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Die Zeitmacher

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servierte, den sie achtlos hinunterstürzte, um sich danach von<br />

einer Zofe in ihre bereiften Kleider helfen zu lassen, Kleider,<br />

die sie sich ohne Boris gar nicht hätte leisten können. Nach<br />

dem Mittagessen, welches gegen ein Uhr eingenommen wurde,<br />

ging das Ganze dann wieder von vorne los. Auch die Finanzen<br />

des Grafen schienen sich vorerst zu erholen, um drei Jahre später<br />

wieder vor dem Abgrund zu stehen, aber trotz Zureden von<br />

Olga konnte dieser kein zweites Mal mit Boris Hilfe rechnen.<br />

***<br />

Igor Kapajev war ein Mann von kleiner Statur mit üblichem<br />

Respektbalken unter der Nase, den er des Nachts immer unter<br />

einer Binde versteckte. Mit seinen stechenden Augen konnte<br />

er seine Diskussionspartner regelrecht löchern und sie förmlich<br />

zu Zugeständnissen zwingen. Er wuchs mit drei Schwestern<br />

wohlbehütet auf und galt als besonders cleverer Geschäftsmann,<br />

der auch Neuerungen keineswegs ablehnend gegenüberstand.<br />

Gleich Boris hatte auch er die Firma seines Vaters<br />

übernommen, ein großes Werk, welches Lokomotiven und Eisenbahnwaggons<br />

herstellte und deren Nachfrage nach Ausbruch<br />

des Krieges ständig stieg. <strong>Die</strong> Armee des Zaren verfügte über<br />

die erstaunliche Anzahl von sechs Millionen Mann, und diese<br />

mussten irgendwie an die Front gelangen. Sein Werk wurde<br />

von immer wiederkehrenden Streiks heimgesucht und die Lösung<br />

dieses Problems bestand darin, dass man die streikenden<br />

Arbeiter kurzerhand an die Front schickte und sie damit den<br />

deutschen Kanonen zum Fraß vorwarf. Außer der zahlenmäßigen<br />

Überlegenheit hatte die russische Armee nichts vorzuweisen,<br />

was sie auch nur im Entferntesten berechtigte, in diesem<br />

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