ZT | Oktober 2014
Ausgabe 30 - 10/14
Ausgabe 30 - 10/14
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sie selbst gerne behandelt werden möchten. Beides birgt große<br />
Gefahren für eine wirkungsvolle Kommunikation, da die<br />
gesamte Ansprache nicht empfängerorientiert durchdacht<br />
ist. Zu einer guten zwischenmenschlichen Beziehung gehört<br />
die Fähigkeit, seine eigenen Normen beiseite zu stellen und<br />
die des Gegenübers anzunehmen. Daraus folgt die wichtige<br />
Erkenntnis: Behandle die Menschen nicht so, wie du behandelt<br />
werden möchtest, sondern so, wie sie behandelt werden<br />
wollen.<br />
So setzen leider viele ihr eigenes Wertekonstrukt gleich mit<br />
dem der Person am anderen Ende des Tisches oder des Telefons,<br />
sie halten es für eine allgemein gültige Norm. Das bedeutet<br />
sie gehen davon<br />
aus, dass der Umgang,<br />
der ihnen persönlich<br />
gefällt, auch für andere<br />
gut sein muss - ein<br />
Trugschluss. Jeder<br />
Mensch reagiert auf<br />
gewisse Dinge sensibler<br />
als andere. Diese<br />
Anpassung der eigenen<br />
Rhetorik hat nichts<br />
damit zu tun, dass sich<br />
ein jeder umstellen muss und mit einer bildlichen Maske kommunizieren<br />
sollte. Die eigene Authentizität und das eigene<br />
Wertemodell dürfen und sollen sichtbar werden. Es sollte nur<br />
nicht das Gespräch bestimmen, denn Wertschätzung im Gespräch<br />
entsteht nur, wenn ich mich auf mein Gegenüber und<br />
seine Sichtweise einlasse.<br />
Die Fähigkeit, das Wertekonstrukt des Gegenübers zu verstehen,<br />
zu akzeptieren und die eigene Rhetorik daran anzupassen,<br />
nennen wir Verhaltensflexibilität. Und genau diese Verhaltensflexibilität<br />
ist die Königsdisziplin der Zukunft: In welchem<br />
Maße schaffe ich es, in die Welt des Kunden oder Mitarbeiters<br />
einzutauchen, um mit größtmöglicher Empathie zu verstehen,<br />
was ihm wichtig ist? Ein Grundfaktor ist selbstverständlich ein<br />
außerordentliches Maß an emotionaler Intelligenz. Die spannende<br />
Frage ist an dieser Stelle: Ist das angeboren oder kann<br />
ein Vertriebsleiter seinem Team diese Fähigkeit vermitteln?<br />
Die Antwort lautet: Emotionale Intelligenz und Verhaltensflexibilität<br />
sind zu einem großen Teil lernbar.<br />
„Empathische Menschen erkennen, ob<br />
noch etwas fehlt oder ob schlicht und<br />
ergreifend noch Bedenkzeit benötigt<br />
wird. Hier entscheidet die Sensibilität.“<br />
Ein wichtiger Grundpfeiler ist, dass der Vertriebsleiter Verhaltensflexibilität<br />
im gegenseitigen Umgang vorlebt und dauerhaft<br />
für dieses Thema sensibilisiert. Damit avanciert er zum<br />
Leuchtturm für alle Teammitglieder. Was vorgelebt wird, überträgt<br />
sich. Und die Menschen fangen von sich aus an, sich auf<br />
ihren Gesprächspartner<br />
mehr einzulassen<br />
und ihn zu behandeln,<br />
wie er es möchte. In der<br />
täglichen Kundenkommunikation<br />
zeigt sich<br />
das in allen Passagen<br />
des Verkaufsprozesses.<br />
Das fängt bereits bei<br />
der Terminvereinbarung<br />
am Telefon an.<br />
Angenommen, in einem Kundengespräch wurden alle Informationen<br />
aufgenommen, die Rahmenbedingungen zu einem<br />
Geschäft sind gestrickt. Jetzt geht es in den Abschluss und der<br />
Kunde zögert. Wenn er sich so verhält, kann es sein, dass noch<br />
ein Punkt offen ist der noch nicht bedacht ist, es kann aber<br />
auch eine Banalität sein: Er hat einen erhöhten Bedarf, seine<br />
Entscheidung noch mal zu strukturieren. Solche Menschen<br />
gibt es. Diese jetzt zum Abschluss zu drücken kann fatal sein,<br />
denn dadurch kann ein Kunde verprellt werden. Empathische<br />
Menschen erkennen, ob noch etwas fehlt oder ob schlicht und<br />
ergreifend noch Bedenkzeit benötigt wird. Hier entscheidet<br />
die Sensibilität.<br />
22 | Zukunft-Training • <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>