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IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Märkte und Investment<br />
31<br />
Swisscanto<br />
«Sieben von zehn Kassen halten<br />
tiefere Immobilienbestände, als ihre<br />
strategische Quote vorgibt.»<br />
Jürgen Rothmund, Complementa<br />
«Investitionen in deutsche<br />
Immobilien zeichnen sich durch ihre<br />
hohe Wertstabilität aus.»<br />
Francisca Farina-Fischer, Credit Suisse REAM<br />
den kommenden Jahren «sehen zwei<br />
Drittel der Befragten den Schweizer<br />
Immobilienmarkt mittelfristig leicht<br />
pessimistisch».<br />
Diversifikation empfohlen<br />
Auch das hohe Neubauvolumen lässt<br />
viele Entscheider skeptisch in die Zukunft<br />
blicken. «Bei Büroflächen haben<br />
wir bereits ein Überangebot», sagt Hasenmaile.<br />
Das könnte auch bei Wohnliegenschaften<br />
drohen, sobald der<br />
Volksentscheid zur Begrenzung der<br />
Zuwanderung umgesetzt wird. Bislang<br />
sind Marktbeobachter aber für den Wohnungsmarkt<br />
verhalten optimistisch. «Die<br />
Regierung wird mit Augenmass vorgehen<br />
und die Zuwanderung nicht gänzlich<br />
unterbinden», ist Wüest & Partner-<br />
Experte Weinert überzeugt. Auch mittelfristig<br />
sei in diesem Marktsegment<br />
kein markanter Anstieg der Leerstände<br />
zu erwarten. «Dies hängt jedoch davon<br />
ab, sich die Wohnbautätigkeit nach der<br />
Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative<br />
an die neue Nachfragesituation<br />
anpassen wird», sagt Weinert.<br />
Deutlich höhere Immobilienrenditen<br />
könnten Pensionskassen allerdings<br />
mit Liegenschaften jenseits der eidgenössischen<br />
Grenzen erzielen. Der<br />
1,25 Milliarden Franken schwere AFIAA<br />
Global der Zürcher Anlagestiftung für<br />
Immobilienanlagen im Ausland erzielte<br />
mit seinen 30 Liegenschaften in Europa,<br />
den USA und Australien im ersten<br />
Quartal dieses Jahres eine Anlagerendite<br />
von 2,72 Prozent.<br />
«Immobilien im Ausland werfen<br />
grösstenteils höhere Erträge ab als<br />
jene in der Schweiz», sagt Weinert.<br />
«Die Märkte sind dort aber oft deutlich<br />
volatiler.» Die Oberaufsichtskommission<br />
drängt dennoch seit Jahren die<br />
Vorsorgeeinrichtungen, ihre Auslandsimmobilienquote<br />
von derzeit knapp<br />
einem Prozent deutlich auszubauen.<br />
«Allein zur Diversifizierung wäre ein<br />
solcher Schritt wichtig», sagt Credit-<br />
Suisse-Experte Hasenmaile. «Sollte<br />
der Schweizer Markt eines Tages nicht<br />
mehr so gute Zahlen liefern, könnten<br />
die Kassen dies durch positive Wertänderungen<br />
und steigende Mieten bei<br />
ausländischen Liegenschaften kompensieren.»<br />
Auslandsengagements gefragt<br />
Zwar tun sich viele Entscheider noch<br />
schwer, den Schritt über die Grenze zu<br />
wagen. Die Zahl der Mutigen wächst<br />
jedoch. Die Credit Suisse Anlagestiftung<br />
konnte dieses Frühjahr für<br />
ihren neuen, speziell für Pensionskassen<br />
aufgelegten Fonds CSA Real<br />
Estate Germany rund 100 Millionen<br />
Franken einwerben. Die Gelder sind<br />
bereits investiert und es soll demnächst<br />
eine zweite Zeichnungsrunde<br />
geben. Der Zuspruch rührt nicht<br />
zuletzt daher, dass Deutschland mit<br />
seiner starken Wirtschaft und seinem<br />
nur wenig schwankungsanfälligen<br />
Immobilienmarkt der Schweiz ähnelt.<br />
«Investitionen in deutsche Immobilien<br />
haben sich – gerade auch im Verlauf<br />
der Finanzkrise – durch ihre hohe<br />
Wertstabilität ausgezeichnet», sagt<br />
Fondsmanagerin Francisca Fariña<br />
Fischer.<br />
Investment in Genf<br />
Grosse institutionelle Investoren und<br />
Pensionskassen sind nach wie vor bereit,<br />
ambitiöse Immobilieninvestments<br />
zu tätigen – wenn der Standort stimmt<br />
und die Wirtschaftlichkeitsrechnung<br />
positiv ausfällt. «Das Hispano-Suiza-<br />
Areal ist eine der besten Lagen im<br />
Stadtkern von Genf, die man sich<br />
vorstellen kann», begründet Roland<br />
Süsstrunk, Leiter Portfoliomanagement<br />
Immobilien bei Swisscanto, den<br />
Entscheid. Das Quartier «Saint-Jean<br />
Charmilles» hinter dem Bahnhof Cornavin<br />
mit seinen industriellen Wurzeln<br />
befindet sich seit einigen Jahren in<br />
einem tief greifenden Entwicklungsprozess.<br />
So wurde in der direkten<br />
Nachbarschaft des Areals kürzlich der<br />
öffentliche Park «Gustave et Léonard<br />
Hentsch» mit einem Museum und<br />
einer Eventhalle fertiggestellt. Teils<br />
entstehen Lofts, weitere Projekte sind<br />
in Planung – in der ehemaligen Industriezone<br />
wächst ein neues «schickes»<br />
Stadtquartier.<br />
In diesem Spannungsfeld zwischen<br />
industriellem Erbe und Neuanfang<br />
entsteht auch das Swisscanto-Projekt.<br />
Das Konzept für den Neubau auf dem<br />
früher industriell genutzten «Hispano-<br />
Suiza»-Areal entwickelte das renommierte<br />
Genfer Architekturbüro<br />
Favre & Guth. Der Entwurf sieht einen<br />
Gebäudekomplex vor, der zur Rue de<br />
Lyon einen klar abgegrenzten städtischen<br />
Strassenraum schafft und sich<br />
im Inneren um drei Innenhöfe orientiert.<br />
Die Struktur ermöglicht eine<br />
durchmischte Nutzung von Hightech,<br />
Gewerbe und Dienstleistung. In geringem<br />
Umfang sind im Erdgeschoss<br />
Retailflächen vorgesehen, um auch<br />
in der Nutzungsdurchmischung dem<br />
urbanen Kontext des Standortes gerecht<br />
zu werden. Eine Besonderheit ist<br />
die Anbindung der Gewerbeflächen an<br />
einen maximalen Anfangsmietzins von<br />
200 Franken pro Quadratmeter und<br />
Jahr. Diese Obergrenze soll es Unternehmen<br />
erleichtern, sich anzusiedeln,<br />
und so den gewünschten Mix an Nutzungen<br />
ermöglichen. Der Baubeginn<br />
ist auf Anfang 2015 angesetzt. (jz)