ZT | Oktober 2014
Ausgabe 30 - 10/14
Ausgabe 30 - 10/14
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DIE<br />
PROFILERIN<br />
Suzanne Grieger-Langer im Interview über die<br />
Geheimnisse des Recruitment, unentdecktes<br />
Potenzial und mentale Sicherheitsarchitekturen.<br />
Bei Profilern denkt man an die<br />
vielen Fernsehserien. Sind Sie<br />
auch bei der Polizei beschäftigt?<br />
Nein, meine Kollegen von der Polizei<br />
sind criminal profiler, sie rücken dann aus,<br />
wenn etwas bereits geschehen ist. Ihre Aufgabe<br />
ist es, nach der Tat den Täter zu finden. Ich<br />
bin character und comportment profiler und<br />
meine Aufgabe ist es, die Tat zu verhindern.<br />
Meine Spezialgebiete sind die defizitorientierte<br />
Erkennung von Betrugsverhalten (comportment<br />
profiling) und die ressourcenorientierte<br />
Erkennung von Führungspotential (character<br />
profiling). Ich werde mit einem Team von<br />
Profilern für die Bereiche Recruitment, Detection<br />
und Prevention eingesetzt.<br />
Wie funktioniert Profiling,<br />
was machen Sie da genau?<br />
Normalerweise sehen Sie mich nicht, schon<br />
gar nicht, wenn ich Sie im Visier habe. Profiling<br />
– richtig gemacht – ist schnell, lautlos und<br />
unsichtbar.<br />
Profiling ist aber definitiv keine One-Man-<br />
Show, sondern das Ergebnis einer professionellen<br />
Zusammenarbeit vieler Disziplinen.<br />
Sie können davon ausgehen, dass etwa neun<br />
Experten an einem Profil arbeiten, hier geht<br />
es nicht nur um Qualität, sondern auch um<br />
Verantwortung. Aufgrund unserer Profile wird<br />
über Zugriff und Karrieren entschieden, da<br />
muss alles passen.<br />
Und wie läuft das ab?<br />
Zuerst einmal rufen wir beim Auftraggeber<br />
die Basisdaten ab, dann legen die Researcher<br />
los und saugen alles zur Zielperson aus dem<br />
Netz, was in offenen Systemen zu finden ist.<br />
Aus diesem Datenpool bedienen sich die Analysten<br />
und untersuchen, werten aus… Daraus<br />
entsteht quasi ein Phantombild des Charakters.<br />
Ich bin es dann, die dieses Phantombild<br />
zum Leben erweckt und dem Auftraggeber<br />
erklärt, wie sich derjenige unter welchen Voraussetzungen<br />
verhalten wird. Diese Informationen<br />
sind für das Recruitment wie für die<br />
Detektion wichtige Entscheidungskriterien.