Im Profil 48 IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014 Ergebnisse bringt – und tatsächlich zeichnet sich seine Abteilung durch eine sehr geringe Fluktuation aus. Selbst der neue CEO konnte aus den eigenen Reihen rekrutiert werden – bei Grosskonzernen eine Seltenheit. Für extrem wichtig hält Boscardin die Auswahl neuer Mitarbeiter. «Leute anzustellen, finde ich etwas ganz Tolles», sagt er. «Meine Mitarbeiter testen die fachliche Kompetenz, ich will mehr über die persönlichen Eigenschaften des Kandidaten wissen.» Ähnlich wie er die Sparte immer wie ein «eigenes Geschäft» geführt habe, habe er seine Abteilung wie eine grosse Familie betrachtet, «wie meine Kinder». Er lege Wert auf motivierte Mitarbeiter, inte ressiere sich für die Leute und wisse viel von deren Privatleben. Dass Boscardin in der Branche «der Patron» genannt wird, kommt also nicht von ungefähr. «Die persönliche Bindung ist wichtig – nicht nur zu Mitarbeitern, auch zu Geschäftspartnern», ist der Manager überzeugt. «Denn die Bindung schafft Vertrauen. Sie ermöglicht u.a., Investoren, Grundstücksverkäufern oder Projektentwicklern zu sagen: Kommt zuerst zu mir – ich möchte nicht der Fünfte in der Reihe sein, wenn es um interessante Objekte oder Projekte geht.» Auf dem als «eng» und eher intransparent bekannten Schweizer Immobilienmarkt sicherlich ein Vorteil, und tatsächlich ist kaum jemand auf dem Schweizer wie internationalen Immobilien- und Wirtschaftsparkett so gut vernetzt wie Riccardo Boscardin. In der Branche hat er einen ausgezeichneten Ruf: Er gilt als «Mann von Wort», für den der Handschlag zählt, als jemand, dem man vertrauen kann, mit dem man sich gerne trifft und spricht – und mit dem man gerne Geschäfte macht. «Ich war immer unabhängig» «Etwas gerne tun» – für Boscardin ist es eine Grundeinstellung, auch für das Berufsleben eine conditio sine qua non. Er will «Freude am Geschäft, an den Liegenschaften» haben und handelt entsprechend, oftmals auch «nach Feierabend». Kollegen wie Geschäftspartner rühmen seine Dinner-Einladungen – für die es sich der «Patron» nicht nehmen lässt, die Tafel selbst zu decken. «Das mache ich gerne», sagt Boscardin und lässt durchblicken, dass er weiss, wo die Dessertlöffel zu liegen und die Weissweingläser zu stehen kommen, und dass er mit Freude die Sitzordnung festlegt. «Ich schätze Gesellschaften sehr. Ausserdem: In einer Position als CEO muss man sich sehen lassen, nicht nur bei der Arbeit, auch privat. Ein gewisses Mass an Glamour tut gut und macht Spass.» Was natürlich ein gewisses Savoir-faire bedingt, ferner, dass man ein Haus hat, das sich für Empfänge eignet – und nicht zuletzt eine Frau, die mitspielt. Rückblickend nennt Boscardin eine weitere wichtige Voraussetzung für sein erfolgreiches Berufsleben. «Ich war finanziell immer relativ unabhängig und hätte jederzeit gehen können, hätte es einmal unüberwindliche Differenzen gegeben.» Im schlimmsten Fall hätte eben seine Frau – sie ist Gymnasiallehrerin – für die Familie sorgen müssen. «Ich habe mich nie als der ‹Ernährer› unserer Familie gefühlt und damit sicher auch signalisiert, dass ich unabhängig bin – und nichts anderes gibt so viel Sicherheit im Geschäftsleben», sagt Boscardin, betont aber gleichzeitig, dass er auch privat sehr viel Glück gehabt habe. «Meine Frau, obwohl selbst berufstätig und Mutter von drei Kindern, hat mir immer den Rücken freigehalten.» Den Anteil eines ausgeglichenen Familienlebens an seinem beruflichen Erfolg stuft Boscardin als sehr hoch ein. Nicht missen möchte er etwa die Zeit, in der er – auch damals längst nicht mehr allgemein üblich – in der Mittagspause nach Hause ging: «Bis 2001 haben wir dreimal täglich zusammen gegessen. Das war schon ein grosses Stück Lebensqualität, die man früher hatte.» Und Fehler? Auch hier bleibt der sympathische Manager keine Antwort schuldig. «Sicher kommt es vor, dass man die ‹falsche› Liegenschaft kauft – aber so etwas bleibt nicht aus im Geschäftsleben. Ein gewisses Risiko gibt es immer; das wissen auch die Anleger.» Skandale in seiner beruflichen Vita sucht man indes vergebens*. «Bisher jedenfalls gab es keine», sagt Boscardin und klopft lächelnd auf den Tisch. «Ich hoffe, dass das auch in den kommenden Monaten so bleibt und ich erhobenen Hauptes in den Ruhestand gehen kann.» Bis dahin sind es nur noch ein paar Wochen – und es schaut ganz danach aus, als ginge dieser Wunsch in Erfüllung. * Für negative Schlagzeilen sorgten allenfalls Ende 2002 die Zusammenlegung von fünf UBS-Immobilienfonds sowie die zeitgleich erfolgte Umstellung der Immobilienbewertung auf das DCF-Verfahren und damit verbundene vorübergehende Kursverluste.
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