15. April um 16:00<br />
gleich mit den Änderungen im<br />
Nds. Beamtengesetz und im Nds.<br />
Besoldungsgesetz weiter.<br />
Weitere Themen: Altersteilzeit,<br />
Familienpflegezeit, Arbeitszeit,<br />
Altersermäßigung, Sonderurlaub,<br />
dienstliche Beurteilung<br />
der Lehrkräfte, Probezeit, BEM<br />
(Betriebliches Eingliederungsmanagement),<br />
Personalratsbeteiligung,<br />
Dienstfähigkeit,<br />
Dienstverein-<br />
barungen,<br />
Päd. MitarbeiterInnen<br />
an<br />
VGS und FöS,<br />
Eingruppierungen<br />
für PMs,<br />
sonderpädagogische<br />
Grundversorgung,<br />
Inklusion,<br />
Oberschule,<br />
… führten<br />
dazu, dass bald die Köpfe<br />
rauchten.<br />
In Kleingruppen/Partnerarbeit<br />
wurden konkrete Fälle<br />
diskutiert, Lösungen gesucht und<br />
gefunden.<br />
Zwischendurch gab es Stärkungen<br />
am Kaffee-<br />
und<br />
Mittagsbüffet,<br />
so<br />
dass alle<br />
KollegInnen am späten Nachmittag<br />
geschult und gestärkt für<br />
die weitere wichtige Personalratsarbeit<br />
zurück fahren konnten.<br />
Wir bedanken uns nochmals<br />
auf diesem Wege bei Elisabeth<br />
und Ulrich für die angenehme<br />
Führung durch den Irrgarten<br />
von Gesetzen, Verordnungen<br />
und Erlassen.<br />
Regionale Sprachbildungswochen<br />
Uhr in der Stadthalle Aurich<br />
statt. Das Eingangsreferat hält<br />
Renate Zimmer.<br />
Während der Regionalen<br />
Sprachenwochen werden parallel<br />
zur Wanderausstellung in<br />
Norden, Aurich und Emden<br />
Fortbildungsangebote zum Thema<br />
‚Sprache angeboten. Diese<br />
richten sich vor allem an<br />
ErzieherInnen, GrundschullehrerInnen<br />
und Eltern und<br />
Kinder.<br />
In Zusammenarbeit mit dem<br />
LK Aurich, der KVHS Aurich,<br />
der KVHS Norden, dem<br />
Brückenjahrteam Aurich/Emden,<br />
nifbe und der Bildungsregion<br />
Ostfriesland erscheint Ende<br />
Februar 2013 ein ausführliches<br />
Programmheft mit allen Veranstaltungen<br />
in den jeweiligen<br />
Regionen.<br />
Annette und<br />
Anette
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
20<br />
Lohndrücker<br />
Lohndumping per Werkvertrag<br />
Annette Jensen,<br />
ver.di publik<br />
Kaum gilt in der Zeitarbeit ein<br />
Mindestlohn - schon haben die<br />
Arbeitgeber eine neue Methode<br />
gefunden, um ihre Lohndumpingpolitik<br />
fortzusetzen. Und die Bundesregierung<br />
schaut tatenlos zu.<br />
Der neueste Kniff heißt<br />
offiziell „Werkvertrag“. Und<br />
der geht so: Ein Supermarkt<br />
beauftragt ein anderes Unternehmen,<br />
Dosen in Regalen nachzufüllen<br />
oder im Lager Chargen zu<br />
stapeln. Bezahlt wird jetzt nicht<br />
mehr wie bei der Leiharbeit pro<br />
Arbeitnehmerstunde, sondern<br />
pro „Werk“. Das besteht in<br />
diesem Fall beispielsweise aus<br />
zehn leer geräumten Paletten.<br />
Das beauftragte Unternehmen<br />
bekommt dafür eine vereinbarte<br />
Summe, und die dort Angestellten<br />
verdienen im Westen<br />
lediglich 6,50 Euro pro Stunde<br />
und im Osten sogar nur sechs<br />
Euro. Das ist deutlich weniger als<br />
in der Zeitarbeit, wo seit dem 1.<br />
Januar Mindestlöhne von 7,89<br />
Euro im Westen und 7,01 Euro<br />
im Osten gelten. Würde ein fest<br />
Angestellter des Supermarkts die<br />
Regale einräumen, müsste die<br />
Ladenkette für diese körperlich<br />
anstrengende Arbeit zum Beispiel<br />
in NRW einen Tariflohn in<br />
Höhe von etwa zwölf Euro<br />
zahlen.<br />
In vielen Fällen handelt es<br />
sich bei den Werkvertragsfirmen<br />
faktisch um dieselben Unternehmen,<br />
die vorher für die gleichen<br />
Tätigkeiten Leiharbeiter geschickt<br />
haben. Als sich der<br />
staatlich festgesetzte Mindestlohn<br />
abzeichnete, haben sie nur<br />
rasch ein neues Standbein<br />
aufgebaut. So gründete Teamwork<br />
beispielsweise eine Tochterfirma<br />
namens „4U@work“ und<br />
preist sich den Arbeitgebern nun<br />
an: „Wir erfüllen Ihren Bedarf<br />
ganz nach Ihren Wünschen, ob<br />
im Rahmen der Arbeitnehmerüberlassung<br />
oder in Form eines<br />
Werkvertrages.“ Etablierte Zeitarbeitsfirmen<br />
wie Adecco werben<br />
ebenfalls dafür, personalintensive<br />
Bereiche ganz auszulagern.<br />
„Irgendwelche rechtlichen Risiken<br />
sind für den Einsatzbetrieb<br />
als Auftraggeber nicht ersichtlich“,<br />
beschreibt Arbeitsrechtsprofessor<br />
Wolfgang Däubler die<br />
Lage. Hinzu kommt, dass der<br />
Betriebsrat in dieser Konstruktion<br />
- anders als bei Zeitarbeitnehmern<br />
- keinerlei Mitbestimmungsrechte<br />
hat: Werkverträge<br />
gelten nicht als Teil der<br />
Personalplanung, sondern fallen<br />
unter „Sachkosten“. Und während<br />
Leiharbeitnehmer seit dem<br />
1. Dezember 2011 gleiche<br />
Rechte wie Festangestellte beim<br />
Zugang zu Kantine oder<br />
Kitabetreuung haben und über<br />
frei werdende Arbeitsplätze<br />
informiert werden müssen, trifft<br />
das alles auf die Beschäftigten der<br />
Werkvertragsfirmen nicht zu.<br />
Systematischer<br />
Missbrauch<br />
Niemand weiß wirklich, wie<br />
viele Menschen mittlerweile in<br />
Werkvertragsfirmen arbeiten. Offizielle<br />
Daten dazu gibt es nicht,<br />
und die Bundesregierung<br />
schreibt in einer Antwort auf<br />
eine kleine Anfrage der Linken-<br />
Fraktion, sie sähe keine Veranlassung,<br />
sie zu erheben. „Hinweise<br />
oder Informationen über eine<br />
weit verbreitete, systematisierte<br />
missbräuchliche Nutzung von<br />
Werkverträgen zur Umgehung<br />
von tariflichen oder arbeitsrechtlichen<br />
Standards liegen nicht<br />
vor“, heiß es in der Stellungnahme,<br />
die das Bundesarbeitsministerium<br />
verfasst hat. Doch diese<br />
Position belegt vor allem die<br />
Wahrnehmungslücken der Regierenden.<br />
Die Lebensmittelzeitung<br />
schätzt, dass heute etwa 350.000<br />
Menschen in 120 derartigen<br />
Subfirmen beschäftigt sind. Die<br />
dortigen Arbeitgeber haben im<br />
Mai mit dem „Deutschen<br />
Handelsgehilfen-Verband“<br />
(DHV) einen Tarifvertrag abgeschlossen,<br />
der ganz nach ihrem<br />
Gusto ausgefallen ist: Die<br />
Organisation unter dem Dach<br />
des christlichen Gewerkschaftsbundes<br />
vereinbarte Minilöhne<br />
von 6,50 Euro bzw. sechs Euro<br />
pro Stunde. Auch Informationen<br />
für Einsatzort und -zeit können<br />
noch kurzfristiger festgelegt<br />
werden als in der Zeitarbeit.<br />
Vor allem im Einzelhandel<br />
und in der Metall- und<br />
Elektroindustrie grassiert die<br />
neue Form des Lohndumpings.<br />
Rossmann, Ikea, Real und Rewe<br />
sind nur vier Beispiele unter<br />
vielen. Formal geht es bei<br />
Werkverträgen darum, dass der<br />
Markt- oder Fabrikleiter den<br />
Beschäftigten keine unmittelbaren<br />
Anweisungen gibt. Die<br />
bekommen sie stattdessen von<br />
einem Vorarbeiter, der sie zur<br />
Eile antreibt - denn je schneller<br />
das „Werk“ beendet ist, desto<br />
höher ist der Gewinn seines<br />
Unternehmens. „Nur dort, wo<br />
selbst den kreativsten Juristen<br />
keine Konstruktion einfällt, die<br />
den Anschein eines Werk- oder<br />
Dienstvertrags hat, wird notgedrungen<br />
weiter auf die Leiharbeit<br />
zurückgegriffen“, hat Rainer<br />
Kuschewski beobachtet, der in<br />
der verdi-Bundesverwaltung im<br />
Fachbereich Handel tätig ist. Das<br />
treffe beispielsweise auf die<br />
Arbeit an der Kasse oder hinter<br />
der Wursttheke zu, denn hier sei<br />
der unmittelbare Einfluss des<br />
Supermarktleiters unbestreitbar.<br />
Gedeckt durch die<br />
Regierung<br />
Juristisch ist es nicht einfach,<br />
gegen diese neue Entwicklung<br />
vorzugehen, bedauert Kuschewski:<br />
Die Arbeitgeber haben aus<br />
ihren juristischen Niederlagen<br />
bei der Zeitarbeit gelernt und die<br />
damaligen Formfehler vermieden<br />
- und die Bundesregierung<br />
scheint ihr Vorgehen zu decken.<br />
Nur wenn Beschäftigte oder
21 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />
Betriebsräte klar belegen können,<br />
dass es sich de facto um<br />
Zeitarbeit handelt, könnte das<br />
Arbeitgeber in die Bredouille<br />
bringen. Mit solchen Scheinwerkverträgen<br />
hätten die Betroffenen<br />
einen Vergütungsanspruch<br />
in der Höhe der Tarifverträge des<br />
Einzelhandels. „Bei uns wird das<br />
Thema versteckte Leiharbeit<br />
intensiv diskutiert“, berichtet<br />
Sigrid Maaß, Betriebsratsvorsitzende<br />
bei Real in Berlin-<br />
Treptow. Zwar kennt sie die<br />
Werkvertragskollegen nicht, die<br />
nachts die Regale in ihrem<br />
Markt auffüllen. Doch sie findet<br />
es extrem ungerecht, dass die für<br />
die gleiche Arbeit viel weniger<br />
Geld bekommen als die Real-<br />
Kollegen.<br />
Kommentar<br />
Es gibt viele Modelle der Lohndrückerei<br />
An was erinnert der obige<br />
Artikel uns LehrerInnen?<br />
Klar, an die „Ganztagsschule-<br />
Light“ der alten Landesregierung<br />
mit ihren Honorarverträgen!<br />
Notwendig ist aber auch, dass das<br />
Thema Mindestlöhne/Werkverträge<br />
etc. vielen Menschen<br />
bewusst wird – möglichst noch<br />
vor den Bundestagswahlen im<br />
September.<br />
Ein gutes Beispiel: Am 23.<br />
Januar ging es ab 20:15 Uhr in<br />
der ARD darum.<br />
Zuerst gab’s die Komödie<br />
„Blitzblank“ – ein Reinigungsfirmeninhaber<br />
zahlt seinen<br />
Angestellten den Mindestlohn<br />
von 9 Euro, aber nicht die<br />
Überstunden. Deshalb streiken<br />
sie, denn von 1000 Euro im<br />
Monat können sie nur schlecht<br />
leben. Durch eine Wette provoziert<br />
macht der Chef einen<br />
Selbstversuch – nach etlichen<br />
Irrungen und Wirrungen stellt<br />
er fest, dass sie Recht haben.<br />
Ergebnis: Er zahlt jetzt 12 Euround<br />
sie brauchen keine Überstunden<br />
mehr zu schieben.<br />
Gag am Rande: Die Firma<br />
gewinnt einen wichtigen Kunden<br />
zurück, der inzwischen eine<br />
andere Firma, die durch den<br />
Einsatz von rumänischen Kräften<br />
billiger war, beauftragt hatte.<br />
Grund: „Blitzblank“ bekommt<br />
jetzt den Auftrag wieder, weil der<br />
Besitzer durch die höheren<br />
Löhne so sozial eingestellt ist<br />
und sich um seine Angestellten<br />
kümmert.<br />
Die deutsche Wirklichkeit<br />
wird im anschließenden Wirtschaftsmagazin<br />
„plusminus“ dargestellt:<br />
„Geringverdiener –<br />
Reinigungsfirmen umgehen<br />
Mindestlöhne“. Beispiel: In den<br />
Arbeitsverträgen steht zwar der<br />
Mindestlohn West von 8,82<br />
Euro, aber es werden auch die<br />
Arbeitsleistungen (z.B. Zimmerzahlen)<br />
festgelegt, die in der Zeit<br />
nicht zu schaffen sind. Muckt<br />
jemand gegen die unbezahlten<br />
Überstunden auf, wird er<br />
entlassen.<br />
Und es werden Zahlen genannt:<br />
· Bundesweit arbeiten 4,1 Millionen<br />
Beschäftigte für weniger<br />
als 7 Euro brutto in der<br />
Stunde, 1,4 Millionen davon<br />
sogar für weniger für als 5<br />
Euro.<br />
· Mehr als 1,3 Millionen<br />
Menschen in Deutschland<br />
müssen ihr mageres Gehalt<br />
durch Geld vom Staat<br />
aufbessern.<br />
· Alleine 2011 zahlten die<br />
Arbeitsagenturen 8,7 Milliarden<br />
an diese sogenannten<br />
„Aufstocker“ aus – eigentlich<br />
ein Skandal!<br />
Für den Arbeitsmarkt-Experten<br />
Prof. Stefan Sell, Hochschule<br />
Koblenz, steckt eine perfide<br />
Logik dahinter:<br />
„Die Unternehmen, die besonders<br />
mies bezahlen, und sich<br />
nicht an die Vorschriften halten,<br />
die werden unterm Strich sogar<br />
noch belohnt dadurch, dass der<br />
Staat ein Teil ihrer niedrigen<br />
Lohnkosten aufstocken muss.<br />
Währenddessen die Unternehmen,<br />
die sich fair verhalten, und<br />
an Recht und Gesetz halten, die<br />
kriegen keinen Auftrag, weil sie<br />
sozusagen preislich zu hoch<br />
angesetzt sind.“<br />
Also: Ein gesetzlicher<br />
Mindestlohn für alle –<br />
ohne Umgehungsmöglichkeiten<br />
wie z. B. den<br />
Werkverträgen oder anderen<br />
Schlupflöchern!<br />
Jürgen Kramm<br />
Folgende Forderungen stellen die Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes für<br />
die Tarif- und Besoldungsrunde 2013 bei den Ländern:<br />
• Erhöhung der Entgelte um 6,5% mit sozialer Komponente<br />
• Anhebung der Ausbildungsvergütungen und Praktikantenentgelte um 100 Euro<br />
• Tarifliche Eingruppierung von Lehrkräften<br />
• Sicherung des Urlaubsanspruchs<br />
• Begrenzung befristeter Arbeitsverträge<br />
• Wirkungsgleiche Übertragung des Tarifergebnisses auf Beamtinnen und Beamte.
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
Schule verschärft die soziale Ungleichheit<br />
Brigitte<br />
Schumann<br />
Das Schulsystem befördert<br />
die soziale Exklusion von<br />
Kindern in Armut. Dies ist das<br />
zentrale Ergebnis der Langzeitstudie<br />
über kindbezogene Armutsfolgen,<br />
die die AWO<br />
gemeinsam mit dem Institut für<br />
Sozialarbeit und Sozialpädagogik<br />
e.V. (ISS) durchgeführt hat.<br />
Das besondere Verdienst der<br />
AWO-ISS-Studie: Sie macht die<br />
Auswirkungen von Armut von<br />
der KiTa bis zum Ende der<br />
Sekundarstufe I sichtbar und<br />
nachvollziehbar. Dabei deckt<br />
auch diese Studie auf, dass die<br />
Schule mit ihren Strukturen und<br />
ihrer Funktionsweise die soziale<br />
Ungleichheit verschärft und<br />
Armut über Bildungsarmut<br />
verfestigt.<br />
Die AWO-ISS-Studie<br />
erforscht Armutsfolgen<br />
Die Studie hat mit ihren vier<br />
Forschungsschwerpunkten die<br />
Lebenslagen von armen Kindern<br />
und Jugendlichen an den<br />
biografischen Bildungsübergängen<br />
erfasst und mit denen nicht<br />
armer Kinder verglichen. Nach<br />
den Veröffentlichungen über<br />
„Armut im Vorschulalter“, „Armut<br />
im frühen Grundschulalter“,<br />
„Armut bis zum Ende der<br />
frühen Grundschulzeit“ liegt<br />
inzwischen auch der Abschlussbericht<br />
der 4. Phase bis<br />
zum Ende der Sekundarstufe I<br />
vor. Er trägt den Titel „Von<br />
alleine wächst sich nichts aus…“<br />
und wurde im August 2012<br />
öffentlich vorgestellt. Auch in<br />
der letzten Stufe konnten 50 %<br />
der ehemaligen KiTa-Kinder in<br />
AWO-Einrichtungen wieder befragt<br />
werden. Von den 1999<br />
erstmals einbezogenen 893<br />
Kindern und deren Familien<br />
nahmen an der letzten Phase<br />
449 wieder teil. Auch wenn die<br />
Langzeitstudie aufgrund ihrer<br />
Beschränkung auf Befragte in<br />
ehemaligen AWO-KiTas nicht<br />
repräsentativ für Deutschland ist,<br />
erhebt die Studie den Anspruch<br />
auf Verallgemeinerung der Tendenzbeschreibungen.<br />
Das Risiko multipler<br />
Deprivation wächst mit<br />
der Armut und ihrer<br />
Dauer<br />
Die Studie definiert drei<br />
Lebenslagen von Kindern und<br />
Jugendlichen: das Wohlergehen,<br />
die Benachteiligung und die<br />
multiple Deprivation. Sie spricht<br />
von multipler Deprivation, d. h.<br />
von umfassender Benachteiligung<br />
in der Lebenslage, wenn<br />
von den Bereichen der materiellen,<br />
sozialen, kulturellen und<br />
gesundheitlichen Versorgung<br />
mindestens drei erheblich eingeschränkt<br />
sind. Im Falle einer<br />
Benachteiligung sind die Einschränkungen<br />
etwas weniger<br />
auffällig und im Falle des<br />
Wohlergehens gar nicht vorhanden.<br />
Die Studie weist den engen<br />
Zusammenhang von Armut und<br />
multipler Deprivation nach.<br />
Danach gehören arme Jugendliche<br />
nahezu viermal so häufig zur<br />
Gruppe der multipel Deprivierten<br />
wie nicht arme. Im<br />
Entwicklungsverlauf der ehemaligen<br />
KiTa-Kinder zeigt sich<br />
auch, dass jedes zweite dauerhaft<br />
arme Kind als Jugendlicher<br />
multipel depriviert ist.<br />
22<br />
Frühe Armut und multiple<br />
Deprivation sind<br />
Prädikatoren für die<br />
Schul- und<br />
Ausbildungsbiografie<br />
Die Studie spricht von einer<br />
„erstaunlichen Prognosekraft der<br />
frühen Armut auf den späteren<br />
Schulerfolg“. Die armen Kinder<br />
und Jugendlichen konzentrieren<br />
sich auf der niedrigen Stufe des<br />
Schulsystems (Förder- und<br />
Hauptschule), während die nicht<br />
armen vorrangig auf der höheren<br />
Stufe (Gymnasium) zu<br />
finden sind. Wird zusätzlich die<br />
Lebenslage berücksichtigt, dann<br />
ist das Ergebnis noch eindeutiger.<br />
Kinder und Jugendliche im<br />
Wohlergehen finden sich kaum<br />
in Förderschulen oder Hauptschulen,<br />
während sich hier arme<br />
Kinder und Jugendliche mit<br />
multipler Deprivation konzentrieren.<br />
63 % der armen und<br />
multipel deprivierten Kinder<br />
haben es nicht bis zum<br />
Hauptschulabschluss geschafft.<br />
Brüche in der Schulbiografie<br />
sind eher die Regel für die armen<br />
Kinder und Jugendlichen. Es ist<br />
„erschreckend realistisch“, so die<br />
Studie, dass jeder vierte der<br />
armen Jugendlichen keine Berufswahl<br />
für sich sieht. Sie<br />
zeigen deutlich größere Skepsis<br />
bezüglich ihrer Chancen als<br />
nicht arme Jugendliche.<br />
Eine migrationsbedingte<br />
Verstärkung negativer<br />
Armutseffekte ist nicht<br />
nachweisbar<br />
„Den prägenden Risikoeinfluss<br />
auf die Entwicklung junger<br />
Menschen hat die finanzielle<br />
Lage der Familie, egal ob mit<br />
oder ohne Migrationshinweis“,<br />
so die Forscher. Migrationsbedingte<br />
Effekte als negative<br />
Verstärkung für die Entwicklung<br />
von armen Kindern lassen sich<br />
wissenschaftlich nicht nachweisen.<br />
In fast allen Fällen<br />
verschwindet der Migrationshintergrund<br />
als Einflussfaktor im<br />
Verlauf der Schulbiografie fast<br />
vollständig. Dagegen stellt die<br />
Studie fest: „Verfestigte Armut in<br />
bildungsfernen Familien ohne<br />
Zuwanderungsgeschichte hat<br />
sich als Hauptproblem erwiesen.“<br />
Der Befund, dass arme<br />
Migrantenjugendliche häufiger<br />
im Wohlergehen aufwachsen als<br />
arme Jugendliche ohne Migrationshintergrund,<br />
wird mit den<br />
höheren Bildungsaspirationen<br />
der Eltern, mit der längeren<br />
Verweildauer in der Grundschule<br />
vor dem Wechsel zur Förderbzw.<br />
Hauptschule und mit dem<br />
höheren Sozialkapital der Herkunftsfamilien<br />
erklärt. Arme<br />
herkunftsdeutsche Jugendliche<br />
wachsen häufiger isoliert in<br />
wenig stabilen Familienformen<br />
auf.<br />
Die Studie plädiert für ein<br />
sozial inkludierendes<br />
Schulsystem
23 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />
Anhand der untersuchten Fälle<br />
wird sichtbar, dass „das Schulangebot<br />
im gesamten Schulverlauf<br />
nicht passend für den Förderund<br />
Bildungsbedarf von Kindern<br />
mit früher, vor allem aber<br />
mit andauernder Armutserfahrung<br />
und Benachteiligung“ ist.<br />
Individuelle Förderung bleibt<br />
unwirksam gegenüber Strukturen<br />
und Funktionsweise des selektiven<br />
Schulsystems. Diese bewirken<br />
„eine Potenzierung armutsbedingter<br />
Benachteiligung“. Die<br />
Studie empfiehlt zur Bekämpfung<br />
der Armutsfolgen „frühe<br />
Förderung und Prävention, ein<br />
sozial inkludierendes Schulsystem,<br />
systematische und strukturelle<br />
Begleitung durch Bildungsund<br />
Förderketten, eine umfassende<br />
Infrastruktur für Familien.“<br />
Sie unterstreicht aber<br />
gleichzeitig auch die Notwendigkeit,<br />
nicht nur die Armutsfolgen,<br />
sondern auch die Armut selbst<br />
zu bekämpfen.<br />
Die Aussonderung armer<br />
Kinder aus dem<br />
allgemeinen Schulsystem<br />
beenden<br />
Mit der Aussonderung aus den<br />
allgemeinen Schulen in die<br />
Förderschulen, die meistens<br />
während der Grundschulzeit<br />
stattfindet, werden Kinder mit<br />
armutsbedingten Auffälligkeiten<br />
und Entwicklungsproblemen immer<br />
noch wie zu Zeiten der<br />
Hilfsschule im vorigen Jahrhundert<br />
als behindert kategorisiert<br />
und abgestempelt, in ihren<br />
Entwicklungsmöglichkeiten und<br />
Lebensperspektiven drastisch<br />
eingeschränkt und so dem Risiko<br />
der gesellschaftlichen Stigmatisierung<br />
und Exklusion ausgesetzt.<br />
Auf dem Weg zu einem<br />
inklusiven Schulsystem ist das<br />
Auslaufen der Förderschulen für<br />
Arme daher ein absolut unverzichtbarer<br />
Schritt. Er muss<br />
verbunden werden mit einem<br />
Umbau der allgemeinen Schulen<br />
zu Lern- und Lebensorten, die<br />
allen Kindern unabhängig von<br />
ihren sozialen Herkünften und<br />
Lebenslagen gerecht werden. Er<br />
muss begleitet sein durch eine<br />
Politik der sozialen Prävention<br />
und der Armutsbekämpfung.<br />
Aber wie soll man eine<br />
Bildungspolitik bezeichnen, die<br />
trotz der völkerrechtlichen Verpflichtung<br />
zur Umsetzung inklusiver<br />
Bildung mehrheitlich<br />
an den aussondernden Förderschularten<br />
für Arme festhält,<br />
ihnen trotz der erdrückenden<br />
Beweise für ihre schädliche<br />
Wirkung zu demokratischer<br />
Scheinlegitimation verhilft<br />
durch die schulrechtliche Verankerung<br />
eines sog. Elternwahlrechts<br />
und es denen offeriert,<br />
von denen auch sie weiß, dass<br />
diese aufgrund ihrer prekären<br />
Lebenssituation ihre Beteiligungsrechte<br />
nicht wahrnehmen<br />
können oder schon längst nicht<br />
mehr wahrnehmen wollen?<br />
Nutzen wird es denen, die als<br />
Lobbyisten das Förderschulsystem<br />
lautstark bewerben. Wie<br />
soll man eine Bildungspolitik<br />
bezeichnen, die mit dem<br />
Festhalten an dem teuren und<br />
unsinnigen Förderschulsystem<br />
den allgemeinen Schulen Mittel<br />
zur inklusiven Entwicklung<br />
vorenthält und so den Inklusionsprozess<br />
untergräbt? Ist das<br />
noch pragmatische Bildungspolitik<br />
oder schon blanker Zynismus?<br />
(Quelle: http://bildungsklick.de/a/<br />
86599/schule-verschaerft-die-soziale-ungleichheit/)<br />
... von Cuxhaven-Sahlenburg<br />
aus (dauert gut 3<br />
Stunden). Wer’s bequemer<br />
haben will, kann auch die<br />
Pferde-Kutsche benutzen.<br />
Fahrt im Janssen-Bus mit<br />
Brötchen-Service, da es<br />
schon sehr früh losgeht:<br />
Vorankündigung<br />
G ewerkschaftlerInnen<br />
E rleben<br />
Watt...beim Wattwandern am Samstag, dem<br />
24. August 2013, nach Neuwerk ...<br />
wahrscheinlich 6.00 Uhr ab<br />
Wittmund mit den bekannten<br />
Zwischenhalten in Jever,<br />
Sande, Varel.<br />
Rückfahrt mit dem Schiff<br />
um 17.00 Uhr nach Cuxhaven.<br />
Wichtig: möglichst umgehend<br />
anmelden, da begrenzte<br />
Platzzahlen (Pferdekutsche/<br />
Schiff!!!) - 16 Anmeldungen<br />
liegen jetzt schon vor!<br />
Anmeldungen bei Fridolin<br />
Haars 04461-5123 oder bei<br />
Jürgen Kramm 04462-6102
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
24<br />
NACHRUF<br />
HANS-JOACHIM (HANNES) HOTHAN<br />
STARB AM 15. JANUAR 2013<br />
Josef Kaufhold,<br />
Vorsitzender<br />
GEW KV<br />
Emden<br />
Am 15. Januar 2013 starb<br />
unser Kollege Hannes<br />
Hothan aus Hesel im Alter von<br />
83 Jahren. Mit seinen vielfältigen<br />
Aktivitäten wirkte er<br />
nachhaltig in der GEW und in<br />
der Schulentwicklung der Region,<br />
er prägte die Parteienlandschaft<br />
und war Motor in der<br />
Bildungsdiskussion. Seine Aktivitäten<br />
hinterlassen einen bleibenden<br />
Eindruck und sind von<br />
bleibender Wirksamkeit. Hannes<br />
Hothan war Initiator und<br />
Impulsgeber vielfältiger pädagogischer<br />
und politischer Entwicklungen<br />
in Ostfriesland, die die<br />
Schule in unserer Region<br />
formten.<br />
Geboren wurde Hannes<br />
Hothan am 15. Oktober 1929 in<br />
Münster. Die junge Familie lebte<br />
in einer Kaserne, der Vater hatte<br />
als Soldat eine Wohnung dort.<br />
Hier verbrachte Hannes Hothan<br />
seine ersten Kindheitsjahre. Die<br />
Familie musste wegen der<br />
Versetzung mehrfach umziehen.<br />
Hannes Hothan besuchte<br />
deshalb Schulen in Münster,<br />
Hannover und ab 1939 in<br />
Berlin. Dort leistete der Vater<br />
seinen Dienst als Offizier.<br />
Wer Hannes Hothan kannte<br />
weiß, dass ihn Tugenden<br />
auszeichneten, die man gemeinhin<br />
als preußisch bezeichnet:<br />
Pünktlichkeit, Fleiß, Durchsetzungskraft,<br />
zielgerichtetes Planen,<br />
Genauigkeit und Gerechtigkeitssinn,<br />
ja, vor allem das<br />
Streben nach Gerechtigkeit.<br />
Hannes Hothan setzte sich sein<br />
Leben lang für Gerechtigkeit im<br />
Bereich der Chancen ein.<br />
Kindheit und Jugend sollten<br />
jedem die Chance auf Bildung<br />
eröffnen, gerecht und gleich.<br />
Und das hatte seinen Grund.<br />
Hannes Hothan gehörte zum<br />
Jahrgang 1929, einem Jahrgang,<br />
der auf unvorstellbare Weise<br />
leiden musste.<br />
1943 setzte in Berlin wegen<br />
der Bombardierungen die erste<br />
Evakuierungswelle von Schülerinnen<br />
und Schülern ein.<br />
Hannes Hothan kam im Zuge<br />
der Kinderlandverschickung<br />
nach Ustinad Orlice / Bresnice<br />
(Tschechoslowakei). Anfang<br />
1945 überschlugen sich die<br />
Ereignisse. Im Januar wurde die<br />
Gruppe zum Volkssturm eingezogen<br />
und für den Kampf kurz<br />
ausgebildet. Die Gruppe kam zur<br />
Wehrmacht, wurde bewaffnet<br />
und an die Front geschickt.<br />
Allein.<br />
Soldaten auf dem Rückzug<br />
kamen der Gruppe entgegen, die<br />
Front rückte heran. Ein erfahrener<br />
Soldat entwaffnete die<br />
Jungen und schickte sie auf den<br />
Heimweg – zu Fuß ins<br />
Ungewisse. Am 13. Mai geriet<br />
Hannes Hothan in amerikanische<br />
Gefangenschaft, wurde im<br />
Juli entlassen. Die Erfahrungen<br />
in den Kriegswirren, die<br />
Orientierung in der Ungewissheit,<br />
die Suche nach der Heimat<br />
prägten ihn sehr.<br />
Die Familie fand 1946 in<br />
Antendorf wieder zusammen,<br />
Hannes Hothan besuchte das<br />
Gymnasium in Rinteln. Als<br />
Arbeiter in einer Schulmöbelfabrik<br />
verdiente er den Lebensunterhalt.<br />
Nach dem Abitur nahm er<br />
1952 das Studium an der<br />
Pädagogischen Hochschule in<br />
Hannover auf. Gemeinsam mit<br />
seiner zukünftigen Frau Susanne<br />
Rademacher wählte er nach dem<br />
ersten Staatsexamen 1954 Ostfriesland<br />
als Dienstbereich.<br />
Die Eheleute, sie heirateten<br />
im Juli 1954, traten im August<br />
ihre Dienstellen nahe Remels<br />
an; Hannes Hothan in Selverde,<br />
seine Frau nicht weit entfernt in<br />
Jübberde. Beide wurden mit<br />
Dienstantritt Mitglieder des<br />
Ostfriesischen Lehrervereins/<br />
GEW. Hannes Hothan engagierte<br />
sich. Er war von 1956 bis<br />
1961 Vorsitzender der Junglehrervertretung<br />
im OLV/GEW und<br />
Mitglied der Vertretung der<br />
Junglehrer im Landesvorstand<br />
Niedersachsen, 1961 bis 1966<br />
zweiter Vorsitzender im OLV<br />
Bezirksverband und von 1966<br />
bis 1974 Vorsitzender des<br />
Kreisverbandes Leer.<br />
Bereits als Junglehrer entwickelte<br />
er Ideen zu notwendigen<br />
Reformmaßnahmen des Landschulwesens<br />
in Ostfriesland.<br />
Ursprünglich dachte Hannes<br />
Hothan über eine Arbeit zur<br />
Aussagekraft des Kernschen<br />
Schulreifetests nach. Den Gedanken<br />
verwarf er, als er 1956 die<br />
einklassige Schule Klein-Remels<br />
übernehmen musste. Das Leben<br />
als Einklassler sprach ihn als<br />
Lehrer zwar sehr an, die aktuelle<br />
Diskussion um die Nachteile des
25 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />
Landschulwesens und die fehlende<br />
Orientierung der Bildung<br />
in der ländlichen Region an den<br />
modernen Entwicklungen in der<br />
Gesellschaft beschäftigten ihn.<br />
Er änderte sein Thema und<br />
widmete sich der Schulentwicklung<br />
in Ostfriesland: Wie und<br />
auf welche Weise könnte eine<br />
Bildungsregion entstehen, die<br />
den jungen Menschen einen<br />
qualitativ besseren und zukunftsorientierten<br />
Unterricht durch<br />
Fachlehrkräfte bot und Aufstiegsmöglichkeiten<br />
eröffnete –<br />
Daten, Zahlen und Fakten. Seine<br />
Arbeit beeindruckte, fand Berücksichtigung,<br />
Hannes Hothan<br />
wurde zur Barsinghausener<br />
Tagung eingeladen, der Veranstaltung,<br />
die eine Wende in der<br />
Bildungslandschaft Niedersachsens<br />
einleitete.<br />
1962 übernahm er als<br />
Hauptlehrer die Schule Hesel,<br />
um dort beim Aufbau einer der<br />
ersten Mittelpunktschulen tätig<br />
zu werden. Als Rektor wurde er<br />
zum Impulsgeber der Schulentwicklung<br />
der ganzen Region.<br />
Hannes Hothan engagierte<br />
sich in der Lehrerpersonalvertretung<br />
und im Gesprächskreis<br />
Schule und Universität, beteiligte<br />
sich am Aufbau des<br />
Regionalen Pädagogischen Zentrums<br />
in Aurich und wurde<br />
politisch aktiv. 1970 gründete er<br />
den SPD-Ortsverein Hesel, war<br />
dessen Vorsitzender, arbeitete als<br />
Ratsherr in der Samtgemeinde<br />
Hesel und fertigte bis ins hohe<br />
Alter hinein Grundsatzpapiere<br />
Die Zahl der öffentlichen<br />
Bildungseinrichtungen<br />
sinkt, die der privaten steigt. Ein<br />
Befund, der neben den Meldungen<br />
und Kommentierungen zu<br />
den Ergebnissen des vierten<br />
nationalen Bildungsberichts<br />
kaum beachtet wurde. Während<br />
Politik und Medien darüber<br />
stritten, ob es denn nun graduell<br />
besser oder schlechter geworden<br />
sei mit der Bildung in<br />
Deutschland, kam die tiefere<br />
Analyse zu kurz. Dem Statistischen<br />
Bundesamt war diese<br />
zu bildungspolitischen Fragen<br />
für seine Partei an.<br />
Im Oktober 1976 übernahm<br />
Hannes Hothan die Funktion<br />
des Schulrates im Schulaufsichtsamt<br />
Emden II. Als Schulamtsdirektor,<br />
ab 1985 als Leiter des<br />
Schulaufsichtsamtes, gestaltete er<br />
maßgeblich die Arbeit an den<br />
Schulen der Stadt Emden. Er<br />
entwickelte ein Modell für die<br />
Lehrer- und Schülerbetriebspraktika,<br />
gestaltete den Übergang für<br />
Schulabsolventen von der Schule<br />
in den Beruf, setzte sich für<br />
die Schulbauentwicklung der<br />
Stadt ein und unterstützte die<br />
Arbeit der Schulen in sozialen<br />
Brennpunkten.<br />
Besonders im Blick hatte er<br />
immer die Situation der in der<br />
Gesellschaft Vernachlässigten.<br />
Der Bau eines Zentrums für<br />
Kinder mit geistiger Einschränkung<br />
an der Förderschule Emden<br />
und die Zusammenarbeit von<br />
Förderschullehrkräften mit den<br />
weiterführenden Schulen waren<br />
ihm eine Herzensangelegenheit.<br />
Ein Pilotprojekt, das den<br />
Übergang von Förderschülerinnen<br />
und -schülern an die<br />
weiterführenden Schulen ermöglichte,<br />
gehörte dazu.<br />
Von 1983 bis 1997 war<br />
Hannes Hothan Mitglied der<br />
Ostfriesischen Landschaft, ab<br />
1993 Landschaftsrat. 1991 wurde<br />
ihm das Indigenat der<br />
Ostfriesischen Landschaft und<br />
1997 die Ehrenmitgliedschaft<br />
verliehen.<br />
Mit Beginn des Jahres 1990<br />
Bildung als öffentliches Gut<br />
Entwicklung immerhin eine<br />
Pressemitteilung wert. Zu Recht.<br />
Denn egal ob man, wie die<br />
Bundesregierung und die Kultusminister<br />
der Länder, die<br />
Erfolge in der Bildungsbeteiligung<br />
betont oder, wie Gewerkschaften<br />
und Sozialverbände,<br />
dass die Schere zwischen<br />
Bildungsgewinnern und -verlierern<br />
immer weiter auseinander<br />
geht, der Trend zu mehr privaten<br />
Schulen und Hochschulen hält<br />
an, während der Anteil privater<br />
Bildungsausgaben abnimmt.<br />
trat Hannes Hothan in den<br />
Ruhestand. Seine Gesundheit<br />
ließ Aktivitäten außerhalb des<br />
Hauses kaum noch zu. Er<br />
arbeitete dennoch unermüdlich<br />
weiter – nun an seinem<br />
Schreibtisch.<br />
Der Dokumentation der<br />
Schulgeschichte Ostfrieslands<br />
galt seine besondere Aufmerksamkeit.<br />
1984 beteiligte er sich<br />
an der Gründung des Ostfriesischen<br />
Schulmuseums Folmhusen,<br />
und 1995 gab er gemeinsam<br />
mit dem Arbeitskreis Schulgeschichte<br />
der Stiftung Schulgeschichte<br />
des Bezirksverbandes<br />
Weser-Ems der GEW ein<br />
zweibändiges Werk mit dem<br />
Titel „Schule in Ostfriesland<br />
1945 bis 1995“ heraus, das mit<br />
Zeitzeugenbeiträgen über die<br />
Entwicklung des Schulwesens<br />
der Region nach 1945 berichtete.<br />
Hannes Hothan war in all<br />
seinen Aktivitäten immer ein<br />
politisch und sozial denkender<br />
Mensch.<br />
Die frühen Kindheits- und<br />
Jugenderfahrungen machten ihn<br />
zu einem Verfechter demokratischer<br />
Grundprinzipien.<br />
Von der Junglehrerzeit an bis<br />
in seine letzten Tage galt sein<br />
Interesse der Bildung und<br />
Erziehung in der demokratischen<br />
Gesellschaft.<br />
Für ihn ermöglichte die<br />
Schule den Weg in die Zukunft,<br />
sie stellt die Weichen, dessen war<br />
er sich immer bewusst.<br />
Hannes Hothan bleibt unvergessen.<br />
Dieser Trend ist Ausdruck dafür,<br />
dass das öffentliche Gut Bildung<br />
schleichend zu einer marktgängigen<br />
Ware gemacht und öffentliche<br />
Mittel in private Erwerbsunternehmen<br />
umgeleitet werden.<br />
Das Menschenrecht auf Bildung<br />
gerät in Gefahr...<br />
Der ganze Text ist nachzulesen<br />
in „Gegenblende – das gewerkschaftliche<br />
Debattenmagazin“ Nr. 16/<br />
Juli/August 2012 Link: http://<br />
www.gegenblende.de/<br />
++co++c9cb31ee-e536-11e1-<br />
adc0-52540066f352<br />
Ulrich Thöne,<br />
GEW-Vorsitzender
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
26<br />
Emder Zeitung Donnerstag, 10. Januar 2013<br />
Zwei Stunden im Zeichen der Bildungspolitik<br />
Am Dienstagabend fand im<br />
VHS-Forum eine Veranstaltung<br />
mit Landtagskandidaten<br />
statt. Die GEW hatte geladen.<br />
Von PATRICK PLEWE<br />
0 49 21 / 89 00 419<br />
Emden. Eine Diskussion zur<br />
Bildungspolitik hat die Gewerkschaft<br />
Erziehung und Wissenschaft<br />
Emden (GEW) am<br />
Dienstagabend mit sechs Landtagskandidaten<br />
im Forum der<br />
Volkshochschule (VHS) veranstaltet.<br />
GEW-Vorstandsmitglied<br />
Renate Isenburg moderierte die<br />
zweistündige Veranstaltung, zu<br />
der etwa 150 Zuschauer kamen.<br />
Allen Diskussions-Teilnehmern<br />
wurden pro Antwort eine<br />
Redezeit von zwei Minuten<br />
gewährt. In ungewöhnlicher<br />
Sitzkonstellation - die Kandidaten<br />
nahmen zwischen den<br />
Zuschauern Platz - entwickelte<br />
sich eine rege Diskussion. Auch<br />
einige Fragen aus dem Publikum<br />
gab es.<br />
Einige der Schwerpunkte der<br />
Diskussion: Der SPD-Landtagsabgeordnete<br />
Hans-Dieter Haase<br />
will die Gruppengröße bei<br />
Kindergarten und Krippengruppen<br />
senken, bei den Kindergärten<br />
„mit Zwischenschritte irgendwann<br />
auf 20”, bei den<br />
Krippen soll das sofort passieren.<br />
Inklusion will er von Geburt an<br />
bis zur Hochschule. Haase<br />
möchte außerdem eine gebundene<br />
Ganztagsschule umsetzen, bei<br />
den Gesamtschulen sofort, bei<br />
den Grundschulen schrittweise.<br />
Der Landtagsabgeordnete der<br />
SPD plädiert bei den Gesamtschulen<br />
für ein Abitur nach 13<br />
Jahren. „Bei den Gymnasien soll<br />
es nach Absprache mit den<br />
Eltern freigestellt sein.” Haase ist<br />
darüber hinaus gegen Studiengebühren.<br />
Der CDU-Landtagsabgeordnete<br />
Reinhard Hegewald betonte,<br />
es müsse schnell reagiert<br />
werden, um die vorgeschriebene<br />
Quote von 35 Prozent bei der<br />
Vergabe von Krippenplätzen in<br />
Ostfriesland zu erreichen. Hegewald<br />
sagte, die Landesregierung<br />
werde in den nächsten Jahren 44<br />
Millionen Euro bereitstellen,<br />
um die Inklusion voranzutreiben.<br />
Außerdem sollen 1000<br />
zusätzliche Lehrkräfte eingestellt<br />
werden. Er sagte darüber hinaus,<br />
es brauche mehr Lehrer, um die<br />
verlässliche Ganztagsschule flächendeckend<br />
einzuführen. Nach<br />
Angaben des CDU-Landtagsabgeordneten<br />
habe außerdem<br />
„keine IGS etwas zu befürchten”.<br />
Die Gesamtschulen gehörten wie<br />
die Gymnasien dazu. Hegewald<br />
hält das Abitur nach zwölf<br />
Jahren für eine „gute Lösung”, er<br />
ist zudem für Studiengebühren.<br />
Die Emder Ratsfrau Hillgriet<br />
Eilers (FDP) bevorzugt einen<br />
Stufenplan, um die Gruppengrößen<br />
bei Kindergärten- und<br />
Krippengruppen zu reduzieren.<br />
Auch die breite Einführung von<br />
verlässlichen Ganztagsschulen<br />
ist ihrer Meinung nach nur<br />
schrittweise möglich. Eilers<br />
glaubt, das Abitur nach zwölf<br />
Jahren könne sich noch bewähren.<br />
Ihr Gefühl sagt ihr aber<br />
auch: „Die Kinder brauchen<br />
mehr Zeit.” Eilers findet die<br />
Studiengebühren richtig.<br />
Johann Smid von den<br />
Grünen fordert „mehr Steuergerechtigkeit”,<br />
um die Reduzierung<br />
der Größen von Kindergartenund<br />
Krippengruppen finanzieren<br />
zu können. Seiner Meinung<br />
nach sollte es den Eltern<br />
freigestellt sein, ob ihre Kinder<br />
nach zwölf oder dreizehn Jahren<br />
ihr Abitur machen. Smid ist<br />
gegen Studiengebühren.<br />
Wilhelm Raveling von den<br />
Linken ist für einen Bildungsfonds,<br />
um die Reduzierung der<br />
Gruppengrößen im Kindergarten<br />
und in der Kindergrippe zu<br />
erreichen. Raveling ist für das<br />
Abitur nach 13 Jahren und<br />
gegen Studiengebühren.<br />
Neben diesen fünf Landtagskandidaten<br />
für den Wahlkreis<br />
Emden-Norden nahm auch Dr.<br />
Meinhart Ramaswamy, Spitzenkandidat<br />
der Piraten-Partei, teil.<br />
Er war für den Emder<br />
Landtagskandidaten Dr. Michael<br />
Berndt eingesprungen, der zeitgleich<br />
auf einer anderen Veranstaltung<br />
einen Vortrag hielt.<br />
Ramaswamy forderte, die<br />
Ausbildung der Lehrkräfte in<br />
den Kindergärten und Krippen<br />
zu verbessern. Integrierte Gesamtschulen<br />
müssen seiner Ansicht<br />
nach dreizügig sein, sprich<br />
drei Klassen pro Jahrgangsstufe<br />
haben. Ramaswamy fordert die<br />
Rückkehr zum Abitur nach 13<br />
Jahren sowie den Wegfall der<br />
Studiengebühren.<br />
Es fehlte der siebte Landtagskandidat,<br />
Reinhard Brüling von<br />
den Freien Wählern.
27 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />
OSTFRIESEN-ZEITUNG, SEITE 11, DONNERSTAG, DEN 10. JANUAR 2013<br />
„Lehrermangel hat Ostfriesland erreicht“<br />
BILDUNG Emder GEW-Vorstandsmitglied Dr. Josef Kaufhold: „Im nächsten<br />
Jahr wird es extrem“<br />
Die Befürchtungen wurden<br />
bei einer Podiumsdiskussion<br />
zur Wahl geäußert. Das<br />
Hauptproblem besteht in<br />
der mangelnden Attraktivität<br />
Ostfrieslands.<br />
VON H EINER S CHRÖ DER<br />
EMDEN - Die Unterrichtsversorgung<br />
in Niedersachsen hat<br />
102 Prozent erreicht. Doch statt<br />
damit zufrieden zu sein, spricht<br />
Dr. Josef Kaufhold von einem<br />
Lehrermangel, der Ostfriesland<br />
längst erreicht habe. Das<br />
Vorstandsmitglied der Gewerkschaft<br />
Erziehung und Wissenschaft<br />
(GEW) in Emden konfrontierte<br />
die Landtagskandidaten<br />
des Wahlkreises Emden/<br />
Norden am Dienstagabend bei<br />
einer Podiumsdiskussion zum<br />
Thema Bildung in Emden.<br />
Kaufhold nannte seine eigene<br />
Schule als Beispiel. Er ist<br />
Schulleiter der Grundschule<br />
Grüner Weg im Emder Stadtteil<br />
Barenburg, der als sozialer<br />
Brennpunkt gilt. Derzeit könne<br />
er vier Stellen nicht neu<br />
besetzen. „Ich habe eine Liste<br />
mit mehr als 200 Adressen aus<br />
ganz Deutschland. Keiner will<br />
an meine Schule kommen.“<br />
Es handele sich dabei jedoch<br />
nicht um ein Emder Problem.<br />
Ganz Ostfriesland sei betroffen.<br />
„Im nächsten Jahr wird es<br />
extrem“, sagte Kaufhold, weil<br />
dann viele Lehrer in Pension<br />
gingen. Der SPD-Landtagsabgeordnete<br />
Hans-Dieter Haase<br />
(Emden) sieht ähnliche Entwicklungen<br />
in anderen ländlichen<br />
Regionen Niedersachsens. „Das<br />
ist aber nicht von heute auf<br />
morgen zu regeln“, meinte der<br />
Sozialdemokrat.<br />
Auch sein christdemokratischer<br />
Konkurrent Reinhard<br />
Hegewald hat keine Lösung<br />
parat. Fachkräftemangel gebe es<br />
nicht nur in der Bildung,<br />
sondern auch in der Wirtschaft.<br />
Man müsse sich wohl eingestehen,<br />
dass „das am Image der<br />
Region Ostfriesland liegt“.<br />
Für den Widerspruch zwischen<br />
Lehrermangel auf der<br />
einen Seite und einer 102-<br />
prozentigen Unterrichtsversorgung<br />
auf der anderen Seite hat<br />
Kaufhold eine Erklärung: Die<br />
meisten jungen Lehrer möchten<br />
dort unterrichten, wo sie ihre<br />
Ausbildung gemacht haben.<br />
Meist sind das größere Städte.<br />
Darum haben die Schulen dort<br />
keine Probleme, ihre Stellen zu<br />
besetzen. Dort liegt die Unterrichtsversorgung<br />
tendenziell immer<br />
etwas höher als in<br />
ländlichen Regionen.<br />
Das Thema ist auch im<br />
niedersächsischen Kultusministerium<br />
bekannt. „Darum haben<br />
wir in den vergangenen Jahren<br />
verstärkt Außenstellen der Studienseminare<br />
gebildet“, sagte gestern<br />
Pressesprecherin Corinna<br />
Fischer. Von einem grundsätzlichen<br />
Lehrermangel in ländlichen<br />
Regionen wie Ostfriesland<br />
möchte sie aber nicht sprechen.<br />
„Das spricht gegen unsere<br />
Daten.“ Sie räumte aber ein, dass<br />
eine rechnerische Unterrichtsversorgung<br />
von 102 Prozent nicht<br />
die Situation an jeder Schule<br />
widerspiegele.<br />
Kaufhold muss weiter suchen<br />
und stößt auf Hindernisse. Er<br />
hatte jetzt eine Interessentin, die<br />
in den Niederlanden Lehramt<br />
studiert hatte, und die gerne<br />
nach Emden gekommen wäre.<br />
Aber ihr niederländischer Abschluss<br />
wurde nicht anerkannt.<br />
Dazu meinte Fischer: „Wir<br />
haben das rechtlich vereinfacht.<br />
Aber wir müssen jeden Einzelfall<br />
prüfen.“<br />
Die Lehrerversorgung in Niedersachsen liegt bei 102 Prozent.<br />
Doch in ländlichen Regionen herrscht Mangel. BILD: DPA<br />
Dr. Josef<br />
Kaufhold
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
28<br />
Mathias Brodkorb<br />
»Lehrer sind die Helden unseres Alltags«<br />
aus „vorwärts“<br />
Der neue Bildungsminister<br />
Mecklenburg-Vorpommerns<br />
fordert ein gesellschaftliches<br />
Umdenken. Wer mehr<br />
Bildungserfolge will, sollte Lehrern<br />
den Rücken stärken.<br />
Aristoteles hat Einzug ins<br />
Bildungsministerium Mecklenburg-Vorpommerns<br />
gehalten.<br />
Den griechischen Philosophen<br />
zitiert der neue Landesminister<br />
für Bildung, Wissenschaft und<br />
Kultur am liebsten. Mit Aristoteles’<br />
Erkenntnis, die wichtigste<br />
Aufgabe des Staates sei die<br />
Bildung und Erziehung der<br />
Jugend, wirbt Mathias Brodkorb<br />
für mehr Anerkennung der<br />
Lehrkräfte. Wenn man Aristoteles’<br />
Lehre ernst nehme, seien<br />
Lehrer doch die wahren „Helden<br />
unseres Alltags“, so Brodkorb.<br />
Sein wichtigstes Anliegen im<br />
Amt sei es, einen Zustand<br />
herbeizuführen, in dem Lehrer<br />
mit „Zuversicht und Selbstvertrauen“<br />
ihren Aufgaben nachgehen<br />
könnten. Im Klartext heißt<br />
das: Mehr Respekt für die Lehrer<br />
für mehr Motivation im Job...<br />
Volksinitiative<br />
für bessere Rahmenbedingungen in den niedersächsischen Kindertagesstätten<br />
Der Personalschlüssel in der Kita ist unverantwortlich!<br />
Mehr Personal oder kleinere<br />
Gruppen schaffen erträgliche<br />
Arbeitsbedingungen und sind gut<br />
für unsere Kinder<br />
Für Krippen:<br />
1 ErzieherIn für 3 Kinder im Alter<br />
von 0 bis 1½ Jahren<br />
1 ErzieherIn für 4 Kinder im Alter<br />
von 1½ bis 3 Jahren<br />
Für Kindergärten / Horte:<br />
1 ErzieherIn für 7 bis 8 Kinder im<br />
Alter von 3 bis 6 Jahren<br />
1 ErzieherIn für 7 bis 8 Kinder im<br />
Grundschulalter<br />
Das will die Volksinitiative erreichen<br />
Die Volksinitiative fordert<br />
vom niedersächsischen<br />
Landtag eine Überarbeitung des<br />
Kindertagesstätten-Gesetzes mit<br />
dem Ziel, die Rahmenbedingungen<br />
in den Kindertagesstätten zu<br />
verbessern. In einer Regel-Kita-<br />
Gruppe für Kinder ab drei<br />
Jahren drängeln sich 25 Kinder,<br />
die von zwei ErzieherInnen in<br />
ihrer Entwicklung gefördert<br />
werden möchten. Wenn beide<br />
ErzieherInnen anwesend sind,<br />
verbleiben pro Stunde für jedes<br />
Kind höchstens 3 Minuten. Wir<br />
fordern mehr Personal oder<br />
kleinere Gruppen, damit die<br />
Kinder gut vorbereitet in die<br />
Schule kommen können und die<br />
Erzieherinnen individuell auf<br />
jedes Kind eingehen können!<br />
Ab August 2013 gibt es den<br />
Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz<br />
für Kinder ab dem<br />
zweiten Lebensjahr. Das finden<br />
wir gut. Aber reichen zwei<br />
Fachkräfte für 15 Krippenkinder?<br />
Das sind höchstens 5<br />
Minuten für jedes „Wickelkind“<br />
pro Stunde. Mütter, Väter und<br />
Großeltern wissen, dass dies<br />
nicht funktionieren kann.<br />
Eltern, die ihre Kinder einer<br />
Einrichtung anvertrauen, müssen<br />
ein gutes Gefühl dabei<br />
haben können, dass es ihren<br />
Kindern gut geht!<br />
Hier steht das Land Niedersachsen<br />
in der Verantwortung!<br />
Über die Qualität der frühkindlichen<br />
Bildung finden entscheidende<br />
Weichenstellungen für das<br />
gesamte weitere Leben der<br />
Kinder und damit für die<br />
Zukunft unseres Landes statt.<br />
Kitas sind Bildungseinrichtungen!<br />
ErzieherInnen wollen entsprechend<br />
ihrer Ausbildung<br />
pädagogisch tätig sein und den<br />
heutigen Herausforderungen der<br />
Förderung aller Kinder gerecht<br />
werden (z.B.- Sprachförderung,<br />
Gesundheitsförderung/Motorik,<br />
musische Bildung, naturwissenschaftliche<br />
Experimente, Integration<br />
uvm.).<br />
Wir brauchen mehr Möglichkeiten<br />
zur individuellen Förderung<br />
- bessere Bildungschancen<br />
für Kinder und gute Arbeitsbedingungen<br />
für ErzieherInnen!<br />
Unterschriftenlisten sind erhältlich unter info@kita-volksinitiative.de<br />
Weitere Infos unter www.kita-volksinitiative.de
29 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />
Die Schulstruktur<br />
Kleine Anleitung für Bildungspolitiker<br />
Oldenburg, Dezember 2012<br />
Überlegen sie sich als erstes:<br />
Welche Funktion soll ihr<br />
Schulsystem haben?<br />
Wollen sie als Bildungspolitiker<br />
eine hierarchisch geordnete<br />
Schulstruktur, müssen sie festlegen,<br />
wie sie die Kinder zuordnen<br />
wollen. Die Abschaffung der<br />
Orientierungsstufe ermöglicht<br />
ihnen ja nun die soziale Auslese<br />
schon in der Grundschule. Die<br />
soziale Auslese sollte aber<br />
keinesfalls offensichtlich als<br />
solche erkennbar sein, deshalb<br />
sollten sie diese mit „Begabung“<br />
begründen.<br />
Der Name der untergeordneten<br />
Schule sollte möglichst<br />
(bevor dieser völlig verbrannt<br />
ist) von Zeit zu Zeit gewechselt<br />
werden. Gelungene Beispiele<br />
finden sich in der Historie: Die<br />
Volksschule wurde in Hauptschule<br />
umbenannt und die<br />
Hauptschule in Oberschule. Ein<br />
sehr gelungener Namenswechsel<br />
war der Wechsel von Sonderschule<br />
zur Förderschule. Bis<br />
heute glauben Eltern an „Förderung“<br />
der aussortierten Störer.<br />
Verstehen sie warum? Es ist<br />
wichtig!<br />
Eventuelle Ansprüche aus<br />
dem Grundgesetz umgehen sie<br />
leicht mit Argumenten wie:<br />
Gezielte Förderung der Schwachen<br />
in Extrafürschulen und<br />
Wahlfreiheit der Schullaufbahn.<br />
Gleichzeitig sorgen sie dafür,<br />
dass ihre Beamten „Fehlgeleitete“<br />
(Nichtempfohlene) rechtzeitig<br />
wieder aussortieren und der<br />
unteren Schulform zuführen.<br />
Keinesfalls darf sich die obere<br />
Schule den Kindern anpassen,<br />
weil sonst Tür und Tor für<br />
Kinder aus der sozial schwachen<br />
Schicht geöffnet wird.<br />
Wie oben schon angedeutet:<br />
Der Begriff „Oberschule“, für die<br />
untere Schulform wurde geschickt<br />
gewählt, denn er suggeriert<br />
das Gegenteil von „Unten“.<br />
Behalten sie ihn zunächst bei.<br />
Bestehende Gesamtschulen dürfen<br />
nicht als Alternative zum<br />
gegliederten Schulsystem etabliert<br />
bleiben. Das ist möglich,<br />
indem sie mittelfristig die<br />
jetzigen Oberschulen zu Gesamtschulen<br />
machen. So erreichen<br />
sie ein zweigegliedertes<br />
Schulsystem ohne Alternative.<br />
Verstehen sie? Es ist wichtig!<br />
Gegenüber den Eltern, deren<br />
Kinder zur Unteren und nicht<br />
zur Oberen Schulform gehen<br />
sollen, sollten sie argumentieren:<br />
Dort lernen die Kinder<br />
ALLE GEMEINSAM. Das<br />
nimmt auch den Einheitsbreiideologen<br />
den Wind aus den<br />
Segeln! Jetzt kann die Wahlfreiheit<br />
in erster Instanz und die<br />
späterer Zurückführung der<br />
falsch Angemeldeten in zweiter<br />
Instanz die Selektion gewährleisten.<br />
Die Funktion der Wahlfreiheit:<br />
Alle sozial besser gestellten<br />
Eltern können ihre Kinder zur<br />
Gesamtschule (die ja jetzt der<br />
untere Teil ist) anmelden, damit<br />
sie mit den sozial schwachen<br />
Kindern gemeinsam lernen.<br />
Aber sie können ihr Kind<br />
natürlich auch auf die höhere<br />
Schulform schicken.? Keine<br />
Angst! Wenn nun die sozial<br />
schwachen Eltern ihren Kindern<br />
das antun wollen ;-) und sie zur<br />
oberen Schulform schicken, ist<br />
das in Ordnung. Die Schullaufbahnkorrektur<br />
rückt das ja nach<br />
kurzer Zeit wieder gerade.? Die<br />
Verantwortung liegt nun nicht<br />
mehr bei ihnen als Politiker. Die<br />
Trennung ist jetzt Volkes Wille!<br />
Verstehen sie? Es ist wichtig!<br />
Bedenken sie dabei auch:? Es<br />
wird entscheidend sein ob unser<br />
und dann ja auch ihr Kind in<br />
einem schwächeren oder stärkeren<br />
Umfeld (Milieu) lernt und<br />
lebt. Entscheidend dafür, dass<br />
unsere (und ihre Elite-) Kinder<br />
ein von allen finanziertes<br />
Studium mit entsprechenden<br />
Aussichten durchlaufen wird<br />
oder nicht.? Der NDR hat es<br />
passend so ausgedrückt: Ob sie<br />
später „... ein Zweitauto haben,<br />
oder einen Zweitjob brauchen“?<br />
Sie wissen was wir von ihnen<br />
erwarten! Oder?<br />
Mitgliederversammlung<br />
KV Wittmund<br />
am Dienstag, dem 16.04.2013,<br />
um 17 Uhr in der Stadthalle „Residenz“ in Wittmund<br />
Bernd Siegel<br />
mit den üblichen Tagesordnungspunkten wie Tätigkeitsbericht, Kassenbericht, Wahlen zum Vorstand,<br />
Ehrungen.<br />
Als Gast geladen haben wir den Vorsitzenden des Bezirksverbandes Weser Ems der GEW, Stefan<br />
Störmer, der eine Einschätzung der Koalitionsvereinbarungen zur Bildungspolitik geben wird.
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
30<br />
AG Jugendliteratur & Medien der GEW (AJuM)<br />
Vorbei, Vergessen?<br />
Nein, das wird schon nicht geschehen, das kann gar nicht sein, das ist Panikmache!<br />
Als es doch passiert, ist es zu spät. Wir sprechen von einer Szene von<br />
Homosexuellen ab dem Jahr 1932, deren strafrechtliche Verfolgung durch den<br />
§ 175 StGB, der sogar in die Bundesrepublik Deutschland übernommen wurde<br />
und offiziell erst 1994 abgeschafft wurde, und Stigmatisierung. Eine sehr eindringliche<br />
Bildergeschichte mit einer Rahmenhandlung ohne Happy End.<br />
Michel Dufranne & Milorad Vicanoviæ & Christian Lerolle:<br />
Rosa Winkel<br />
Aus dem Französischen von Edmund Jacoby<br />
Berlin: Jacoby & Stuart 2012<br />
www.jacobystuart.de<br />
ISBN 978-3-941787-79-7<br />
32 S * 12,90 Euro * ab 14 J<br />
Ulli Baselau<br />
Die kleine Rahmenhandlung<br />
im heutigen Paris ist<br />
koloriert: Der Urgroßvater von<br />
Alex soll für ein Referat befragt<br />
werden, denn Andreas Müller,<br />
inzwischen über 90 Jahre alt, ist<br />
«Überlebender» des KZ. Der<br />
Epilog, die letzten drei Seiten, ist<br />
übertitelt: «Pflicht der Erinnerung<br />
– Recht zu vergessen». In<br />
diesem Spannungsbogen lebt die<br />
Geschichte dazwischen, die nicht<br />
nur dieses Leben zerstörten –<br />
auch wenn Andreas gegen alle<br />
Annahmen – und nicht wie viele<br />
andere – die Zeit des Nationalsozialismus<br />
irgendwie körperlich<br />
überstand.<br />
Die knapp 140 Seiten<br />
zwischen fünf und zehn Bildern<br />
sind in Brauntönen gehalten.<br />
Wir verfolgen das Leben des<br />
jungen Mannes Andreas Müller,<br />
der von seiner verwitweten<br />
Mutter großgezogen wird, sehr<br />
erfolgreich als Werbegrafiker<br />
arbeitet und sich in einer, wir<br />
würden heute sagen, Schwulenszene<br />
zu Hause fühlt. Die<br />
Sprache ist sehr direkt, die<br />
Körper «gestählt». Man ist jung,<br />
man vergnügt sich mit Seinesgleichen.<br />
Angst muss man auch<br />
nicht nach 1933, dem Wahlsieg<br />
der NSDAP, haben, denn<br />
obwohl die Liebe unter Männern<br />
zwar (noch) nicht verboten<br />
ist, aber man befürchtet so etwas.<br />
Das Gegenargument ist Ernst<br />
Röhm und seine Sturmabteilung<br />
(SA), «weil niemand wärmer ist<br />
als er und seine süssen Truppen».<br />
Der erste Schreck kommt, als<br />
die SA-Truppen das Publikum<br />
zusammenschlagen, weil diese<br />
mitbekommt, dass ein Boxkampf<br />
«verschoben» wurde. Noch hat<br />
Andreas die Chance, mit einem<br />
Freund nach Amerika auszuwandern,<br />
aber er verpasst diesen<br />
Moment, wird von der Hausmeisterfrau<br />
denunziert, soll seine<br />
Freunde für seine eigene Freiheit<br />
verraten – aber es kommt noch<br />
viel schlimmer.<br />
Vom Beginn der Boxkampfszene<br />
an, also nach Seite 38,<br />
werden wir richtig in die<br />
Geschichte hineingezogen, die<br />
zu Beginn vor allem wegen<br />
fehlender Identifikation der<br />
Personen schleppend in Gang<br />
kommt. Das ist schade, denn die<br />
Vorteile der Graphic Novel, auch<br />
«Lesefaule» mit Literatur oder<br />
Sachbuch vertraut zu machen,<br />
werden hier zu Beginn verschenkt.<br />
Auf der Innenklappe<br />
des Broschurbuches ist hinten<br />
eine kurze Geschichte des § 175<br />
StGB abgedruckt, die die heutige<br />
Entwicklung in eine sehr<br />
aktuelle Geschichte stellt.<br />
Zum geschichtlichen Hintergrund<br />
des Titels: Jeder Häftling<br />
musste in den Konzentrationslagern<br />
ein Abzeichen an seiner<br />
Jacke tragen, dessen Farbe ihn<br />
einer der verfolgten Gruppen<br />
zuordnete. Dabei wurde unterschieden<br />
zwischen «Politischen,<br />
Berufsverbrechern, Emigranten,<br />
Bibelforschern, Homosexuellen<br />
und Asozialen». Besondere<br />
Abzeichen gab es z. B. für<br />
«Juden und Rasseschänder».<br />
Diese Rezension steht im Internet unter<br />
www.ajum.de (Datenbank)
31 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />
Jahreshauptversammlung<br />
des GEW Kreisverbandes Wilhelmshaven am 27. November 2012<br />
Der Vorsitzende Wolfgang<br />
Niemann-Fuhlbohm begrüßt<br />
die Anwesenden und bittet<br />
sie, sich für eine Minute<br />
schweigend zur Totenehrung zu<br />
erheben. Stellvertretend für die<br />
Toten des Berichtszeitraumes<br />
erinnert er an die Kollegen<br />
Opitz und Behnke.<br />
Der stellvertretende Vorsitzende<br />
Hans-Dieter Broek stellt die<br />
Aktivitäten des Kreisverbandes<br />
und des Vorstandes im Berichtszeitraum<br />
dar:<br />
Am 15.11.11 und am 20.11.12<br />
führte der KV zwei ganztägige<br />
SPR-Schulungen mit der Referentin<br />
Astrid Müller (SBPR)<br />
durch. Halbtägige SPR-Konferenzen<br />
fanden am 24.03.11, am<br />
16.06.11 (beide mit der Referentin<br />
Schramm) sowie am 24.04.12<br />
mit Astrid Müller statt. Thematische<br />
Informations- und Diskussionsveranstaltungen<br />
gab es mit<br />
Pröbstel „Damit Schule nicht<br />
krank macht“ (16.11.10) und<br />
Krohs „Inklusion – die bessere<br />
Pädagogik?“ (01.03.11).<br />
Auf Initiative des KV Wilhelmshaven<br />
neu geschaffen und in<br />
Zusammenarbeit mit den KVs<br />
Wittmund und Jever wurde die<br />
Informationsreihe für Schulleitungen<br />
der GEW. Startveranstaltung<br />
war hier am 07.12.11 mit<br />
Astrid Müller.<br />
Der KV organisierte die Teilnahme<br />
an der diesjährigen Didakta<br />
in Hannover und orderte hierfür<br />
einen Bus.<br />
Ebenfalls begleitete der KV die<br />
Personalratswahlen am 06. und<br />
07.03.12.<br />
Weitere Ereignisse mit Beteiligung<br />
des KV:<br />
· Einstellung des „Rohrstock“<br />
und Beteiligung am „Leuchtturm“<br />
· Aufkündigung der Organisation<br />
des Krökel-Pokals<br />
· Beitrag zur Broschüre „20<br />
Jahre Integration Hafenschule“<br />
· Pressemitteilung zur Schulentwicklungsplanung<br />
(27.08.12)<br />
Nicht zuletzt trafen sich die<br />
Vorstandsmitglieder einmal monatlich<br />
zu ihren Vorstandssitzungen!<br />
Die Wahlen im Kreisverband<br />
gehen wie folgt aus:<br />
o Auf den alleinigen Vorschlag<br />
für den 1. Vorsitzenden Wolfgang<br />
Niemann-Fuhlbohm entfallen<br />
100% der Stimmen.<br />
o Auf den alleinigen Vorschlag<br />
für den stellvertretenden Vorsitzenden<br />
Hans-Dieter Broek entfallen<br />
alle Stimmen bis auf eine.<br />
o Auf den alleinigen Vorschlag<br />
für den Schatzmeister Wolfgang<br />
Leuper entfallen 100% der<br />
Stimmen.<br />
o Weitere Mitglieder des Vorstandes:<br />
Bernhard Opitz, Inge Lehmhus,<br />
Günter Wagner, Martin Toepel.<br />
Zu Delegierten für die Kreisdelegiertenkonferenz<br />
des DGB werden<br />
einstimmig gewählt:<br />
Friedrich Fischer, Dieter Meisel.<br />
Zu Kassenprüfern des neuen<br />
Amtszeitraumes werden gewählt:<br />
Christoph Seifert, Dieter Meisel.<br />
Der Vorsitzende gibt zur<br />
Kenntnis: Schatzmeister Wolfgang<br />
Leuper wird das GEW-<br />
Konto in ein Körperschaftskonto<br />
umwandeln.<br />
Zu Delegierten für die Bezirksdelegiertenkonferenz<br />
Weser-Ems<br />
werden einstimmig gewählt:<br />
Jutta Hildebrandt, Renate Herde,<br />
Martin Toepel, Inge Lehmhus,<br />
Wolfgang Niemann-<br />
Fuhlbohm (Ersatz)<br />
Für 25-jährige Mitgliedschaft<br />
in der<br />
GEW werden geehrt:<br />
- Jutta Hildebrand,<br />
Gertrud Marwede,<br />
Edeltraut Schmidt.<br />
Für 40-jährige Mitgliedschaft<br />
in der<br />
GEW wurden geehrt:<br />
- Ruth Hartmann,<br />
Martin Toepel, Harald<br />
Bouillon, Traugott<br />
Böhlke und<br />
Wolfgang Niemann-<br />
Fuhlbohm.<br />
Mitglieder des Schulausschusses<br />
berichten von den<br />
Entwicklungen im Rahmen der<br />
aktuellen Schulentwicklungsplanung<br />
in Wilhelmshaven.<br />
Der weitere Verlauf der Sitzung<br />
ist öffentlich, und die Kolleginnen<br />
und Kollegen begrüßen Ina<br />
Korter, die bildungspolitische<br />
Sprecherin der Grünen-Fraktion<br />
im niedersächsischen Landtag,<br />
sowie weitere Gäste. Frau Korter<br />
erläutert – sehr kompetent<br />
übrigens – die<br />
bildungspolitischen<br />
Vorstellungen der<br />
Grünen in Niedersachsen:<br />
„Wir wollen<br />
die Kinder von Anfang<br />
an in guten<br />
Krippen und Kitas<br />
fördern, statt dafür 1,2<br />
Mrd. pro Jahr dafür zu<br />
zahlen, dass sie zuhause<br />
bleiben. Wir<br />
stellen in der Schulpolitik<br />
die Kinder - und zwar alle<br />
Kinder - und ihre Bildungschancen<br />
in den Mittelpunkt. Wir<br />
machen Schluss mit der Ausleseschule<br />
und Schluss mit der<br />
Bevormundung der Eltern, die<br />
eine Gesamtschule für ihr Kind<br />
wollen. Wir wollen an unseren<br />
Schulen statt Turbo-Stress genügend<br />
Zeit für nachhaltiges<br />
Lernen! Und wir werden mit<br />
guten Ganztagsschulen für bessere<br />
Bildungschancen sorgen.“<br />
Ina Korter<br />
Gertrud Marwede, Jutta Hildebrandt, Harald Bouillon, Ruth<br />
Hartmann, Martin Toepel, Edeltraut Schmidt, Wolfgang Niemann-<br />
Fuhlbohm (von links)
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
32<br />
... isst Grünkohl<br />
am Freitag, dem<br />
1. März 2013, beginnend<br />
um 15 Uhr<br />
beim Forsthaus<br />
Upjever<br />
Krongutsallee 54<br />
26419 Schortens<br />
(liegt am Ende der jeverschen<br />
Boßelstrecke; ab da sind wir immer auf<br />
der Teerstr. nur gelaufen wg. der tiefen<br />
Gräben)<br />
Alle Kolleginnen und Kollegen<br />
aus den ost-friesischen<br />
KVs sind hierzu<br />
herzlich eingeladen.<br />
Gegen 17.30 Uhr gibt es dann<br />
schmackhaften Grünkohl.<br />
Um Anmeldung bis zum<br />
23.02.13 bei Jürgen Kramm<br />
04462/6102 (WTM) bzw.<br />
Fridolin Haars - 04461/5123<br />
(FRI) wird gebeten.