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Die Zeitmacher

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zeitgemäß und konnte die Herren der Schöpfung mit ihren großen,<br />

prallen Brüsten und ihrem fetten Hintern in eine gewisse<br />

Euphorie versetzen.<br />

»Ich muss mit dir reden.«<br />

»Das tust du ja gerade.« Sie schaute ihn mit ihren Mandelaugen<br />

abschätzig an und nestelte dabei an der Spange, die sie in<br />

ihren hochgesteckten Haaren trug.<br />

»Ich meine ernsthaft.«<br />

»Redest du sonst nie ernsthaft?«, fauchte sie ihn an, »oder<br />

willst du wieder über die Schweiz mit mir reden, dieses proletarische<br />

und todlangweilige Land, in dem es nach übel riechenden<br />

Bauern stinkt? Und falls du es vergessen hast, die<br />

haben diesem Lenin Unterschlupf gewährt, in so ein Land gehe<br />

ich ohnehin nicht. Dorthin kannst du mich bestenfalls als Leiche<br />

transportieren.«<br />

»Möchtest du deine Zukunft lieber in der Schweiz oder in<br />

Sibirien verbringen?«<br />

»Was ist denn das nun wieder für ein Vergleich? Du weißt<br />

ganz genau, dass wir Freunde des Zaren sind, und der schickt<br />

seine Vertrauten sicher nicht nach Sibirien.«<br />

»Ich rede auch nicht vom Zaren.«<br />

»Wovon dann, verdammt noch mal?!«<br />

»Von den Bolschewiken, oder glaubst du ernsthaft, denen<br />

fällt gleich etwas Neues ein, wie sie ungeliebte Leute wegsperren<br />

können?«<br />

»Hör auf mit diesen Analphabeten!«<br />

»Sie mögen Fantasten sein, aber Analphabeten sind sie bestimmt<br />

nicht, und sie sind gefährlich, besonders für Leute wie<br />

uns. Wenn du die Parolen dieses Lenin etwas ernster nehmen<br />

würdest, merktest du schnell, woher der Wind pfeift, aber du<br />

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Satz <strong>Zeitmacher</strong>.indd 30 17.10.2014 03:10:45

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