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JAHRE STANDORT SCHWEIZ

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OKTOBER – 10/2014 · FRANKEN 14.– / EURO 11.60<br />

WWW.IMMOBILIENBUSINESS.CH<br />

PK: NEUE IMMOBILIENSTRATEGIE<br />

TREND: CONVERTIBLE BONDS<br />

KONTROVERSE: FAIRES WOHNEN<br />

<strong>JAHRE</strong><br />

<strong>STANDORT</strong> <strong>SCHWEIZ</strong><br />

Ein Immobilienmarkt im Wandel


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Himmlische Aussichten für Ihr Business:<br />

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IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Editorial<br />

3<br />

Editorial<br />

Birgitt Wüst Chefredaktorin<br />

Impressum<br />

Oktober 2014 · 20. Jahrgang · 222. Ausgabe<br />

Erscheint monatlich (10 Ausgaben jährlich)<br />

www.immobilienbusiness.ch<br />

info@immobilienbusiness.ch<br />

CHEFREDAKTORIN<br />

Birgitt Wüst, birgitt.wuest@immobilienbusiness.ch<br />

AUTOREN<br />

Rolf Breiner, Remi Buchschacher, Gudrun Escher,<br />

Peter Gallmann, Karl Heinz Goedeckemeyer,<br />

Richard Haimann, Anja Hall, Anja Meyer, Birgit Werner,<br />

Daniel Schneider, Marianne Schulze, Jürg Zulliger<br />

GRAFIK / LAYOUT<br />

galledia ag<br />

KORREKTORAT<br />

galledia ag<br />

HERAUSGEBER<br />

galledia verlag ag, c/o IMMOBILIEN Business<br />

Buckhauserstrasse 24, 8048 Zürich<br />

BEREICHSLEITERIN VERLAG<br />

Karen Heidl<br />

VERLAGSLEITER<br />

Robert Vego<br />

MEDIENBERATER<br />

Gianni-Massimo Esposito<br />

AUFLAGE<br />

Druckauflage: 11.000 Exemplare<br />

Sonstige Auflage: 6.000 Exemplare<br />

Verkaufte Auflage: 5.000 Exemplare<br />

(Wemf/sw-beglaubigt)<br />

ISSN 1661-0067<br />

DRUCK UND VERSAND<br />

galledia ag, 9230 Flawil<br />

ABONNENTENSERVICE<br />

galledia verlag ag<br />

Burgauerstrasse 50, 9230 Flawil<br />

T 058 344 97 19, F 058 344 97 83<br />

leserservice@galledia.ch<br />

ABONNEMENTSPREISE <strong>SCHWEIZ</strong><br />

Schnupper-Abo, 3 Ausgaben CHF 35.–<br />

1 Jahr CHF 140.–, 2 Jahre CHF 270.–<br />

Einzelnummer CHF 14.–<br />

Auslands- und Sammelabonnements auf Anfrage.<br />

Alle Preise exkl. MWST, Preisänderungen vorbehalten.<br />

WEITERE TITEL DES VERLAGES<br />

Marketing & Kommunikation, ORGANISATOR,<br />

Management und Qualität, Moto Sport Schweiz,<br />

Moto Sport Suisse, IT-Security, Sicherheits Forum,<br />

Forum Sécurité, Safety-Plus, Video Security Special,<br />

ZK Special, TIR transNews, BUS transNews,<br />

KMT kommunalTechnik, carrossier, LOG logistikNews,<br />

Trucker TIR, electro revue, Modellflugsport,<br />

St.Galler Bauer, Thurgauer Bauer, Umwelt Perspektiven<br />

HAFTUNGSAUSSCHLUSS<br />

Der redaktionelle Inhalt stellt weder ein Angebot noch<br />

eine Aufforderung zum Abschluss einer Finanztransaktion<br />

dar und entbindet den Leser nicht von seiner<br />

eigenen Beurteilung.<br />

IMMOBILIEN Business wurde vom Verband<br />

<strong>SCHWEIZ</strong>ER PRESSE für das Jahr 2014 mit dem<br />

Gütesiegel «Q-Publi kation» ausgezeichnet.<br />

TITELFOTO: galledia verlag AG<br />

Etwas mehr Licht im Dunkel<br />

Die Gründer von «IMMOBILIEN Business» fanden vor<br />

20 Jah ren noch eine andere Immobilienwelt vor. Die<br />

Schweiz hatte grade eben eine grosse Immobilien krise<br />

überstanden, die sogar zur Schliessung von Banken<br />

geführt hatte; die Märkte waren intransparent und die<br />

Berufs bilder in der Immobilienbranche wiesen unklare<br />

Konturen auf. Aus journalistischer Sicht eine äusserst<br />

interessante Zeit. «IMMOBILIEN Business» war die erste<br />

Zeitschrift in der damaligen fast ausschliesslich aus<br />

Printmedien bestehenden Zeitungslandschaft, die sich<br />

dem aufkeimenden Thema der Professionalisierung in der<br />

Immobilien branche widmete.<br />

Ein ambitioniertes, doch recht erfolgreiches Vorhaben –<br />

denn die Immobilien-Community machte mit, und das<br />

gleich auf zwei Ebenen: redaktionell und mit Anzeigen.<br />

Eine gute und professionelle Redaktion kostet viel Geld,<br />

das war schon damals der Fall und gilt auch heute noch.<br />

Verpasst es eine Branche, verlegerische Initiative für eine<br />

transparente Kommunikation zu unterstützen, entsteht<br />

ein Vakuum, das früher oder später zu unschönen Konsequenzen<br />

führt: Es tummeln sich entweder unseriöse<br />

Anbieter von Dienstleistungen im geschützten Dunkel,<br />

oder von aussen entsteht der Eindruck der Schattenwirtschaft.<br />

Die Immobilienbranche hatte in den Achtziger-<br />

und Neunzigerjahren des letzten Jahrhunderts mit<br />

beidem zu kämpfen.<br />

Aus heutiger Sicht kann man «IMMOBILIEN Business»<br />

durchaus attestieren, einen wichtigen Beitrag zur<br />

Transparenz und Internationalisierung der Schweizer<br />

Märkte beigetragen zu haben. Auf der bevorstehenden<br />

Expo Real ist das Interesse an der Schweiz auf jeden<br />

Fall unge brochen.<br />

Mit den besten Grüssen,<br />

Birgitt Wüst


In diesem Heft<br />

4<br />

IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Altersvorsorger kappen Immobilienquote auf S. 28 Bestellerkompetenz gefragt auf S. 50<br />

Nachrichten<br />

6 Bern: SPS baut «Stadtstück»<br />

Rapperswil: Aufrichte für «The Cube»<br />

Personalia: Flughafen Zürich AG/IFMA Schweiz<br />

7 Personalia: RICS DACH/CBRE<br />

Bern: Wohnpark Schloss Allmendingen<br />

Zürich: Amcor mietet im Vertex<br />

Chur: Baubeginn auf Gestle-Areal<br />

8 Zürich/The Circle: Neuer Mieter<br />

Schaffhausen: «Urbahn» am Start<br />

Personalia: KPMG<br />

9 Europa: Far East Orchard expandiert<br />

Stockholm: Neue Hotels<br />

JLL: Übernahme in Spanien<br />

10 Berlin: «Mall of Berlin» eröffnet<br />

E-REGI: Die Topplatzierten<br />

11 Hamburg: DIC verkauft Opera Offices<br />

Parndorf: Neuer Kredit für DOC<br />

Trends<br />

12 Ende der Fahnenstange<br />

Trendwende am Hypothekarmarkt in Sicht<br />

16 Vollgeldinitiative: Alle Macht der Nationalbank<br />

20 Wandelanleihen: «Das Beste aus zwei Welten»<br />

24 Anleihen mit Wertsteigerungspotenzial<br />

Interview mit Paul Hoffmann, Convertinvest<br />

26 Noch «Luft nach oben»<br />

Zur Lage der Schweizer Shopping-Center<br />

Märkte und Investment<br />

28 Altersvorsorger kappen Immobilienquote<br />

Pensionskassen im Dilemma<br />

31 Swisscanto: Neubauprojekt in Genf<br />

32 Avadis und AFIAA spannen zusammen<br />

Ein Gespräch mit Ivana Reiss, Avadis, und<br />

Norbert Grimm, AFIAA<br />

36 Deflationsängste überschatten Immobilienmärkte<br />

Titel-Thema<br />

40 Am Puls der Immobilienwirtschaft<br />

IMMOBILIEN Business begleitet die Schweizer<br />

Immobilienbranche seit zwei Jahrzehnten.<br />

Zum Jubiläum ein Rückblick.<br />

Im Profil<br />

46 Riccardo Boscardin –<br />

Porträt eines «Ausnahmemanagers»<br />

Asset- und Portfoliomanagement<br />

50 Mehr Bestellerkompetenz gefragt<br />

53 Neues Tool von BMC:Tenant Risk Monitor<br />

Projekte und Objekte<br />

56 Neue Quartiere für den Kanton Zug<br />

57 Kolumne: Schöpfungsakt<br />

Architektur und Standortentwicklung<br />

58 Wallis im Wandel<br />

Residential<br />

60 Kontroverse um «faires Wohnen»


IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Wallis im Wandel auf S. 58<br />

Service<br />

68 Bewertungssoftware – Chancen und Risiken<br />

70 20 Jahre ERES European Real Estate Society<br />

73 Expo Real 2014<br />

74 Produkte: Lehmbau für Ricola-«Chrüterchraft»<br />

77 Kolumne: Breiners Blick<br />

78 Agenda<br />

79 Angebotsmieten<br />

Auslandsmärkte<br />

80 Im Visier der Investoren: Deutschlands B-Städte<br />

84 Neuer Boom am US-Immobilienmarkt<br />

Immobilien-Finanzmärkte<br />

88 Interview des Monats<br />

Daniel Brüllmann, UBS Global Real Estate CH<br />

90 Fundamenta RE: Mehr Ertrag<br />

CS REAM: Neuer Logistikfonds<br />

91 Deka Immobilien: Einkauf in Neuseeland<br />

93 E-REGI CH: Wachstumschancen<br />

94 KPMG sresi ® : Eingetrübte Stimmung<br />

95 Realstone: Kluge Strategie<br />

Warteck: Mehr Gewinn<br />

96 Kolumne: Berner Börse<br />

97 IVG: Neuer Vorstand<br />

Corum: Zukauf in Frankfurt<br />

DIC: Gefragte Anleihe<br />

98 Final Performer: TAG Immobilien AG<br />

Stockwerkeigentum<br />

65 Wohnungskauf ab Plan<br />

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Nachrichten<br />

6<br />

IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Bild: SPS<br />

Bern<br />

Ein neues Stück Stadt<br />

Die SPS Swiss Prime Site AG hegt<br />

grosse Pläne für das Berner Murifeldquartier.<br />

Dort soll auf einem rund<br />

31.000 Quadratmeter grossen Areal<br />

nach Plänen der Steinmann & Schmid<br />

Architekten AG eine Wohnüberbauung<br />

entstehen. Das Projekt «Stadtstück»<br />

umfasst in der ersten Etappe den Bau<br />

von rund 150 Wohnungen; ferner sind<br />

circa 600 Quadratmeter für Ateliers,<br />

Büros, Gewerbe sowie kleine Verkaufsflächen<br />

vorgesehen. In jedem der geplanten<br />

drei Gebäude sind kleinere,<br />

kostengünstige Mietwohnungen, solche<br />

im mittleren Standard und Stockwerkeigentumswohnungen<br />

vorgesehen.<br />

Rapperswil<br />

Richtfest für Cube<br />

Anfang September wurde in Rapperswil-Jona<br />

die Aufrichte für das viergeschossige<br />

Geschäftshaus Cube gefeiert.<br />

Implenia realisiert das Projekt<br />

als Totalunternehmer im Auftrag der<br />

St.Galler Pensionskasse, vertreten<br />

durch das Amt für Vermögensverwaltung.<br />

Die Pläne stammen von der Kaufmann<br />

Architekten AG. Baubeginn für<br />

das knapp 14 Meter hohe Gebäude mit<br />

2.500 Quadratmeter Nutzfläche war im<br />

Dezember 2013. Das beeindruckende<br />

Gebäude wird mit einer vorgefertigten,<br />

«hinterlüfteten« Fassade umhüllt. Implenia<br />

Holzbau erstellte das Dachgeschoss<br />

und die Dachzentrale; die vorab<br />

gefertigten Aussenwandelemente wurden<br />

vor Ort montiert. Diese Bauweise<br />

ermöglicht es, das Geschäftshaus mit<br />

«Stadtstück», ein Projekt der SPS<br />

Die SPS entwickelt das Areal in Abstimmung<br />

mit der Stadt und der Burgergemeinde<br />

Bern als Baurechtgeber in den<br />

nächsten 25 bis 30 Jahren von einem<br />

Bürostandort zu einem Standort mit<br />

vorwiegender Wohnnutzung. Die beiden<br />

bestehenden Dienstleistungs- und<br />

Bürogebäude auf dem Murifeld wurden<br />

durch die SPS unlängst saniert und neu<br />

vermietet. In einem nächsten Schritt<br />

wird die Überbauungsordnung für die<br />

erste Etappe des Siegerprojektes aus<br />

dem Wettbewerb ausgearbeitet. Das<br />

Baugesuch will man im Sommer 2016<br />

einreichen; Baubeginn soll 2017 sein,<br />

Bezugstermin ab Mitte 2019. (bw)<br />

Das Projekt «The Cube»<br />

Bild: PD<br />

einer Nutzungsfläche von 2.500 Quadratmetern<br />

in einer Bauzeit von lediglich<br />

einem Jahr zu realisieren. Das Gebäude<br />

wird im Minergie-Standard erstellt: Die<br />

Wärmeerzeugung erfolgt via Wärmepumpe<br />

mit Erdsonden. Gestaffelt sind<br />

die Übergabe an die Bauherrschaft und<br />

der Bezug für Dezember 2014 und Februar<br />

2015 geplant. Die beiden internationalen<br />

Hauptmieter von «Cube» werden<br />

rund 150 Arbeitsplätze im Raum<br />

Rapperswil-Jona schaffen. (bw)<br />

PERSONALIA<br />

Flughafen Zürich<br />

Neuer CEO in Sicht<br />

Zum Jahresende wird<br />

Thomas Kern (61) als<br />

CEO der Flughafen<br />

Zürich AG zurücktreten.<br />

Der Manager wolle sich<br />

Thomas Kern beruflich nochmals neu<br />

orientieren und seine<br />

Erfahrung als Verwaltungsrat ausserhalb<br />

der Flughafen Zürich AG einbringen, teilt<br />

die Flughafengesellschaft mit. Kerns designierter<br />

Nachfolger Stephan Widrig ist<br />

42 Jahre alt und gehört seit 1. Juli 2008<br />

der Geschäftsleitung der Flughafen Zürich<br />

AG an. Aktuell ist er als Chief Commercial<br />

Officer für die kommerziellen Belange des<br />

Flughafens sowie für Entwicklung, Bau<br />

und Betrieb aller Gebäude und Anlagen<br />

verantwortlich.<br />

In Kerns siebenjährige Amtszeit als CEO<br />

der Flughafen Zürich AG fielen unter<br />

anderem der Bau und die Eröffnung des<br />

neuen Docks B und des Sicherheitskontrollgebäudes,<br />

aber auch die Aufwertung<br />

des Terminals 2 mit der Eröffnung der<br />

südlichen Check-in-Halle in diesem Frühjahr.<br />

Das Immobilienprojekt «The Circle»<br />

entwickelte sich unter seiner Führung vom<br />

Konzept zum Bauprojekt. «Der Verwaltungsrat<br />

dankt Thomas Kern herzlich für<br />

sein grosses persönliches Engagement<br />

für den Flughafen Zürich und wünscht ihm<br />

für die Zukunft alles Gute», heisst es in der<br />

Unternehmensmitteilung. (ah)<br />

IFMA Schweiz<br />

Präsidentenwechsel<br />

Die Generalversammlung<br />

der IFMA Schweiz<br />

hat Susanna Caravatti-<br />

Felchlin im September<br />

zur neuen Präsidentin<br />

Susanna gewählt. Die neue<br />

Caravatti- Frau an der Spitze des<br />

Felchlin Schweizer IFMA-Chapters<br />

verfügt über grosse<br />

Erfahrung aus verschiedenen Positionen<br />

im Immobilienmanagement, Facility<br />

Management (FM) und in der Informatik.<br />

Heute ist sie im Universitätsspital Zürich<br />

verantwortlich für die Konzeption des FM<br />

in der Gesamterneuerung USZ. (ah)


IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Nachrichten<br />

7<br />

PERSONALIA<br />

RICS DACH<br />

Regionalmanagerin bestellt<br />

Im Zuge einer Neuordnung<br />

in Kontinentaleuropa<br />

hat die<br />

RICS Judith Gabler zur<br />

neuen Regionalmanagerin<br />

für Deutschland,<br />

Judith Gabler<br />

Österreich und die<br />

Schweiz (DACH) ernannt. Zusätzlich zu<br />

ihrer Funktion als Director of Operations<br />

Europe wird sie die Weiterentwicklung<br />

der DACH-Region im Hinblick auf qualitatives<br />

Wachstum, Mitgliederbindung und<br />

-Services verantworten. Im Fokus steht<br />

die Zusammenarbeit mit den Vorständen<br />

und Mitgliedernetzwerken der drei Länder,<br />

um Synergiepotenziale zu nutzen und<br />

das Mitgliederengagement zu stärken.<br />

Gabler ist seit knapp 20 Jahren für die<br />

RICS in Deutschland und Kontinentaleuropa<br />

tätig. Ihre Doppelfunktion beinhaltet<br />

die Führung eines insgesamt 18-köpfigen<br />

multinationalen Teams in mehreren<br />

Ländern; Dienstsitz ist Frankfurt. Die<br />

neue Struktur sieht weitere organisatorische<br />

Anpassungen vor, um die Schweiz<br />

und Österreich von Frankfurt aus zentral<br />

zu unterstützen. Christoph G. Schmidt,<br />

Country Manager der RICS Deutschland,<br />

übernimmt die Funktion des Business<br />

Development Manager für die DACH-<br />

Region. Mary Ann Reynolds, FRICS, die<br />

seit mehr als zehn Jahren für die RICS<br />

Switzerland tätig ist, verantwortet als neu<br />

ernannte Country Managerin das Tagesgeschäft<br />

vor Ort.<br />

CBRE<br />

Hamdani an Bord<br />

Amine Hamdani verstärkt bei CBRE<br />

Schweiz das Capital-Markets-Team in der<br />

Deutsch- und Westschweiz als Senior<br />

Director und Leiter im Bereich Capital<br />

Markets. Der langjährige internationa le<br />

Transaktionsexperte war bislang<br />

als Leiter der Region Romandie bei der<br />

UBS AG Real Estate Advisory tätig und<br />

kommt mit seinem bisherigen Team um<br />

Sergio Günthardt und Robin Alexander<br />

Müller zu CBRE. Vor seiner Zeit bei UBS<br />

hat Hamdani bereits bei CBRE u.a. in<br />

Dubai und London gearbeitet. (bw)<br />

Bild: Mössinger Immobilien<br />

Bern<br />

Wohnen im Schlosspark<br />

Mitte September wurde in Allmendingen<br />

bei Bern der Grundstein für<br />

die zweite Bauetappe des Wohnparks<br />

Schloss Allmendingen gelegt. In den<br />

kommenden Monaten entstehen drei<br />

weitere Gebäude mit insgesamt 20 Eigentumswohnungen,<br />

die sich wie die<br />

drei Gebäude der ersten Etappe um<br />

einen Innenhof gruppieren. Unter den<br />

Villen liegt eine Tiefgarage mit direktem<br />

Zugang zu allen drei Häusern. Einzugstermin<br />

ist im Frühjahr 2016. Das<br />

vom ausführenden Totalunternehmer<br />

Steiner AG zusammen mit dem Büro B<br />

Architekten entwickelte Projekt mit insgesamt<br />

41 Eigentumswohnungen liegt<br />

Neues Projekt der Steiner AG: Wohnpark Schloss Allmendingen<br />

idyllisch in unmittelbarer Nähe zum<br />

Schloss Allmendingen. Bei der Planung<br />

wurde Wert darauf gelegt, dass sich die<br />

Gebäudearchitektur harmonisch in das<br />

Gesamtkonzept des Schlossparks, die<br />

Umgebung und das Dorfbild einfügt.<br />

Die Gemeinde Allmendingen zählt rund<br />

500 Einwohner und ist mit öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln vom Zentrum Berns in<br />

knapp 20 Minuten zu erreichen. Von den<br />

Wohnungen der zweiten Bauetappe sind<br />

bereits elf Wohnungen verkauft oder<br />

reserviert; drei 3,5-Zimmer-Wohnungen<br />

(ab 780.000 CHF) und sechs 4,5-Zimmer-<br />

Wohnungen (ab 810.000 CHF) waren Mitte<br />

September noch verfügbar. (bw)<br />

Zürich<br />

Amcor-Head quarter im Vertex<br />

Chur<br />

Comeback für das «Gestle-Areal»<br />

Eine der grössten Vermietungen im<br />

Wirtschaftsraum Zürich konnte im<br />

September CSL Immobilien vermelden:<br />

Der australische Packaging-Konzern<br />

Amcor legt im Vertex-Komplex<br />

europäische und globale Headquarter-Funktionen<br />

zusammen und hat<br />

dazu 4.500 Quadratmeter Bürofläche<br />

langfristig angemietet. CSL Immobi -<br />

lien entwickelte und vermittelte im Auftrag<br />

des Eigentümers BVK Personalvorsorge.<br />

(bw)<br />

In Chur haben auf dem «Gestle-Areal»<br />

mit dem Abriss der bestehenden Gebäude<br />

die bauvorbereitenden Arbeiten für<br />

einen neuen Wohnkomplex begonnen.<br />

Im viergeschossigen Baukörper mit<br />

Attikageschoss des Churer Architekten<br />

Conradin Clavuot entstehen 148 Mietwohnungen<br />

und 386 Quadratmeter Gewerbefläche.<br />

Auf der Strassenseite entstehen<br />

Geschäftsräume mit fünf Büros<br />

im oberen Teil des Gebäudes und fünf<br />

Ladeneinheiten im Erdgeschoss. Das<br />

Investitionsvolumen wird auf 73 Millionen<br />

CHF beziffert. Die Bauarbeiten im<br />

«Gestle-Areal» erfolgen in zwei Etappen<br />

und sollen bis 2017 beendet sein. (bw)


Nachrichten<br />

8<br />

IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Zürich<br />

Weiterer Mieter für The Circle<br />

Ein weiterer Mieter für das Grossprojekt<br />

The Circle am Zürcher Flughafen<br />

steht fest: Die Swatch Group wird als<br />

Mieterin im Modul «Brands & Dialogue»<br />

auf einer Fläche von rund 800 Quadratmetern<br />

ein Brand House betreiben.<br />

Damit sei vier Jahre vor der geplanten<br />

Eröffnung ein weiterer wichtiger<br />

Schritt in Richtung Realisierung des<br />

Grossprojektes getan, teilt die Flughafen<br />

Zürich AG mit. Ende Jahr soll der<br />

Realisierungsentscheid gefällt werden.<br />

Das Brand House wird die Swatch<br />

Group am Hauptplatz von The Circle<br />

auf zwei Geschossen für ihre Marke<br />

Omega einrichten.<br />

Die sogenannten Brand Houses sind<br />

das Kernelement des Moduls «Brands<br />

& Dialogue». Hier können Mieter eine<br />

Marke oder ein Produkt an bester Lage<br />

präsentieren und eine eigene Erlebnis-<br />

«The Circle» am Flughafen Zürich<br />

Bild: PD<br />

welt für die Kundschaft kreieren. Dieses<br />

Modul bietet noch Platz für weitere<br />

Mieter. Die Module «Health & Beauty»<br />

und «Hotels & Convention» hingegen<br />

sind mit den beiden Ankermietern Universitätsspital<br />

Zürich und dem internationalen<br />

Hotelunternehmen Hyatt vollständig<br />

vermietet.<br />

Das Dienstleistungszentrum The Circle<br />

entsteht in Gehdistanz zu den Terminals<br />

des Flughafens Zürich. Die Investitionskosten<br />

betragen rund eine<br />

Milliarde CHF. Die Flughafen Zürich AG<br />

und die Swiss Life AG werden zum<br />

Zeitpunkt des Baubeginns eine Miteigentümergemeinschaft<br />

bilden, woran<br />

die Flughafen Zürich AG mit 51 Prozent<br />

und die Swiss Life AG mit 49 Prozent<br />

beteiligt sein werden. Mit einer Fertigstellung<br />

der ersten Etappe wird im<br />

Jahr 2018 gerechnet. (ah)<br />

PERSONALIA<br />

KPMG Schweiz<br />

Stefan Pfister wird CEO<br />

KPMG Schweiz führt<br />

zum 1. Oktober ein neues<br />

Governance-System<br />

ein. Dieses besteht<br />

aus einer zweistufigen<br />

Stefan Pfister Führung mit einem Verwaltungsrat<br />

und einer<br />

Geschäftsleitung. Vor diesem Hintergrund<br />

hat die Partnerschaft Stefan Pfister (46),<br />

bisher Leiter Advisory von KPMG Schweiz,<br />

als neuen CEO nominiert. Roger Neininger,<br />

bisher CEO, wurde zum Verwaltungsratspräsidenten,<br />

Hélène Béguin und Stuart<br />

Robertson wurden zu Mitgliedern des<br />

Verwaltungsrats gewählt.<br />

Pfister stiess 2005 zu KPMG. Als Spezialist<br />

für Corporate-Finance- und Beratungsfragen<br />

im Immobilienbereich leitete er<br />

zunächst den Sektor Real Estate, in dem<br />

er auch international eine Führungsrolle<br />

innehat. 2009 wurde ihm die Führung des<br />

Dienstleistungsbereichs Transactions &<br />

Restructuring anvertraut. 2011 wurde<br />

Pfister zum neuen Leiter Advisory und<br />

Mitglied der Geschäftsleitung von KPMG<br />

Schweiz ernannt. Mit einem Wachstum von<br />

über 16 Prozent im letzten Geschäftsjahr<br />

war die Sparte ein wichtiger Wachstumstreiber<br />

für KPMG.<br />

Neu in den Verwaltungsrat gewählt<br />

wurden Hélène Béguin, Leiterin Wirtschaftsprüfung<br />

Westschweiz, Leiterin<br />

KMU Westschweiz und Lead Partner<br />

international tätiger Unternehmen, sowie<br />

Stuart Robertson, Global Lead Partner<br />

national und international tätiger Banken<br />

und globaler Leiter für Transaktionen &<br />

Restrukturierungen von Banken. (ah)<br />

Schaffhausen<br />

«Urbahn» füllt sich mit Leben<br />

Schaffhausen hat mit dem «Urbahn»<br />

direkt am Bahnhof ein neues Stadtquartier.<br />

Zum 1. Oktober nahmen das<br />

Hotel Arcona Living, das Asia Spa,<br />

das Parkhaus und weitere Mieter den<br />

Betrieb auf und füllen die Wohn-, Gewerbe-<br />

und Büroüberbauung mit Leben.<br />

Bauherrin und Eigentümerin von<br />

«Urbahn» ist die Axa Winterthur. Entwickelt<br />

und realisiert wurde das Gross -<br />

projekt von der Steiner AG. Die Investitionen<br />

belaufen sich auf rund 120 Millionen<br />

CHF.<br />

«Urbahn» befindet sich am Bleicheplatz,<br />

an einer Nahtstelle zwischen<br />

Altstadt, Bahnhof und angrenzenden<br />

Wohnquartieren. Die Architekten von<br />

Pfister Schiess Tropeano haben fünf<br />

Gebäudekörper mit bis zu sechs Geschossen<br />

um den Bleicheplatz herum<br />

angeordnet. Die Bebauung umfasst<br />

zwei Büro- und zwei Wohngebäude<br />

sowie das Hotel Arcona Living mit<br />

130 Zimmern respektive 260 Betten, ein<br />

1.000 qm grosses Spa und 3.350 qm an<br />

Detailhandelsfläche. Unter «Urbahn»<br />

liegt eine grosse öffentliche Parkgarage<br />

mit über 480 Einstellplätzen. (ah)


IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Nachrichten<br />

9<br />

Europa<br />

Far East Orchard auf Expansionskurs<br />

Schweden<br />

Neue Hotels für Stockholm<br />

Mitte September hat das schwedische<br />

Immobilieninvestment und -entwicklungsunternehmen<br />

AMF Fastigheter<br />

einen Vertrag mit dem norwegischen<br />

Hotelbetreiber Petter Stordalen unterzeichnet.<br />

Der Eigentümer der Nordic<br />

Choice Hotels wird zwei Hotels – ein<br />

Business- und ein Boutique-Hotel mit<br />

zusammen 540 Zimmern – für 20 Jahre<br />

mieten. Der geplante Komplex umfasst<br />

insgesamt 30.000 Quadratmeter Hotelund<br />

Konferenzfläche und ist Teil von «Urban<br />

Escape Stockholm», der jüngsten<br />

Begehrter Hotelmarkt: Stockholm<br />

Das Adina-Hotel in Berlin-Mitte<br />

Eine Tochtergesellschaft der Far East<br />

Orchard Limited (FEO), eine der grössten<br />

Immobilieninvestoren und -entwickler<br />

in Singapur, hat 50 Prozent der Anteile<br />

an einem Portfolio erworben, das vier<br />

Adina-Hotels in Europa umfasst. Dabei<br />

handelt es sich um die beiden Berliner<br />

Adina-Häuser Checkpoint Charlie und<br />

Hauptbahnhof sowie das Adina Frankfurt<br />

Neue Oper und das Adina-Hotel in<br />

Kopenhagen. Die Tochtergesellschaft<br />

Far East Hospitality übernimmt in einem<br />

Joint Venture mit der australischen<br />

Toga-Gruppe jeweils 50 Prozent der Anteile<br />

der jeweiligen Objektgesellschaften.<br />

Die vier Hotels wurden mit rund<br />

107 Millionen Euro bewertet. Verkäufer<br />

der Anteile sind Gesellschaften der<br />

Toga-Gruppe. Für Lucas Chow, Group<br />

Chief Executive Officer und Managing<br />

Director von Far East Orchard, ist der<br />

Kauf Teil der Expansionspläne, die letztes<br />

Jahr mit einer Reihe von hotelimmobilienwirtschaftlichen<br />

Akquisitionen in<br />

Australien begonnen hat.<br />

«Die Akquisition dieser vier Hotels in<br />

Deutschland und Dänemark wird unser<br />

Standing in Europa weiter stärken»,<br />

sagt Arthur Kiong, Chief Executive Officer<br />

der Far East Hospitality. «Europa<br />

verfügt über eine hohe Attraktivität bei<br />

internationalen Touristen und bleibt<br />

auch weiterhin die wichtigste Tourismusregion<br />

der Welt.» (bw)<br />

Quartiersentwicklung von Fastigheter<br />

mit insgesamt 130.000 Quadrat metern<br />

Nutzfläche. Urban Escape Stockholm<br />

zählt derzeit zu den bedeutendsten<br />

Stadtentwicklungsprojekten in Europa.<br />

Nach Fertigstellung wird das neue<br />

Quartier neben den schon genannten<br />

Hotels 62.000 Quadratmeter Bürofläche<br />

und 38.000 Quadratmeter Retailfläche<br />

bieten. Nordic Choice Hotels konnten<br />

sich in dem Bieterverfahren gegen 60<br />

führende Hotelbetreibergesellschaften<br />

durchsetzen. Mit Vertragsunterzeichnung<br />

ist ein Drittel von<br />

Urban Escape Stockholm<br />

nun vermietet. Wie Mats<br />

Hederos, CEO von AMF<br />

Fastigheter, mitteilt, soll<br />

die Realisierungsphase<br />

des Grossprojekts Ende<br />

dieses Jahres beginnen.<br />

Die Eröffnung der Hotels<br />

ist für das Frühjahr 2017<br />

geplant. (bw)<br />

Bild: PD<br />

Bild: PD<br />

JLL<br />

Deal mit BNP<br />

Paribas<br />

JLL Spanien erwirbt Tasaciones Hipotecarias<br />

(TH), die regulierte Immobilienbewertungs-Tochtergesellschaft<br />

von BNP<br />

Paribas Real Estate Spanien. Dieser von<br />

der spanischen Zentralbank genehmigte<br />

Erwerb ermöglicht der BNP Paribas<br />

Real Estate Spanien die Einhaltung des<br />

spanischen Gesetzes 1/2013 vom 14. Mai<br />

2013 zum Be sitz von Immobilientochtergesellschaf<br />

ten in Bezug auf Hypothekenkreditgeschäfte,<br />

wonach Finanzinstitute<br />

ihren Anteil an regulierten Immobilienbewertungsgeschäften<br />

auf maximal zehn<br />

Prozent begrenzen müssen. Der Kaufpreis<br />

ist öffentlich nicht bekannt. Tasaciones<br />

Hipotecarias ist auf dem spanischen<br />

Immobilienbewertungsmarkt seit über<br />

30 Jahren präsent. Das Unternehmen beschäftigt<br />

43 Mitarbeiter in sechs Stand -<br />

orten (Madrid, Barcelona, Valencia, Sevilla,<br />

Zaragoza und auf den Kanarischen<br />

Inseln) und erzielt einen Nettoumsatz von<br />

4,7 Millionen Euro. «Der Erwerb von Tasaciones<br />

Hipotecarias stellt eine bedeutende<br />

strategische Wachstumsinitiative<br />

für das Unternehmen im wichtigen Finanzsektor<br />

dar», sagt Andres Escarpenter,<br />

Geschäftsführer JLL Spanien. (bw)<br />

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Nachrichten<br />

10<br />

IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Berlin<br />

Mall of Berlin am Start<br />

Ende September wurde in der deutschen<br />

Hauptstadt am Leipziger Platz<br />

die «Mall of Berlin» eröffnet, mit<br />

270 Handels- und Gastronomiegeschäften<br />

auf insgesamt ca. 80.000 qm<br />

Detailhandelsfläche. Neben der Mall<br />

entstehen im Leipziger Platz Quartier<br />

30.000 qm Wohnfläche. Das Center<br />

befindet sich in allerbester Lage<br />

von Berlin-Mitte zwischen Reichstag,<br />

Friedrichstrasse und Pots -<br />

Die Mall of Berlin am Leipziger Platz<br />

Bild: PD<br />

damer Platz. Ende August konnten<br />

die Gesellschafter des Leipziger<br />

Platz Quartiers, ein Joint Venture aus<br />

High Gain House Investments/Berlin<br />

(HGHI) und Arab Investments/London<br />

(AIL), die langfristige Endfinanzierung<br />

für das grösste innerstädtische<br />

Shoppingcenter-Projekt in Europa<br />

erfolgreich abschliessen. Die Finanzierung<br />

übernehmen die Deutsche<br />

Hypothekenbank und die Bayerische<br />

Versorgungskammer (BVK) gemeinsam<br />

mit BNP Paribas REIM Germany.<br />

Konsortialführerin und Agent der<br />

Transaktion ist dabei die Deutsche<br />

Hypo. Das gesamte Volumen der<br />

zehnjährigen Finanzierung beläuft<br />

sich auf 600 Mio. Euro; davon entfallen<br />

450 Mio. Euro auf die BEVK, auf<br />

die Deutsche Hypo 80 Mio. Euro und<br />

auf die beiden Kreditfonds der BNP<br />

Paribas REIM Germany 70 Mio. Euro.<br />

Damit handelt es sich um eine der<br />

grössten, jemals in Deutschland abgeschlossenen<br />

Immobilienfinanzierungen,<br />

die überwiegend von Nichtbanken<br />

getragen wird, und um eines<br />

der grössten Finanzierungsvolumina<br />

eines institutionellen Anlegers in<br />

Deutschland. Andreas Pohl, Sprecher<br />

des Vorstands der Deutschen Hypo,<br />

zufolge erfolgt die Finanzierung im<br />

Rahmen der strategischen Zusammenarbeit,<br />

die Deutsche Hypo und die<br />

Bayerische Versorgungskammer im<br />

Herbst vergangenen Jahres vereinbart<br />

haben. Am Erfolg des Projekts<br />

hat Pohl keinen Zweifel: «Ich bin davon<br />

überzeugt, dass sich das Leipziger<br />

Platz Quartier innerhalb kürzester<br />

Zeit zu einer der führenden Malls<br />

in Berlin entwickeln wird.» (bw)<br />

E-REGI<br />

Die Top-Platzierten Europas<br />

Die Top 3 des Standortrankings im<br />

E-REGI von LaSalle Investment sind<br />

London, Paris und Istanbul. All diesen<br />

Städten gemeinsam ist: Sie haben<br />

Stärken in Demografie-, Technologieund<br />

Urbanisierungstrends. So liegt<br />

die Punktzahl von London im E-REGI<br />

deutlich vor der anderer Städte. Die<br />

Themse-Metropole profitiert von einer<br />

einzigartigen Kombination der drei<br />

DTU-Komponenten mit einer starken<br />

Demografie, einer hohen R&D-Punktzahl<br />

und einer kontinuierlichen Ausweitung<br />

ihres Stadtgebietes. London<br />

steht nicht nur das dritte Jahr in Folge<br />

an der Spitze des Rankings, die Stadt<br />

weist auch den grössten Anstieg der<br />

Punktzahl im E-REGI 2014 auf. Grenzüberschreitende<br />

Anleger investieren<br />

deswegen weiterhin mehr in London<br />

als in jeder anderen Stadt der Welt. Paris<br />

liegt auf Rang 2 – trotz der derzeit<br />

trägen Konjunktur in Frankreich. Die<br />

stark wertschöpfenden Sektoren von<br />

Paris, die sich teilweise auf technologische<br />

Fortschritte als langfristigen<br />

Trend konzentrieren, sind die wichtigste<br />

Ursache zur Erklärung dieser starken<br />

Performance. Auf Paris entfallen<br />

die meisten Ausgaben für Forschung<br />

& Entwicklung von allen europäischen<br />

Städten. Als Immobilieninvestment-<br />

Markt profitiert die französische<br />

Hauptstadt von ihrer internationalen<br />

Reputation. Der Pariser Immobilienmarkt<br />

verzeichnet denn auch mehr<br />

Akquisitionen von Büroimmobilien als<br />

die fünf deutschen Spitzen städte zusammen.<br />

Auf Rang 3 des Rankings<br />

liegt Istanbul; die Stadt profitiert im<br />

Unterschied zu den meisten anderen<br />

europäischen Städten von einer grossen<br />

und jungen Bevölkerung. Dennoch:<br />

Istanbul bleibt ein Schwellenmarkt, in<br />

dem der Mangel an Transparenz und<br />

der Mangal an passenden Bestandsimmobilien<br />

institutionelle Investoren weiterhin<br />

abschrecken. (bw)<br />

E-REGI 2014 Top 10<br />

Rang Standort Score<br />

1 London 2,32<br />

2 Paris 1,73<br />

3 Istanbul 1,72<br />

4 Stockholm 1,63<br />

5 Oslo 1,63<br />

6 München 1,61<br />

7 Luxemburg 1,60<br />

8 Stuttgart 1,60<br />

9 Zürich 1,55<br />

10 Kopenhagen-Malmö 1,50


IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Nachrichten<br />

11<br />

Hamburg<br />

DIC verkauft «Opera Offices Neo»<br />

Forward Deals liegen in Deutschland<br />

im Trend. Die DIC hat jetzt das Büround<br />

Geschäftszentrum «Opera Offices<br />

Neo» im Rahmen eines Vorabverkaufs,<br />

neudeutsch «Forward Deals», an ein<br />

Bild: PD<br />

Unternehmen aus dem Finanzsektor<br />

verkauft. Das Projektvolumen dieser<br />

Transaktion liegt bei rund zwei Dritteln<br />

des Gesamtvolumens des «Opera<br />

Offices»-Komplexes, das ein Inves-<br />

Der «Opera Offices»-Komplex in Hamburg<br />

titionsvolumen von rund 55 Mio. Euro<br />

umfasst. Über den Kaufpreis zwischen<br />

Käufer und Verkäufer wurde Stillschweigen<br />

vereinbart. Die Transaktion<br />

wurde durch JLL begleitet. Die börsennotierte<br />

DIC Asset AG ist in der Projektentwicklung<br />

mit 20 Prozent investiert.<br />

Der zweite Abschnitt des «Opera<br />

Offices»-Ensembles in zentraler Hamburger<br />

Innenstadtlage (Grosse Theaterstrasse<br />

31–35) wird 8.200 qm Mietfläche<br />

umfassen. Der Baubeginn wird<br />

kurzfristig im Herbst 2014 starten, die<br />

Fertigstellung ist ab Mitte 2016 vorgesehen.<br />

Die DIC bleibt neben der Baurealisierung<br />

auch für die Vermietung des<br />

Gebäudes verantwortlich. Damit gelingt<br />

es der DIC zum wiederholten Mal,<br />

eine Projektentwicklung vor Baubeginn<br />

zu verkaufen. Bereits der erste Bauabschnitt<br />

der «Opera Offices» war 2012<br />

noch vor der im Sommer 2013 abgeschlossenen<br />

umfangreichen baulichen<br />

Revitalisierung und Umgestaltung an<br />

eine norddeutsche Pensionskasse<br />

veräussert worden. Auch im Rahmen<br />

des Frankfurter Projekts «MainTor-<br />

Quartier» wurden in den vergangenen<br />

Jahren mehrere Objekte über Forward<br />

Deals veräussert. (bw)<br />

Parndorf<br />

Neuer Kredit für DOC<br />

TIAA Henderson Real Estate (TH Real<br />

Estate) hat eine neue Fremdkapitalfinanzierung<br />

für den European Outlet<br />

Mall Fund abgeschlossen. Das Darlehen<br />

in Höhe von 54,7 Mio. Euro und<br />

mit einer Laufzeit von fünf Jahren ersetzt<br />

eine bestehende Finanzierung<br />

im Volumen von 39,2 Mio. Euro, die im<br />

Dezember 2014 ausgelaufen wäre. Der<br />

Kredit ist durch den ersten und zweiten<br />

Bauabschnitt des Designer-Outlets<br />

in Parndorf nahe der österreichischen<br />

Hauptstadt Wien besichert. Die zusätzlich<br />

aufgenommenen Mittel fliessen<br />

in verschiedene Asset-Management-<br />

Massnahmen am bestehenden Objekt<br />

und in eine geplante Erweiterung, die<br />

im Jahr 2016 eröffnet werden soll. Das<br />

Designer-Outlet in Parndorf ist von der<br />

Innenstadt Wiens in etwa 30 Minuten<br />

zu erreichen, von der slowakischen<br />

Hauptstadt Bratislava sind es nur rund<br />

25 Minuten. Zu den im Designer-Outlet<br />

vertretenen Marken zählen Armani,<br />

Gucci, Polo Ralph Lauren, Michael<br />

Kors und Burberry. Das Center gehört<br />

zum Portfolio des European Outlet<br />

Mall Fund, dessen Laufzeit kürzlich<br />

um zehn Jahre verlängert wurde. Zum<br />

Portfolio des Fonds im Volumen von<br />

1,5 Milliarden Euro gehören acht Einkaufszentren<br />

in Europa sowie Beteiligungen<br />

an drei britischen Centern. (bw)<br />

Finanzierung gesichert: das DOC Parndorf<br />

Bild: PD


Trends<br />

12<br />

IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Ende der Fahnenstange<br />

Immobilienfinanzierung – Hypothekarkredite sind so billig wie nie<br />

zuvor. Jetzt sehen Experten die Trendwende kommen und raten Investoren,<br />

sich die aktuell niedrigen Zinsen langfristig zu sichern.<br />

Von Richard Haimann, Bild: PD<br />

Moody’s: schlechte Noten fürs Schweizer Bankensystem<br />

Die Mitteilung war kurz, schlug aber<br />

bei Immobilienfinanzierungsexperten<br />

wie eine Bombe ein: In einer nur<br />

530 Wörter umfassenden Notiz senkte<br />

die US-Ratingagentur Moody's jüngst<br />

ihren Ausblick für das Schweizer<br />

Bankensystem von stabil auf negativ.<br />

Grund hierfür, liessen die Analysten<br />

in New York wissen, seien die jüngsten<br />

Schritte der Politiker in Bern «zur<br />

Umsetzung eines Konzepts, das eine<br />

Lastenteilung mit den Gläubigern im<br />

Rahmen der Abwicklung zahlungsunfähiger<br />

inländischer Banken vorsieht».<br />

Damit sinke die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass die Bundesregierung «Gläubigern<br />

im Bedarfsfall Unterstützung zukommen<br />

lassen wird».<br />

Sechs Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise<br />

werden die Karten im europäischen<br />

Bankensektor neu gemischt – mit<br />

erheblichen Konsequenzen für Immobilieninvestoren.<br />

Was die Schweizer Regierung<br />

gerade auf den Weg bringt, ist<br />

in der EU bereits beschlossene Sache:<br />

Schon vergangenes Jahr einigten sich<br />

Vertreter von EU-Kommission, Europaparlament<br />

und Europarat auf neue Regeln<br />

zur Rettung und Abwicklung angeschlagener<br />

Banken. Damit Regierungen<br />

bei einer neuen Krise nicht erneut milliardenschwere<br />

Rettungspakete mit<br />

Steuergeldern schnüren müssen, sollen<br />

von 2016 an Aktionäre der Institute<br />

und Zeichner ihrer Anleihen mit ihrem<br />

Kapital im Fall des Falles haften. Dies<br />

zwinge die Institute, «Geld für schwere<br />

Zeiten zur Seite zu legen», ist der EU-<br />

Finanzkommissar Michel Barnier überzeugt.<br />

Die Zeit der billigen<br />

Hypothekarzinsen geht zu Ende<br />

Die Brüsseler Entscheidung brachte<br />

Ende vergangenen Jahres die Aktienkurse<br />

der grossen Finanzkonzerne innerhalb<br />

der EU unter Druck, während<br />

jene von Schweizer Banken zum Teil<br />

kräftig anzogen. Allein die UBS-Aktie<br />

legte von Anfang Dezember 2013 bis<br />

Mitte Januar dieses Jahres um 17 Prozent<br />

zu. Seit die Regierung in Bern ihre<br />

Reformpläne vorgestellt hat, geht es


IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Trends<br />

13<br />

«Europas Bankenlandschaft<br />

steht vor einer Konsolidierungswelle.»<br />

Guy de Blonay, Jupiter Asset Management<br />

«Die Zeit der niedrigen Zinssätze für Hypothekarkredite<br />

neigt sich dem Ende zu. Tiefer geht es nicht<br />

mehr, das Ende der Fahnenstange ist erreicht.»<br />

Curth Flatow, Flatow Advisory Partners<br />

allerdings auch mit eidgenössischen<br />

Bankpapieren abwärts. Von Juni bis<br />

Anfang September gab die UBS-Notierung<br />

um zehn Prozent nach; die Aktie<br />

der Credit Suisse verlor im selben Zeitraum<br />

knapp sieben Prozent.<br />

Auf den ersten Blick scheinen die neuen<br />

Haftungsvorgaben der Banken Immobilieninvestoren<br />

nicht zu treffen.<br />

Momentan sind die Institute mit ihren<br />

Geschäften zufrieden. Das zeigt die<br />

jüngste Umfrage von Flatow Advisory<br />

Partners (FAP) zur Stimmung der<br />

Kreditgeber im gewerblichen Immobilienfinanzierungsmarkt.<br />

Gegenüber<br />

dem zweiten Quartal dieses Jahres<br />

ist der FAP-Index um 65 Basispunkte<br />

auf 2,48 Zähler gestiegen. «Das ist<br />

der höchste Stand seit Anfang 2013»,<br />

sagt Curth Flatow, Gründer und geschäftsführender<br />

Gesellschafter des<br />

Berliner Beratungsunternehmens für<br />

die Beschaffung und Strukturierung<br />

von Immobilieninvestmentkapital. «Der<br />

Grund für die gute Laune der Banken<br />

liegt im günstigen Zinsumfeld, das<br />

die Nachfrage nach Immobilien und<br />

Finanzierungen anschiebt», erläutert<br />

der Experte.<br />

Doch Immobilieninvestoren sollten<br />

sich von der positiven Stimmung nicht<br />

anstecken lassen, fügt Flatow gleich<br />

hinzu. «Die Zeit der niedrigen Zinssätze<br />

für Hypothekarkredite neigt sich dem<br />

Ende zu.» Zwar hat die Europäische Zen -<br />

tralbank (EZB) dieses Jahr den Leitzins<br />

auf das Rekordtief von 0,15 Prozent<br />

gesenkt und damit in die Spanne<br />

von null bis 0,25 Prozent gebracht,<br />

die die Schweizer Nationalbank seit<br />

Längerem fährt. Damit hätten aber<br />

die Hüter der Gemeinschaftswährung<br />

ebenso wie die eidgenössischen<br />

Notenbanker ihren Spielraum aufgebraucht.<br />

«Tiefer geht es nicht mehr,<br />

das Ende der Fahnenstange ist erreicht»,<br />

sagt Flatow. «Bestandshalter<br />

und Immobilienkäufer, die ihre Objekte<br />

nicht nur kurzfristig halten wollen,<br />

sind gut beraten, jetzt langfristige<br />

Finanzierungen abzuschliessen, um<br />

sich die günstigen Konditionen für<br />

zehn oder mehr Jahre zu sichern.»<br />

Tief greifende Veränderungen<br />

Für die Zinswende sehen Experten<br />

mehrere Gründe. Da ist die Gläubigerhaftung,<br />

die Banken zwingt, ihre Risiken<br />

zu reduzieren, um weiterhin Anlei-<br />

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Trends<br />

14<br />

IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

hen begeben und Kapitalerhöhungen<br />

vornehmen zu können. Hinzu kommt<br />

das vom Basler Ausschuss der Bank<br />

für Internationalen Zahlungsausgleich<br />

beschlossene jüngste Reformpaket,<br />

kurz Basel III genannt. Es sieht vor,<br />

dass Banken bis zum 31. März 2019 die<br />

von ihnen ausgereichten Kredite mit<br />

deutlich mehr Eigenkapital als bislang<br />

unterlegen müssen. Besonders hohe<br />

Eigenkapitalquoten sind für Hypothekardarlehen<br />

vorgesehen, deren Beleihungsauslauf<br />

– im Fachjargon auch<br />

Loan to Value, kurz LTV, genannt – die<br />

Schwelle von 60 Prozent überschreitet.<br />

Dabei haben zahlreiche Institute in den<br />

vergangenen Jahren immer höhere Beleihungsausläufe<br />

akzeptiert, um mehr<br />

Geschäft zu machen. «In Deutschland<br />

reicht die Spanne der LTV-Werte inzwischen<br />

bis zu 110 Prozent», sagt Flatow.<br />

«Im Mittel liegt der LTV-Wert derzeit<br />

bei 71 Prozent.»<br />

Die Basel-III-Vorgaben und die Gläubigerhaftung<br />

zwingen nun die Institute,<br />

künftig nur noch weitgehend risikoarme<br />

Immobilienkredite mit LTV-Werten<br />

von maximal 60 Prozent zu begeben.<br />

Das ist weniger, als die meisten Investoren<br />

wollen. Damit bahne sich eine tief<br />

greifende Veränderung am Finanzierungsmarkt<br />

an, meint Flatow. «Banken<br />

werden sich von Kreditgebern zu Kredit-Arrangeuren<br />

wandeln.»<br />

Beispielhaft dafür sei der jüngst von<br />

der Deutsche Hypo als Konsortialführer<br />

geschmiedete langfristige Kredit<br />

für die Mall of Berlin, sagt Flatow.<br />

«Künftig werden wir deutlich mehr<br />

solcher strukturierten Finanzierungen<br />

mit Banken-externen Partnern<br />

sehen.» Das grösste innerstädtische<br />

Shoppingcenter Europas mit<br />

80.000 Quadratmetern Einzelhandelsfläche<br />

am Leipziger Platz im Herzen<br />

der deutschen Hauptstadt hat ein<br />

Joint Venture der High Gain House<br />

Investments und der Arab Investments<br />

in London erworben. Für den<br />

Deal hat die Deutsche Hypo über eine<br />

komplexe Strukturierung einen Kredit<br />

mit zehnjähriger Laufzeit über umgerechnet<br />

724,4 Millionen Franken<br />

arrangiert. Dabei stellt der Gewerbeimmobilienfinanzierer<br />

selbst nur<br />

96,6 Millionen Franken. 543,3 Millionen<br />

Franken kommen von der Bayerischen<br />

«Durch die Einbindung unterschiedlicher<br />

Finanzierungspartner haben wir die Mallof-Berlin-Transaktion<br />

realisieren können.»<br />

Andreas Pohl, Vorstandssprecher der Deutsche Hypo<br />

Versorgungskammer (BVK), den Rest<br />

bringen zwei Kreditfonds der BNP<br />

Paribas REIM Germany auf. «Durch<br />

die Einbindung unterschiedlicher Finanzierungspartner<br />

haben wir diese<br />

Transaktion realisieren können», sagt<br />

Andreas Pohl, Vorstandssprecher der<br />

Deutsche Hypo. Weitere gemeinsame<br />

Vorhaben seien geplant, sagt André<br />

Heimrich, Mitglied des Vorstands der<br />

BVK. Die Mall of Berlin sei «ein gelungenes<br />

Beispiel für zukünftige<br />

Projekte».<br />

Konsolidierungswelle<br />

im Bankensektor<br />

Dass Banken ihr Kreditgeschäft künftig<br />

zurückfahren und verstärkt als<br />

Arrangeure tätig werden, hat noch<br />

einen weiteren Grund: Die Institute<br />

lieferten sich zuletzt einen so harten<br />

Wettbewerb um Immobilieninvestoren,<br />

dass sie selbst kaum noch dem Risiko<br />

angemessene Erträge generieren<br />

können. «In Deutschland sind die<br />

Margen im Immobilienfinanzierungsgeschäft<br />

von 181 Basispunkten im<br />

zweiten Quartal auf zuletzt nur noch<br />

167 Basispunkte gesunken», sagt Flatow.<br />

«Die Banken haben daher keinen<br />

nennenswerten Spielraum mehr, um<br />

die Hypothekarkreditzinsen noch weiter<br />

zu senken.»<br />

Darüber hinaus kündigt sich noch<br />

eine weitere Entwicklung an: «Europas<br />

Bankenlandschaft steht vor einer<br />

Konsolidierungswelle», urteilt Guy de<br />

Blonay, Fondsmanager bei der Londoner<br />

Investmentgesellschaft Jupiter Asset<br />

Management. Die Ergebnisse des<br />

Stresstests der EZB werden zahlreiche<br />

mittelgrosse Institute zwingen, sich mit<br />

anderen zusammenzuschliessen. Etliche<br />

dieser Banken dürften nicht über<br />

ausreichende Aktiva verfügen, um auf<br />

Dauer allein weiter am Markt bestehen<br />

zu können. Zwar würden die Aufsichtsbehörden<br />

weitere Übernahmen jenen<br />

Finanzkonzernen untersagen, die als<br />

systemrelevant gelten, weil sie bei einem<br />

Zusammenbruch Kapitalmarktkrisen<br />

auslösen können. Unter den<br />

mittelgrossen Banken dürfte jedoch<br />

eine Reihe von Instituten die Resultate<br />

des Stresstests «für ausgewählte Zukäufe<br />

schwächerer Mitbewerber nutzen»,<br />

ist de Blonay überzeugt.<br />

Für Käufer und Bestandshalter von<br />

Liegenschaften bedeutet dies, dass<br />

die Zahl der Hypothekarbanken in<br />

den kommenden Jahren schrumpfen<br />

wird und die verbleibenden Institute<br />

ihre Zinssätze anheben werden. «Zu<br />

einer Kreditklemme muss dies nicht<br />

führen», sagt Flatow. «Weltweit steigen<br />

immer mehr Pensionskassen und<br />

Versicherungen in Kreditfonds und<br />

das Immobilienfinanzierungsgeschäft<br />

ein, sodass weiterhin ausreichend<br />

Liquidität vorhanden sein dürfte.» Im<br />

Gegensatz zu Banken, die Giralgeldschöpfung<br />

betreiben und deshalb<br />

mit geringeren Renditen auskommen<br />

können, müssen diese institutionellen<br />

Investoren bei Hypothekardarlehen<br />

jedoch höhere Erträge erzielen, um<br />

ihre Verpflichtungen gegenüber ihren<br />

Versicherten decken zu können. Höhere<br />

Zinsen auf Hypothekarkredite,<br />

glaubt Flatow, «sind deshalb unausweichlich».


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Trends<br />

16<br />

IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Alle Macht der Nationalbank<br />

Immobilienfinanzierung – 58 Prozent der Schweizer stehen hinter<br />

der Vollgeldinitiative. Hat sie Erfolg, könnten die Währungshüter künftig<br />

entscheiden, ob Immobilienunternehmen Kredite erhalten.<br />

Von Richard Haimann, Bilder: PD<br />

Vollgeldinitiative: Reform des Schweizer Währungssystems in Sicht?<br />

Auf den ersten Blick erinnert die Situation<br />

an den Kampf Wilhelm Tells gegen<br />

den mächtigen habsburgischen Landvogt<br />

Gessler: Auf der einen Seite steht<br />

der 67-jährige pensionierte Lehrer<br />

Hansruedi Weber, auf der anderen die<br />

mächtige Schweizerische Bankiervereinigung.<br />

Weber, Präsident des Vereins<br />

Monetäre Modernisierung, kurz MoMo,<br />

will nichts weniger, als den Banken das<br />

Recht zur Geldschöpfung zu entziehen<br />

und dieses stattdessen vollständig in<br />

die Hände der Nationalbank zu legen.<br />

Ein solches Vollgeld würde «den Franken<br />

zur sichersten Währung der Welt<br />

machen und verhindern, dass weitere<br />

Spekulationsblasen und Finanzkrisen<br />

entstehen», sagt Weber.<br />

Die Finanzlobby lehnt, wie nicht anders<br />

zu erwarten, die Idee ab. «Die Kreditversorgung<br />

der Wirtschaft könnte sonst<br />

nicht mehr sichergestellt werden», sagt<br />

Daniela Flückiger, Sprecherin der Bankiervereinigung.<br />

Volksabstimmung in Sicht<br />

Dennoch scheint es gut möglich, dass<br />

am Ende Weber und MoMo triumphieren,<br />

so wie einst Tell über Gessler.<br />

Bereits jetzt hat die im Juni von MoMo<br />

lancierte Vollgeldinitiative mehr als<br />

70.000 Zusagen für die 100.000 Unterschriften<br />

zusammen, um eine Volksabstimmung<br />

zu erzwingen. Dass die<br />

restlichen Signaturen fristgerecht bis<br />

November nächsten Jahres zusammenkommen,<br />

gilt als gewiss.<br />

Es geht um nicht weniger als eine tief<br />

greifende Reform des eidgenössischen<br />

Währungssystems: Entgegen der landläufigen<br />

Meinung wird weder alles im<br />

Umlauf befindliche Geld von den Zentralbanken<br />

geschaffen, noch sind die<br />

Kredite von Banken vollständig durch<br />

Spareinlagen oder Darlehen der Notenbank<br />

gedeckt. Vielmehr können die<br />

Institute fast unbegrenzt Geld aus dem<br />

Nichts schöpfen, weil sie nur einen<br />

Bruchteil der von ihnen ausgereichten<br />

Darlehen mit Einlagen hinterlegen<br />

müssen. Diese Geldschöpfung geschieht,<br />

indem Banken einem Kreditnehmer<br />

ein Darlehen auf einem Giro-


IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Trends<br />

17<br />

«Die Vollgeldreform würde den Franken<br />

zur sichersten Währung der Welt machen.»<br />

Hansruedi Weber, Verein Monetäre Modernisierung<br />

konto gutschreiben. Der Kunde bringt<br />

dieses Bankengeld, das es zuvor nicht<br />

gab, in Umlauf, indem er seine Rechnungen<br />

damit bezahlt. «Geld ist heute<br />

ein Produkt des Finanzmarkts», sagt<br />

Philippe Mastronardi, Professor für<br />

Öffentliches Recht an der Universität<br />

St.Gallen.<br />

Seit mehr als 80 Jahren appellieren<br />

weltweit führende Wirtschaftswissenschaftler<br />

an Regierungen, dies zu<br />

ändern. Vom Yale-Ökonomen Irving<br />

Fi sher über Walter Eucken, den Vordenker<br />

der Sozialen Marktwirtschaft,<br />

bis zum Neoliberalen-Urvater Milton<br />

Friedman reicht die Phalanx derjenigen,<br />

die den Banken die Geldschöpfung<br />

entziehen wollten. Sie alle waren überzeugt,<br />

dass sich Spekulationsblasen<br />

und Finanzkrisen verhindern liessen,<br />

wenn die Zentralbanken die Geldmenge<br />

und damit die Vergabe von Krediten<br />

vollständig steuern könnten.<br />

Krisengefahr durch prozyklische<br />

Kreditvergabe<br />

Das Kernargument bringt Helge Peukert,<br />

Professor für Volkswirtschaftslehre<br />

an der Universität Erfurt und MoMo-<br />

Unterstützer, auf den Punkt: «Die prozyklische<br />

Kreditvergabe durch privatwirtschaftliche,<br />

gewinnorientierte Geldhäuser<br />

trägt wesentlich zur Entstehung<br />

von Finanzkrisen bei.» Während eines<br />

Wirtschaftsbooms würden die Institute<br />

regelmässig zu viele Kredite ausreichen<br />

und damit Spekulationsblasen an<br />

den Aktien- und Immobilienmärkten<br />

anheizen. Umgekehrt würden sie in<br />

Abschwungphasen zu wenig Geld verleihen,<br />

sodass Konjunkturabkühlungen<br />

häufig in tiefen Rezessionen mündeten.<br />

Entwickelt wurde die Vollgeldidee Anfang<br />

der 1930er-Jahre in den USA.<br />

Unter dem Schlagwort «100 Percent<br />

Money» zählte sie zu den zentralen<br />

Forderungen des «Chicago Plans», den<br />

Wirtschaftswissenschaftler der Universität<br />

Chicago zur Bekämpfung der<br />

Grossen Depression erarbeitet hatten.<br />

Während das von ihnen vorgeschlagene<br />

Trennbankensystem durchgesetzt<br />

wurde, konnte US-Präsident Franklin<br />

D. Roosevelt das 100-Prozent-Geld im<br />

Kongress nicht durchbringen. Die Bankenlobby<br />

war zu stark.<br />

Das könnte nun in der Schweiz anders<br />

sein. Würde das Stimmvolk jetzt zur<br />

Urne gerufen, wäre der Nationalbank<br />

die alleinige Geldschöpfung gewiss.<br />

Nach einer Umfrage des Zürcher Tages-Anzeigers<br />

unterstützen gegenwärtig<br />

58 Prozent der Wahlberechtigten<br />

die Vollgeldinitiative. Lediglich<br />

31 Prozent sind dagegen. Die Währungshüter<br />

in Bern und Zürich hätten<br />

damit nicht nur die vollständige Kontrolle<br />

über das Gesamtvolumen der<br />

im Umlauf befindlichen Franken; sie<br />

könnten letztendlich auch steuern,<br />

welche Zweige der Wirtschaft üppig<br />

und welche zurückhaltend mit Krediten<br />

versorgt werden.<br />

Für die eidgenössische Immobilienbranche<br />

würde dies bedeuten, dass<br />

die Nationalbank Hypothekardarlehen<br />

drastisch verteuern und verknappen<br />

könnte, wenn sie Überhitzungen am<br />

Markt vermutet. Genau davor warnen<br />

die Währungshüter seit 2012 immer<br />

wieder. Die Preise für Wohnimmobi-<br />

lien seien zu schnell und zu stark gestiegen,<br />

sagt Nationalbank-Präsident<br />

Thomas Jordan. «Wir sind besorgt.»<br />

Was Jordan und das übrige Präsidium<br />

fürchten: Der Schweiz und ihren Banken<br />

könnte es so ergehen wie Spa nien,<br />

Irland, Grossbritannien und den USA,<br />

wo Fehlspekulationen an den Immobilienmärkten<br />

Banken ins Wanken brachten<br />

und die Realwirtschaft in die Rezession<br />

zwangen. «Immobilienblasen<br />

können zu einer massiven Fehlallokation<br />

von Kapital führen und Volkswirtschaften<br />

schädigen», warnt Jordan.<br />

Zwar wurde den Schweizer Banken<br />

bereits auferlegt, Hypothekarkredite<br />

nicht mehr mit einem Prozent, sondern<br />

mit zwei Prozent Eigenkapital zu unterlegen.<br />

Bislang hat sich der Markt dadurch<br />

jedoch nicht spürbar abgekühlt.<br />

MoMo könnte nun Jordan das Instrument<br />

in die Hand geben, um vermutete<br />

Exzesse im Kreditgeschäft radikal zu<br />

unterbinden.<br />

Illustrer Unterstützerkreis<br />

Dass die Mehrheit der Eidgenossen<br />

derzeit bereit scheint, der Nationalbank<br />

diese Macht zu übertragen, liegt<br />

auch daran, dass Weber nicht Tell ist.<br />

Zahlreiche Finanzwissenschaftler und<br />

Ökonomen unterstützen die Vollgeldinitiative.<br />

Neben Mastronardi sind darunter<br />

weitere renommierte Experten<br />

wie die Ökonomin Irmi Seidel von der<br />

Universität Zürich, Professor Peter<br />

Ulrich von der Universität St.Gallen,<br />

Patrick Schüffel, Direktor des Instituts<br />

of Finance an der Hochschule für Wirtschaft<br />

in Freiburg, sowie Sergio Rossi,<br />

Professor für Monetäre Ökonomie an<br />

der Universität Freiburg. Auch die Forschungsabteilung<br />

des Internationalen<br />

Währungsfonds (IWF) plädiert für das<br />

Vollgeld. Nicht nur in der Schweiz,<br />

sondern in allen Währungsräumen.<br />

Die IWF-Volkswirte Jaromir Benes<br />

und Michael Kumhof haben 2012 eine<br />

Studie mit dem Titel «The Chicago<br />

Plan Revisited» erstellt. Das Fazit der<br />

Untersuchung: Vollgeld «würde die<br />

Konjunkturausschläge nach oben und<br />

unten erheblich eindämmen, Banken-<br />

Runs, bei denen besorgte Kunden die<br />

Banken stürmen und ihr Geld abheben<br />

wollen, vollständig verhindern und zu


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IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

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«Eine Vollgeldreform allein<br />

in einem Land wäre zwecklos.»<br />

Günter Vornholz, EBZ Business School<br />

einer erheblichen Reduzierung der<br />

privaten und öffentlichen Schulden<br />

führen». Simulationsrechnungen zufolge<br />

würde die Wirtschaftsleistung<br />

dadurch um bis zu zehn Prozent steigen<br />

und breite Bevölkerungskreise<br />

könnten an den Wohlstandsgewinnen<br />

partizipieren.<br />

«Massive Umstellung<br />

des Finanzsystems»<br />

Die Initiative findet auch deshalb so<br />

grossen Zuspruch, weil sie Sparern<br />

und Unternehmen den Schutz ihres<br />

Kapitals verspricht. «Deren Guthaben<br />

können dann nicht mehr in die<br />

Konkursmasse einer zusammenbrechenden<br />

Bank fallen, da alles Geld der<br />

Nationalbank gehören würde», argumentiert<br />

der St.Galler Wirtschaftsethiker<br />

Ulrich. Zudem würde Vollgeld<br />

dem Staatshaushalt zusätzliche<br />

Milliardeneinnahmen durch deutlich<br />

höhere Gewinne der Nationalbank<br />

bescheren, sagt Reinhold Harringer,<br />

pensionierter früherer Leiter des Finanzamts<br />

St.Gallen und Sprecher der<br />

Initiative. Könne nur noch die Zentralbank<br />

Geld schaffen, werde sie kräftig<br />

an den Zinsen verdienen, die die Banken<br />

für das bei ihr geliehene Kapital<br />

aufwenden müssen. «Wir wollen, dass<br />

der Gewinn aus der Geldschöpfung<br />

vollständig der Allgemeinheit zugutekommt»,<br />

sagt Harringer.<br />

Im Ausland wird das Geschehen in der<br />

Alpenrepublik mit Spannung verfolgt.<br />

«Hat die Initiative Erfolg, wird es in der<br />

Schweiz zu einem Laborexperiment<br />

kommen», sagt Ulrich Kater, Chefökonom<br />

der DekaBank in Frankfurt. «Die<br />

Vollgeldeinführung würde eine massive<br />

Umstellung des Finanzsystems bedeuten.»<br />

Die Kreditversorgung müsse<br />

dabei nicht gefährdet werden, sagt Kater,<br />

«wenn die Umstellung sorgfältig<br />

und umsichtig erfolgt».<br />

«Reform in einem Land allein<br />

wäre zwecklos»<br />

Doch nicht alle Wirtschaftswissenschaftler<br />

stehen hinter der Idee. Günter<br />

Vornholz, Professor für Immobilienökonomie<br />

an der EBZ Business School<br />

in Bochum, bezweifelt, dass Vollgeld<br />

Blasen verhindert. «Dazu müsste die<br />

Nationalbank jeden einzelnen Kredit<br />

prüfen, bevor sie einer Bank ein Darlehen<br />

ausreicht.» Dies könne keine Zentralbank<br />

der Welt personell stemmen.<br />

Werde indes das Vollgeld nur in der<br />

Schweiz eingeführt, könnten eidgenössische<br />

Immobilienunternehmen und<br />

private Käufer einen etwaigen Kreditstopp<br />

der Nationalbank umgehen,<br />

indem sie Darlehen bei ausländischen<br />

Banken in der Eurozone aufnehmen.<br />

«Eine Vollgeldreform allein in einem<br />

Land wäre zwecklos», sagt Vornholz.<br />

Zudem dürften künftig in Krisenzeiten<br />

noch mehr Investoren aus dem Ausland<br />

Zuflucht im Franken und in Schweizer<br />

Immobilien suchen. Durch das Vollgeld<br />

würde das Image der Schweiz<br />

als sicherer Hafen noch gestärkt, sagt<br />

Vornholz. «Dadurch würde die eidgenössische<br />

Währung in turbulenten Kapitalmarktphasen<br />

noch stärker aufgewertet<br />

und die Preise der Immobilien<br />

würden noch massiver zulegen.»<br />

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Trends<br />

20<br />

IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

«Das Beste aus zwei Welten»<br />

Wandelanleihen – Europaweit nutzen immer mehr Immobilienunternehmen<br />

Convertible Bonds, um ihre Finanzierungskosten zu senken. Schweizer Investoren<br />

mischen kräftig im Markt mit.<br />

Von Richard Haimann, Bilder: Swiss Prime Site, PD<br />

Gutes Timing: Die Swiss Prime Site zählte nach Ausbruch der Finanzkrise zu den ersten<br />

erfolgreichen Emittenten von Wandelanleihen.<br />

Als die Schlussglocke der Börse läutete,<br />

waren die Gagfah-Vorstände hochzufrieden.<br />

Der börsenkotierte Immobiliengigant<br />

mit 145.000 Mietwohnungen<br />

in Deutschland hatte nicht nur seine<br />

erste Wandelanleihe über 375 Millionen<br />

Euro mit einem Zinskupon von nur<br />

1,5 Prozent erfolgreich platziert. Anders<br />

als bei der Emission von Convertible<br />

Bonds üblich, war der Aktienkurs<br />

nicht gesunken, sondern von 11,30 auf<br />

12,02 Euro gestiegen. «Wir hatten alles<br />

richtig gemacht», sagt Gerald Klinck,<br />

Chief Financial Officer des Konzerns.<br />

Nicht nur die Wandelanleihe sei von<br />

den Investoren, darunter auch Schweizer<br />

Kapitalsammelstellen, gut angenommen<br />

worden. «Die Gestaltung des<br />

Papiers fand auch die Zustimmung der<br />

Aktionäre», schlussfolgert Klinck.<br />

«Ideales Finanzierungsinstrument»<br />

Wandelanleihen – im Kapitalmarktjargon<br />

auch Convertible Bonds genannt<br />

– sind hochkomplexe Finanzierungsinstrumente.<br />

Mit ihnen leihen sich Unternehmen<br />

Geld, indem sie verzinsliche<br />

Wertpapiere begeben. Im Gegensatz<br />

zu einer gewöhnlichen Anleihe beinhalten<br />

Convertible Bonds auch eine<br />

Call-Option. Erreicht der Aktienkurs<br />

des Emittenten während oder am Ende<br />

der Laufzeit einen bestimmten Schwellenwert,<br />

den sogenannten Wandlungspreis,<br />

können die Zeichner statt des<br />

investierten Kapitals pro Anleihe eine<br />

zuvor festgelegte Zahl von Aktien des<br />

Unternehmens erhalten. Der zugrunde<br />

liegende Bezugspreis der Aktien liegt<br />

dabei am Kurswert zum Emissionszeitpunkt<br />

und damit deutlich unter dem<br />

Schwellenwert. Im Falle der Wandlung<br />

können die Anleihezeichner deshalb<br />

hohe Gewinne einstreichen.<br />

«Zeichner von Wandelanleihen können<br />

dadurch direkt von Steigerungen<br />

des Börsenkurses des Emittenten<br />

profitieren», sagt Fredy Hasenmaile,<br />

Leiter Immobilienanalyse bei der<br />

Credit Suisse. Unternehmen müssen<br />

deshalb für Convertible Bonds in der<br />

Regel niedrigere Zinsen zahlen als für<br />

herkömmliche Anleihen. Sie können so<br />

ihre Kosten senken und ihre Erträge<br />

steigern.<br />

Beispiel Gagfah: Der Wohnungskonzern<br />

refinanziert mit seiner Wandelanleihe<br />

zu einem Zinskupon von nur<br />

1,5 Prozent einen Kredit mit einem<br />

Zinssatz von 4,91 Prozent. Allein im


IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Trends<br />

21<br />

«Zeichner von Wandelanleihen können<br />

direkt von Steigerungen des Börsenkurses<br />

des Emittenten profitieren.»<br />

Fredy Hasenmaile, Credit Suisse<br />

«Investoren erzielen kontinuierliche<br />

Kapitalströme aus dem Zinskupon und<br />

partizipieren zugleich an Kursgewinnen<br />

der Aktie des Emittenten.»<br />

Ralf Darpe, Société Générale<br />

ner Laufzeit von 7,2 Jahren und einem<br />

Zinskupon von 0,5 Prozent. Spitzenreiter<br />

beim Emissionsvolumen ist der<br />

französisch-niederländische Immobilienkonzern<br />

Unibail-Rodamco mit einem<br />

Convertible Bond über umgerechnet<br />

607 Millionen Franken. Besonders<br />

bemerkenswert: Das Papier hat einen<br />

Zinskupon von null Prozent, der Konversionskurs<br />

zur Wandlung in Aktien<br />

bei Fälligkeit am 1. Juli 2021 liegt bei<br />

288,06 Euro und damit 37,5 Prozent<br />

über der Kotierung am Emissionstag.<br />

ersten Jahr betragen die eingesparten<br />

Zinsaufwendungen 12,79 Millionen<br />

Euro. «Der Convertible Bond gibt uns<br />

Spielraum für weiteres Wachstum»,<br />

sagt CFO Klinck.<br />

«Wandelanleihen bieten das Beste<br />

aus der Welt der Anleihen und der Aktien»,<br />

sagt Ralf Darpe, Leiter des Kapitalmarktgeschäfts<br />

der Société Générale,<br />

der mit einem Marktanteil von<br />

11,3 Prozent führenden europäischen<br />

Bank bei der Platzierung von Convertible<br />

Bonds. «Investoren erzielen kontinuierliche<br />

Kapitalströme aus dem<br />

Zinskupon und partizipieren zugleich<br />

an Kursgewinnen der Aktie des Emittenten.»<br />

Die Unternehmen wiederum<br />

könnten Fremdkapital zu deutlich<br />

günstigeren Konditionen aufnehmen<br />

als mit üblichen Anleihen oder Krediten.<br />

«Das macht Convertible Bonds<br />

für börsenkotierte Immobilienunternehmen<br />

zu einem idealen Finanzierungsinstrument»,<br />

erläutert Darpe,<br />

dessen Team regelmässig Immobiliengesellschaften<br />

bei der Emission von<br />

Wandelanleihen begleitet.<br />

SPS unter den Vorreitern<br />

In den vergangenen Monaten hatten<br />

die Soc-Gen-Experten reichlich<br />

zu tun. «Immer mehr börsenkotierte<br />

Immobilienunternehmen greifen zu<br />

Convertible Bonds, um ihren Fremdkapitalbedarf<br />

zu möglichst günstigen<br />

Zinskonditionen zu decken», sagt Darpe.<br />

«Bis Anfang Juni dieses Jahres<br />

hatten Immobiliengesellschaften in<br />

Europa Wandelanleihen im Gesamtvolumen<br />

von 1,82 Milliarden Franken<br />

begeben.» Gegenüber dem Vorjahreszeitraum<br />

habe sich das Volumen mehr<br />

als verdoppelt – und für einen Grossteil<br />

der Emissionen zeichnen Immobilienunternehmen<br />

verantwortlich. Von<br />

den seit 2011 begebenen Wandelanleihen<br />

in Europa im Gesamtvolumen<br />

von 71,1 Milliarden Franken stammten<br />

16 Prozent von Immobilienaktiengesellschaften,<br />

elf Prozent von Öl- und<br />

Gasförderern, acht Prozent von Technologieunternehmen<br />

und sieben Prozent<br />

von Automobilherstellern. Zu<br />

den ersten erfolgreichen Emittenten<br />

nach Ausbruch der Finanzkrise zählt<br />

die Swiss Prime Site, die im Januar<br />

2010 eine fünfjährige Wandelanleihe<br />

über 260 Millionen Franken zu einem<br />

Zinskupon von 1,875 Prozent begeben<br />

konnte. 2011 legte die börsenkotierte<br />

Immobiliengesellschaft mit einem weiteren<br />

Papier über 165 Millionen Franken<br />

und einer indikativen Zinsspanne<br />

von 1,625 bis 2,125 Prozent nach. Mit<br />

dem aufgenommenen Kapital wurde<br />

eine Festzinsanleihe über 175 Millionen<br />

Franken mit einem Zinssatz<br />

von 4,25 Prozent refinanziert. Bei der<br />

Emission habe Swiss Prime Site «von<br />

den attraktiven Finanzierungsmöglichkeiten<br />

im Wandelanleihenmarkt sowie<br />

dem vorteilhaften Zinsumfeld» profitieren<br />

können, sagt Chief Financial Officer<br />

Peter Wullschleger.<br />

Zu den grössten Convertible-Bonds-<br />

Emissionen von Immobiliengesellschaften<br />

im bisherigen Verlauf dieses<br />

Jahres zählt neben dem Gagfah-Papier<br />

eine Wandelanleihe des deutschen<br />

Wohnungskonzerns LEG über umgerechnet<br />

365 Millionen Franken mit ei-<br />

Beliebtes Anlagevehikel für<br />

Schweizer Institutionelle<br />

Obwohl die Wandelanleihe keinen laufenden<br />

Zinsertrag bietet, sind die Investoren,<br />

die das Papier gezeichnet<br />

haben, keine Hasardeure. Sie sind vielmehr<br />

überzeugt, dass der Aktienkurs<br />

des in Büroimmobilien und Shoppingcenter<br />

investierten Konzerns in den<br />

kommenden Jahren steigen wird. Falls<br />

dies nicht der Fall ist, haben sie die<br />

Gewissheit, ihr investiertes Kapital am<br />

Ende der Laufzeit zurückzuerhalten.<br />

Convertible Bonds sind ein Wertpapier<br />

und damit an den Börsen handelbar. Im<br />

Gegensatz zu herkömmlichen Anleihen<br />

entwickelt sich ihr Wert weitgehend im<br />

Einklang mit dem Kurs der Aktie des<br />

Emittenten. «Bei steigendem Aktienkurs<br />

könnten Investoren deshalb Wandelanleihen<br />

theoretisch bereits vor deren<br />

Fälligkeit mit Gewinn veräussern»,<br />

erläutert Darpe.<br />

Zu den grössten Zeichnern von Convertible<br />

Bonds zählen institutionelle,<br />

auf Wandelanleihen spezialisierte Investoren<br />

aus der Schweiz und Frankreich<br />

sowie angelsächsische Hedge<br />

Fonds. «Europaweit zeichnen eidgenössische<br />

Akteure zehn bis 20 Prozent<br />

der Emissionen, Franzosen rund<br />

40 Prozent», sagt Darpe. «Diese Investoren<br />

sind mathematisch sehr affin<br />

und verstehen deshalb diese Produkte<br />

sehr gut.»<br />

Bei der Emission von Wandelanleihen<br />

können Unternehmen an mehreren<br />

Stellschrauben drehen, um Zeichner<br />

für die Papiere zu gewinnen. Anhand<br />

diverser mathematischer Formeln<br />

können auf Wandelanleihen spezialisierte<br />

Investoren kalkulieren, welche


Trends<br />

22<br />

IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Papiere ihrer jeweiligen Anlagestrategie<br />

am besten entsprechen. Massgeblichen<br />

Einfluss auf den Zinskupon,<br />

den Emittenten zahlen müssen, haben<br />

dabei die Länge der Laufzeit und der<br />

Abstand zum Wandlungskurs. Dabei<br />

gilt die Regel: Je länger die Laufzeit<br />

und je geringer der Abstand zum Konversionskurs,<br />

desto weniger Zinsen<br />

müssen gezahlt werden. Nach einer<br />

Auswertung der Société Générale<br />

akzeptieren Investoren im bisherigen<br />

Verlauf dieses Jahres bei Wandelanleihen<br />

europäischer Immobilienunternehmen<br />

im Schnitt Zinskupons<br />

zwischen 0,5 und zwei Prozent und<br />

verlangten dafür Laufzeiten von fünf<br />

bis sieben Jahren sowie einen Wandlungskurs<br />

von 30 bis 35 Prozent über<br />

dem als Referenzwert festgelegten<br />

Aktienkurs.<br />

Während Schweizer Pensionskassen<br />

und Fonds eifrig in Convertible Bonds<br />

investieren, haben eidgenössische börsenkotierte<br />

Immobilienunternehmen<br />

das Finanzierungsinstrument seit 2012<br />

nicht mehr genutzt, sondern stattdes-<br />

sen zu Krediten und gewöhnlichen Anleihen<br />

gegriffen. «Dies liegt zum einen<br />

daran, dass die Gesellschaften für Hypothekarkredite<br />

wie auch für Anleihen<br />

sehr geringe Zinsen zahlen müssen,<br />

da solche Kapitalanlagen gesucht<br />

sind», sagt Credit-Suisse-Experte Hasenmaile.<br />

«Zudem ist der Immobilienmarkt<br />

in der Schweiz nach den starken<br />

Miet- und Preisanstiegen der vergangenen<br />

Jahre in seinem Zyklus weit<br />

«Bei der Emission im Jahr 2010<br />

konnten wir von den attraktiven<br />

Finanzierungsmöglichkeiten im<br />

Wandelanleihenmarkt profitieren.»<br />

Peter Wullschleger, Swiss Prime Site AG<br />

fortgeschritten.» Da auch die Börsenkotierungen<br />

der eidgenössischen Immobilienunternehmen<br />

stark zugelegt<br />

haben, erwarten viele Investoren bei<br />

den Aktien keine signifikanten Kurssteigerungen<br />

mehr, analysiert Hasenmaile.<br />

«Schweizer Immobiliengesellschaften<br />

müssten deshalb gegenwärtig<br />

für Wandelanleihen vergleichbare Zinsen<br />

zahlen wie für Hypothekarkredite<br />

oder herkömmliche Anleihen.»<br />

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Trends<br />

24<br />

IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Anleihen mit<br />

Wertsteigerungspotenzial<br />

Investmentmärkte – Wandelanleihen werden bei Immobilienunternehmen<br />

als Finanzierungsinstrument immer beliebter. Institutionelle Investoren könnten<br />

von diesem Trend profitieren, meint Paul Hoffmann, Senior Portfolio Manager<br />

bei der Wiener Convertinvest Financial Services.<br />

Interview: Richard Haimann, Bild: PD<br />

IMMOBILIEN Business: Immer mehr<br />

Immobilienunternehmen begeben<br />

Wandelanleihen, weil sie damit günstiger<br />

an Fremdkapital gelangen als mit<br />

herkömmlichen Anleihen oder Krediten.<br />

Warum sollten institutionelle Investoren<br />

da mitspielen? Mit der Zeichnung einer<br />

gewöhnlichen Anleihe würden sie höhere<br />

Renditen generieren.<br />

Paul Hoffmann: Das ist so nicht ganz<br />

richtig. Korrekt ist: Anleihen haben einen<br />

höheren Zinskupon als Wandelanleihen.<br />

Dafür bietet die Wandelanleihe<br />

jedoch erhebliches Wertsteigerungspotenzial<br />

über ihre Laufzeit.<br />

Das setzt allerdings voraus, dass der<br />

Aktienkurs steigt und sich dem Wandlungspreis<br />

nähert.<br />

Der Wert der Wandelanleihe steigt bereits,<br />

wenn der Aktienkurs zulegt, weil<br />

dadurch die Wahrscheinlichkeit wächst,<br />

dass eine Wandlung möglich wird.<br />

Dabei kann der gegenüber Fremdfinanzierungen<br />

niedrigere Zinskupon<br />

der Wandelanleihe hilfreich sein?<br />

Speziell beim kapitalintensiven Immobiliensektor<br />

sind die Finanzierungskosten<br />

ein wesentlicher Erfolgsfaktor.<br />

Wandelanleihen sind ein ideales Instru<br />

ment für Unternehmen, um ihre Finanzierungskosten<br />

zu senken und den<br />

Ertrag zu erhöhen. Steigende Gewinne<br />

sind ein wesentlicher Treiber für Aktienkurse.<br />

Dadurch bieten Wandelanleihen<br />

vom ersten Tag der Emission an<br />

Wertsteigerungspotenzial.<br />

Bei einer herkömmlichen Anleihe hingegen<br />

erhalten Investoren einen höheren<br />

Zinskupon. Zudem kann der Kurs börsenkotierter<br />

Anleihen steigen, wenn die<br />

Zinsen sinken.<br />

Das ist richtig. Allerdings trifft dies<br />

auch auf Wandelanleihen zu. Ausserdem<br />

wird am Ende der Laufzeit einer<br />

gewöhnlichen Anleihe nur das aufgenommene<br />

Kapital zurückgezahlt. Wenn<br />

der Aktienkurs zwischenzeitlich um<br />

30 Prozent gestiegen sein sollte, partizipieren<br />

diese Anleihenzeichner nicht<br />

davon. Bei der Wandelanleihe hingegen<br />

sind die Investoren mit im Boot, wenn<br />

die Aktie zulegt.<br />

Der Wohnungskonzern Gagfah hat dieses<br />

Jahr seine erste Wandelanleihe über<br />

umgerechnet 456 Millionen Franken<br />

mit einem jährlichen Zinskupon von nur<br />

1,5 Prozent begeben. Der Wandlungskurs<br />

des fünfjährigen Convertible Bond<br />

liegt bei 15,50 Euro – gut 30 Prozent<br />

über dem Aktienkurs von zwölf Euro am<br />

Emissionstag. Wer die Wandelanleihe<br />

gezeichnet hat, muss sehr ambitionierte<br />

Hoffnungen für die Aktie haben …<br />

Nicht unbedingt. Zum einen sind fünf<br />

Jahre eine lange Zeit. Zum anderen<br />

hat die Aktie seither in der Spitze mehr<br />

als zehn Prozent gewonnen. In nur<br />

wenigen Monaten erzielte das Papier<br />

also über ein Drittel des für die Wandlung<br />

erforderlichen Kurszuwachses.<br />

Das Beispiel zeigt sehr gut, welches<br />

Renditepotenzial in Convertible Bonds<br />

schlummert.<br />

Die Kurse von Wandelanleihen<br />

können aber auch stark fallen.<br />

Die Finance B.V. Wandelanleihe<br />

1,75 Prozent der IVG notierte im<br />

Sommer unter 60 Prozent des Rückzahlungspreises.<br />

Es ist richtig, dass Wandelanleihen wie<br />

auch Anleihen in gewissen Fällen unter<br />

den Emissionskurs fallen können. Bei<br />

der IVG Wandelanleihe handelt es sich<br />

um eine Restrukturierung. Da die IVG<br />

nicht den Anforderungskriterien unseres<br />

Immobilienwandelanleihe-Fonds<br />

entsprochen hat, wurde der Titel nicht<br />

in das Portfolio aufgenommen.<br />

Sie spielen auf den neuen Convertinvest<br />

Global Convertible Properties an …<br />

Korrekt. Es ist der weltweit erste<br />

Fonds, der ausschliesslich in Wandelanleihen<br />

börsenkotierter Immobilienunternehmen<br />

investiert.<br />

Ihr Haus ist seit Langem auf Wandelanleihe-Fonds<br />

spezialisiert. Warum<br />

nun ein neues Produkt für ein Nischensegment?<br />

Das ist grundsätzlich richtig: Bei dem<br />

Fonds handelt es sich um ein Nischenprodukt.<br />

Aber weltweit beträgt die<br />

Marktkapitalisierung der Immobilienunternehmen,<br />

die Convertible Bonds<br />

begeben, rund 312 Milliarden Franken.<br />

Immobilienunternehmen emittieren<br />

deutlich häufiger Wandelanleihen als<br />

Konzerne aus anderen Branchen, weil<br />

der Immobiliensektor sehr viel Fremdkapital<br />

benötigt. Zudem gibt es Unterschiede<br />

zwischen der breiten Masse<br />

der Wandelanleihen und den Convertibles<br />

von Immobilienunternehmen.<br />

Bei der Rendite?<br />

Die kann sich bei Wandelanleihen insgesamt<br />

sehen lassen. In den vergan-


IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Trends<br />

25<br />

Paul Hoffmann (37), gebürtiger Wiener, ist seit 2012 Co-<br />

Manager des European Convertible & Bond Fund sowie des<br />

All-Cap Convertibles Fund bei Convertinvest. Seit Ende vergangenen<br />

Jahres managt er den neuen Global Convertible<br />

Properties Fund, der ausschliesslich in Wandelanleihen von<br />

Immobilienunternehmen investiert. Vor seiner Arbeit bei<br />

der österreichischen Investmentgesellschaft war Hoffmann<br />

als Aktienanalyst bei Sal. Oppenheim tätig.<br />

genen 20 Jahren haben Convertible<br />

Bonds eine bessere Performance als<br />

der Aktienmarkt erzielt. Ein entscheidender<br />

Faktor ist zudem die Volatilität.<br />

Sie beträgt bei Wandelanleihen im<br />

Schnitt zehn Prozent, bei Immobilienwandelanleihen<br />

sogar nur sieben Prozent.<br />

Das macht diese Papiere sehr<br />

interessant für institutionelle Investoren,<br />

die indirekte Kapitalanlagen in<br />

Immobilien tätigen wollen, ohne dabei<br />

ihr Portfolio einer zu hohen Volatilität<br />

auszusetzen.<br />

Aktien börsenkotierter Immobilienunternehmen<br />

sind weniger volatil als<br />

Papiere anderer Sektoren …<br />

Das ist richtig. Die langfristige Volatilität<br />

der Aktien börsenkotierter Immobilienunternehmen<br />

beträgt im Schnitt<br />

nur 15 Prozent. Für viele institutionelle<br />

Investoren ist dies aber bereits zu hoch<br />

– zumindest im Immobiliensegment.<br />

Hier suchen Altersvorsorgeeinrichtungen,<br />

Family Offices, Stiftungen und<br />

Versicherungen ja gerade kontinuierlichen<br />

Cashflow, gerne gepaart mit<br />

Wertzuwachspotenzial, aber gleichzeitig<br />

mit möglichst geringem Risiko.<br />

Wandelanleihen sind das ideale Anlageinstrument,<br />

um diese sich scheinbar<br />

widersprechenden Anforderungen<br />

zu erfüllen.<br />

Sie haben binnen sechs Monaten umgerechnet<br />

54 Millionen Franken für Ihren<br />

bislang nur in Euro notierenden Fonds<br />

eingesammelt, ohne gross die Werbetrommel<br />

zu rühren.<br />

Das liegt daran, dass uns die Nachfrage<br />

nach alternativen Immobilieninvestments<br />

von institutionellen Investoren<br />

aus Deutschland auf die Idee gebracht<br />

hat. Sie haben uns gefragt, ob wir einen<br />

Fonds auflegen könnten, mit dem<br />

sich indirekte Immobilieninvestments<br />

bei sehr niedriger Volatilität tätigen<br />

lassen. Beim Start Ende vergangenen<br />

Jahres standen deshalb bereits 16 Millionen<br />

Euro, knapp 19,5 Millionen Franken,<br />

parat. Fast 35 Millionen Franken<br />

sind seither hinzugekommen.<br />

Im Fonds sind auch Schweizer Investoren<br />

dabei. Da stellt sich die Frage,<br />

warum Sie nicht auch eine Franken-<br />

Tranche Ihres Fonds anbieten.<br />

Wir haben einige Schweizer Family Offices<br />

als Investoren gewonnen. Bisher<br />

wollen unsere Schweizer Kunden sich<br />

in Euro am Fonds beteiligen. Wir könnten<br />

aber jederzeit eine Franken-Variante<br />

auflegen, wenn dies gewünscht<br />

wird.<br />

Die Obergrenze beim Fondsvolumen …<br />

… sehen wir bei rund 730 Millionen<br />

Franken. Bis zu diesem Volumen können<br />

wir unsere Strategie sehr gut umsetzen.<br />

Ziel ist es, mit Wandelanleihen<br />

europäischer, nordamerikanischer und<br />

asiatischer Immobiliengesellschaften<br />

über den Zyklus eine jährliche Rendite<br />

von fünf bis sieben Prozent zu generieren.<br />

Sie haben für die Auswahl der Papiere<br />

die Ratingagentur Feri EuroRating aus<br />

Bad Homburg als Partner mit im Boot …<br />

Feri EuroRating verfügt über eine<br />

starke, laufend aktualisierte Datenbasis<br />

zur Entwicklung an den globalen<br />

Immobilienmärkten. Mithilfe dieser<br />

Informationen lassen sich jene Regionen<br />

und Nutzungsarten identifizieren,<br />

die in den kommenden Jahren das attraktivste<br />

Risiko-Ertrags-Profil bieten.<br />

Darüber hinaus erstellt Feri Analysen<br />

über Convertible Bonds emittierende<br />

Unternehmen und deren Immobilienportfolios.<br />

Von den am besten bewerteten<br />

Unternehmen suchen wir dann<br />

gezielt jene Wandelanleihen aus, die<br />

die attraktivsten Eckdaten aufweisen.<br />

Nach dem Emissionsprospekt müssen<br />

nur 51 Prozent des Fondsvermögens in<br />

Wandelschuldverschreibungen investiert<br />

werden. Das heisst, die Investoren<br />

könnten am Ende nach Wandlungen<br />

auch reichlich Immobilienaktien im<br />

Fonds finden?<br />

Nein, üblicherweise werden in so einem<br />

Fall die Aktien im Rahmen der<br />

Wandlung verkauft. Bei der Erstellung<br />

eines Prospekts versucht man, einen<br />

Fonds möglichst wenig einzuschränken.<br />

So wird sichergestellt, dass man<br />

zukünftig auch im Sinne der Investoren<br />

agieren kann, wenn sich die Rahmenbedingungen<br />

in eine Richtung verändern,<br />

die heute nicht absehbar ist. Der<br />

Fonds hat seit seinem Start am 30. Dezember<br />

2013 bis zum jetzigen Zeitpunkt<br />

rein in Wandelanleihen investiert.<br />

Wie gehen Sie mit den Währungsrisiken<br />

um?<br />

Der Fonds soll seine Renditen aus den<br />

Wandelanleihen generieren, nicht aus<br />

Währungsgewinnen. Daher sichern wir<br />

den Fonds weitestgehend gegen Währungsrisiken<br />

ab.


Trends<br />

26<br />

IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Sättigungsgrenze<br />

noch nicht erreicht<br />

Retailimmobilien – Über den Bedarf an neuen Einkaufszentren<br />

scheiden sich die Geister. Gibt es zu viele Shopping-Center in der Schweiz?<br />

Oder nur zu viele kleine?<br />

Von Dieter Bullinger, Bild: PD<br />

Bei grösseren Shoppingcentern hat die Schweiz noch «Luft nach oben».<br />

Seit 2012 gibt es – wofür allen beteiligten<br />

Datenlieferanten ausdrücklich zu<br />

danken ist – eine jährlich aktualisierte<br />

Zusammenstellung der wesentlichen<br />

Daten und Fakten zu allen grösseren<br />

Einkaufszentren in der Schweiz<br />

(ab je 5.000 qm vermietbarer Fläche).<br />

Die GfK Switzerland hat im Frühjahr<br />

2013 die zweite Ausgabe dieses Kompendiums<br />

«Shopping Center Markt<br />

Schweiz» vorgestellt und trägt damit<br />

wesentlich zur Transparenz dieses<br />

Marktsegments bei.<br />

Die auf über 330 Seiten aufgeführten<br />

174 Einkaufszentren (einschliesslich<br />

Airport-Center Flughafen Zürich und<br />

vier grosser Rail-City-Standorte der<br />

SBB) stehen für geschätzt rund 17 Prozent<br />

des gesamten Detailhandelsumsatzes<br />

in der Schweiz in Höhe von (laut<br />

GfK) rund 97 Milliarden Franken.<br />

Ein Blick aufs Detail<br />

Welche volkswirtschaftliche Bedeutung<br />

die Shopping-Center haben, zeigt<br />

ein Vergleich mit anderen Branchen:<br />

Der Umsatz in den Shopping-Centern<br />

hat einen Umfang, der nur wenig kleiner<br />

ist als der Beitrag der gesamten<br />

Pharmabranche zum Bruttoinlandsprodukt<br />

der Schweiz und rund<br />

50 Prozent oberhalb des Beitrags des<br />

gesamten Gastronomie- und Beherbergungsgewerbes<br />

zur Bruttowertschöpfung<br />

der Schweiz liegt.<br />

Auch sonst zeigt eine nähere Analyse<br />

der Zahlen Erstaunliches: Die<br />

174 schweizerischen Einkaufszent-


IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Trends<br />

27<br />

Dieter Bullinger, Geschäftsleiter der 2012 gegründeten<br />

debecon GmbH Dieter Bullinger Consulting for better shopping<br />

destinations, Lutzenberg/AR, arbeitete zuvor während<br />

über 20 Jahren als Projektentwickler und Assetmanager für<br />

Shopping-Center in verschiedenen europäischen Ländern<br />

für die ECE Projektmanagement Hamburg (1990–2001) und<br />

die SPAR Österreich Gruppe/SES Spar European Shopping<br />

Centers (2001–2012).<br />

ren weisen eine gesamte Mietfläche<br />

(GLA) von knapp 2,5 Millionen Quadratmetern<br />

auf, was etwa 300 Quadratmetern<br />

je 1.000 Einwohner entspricht.<br />

In Deutschland, das gut zehnmal so<br />

viele Einwohner hat wie die Schweiz,<br />

liegt die Schwelle der datenmässig<br />

erfassten Center etwas höher, nämlich<br />

bei 8.000 Quadratmetern. Damit<br />

kommt die entsprechende Studie des<br />

Instituts für Gewerbezen tren (Prof.<br />

Falk) für Ende 2010 auf insgesamt 644<br />

Center mit einer Fläche von rund 16<br />

Millionen Quadratmetern, was in etwa<br />

einer Shopping-Center-Fläche von<br />

195 Quadratmeter pro 1.000 Einwohner<br />

entspricht. Die Schweiz weist also<br />

prima vista im Vergleich zu Deutschland<br />

viel mehr Centerfläche pro Einwohner<br />

auf.<br />

Doch schauen wir genauer hin: In<br />

Deutschland weisen 318 Center eine<br />

Fläche von über 20.000 Quadratmetern<br />

aus; sie haben insgesamt 11,7 Millio -<br />

nen Quadratmeter Fläche, was 144 Qua -<br />

dratmetern je 1.000 Einwohner oder<br />

knapp 37.000 Quadratmetern je Center<br />

entspricht. In der Schweiz weisen<br />

nur 27 Center eine Fläche von mehr als<br />

20.000 Quadratmeter auf, insgesamt sind<br />

das rund 850.000 Quadratmeter oder circa<br />

108 Quadratmetern je Einwohner oder<br />

knapp 32.000 Quadratmeter je Center.<br />

Überwiegend kleine Center<br />

Die Schweiz hat also im Vergleich zu<br />

Deutschland eine relativ geringe(re)<br />

Zahl grosser Center (mit über<br />

20.000 qm), die über eine entsprechend<br />

hohe überlokale Anziehungskraft<br />

verfügen. Nun sind zwar die<br />

Siedlungs- und Stadtstrukturen in der<br />

Schweiz und Deutschland nur bedingt<br />

vergleichbar – aber eines wird aus der<br />

Analyse deutlich: Mit 84 Prozent handelt<br />

es sich beim überwiegenden Teil<br />

der Center in der Schweiz um kleinere<br />

Center; fast 40 Prozent aller Center<br />

weisen nur zwischen 5.000 und 10.000<br />

Quadratmeter Verkaufsfläche auf. Es<br />

sind also im eigentlichen Sinne Nahversorgungscenter<br />

für relativ kleine<br />

Einzugsgebiete.<br />

Darin spiegelt sich nicht zuletzt auch<br />

die Besitzer- und Betreiberstruktur<br />

vieler Center in der Schweiz wider: In<br />

nahezu jedem Center ist ein Migrosoder<br />

Coop-Laden vertreten, und die<br />

beiden Grossverteiler gehören auch<br />

zu den wichtigsten Centereigentümern<br />

und -betreibern. Deshalb sind<br />

diese kleineren Center in der Regel<br />

Lebensmittelmärkte, die um weitere<br />

Geschäfte des täglichen Bedarfs für<br />

ein lokales Naheinzugsgebiet angereichert<br />

sind.<br />

Das Fazit: Bei kleineren Nahversorgungs-<br />

und Quartierzentren weist die<br />

Schweiz in der Tat ein sehr dichtes<br />

Centernetz auf, hier dürfte nur noch<br />

wenig «Luft nach oben» vorhanden<br />

sein. Was grössere Center angeht, ist<br />

die Sättigungsgrenze möglicherweise<br />

noch nicht erreicht.<br />

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Märkte und Investment<br />

28<br />

IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Altersvorsorger kappen<br />

Immobilienquote<br />

Anlagestrategie – Der starke Anstieg der Liegenschaftspreise<br />

in der Schweiz hält Pensionskassen davon ab, ihre Portfolios auszubauen.<br />

Den Schritt über die Grenze wagen nur wenige.<br />

Von Richard Haimann, Bilder: Adrian Hug/Zürich, PD<br />

Schweizer Immobilien gelten als sicher, bringen für Pensionskassen derzeit aber zu wenig Rendite.<br />

Auf den ersten Blick scheint es, als<br />

könne Pierre Triponez, Präsident der<br />

Oberaufsichtskommission Berufliche<br />

Vorsorge, ein wenig entspannter in<br />

die Zukunft schauen als noch vor eineinhalb<br />

Jahren. Rund 670 Milliarden<br />

Franken umfasst das gesamte Anlagevermögen<br />

der Pensionskassen.<br />

«Dank einer durchschnittlichen Vermögensrendite<br />

von 6,1 Prozent haben<br />

sich die Deckungsgrade der Vorsorgeeinrichtungen<br />

weiter verbessert»,<br />

zieht der oberste Wächter über die<br />

Zweite Säule Bilanz. «Zum Ende des<br />

vergangenen Jahres verfügten 93 Prozent<br />

der Vorsorgeeinrichtungen ohne<br />

Staatsgarantie über einen Deckungsgrad<br />

von mindestens 100 Prozent.»<br />

Von den Pensionskassen mit staatlich<br />

garantierten Erträgen hätten immerhin<br />

28 Prozent einen vollständigen Deckungsgrad<br />

erreicht.<br />

Die Börse ist keine<br />

Einbahnstrasse<br />

Damit hat sich die finanzielle Lage der<br />

Altersvorsorgeeinrichtungen erheblich<br />

gebessert. Noch 2011 hatten die<br />

Kassen mit einer massiven Unterdeckung<br />

von 41,5 Milliarden Franken zu<br />

ringen. Die guten Zahlen sind vor allem<br />

das Ergebnis der nun seit vier Jahren<br />

währenden Börsenhausse. Steigende<br />

Kurse bei Aktien und Schweizer Obligationen<br />

haben den Altersvorsorgeeinrichtungen<br />

in den vergangenen beiden<br />

Jahren zu überdurchschnittlichen<br />

Renditeerträgen verholfen und damit<br />

massgeblich dazu beigetragen, die Kapitalpuffer<br />

aufzustocken.<br />

Dennoch weiss der Kommissionspräsident,<br />

dass die Probleme längst<br />

nicht gelöst sind: Denn die Börse ist<br />

keine Einbahnstrasse. «Seit dem Jahr<br />

2000 ist die berufliche Vorsorge in der<br />

Schweiz mit sehr volatilen Aktienmärkten<br />

konfrontiert», sorgt sich Triponez.<br />

Papiere börsenkotierter Unternehmen,<br />

deren Kurse gestern gestiegen sind,<br />

können schon morgen wieder deutlich<br />

niedriger notieren. Das bekamen die<br />

Pensionskassen in den vergangenen<br />

Monaten bereits zu spüren. Im Juni erzielten<br />

die Vorsorgeeinrichtungen dem<br />

Pensionskassenindex der UBS zufolge<br />

nur eine Anlagerendite von durch-


IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Märkte und Investment<br />

29<br />

«Die Pensionskassen haben nicht mehr so viele<br />

Zukäufe getätigt, sodass unter dem Strich der<br />

Immobilienanteil am Gesamtportfolio gesunken ist.»<br />

Fredy Hasenmaile, Credit Suisse Economic Research<br />

«Immobilien im Ausland werfen grösstenteils<br />

höhere Erträge ab als jene in der Schweiz.»<br />

Robert Weinert, Wüest & Partner<br />

schnittlich 0,17 Prozent. Kaum besser<br />

fiel das Ergebnis im Juli mit einem<br />

bescheidenen Plus von 0,3 Prozent<br />

aus. Der Grund: In beiden Monaten gaben<br />

die Kurse Schweizer Aktien deutlich<br />

nach. Im Juni betrug das Minus<br />

1,14 Prozent, im Juli verloren sie sogar<br />

1,46 Prozent.<br />

Unverändert hoher Renditedruck<br />

Dabei sind sinkende Aktienwerte etwas,<br />

was die Vorsorgeeinrichtungen<br />

überhaupt nicht gebrauchen können.<br />

Vielmehr sieht der Kommissionspräsident<br />

die Kassen unter «unverändert<br />

hohem Renditedruck» aufgrund<br />

des niedrigen Zinsumfelds: «Die den<br />

Altersleistungen zugrunde liegenden<br />

Zinsgarantien fallen deutlich höher aus<br />

als die für die Bewertung der Verpflichtungen<br />

verwendeten Zinssätze.»<br />

Ein Ausweg aus dem Dilemma könnte<br />

eine Erhöhung der Immobilienquote<br />

sein. Das zeigen die regelmässigen<br />

Studien von Wüest & Partner über die<br />

Ertragsentwicklung an den eidgenössischen<br />

Immobilienmärkten. «Schweizer<br />

Wohnliegenschaften haben von 2003<br />

bis 2013 im Durchschnitt eine jährliche<br />

Gesamtrendite aus Mieterträgen und<br />

Wertänderungen von 5,9 Prozent erbracht»,<br />

sagt Robert Weinert, Projektleiter<br />

Immo-Monitoring bei der Zürcher<br />

Beratungsgesellschaft. «Die Volatilität<br />

betrug dabei lediglich 0,9 Prozent pro<br />

Jahr.» Noch deutlich attraktiver fiel die<br />

durchschnittliche Jahresrendite von<br />

Handelsliegenschaften mit 7,1 Prozent<br />

aus – bei einer leicht höheren Volatilität<br />

von 1,2 Prozent. Hingegen warfen<br />

Büroliegenschaften im Schnitt nur einen<br />

Jahresertrag von 0,8 Prozent ab,<br />

während zugleich ihre Werte mit einem<br />

Prozent etwas stärker schwankten als<br />

die von Mietwohnungen.<br />

Dennoch haben die Pensionskassen<br />

ihre Immobilienquote in den vergangenen<br />

beiden Jahren nicht aufgestockt,<br />

sondern heruntergefahren. Nach der<br />

jüngsten Veröffentlichung des Pensionskassen-Index<br />

der Credit Suisse<br />

sank der Immobilienanteil an den Gesamtallokationen<br />

von 20,9 Prozent<br />

im dritten Quartal 2012 auf nur noch<br />

19,5 Prozent zur Mitte dieses Jahres.<br />

Hingegen haben die Anlageentscheider<br />

der Vorsorgeeinrichtungen im selben<br />

Zeitraum die Aktienquote von 28,7 Prozent<br />

auf 31,3 Prozent heraufgefahren.<br />

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Märkte und Investment<br />

30<br />

IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

ANLAGEALLOKATION DER PENSIONSKASSEN<br />

100%<br />

80%<br />

7,1% 7,4% 6,7% 7,0% 8,4% 7,6% 7,4% 6,7%<br />

25,1% 24,9% 24,8% 25,1% 24,6% 25,0% 26,1% 25,8%<br />

Quelle: Credit Suisse, Q 2 2014<br />

Der Anteil Schweizer Aktien stieg dabei<br />

von 12,2 auf 13,2 Prozent, der von ausländischen<br />

Aktien sogar von 16,5 auf<br />

18,1 Prozent. Wobei im zweiten Quartal<br />

dieses Jahres die Quote ausländischer<br />

Aktien nochmals um vier Prozent von<br />

zuvor 17,4 Prozent hochgefahren wurde.<br />

Immobilienanlagen stark<br />

untergewichtet<br />

Die einseitige Ausrichtung auf die Börsen<br />

hat inzwischen dazu geführt, dass<br />

die meisten Altersvorsorger ihre selbstgesetzten<br />

Immobilienanlageziele nicht<br />

erfüllen. «Sieben von zehn Kassen halten<br />

tiefere Immobilienbestände, als ihre<br />

strategische Quote vorgibt», sagt Jürgen<br />

Rothmund, Projektleiter der jährlichen<br />

Pensionskassen-Studie des Investmentcontrollers<br />

Complementa. «Bei<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

9,0% 8,8% 8,5% 8,4% 8,2% 8,1% 8,0% 8,4%<br />

12,2% 12,5% 13,9% 13,4% 13,7% 13,9% 13,3% 13,2%<br />

16,5% 16,8% 17,9% 17,4% 16,7% 17,5% 17,4% 18,1%<br />

5,2% 5,2% 5,0% 5,0% 4,8% 4,8% 4,9% 4,8%<br />

20,9% 20,7% 19,7% 20,0% 20,2% 19,8% 19,8% 19,5%<br />

0% 3,0% 0,8% 2,8% 0,8% 2,6% 1,0% 2,5% 1,1% 2,3% 1,0% 2,1% 1,2% 2,0% 1,2% 2,2% 1,2%<br />

3. Q.12 4. Q.12 1. Q.13 2. Q.13 3. Q.13 4. Q.13 1. Q.14 2. Q.14<br />

der Hälfte der Kassen beträgt die Untergewichtung<br />

gar mehr als zwei Prozent.»<br />

Zwar haben die Vorsorgeeinrichtungen<br />

in den vergangenen beiden Jahren<br />

kaum Liegenschaften veräussert. «Die<br />

Anlagenquote in Immobilien ist nicht<br />

durch aktives Deinvestment gesunken»,<br />

sagt Fredy Hasenmaile, Leiter Immobilienanalyse<br />

bei der Credit Suisse. «Vielmehr<br />

haben die Pensionskassen nicht<br />

mehr so viele Zukäufe getätigt, sodass<br />

unter dem Strich der Immobilienanteil<br />

am Gesamtportfolio gesunken ist.» Die<br />

wesentliche Ursache dafür seien die in<br />

den vergangenen Jahren stark gestiegenen<br />

Preise bei eidgenössischen Liegenschaften,<br />

die zu einem signifikanten<br />

Rückgang der Renditen geführt haben.<br />

«Zentrale Büroliegenschaften werden<br />

Liquidität<br />

Obligationen<br />

CHF<br />

FW<br />

Aktien<br />

Schweiz<br />

Ausland<br />

Alternative Anlagen<br />

Immobilien<br />

Hypotheken<br />

Rest<br />

zum Teil bereits zu Anfangsrenditen<br />

unterhalb von 2,8 Prozent gehandelt»,<br />

sagt Hasenmaile.<br />

Damit werfen diese Objekte zwar immer<br />

noch deutlich höhere Erträge ab<br />

als Schweizer Staatsanleihen. Zehnjährige<br />

Eidgenossen rentierten zuletzt<br />

noch bei 0,51 Prozent. Aber die Warnungen<br />

der Nationalbank vor einer Blase<br />

am heimischen Immobilienmarkt<br />

sind bei den Pensionskassenverantwortlichen<br />

angekommen. Nach der<br />

Complementa-Umfrage rechnet eine<br />

knappe Mehrheit der Entscheidungsträger<br />

zwar kurzfristig mit noch etwas<br />

weiter steigenden Preisen. «Mittelfristig<br />

dreht jedoch das Bild», sagt Complementa-Projektleiter<br />

Rothmund. In<br />

der Erwartung steigender Zinsen in<br />

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IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Märkte und Investment<br />

31<br />

Swisscanto<br />

«Sieben von zehn Kassen halten<br />

tiefere Immobilienbestände, als ihre<br />

strategische Quote vorgibt.»<br />

Jürgen Rothmund, Complementa<br />

«Investitionen in deutsche<br />

Immobilien zeichnen sich durch ihre<br />

hohe Wertstabilität aus.»<br />

Francisca Farina-Fischer, Credit Suisse REAM<br />

den kommenden Jahren «sehen zwei<br />

Drittel der Befragten den Schweizer<br />

Immobilienmarkt mittelfristig leicht<br />

pessimistisch».<br />

Diversifikation empfohlen<br />

Auch das hohe Neubauvolumen lässt<br />

viele Entscheider skeptisch in die Zukunft<br />

blicken. «Bei Büroflächen haben<br />

wir bereits ein Überangebot», sagt Hasenmaile.<br />

Das könnte auch bei Wohnliegenschaften<br />

drohen, sobald der<br />

Volksentscheid zur Begrenzung der<br />

Zuwanderung umgesetzt wird. Bislang<br />

sind Marktbeobachter aber für den Wohnungsmarkt<br />

verhalten optimistisch. «Die<br />

Regierung wird mit Augenmass vorgehen<br />

und die Zuwanderung nicht gänzlich<br />

unterbinden», ist Wüest & Partner-<br />

Experte Weinert überzeugt. Auch mittelfristig<br />

sei in diesem Marktsegment<br />

kein markanter Anstieg der Leerstände<br />

zu erwarten. «Dies hängt jedoch davon<br />

ab, sich die Wohnbautätigkeit nach der<br />

Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative<br />

an die neue Nachfragesituation<br />

anpassen wird», sagt Weinert.<br />

Deutlich höhere Immobilienrenditen<br />

könnten Pensionskassen allerdings<br />

mit Liegenschaften jenseits der eidgenössischen<br />

Grenzen erzielen. Der<br />

1,25 Milliarden Franken schwere AFIAA<br />

Global der Zürcher Anlagestiftung für<br />

Immobilienanlagen im Ausland erzielte<br />

mit seinen 30 Liegenschaften in Europa,<br />

den USA und Australien im ersten<br />

Quartal dieses Jahres eine Anlagerendite<br />

von 2,72 Prozent.<br />

«Immobilien im Ausland werfen<br />

grösstenteils höhere Erträge ab als<br />

jene in der Schweiz», sagt Weinert.<br />

«Die Märkte sind dort aber oft deutlich<br />

volatiler.» Die Oberaufsichtskommission<br />

drängt dennoch seit Jahren die<br />

Vorsorgeeinrichtungen, ihre Auslandsimmobilienquote<br />

von derzeit knapp<br />

einem Prozent deutlich auszubauen.<br />

«Allein zur Diversifizierung wäre ein<br />

solcher Schritt wichtig», sagt Credit-<br />

Suisse-Experte Hasenmaile. «Sollte<br />

der Schweizer Markt eines Tages nicht<br />

mehr so gute Zahlen liefern, könnten<br />

die Kassen dies durch positive Wertänderungen<br />

und steigende Mieten bei<br />

ausländischen Liegenschaften kompensieren.»<br />

Auslandsengagements gefragt<br />

Zwar tun sich viele Entscheider noch<br />

schwer, den Schritt über die Grenze zu<br />

wagen. Die Zahl der Mutigen wächst<br />

jedoch. Die Credit Suisse Anlagestiftung<br />

konnte dieses Frühjahr für<br />

ihren neuen, speziell für Pensionskassen<br />

aufgelegten Fonds CSA Real<br />

Estate Germany rund 100 Millionen<br />

Franken einwerben. Die Gelder sind<br />

bereits investiert und es soll demnächst<br />

eine zweite Zeichnungsrunde<br />

geben. Der Zuspruch rührt nicht<br />

zuletzt daher, dass Deutschland mit<br />

seiner starken Wirtschaft und seinem<br />

nur wenig schwankungsanfälligen<br />

Immobilienmarkt der Schweiz ähnelt.<br />

«Investitionen in deutsche Immobilien<br />

haben sich – gerade auch im Verlauf<br />

der Finanzkrise – durch ihre hohe<br />

Wertstabilität ausgezeichnet», sagt<br />

Fondsmanagerin Francisca Fariña<br />

Fischer.<br />

Investment in Genf<br />

Grosse institutionelle Investoren und<br />

Pensionskassen sind nach wie vor bereit,<br />

ambitiöse Immobilieninvestments<br />

zu tätigen – wenn der Standort stimmt<br />

und die Wirtschaftlichkeitsrechnung<br />

positiv ausfällt. «Das Hispano-Suiza-<br />

Areal ist eine der besten Lagen im<br />

Stadtkern von Genf, die man sich<br />

vorstellen kann», begründet Roland<br />

Süsstrunk, Leiter Portfoliomanagement<br />

Immobilien bei Swisscanto, den<br />

Entscheid. Das Quartier «Saint-Jean<br />

Charmilles» hinter dem Bahnhof Cornavin<br />

mit seinen industriellen Wurzeln<br />

befindet sich seit einigen Jahren in<br />

einem tief greifenden Entwicklungsprozess.<br />

So wurde in der direkten<br />

Nachbarschaft des Areals kürzlich der<br />

öffentliche Park «Gustave et Léonard<br />

Hentsch» mit einem Museum und<br />

einer Eventhalle fertiggestellt. Teils<br />

entstehen Lofts, weitere Projekte sind<br />

in Planung – in der ehemaligen Industriezone<br />

wächst ein neues «schickes»<br />

Stadtquartier.<br />

In diesem Spannungsfeld zwischen<br />

industriellem Erbe und Neuanfang<br />

entsteht auch das Swisscanto-Projekt.<br />

Das Konzept für den Neubau auf dem<br />

früher industriell genutzten «Hispano-<br />

Suiza»-Areal entwickelte das renommierte<br />

Genfer Architekturbüro<br />

Favre & Guth. Der Entwurf sieht einen<br />

Gebäudekomplex vor, der zur Rue de<br />

Lyon einen klar abgegrenzten städtischen<br />

Strassenraum schafft und sich<br />

im Inneren um drei Innenhöfe orientiert.<br />

Die Struktur ermöglicht eine<br />

durchmischte Nutzung von Hightech,<br />

Gewerbe und Dienstleistung. In geringem<br />

Umfang sind im Erdgeschoss<br />

Retailflächen vorgesehen, um auch<br />

in der Nutzungsdurchmischung dem<br />

urbanen Kontext des Standortes gerecht<br />

zu werden. Eine Besonderheit ist<br />

die Anbindung der Gewerbeflächen an<br />

einen maximalen Anfangsmietzins von<br />

200 Franken pro Quadratmeter und<br />

Jahr. Diese Obergrenze soll es Unternehmen<br />

erleichtern, sich anzusiedeln,<br />

und so den gewünschten Mix an Nutzungen<br />

ermöglichen. Der Baubeginn<br />

ist auf Anfang 2015 angesetzt. (jz)


Märkte und Investment<br />

32<br />

IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

«Nicht zu kaufen,<br />

bedeutet Stillstand»<br />

Anlagestiftungen – Zum 1. Oktober begibt sich die AFIAA unter das Dach<br />

der Avadis. IMMOBILIEN Business befragte die CEOs der beiden Anlagestiftungen<br />

zu den Beweggründen der Fusion.<br />

Interview: Birgitt Wüst<br />

IMMOBILIEN Business: Die Avadis<br />

Anlagestiftung und die AFIAA haben<br />

jüngst eine Partnerschaft vereinbart.<br />

Welche Vorteile versprechen Sie sich<br />

davon?<br />

Ivana Reiss: Die Avadis Anlagestiftung<br />

ist die grösste unabhängige Anlagestiftung<br />

der Schweiz. Aktuell verwalten<br />

wir für Schweizer Pensionskassen<br />

Kapitalanlagen im Volumen von rund<br />

neun Milliarden Franken; davon entfallen<br />

2,7 Milliarden Franken auf den Immobiliensektor.<br />

Der Fokus lag bisher<br />

klar auf der Schweiz – somit ergibt sich<br />

durch die Partnerschaft mit der AFIAA<br />

eine hervorragende Ergänzung.<br />

Norbert Grimm: Die auf Immobiliendirektanlagen<br />

im Ausland fokussierte<br />

AFIAA Anlagestiftung wurde in diesem<br />

Jahr zehn Jahre alt. Anlässlich<br />

des Jubiläums und des beruflich bedingten<br />

Rücktritts des bisherigen Stiftungsratspräsidenten<br />

haben wir eine<br />

«Standortbestimmung» vorgenommen.<br />

Kurz zusammengefasst sind<br />

zwei Ergebnisse bemerkenswert: Wir<br />

konnten unsere Investorenbasis seit<br />

2004 sehr stark erweitern, auf aktuell<br />

33 Pensionskassen. Andererseits lautete<br />

das bei der Gründung vorgegebene<br />

Anlageziel auf drei bis vier Milliarden<br />

Franken – und davon ist die AFIAA noch<br />

ein gutes Stück entfernt.<br />

Wie viel Assets under Management hält<br />

die AFIAA aktuell?<br />

Grimm: Wir halten Liegenschaften auf<br />

drei Kontinenten – Nordamerika, Europa,<br />

Australien – im Wert von rund<br />

1,3 Milliarden Franken. Wir haben<br />

schon länger einen Partner gesucht, um<br />

schneller wachsen zu können. Von der<br />

Partnerschaft mit der Avadis versprechen<br />

wir uns einen Wachstumsschub.<br />

Das gewünschte Wachstum klappte<br />

nicht aus «eigener Kraft»?<br />

Grimm: Doch schon, aber es geht langsamer<br />

vonstatten, als aus Diversifikationsgründen<br />

gewünscht. Sehen Sie, wir<br />

bewegen uns mit Auslandsinvestments<br />

auf einem Terrain, auf das sich konservativ<br />

anlegende Investoren nur sehr zögerlich<br />

begeben. Die AFIAA war lange<br />

Zeit als eine Art «Einzelkämpfer» unterwegs<br />

– und wir hören seit einiger Zeit,<br />

dass unsere bestehenden oder auch<br />

potenziellen neuen Investoren mit dieser<br />

«Stand-alone-Lösung» nicht ganz<br />

glücklich waren. Als Bestandteil einer<br />

grösseren Gruppe hat man es da viel<br />

einfacher – und mit der Avadis, die eine<br />

ähnliche Kultur wie die AFIAA aufweist,<br />

haben wir den idealen Partner gefunden.<br />

Reiss: Gemeinsam verfügen die AFIAA<br />

und die Avadis über 120 Vorsorge- und<br />

Finanzspezialisten. Für unabhängige<br />

Einkaufsgemeinschaften ist Grösse<br />

wichtig. Sie bringt operative Stabilität<br />

und Effizienz sowie Synergieeffekte.<br />

Beispielsweise?<br />

Grimm: Wir sehen Synergiepotenzial in<br />

der operativen Umsetzung, sei dies in<br />

der Vermarktung, im regulatorischen<br />

Bereich oder in der IT, um nur drei Beispiele<br />

zu nennen.<br />

Die AFIAA fokussiert auf Immobilieninvestments,<br />

ein grosser Teil des Portfolios<br />

von Avadis besteht aus Immobilienanlagen.<br />

Birgt das nicht die Gefahr,<br />

dass Sie sich gegenseitig Konkurrenz<br />

um die Anleger machen?<br />

Reiss: Nein, im Gegenteil: Wir ergänzen<br />

uns hervorragend. Bisher konnten<br />

wir für Pensionskassen, die sich aufgrund<br />

des derzeit sehr hohen Preisniveaus<br />

und der daraus resultierenden<br />

zu geringen Renditen am Schweizer<br />

Immobilienmarkt im Ausland umschauen<br />

wollen, kein Anlageprodukt in<br />

direkten ausländischen Immobilien anbieten<br />

– mit der AFIAA im Boot ist das<br />

nun anders.<br />

Stimmt es, dass Schweizer Pensionskassen<br />

ihre Immobilienquote zurückfahren?<br />

Reiss: Ich kann diese Aussage pauschal<br />

nicht bestätigen; das Gros will<br />

die Immobilienquote eher erhöhen,<br />

nur ist das angesichts der Gegebenheiten<br />

am Schweizer Markt derzeit etwas<br />

schwierig. Der Markt ist ausgetrocknet<br />

– und als eine Konsequenz daraus haben<br />

wir unsere Anlagestiftung für neue<br />

Investoren bis auf Weiteres geschlossen.<br />

Wenn es einen neuen Trend gibt,<br />

dann diesen: Das Interesse der PKs an<br />

Auslandsengagements nimmt zu.<br />

Grimm: Gleichzeitig möchte ich zu<br />

bedenken geben: Jeder Markt ist in<br />

Bewegung – und für den Fall, dass<br />

es zu einer Korrektur am Schweizer<br />

Immobilienmarkt kommen sollte und<br />

Zukäufe im Inland wieder attraktiver<br />

werden, können wir unseren Investoren<br />

mit der Avadis auch eine Alternative<br />

zu Auslandsinvestments anbieten.<br />

Die Angebotspalette wird grösser und<br />

jede der beiden Gesellschaften damit<br />

attraktiver.


IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Märkte und Investment<br />

33<br />

Ivana Reiss ist Geschäftsführerin der Avadis Anlagestiftung, der<br />

grössten unabhängigen Anlagestiftung in der Schweiz. Sie ist<br />

Mitglied der Liegenschaftskommissionen Immobilien Schweiz, der<br />

Private-Equity-Kommission sowie Präsidentin des Innovationsausschusses<br />

der Avadis Anlagestiftung. Zudem ist sie neu Mitglied<br />

des Investment Committee der AFIAA Anlagestiftung. Ivana Reiss<br />

studierte Wirtschaftswissenschaften an der volkswirtschaftlichen<br />

Fakultät der Universität Bratislava und ist CFA Charterholder.<br />

Die AFIAA verabschiedet sich gerade aus<br />

dem US-Markt – darf man fragen, wieso?<br />

Grimm: Von Abschied kann nicht die<br />

Rede sein: Wir kaufen dort auch zu. Allerdings<br />

trennt sich die AFIAA von Objekten,<br />

die nicht mehr strategiekonform<br />

sind – also beispielsweise Hotels oder<br />

Logistikimmobilien. Aktuell führen wir<br />

etwa Verkaufsverhandlungen über ein<br />

rund 110.000 Quadratmeter grosses<br />

Distributionszentrum in den USA.<br />

Was wären «strategiekonforme»<br />

Liegenschaften?<br />

Grimm: Solche, die eine verlässliche<br />

Aussicht auf attraktive Renditen bei<br />

überschaubarem Risiko bieten. Das<br />

heisst: Wir fokussieren auf hochwertige<br />

Büroobjekte an Topstandorten,<br />

eventuell mit etwas Detailhandelsanteil.<br />

Die gesuchte Qualität ist derzeit im<br />

Ausland noch vorhanden, wenngleich<br />

auch dort inzwischen etwas teurer als<br />

auch schon. Hohe Qualitätsanforderungen<br />

haben wir natürlich auch an die<br />

Länder, in denen wir investieren.<br />

Das heisst konkret?<br />

Grimm: In Frage kommen nur Länder,<br />

die ausreichend Rechtssicherheit bieten,<br />

über einen transparenten Markt<br />

verfügen und in denen Korruption keine<br />

Rolle spielt. Ferner kommen dort<br />

nur die Topstädte und Toplagen sowie<br />

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Märkte und Investment<br />

34<br />

IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Immobilien bester Qualität in Frage,<br />

und ausserdem muss auch das Preis-<br />

Einkommens-Verhältnis, sprich: die<br />

laufende Cashflow-Rendite, stimmen.<br />

Wir sind Bestandshalter, keine Trader.<br />

Damit ist Ihr Anlagehorizont sehr<br />

begrenzt …<br />

Grimm: In der Tat. In Fernost investieren<br />

wir nur in Australien und Neuseeland,<br />

von China und Indien lassen wir<br />

mit Blick auf die Rechtsverhältnisse<br />

derzeit lieber die Finger. In Amerika<br />

kommen Kanada und die USA in<br />

Betracht, keineswegs aber das noch<br />

weitgehend intransparente Südamerika,<br />

und auch in Europa investieren wir<br />

längst nicht in allen Ländern. In Italien<br />

beispielsweise würden wir nicht investieren,<br />

wohl aber in Portugal oder<br />

Spanien – denn die iberischen Länder<br />

haben hinsichtlich Korruption einen<br />

deutlich besseren Ruf. Die transparenten<br />

und rechtssicheren «Nordics» kämen<br />

in Frage, allerdings nicht zu dem<br />

jetzt herrschenden Renditeniveau nach<br />

Hedgingkosten.<br />

Auslandsinvestoren, die in der Schweiz<br />

nach Liegenschaften suchen, klagen oft<br />

darüber, dass sie aufgrund der besser<br />

informierten inländischen Konkurrenz<br />

nie bei den attraktivsten Objekten zum<br />

Zug kommen.<br />

Grimm: Wir sind nur in transparen -<br />

ten Märkten unterwegs und investie -<br />

ren in einer Grössenordnung zwischen<br />

100 und 200 Millionen Franken pro<br />

Objekt – und solche Liegenschaften<br />

werden nicht am Stammtisch verkauft.<br />

Verkäufer sind in der Regel institutionelle<br />

Investoren, die ihrerseits gewissen<br />

regulatorischen Auflagen gerecht<br />

werden müssen.<br />

Dennoch heisst ja eine alte Regel:<br />

«All real estate business is local.»<br />

Wie schaffen Sie es, im Ausland<br />

«Trophy-Buildings» zu akquirieren?<br />

Grimm: Da stimme ich Ihnen absolut<br />

zu; es ist ein lokales Business. Wir<br />

sind seit Langem mit eigenen Büros<br />

mit Schweizer Mitarbeitern in unseren<br />

Zielmärkten Nordamerika, Asien-<br />

Pazifik und Europa vor Ort vertreten.<br />

Sie verfügen über ein hervorragendes<br />

Netzwerk in den jeweiligen Märkten.<br />

Dazu arbeiten wir nach dem «Best in<br />

class»-Prinzip mit weiteren externen,<br />

lokal bestens vernetzten Partnern in<br />

den als strategisch definierten Regionen,<br />

und das von der Akquisition bis zur<br />

Verwaltung der Objekte, eng zusammen.<br />

Die Büros eröffnen wir im Übrigen<br />

längst vor der ersten Akquisition,<br />

die in der betreffenden Region stattfindet<br />

– nach dem Motto: Zuerst der<br />

Strukturaufbau, dann das Investment.<br />

Ein Beispiel?<br />

Grimm: In Ozeanien leitet der australisch-schweizerische<br />

Doppelbürger<br />

Beat Knoblauch die AFIAA-Vertretung.<br />

Er lebt seit mehr als 30 Jahren<br />

in Australien und war der langjährige<br />

Prä sident der australisch-schweizerischen<br />

Handelskammer. Investments in<br />

Europa betreut die Zentrale in Zürich;<br />

für die USA ist das New Yorker Büro<br />

unter der Leitung des Schweiz-Amerikaners<br />

Chris Duisberg zuständig. Alle<br />

Mitarbeiter der Akquisition vereinigen<br />

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Karin Bärtschi, Thun; Christoph Berlinger, Luzern; Roger Bucher, Zug (nicht auf dem Foto);<br />

Stefan Ehweiner, Wädenswil; Gallus Faller, Muolen; Raphael Gamma, Münchwilen; Dominik Gmür,<br />

Gossau; Felix Helling, Bubikon; Philipp Hurni, Zürich; Christian Kaufmann, Dornach; Reto Kuoni,<br />

Zeiningen; Petra Lüthold, Affoltern am Albis; Peter Urs Müller, Bern; Daniel Pesenti, Dübendorf;<br />

Rico Pfeifer, Zürich; Snezana Portmann-Markovic, Zürich; Dominik Roos, Opfikon; Conny Schlifke,<br />

Zürich (nicht auf dem Foto); Lukas Stucki, Mellingen; Claudia Suter, Zürich; Andreas Vonrufs, Oerlingen;<br />

Stefanie Wey, Othmarsingen; Reto Zollinger, Baar


IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Märkte und Investment<br />

35<br />

Norbert Grimm, seit August 2011 CEO der AFIAA Anlagestiftung,<br />

verfügt über langjährige Erfahrung im Schweizer und internationalen<br />

Immobiliengeschäft und hat profunde Kenntnisse des Schweizer<br />

Pensionskassenmarkts. In führenden Funktionen bei verschiedenen<br />

Immobilienunternehmen sowie bei institutionellen Anlegern, spezialisierte<br />

er sich auf die strategische Immobilienberatung und Immobilienentwicklung.<br />

Norbert Grimm verfügt über einen Abschluss (M.A.) in<br />

Betriebswirtschaftslehre der Universität St.Gallen.<br />

eine Transaktionserfahrung im Volumen<br />

zwischen zehn und zwölf Milliarden<br />

Franken.<br />

Zurück zur Schweiz: Findet die Avadis<br />

Anlagestiftung derzeit noch genügend<br />

Kaufobjekte?<br />

Reiss: Es ist schwierig, aber möglich.<br />

Auch wir bauen auf ein starkes Netzwerk<br />

und unterhalten Büros in Baden,<br />

Zürich und Lausanne. Zudem befassen<br />

wir uns auch mit Projektentwicklungen.<br />

Grimm: In der Tat: Dank der Kooperation<br />

mit der Avadis haben wir sogar<br />

schon erste Commitments für die<br />

AFIAA erhalten.<br />

Und bei den Mitarbeitern?<br />

Grimm: Auch dieses Echo war ausgesprochen<br />

erfreulich. Anfangs gab es<br />

vielleicht etwas Verunsicherung bei<br />

dem einen oder anderen Mitarbeiter,<br />

doch das hat sich schnell gelegt. Abgänge<br />

gab es nicht. Im Gegenteil: Die<br />

Mitarbeiter freuen sich: Denn die Zusammenarbeit<br />

mit der Avadis bedeutet<br />

vor allem eines: zusätzliche Wachstumschancen.<br />

Ich bin stolz, ein motiviertes,<br />

transaktionsorientiertes Team<br />

zu führen. Denn: Nicht zu kaufen, bedeutet<br />

Stillstand – und Stillstand kann<br />

gefährlich sein.<br />

Das Preisniveau für Liegenschaften in<br />

der Schweiz ist hoch, die Nachfrage<br />

nach Kaufobjekten ebenso. Nutzt die<br />

Avadis diese Marktchance, sich von<br />

Beständen zu trennen und das Kapital<br />

anderweitig anzulegen?<br />

Reiss: Alleine unsere Investoren bestimmen,<br />

ob sie sich von Immobilienanlagen<br />

trennen und in andere Anlageklassen<br />

investieren wollen. Sie sind für<br />

die Allokation der Pensionskasse zuständig.<br />

Wir stellen ihnen die Produkte<br />

zur Verfügung und sind primär damit<br />

beauftragt, das Immobilienportfolio<br />

gemäss den strategischen Vorgaben<br />

weiterzuentwickeln. Gleichzeitig sind<br />

wir in einem kontinuierlichen Prozess<br />

der Portfoliooptimierung; doch haben<br />

wir bisher nur Objekte veräussert, die<br />

nicht mehr unserer Strategie entsprochen<br />

haben.<br />

Ab dem 1. Oktober ist die AFIAA offiziell<br />

unter dem Dach der Avadis. Wie haben<br />

Ihre Investoren reagiert?<br />

Reiss: Die Resonanz war bisher sehr<br />

positiv.<br />

Avadis Anlagestiftung/AFIAA<br />

Mit der Avadis und der AFIAA bündeln zwei im Pensionskassenmarkt<br />

seit mehr als zehn Jahren etablierte Marken ab Oktober ihre Kräfte und<br />

ihr Know-how im Bereich Direktimmobilien. Die Avadis Anlagestiftung<br />

mit neun Milliarden Franken, davon 2,7 Milliarden in Schweizer Immobilien,<br />

ist die grösste unabhängige Anlagestiftung in der Schweiz. Die AFI-<br />

AA Anlagestiftung verwaltet 1,3 Milliarden Franken in direkten ausländischen<br />

Immobilien. Gemeinsam verfügen die Gesellschaften über ein<br />

Immobilienvolumen von vier Milliarden Franken und beschäftigen über<br />

120 Vorsorge- und Finanzspezialisten.<br />

Im Rahmen der Zusammenarbeit wechselt das 30-köpfige Team, das für<br />

die Geschäftsführung der AFIAA Anlagestiftung und die Bewirtschaftung<br />

des Immobilienportfolios verantwortlich zeichnet, per 1. Oktober<br />

zu Avadis. Die Mitarbeiter behalten ihre jeweilige Funktion in der<br />

Anlagestiftung bei. Die Produkte Immobilien Schweiz der Avadis und<br />

Immobilien Ausland der AFIAA werden weiterhin getrennt geführt.<br />

Die Avadis wie auch die AFIAA Anlagestiftung haben einen ähnlichen<br />

Hintergrund. Beide sind unabhängige Einkaufsgemeinschaften für<br />

Schweizer Vorsorgeeinrichtungen, die keiner Bank oder Versicherung<br />

angehören. Wie die Gesellschaften mitteilen, sind die Produktpalette<br />

sowie auch die Kundenbasis der AFIAA und der Avadis Anlagestiftung<br />

komplementär. Auch nach dem Zusammenschluss wird die AFIAA<br />

als Marke für direkte Ausland simmobilien bis auf Weiteres bestehen<br />

bleiben. (bw)


Märkte und Investment<br />

36<br />

IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Deflationsängste überschatten<br />

Immobilienmärkte<br />

Anlagestrategie – Europas Wirtschaft ist in der Krise. Dennoch sind Liegenschaften<br />

hier begehrt wegen der langen Mietverträge. Investoren sehen darin Schutz vor einer<br />

globalen Konjunkturabkühlung.<br />

von Richard Haimann, Bilder: PD<br />

Mit dem massiven Wirtschaftswachstum der USA kann Europa nicht Schritt halten.<br />

Robuste Wirtschaftsdaten sehen anders<br />

aus: In der Schweiz stagnierte das<br />

Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal<br />

ebenso wie in Frankreich. Deutschlands<br />

Wirtschaft schrumpfte sogar um<br />

0,2 Prozent, und Italien ist nach zwei<br />

Quartalen mit negativem Wachstum<br />

wieder in die Rezession gefallen. Der<br />

Grund dafür: Die von Berlin verordnete<br />

Austeritätspolitik in Griechenland, Irland,<br />

Spanien und Portugal lähmt durch<br />

ihren rigiden Sparzwang inzwischen<br />

auch die Wirtschaft im Kern Europas.<br />

Vor allem die geringen Exportzuwächse<br />

dämpften die eidgenössische Konjunktur,<br />

analysierte das Staatssekretariat<br />

für Wirtschaft (SECO).<br />

Investoren schätzen Europa<br />

Da scheint es paradox, dass Investoren<br />

sich dennoch mit Verve auf europäische<br />

Gewerbeliegenschaften stürzen<br />

und den fernöstlichen Tigerstaaten<br />

den Rücken kehren. Ob in China, Japan,<br />

Südkorea oder Singapur – an allen<br />

grossen Märkten Asiens ist das Transaktionsvolumen<br />

in der ersten Hälfte<br />

dieses Jahres gesunken. «Das grösste<br />

Minus verzeichnete Hongkong», sagt<br />

David Green-Morgan, Leiter globales<br />

Investmentresearch bei der internationalen<br />

Beratungsgesellschaft JLL.<br />

Wechselten in der chinesischen Sonderverwaltungszone<br />

im ersten Halbjahr<br />

2013 noch Gewerbeliegenschaften<br />

im Gesamtwert von 4,8 Milliarden<br />

US-Dollar den Besitzer, addierte sich<br />

das Handelsgeschehen von Januar bis<br />

Ende Juni dieses Jahres auf nur noch<br />

2,9 Milliarden US-Dollar, umgerechnet<br />

2,7 Milliarden Franken. «Ein Minus von<br />

39 Prozent», sagt Green-Morgan.<br />

Um rund 828 Millionen Franken oder<br />

20 Prozent schrumpfte das Anlagevolumen<br />

in Südkorea. Nach China strömten<br />

nur noch 7,45 Milliarden Franken<br />

– 15 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.<br />

In Singapur wurden nur<br />

noch Bürotürme, Logistikobjekte und<br />

Shoppingcenter im Gesamtwert von<br />

3,3 Milliarden Franken erworben, ein<br />

Rückgang von 14 Prozent.<br />

Hingegen wurden die Märkte in Europa<br />

und auf dem amerikanischen Kontinent<br />

mit einem wahren Sturzregen an Kapital<br />

überschüttet. «Nach Grossbritannien<br />

strömten 35,8 Milliarden Franken,<br />

34 Prozent mehr als in der ersten Hälfte<br />

des Vorjahres», sagt Green-Morgan.<br />

Deutschland verbuchte mit 18,7 Milliarden<br />

Franken einen Zuwachs von<br />

30 Prozent, Frankreich mit 14,4 Milliarden<br />

Franken sogar ein Plus von<br />

55 Prozent. Rekordhalter beim prozentualen<br />

Zuwachs in Europa sind die Niederlande,<br />

wo das Investmentvolumen<br />

im Jahresvergleich um 214 Prozent auf<br />

4,3 Milliarden Franken zulegte.


IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Märkte und Investment<br />

37<br />

«Das Umfeld für die Schweiz hat sich<br />

eindeutig verschlechtert.»<br />

Thomas Jordan, Schweizerische Nationalbank<br />

«Das Renditeniveau in einigen<br />

asiatischen Topstandorten hat Schweizer<br />

Niveau erreicht.»<br />

US-Wirtschaft legt massiv zu<br />

Andreas Trumpp, Colliers International<br />

Besonders massiv gefragt waren die<br />

US-Märkte. «Dort stieg das Investmentvolumen<br />

gegenüber dem Vorjahreszeitraum<br />

um 42 Prozent auf<br />

104 Milliarden Franken», sagt Green-<br />

Morgan. Spitzenreiter in Lateinamerika<br />

ist Fussball-WM-Ausrichter Brasilien<br />

mit einem Plus von 422 Prozent<br />

auf 3,8 Milliarden Franken, gefolgt von<br />

Mexiko, wo Investoren 5,24 Milliarden<br />

Franken in Gewerbeliegenschaften anlegten<br />

– 279 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.<br />

Dass Immobilieninvestoren auf die<br />

USA setzen, ist nicht verwunderlich:<br />

Dort wächst die Wirtschaft wieder<br />

kräftig. Im zweiten Quartal legte das<br />

Bruttoinlandsprodukt mit einer annualisierten<br />

Rate von stattlichen 4,2 Prozent<br />

zu. Mexikos Immobilienmärkte<br />

boomen, weil viele US-Unternehmen<br />

dort Niederlassungen eröffnen. Weshalb<br />

aber viele Marktakteure derzeit<br />

lieber nach Europa statt nach Asien<br />

gehen, erschliesst sich nicht auf den<br />

ersten Blick. Schliesslich wuchs die<br />

Konjunktur in Ländern wie Südkorea<br />

und Singapur von April bis Juni verhalten<br />

und in China mit 7,5 Prozent sogar<br />

kräftig.<br />

Allerdings waren die Fernostimmobilien<br />

in den vergangenen Jahren so gefragt,<br />

dass ihre Preise deutlich stärker<br />

als die Mieten gestiegen sind. Spiegelbildlich<br />

sind dadurch die aus den Mieterträgen<br />

erzielbaren Renditen immer<br />

weiter geschrumpft. «In Hongkong<br />

werfen Core-Büroobjekte nur noch<br />

Renditen von 2,9 Prozent ab, in der taiwanesischen<br />

Hauptstadt Taipei sind<br />

es sogar lediglich 2,6 Prozent», sagt<br />

Andreas Trumpp, Researcher bei Colliers<br />

International. «Das Renditeniveau<br />

in einigen asiatischen Topstandorten<br />

hat Schweizer Niveau erreicht» – mit<br />

dem Unterschied, dass die Währungen<br />

in Fernost nicht so hart sind wie der<br />

Franken.<br />

Für konservative Investoren, die ihre<br />

Fremdwährungserträge aus asiatischen<br />

Liegenschaften gegen Wechselkursschwankungen<br />

absichern, sind die<br />

asiatischen Märkte damit vollkommen<br />

unattraktiv. «Solange die Renditen in<br />

Fernost nach Hedgingkosten so niedrig<br />

bleiben wie im Augenblick, hat der<br />

Kontinent für uns nachrangige Bedeutung»,<br />

sagt Norbert Grimm, CEO der<br />

AFIAA Anlagestiftung für Immobilienanlagen<br />

im Ausland, in Zürich.<br />

Investments in Staatsanleihen<br />

steigen<br />

Zwar sind auch an den Märkten in der<br />

Eurozone und in Nordamerika die Renditen<br />

mit dem Immobilieninvestmentboom<br />

der vergangenen Jahre gesunken.<br />

Aber sie sind noch immer deutlich<br />

höher als in Asien. In Deutschland,<br />

Grossbritannien und den USA können<br />

Investoren mit Core-Objekten in den<br />

Zentren der Metropolen noch immer<br />

Erträge von mehr als vier Prozent<br />

erzielen, in Frankreich von mehr als<br />

4,5 Prozent.<br />

Noch entscheidender ist für viele Investoren<br />

jedoch ein anderer Punkt:<br />

die Länge der Mietvertragslaufzeiten.<br />

Diesseits und jenseits des Atlan-<br />

Notenstein/Doric<br />

Neuer<br />

Immobilienfonds<br />

Die Notenstein Privatbank und die Doric<br />

Investment GmbH lancieren einen<br />

ersten gemeinsamen offenen Immobilien-Spezialfonds.<br />

Der Notenstein<br />

Sustainable Real Estate Europe richtet<br />

sich ausschliesslich an professionelle<br />

und semiprofessionelle Anleger nach<br />

deutschem Kapitalanlagegesetz beziehungsweise<br />

an qualifizierte Anleger<br />

gemäss schweizerischem Kollektivanlagengesetz<br />

(KAG). Vertriebsstart<br />

war am 29. September 2014.<br />

Wie die Notenstein Privatbank mitteilt,<br />

verfolgt der Fonds eine konservative<br />

Anlagestrategie. Nachhaltigkeit sei das<br />

Hauptkriterium bei der Immobilienauswahl:<br />

Anlageschwerpunkte sind<br />

Büro- und Einzelhandelsimmobilien<br />

mit stabilen Mieteinnahmen an attraktiven<br />

Standorten in wachstumsstarken<br />

europäischen Metropolen. «Zentrales<br />

Instrument zur Identifikation der Zielmetropolen,<br />

die man gemäss Bankangaben<br />

durchaus als Hidden Champions<br />

bezeichnen kann, ist ein neues, innovatives<br />

Standortrating, welches unsere<br />

Nachhaltigkeitsexperten speziell für<br />

diesen Fonds entwickelt haben», sagt<br />

Aris Prepoudis, Leiter Institutionelle<br />

Kunden der Notenstein Privatbank.<br />

Das Zielvolumen des Immobilienfonds<br />

beziffert er auf 500 Millionen Euro<br />

Eigenkapital; die angestrebte Ausschüttungsrendite<br />

aus Mieterträgen<br />

liege bei vier bis 4,5 Prozent pro Jahr.<br />

Der Notenstein Sustainable Real<br />

Estate Europe ist einer der ersten<br />

deutschen Immobilien-Spezial-AIF, der<br />

nach neuem Recht aufgelegt ist und<br />

somit hohen Transparenzanforderungen<br />

hinsichtlich seiner Gebührenstruktur<br />

unterliegt. Die Doric Investment<br />

GmbH ist als Kapitalverwaltungsgesellschaft<br />

für offene und geschlossene<br />

AIFs von der Bundesanstalt für<br />

Finanzdienstleistungsaufsicht zugelassen.<br />

Mit der Portfolioverwaltung der<br />

Immobilien ist die Quadoro Doric Real<br />

Estate GmbH beauftragt. Verwahrstelle<br />

ist die Caceis Bank Deutschland<br />

GmbH. (bw)


Märkte und Investment<br />

38<br />

IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

tiks schliessen Nutzer für Büro- und<br />

Einzelhandelsflächen Verträge über<br />

sieben bis zehn Jahre ab. In Fernost<br />

hingegen beträgt die Vertragsdauer<br />

nur zwei bis drei Jahre. Das macht<br />

die asiatischen Märkte für Käufer in<br />

wirtschaftlichen Aufschwungphasen<br />

attraktiv, weil sie dann schneller Mieterhöhungen<br />

durchsetzen und ihre Erträge<br />

in kurzer Zeit stärker steigern<br />

können.<br />

«Eindeutig verschlechtertes<br />

Umfeld»<br />

«In den USA stieg das Investment volumen<br />

im ersten Halbjahr 2014 gegenüber<br />

dem Vorjahreszeitraum um 42 Prozent<br />

auf 104 Milliarden Franken.»<br />

David Green-Morgan, JLL<br />

Doch derzeit rechnen die meisten<br />

Akteure an den internationalen Kapitalmärkten<br />

nicht mit einem glo balen<br />

Konjunkturaufschwung. Das zeigen die<br />

milliardenschweren Investments in<br />

Staatsanleihen. Insgesamt 5.337,3 Milliarden<br />

Franken haben Investoren nach<br />

Berechnungen der Ratingagentur Fitch<br />

weltweit in staatliche Schuldverschreibungen<br />

angelegt – ein neuer Rekord.<br />

Besonders gefragt sind dabei zehnjährige<br />

Bonds, deren Renditen dadurch<br />

auf historische Tiefststände gefallen<br />

sind. Zehnjährige Eidgenossen warfen<br />

im September nur noch 0,41 Prozent<br />

ab, deutsche Bundesanleihen gleicher<br />

Laufzeit rentierten unter 0,9 Prozent,<br />

französische Papiere bei 1,23 Prozent.<br />

«Der Treiber hinter dieser Entwicklung<br />

ist die fortlaufende Diskussion um eine<br />

langanhaltende Wirtschaftsschwäche»,<br />

sagt Alessandro Bee, Ökonom der Privatbank<br />

J. Safra Sarasin in Basel.<br />

Was die Investoren kommen sehen,<br />

ist eine Phase der Deflation – eine<br />

fortdauernden Spirale aus fallenden<br />

Preisen, die die Wirtschaft für Jahre<br />

lähmen würde. Dem Schreckensszenario<br />

zufolge wird der zuletzt von der<br />

Ukraine-Krise forcierte Konjunktureinbruch<br />

in Europa auch die asiatischen<br />

Exportstaaten und ihre Immobilienmärkte<br />

schwer treffen. An den<br />

Finanzmärkten akzeptieren Investo-<br />

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IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Märkte und Investment<br />

39<br />

Investitionsklimaindex<br />

Rendite gefragt<br />

ren deshalb Minirenditen bei langlaufenden<br />

Staatspapieren, weil sie mit<br />

herben Einbrüchen bei den Aktienkotierungen<br />

rechnen. An den Immobilienmärkten<br />

suchen Käufer Objekte, die<br />

über mindestens zehn Jahre hinweg<br />

solvente Mieterträge generieren – in<br />

der Hoffnung, dass bis dahin die Krise<br />

wieder überwunden ist.<br />

Das könnte auch für weitere Kapitalzuflüsse<br />

am Schweizer Markt für Gewer-<br />

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«Assekuranzen in Fernost<br />

dürften bis 2018 davon rund<br />

69 Milliarden Franken in europäische<br />

und amerikanische<br />

Liegenschaften investieren.»<br />

Immobilien.<br />

Investment.<br />

Finanzierung.<br />

Entwicklung.<br />

Architektur.<br />

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Nick Axford, CBRE<br />

beliegenschaften sorgen. Bereits in<br />

den vergangenen Wochen haben Investoren<br />

so massiv Euro gegen die Fluchtwährung<br />

Franken getauscht, dass der<br />

Wechselkurs wieder nahe an die von<br />

der Nationalbank vehement verteidigte<br />

Schwelle von 1,20 Franken zum Euro<br />

gesunken ist. Das verteuert eidgenössische<br />

Produkte in der Eurozone und<br />

dämpft die hiesige Wirtschaft. «Das<br />

Umfeld für die Schweiz hat sich eindeutig<br />

verschlechtert», sagt Notenbank-<br />

Chef Thomas Jordan.<br />

Forciert wird der Run auf europäische<br />

Immobilien noch durch die Regierungen<br />

in Peking, Seoul und Taipei.<br />

In der Vergangenheit hatten sie ihren<br />

Versicherungen und Pensionskassen<br />

untersagt, in fremde Liegenschaftsmärkte<br />

zu investieren, um das Kapital<br />

in den eigenen Ländern zu halten.<br />

Doch seit dem vergangenen Jahr sind<br />

Assekuranzen und Altersvorsorger in<br />

den drei Ländern angehalten, die ihnen<br />

anvertrauten Vermögenswerte<br />

rund um den Globus zu streuen, um<br />

nicht länger von den heimischen Märkten<br />

abhängig zu sein. Das könnte bald<br />

für einen Milliardenregen in Europa<br />

sorgen. «Insgesamt verfügen Assekuranzen<br />

in Fernost über Vermögenswerte<br />

von 6,169 Milliarden Franken»,<br />

sagt Nick Axford, Chefresearcher der<br />

Beratungsgesellschaft CBRE. «Um<br />

ihre Auslandsimmobilienquoten zu<br />

erfüllen, dürften chinesische, südkoreanische<br />

und taiwanesische Versicherungen<br />

bis 2018 davon rund 69 Milliarden<br />

Franken in europäische und<br />

amerikanische Liegenschaften investieren.»<br />

Sechs Jahre nach dem Beginn der<br />

Finanzkrise sendet die Weltwirtschaft<br />

wieder deutliche Signale der Erholung.<br />

In diesem Umfeld vollzieht sich bei den<br />

europäischen Immobilieninvestoren ein<br />

dynamischer Wechsel in den Anlagestrategien:<br />

Sie wagen wieder Engagements<br />

auch ausserhalb der grossen<br />

europäischen Metropolen, schliessen<br />

die Märkte in den südlichen Peripherieländern<br />

nicht mehr von vornherein aus<br />

und machen wieder mehr grossvolumige<br />

Deals. Wie der aktuelle Investitionsklimaindex<br />

von Union Investment zeigt,<br />

beginnen zugleich immer mehr europäische<br />

Immobilieninvestoren aufgrund des<br />

hohen Preisniveaus und der verbesserten<br />

Marktperspektiven ihre Core-Plus-<br />

Strategien umzusetzen. Viele Investoren<br />

sind bereit, wieder mehr Risiken auf sich<br />

zu nehmen. Rendite ist nach Jahren der<br />

Sicherheitsorientierung heute wieder für<br />

knapp 60 Prozent der befragten Investoren<br />

das zentrale Anlagemotiv.<br />

Insbesondere zeigen die in Deutschland,<br />

Frankreich und Grossbritannien<br />

befragten Profianleger eine wachsende<br />

Bereitschaft, bei Objektkäufen kürzere<br />

Mietvertragslaufzeiten zu akzeptieren,<br />

sich an Projektentwicklungen zu<br />

beteiligen und bei Projektkäufen höhere<br />

Abstriche bei der Vorvermietung hinzunehmen.<br />

Auch hat die hohe Nachfrage<br />

nach dem knappen Gut «Immobilie»<br />

dazu geführt, dass sich Bestandshalter<br />

neue Verkaufsstrategien zurechtlegen.<br />

Marktchancen ausnutzen, um Portfolios<br />

zu bereinigen. Grossobjekte loszuschlagen<br />

oder Gewinne mitzunehmen, ist für<br />

viele Investoren (68%) das Gebot der<br />

nächsten zwölf Monate. Für die Studie<br />

wurden 167 Immobilieninvestoren durch<br />

das Marktforschungsinstitut Ipsos be -<br />

fragt. Der Optimismus auf den europäischen<br />

Investmentmärkten spiegelt sich<br />

auch in den Erwartungen der Investoren<br />

an die eigene wirtschaftliche Entwicklung<br />

wider. So schätzen 65 Prozent der<br />

Investoren ihre wirtschaft liche Lage<br />

besser ein als im Vorjahr; für die nächsten<br />

zwölf Monate rechnet eine ebenso<br />

klare Mehrheit mit einem deutlichen Aufwärtstrend<br />

für das eigene Geschäft. (bw)


Titel-Thema<br />

40<br />

IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

20 Jahre am Puls der<br />

Immobilienwirtschaft<br />

Immobilienfachpresse – 1994, Gründungsjahr des «IMMOBILIEN Business», ging als<br />

Jahr der Wende in die Geschichte ein. Die Schweizer Immobilienbranche erholte sich<br />

von der Krise, es gab neue Branchenstandards. Der Markt wurde transparenter –<br />

nicht zuletzt durch das IB.<br />

Von Jürg Zulliger<br />

«IMMOBILIEN Business» begleitet die Schweizer Immobilienbranche seit 20 Jahren.<br />

Das Projekt einer neuen Zeitschrift «für<br />

und über den Immobilienmarkt», wie<br />

es in der ersten Ausgabe 1994 heisst,<br />

war ein grosses Wagnis. Herausgeber<br />

und Initianten waren damals Rolf<br />

E. Jeker und Bruno Schiegg. Das konjunkturelle<br />

Umfeld war schwach, die<br />

Konsumentenstimmung im Keller, die<br />

Baumärkte litten unter Überkapazitäten,<br />

und die Banken führten Zwangsversteigerungen<br />

durch, um wenigstens<br />

einen Teil ihrer enormen Verluste im<br />

Hypothekargeschäft decken zu können.<br />

Das ehrgeizige Projekt fand dennoch<br />

von Anfang an gute Resonanz. In der<br />

Branche und der Öffentlichkeit reifte<br />

die Erkenntnis, dass man sich sehr viel<br />

gründlicher und professioneller mit den<br />

Mechanismen des Immobilienmarktes<br />

auseinandersetzen musste. In mancher<br />

Hinsicht brach eine neue Zeit an:<br />

Während früher Investoren ohne grosse<br />

Sachkenntnisse und ohne Prüfung<br />

wirtschaftlicher Machbarkeit Projekte<br />

in Millionenhöhe stemmten und von den<br />

Kreditabteilungen der Banken gar noch<br />

grosszügig Support erhielten, bahnten<br />

sich neue, professionellere Investmentansätze<br />

den Weg.<br />

Aufschwung prognostiziert<br />

Bereits in der November-Ausgabe 1994<br />

wagte die IB-Redaktion den mutigen<br />

Titel: «Der Aufschwung kommt». Der<br />

Restrukturierung könnten Anzeichen<br />

einer konjunkturellen Erholung folgen,<br />

hiess es damals. Viele Marktbeobachter<br />

glaubten daran, dass sich vor allem der<br />

Wohnungsmarkt bald erholen könnte,<br />

und sahen richtig voraus, dass die 1995<br />

eingeführte Wohneigentumsförderung<br />

mit BVG-Geldern zu mehr als einem<br />

«Flämmchen» Optimismus berechtigen<br />

sollte. Chefredaktor Daester bekräftigte<br />

in seinem Editorial damals deutsch und<br />

deutlich, dass der Aufschwung kommen<br />

würde – vorausgesetzt, die Haushalte<br />

fassten wieder Mut, anstatt um ihren<br />

Job zu fürchten. Er sah auch in Unternehmen<br />

wieder mehr Zuversicht gedeihen,<br />

die Investitionen auslösen würden.<br />

Und falls auch noch die Realzinsen auf<br />

ein erträgliches Mass sinken sollten,<br />

werde «der Ball wieder rollen».<br />

IB positionierte sich als Fachzeitschrift,<br />

verstand sich auch als Plattform für<br />

wirtschaftlich-politische Zusammenhänge<br />

der Immobilienbranche. Mit<br />

eigenen Recherchen, aber auch mit<br />

Grafiken, Tabellen oder Cartoons bzw.<br />

Karikaturen leistete die Redaktion einen<br />

Beitrag zu mehr Transparenz, inhaltlichen<br />

Debatten und gegenseitigem Austausch<br />

in der Branche. Auffallend für<br />

diese Jahre war die Öffnung für brisante<br />

politische Themen. So scheuten sich die<br />

Verantwortlichen nicht, aktuelle Fragen<br />

von Raumplanung, Stadtentwicklung<br />

oder das notorisch kontroverse Mietrecht<br />

aufzugreifen. Persönlichkeiten der<br />

Politik wie die Bundesräte Arnold Koller


IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Titel-Thema<br />

41<br />

«Ein Immobilienbewerter<br />

verfügt heute über aktuelle<br />

Standort- und Marktdaten<br />

sowie Marktdiskontsätze.»<br />

Donato Scognamiglio, IAZI<br />

«Der Substanz- wurde vom Ertragswert<br />

abgelöst und man hörte erstmals<br />

von der DCF-Methode, die aber erst<br />

später eingeführt wurde.»<br />

Riccardo Boscardin, UBS<br />

oder Jean-Pascal Delamuraz oder die<br />

Zürcher Stadträtin Ursula Koch kamen<br />

auf die Titelseite, nicht als fotografierte<br />

Grössen der Politszene, sondern von einem<br />

Zeichner gekonnt in Szene gesetzt.<br />

Hoher Besuch<br />

Auf welch beachtliche Resonanz IB damals<br />

stiess, zeigt in wirtschaftlicher<br />

Hinsicht der sehr erfolgreiche Anzeigenverkauf<br />

von Beginn weg. Andererseits<br />

liest sich das erste grosse Round-Table-<br />

Gespräch in den Zürcher Redaktionsräumen<br />

wie ein «Who is Who» der wichtigsten<br />

Akteure: Illustre Gäste von Rolf<br />

Jeker und Heinz Daester waren Vertreter<br />

grosser Investoren und Firmen wie<br />

Karl Steiner AG, Patria Versicherungen<br />

und der Chef einer grossen Pensionskasse<br />

(Schweiz. Elektrizitätswerke<br />

PKE). Weiter nahmen keine Geringeren<br />

als der damalige SVIT-Präsident, Toni<br />

Bächler, sowie der Präsident des Zürcher<br />

Hauseigentümerverbandes, Peter<br />

Duft, teil. «Aus Fehlern lernen», so der<br />

Titel der ausführlichen Geschichte im<br />

Blatt, die sich über mehrere Seiten erstreckte.<br />

Was heute als selbstverständlich<br />

verstanden wird, wurde damals in<br />

dem grossen Interview erstmals deutlich<br />

ausgesprochen und gefordert: Neue<br />

Projekte dürfen erst dann angeschoben<br />

werden, wenn die Wirtschaftlichkeit und<br />

vor allem die Nachfrage auf den Mietmärkten<br />

vorgängig geprüft werden und<br />

belegt werden können. Toni Bächler ermahnte<br />

zu «marktgängigen» Angeboten<br />

und forderte eine «kreative Reaktion»<br />

auf die Probleme des Immobilienmarktes.<br />

Die Zeichen der Zeit erkannte in dem<br />

Interview Karl Dudler, damals Vizedirektor<br />

bei Oerlikon Bührle Immobilien: «In<br />

jeder Krise steckt die Chance des Neubeginns<br />

oder des Neuen überhaupt.»<br />

Der Architekt Martin Hofer, schon damals<br />

Mitarbeiter und später Partner<br />

beim renommierten Beratungsunternehmen<br />

Wüest & Partner (W & P),<br />

witterte ebenfalls Morgenluft: «Es<br />

gab erste Anzeichen dafür, dass der<br />

Baumarkt vom darniederliegenden<br />

Geschäftsflächenmarkt auf den Wohnungsmarkt<br />

ausweichen wollte.» Zögerlich<br />

richtete sich das Augenmerk<br />

auf den Bereich Bausanierung, dann<br />

aber auch auf den Eigenheimmarkt,<br />

der sich später als eigentlicher Renner<br />

entpuppen sollte. Ähnlich wie «IMMO-<br />

BILIEN Business» schrieben W & P<br />

damals, dass «1994 das Jahr der Konsolidierung»<br />

werden könnte.<br />

Quer durch die Szene von Bau- und Immobilienwirtschaft,<br />

Banken, Finanzexperten<br />

und Ausbildungsstätten reifte<br />

die Einsicht, dass ein professionellerer<br />

Umgang und neue Methoden der Beurteilung<br />

und Bewertung von Liegenschaften<br />

nottaten. Je nach Region und<br />

Nutzung war von Preiseinbrüchen in<br />

der Grössenordnung von 20 bis 40 Prozent<br />

die Rede, je nach Schätzung sollen<br />

die Banken in ihren Hypothekenportfolios<br />

Verluste von bis zu 60 oder 70 Milliarden<br />

Franken erlitten haben. Die<br />

Wiederholung eines solch zerstörerischen<br />

Immobiliensturms galt es um<br />

jeden Preis zu vermeiden. So berichtete<br />

IB denn auch laufend über wichtige<br />

Marktindikatoren, Preise und Kennzahlen,<br />

öffnete sich in der Berichterstattung<br />

aber auch neuen Methoden<br />

und neuen Ansätzen aus Finanztheorie<br />

und Volkswirtschaft.<br />

Wandel der<br />

Immobilien-Bewertung<br />

Besonders wichtig war die Veränderung<br />

des «Schätzungswesens». Rückblickend<br />

betrachtet, mangelte es der<br />

Periode vor 1994 an modernen und unabhängigen<br />

Methoden, um die an sich<br />

einfache Frage zu beantworten: Was ist<br />

der faire Wert einer Immobilie, und aufgrund<br />

welcher Eigenschaften bemisst<br />

sich dieser Wert? Eine Zeit lang wurden<br />

traditionelle Substanzwertansätze, oft<br />

von Architekten praktiziert und verfeinert,<br />

kaum hinterfragt. Die Transparenz,<br />

was Preise, Transaktionen oder<br />

Marktkapitalisierungssätze betraf, liess<br />

insgesamt gewaltig zu wünschen übrig.<br />

So ist es kaum ein Zufall, dass ausgerechnet<br />

im gleichen Jahr (1994) das Informations-<br />

und Ausbildungszentrum<br />

für Immobilien (IAZI) gegründet worden<br />

ist. Donato Scognamiglio, der eine Dissertation<br />

über hedonische Bewertungen<br />

von Immobilien verfasst hatte, war<br />

massgeblich am Aufbau und der Verankerung<br />

des IAZI in der Branche beteiligt.<br />

Für Scognamiglio war es folgerichtig,<br />

dass die vom IAZI entwickelte Methode<br />

zur Berechnung von «fairen» Marktpreisen<br />

bei allen Marktteilnehmern<br />

auf offene Ohren stiess. Nach seiner<br />

Einschätzung hat sich die Transparenz<br />

seither entscheidend verbessert. Dank<br />

des Swiss Property Benchmarks stehen<br />

den Schweizer Immobilieneigentümern<br />

rückwirkend seit 1994 sehr präzise und<br />

umfassende Zahlen zu Renditen, Kosten


Titel-Thema<br />

42<br />

IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

«Der Wendepunkt im Immobilienmarkt<br />

war die Einführung der meisten börsenkotierten<br />

Gesellschaften anfangs 2000.»<br />

Luciano Gabriel, CEO PSP<br />

«1994 hatten die Preise, je nach Region und<br />

Nutzung, um 20 bis 40 Prozent nachgegeben,<br />

eine Erholung war noch nicht in Sicht.»<br />

Martin Hofer, Wüest & Partner<br />

und Mieten zur Verfügung. «Ein Immobilienbewerter<br />

verfügt heute über aktuelle<br />

Standort- und Marktdaten sowie<br />

Marktdiskontsätze», sagt Scognamiglio.<br />

IB war über all die Jahre auch ein Spiegel<br />

der Trends bei den indirekten Immobilienanlagen,<br />

die ebenfalls von einem<br />

einschneidenden Wandel betroffen waren.<br />

1994 konnten die Schweizer Immobilienfonds<br />

erstmals wieder Emissionen<br />

durchführen. «Dank der gesenkten Zinsen<br />

am Geld- und Kapitalmarkt nahm<br />

das Interesse an Immobilien und an<br />

Immobilienanlagen wieder zu», erinnert<br />

sich Riccardo Boscardin, damals<br />

Leiter der Immobilienfondsleitung Himac<br />

AG, einer Tochtergesellschaft des<br />

Schweizerischen Bankvereins. Boscardin<br />

wurde später Leiter der UBS-<br />

Immobilienfonds und Head Global Real<br />

Estate (Switzerland) bei der Grossbank.<br />

Die jährlichen Fonds-Ausschüttungen<br />

bewegten sich damals dem Zinsumfeld<br />

entsprechend in einer Grössenordnung<br />

von sechs bis sieben Prozent. In dieser<br />

Phase haben sich auch die Fonds professionalisiert,<br />

etwa in Sachen Bewertung,<br />

Research und Einführung eines<br />

eigentlichen Portfoliomanagements.<br />

Das neue Anlagefondsgesetz von 1995<br />

verbesserte den Anlegerschutz.<br />

Die ersten Immobilien-AGs<br />

«Die Professionalisierung des Immobilienmarktes<br />

war eins zu eins eine<br />

Folge der Krise von 1992–1996», so das<br />

Fazit von Martin Hofer von Wüest &<br />

Partner. Als herausragende Änderungen<br />

betrachtet er vor allem die erwähnten<br />

Neuerungen im Schätzungsbereich<br />

und die Forderung nach Unabhängigkeit<br />

der Schätzungsexperten. Doch laut Hofer<br />

haben sich auch andere Disziplinen<br />

wie etwa die Projektentwicklung seither<br />

stark verändert. «Die Projektentwicklung,<br />

die es natürlich schon vorher<br />

gab, wurde auf eine völlig neue Basis<br />

gestellt», sagt Hofer. Objektivität, Datenunterstützung,<br />

Qualität, Wirtschaftlichkeit<br />

etc. traten gemäss Hofer an die<br />

Stelle von «Hemdsärmligkeit, Individualempirie<br />

und Werweissen».<br />

Um das Jahr 2000 schlugen sich weitere<br />

wichtige Veränderungen im Immobilienmarkt<br />

in der IB-Berichterstattung<br />

nieder. Die Tatsache, dass grosse<br />

Konzerne ihre Bilanzen verkürzen und<br />

sich von ihren «langweiligen» Immobilien<br />

trennen wollten, schuf den idealen<br />

Rahmen, um Portfolios neu zusammenzustellen<br />

und sich damit als börsenkotierte<br />

Immobiliengesellschaft<br />

an einen neuen Kreis von Anlegern zu<br />

richten. In dieser Zeit entstanden die<br />

heute grossen und etablierten Gesellschaften<br />

wie Swiss Prime Site, PSP<br />

Swiss Property und Allreal.<br />

«Mit dem Aufkommen von börsenkotierten<br />

Immobiliengesellschaften<br />

ist der Markt professioneller geworden»,<br />

erklärt Luciano Gabriel, CEO<br />

von PSP. Die Transparenz- und Corporate-Governance-Anforderungen,<br />

die<br />

Anwendung von internationalen Rechnungslegungsstandards<br />

mit regelmässigen<br />

Neubewertungen (IFRS) und<br />

die laufende kritische Betrachtung<br />

durch kompetente institutionelle Investoren<br />

haben wesentlich zu transparenteren<br />

und faireren Transaktionsverfahren<br />

beigetragen.<br />

Ab 2003 stellte «IMMOBILIEN Business»<br />

auf das Magazinformat um und<br />

vollzog in Sachen Layout, Themenstrecken<br />

und Rubriken einen Wandel. In der<br />

Folge entspannen sich grundsätzliche<br />

Debatten, inwiefern der bebilderten<br />

Berichterstattung über schöne Objekte,<br />

Projekte, Architektur, Wohnen und Hotels<br />

mehr Raum gewährt werden sollte.<br />

Später rückte die Redaktion nebst den<br />

bewährten Fachthemen über Immobilien<br />

und dem ausführlichen Finanzteil<br />

auch ausführliche Präsentationen von<br />

Luxusvillen, Golfplätzen und Fünf-Sterne-Hotels<br />

ins Magazin. Um 2008 folgte<br />

ein weiterer Relaunch mit neuer Gestaltung<br />

und angepasstem Konzept. IB kam<br />

wieder vermehrt auf seine Kernkompetenzen<br />

zurück, konzentrierte sich stärker<br />

auf die Immobilienmärkte, Player<br />

und Investmentthemen. IB vermochte<br />

sich jedenfalls über all die Jahre als viel<br />

gelesenes Medium auf dem Markt zu<br />

behaupten und konnte im Jahr 2008 den<br />

Q-Award entgegennehmen, eine vom<br />

Verband Schweizer Presse jährlich an<br />

hervorragende Fachpressetitel verliehene<br />

Auszeichnung. – Während andere<br />

in den 1990er-Jahren gross gewordene<br />

Medienprodukte wie «Facts» oder<br />

«Cash» als Printtitel verschwunden<br />

sind, erfreut sich IB bis heute alter Frische<br />

und gemäss neuen Befragungen<br />

einer immer stärker wachsenden Resonanz<br />

in breiten Fachkreisen der gesamten<br />

Immobilienbranche. Und weil das<br />

Bedürfnis nach unabhängiger, kompetenter<br />

Information in diesem Segment<br />

bis heute ungebrochen ist, wird die Zeitschrift<br />

noch manchen Immobiliensturm<br />

standhaft überstehen.


IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Titel-Thema<br />

43<br />

Heinz Ernst Daester<br />

Karl Wild<br />

Philipp Dreyer<br />

Der erste<br />

Chefredaktor<br />

1994–2006<br />

Das publizistische Konzept als Fachmagazin<br />

hat der Journalist und HWV-<br />

Absolvent Heinz Daester entwickelt.<br />

«Nach der Krise der 90er-Jahre lagen<br />

die Bau- und Immobilienmärkte in<br />

Trümmern», erinnert sich Daester. Ihm<br />

lag zunächst daran, über all die neuen<br />

Methoden zu berichten, die die Märkte<br />

künftig transparenter machen würden.<br />

Ihm war klar, dass sich die Immobilienbranche<br />

wieder erholen wird, sich aber<br />

für die neuen Theorien in der Finanzund<br />

Wirtschaftswelt wird öffnen müssen.<br />

Daester interviewte Topshots wie<br />

den US-Investor Rodmann Rockefeller<br />

oder den Remax-Gründer Dave Liniger.<br />

Unter Daester erfolgte 2003 der Relaunch<br />

im neuen Magazinformat und<br />

mit neuen Rubriken. In dieser Zeit war<br />

er nebst seiner Position als Chefredaktor<br />

auch Verlagsleiter und Teilhaber der<br />

Zeitschrift.<br />

Frischer Wind<br />

von der «Bilanz»<br />

2006–2007<br />

«Das war eine turbulente, aber auch<br />

sehr lehrreiche Zeit», erinnert sich<br />

der bekannte Wirtschaftsjournalist<br />

Karl Wild. Er kam als Nachfolger von<br />

Heinz Daester in die Chefredaktion<br />

und sollte nach Meinungsdifferenzen<br />

zwischen Verlag und Herausgebern<br />

wieder Ruhe in den Betrieb bringen.<br />

Wild wendete dabei routiniert Re -<br />

zepte an, die er bei der «Bilanz» und<br />

anderen Medien gelernt hatte: Hinter<br />

jedem Unternehmen stehen Köpfe,<br />

und erste Aufgabe der Journalisten<br />

ist es, diese Geschichten zu erzählen<br />

und die Beweggründe der Macher und<br />

Player transparent zu machen. Das<br />

Magazin wurde farbiger, rückte mehr<br />

prominente Köpfe der Branche in den<br />

Fokus, pflegte aber den fachlichen und<br />

den Finanzteil in bewährter Manier<br />

weiter.<br />

Alle Aspekte rund<br />

um Immobilie<br />

2007-2008<br />

Philipp Dreyer war bereits zuvor Autor<br />

und Redaktor beim «IMMOBILIEN<br />

Business» gewesen und verfügte über<br />

reichlich Erfahrung im Journalismus.<br />

«Mir lag daran, Immobilien nicht rein<br />

als Investment zu zeigen, sondern<br />

alle Aspekte rundherum auch zu<br />

beleuchten», so sein Credo. Er pflegte<br />

die Rubrik Hotel World besonders<br />

und baute die Berichterstattung über<br />

Architektur und aktuelle Bauten aus.<br />

Als eines seiner Highlights bezeichnet<br />

er ein Interview mit dem Investor<br />

Samih Sawiris. Gegenüber Dreyer<br />

plauderte der Investor des grossen<br />

Resorts in Andermatt quasi aus dem<br />

«Nähkästchen» – über den Einstandspreis<br />

beim Land oder seine Absichten<br />

zur Problematik der «kalten Betten».<br />

Das Sawiris-Interview wurde danach<br />

in vielen anderen Schweizer Medien<br />

zitiert.<br />

Eine aufregende Geschichte 1994–2014<br />

Die turbulente, um nicht zu sagen aufregende Geschichte von «IMMOBILIEN Business» widerspiegelt die<br />

Suche der Schweizer Immobilienwirtschaft nach ihrem eigenen Profil, ihrer eigenen Daseinsberechtigung.<br />

Immer wieder am Abgrund des nicht mehr Vertretbaren, des Kitschigen oder Käuflichen war uns<br />

aber allen immer klar: Wir haben nur diese eine vereinsunabhängige Branchenzeitschrift – entweder Andreas Loepfe,<br />

diese oder keine. So blieben wir treu, nicht zuletzt weil man von Unternehmer zu Unternehmer sprach, Managing Director<br />

weil wir das bestimmte Gefühl hatten und haben, dass die Immobilienwirtschaft mehr ist als ein paar CUREM<br />

verirrte «Visionäre» im Goldrausch. Die Geschichte ist aber noch nicht zu Ende – noch immer verdienen<br />

Makler, die an der Grenze des Legalen operieren, mehr als Berater und Berater mehr als die meisten Unternehmer. Immer<br />

noch verstehen die Stiftungsräte von Pensionskassen, Investment-Controller, Ökonomen von SNB und FINMA kaum etwas<br />

von Immobilien. Vielleicht weil sie immer noch nicht «IMMOBILIEN Business» lesen?


Titel-Thema<br />

44<br />

IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Rolf Breiner<br />

Remi Buchschacher<br />

Birgitt Wüst<br />

Die Menschen dahinter<br />

zeigen<br />

2008–2012<br />

Der Westfale Rolf Breiner lebt bereits<br />

seit 1971 in der Schweiz. Er war seit<br />

2005 Redaktor, danach mehrere Jahre<br />

Chefredaktor beim «IMMOBLIEN Business».<br />

Sein Credo lautet: «Hinter jeder<br />

Immobilie steht ein Mensch.» Breiner<br />

baute nebst dem Fachteil Reportagen<br />

und Interviews aus, die Nähe zu den<br />

Machern und Playern der Branche<br />

herstellten. Besonders farbig in Erinnerung<br />

blieben zum Beispiel seine Interviews<br />

mit dem Stararchitekten Daniel<br />

Libeskind, mit Abt Martin Werlen<br />

von Einsiedeln oder Graf und Gräfin<br />

Bernadotte von der Insel Mainau am<br />

Bodensee (Titelstory 2012). Unter Rolf<br />

Breiner wurde konsequenterweise die<br />

grosse Rubrik «Player» eingeführt,<br />

er engagierte sich aber auch sehr für<br />

Spezialprojekte, etwa die Messebeilagen<br />

für Eigenheim- und Baumessen in<br />

St. Gallen und Zürich.<br />

Gründer der<br />

Immobilien gespräche<br />

Redaktor 1997–2004<br />

Remi Buchschacher kam bereits<br />

1997 als Redaktor zum «IMMOBLIEN<br />

Business» und brachte sein breites<br />

Wissen über Politik, Wirtschaft und im<br />

Besonderen zu Immobilien ein. Er war<br />

u.a. akkreditierter Bundeshausjournalist,<br />

stand in Kontakt zu politischen<br />

Grössen, die sich Immobilienfragen<br />

widmeten. Besondere Verdienste<br />

erwarb er sich mit der Gründung der<br />

Immobiliengespräche im Jahr 2006.<br />

Damit schuf er eine einmalige Plattform,<br />

um Debatten wichtiger Player<br />

und Meinungsführer zu eröffnen und<br />

für das Publikum öffentlich zu machen.<br />

«Highlights waren für mich die<br />

vollen Säle im Restaurant Au Premier<br />

im Bahnhof Zürich von 2006 bis 2008»,<br />

erinnert er sich. 2009 erfolgte die<br />

Fusion mit «IMMOBLIEN Business»<br />

und 2012 die Übernahme der Gespräche<br />

durch die galledia.<br />

Chefredaktorin<br />

ab 2013<br />

Seit mehr als 20 Jahren fokussiert<br />

sich die Wirtschaftsjournalistin auf<br />

die internationalen Immobilieninvestmentmärkte.<br />

«Tene rem, verba<br />

sequentur», teilt Birgitt Wüst einen<br />

Grundsatz der Rhetorik. Übertragen in<br />

etwa: Versteh den Sachverhalt, dann<br />

kannst du auch darüber schreiben.<br />

Angesichts immer komplexer werdender<br />

Verflechtungen der Finanz- und<br />

Immobilienmärkte hielt es Wüst für<br />

naheliegend, sich Anfang des letzten<br />

Jahrzehnts zur Sachverständigen<br />

für Immobilienbewertung fortzubilden.<br />

Weiterer Vorteil des «zweiten<br />

Standbeins»: Unabhängigkeit – aus<br />

ihrer Sicht neben dem Verständnis<br />

für die Materie, Stilsicherheit sowie<br />

sorgfältiger und unvoreingenommener<br />

Recherche keine unwesentliche<br />

Voraussetzung für guten (Fach-)<br />

Journalismus.<br />

Titelblatt Mai/<br />

Juni 1995 mit<br />

Bundesrat<br />

Arnold Koller<br />

Titelbild von<br />

März 2003,<br />

erste Ausgabe<br />

im<br />

Magaz informat<br />

November<br />

2013


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Komfort, zum Beispiel durch die Programmierung<br />

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Energiekosten, höhere Sicherheit oder das gute<br />

Gefühl, den Wert der eigenen Immobilie ganz einfach<br />

zu steigern – ob Bestands- oder Neubau. Steuern<br />

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Im Profil<br />

46<br />

IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

«Ein gewisses Mass an<br />

Glamour tut gut»<br />

Rückblick – Riccardo Boscardin zählt seit Jahrzehnten zu den wichtigsten<br />

«Playern» des Schweizer Immobilienmarkts – und auch zu den «farbigsten».<br />

Ende Dezember tritt der «Ausnahmemanager» in den Ruhestand.<br />

Von Birgitt Wüst. Bilder: PD


IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Im Profil<br />

47<br />

«Mein Ziel war es immer,<br />

Ästhetik, Nachhaltigkeit und Rendite<br />

auf einen Nenner zu bringen.»<br />

Riccardo Boscardin<br />

Ein gut gelaunter Manager, der singend<br />

durch die Flure seiner Bank schreitet,<br />

ist ein eher seltener Anblick. Nicht so<br />

in Basel, genauer gesagt im Brunngässlein<br />

12, am Hauptsitz von UBS<br />

Global Real Estate Switzerland. Die<br />

Rede ist von Riccardo («Riki») Boscardin,<br />

dem langjährigen Leiter der<br />

Immobilienfondssparte der Schweizer<br />

Grossbank. Boscardin hat in diesem<br />

Frühjahr die Führung der UBS Global<br />

Real Estate seinem Nachfolger Daniel<br />

Brüllmann übergeben; ab Januar 2015<br />

wird er aber der UBS als Senior Adviser<br />

in ausgewählten Komitees und Gre -<br />

mien weiterhin zur Verfügung stehen,<br />

Zeit also für eine Bestandsaufnahme.<br />

Eine Vorzeigekarriere<br />

Die Karriere von Riccardo Boscardin ist<br />

bemerkenswert. Der gebürtige Basler<br />

zählt zu bedeutendsten Real-Estate-<br />

Managern der Schweiz; die Bilanz seiner<br />

fast auf den Tag genau 30-jährigen<br />

Amtszeit kann sich sehen lassen.<br />

Während Boscardins Ägide entwickelte<br />

sich die Schweiz zum international gefragten,<br />

«reifen» Immobilienmarkt und<br />

die kotierte Immobilienfondssparte der<br />

UBS zum Schweizer Marktführer. 2002,<br />

bei seinem Wiedereintritt in die fusionierte<br />

UBS, zählten circa 500 Immobilien<br />

im Gesamtwert von circa 6,5 Milliarden<br />

Franken zum Portfolio der<br />

UBS-Immobilienfonds und -Anlagestiftungen;<br />

zum 1. April konnte Boscardin<br />

stolz die Verantwortung für<br />

circa 14,5 Milliarden «Assets under<br />

Management» an Daniel Brüllmann<br />

übergeben.<br />

Zweifelsohne ein sehr beeindruckender<br />

Leistungsausweis und umso bemerkenswerter,<br />

als es sich bei Boscardins<br />

beruflicher Laufbahn nicht um<br />

die Karriere eines «knallharten Managers»<br />

handelt. Fragt man ihn nach den<br />

entscheidenden Weichen seines beruflichen<br />

Erfolgs, sagt er bescheiden:<br />

«Zum institutionellen Immobiliengeschäft<br />

kam ich eher durch einen Zufall.<br />

Ich hatte die Chance, beim Bankverein<br />

ab 1984 in der Immobilienfondsleitung<br />

rasch Karriere zu machen – und von<br />

dort an das Glück, immer zum richtigen<br />

Zeitpunkt dort zu sein, wo Chefs<br />

mich gefördert haben.»<br />

Doch steht zu vermuten, dass der promovierte<br />

Jurist Qualitäten hatte, die<br />

seine Förderer überzeugt und ihm zum<br />

«Glück» verholfen haben. Zu nennen<br />

wäre etwa ein «gewisses Faible für<br />

Architektur», welches Boscardin<br />

selbst einräumt und welches das für<br />

eine Leitungsposition im institutionellen<br />

Immobiliengeschäft notwendige<br />

Gespür für Chancen und Risiken hervorragend<br />

ergänzt. Ferner Durchsetzungsvermögen<br />

und Entschlusskraft<br />

– sprich: keine Angst, auch unbequeme<br />

Entscheidungen zu treffen, wenn es erforderlich<br />

wird. Darüber hinaus zeichnet<br />

Boscardin eine gewisse Leidenschaft<br />

für seinen Beruf aus; er handelt<br />

nach Grundsätzen, die geeignet sind,<br />

die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, in<br />

rentable Immobilien oder Projektentwicklungen<br />

zu investieren. «Mein Ziel<br />

war es immer, Ästhetik, Nachhaltigkeit<br />

und Rendite auf einen Nenner zu bringen»,<br />

sagt Boscardin. Dieses Motto<br />

scheint sich, unter dem Strich betrachtet,<br />

für die Anleger bisher ausgezahlt<br />

zu haben.<br />

Hinzu kommen Qualitäten, die sowohl<br />

die Mitarbeiterführung wie den Aufbau<br />

von geschäfts- und umsatzfördernden<br />

Netzwerken günstig beeinflusst haben<br />

dürften.<br />

«Es ging immer menschlich zu»<br />

Boscardins Esprit, sein Savoir-vivre,<br />

seine heitere Grundstimmung und sein<br />

Sinn für Humor sind in der Schweizer<br />

Immobilienszene Legende. Ebenso sein<br />

unkonventioneller Führungsstil und die<br />

Bereitschaft, ein Mass an Verantwortung<br />

zu übernehmen, das weit über das<br />

«beruflich Notwendige hi nausgeht»,<br />

wie Mitarbeiter berichten. «Kein Geburtstag<br />

und keine Hochzeit eines Kollegen,<br />

zu der Riki nicht gratuliert hat;<br />

kein Todesfall, an dem er nicht Anteil<br />

nahm.» «Meine Mitarbeiter sind viel intelligenter<br />

als ich – aber ich bin sehr gut<br />

in der Mitarbeiterführung», schmunzelt<br />

Boscardin. Er hält das interne Betriebsklima<br />

für einen «extrem wichtigen<br />

Faktor», um ein erfolgreiches Geschäft<br />

aufzubauen oder zu führen. Sein Credo:<br />

«Ein gesundes Arbeitsklima ist mithin<br />

ebenso wichtig wie die Kompetenz<br />

eines Teams». So habe er immer darauf<br />

geachtet, dass es in seinem Team<br />

«menschlich zuging»: «Ich habe niemals<br />

Ziele vorgegeben, die eigentlich<br />

nicht erreichbar, sondern Aufgaben gestellt,<br />

die machbar waren.»<br />

Die Freude an der Arbeit und das<br />

Schätzen des Arbeitsumfelds sind für<br />

Boscardin wichtige Voraussetzungen,<br />

damit ein Team funktioniert und gute


Im Profil<br />

48<br />

IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Ergebnisse bringt – und tatsächlich<br />

zeichnet sich seine Abteilung durch<br />

eine sehr geringe Fluktuation aus.<br />

Selbst der neue CEO konnte aus den<br />

eigenen Reihen rekrutiert werden – bei<br />

Grosskonzernen eine Seltenheit.<br />

Für extrem wichtig hält Boscardin die<br />

Auswahl neuer Mitarbeiter. «Leute anzustellen,<br />

finde ich etwas ganz Tolles»,<br />

sagt er. «Meine Mitarbeiter testen die<br />

fachliche Kompetenz, ich will mehr<br />

über die persönlichen Eigenschaften<br />

des Kandidaten wissen.» Ähnlich wie er<br />

die Sparte immer wie ein «eigenes Geschäft»<br />

geführt habe, habe er seine Abteilung<br />

wie eine grosse Familie betrachtet,<br />

«wie meine Kinder». Er lege Wert<br />

auf motivierte Mitarbeiter, inte ressiere<br />

sich für die Leute und wisse viel von deren<br />

Privatleben. Dass Boscardin in der<br />

Branche «der Patron» genannt wird,<br />

kommt also nicht von ungefähr.<br />

«Die persönliche Bindung ist wichtig<br />

– nicht nur zu Mitarbeitern, auch zu<br />

Geschäftspartnern», ist der Manager<br />

überzeugt. «Denn die Bindung schafft<br />

Vertrauen. Sie ermöglicht u.a., Investoren,<br />

Grundstücksverkäufern oder<br />

Projektentwicklern zu sagen: Kommt<br />

zuerst zu mir – ich möchte nicht der<br />

Fünfte in der Reihe sein, wenn es um interessante<br />

Objekte oder Projekte geht.»<br />

Auf dem als «eng» und eher intransparent<br />

bekannten Schweizer Immobilienmarkt<br />

sicherlich ein Vorteil, und<br />

tatsächlich ist kaum jemand auf dem<br />

Schweizer wie internationalen Immobilien-<br />

und Wirtschaftsparkett so gut<br />

vernetzt wie Riccardo Boscardin. In der<br />

Branche hat er einen ausgezeichneten<br />

Ruf: Er gilt als «Mann von Wort», für<br />

den der Handschlag zählt, als jemand,<br />

dem man vertrauen kann, mit dem man<br />

sich gerne trifft und spricht – und mit<br />

dem man gerne Geschäfte macht.<br />

«Ich war immer unabhängig»<br />

«Etwas gerne tun» – für Boscardin<br />

ist es eine Grundeinstellung, auch für<br />

das Berufsleben eine conditio sine qua<br />

non. Er will «Freude am Geschäft, an<br />

den Liegenschaften» haben und handelt<br />

entsprechend, oftmals auch «nach<br />

Feierabend». Kollegen wie Geschäftspartner<br />

rühmen seine Dinner-Einladungen<br />

– für die es sich der «Patron»<br />

nicht nehmen lässt, die Tafel selbst zu<br />

decken. «Das mache ich gerne», sagt<br />

Boscardin und lässt durchblicken, dass<br />

er weiss, wo die Dessertlöffel zu liegen<br />

und die Weissweingläser zu stehen<br />

kommen, und dass er mit Freude die<br />

Sitzordnung festlegt. «Ich schätze Gesellschaften<br />

sehr. Ausserdem: In einer<br />

Position als CEO muss man sich sehen<br />

lassen, nicht nur bei der Arbeit, auch<br />

privat. Ein gewisses Mass an Glamour<br />

tut gut und macht Spass.» Was natürlich<br />

ein gewisses Savoir-faire bedingt,<br />

ferner, dass man ein Haus hat, das sich<br />

für Empfänge eignet – und nicht zuletzt<br />

eine Frau, die mitspielt.<br />

Rückblickend nennt Boscardin eine<br />

weitere wichtige Voraussetzung für sein<br />

erfolgreiches Berufsleben. «Ich war finanziell<br />

immer relativ unabhängig und<br />

hätte jederzeit gehen können, hätte es<br />

einmal unüberwindliche Differenzen<br />

gegeben.» Im schlimmsten Fall hätte<br />

eben seine Frau – sie ist Gymnasiallehrerin<br />

– für die Familie sorgen müssen.<br />

«Ich habe mich nie als der ‹Ernährer›<br />

unserer Familie gefühlt und damit sicher<br />

auch signalisiert, dass ich unabhängig<br />

bin – und nichts anderes gibt<br />

so viel Sicherheit im Geschäftsleben»,<br />

sagt Boscardin, betont aber gleichzeitig,<br />

dass er auch privat sehr viel Glück gehabt<br />

habe. «Meine Frau, obwohl selbst<br />

berufstätig und Mutter von drei Kindern,<br />

hat mir immer den Rücken freigehalten.»<br />

Den Anteil eines ausgeglichenen<br />

Familienlebens an seinem beruflichen<br />

Erfolg stuft Boscardin als sehr hoch ein.<br />

Nicht missen möchte er etwa die Zeit, in<br />

der er – auch damals längst nicht mehr<br />

allgemein üblich – in der Mittagspause<br />

nach Hause ging: «Bis 2001 haben wir<br />

dreimal täglich zusammen gegessen.<br />

Das war schon ein grosses Stück Lebensqualität,<br />

die man früher hatte.»<br />

Und Fehler? Auch hier bleibt der sympathische<br />

Manager keine Antwort schuldig.<br />

«Sicher kommt es vor, dass man die<br />

‹falsche› Liegenschaft kauft – aber so<br />

etwas bleibt nicht aus im Geschäftsleben.<br />

Ein gewisses Risiko gibt es immer;<br />

das wissen auch die Anleger.»<br />

Skandale in seiner beruflichen Vita<br />

sucht man indes vergebens*. «Bisher<br />

jedenfalls gab es keine», sagt Boscardin<br />

und klopft lächelnd auf den Tisch. «Ich<br />

hoffe, dass das auch in den kommenden<br />

Monaten so bleibt und ich erhobenen<br />

Hauptes in den Ruhestand gehen kann.»<br />

Bis dahin sind es nur noch ein paar Wochen<br />

– und es schaut ganz danach aus,<br />

als ginge dieser Wunsch in Erfüllung.<br />

* Für negative Schlagzeilen sorgten allenfalls<br />

Ende 2002 die Zusammenlegung von fünf<br />

UBS-Immobilienfonds sowie die zeitgleich<br />

erfolgte Umstellung der Immobilienbewertung<br />

auf das DCF-Verfahren und damit verbundene<br />

vorübergehende Kursverluste.


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Asset- und Portfoliomanagement<br />

50<br />

IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Kreativität gefragt<br />

Bestellerkompetenz – Der Spitalbau boomt in der Schweiz. Bei der Planung<br />

von Kliniken darauf zu achten, dass nachhaltig nutzbare Immobilien entstehen<br />

und kein Kapital versenkt wird, wird leider oft übersehen.<br />

von Peter Gallmann, Bilder: PD, «didymos», Kantonsspital Winterthur<br />

Herausforderung Spitalbau: Der Bau von Kliniken setzt ein immenses Fachwissen voraus.<br />

Es ist schwer, ein Ziel zu finden, das<br />

man nicht genau kennt. Ausserdem<br />

finden Forscher in der Regel das, wonach<br />

sie suchen. Abgeleitet von diesen<br />

zwei Binsenwahrheiten macht sich so<br />

mancher Marktbeobachter seit Jahren<br />

Gedanken dazu, wie denn nun Neubauten<br />

idealerweise zu entwickeln<br />

sind – insbesondere Geschäftshäuser,<br />

Immobilien für die Industrie und für<br />

die Gesundheitsbranche im Speziellen.<br />

Dabei stellt sich zunächst die Frage,<br />

wer denn in welchen Segmenten<br />

was genau bestellt. Bürohäuser und<br />

Einkaufscenter werden üblicherweise<br />

von Projektentwicklern konzipiert,<br />

realisiert, erstvermietet und dann dem<br />

Investorenmarkt angeboten. Bei Bürohäusern<br />

zum Beispiel sind die Voraussetzungen<br />

für eine erfolgreiche,<br />

langfristig optimale Nutzung weitgehend<br />

bekannt und erprobt. Das Erfolgsrezept<br />

– das Achten auf Raumhöhen,<br />

Rasterachsen, Erschliessung für<br />

unterschiedliche Vermietungsflächen,<br />

Erschliessungszonen, Grundausbau,<br />

teilweise modulare und mehrfach wiederverwendbare<br />

Ausbauten und Installationen<br />

– wird denn auch oft angewandt<br />

und sorgfältig umgesetzt.<br />

Das Bewusstsein darüber, dass sich<br />

die Raumbedürfnisse von einem grossen<br />

Mieter, der sich zum Beispiel für<br />

zehn oder mehr Jahre fest einmietet,<br />

laufend, ja oft jährlich verändern, ist<br />

inzwischen am Markt durchgedrungen.<br />

Bei Bürohäusern fordert der Besteller<br />

denn auch überwiegend die erforderliche<br />

Flexibilität und Multifunktionalität<br />

ein. Ob die Bestellerkompetenz für die<br />

in den letzten Jahren erstellten Einkaufszentren<br />

ausreichend war, kann<br />

dagegen sicher hinterfragt werden –<br />

der Markt wird es zeigen.<br />

Nachholbedarf<br />

bei Industriebauten<br />

Ganz anders ist der Bestellprozess<br />

bei der Industrie und zum Beispiel bei<br />

Spitälern. Diese Objekte werden nicht


IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Asset- und Portfoliomanagement<br />

51<br />

Der Autor<br />

Peter Gallmann arbeitete 40 Jahre in führenden Positionen bei Immobilieninvestoren<br />

und Immobiliendienstleistungsunternehmen in der Schweiz. Er verfügt über eine<br />

sehr breite, praxisgestützte Erfahrung in der Entwicklung, Vermarktung und Bewirtschaftung<br />

von Immobilien. Heute arbeitet er als selbstständiger Immobilienexperte<br />

im Einzelunternehmen immexpert (www.immexpert.ch) und stellt sein Wissen als<br />

strategischer Partner in den Dienst von grossen Immobilienbesitzern. Daneben ist<br />

Gallmann Stiftungsrat in der zu sanierenden Hochgebirgsklinik Davos, Partner im<br />

Expertennetzwerk SeestattExperts sowie Vizepräsident der FM-Kammer des SVIT.<br />

aus der Sicht von Immobilieninvestoren,<br />

sondern aufgrund von aktuellen<br />

Raumbedürfnissen bestellt. Die Industrie<br />

formuliert entsprechend den Produktionsanforderungen<br />

zum Beispiel<br />

für neue Produkte kurzfristig ein zu<br />

schaffendes Raumangebot, das dann<br />

exakt für diesen Bedarf, kostengünstig<br />

und schnell zu realisieren ist. Dabei<br />

orientiert sich der Bestellerprozess an<br />

den erprobten Tools für die Umsetzung<br />

der geforderten Raumstrukturen.<br />

Dass dabei eine Immobilie entsteht, die<br />

einen grossen Wert darstellt und deren<br />

Wert besser erhalten bleibt, wenn das<br />

Gebäude multifunktional und flexibel<br />

bestellt und gestaltet wird, geht oft unter.<br />

Das Gebäude wird benötigt, um einen<br />

grossen Auftrag abzuwickeln oder<br />

neue Produkte herzustellen. Die Marge<br />

stimmt, also ist das Objekt Mittel<br />

zum Zweck. Der Wertverlust im Falle<br />

einer Umnutzung oder eines Wegfalls<br />

der Produktion kann allerdings erheblich<br />

sein – was später einmal den Gewinn<br />

reduzieren könnte. Um hier diese<br />

namhaften Werte zu schaffen und zu<br />

erhalten, ist neben einer ergänzten<br />

Bestellerkompetenz eine Immobilienstrategie<br />

erforderlich, die diesen Namen<br />

verdient (vgl. hierzu die IB-Ausgaben<br />

März, April, Mai).<br />

Dabei wäre die Sache doch recht einfach<br />

besser zu machen. Die Zauberworte<br />

dazu heissen: modulare Bauweise,<br />

Flexibilität, Multifunktionalität,<br />

Optimierung der Lebenszykluskosten.<br />

Der Gesundheitsmarkt –<br />

eine Blackbox<br />

Momentan werden in der ganzen<br />

Schweiz mit Hochdruck neue Spitäler<br />

geplant und gebaut. Die Verantwortlichen<br />

bestellen diese Werke nach den<br />

erprobten Regeln der Kunst. Die Businesspläne<br />

zeigen auf, wie viel Raumbedarf<br />

für die nächsten Jahre erforderlich<br />

ist. Dieser Raumbedarf ist die<br />

Grundlage für die Ausschreibungen<br />

und der Markt offeriert Projekte, die<br />

exakt diesen Anforderungen entsprechen.<br />

So weit so gut. Aber ob das für<br />

eine nachhaltige Immobilienstrategie<br />

ausreicht? Die Immobilienplanung im<br />

Bereich Kliniken zählt nicht zu den<br />

einfachsten Aufgaben, denn der Markt<br />

ist im Umbruch, eine Blackbox. Für<br />

Immobilieninvestoren und –entwickler<br />

in diesem Bereich empfiehlt es<br />

sich, die anstehenden Veränderungen<br />

im Gesundheitswesen in ihre Planung<br />

mit einzukalkulieren. Hierzu zehn<br />

Thesen:<br />

1. Der Gesundheitsmarkt ist das einzige<br />

Geschäft, das Jahr für Jahr<br />

konstant zunimmt – und damit<br />

steigen in der Regel auch die Gesundheitskosten.<br />

Somit stellt sich<br />

nicht die Frage, ob es genügend<br />

Marktvolumen geben wird und wo<br />

die Leistungen in einem kompetitiven<br />

Markt (DRG = Preis entwickelt<br />

sich nach best practice) künftig<br />

angeboten und nachgefragt werden.<br />

2. Die Patienten werden mündig; sie<br />

werden sich künftig besser und<br />

umfassender über Leistung, Qualität<br />

und Benchmarking informieren.<br />

Wenn sie es können, werden<br />

sie in einem vernünftigen Einzugsbereich<br />

ihr Spital der Wahl suchen<br />

und finden.<br />

3. Die bessere Medizin bekommt der<br />

Patient dort, wo unter anderem<br />

die meisten Fälle sind und deshalb<br />

die grösste Innovation und Fachkompetenz<br />

ist. Unter dem DRG-<br />

System in der Schweiz wird sich<br />

aber auch das Spital am besten<br />

entwickeln, das neben der besten<br />

Medizin am schnellsten über flexible,<br />

multifunktionale und zahlbare<br />

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Asset- und Portfoliomanagement<br />

52<br />

IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Raumstrukturen verfügt, um darin<br />

beste und kompetitive Medizin<br />

anzubieten.<br />

4. Ideale Bedingungen lassen optimierte<br />

Abläufe zu und sparen<br />

nachhaltig Zeit, Personal und Kosten.<br />

Heute ist die Funktionalität<br />

eines Spitalbaus nicht exakt messbar<br />

(wie z.B. in der Automobilindustrie).<br />

5. Das Spital muss in der Lage sein,<br />

ideale Produktionsbedingungen zum<br />

besten Preis zu erhalten.<br />

6. Spitalraumstrukturen müssen<br />

künftig zwingend modular sein.<br />

Nur so kann das Raumangebot<br />

flexibel den sich verändernden Bedingungen<br />

angepasst werden.<br />

7. Ein modulares Raumangebot setzt<br />

Normen voraus. Diese Normen<br />

sind zu schaffen. Heute sind solche<br />

nicht oder nur fragmentiert<br />

vorhanden.<br />

8. Die Bestellerkompetenz für modulare,<br />

multifunktionale, kostengünstige<br />

Raumstrukturen ist nicht<br />

im genügenden Masse vorhanden.<br />

Es mangelt an der Langzeiterfahrung<br />

– und auch am «anderen<br />

Denken».<br />

9. Es braucht strategische Spezialisten,<br />

die erfolgreiche Spitalimmobilienprojekte<br />

– im Verbund<br />

mit den bekannten Bauexperten<br />

– zielgerichtet und innovativ (innovativ<br />

= neu = noch nicht vorhanden<br />

und deshalb auch nicht kopierbar)<br />

steuern und konsequent neue,<br />

bessere Lösungen suchen. Das<br />

ist weitgehend Neuland, denn das<br />

Spitalgebäude von morgen benötigt<br />

andere Ansätze. Best-Practice-<br />

Erfahrungen aus anderen Ländern<br />

oder anderen Projekten müssen<br />

übersetzt werden.<br />

10. Die wesentliche bautechnische<br />

He rausforderung ist, langlebige<br />

Grundstrukturen mit kurzfristig<br />

veränderbaren, funktionalen, aber<br />

kostengünstigen Ausbauteilen zu<br />

kombinieren, damit die Raumkosten<br />

kompetitiv bleiben (wiederverwendbare<br />

Module oder Ähnliches).<br />

Deutlicher Handlungsbedarf<br />

Es scheint notwendig zu sein, angesichts<br />

der vielen offenen Fragen, eine<br />

Bestellerkompetenz für Spitäler mit<br />

folgenden Zielen weiterzuentwickeln:<br />

Zum einen sollten Normen für einen<br />

modularen Spitalbau geschaffen werden,<br />

zum anderen auch Grundlagen für<br />

die Messbarkeit der Funktionalität in<br />

Spitälern. Darüber hinaus braucht es<br />

Benchmarks für kostengünstige, flexible<br />

Spitalimmobilienkosten in Bau und<br />

Betrieb.<br />

Der Markt ist in der Lage, neue Modelle<br />

auf spezifizierte Nachfrage zu<br />

entwickeln. Diese Modelle können formuliert<br />

und müssen bestellt werden.<br />

Diese Innovation, die natürlich Kreativität<br />

voraussetzt, wird sich nachhaltig<br />

auszahlen.<br />

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IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Asset- und Portfoliomanagement<br />

53<br />

Mieterbefragung<br />

Paradigmenwechsel<br />

bei 1/1 der SeiteCredit Suisse<br />

Assetmanagement – Mit dem Tenant Risk Monitor oder TRiMo ermittelt<br />

BMC die Mieterzufriedenheit. Das nützliche Tool kam bei Credit Suisse<br />

Real Estate Asset Management erstmals in der Schweiz zum Einsatz.<br />

Von Birgitt Wüst<br />

Tenant Risk Monitor – Basis für Cash-in-Sicherung<br />

BMC-TRiMo: Cash-in-Sicherung<br />

Rest-Vertragsdauer<br />

Investors’s Hope<br />

Investor’s Heaven<br />

• Kontinuierliches Monitoring<br />

der Mieterbeziehung<br />

• Ableitung von Kurz-, Mittel-,<br />

Langfrist-Massnahmen<br />

• Basis-Werkzeug für Ihre<br />

Assetmanager<br />

BMC-Datenbank: Vergleich<br />

Investor’s Hell<br />

Investor’s Chance<br />

• Benchmarking der Ergebnisse<br />

mit anderen Haltern<br />

• Best-Practice-Gesprächskreise<br />

unter den Teilnehmern<br />

Mieterzufriedenheit<br />

TRiMo – Tenant Risk Monitor, © Bell Management Consultants<br />

Manchmal lohnt die Lektüre auch von<br />

ausländischen Fachmedien. So wurde<br />

etwa Silvio Preisig, Head Property Asset<br />

Management bei der Credit Suisse<br />

Real Estate Asset Management, durch<br />

einen Artikel des deutschen Magazins<br />

«Immobilienmanager» auf ein neu entwickeltes<br />

Tool der BMC Bell Management<br />

Consultants mit Sitz in Köln aufmerksam.<br />

Der Beitrag befasste sich mit<br />

dem Tenant Risk Monitor, kurz TRiMo,<br />

der in den Beständen von deutschen Immobilienunternehmen<br />

schon seit 2010<br />

zum Einsatz kommt. Zu den Nutzern<br />

zählen etwa Deutsche Asset- & Wealth<br />

Management (ehemals RREEF), IVG,<br />

Union Investment Real Estate, Bayerische<br />

Hausbau Immobilien, SEB Asset<br />

Management, Deka Immobilien, Allianz<br />

Real Estate, Commerz Real, Talanx Immobilien<br />

Management, AXA Investment<br />

Managers oder WealthCap, um nur einige<br />

der Grössten zu nennen.<br />

Die Hölle ist unten links<br />

Der TRiMo hat zum Ziel, Immobilieneigentümer<br />

über die Zufriedenheit<br />

(oder Unzufriedenheit) ihrer Mieter in<br />

Kenntnis zu setzen. Der Monitor entsteht<br />

in zwei Phasen. In der ersten erfolgen<br />

eine Mieterbefragung und deren<br />

Auswertung bei einem (oder mehreren)<br />

Assetmanager; in einer zweiten<br />

werden die Ergebnisse zu Noten für<br />

die Mieterzufriedenheit zusammengefasst.<br />

Der Vorteil: Das oder gegebenenfalls<br />

die Unternehmen bekommen<br />

einen detaillierten Einblick über die<br />

Zufriedenheit aus Mietersicht zu den<br />

Themen Asset- und Property Management,<br />

technischer und infrastruktureller<br />

Service, Miete und Nebenkosten,<br />

Objekt und Lage. Die Ergebnisse der<br />

Umfrage werden auch grafisch veranschaulicht.<br />

«Asset manager’s hell»<br />

befindet sich im Quadrantensystem unten<br />

links und beschreibt folgende Ausgangslage:<br />

Der Mietvertrag läuft bald<br />

aus, der Mieter ist sehr unzufrieden.<br />

Das Signal für den Assetmanager: Hier<br />

besteht unmittelbar Handlungsbedarf,<br />

will man den Mieter nicht verlieren. Im<br />

Nachgang der Analyse bietet BMC in


Asset- und Portfoliomanagement<br />

54<br />

IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Real Estate Software<br />

Qualitätsoffensive<br />

Mehrere bekannte Real-Estate-<br />

Software-Unternehmen – Bell Ma -<br />

nage ment Consultants, Control.IT,<br />

Flowfact, Immopac International,<br />

iMS Immobilien Management-Systeme<br />

und Nemetschek Crem<br />

Solutions – haben die Initiative<br />

RES-Q (Real Estate Software-Quality)<br />

gegründet. Ziel ist, die seit<br />

Jahren bestehenden Defizite beim<br />

Austausch von Portfoliodaten<br />

zwischen den Software-Systemen<br />

im Asset- und Property Management<br />

zu beheben.<br />

RES-Q will einen von allen akzeptierten<br />

Qualitätsstandard implementieren,<br />

der eine Effizienzsteigerung<br />

und höhere Sicherheit im<br />

Zusammenspiel der verschiedenen<br />

Systeme sicherstellt. Die Vision:<br />

eine praktikable Standardlösung,<br />

die von allen gängigen Systemen<br />

am Markt zum Austausch von<br />

Portfoliodaten genutzt wird.<br />

Die Mitglieder des Kreises verpflichten<br />

sich untereinander auf die<br />

Nutzung des neuen Standards.<br />

Das Vorhaben ergänzt und entwickelt<br />

die Ideen anderer Initiativen<br />

(z.B. gif e.V.) zu einer anwendbaren<br />

Lösung weiter. Die bisher rein<br />

inhaltliche Beschreibung der<br />

Austauschdaten wird durch RES-Q<br />

um die erforderlichen technischen<br />

und organisatorischen Elemente<br />

erweitert. Die erarbeiteten Lösungen<br />

will die Initiative umsetzen<br />

und in der Praxis nutzen; die erste<br />

Version eines allgemein gültigen<br />

Austauschformates soll bereits<br />

Anfang 2015 einsetzbar sein.<br />

Weiterführende Themen der RES-Q<br />

Initiative sind u.a. die Analyse von<br />

Kundenbedarf und Branchentrends<br />

sowie die Erarbeitung eines<br />

Standard-Leistungskatalogs zum<br />

Vergleich von Software-Produkten<br />

im Rahmen von Ausschreibungen.<br />

Einer Ausweitung des Kreises und<br />

der konstruktiven Diskussion mit<br />

weiteren Software-Häusern steht<br />

RES-Q offen gegenüber. (bw)<br />

einem weiteren Schritt an, die eigenen<br />

Ergebnisse mit den Ergebnissen des<br />

Wettbewerbs anonym zu vergleichen<br />

und darauf aufbauend Optimierungsansätze<br />

zu erarbeiten. Die Erfahrungen<br />

aus Deutschland zeigen: TRiMo ist ein<br />

nützliches Instrument – denn nicht umsonst<br />

dürften 80 Prozent der Nutzer die<br />

Analyse nach zwölf bis 24 Monaten wiederholt<br />

haben.<br />

Erster Einsatz in der Schweiz<br />

«Die Resonanz auf die Umfrage<br />

war hoch. Die Rücklaufquote von<br />

47 Prozent hat uns überrascht.»<br />

Thomas Wenzel, Bell Management Consultants<br />

«Im Bereich der Wohnimmobilien hat<br />

das Real Estate Asset Management<br />

der Credit Suisse in der Vergangenheit<br />

schon öfter Befragungen bei den Mietern<br />

durchgeführt», berichtet CS-Manager<br />

Preisig. Ein ähnliches Vorgehen<br />

habe man auch für das Segment der<br />

Büroimmobilien angedacht. Bekanntermassen<br />

wächst an den Schweizer Bürohochburgen<br />

der Leerstand – und auch<br />

wenn sich die Quote der nicht vermieteten<br />

Flächen im internationalen Vergleich<br />

in eher moderaten Grenzen hält,<br />

so lag doch nahe, nach der Lektüre des<br />

Berichts über TRiMo mit Bell Management<br />

Consultants in Kontakt zu treten<br />

und das Unternehmen mit einer ersten<br />

Mieterzufriedenheitsanalyse zu beauftragen.<br />

1.200 der weltweit insgesamt<br />

1.350 Liegenschaften, die zum Bestand<br />

der CS Real Estate Asset Management<br />

zählen, befinden sich in der Schweiz. Ein<br />

Grossteil davon sind Büroimmobilien;<br />

doch wie Preisig mitteilt, wurden nicht<br />

alle Mieter befragt. «Wir haben uns auf<br />

275 Mieter beschränkt: die Gruppe von<br />

Mietern, die mehr als eine Million Franken<br />

Jahresmiete bezahlt.» Ein naheliegender<br />

Schritt: Denn nicht nur die Miete<br />

der «besten Kunden» ist am höchsten –<br />

das Gleiche gilt für den Ertragsausfall,<br />

wenn sie ausziehen; zu schweigen von<br />

den dann ebenfalls anstehenden Renovierungskosten<br />

und den Problemen, im<br />

anspruchsvollen Umfeld einen Nachmieter<br />

zu finden.<br />

«Die Resonanz auf die Umfrage war<br />

ausgesprochen hoch», berichtet Thomas<br />

Wenzel, Senior Manager bei BMC.<br />

Zur Analyse führt BMC telefonische<br />

Befragungen wie persönliche Gespräche<br />

durch und verschickt Fragebögen.<br />

Befragt wurden die Mieter über ihre Zufriedenheit<br />

insgesamt, ferner über die<br />

Leistungen des Property und des Assetmanagements,<br />

über die des Facility<br />

Managements sowie über Detailthemen<br />

wie die Nebenkostenabrechnung.<br />

«Die Rücklaufquote je Befragungskanal<br />

zwischen 77 und 27 Prozent hat<br />

uns überrascht», so Wenzel. «Auch wir<br />

waren erstaunt über das positive Feedback»,<br />

sekundiert Preisig. «Wir werten<br />

es als deutliches Signal dafür, dass<br />

die Mieter die Zufriedenheitsanalyse<br />

schätzen und begrüssen, dass wir die<br />

Umfrage durchgeführt haben.»<br />

Konkrete Schwachstellen<br />

identifiziert<br />

Und die Ergebnisse? «Die Auswertung<br />

brachte für uns keine wirklich grossen<br />

Überraschungen», sagt Preisig. «Dass<br />

die Mieter mit dem einen oder anderen<br />

Aspekt unzufrieden sind, hatten wir<br />

ohnehin – aus Einzelrückmeldungen<br />

– gewusst. Ob es sich allerdings nur<br />

um Einzelfälle oder um ein flächende-


IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Asset- und Portfoliomanagement<br />

55<br />

«Die MBC-Mieterzufriedenheitsanalyse<br />

bietet die Möglichkeit, die Qualität des<br />

Miet verhältnisses und die Zufriedenheit<br />

der Mieter nachhaltig zu verbessern.»<br />

Silvio Preisig, Credit Suisse Real Estate Asset Management<br />

ckendes Problem handelt, das wussten<br />

wir vor der Umfrage nicht», betont<br />

der CS-Manager. In der Umfrage oft<br />

kritisiert wurden, wie Preisig weiter<br />

mitteilt, zum einen die Leistungen<br />

des Property Managements. «Moniert<br />

wurden etwa die Erreichbarkeit, die<br />

Reaktionszeit bei Problemmeldungen<br />

oder Anfragen sowie mangelnde Statusrückmeldungen.»<br />

Ferner hätten<br />

viele Mieter die unzureichende Transparenz<br />

bei Betriebskostenabrechnungen<br />

und mangelnde Qualität bei den<br />

Facility Managern beanstandet. Bei<br />

den festgestellten Schwächen handle<br />

es sich somit um Probleme, die sich<br />

durch konkrete Massnahmen relativ<br />

schnell beheben lassen, stellt Preisig<br />

fest. Dazu würden in den kommenden<br />

Monaten Massnahmen mit den Dienstleistern<br />

definiert.<br />

Die Möglichkeit, konkrete Schwachstellen<br />

zu identifizieren, zählt er denn<br />

auch zu den wichtigsten Vorteilen der<br />

BMC-Mieterzufriedenheitsanalyse:<br />

«Denn dies bietet die Chance und das<br />

Potenzial, die Qualität des Mietverhältnisses<br />

und die Zufriedenheit der Mieter<br />

nachhaltig zu verbessern.»<br />

Mit der Detail-Auswertung der Befragungsergebnisse<br />

ist das Assetmanagement<br />

der Credit Suisse derzeit<br />

beschäftigt, doch erste Ergebnisse<br />

– oder vielleicht besser gesagt: Veränderungen<br />

– zeichnen sich Preisig zufolge<br />

schon jetzt ab. «Mit der Befragung<br />

hat bei uns ein Paradigmenwechsel<br />

eingesetzt», berichtet er. «Wurde die<br />

Kontaktpflege mit Grosskunden früher<br />

allein als Aufgabe des Bewirtschafters<br />

gesehen, wird sie bei uns im Konzern<br />

jetzt eher als Aufgabe der Eigentümerschaft<br />

wahrgenommen.» Heisst konkret:<br />

Statt wie früher mit dem Mieter<br />

nach dem Vertragsschluss erst dann<br />

wieder zu sprechen, wenn die Verhandlungen<br />

um die Verlängerungsoption<br />

anstanden, hält man nun regelmässig<br />

Kontakt. «Dazu haben wir bereits ein<br />

Key-Account-Management-Konzept<br />

erarbeitet und implementiert», so<br />

Preisig. Eine weitere Befragung der<br />

Mieter sei vorerst nicht geplant, sicher<br />

aber in zwei bis drei Jahren: «Schon<br />

um festzustellen, ob die Massnahmen<br />

gegriffen haben.»<br />

Gegenüber der Arbeit von BMC sei er zunächst<br />

etwas skeptisch («Verstehen die<br />

Deutschen den Schweizer Markt?») gewesen,<br />

räumt Preisig ein, doch dann sei<br />

er umso überraschter gewesen von dem<br />

«hoch professionellen, generalsstabsmässigen<br />

und effizienten Vorgehen».<br />

Bliebe die Frage nach den Kosten der<br />

recht aufwendigen Analyse. Konkrete<br />

Zahlen will man bei der Credit Suisse<br />

Real Estate Asset Management nicht<br />

nennen. Der durch die Massnahmen entstandene<br />

Nutzen, etwa der sich entwickelnde<br />

Dialog mit den Mietern, sei zwar<br />

hoch, doch monetär schwer messbar,<br />

sagt Preisig. «Nur so viel kann ich vielleicht<br />

sagen: Mit den Kosten der Umfrage<br />

pro Mieter liegen wir deutlich günstiger<br />

als bei einem Immobilieninserat.»<br />

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Projekte und Objekte<br />

56<br />

IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Neue Quartiere<br />

für den Kanton Zug<br />

Projektentwicklung – Der Mangel an Wohnraum im Kanton Zug ist evident;<br />

der Bauboom ungebrochen. Die «Suurstoffi» in Risch-Rotkreuz wächst weiter;<br />

in Cham Nord und Baar sind neue Grossprojekte geplant.<br />

Von Birgitt Wüst, Bilder: Implenia AG, HIAG Immobilien AG<br />

Wohnen am Park: das neue Quartier im Unterfeld<br />

Der Kanton Zug ist attraktiv: Die landschaftlich<br />

reizvolle Lage, die Nähe zum<br />

Finanz- und Wirtschaftsplatz Zürich,<br />

die hervorragende Verkehrsanbindung<br />

und der niedrige Steuerfuss veranlassen<br />

Privatpersonen wie Unternehmen,<br />

ihre «Zelte» dort aufzuschlagen. Kein<br />

Wunder haben viele multinationale<br />

Unternehmen, Holdinggesellschaften,<br />

Treuhandbüros sowie Produktionsund<br />

Forschungsbetriebe ihren Sitz in<br />

Zug. Der Zustrom sorgt für einen anhaltenden<br />

Boom auf den Immobilienmärkten<br />

des Kantons. Während landesweit<br />

in den kommenden Monaten<br />

eher mit einer sich weiter abflachenden<br />

Entwicklung des Immobilienmarktes<br />

gerechnet wird, gehen die Zuger<br />

davon aus, dass ihr Immobilienmarkt<br />

überdurchschnittlich attraktiv bleibt.<br />

Bei der Zug Estates Holding – bekannt<br />

durch Grossprojekte wie die «Suurstoffi»<br />

in Risch-Rotkreuz oder «Metalli» in<br />

Zug – rechnet man mit einer anhaltend<br />

hohen Nachfrage nach Wohnraum und<br />

entsprechend guter Vermietung der<br />

momentan im Bau befindlichen Wohnungen<br />

im Areal «Suurstoffi». 90 Prozent<br />

der im ersten Halbjahr 2015 bezugsbereiten<br />

Wohnungen seien bereits<br />

vermietet, berichtet Gabriela Theus,<br />

CFO der Zug Estates Holding.<br />

Ein neues Quartier für<br />

Cham-Nord<br />

Tatsächlich ist der Mangel an Wohnraum<br />

evident – die Attraktivität des<br />

Standorts hat ihren Preis. Auf die anhaltende<br />

Nachfrage setzt auch die<br />

HIAG Immobilien AG bei einem Neubauprojekt<br />

in Cham, der am nordwestlichen<br />

Ufer des Zugersees gelegenen<br />

15.000-Einwohner-Stadt, welche gemeinsam<br />

mit Hünenberg und Risch-<br />

Rotkreuz die prosperierende Wirtschaftsregion<br />

Zugwest bildet. Die HIAG<br />

Immobilien AG will auf einem knapp<br />

fünf Hektaren grossen Areal zwischen<br />

dem Ortskern von Cham und der Autobahn<br />

A4 200 Wohnungen sowie 25.000<br />

Quadratmeter Büro- und Gewerbefläche<br />

errichten. 2013 hatten die Grundeigentümer<br />

– damals noch HIAG Immobilien<br />

und Seewarte – zusammen<br />

mit Behördenvertretern einen städtebaulichen<br />

Studienauftrag zur lang-


IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Projekte und Objekte<br />

57<br />

Kolumne<br />

Schöpfungsakt<br />

Eine Wohngasse in Cham-Nord<br />

Anja Meyer, smeyers Immobilien-Management,<br />

und Birgit Werner, Flughafen München GmbH,<br />

Geschäftsbereich Real Estate<br />

fristigen Entwicklung des Quartiers<br />

durchgeführt. Zum Sieger wurde der<br />

Entwurf von Züst Gübeli Gambetti Architekten<br />

gekürt. Das Konzept des Zürcher<br />

Architektenbüros sieht eine möglichst<br />

hohe städtebauliche Dichte bei<br />

grösstmöglicher Nähe zur Natur vor.<br />

Dazu wird ein bestehendes Gebäude<br />

der HIAG Immobilien durch zwei neue,<br />

bauliche Strukturen ergänzt, einen<br />

zur Landschaft ausgerichteten Mäander,<br />

der hauptsächlich dem Wohnen<br />

dient, und ein knapp 60 Meter hohes<br />

Büro-/Gewerbegebäude, welches das<br />

Quartier «verankern» soll. Verbunden<br />

werden alle Teile durch einen grosszügigen<br />

öffentlichen Raum, die «Quartierpromenade».<br />

Ein gutes Stück voran kam das Projekt<br />

im Frühjahr 2014, als die HIAG Immobilien<br />

AG mit dem Erwerb der Seewarte-<br />

Tochter Cham Nord Immobilien AG zum<br />

alleinigen Grundeigentümer avancierte.<br />

Bevor das Projekt realisiert werden<br />

kann, muss der bestehende Bebauungsplan<br />

aus dem Jahr 2004 angepasst<br />

werden. Erste Bauten sind schon<br />

mit dem bestehenden Bebauungsplan<br />

möglich, z.B. das bereits ausgearbeitete<br />

Projekt der Tagesschule Horbach,<br />

die am Standort ein Wocheninternat<br />

und eine Tagesschule für insgesamt<br />

50 Schüler bauen will: Einzugstermin<br />

soll 2017 sein.<br />

Grossprojekt im Unterfeld<br />

Ein Neubauprojekt, das dringend benötigte<br />

Wohnungen in unterschiedlichen<br />

Preisklassen schafft, planen auch<br />

Implenia und die Korporation Zug. Auf<br />

einem rund 50.000 Quadratmeter grossen<br />

Areal im Unterfeld, direkt an der<br />

Achse Baar–Zug, soll für geschätzte<br />

475 Millionen Franken ein neues Quartier<br />

entstehen. Co-Investor auf Baarer<br />

Seite ist die Zuger Kantonalbank.<br />

Gebaut werden soll nach den Plänen<br />

des Basler Büros HHF Architekten,<br />

das den Studienwettbewerb im Jahr<br />

2011 für sich entscheiden konnte.<br />

Der Entwurf von HHF Architekten<br />

sieht eine durchmischte, blockartige<br />

Überbauung rings um einen Park<br />

mit grosser Wasserfläche vor: alles in<br />

allem 650 Miet- und Eigentumswohnungen,<br />

rund 33.000 Quadratmeter<br />

Gewerbefläche sowie eventuell ein<br />

Hotel und ein Kino. Geplant sind Sockelbauten<br />

mit 25 Metern Gebäudehöhe<br />

und sechs 34 bis 60 Meter hohe<br />

Türme; der höchste davon soll einen<br />

städtebaulichen Akzent bei der Stadtbahnhaltestelle<br />

setzen. Geplant sind<br />

vorrangig Wohnungen für Normalverdienende,<br />

aber auch luxuriösere<br />

Appartements. Auf dem Zuger Landanteil<br />

wird die Korporation Zug mehrheitlich<br />

preisgünstige Mietwohnungen<br />

realisieren. Die Überbauung ist<br />

als nachhaltige Projektentwicklung<br />

im umfassenden Sinn konzipiert. Für<br />

den Arealteil Baar wird eine Zertifizierung<br />

als 2.000-Watt-Quartier angestrebt.<br />

Zurzeit wird auf Basis des<br />

Entwurfs von HHF Architekten ein Bebauungsplan<br />

ausgearbeitet, der von<br />

den zuständigen politischen Instanzen<br />

der Gemeinde Baar und der Stadt<br />

Zug genehmigt werden muss. Geht alles<br />

nach Plan, soll 2017 mit der ersten<br />

Bauetappe gestartet werden.<br />

Neulich an der Sitzung zur Vermarktung<br />

von Eigentum an zweitklassiger<br />

Lage. Banale Grundrisspläne liegen<br />

da. Wir stellen uns vor, wo der Tisch<br />

stehen könnte, sehen schon den Zeitungsstapel,<br />

die Vase mit den Blumen.<br />

In Gedanken wird die Schrankwand<br />

herumgeschoben, das alte Sofa, der<br />

antike Kelim. Doch dann legt die Agentur<br />

die Raumvisualisierung vor, die uns<br />

aus jeglicher Kreativität reisst. Alles ist<br />

elegant und zeitgemäss eingerichtet,<br />

mit Sicht ins Grüne, Designermöbel,<br />

hellgraues Parkett, leere Vase –<br />

furchtbar, keiner möchte so leben.<br />

Lieber entwickelt doch jeder seine eigene<br />

Fantasie. Dabei sehen wir vieles<br />

besser, wenn wir es nicht so genau sehen.<br />

Wir können es uns dann vorstellen<br />

– wir dürfen, wir müssen es uns<br />

selbst ausmalen. Im Kopf findet ein<br />

Schöpfungsakt statt, eine Imagination<br />

mit Unschärfen, welche die weitere<br />

gedankliche Entwicklung zulassen.<br />

Skizzen und Entwürfe sind dabei<br />

besonders hilfreich. Wir vermissen sie<br />

in der Entwurfsphase, aber auch im<br />

Marketing. Wo bleiben sie, diese kleinen<br />

hingeworfenen Kunstwerke, die<br />

unsere Vorstellungskraft schöpferisch<br />

nutzen? Wer kann noch skizzieren und<br />

zeichnen? Wer erlöst uns von den immer<br />

perfekteren Visualisierungen, die<br />

meist alles andere als Wirklichkeit zeigen?<br />

Natürlich sind sie für bestimmte<br />

Zwecke unverzichtbar, für andere aber<br />

einfach zu gleichförmig und steril. Gebt<br />

uns doch die Skizzen zurück, die Entwürfe<br />

und Würfe. Sie zeigen die Idee in<br />

grossen Zügen. Und sie ignorieren das<br />

Unwesentliche erbarmungslos.


Architektur und Standortentwicklung<br />

58<br />

IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Wallis im Wandel<br />

Stadtentwicklung – Sion, Fussball, Wein. Wer an die Hauptstadt des<br />

Kantons Wallis denkt, verfällt schnell in Klischees. Doch die Stadt rüstet sich<br />

für die Zukunft, mit richtungsweisenden Projekten.<br />

Von Remi Buchschacher, Bilder: Ecole polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL)<br />

Weckt hohe Hoffnungen in Sion: der Campus Valais Wallis<br />

Sion oder deutsch Sitten ist eine<br />

der ältesten Städte der Schweiz. Die<br />

Hauptstadt des Kantons Wallis ist<br />

2.500 Hektaren gross, zählt über<br />

32.000 Einwohner und punktete bisher<br />

vor allem mit ihrer landschaftlich<br />

reizvollen Lage im oberen Rhonetal inmitten<br />

des wichtigsten Weingebiets der<br />

Schweiz. Vor allem der Weisswein aus<br />

der Region, der Fendant, ist weit über<br />

die Grenzen hinaus bekannt.<br />

Doch den Ruf eines etwas «verschlafenen»<br />

Provinzstädtchens verdient Sion<br />

schon lang nicht mehr. Im wirtschaftlichen<br />

Zentrum des Wallis, als wichtiger<br />

Verkehrsknotenpunkt und mit einem<br />

eigenen internationalen Flughafen gut<br />

erreichbar, stehen die Weichen auf<br />

Wachstum. Was sich nicht zuletzt in<br />

einer regen Bautätigkeit äussert. Die<br />

Stadt wurde in den letzten Jahren richtiggehend<br />

herausgeputzt: So entstand<br />

etwa eine grosse Fussgängerzone,<br />

neue Plätze wurden geschaffen, viele<br />

Gebäude renoviert. Diese Aktionen blieben<br />

nicht unbeachtet: Die Bestrebungen<br />

der Stadt zur Hebung der Qualität<br />

des öffentlichen Raums wurden 2013<br />

mit dem Wakkerpreis ausgezeichnet.<br />

Zentrumsnahe Baulandreserven<br />

Obwohl das Wallis ein immer noch<br />

unterdurchschnittliches Wirtschaftswachstum<br />

aufweist, geben Beobachter<br />

dem Standort gute Entwicklungschancen.<br />

Das Institut BAK Basel etwa<br />

prognostiziert eine Verdoppelung des<br />

kantonalen BIP im laufenden Jahr, wo -<br />

von nicht zuletzt Sion als bevölkerungsreichste<br />

und arbeitsplatzstärkste<br />

Stadt des Kantons profitieren dürfte.<br />

Anschluss ans grösste Skigebiet<br />

Die Region 4 Vallées (französisch für vier Täler) ist ein Wintersportgebiet<br />

im französischsprechenden Teil des Kantons Wallis. Sechs Dörfer und<br />

deren Bergbahngesellschaften, die auf der südlichen Seite der Rhone<br />

liegen und sich über vier Seitentäler erstrecken, haben sich zum grössten<br />

Ski- und Wandergebiet der Schweiz in den Walliser Alpen zusammengeschlossen.<br />

Seit 2007 stehen insgesamt 412 km Pisten und 92 Liftanlagen<br />

zur Verfügung. Das Funitel ist die leistungsstärkste Bahn der Schweiz mit<br />

einer Förderleistung von 3.000 Personen pro Stunde. Das Gebiet umfasst<br />

die Täler und Bergketten von Nendaz, Veysonnaz, Verbier, Thyon und La<br />

Tzoumaz. Seit der Fusion mit Salins 2013 verfügt Sion sogar über einen<br />

direkten Zugang zu «4 Vallées». Geplant ist die Verlängerung der Gondelbahn<br />

«Téléveysonnaz» bis ins Tal hinunter. Dadurch entsteht zusätzlich<br />

eine grosse Chance für die Immobilienentwicklung in Sion. (rb)


IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Architektur und Standortentwicklung<br />

59<br />

Sion: die grössten Wirtschaftsbranchen<br />

(Vollzeitäquivalente, 2011)<br />

Neuer EPFL-Ableger: der Campus Valais Wallis<br />

Gesundheit,<br />

Soziales<br />

Handel,<br />

Reparaturen<br />

Baugewerbe<br />

Herstellung<br />

von Waren<br />

Öffentliche<br />

Verwaltung<br />

Sonst. wirtschaftl.<br />

Dienstl.<br />

Finanzen,<br />

Versicherungen<br />

0% 2% 4% 6% 8% 10% 12% 14% 16%<br />

Quelle: BFS<br />

Dies nicht zuletzt, weil es in Sion Platz<br />

für Wachstum gibt. So verfügt die Kantonshauptstadt<br />

noch über sehr grosse<br />

Baulandreserven, und zwar – im Unterschied<br />

zu vielen anderen Schweizer<br />

Städten – in Zentrumsnähe.<br />

So steht etwa nördlich des Bahnhofs<br />

ein interessantes Projekt in Planung.<br />

Dort will die Stadt zusammen mit den<br />

SBB und Privaten den «Court de gare»<br />

mit 65.000 Quadratmetern Nutzfläche<br />

entwickeln, konzipiert als «neues<br />

Eingangstor» zur Stadt und Bindeglied<br />

zwischen der historischen Altstadt und<br />

den neuen Stadtteilen, die Richtung<br />

Rhone heranwachsen. In diesem Zusammenhang<br />

rückte zuletzt die Umzonung<br />

des mehrere Dutzend Hektaren<br />

grossen Gebietes zwischen dem Bahnhof<br />

und der Rhone in den Fokus der<br />

Immobilieninvestoren. Denn in dem<br />

bisher von Industrie- und Gewerbebetrieben<br />

geprägten Quartier können in<br />

den nächsten Jahren durch eine starke<br />

Verdichtung Hunderte neuer Wohnungen<br />

und Arbeitsplätze entstehen.<br />

Mit Blick auf die Bauvorhaben verweisen<br />

eher skeptisch gestimmte<br />

Beobachter auf die durchzogene wirtschaftliche<br />

Entwicklung des Wallis.<br />

Tatsächlich wird, wie Wüest & Partner<br />

in einem Städteporträt ausführt, das<br />

wirtschaftliche Geschehen bisher vor<br />

allem durch zwei Schlüsselbranchen<br />

bestimmt: die Chemie im Oberwallis<br />

und den omnipräsenten Tourismus.<br />

Hinzu kommt das Baugewerbe, das die<br />

Auswirkungen der Zweitwohnungsinitiative<br />

bereits zu spüren bekommen<br />

dürfte. «Ein Teil der Stellen, der in den<br />

Zweitwohnungshochburgen verloren<br />

geht, könnte in der Rhoneebene kompensiert<br />

werden, aber insgesamt wird<br />

das Baugewerbe Verluste erleiden»,<br />

sieht Wüest & Partner voraus. Hinzu<br />

komme die beschlossene Stilllegung<br />

des militärischen Flugbetriebs in Sion<br />

– auch hier sind Arbeitsplätze gefährdet;<br />

die Ausblicke also eher getrübt.<br />

Gute Chancen<br />

Doch gibt es auch nicht unerhebliche<br />

Chancen. So werden sich im entstehenden<br />

Quartier zwischen Bahnhof<br />

und Rhone beispielsweise eine neue<br />

Fachhochschule sowie der «Campus<br />

Valais Wallis», ein Ableger der Ecole<br />

Polytechnique Fédérale de Lausanne<br />

(EPFL) mit elf Lehrstühlen, ansiedeln,<br />

wovon man sich in der Region Impulse<br />

für den Wohnungs- und Arbeitsmarkt<br />

verspricht. Der Markt scheint gute Geschäfte<br />

zu wittern: Trat bisher die öffentliche<br />

Hand als Bauherr auf, haben<br />

inzwischen auch private Investoren ihr<br />

Interesse bekundet.<br />

Die Hoffnung, dass sich die Lage für<br />

Sion vorteilhaft entwickelt, scheint<br />

somit nicht unbegründet: zumal Metropolen<br />

wie Genf oder Lausanne mit<br />

dem Zug oder Auto in zwei respektive<br />

anderthalb Stunden gut erreichbar<br />

sind. Hinzu kommen das milde<br />

Walliser Klima mitten in den Bergen,<br />

das für Westschweizer Verhältnisse<br />

moderate Steuerniveau für natürliche<br />

Personen und nicht zuletzt unterdurchschnittliche<br />

Immobilienpreise.<br />

Faktoren, die in Summe für ein weiteres<br />

Bevölkerungswachstum sorgen<br />

könnten.<br />

Einfamilienhaus en vogue<br />

Im Gegensatz zu anderen<br />

Landesteilen geniesst das<br />

Einfamilienhaus einen hohen<br />

Stellenwert im Kanton Wallis,<br />

wo der Anteil bei 35 Prozent liegt<br />

(Gesamtschweiz: 28 Prozent).<br />

Mietwohnungen galten lange als<br />

Wohnraum für weniger kaufkräftige<br />

Nachfrager. Laut Wüest &<br />

Partner sind in den letzten Jahren<br />

auf dem Sittener Gemeindegebiet<br />

noch zwischen 30 und 50 Einfamilienhäuser<br />

pro Jahr neu erstellt<br />

worden. Der Anteil der Wohneigentümer<br />

in Sion entspricht aber<br />

insgesamt ungefähr dem Schweizer<br />

Mittelwert. Die Zurückhaltung<br />

gegenüber Mietwohnungen<br />

führte zu einer stiefmütterlichen<br />

Behandlung von Mehrfamilienhäusern,<br />

was einen starken<br />

Anstieg der Mieten verhinderte.<br />

Für Investoren ist das ein interessantes<br />

Terrain, weil dadurch<br />

Mietzinsanpassungen möglich<br />

sind. Denn eine Mietwohnung<br />

mit vier Zimmern und mit einer<br />

Nettowohnfläche von 80 Quadratmetern<br />

kostet in Sion laut Wüest<br />

& Partner zurzeit 1.280 Franken<br />

pro Monat. Das ist zwar mehr als<br />

noch im Jahr 2005 (1.100 CHF/<br />

Monat), aber deutlich weniger<br />

als in anderen Mittelstädten der<br />

Romandie: In Fribourg, Yverdonles-Bains<br />

oder Neuchâtel ist eine<br />

vergleichbare Wohnung rund<br />

100 Franken teurer. (rb)


Residential<br />

60<br />

IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Wenig Wohnraum, viel Streit<br />

Städtebauförderung – Die Wohnungspolitik von Städten, Kantonen und<br />

Bund scheint aus dem Ruder zu laufen. Ein Indiz dafür: die kontroverse<br />

Debatte über «faires Wohnen», die derzeit hohe Wellen schlägt.<br />

Von Remi Buchschacher, Bilder: GESEWO, Winterthur<br />

Genossenschaftlicher Wohnungsbau in Zürich: das Projekt «Mehr als Wohnen» an der Hagenholzstrasse<br />

Günstiger Wohnraum ist rar. Bestehende<br />

Baulandreserven geraten zunehmend<br />

unter Druck bezüglich Preis<br />

und Ausnützung. Diese Entwicklung<br />

führt dazu, dass Investoren ihre Anlagestrategien<br />

verändern und vermehrt<br />

in B- oder C-Lagen investieren. Die<br />

bessere Ausnützung sollte aber auch<br />

zu günstigeren Mieten führen. Doch<br />

das Gegenteil ist der Fall: Die Preise<br />

steigen unaufhörlich weiter. Was<br />

steckt hinter diesem Mechanismus?<br />

Wer dreht an der Preisspirale? Bereits<br />

erwarten Akteure sogar ein Staatsdiktat<br />

bezüglich Zuteilung und Preisobergrenze<br />

für Bauland und Umnutzungsareale.<br />

Laut Bundesamt für Wohnungswesen<br />

BWO steht heute zwar mehrheitlich<br />

qualitativ guter und auch bezahlbarer<br />

Wohnraum zur Verfügung – doch in<br />

einigen Städten und Agglomerationen<br />

sind die Wohnungspreise in den letzten<br />

Jahren stark angestiegen. Nicht nur<br />

grosse Städte wie Genf, Lausanne, Basel<br />

und Zürich, sondern auch kleinere<br />

Gemeinden spüren die Auswirkungen<br />

steigender Wohnungspreise. Denn mit<br />

den steigenden Preisen verändert sich<br />

die Bevölkerungsstruktur. Ein funktionierendes<br />

Gemeindeleben hängt<br />

unterdessen nicht zuletzt davon ab, ob<br />

auch Einwohnerinnen und Einwohner<br />

mit mittleren und tiefen Einkommen<br />

ein angemessenes Wohnraumangebot<br />

zur Verfügung haben.<br />

Möglichkeiten ausloten<br />

Städte verfügen über eine lange Tradition<br />

von kommunalem und genossenschaftlichem<br />

Wohnungsbau, kleinere<br />

und mittlere Gemeinden hingegen haben<br />

mit der Förderung von preisgünstigem<br />

Wohnraum noch kaum Erfahrung.<br />

Letztere stehen vor vielen Fragen: Welche<br />

Möglichkeiten zur Förderung von<br />

preisgünstigem Wohnraum hat eine<br />

Gemeinde überhaupt? Welche Massnahme<br />

ist für eine bestimmte Gemeinde<br />

geeignet und welche nicht? Und


IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Residential<br />

61<br />

Genossenschaftlicher Wohnbau: höhere Belegungsdichte<br />

als in privaten Überbauungen<br />

nach welchen Kriterien werden neu<br />

geschaffene Wohnungen vergeben?<br />

Wie preisgünstiger Wohnraum gefördert<br />

werden kann, ist eine Frage, die<br />

sich heute sowohl in grossen Städten<br />

als auch in kleinen und mittleren Gemeinden<br />

stellt. Und die Debatte wird<br />

gegenwärtig kontrovers geführt.<br />

Der Streit fängt schon bei Definitionsfragen<br />

an. Als «preisgünstig» wird<br />

gemeinhin Wohnraum verstanden, der<br />

im Vergleich zu ähnlichen Wohnungen<br />

in der Gemeinde, im Quartier und der<br />

Region einen günstigen Preis aufweist.<br />

Für die einzelne Person hängt<br />

es dagegen stark vom Einkommen<br />

und von den persönlichen Lebensumständen<br />

ab, ob sie eine Wohnung als<br />

preisgünstig erachtet. Was eine Gemeinde<br />

für sich als preisgünstig betrachtet,<br />

hängt wiederum wesentlich<br />

vom bestehenden Wohnraumangebot<br />

und der Bevölkerungsstruktur ab.<br />

Die Befürchtung, dass Familien kaum<br />

mehr erschwinglichen Wohnraum finden,<br />

hat in gewissen Gemeinden zu<br />

einer wohnungspolitischen Debatte<br />

geführt. In anderen Gemeinden war<br />

es die personelle Besetzung in politischen<br />

Gremien, die Anlass zur Ergreifung<br />

von Massnahmen zur Bereitstellung<br />

von preisgünstigem Wohnraum<br />

gab.<br />

Vorwiegend in privatem Besitz<br />

Der Schweizer Wohnungsmarkt ist<br />

weitgehend privat. Drei Viertel der<br />

Wohnungen sind im Besitz von privaten<br />

Eigentümern, weitere 14 Pro-<br />

zent in der Hand von institutionellen<br />

Anlegern. Vergleichsweise gering<br />

sind die Anteile der Wohnungen im<br />

Besitz der öffentlichen Hand mit gerade<br />

einmal zwei Prozent und von<br />

Wohnbaugenossenschaften, auf die<br />

fünf Prozent entfallen. Gleichzeitig<br />

gibt es grosse Unterschiede zwischen<br />

den Gemeinden: Während in<br />

einigen vor allem die starke Rolle<br />

der institutionellen Anleger auffällt,<br />

sind in anderen die Wohnbaugenossenschaften<br />

bedeutende Akteure auf<br />

dem Wohnungsmarkt. Je nach Ort<br />

ist damit der direkte Einfluss einer<br />

Gemeinde oder einer Stadt auf den<br />

lokalen Wohnungsmarkt beschränkt.<br />

Trotzdem spielen die Gemeinden eine<br />

zentrale Rolle. Sie können nicht nur<br />

als Immobilieneigentümer in den<br />

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Projektentwicklung • Totalunternehmung • Bauunternehmung


Residential<br />

62<br />

IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Der Ausbaustandard ist in Wohnungen privater Investoren in der Regel höher als derjenige in Genossenschaftswohnungen.<br />

Dafür ist zum Beispiel in Zürich der Mietpreis 20 Prozent höher.<br />

Markt eingreifen, sie verfügen auch<br />

über eine Reihe weiterer Handlungsoptionen,<br />

mit denen sie Rahmenbedingungen<br />

für den Wohnungsmarkt<br />

setzen. Zum Beispiel mit einer Nutzungsplanung<br />

für das Angebot an<br />

Bauland und dessen Verdichtung.<br />

Durch den Kauf und die Abgabe von<br />

Land betreibt eine Gemeinde zudem<br />

eine aktive Boden- und Liegenschaftspolitik.<br />

Sie kann Massnahmen<br />

ergreifen, um die Schaffung und den<br />

Erhalt von Wohnraum zu fördern. Dabei<br />

reichen die Möglichkeiten von der<br />

Realisierung eigener Wohnungen, wie<br />

etwa Alterswohnungen, über die Beratung<br />

und finanzielle Unterstützung<br />

anderer Akteure bis hin zu gezielten<br />

Anreizen zur Schaffung von Wohnraum.<br />

«Städte und Gemeinden sind<br />

mit den spezifischen örtlichen Verhältnissen<br />

vertraut. Sie wissen um<br />

die Bedürfnisse ihrer Einwohnerinnen<br />

und Einwohner, sie kennen den lokalen<br />

Wohnungsmarkt und verfügen oftmals<br />

über langjährige Beziehungen<br />

zu den Grundeigentümern», schreibt<br />

das BWO in einer Anleitung für Gemeinden<br />

zur Förderung von preisgünstigem<br />

Wohnungsbau. Gemeinden<br />

sollen selbst aktiv werden, Initiativen<br />

von Privaten unterstützen und bestehende<br />

Förderprogramme von Bund<br />

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IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Residential<br />

63<br />

und Kantonen nutzen, um lokal benötigten<br />

und nachgefragten Wohnraum<br />

zu schaffen und zu erhalten.<br />

Zug als leuchtendes Beispiel<br />

Doch sind die Gemeinden überhaupt<br />

in der Lage, diese Herausforderung<br />

zu meistern? Für die Verfechter von<br />

Zonen für preisgünstigen Wohnraum<br />

ist Zug ein Vorbild. Auf vier neu eingezonten<br />

Gebieten hat Zug einen Anteil<br />

von 50 Prozent preisgünstigem<br />

Wohnungsbau festgelegt: Die Verordnung<br />

dazu trat 2010 in Kraft, ihr<br />

Ziel war politisch unumstritten. Das<br />

Konzept scheint sich zu bewähren:<br />

Auf der anderen Hälfte des Areals<br />

können private Grundeigentümer jeweils<br />

teure Wohnungen bauen, was<br />

zu einer erwünschten Durchmischung<br />

der Bevölkerungsschichten führt. Die<br />

Preisobergrenze basiert auf den Anlagekostenlimiten<br />

des Bundesamtes<br />

für Wohnungswesen für die Stadt Zug:<br />

Eine Zwei-Zimmer-Wohnung kostet<br />

demnach höchstens 1.590 Franken<br />

im Monat, eine Vier-Zimmer-Wohnung<br />

2.470 Franken. Die Preise für<br />

Eigentumswohnungen der gleichen<br />

Grössenkategorie liegen bei maximal<br />

379.500 und 588.500 Franken. In Zugs<br />

revidiertem Richtplan werden die Gemeinden<br />

aufgefordert, die Schaffung<br />

und den Erhalt von preisgünstigen<br />

Miet- und Eigentumswohnungen zu<br />

unterstützen. Dazu gehört explizit,<br />

dass sie bei Umzonungen, die eine<br />

Mehrnutzung zulassen, vorher einen<br />

entsprechenden Anteil festlegen.<br />

Klar ist aber: Die Preise steigen trotz<br />

den behördlichen Vorgaben und bereit<br />

gehaltenen Steigbügeln scheinbar<br />

unaufhörlich weiter. Bestehende Baulandreserven<br />

geraten zunehmend unter<br />

Druck und das Seilziehen zwischen<br />

privaten Investoren und Wohnbaugenossenschaften<br />

wird intensiver. Während<br />

die einen (die privaten und institutionellen<br />

Anleger) darauf hinweisen,<br />

dass Immobilieninvestments ein volkswirtschaftlich<br />

wichtiges Gut sind und<br />

später Renten sichern können, sind<br />

die anderen (die Genossenschaften)<br />

der Meinung, Genossenschaften leisteten<br />

einen wichtigen Beitrag gegen<br />

die Zersiedelung. Pro Kopf brauchten<br />

ihre Bewohner viel weniger Wohnfläche<br />

als andere Mieter, Stockwerk- oder<br />

Hauseigentümer. «Solange die Objekte<br />

vermietet werden können, bestimmt<br />

der Markt den Preis. Auch der Trend<br />

zurück in die Stadt treibt die Preise<br />

nach oben», sagt dazu Jörg Vitelli, Präsident<br />

der Wohnbaugenossenschaften<br />

Nordwestschweiz in Basel. Solange<br />

Geld so günstig und die Anlagen in<br />

Aktien zu wenig attraktiv seien, halte<br />

diese Tendenz an und die Preisspirale<br />

drehe sich weiter. «Genossenschaften<br />

könnten über die Jahre günstigere<br />

Mieten anbieten, denn sie rechnen mit<br />

der Kostenmiete und verzichten auf die<br />

Kapitalrendite. So beginnen sich die<br />

WG-Mieten nach zehn Jahren unter der<br />

quartierüblichen Miete zu bewegen»,<br />

führt Vitelli weiter aus. Wenn das Spiel<br />

so weitergehe, könne dies dazu führen,<br />

dass der Staat bezüglich Zuteilung und<br />

Preisobergrenze für Bauland und Umnutzungsareale<br />

eingreifen und regulieren<br />

müsse.<br />

Keine neuen Gesetze<br />

Diese Regulierungstendenzen kommen<br />

in der Immobilienwirtschaft schlecht<br />

an. Kritisch steht der HEV Schweiz dem<br />

Anliegen gegenüber, öffentlichen Grund<br />

für Wohnbaugenossenschaften bereitzustellen.<br />

Studien hätten gezeigt, dass<br />

mit öffentlichen Geldern subventionierte<br />

Genossenschaften den günstigen Wohnraum<br />

nicht nur Bedürftigen zukommen<br />

lassen. Hier fordert der HEV Schweiz<br />

mehr Kontrolle. Der Verband ist der Ansicht,<br />

dass die Unterstützung wirklich<br />

Bedürftiger gezielter über die Subjektförderung<br />

erreicht werden könne. Eine<br />

Ausweitung der staatlichen Wohnraumförderung<br />

auf Bundesebene sei unnötig.<br />

«Investitionen in den Wohnungsbau<br />

sind nicht durch neue Gesetze, sondern<br />

durch gute Investitionsbedingungen zu<br />

fördern», hält der Verband fest.<br />

Weniger Fläche, mehr Bewohner im Kanton Zürich<br />

Zwischen 2009 und 2012 sind in der Stadt Zürich rund 6.500 Wohnungen<br />

neu erstellt worden, drei Viertel davon in Siedlungen mit mehr als 25<br />

Wohnungen. «Dabei sind überproportional viele Familienwohnungen entstanden,<br />

die eine hohe Belegungsdichte aufweisen», teilt die Stadt Zürich<br />

mit. Die gemeinnützigen Wohnbauträger schaften spielten deshalb für das<br />

Angebot von preiswerten Wohnungen mit mode raten Flächenansprüchen<br />

eine wichtige Rolle. Von den zwischen 2009 und 2012 entstandenen Neubauten<br />

mit Mietwohnungen wurden 36 Prozent durch gemeinnützige Wohnbauträgerschaften,<br />

24 Prozent im Stockwerkeigentum und 40 Prozent von<br />

privaten Investoren erstellt. Die gemeinnützigen Trägerschaften bieten im<br />

Schnitt Wohnungen mit kleineren Flächen an als Private; der Unterschied<br />

beträgt rund 13 Quadratmeter. Die Mietzinse in den Neubausiedlungen sind im Vergleich zu früher gestiegen:<br />

Bei den gemeinnützigen Trägerschaften liegt die monatliche Medianmiete bei 1.960 Franken, bei Privaten beträgt<br />

sie 2.600 Franken. Berücksichtigt man die unterschiedlichen Wohn flächen und vergleicht die Quadrat<br />

meterpreise, so liegen die privaten Mieten rund 20 Prozent über den gemeinnützigen. (rb)


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vom 6. - 8. Oktober in München!<br />

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Die Schweiz wird an der mapic<br />

vom 19.-21. November in Cannes<br />

das erst Mal als Aussteller präsent<br />

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EXPO REAL - Standpartner<br />

Die Immobilienrunde<br />

Am 11. September trafen sich ausgewählte<br />

Immobilienexperten zur<br />

ersten Immobilienrunde, zu der<br />

Swiss Circle zusammen mit der<br />

Neuen Zürcher Zeitung eingeladen<br />

hat.<br />

David Strohm (NZZ) diskutierte<br />

mit Urs Ledermann (Ledermann<br />

Immobilien), Dr. Christoph Müller<br />

(Warteck Invest und Espace Real<br />

Estate Holding), Patrick Schnorf<br />

(Wüest & Partner) und dem kundigen<br />

Publikum darüber, ob sich<br />

gute Architektur auszahlt. In der<br />

Publikumsrunde waren profilierte<br />

Exponenten aus der Immobilienund<br />

Architekturszene wie etwa<br />

die renommierte Architektin Tilla<br />

Theus vertreten.<br />

Die Immobilienrunde<br />

06.-08. Oktober 2014<br />

EXPO REAL in München<br />

19.-21. November 2014<br />

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Verbandsorgan Schweizer Stockwerkeigentümerverband<br />

4/2014<br />

Wohnungskauf ab Plan<br />

Der Wohnungsbau in der Schweiz läuft nach wie<br />

vor rund. Neu gebaute Eigentumswohnungen<br />

kommen heute überwiegend als «Kauf ab Plan»<br />

auf den Markt. Dabei sind einige wichtige Punkte<br />

zu beachten, um sich gegen Überraschungen<br />

zu wappnen.<br />

Vor allem bei mittleren und grösseren<br />

Projekten ist es schon länger gang und<br />

gäbe, dass der Generalunternehmer<br />

oder eine andere Bauherrschaft Neubauwohnungen<br />

bereits lange vor dem<br />

Spatenstich des Projekts anbietet. Die<br />

Gründe dafür sind vielfältig: Mancher<br />

Cartoon: René Leutenegger


Unternehmer ist darauf angewiesen,<br />

aus den Anzahlungen für bereits reservierte<br />

Wohnungen Vorleistungen und<br />

Planungen zu finanzieren. Oder es geht<br />

darum, die Chancen für Verkauf und<br />

erfolgreiche Vermarktung auszuloten.<br />

Sofern sich für ein bestimmtes Projekt<br />

nicht genügend Interessenten melden,<br />

ist das Angebot für den betreffenden<br />

Standort vielleicht nicht passend, oder<br />

es liegt in der falschen Preislage. Öfters<br />

verlangen auch die Banken des<br />

Baugeschäfts oder des Promotors des<br />

Projekts, dass bereits im Voraus ein<br />

gewisses Quorum an Kaufinteressenten<br />

nachgewiesen ist.<br />

In rechtlicher Hinsicht wirft ein Kauf ab<br />

Plan allerdings viele Fragen auf, wie<br />

Hubert Stöckli, Rechtsprofessor an der<br />

Universität Freiburg (CH), betont: «Kauf<br />

ab Plan heisst, ich kaufe eine Wohnung,<br />

die es noch gar nicht gibt.» Eine<br />

grosse Gefahr sieht der Rechtsprofessor<br />

darin, dass Verkaufsunterlagen wie<br />

Prospekte, Pläne, Computersimulationen<br />

oder auch die Ausstattung einer<br />

Musterwohnung unverbindlich sind.<br />

Im Extremfall ist gutgläubigen Käufern<br />

gar nicht bewusst, was Gegenstand<br />

des Vertrags ist und welche Rechte und<br />

Pflichten ihnen zustehen. Stattdessen<br />

lassen sie sich oft von ihren Emotionen<br />

leiten, zeigen sich beeindruckt von<br />

der vielleicht hübschen Lage oder der<br />

grossen Terrasse etc.<br />

Gründliche Prüfung<br />

Dominik Romang, Rechtsanwalt in<br />

Zürich und Präsident des Schweizer<br />

Stockwerkeigentümerverbandes,<br />

warnt ebenfalls vor einem überstürzten<br />

Kaufentscheid: «In der Praxis kommt<br />

Fünf Merkpunkte zu Kauf ab Plan<br />

Vertrag: Es ist simpel, muss aber<br />

doch immer wieder gesagt werden<br />

– unterschreiben Sie nichts,<br />

das Sie nicht gelesen oder nicht<br />

verstanden haben.<br />

Klarheit: Kosten, Termin und<br />

Leistungen müssen detailliert<br />

und präzis definiert sein. Sämtliche<br />

Dokumente, die die Wohnung<br />

beschreiben, müssen Bestandteil<br />

des Vertrags sein. Vorsicht ist<br />

am Platz, wenn der Baubeschrieb<br />

allzu knapp und ungenau ist.<br />

Preis: Glauben Sie nicht alle<br />

Versprechungen mit Fest- und<br />

Pauschalpreisen – weil viele<br />

Ausstattungsdetails von Anfang<br />

an nicht inbegriffen sind oder weil<br />

Änderungen unverhältnismässig<br />

teuer in Rechnung gestellt<br />

werden.<br />

Mängelrügen: Mängel müssen<br />

genau dokumentiert und sofort<br />

nach ihrer Entdeckung gerügt<br />

werden, und zwar schriftlich und<br />

eingeschrieben. Um Druck zu<br />

machen, müssen Sie dem Unternehmer<br />

oder Handwerker eine<br />

Frist zur Behebung setzen und<br />

nötigenfalls eine Mängelbehebung<br />

durch einen Dritten androhen<br />

– auf Kosten des fehlbaren<br />

Unternehmers.<br />

Abweichungen vom Vertrag:<br />

Wenn sich der Verkäufer ausbedingt,<br />

dass geringfügige Änderungen<br />

akzeptiert werden müssen,<br />

sollten die Alarmglocken läuten.<br />

Fragen Sie deshalb nach und<br />

schränken Sie die Änderungsmöglichkeiten<br />

im Vertrag ein. (jz)<br />

es tatsächlich vor, dass der Interessent<br />

sofort unterschreiben soll, weil<br />

sonst jemand anderer den Zuschlag<br />

bekommt.» Solche Bedingungen seien<br />

aber nicht akzeptabel, betont der Experte:<br />

«Der Kaufinteressent muss<br />

doch mindestens 10 oder 14 Tage Zeit<br />

haben, um das Objekt und alle Unterlagen<br />

gründlich zu studieren.» Dominik<br />

Romang ist sich im Klaren darüber,<br />

dass längst nicht alle privaten Käufer<br />

einer Stockwerkeinheit die nötige Vorsicht<br />

walten lassen – im Gegenteil. «Ich<br />

schätze», so Dominik Romang, «dass<br />

neun von zehn Käufern ihre Unterschrift<br />

mehr oder weniger unbesehen<br />

unter den Vertrag setzen.»<br />

Laien erkennen in der Regel auch nicht,<br />

welche Unterlagen und Dokumente<br />

wirklich massgeblich sind und welche<br />

nicht. Prospekte, Werbungen auf einer<br />

Website des Verkäufers, Baubeschreibungen<br />

oder Pläne sind nur soweit<br />

verbindlich, als sie ausdrücklich zum<br />

Bestandteil des Vertrags erklärt werden<br />

und wenn der Vertrag öffentlich<br />

beurkundet wird. Ein Grundstückkauf<br />

und damit auch der Kauf einer Stockwerkeinheit<br />

setzt gemäss ZGB die öffentliche<br />

Beurkundung voraus. Die<br />

sogenannten Reservationsverträge für<br />

Wohnungen werden in aller Regel nicht<br />

notariell beurkundet. Dann aber leiden<br />

sie, wie Professor Hubert Stöckli ausführt,<br />

unter einem Formmangel, weshalb<br />

sie ungültig sind und «auch keinen<br />

Anspruch darauf verleihen, dass der<br />

Kaufvertrag dann auch wirklich abgeschlossen<br />

wird».<br />

Musterwohnungen oder virtuelle<br />

Rundgänge durch das Kaufobjekt, die<br />

am Computer durchgespielt werden,<br />

dienen rein der Werbung und sind<br />

rechtlich ohne Bedeutung. So kommt<br />

es in der Praxis immer wieder vor,<br />

dass sich Wohnungskäufer aufgrund<br />

unverbindlicher Unterlagen und Pläne<br />

ein Bild von ihrem Traumobjekt<br />

ausmalen, ohne sich zu vergegenwär-


tigen, dass die Unterlagen, Beschreibungen<br />

und Pläne bei der späteren<br />

Beurkundung des Kaufobjekts möglicherweise<br />

anders beschreiben und<br />

anders definieren. Änderungen an der<br />

Planung und Ausstattung sind keineswegs<br />

selten.<br />

Welche Qualität im Ausbau?<br />

Ein Wohnungskäufer, der Qualität<br />

bestellt und auf präzis definierte<br />

Leistungen Wert legt, muss auf jedes<br />

Detail achten. Dementsprechend<br />

kommt einem ausführlichen und sehr<br />

präzisen Baubeschrieb als Bestandteil<br />

des Vertrags eine Schlüsselrolle<br />

zu. Sofern man es aber in diesen<br />

Unterlagen mit bloss vagen Versprechungen<br />

bewenden lässt – wie zum<br />

Beispiel «Schweizer Armaturen» in<br />

den Nasszellen oder «Parkett in den<br />

Haben Sie Fragen zu Stockwerkeigentum?<br />

Wohnräumen» –, kauft man buchstäblich<br />

die Katze im Sack. Denn ob am<br />

Ende billigste oder sehr auserlesene<br />

Materialien Verwendung finden, steht<br />

aufgrund solch unpräziser Wendungen<br />

in den Wolken geschrieben. Für<br />

jedes Bauteil und jedes Element sollten<br />

entweder die konkret vorgesehenen<br />

Produkte oder die entsprechenden<br />

Budgetpositionen definiert sein.<br />

Dazu zählt etwa eine abschliessende<br />

Beschreibung sämtlicher Materialien<br />

und Apparate in der Küche. Analog<br />

sind auch alle Elemente und das Niveau<br />

des Ausbaustandards für Nasszellen<br />

und Wohnräume zu bezeichnen.<br />

Weiter bedarf die Qualität der Fenster,<br />

von Türen, Storen, Geräten etc. einer<br />

präzisen Umschreibung. Dominik<br />

Romang vom Schweizer Stockwerkeigentümerverband<br />

hält dazu ergänzend<br />

fest: «Bei Budgetpositionen ist<br />

Gratis Rechtsberatung<br />

Der Schweizer Stockwerkeigentümerverband setzt sich für die Interessen<br />

von Stockwerkeigentümern ein. Für einen Mitgliederbeitrag von nur 75 Franken<br />

bieten wir Ihnen zum Beispiel eine kostenlose Rechtsberatung (telefonisch<br />

oder persönlich in einer Anwaltskanzlei in Zürich). Auch Verwaltungen<br />

und Bewirtschaftungsfirmen sind als Mitglieder willkommen – auch sie<br />

profitieren von unserem spezialisierten Know-how in Sachen Stockwerkeigentum.<br />

Fachveranstaltungen<br />

Das nächste Podium «Fragen und Antworten zum Stockwerkeigentum»:<br />

Donnerstag, 13. November 2014, 18.30–20.30 Uhr, im Glockenhof, Sihlstr. 31,<br />

Zürich. Offene Runde mit Publikumsfragen – von Experten und erfahrenen<br />

Rechtsanwälten beantwortet.<br />

www.stockwerk.ch<br />

für einen unerfahrenen Käufer meist<br />

nicht ersichtlich, was er für dieses<br />

Geld bekommen kann.» Wenn der<br />

Baubeschrieb ein bestimmtes Budget<br />

für einen Backofen vorsieht, mag dies<br />

für manchen Laien in Ordnung sein.<br />

Erst bei der definitiven Auswahl oder<br />

in einer Küchenausstellung realisiert<br />

er dann, dass der «Wunschbackofen»<br />

wesentlich mehr kostet.<br />

Romang hält es für ratsam, für verschiedene<br />

Aspekte fachlichen Rat zu<br />

holen: «Viele potenzielle Problemfelder<br />

beim Kauf einer Wohnung ab<br />

Plan sind für Laien ohne Erfahrung<br />

gar nicht erkennbar.» Erwähnt sei<br />

das Beispiel, als ein Verkäufer gar<br />

nicht alle Stockwerkeinheiten eines<br />

Neubaus verkaufen konnte. Von zehn<br />

Wohneinheiten gingen am Ende vier an<br />

verschiedene Privatkäufer, die sechs<br />

anderen behielt der Unternehmer im<br />

Eigentum und nutzte sie in der Familie<br />

oder vermietete sie an Dritte. Aufgrund<br />

des Reglements in dieser Stockwerkeigentümergemeinschaft<br />

hatte der<br />

Verkäufer an jeder Versammlung eine<br />

komfortable Mehrheit. Ob die Wahl<br />

des Verwalters oder bauliche Anpas-<br />

sungen anstehen – die vier anderen<br />

sehen sich in allen Fragen immer in<br />

der Minderheit. Auch hinsichtlich der<br />

Bausubstanz oder weiterer Unterlagen<br />

wie Kaufvertrag oder Begründungsurkunde<br />

des Stockwerkeigentums<br />

macht es sich oft bezahlt, sich<br />

neutralen, fachlichen Rat zu holen.<br />

– Wohnungskäufer sollen also selbstverständlich<br />

den Traum von den eigenen<br />

vier Wänden träumen, sie müssen<br />

sich aber vorgängig um die fachlichen<br />

und rechtlichen Aspekte kümmern.<br />

Jürg Zulliger<br />

Schweizer Stockwerkeigentümerverband<br />

8606 Greifensee<br />

Tel. 043 244 56 40, Fax 043 244 56 41, info@stockwerk.ch<br />

Weitere Informationen über den Verband und<br />

unsere Anlässe: www.stockwerk.ch


Service<br />

68<br />

IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Bewertungssoftware –<br />

Chancen und Risiken<br />

Bewertung – IT-Tools sind nützlich, auch für die Bewertung von Immobilien.<br />

Doch das Verständnis für die Immobilie und deren wesentliche<br />

Werttreiber wird durch technische Lösungen nicht ersetzt.<br />

Von Daniel Schneider<br />

Grosse Immobilienportfolios mittels<br />

ausgefeilter Datenbanken zu analysieren,<br />

ist heute Branchenstandard. Vermehrt<br />

gehen Eigentümer dazu über,<br />

für interne Bewertungen die IT-Lösung<br />

externer Bewerter zu übernehmen, um<br />

die Effizienz im Datenaustausch und<br />

Bewertungsprozess zu verbessern.<br />

Das war nicht immer so. Bis in die<br />

1990er-Jahre wurden die Substanzund<br />

Ertragswerte von Immobilien mit<br />

Barwerttabellen und Taschenrechner<br />

berechnet; IT-Anwenderkenntnisse wa -<br />

ren nicht erforderlich. Erst mit der Verbreitung<br />

von finanzmathematischen<br />

Schätzungsmethoden hielten in den<br />

1990er-Jahren die ersten Excel-basierten<br />

Discounted-Cashflow-Modelle<br />

Einzug in die Immobilienbewertung.<br />

Bis heute sind bei der Bewertung von<br />

Einzel- oder Spezialobjekten Excel-Modelle<br />

ein effizientes Hilfsmittel: Denn<br />

sie sind einfach in der Anwendung und<br />

können beliebig erweitert werden.<br />

In der Schweiz läutete die Kotierung<br />

der ersten Immobilienaktiengesellschaften<br />

Ende der 1990er-Jahre endgültig<br />

die Professionalisierung der<br />

Bewertungsbranche ein. Die Immobilienbestände<br />

vieler institutionellen Anleger<br />

wuchsen in dieser Zeit markant<br />

an – entsprechend auch die Anforderungen<br />

an den Bewerter wie an das<br />

Assetmanagement. Auswertungen auf<br />

Portfolioebene gewannen an Bedeutung,<br />

mit der Folge, dass die Excel-Bewertungsmodelle<br />

bald an ihre Grenzen<br />

stiessen.<br />

Um den gestiegenen Ansprüchen gerecht<br />

zu werden und eine effiziente<br />

Bearbeitung der verfügbaren Daten zu<br />

ermöglichen, schafften sich die etablierten<br />

Bewertungsunternehmen Bewertungsdatenbanken<br />

an. Mit diesen<br />

werden neben der Datenverwaltung<br />

auch die eigentlichen Bewertungen<br />

erstellt. Denn die Datenbanken gewährleisten<br />

über Schnittstellen den<br />

Datenimport von Mieterspiegeln und<br />

Liegenschaftsabrechnungen aus den<br />

Bewirtschaftungsprogrammen des<br />

Assetmanagements.<br />

Die Anwendung solcher Datenbanken<br />

ist bei der wiederkehrenden Bewertung<br />

von Renditeliegenschaften nun<br />

seit einigen Jahren Branchenstandard.<br />

Dabei kommen in der Schweiz unterschiedliche<br />

Datenbanken zur Anwendung.<br />

Sie basieren zwar teilweise auf<br />

den gleichen Standard-IT-Lösungen,<br />

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IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Service<br />

69<br />

Der Autor: Daniel Schneider,<br />

dipl. Bauingenieur HTL und MAS<br />

Real Estate Management (FH<br />

St.Gallen), ist seit November 2013<br />

Head of Valuation von JLL in der<br />

Schweiz.<br />

wurden aber von den Nutzern individuell<br />

weiterentwickelt und weisen<br />

dementsprechend im Detail unterschiedliche<br />

Bewertungsmethodiken<br />

auf.<br />

In jüngster Zeit gehen Eigentümer und<br />

Bewerter vermehrt dazu über, für die<br />

Bewirtschaftung und die Bewertung<br />

der Liegenschaften dieselben IT-Lösungen<br />

anzuwenden. Dies hat den Vorteil,<br />

dass Daten nicht zwischen zwei<br />

verschiedenen Systemen ausgetauscht<br />

werden müssen und Assetmanager<br />

und Bewerter online auf die gleichen<br />

Daten und Grundlagen zugreifen können.<br />

Zudem einigen sich der Assetmanager<br />

und der Bewerter damit auch auf<br />

ein einheitliches Modell für die internen<br />

und externen Bewertungen, was<br />

deren Vergleichbarkeit sichert, Diskussionen<br />

erleichtert und eine Zusammenführung<br />

der Einzelbewertungen<br />

auf Portfolioebene ermöglicht.<br />

Für den Bewerter kann dies allerdings<br />

zu zusätzlichem Aufwand bei der<br />

Kalibrierung des Bewertungsmodells<br />

führen, falls sich dieses deutlich von<br />

dem Modell unterscheidet, mit dem er<br />

normalerweise arbeitet. Werden für<br />

unterschiedliche Teile des Portfolios<br />

verschiedene Bewerter beauftragt, erfordert<br />

dies darüber hinaus, dass sich<br />

nicht nur der Assetmanager mit den<br />

Bewertern, sondern auch die Bewerter<br />

untereinander auf ein einheitliches Modell<br />

einigen müssen.<br />

Grundsätzlich ist die Integration von<br />

Bewirtschaftungs- und Bewertungsprogrammen<br />

ein begrüssenswerter<br />

Trend. Die Fehleranfälligkeit beim Datenaustausch<br />

unterschiedlicher Geschäftsfelder<br />

wird durch eine einheitliche<br />

Datenbank deutlich vermindert;<br />

gleichzeitig sind die Daten zeitnaher<br />

und effizienter für alle Benutzergruppen<br />

abrufbar. Auf der anderen Seite<br />

erhöhen sich jedoch die Anforderungen<br />

an den Bewerter hinsichtlich der<br />

Modellflexibilität. Heisst konkret: Bewerter<br />

müssen heute und in Zukunft in<br />

der Lage sein, ihre Expertise vermehrt<br />

auch ausserhalb ihres angestammten<br />

Modells anzuwenden – sei es in kundenspezifischen<br />

Adaptionen dieses<br />

Modells oder in Modellen von Drittparteien.<br />

Das Fazit: Die fortschreitende Rationalisierung<br />

der Bewertungsabläufe verlangt<br />

von allen Beteiligten Innovation<br />

und Flexibilität. Gleichwohl kann der<br />

Fortschritt auf der Daten- und der IT-<br />

Seite die Expertise und die Erfahrung<br />

der einzelnen Bewerter nicht ersetzen.<br />

Das Verständnis für die Immobilie<br />

und die wesentlichen Werttreiber, eine<br />

umfassende qualitative Gebäude- und<br />

Potenzialanalyse sowie die Interpretation<br />

von wirtschaftlichen und demografischen<br />

Entwicklungen, bleiben<br />

von wesentlicher Bedeutung in der<br />

Immobilienbewertung – mit oder ohne<br />

IT-Lösungen.<br />

DigitalStrom<br />

Barrierefreie<br />

Smart Homes<br />

Die DigitalStrom AG hat in Kooperation<br />

mit Forschern des Fraunhofer-<br />

Instituts-Teils für Angewandte<br />

Systemtechnik und der Ottobock<br />

Mobility Solutions GmbH eine Lösung<br />

für barrierefreies Wohnen in<br />

einem Smart Home geschaffen.<br />

Wie die Gesellschaften mitteilen,<br />

vernetzt das von DigitalStrom<br />

entwickelte System elektrische<br />

Geräte wie beispielsweise Lampen,<br />

Fernseher, Waschmaschinen,<br />

Rollläden oder auch Wasserhähne.<br />

Die Kommunikation erfolgt direkt<br />

über die Stromleitung. Der Vorteil:<br />

Das DigitalStrom-System lässt sich<br />

jederzeit in bestehende Wohnungen<br />

oder Häuser integrieren.<br />

Um diese Möglichkeiten auch<br />

Menschen mit Handicap zugänglich<br />

zu machen, wurde ein Elektrorollstuhl<br />

von Ottobock mit einem von<br />

den Fraunhofer-Forschern entwickelten<br />

Bluetooth-Modul ausgestattet,<br />

welches Zugriff zum Smart-<br />

Home-System ermöglicht. Tägliche<br />

Routineaufgaben, die zuvor ohne<br />

Hilfe Dritter eigentlich nicht denkbar<br />

waren, könnten nun mit der<br />

neuen Lösung per Smartphone-<br />

App oder Kinnsteuerung direkt aus<br />

dem Rollstuhl heraus ausgeführt<br />

werden.<br />

«Ich freue mich, dass wir gemeinsam<br />

mit unseren Partnern, dem<br />

Fraunhofer IOSB-AST und Ottobock<br />

die Steuerung des Rollstuhls mit<br />

dem DigitalStrom-System gekoppelt<br />

haben», sagt Martin Vesper. Für<br />

den CEO der DigitalStrom AG zeigt<br />

dieses Beispiel einmal mehr den<br />

wirklichen Mehrwert eines Smart<br />

Homes. Alle denkbaren Möglichkeiten<br />

basieren Martin Vesper zufolge<br />

rein auf Software, und er betont:<br />

«Das sorgt für Flexibilität und<br />

versetzt uns in die Lage, unseren<br />

Kunden individuelle Lösungen für<br />

unterschiedlichste Anwendungsbereiche<br />

einfach und schnell zur<br />

Verfügung stellen zu können.» (ah)


Service<br />

70<br />

IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

20 Jahre ERES<br />

Verbände – Die ERES European Real Estate Society,<br />

ein internationales Netzwerk zwischen immobilienwissenschaftlicher<br />

Forschung und immobilienwirtschaftlicher Praxis, wird 20 Jahre alt.<br />

Ein Porträt zum Jubiläum.<br />

Von Marianne Schulze<br />

Der Austausch von Forschungsergebnissen steht im Mittelpunkt der ERES.<br />

Vor genau 20 Jahren wurde die ERES<br />

als internationales Netzwerk zwischen<br />

der akademischen Welt und<br />

der praktischen Immobilienwirtschaft<br />

gegründet. In der Non-Profit-Organisation<br />

sind Lehrende, Forscher und<br />

Post-Graduierte, aber auch Praktiker<br />

versammelt. Die ERES umfasst ein<br />

europaweites Netzwerk, das von Finnland<br />

über Deutschland, Österreich und<br />

die Schweiz bis nach Italien, von Grossbritannien<br />

und Irland bis nach Russland<br />

reicht. Zugleich ist die ERES Teil<br />

der International Real Estate Socie -<br />

ty IRES, in der weltweit die regionalen<br />

Real Estate Societies zusammengeschlossen<br />

sind.<br />

Zentral- und Osteuropa holen auf<br />

Ziele der ERES sind es, die Forschung<br />

zu immobilienwirtschaftlichen Themen<br />

sowie die Ausbildung für Immobilienberufe<br />

in allen europäischen<br />

Ländern zu fördern, den Austausch<br />

von Information zwischen Akademikern<br />

und Praktikern zu ermöglichen<br />

sowie die Professionalisierung in<br />

der Immobilienwirtschaft voranzutreiben.<br />

Auch wenn diese Ziele heute<br />

für Westeuropa anmuten, wie «Eulen<br />

nach Athen zu tragen» – in den 90er-<br />

Jahren des vorigen Jahrhunderts<br />

bestand noch erheblicher Bedarf an<br />

einer deutlichen Professionalisierung<br />

der Branche, und in den Ländern<br />

Zentral- und Osteuropas begann man<br />

mehr oder weniger bei null. Hier hat<br />

sich in den 20 Jahren des Bestehens<br />

der ERES viel getan. Erkennbar ist<br />

dies auch daran, dass auf den ERES-<br />

Veranstaltungen immer öfter auch<br />

Repräsentanten dieser Länder hervortreten.<br />

Veranstaltungen, auf denen Lehrende<br />

und Forschende zusammentreffen<br />

und sowohl untereinander als auch mit<br />

den «Praktikern» Ideen und Einsichten<br />

austauschen, sind ein wesentlicher<br />

Bestandteil der ERES. Zu diesen Veranstaltungen<br />

gehören sowohl die Jahreskonferenz<br />

der ERES als auch zwei


IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Service<br />

71<br />

Internationaler Hochhaus Preis 2014<br />

Fünf Gebäude<br />

im Finale<br />

Industry-Seminare sowie ein Education-Seminar<br />

jährlich.<br />

Die Jahreskonferenz findet im Frühsommer<br />

in wechselnden europäischen<br />

Städten statt. 2013 war es Wien, in<br />

diesem Jahr Bukarest und 2015 wird<br />

es Istanbul sein. Dort geht die nächste<br />

Annual Conference vom 24. bis zum<br />

25. Juni in der Technischen Universität<br />

von Istanbul (ITÜ), der weltweit drittältesten<br />

TU, über die Bühne. Bei den<br />

Jahreskonferenzen präsentieren und<br />

diskutieren Teilnehmer aus allen europäischen<br />

Ländern ihre Forschungsfragen<br />

und -ergebnisse. Wie so oft bei<br />

eher akademischlastigen Veranstaltungen<br />

sind es teilweise sehr spezielle<br />

Themen, die vorgestellt werden, doch<br />

auch diese können weitere Denkprozesse<br />

anstossen.<br />

Industry- und Education-<br />

Seminare<br />

Kommen bei den Jahreskonferenzen<br />

einige Hundert Teilnehmer zusammen<br />

und ist das Spektrum der Themen<br />

sehr breit gefächert, so ist der<br />

Kreis der Teilnehmer an den zweimal<br />

jährlich – im Frühjahr und im Herbst<br />

– stattfindenden Industry-Seminaren<br />

meist deutlich kleiner und die jeweilige<br />

Veranstaltung steht unter einer<br />

bestimmten Überschrift. Das diesjährige<br />

Industry-Seminar im Frühjahr in<br />

Paris befasste sich etwa mit der Frage:<br />

«How Can Workplace Management<br />

Add Value to Business?»<br />

Das Industry-Seminar, das am 17. Oktober<br />

2014 in Belfast in Nordirland<br />

stattfindet, steht unter der Überschrift<br />

Jährlicher Höhepunkt der ERES ist die Annual Conference.<br />

«Re-capitalising the Recovery of the<br />

Irish Real Estate Market: Lessons for<br />

Europe». Auch für diese Veranstaltungen<br />

können alle Präsentationen im<br />

Netz abgerufen werden.<br />

Immer Anfang Dezember findet dann<br />

noch ein ERES Education-Seminar<br />

statt. In diesem Jahr ist vom 5. bis zum<br />

6. Dezember die Universität von Ferrara<br />

in Italien Gastgeberin. Dann heisst<br />

20 Jahre IRES<br />

Neben der ERES European<br />

Real Estate Society feiert auch<br />

die IRES in diesem Jahr ihr<br />

20. Jubi läum. Die International<br />

Real Estate Society (IRES) ist<br />

der Zusammenschluss der regionalen,<br />

eigentlich kontinentalen<br />

wissenschaftlichen Gesellschaften,<br />

die sich der immobilienökonomischen<br />

Forschung<br />

verschrieben haben. Tragend<br />

bei der IRES sind die älteste<br />

Gesellschaft, die vor 29 Jahren<br />

gegründete American Real<br />

Estate Society (ARES), sowie die<br />

beiden jüngeren Gesellschaften<br />

Pacific Rim Real Estate Society<br />

(PRRES) sowie die ERES.<br />

Daneben gibt es noch die Latin<br />

American Real Estate Society<br />

(LaRES), die Asian Real Estate<br />

Society (AsRES) und die African<br />

Real Estate Society (AfRES)<br />

sowie die Middle East and North<br />

Africa Real Estate Society<br />

(MENARES). (bw)<br />

Der Internationale Hochhaus Preis (IHP)<br />

2014 geht in die entscheidende Runde:<br />

Die Jury hat fünf Hochhäuser in die Endrunde<br />

gewählt. Die Auszeichnung ist mit<br />

50.000 Euro dotiert und wird am 19. November<br />

2014 von der Stadt Frankfurt am<br />

Main mit dem Deutschen Architekturmuseum<br />

(DAM) und der DekaBank in<br />

der Frankfurter Paulskirche verliehen.<br />

Die Finalisten 2014 auf einen Blick:<br />

• Bosco Verticale (Mailand/Italien) von<br />

Boeri Studio, Mailand<br />

• De Rotterdam (Rotterdam/Niederlande)<br />

von Office for Metropolitan<br />

Architecture, Rotterdam<br />

• One Central Park (Sydney/Australien)<br />

von Ateliers Jean Nouvel, Paris<br />

• Renaissance Barcelona Fira Hotel,<br />

L’Hospitalet de Llobregat (Barcelona/<br />

Spanien) von Ateliers Jean Nouvel,<br />

Paris<br />

• Sliced Porosity Block (Raffles City<br />

Chengdu, Chengdu/China) von Steven<br />

Holl Architects, New York<br />

Der IHP gilt als der weltweit wichtigste<br />

Architekturpreis für Hochhäuser.<br />

Er richtet sich an Architekten und<br />

Bauherren, deren Gebäude mindestens<br />

100 Meter hoch sind und in den vergangenen<br />

zwei Jahren fertiggestellt wurden.<br />

Die Jury besteht aus Architekten, Tragwerksplanern,<br />

Immobilienspezialisten<br />

und Architekturkritikern. Sie beurteilt<br />

die nominierten Projekte nach folgenden<br />

Kriterien: zukunftsweisende Gestaltung,<br />

Funktionalität, innovative Bautechnik,<br />

städtebauliche Einbindung, Nachhaltigkeit<br />

und Wirtschaftlichkeit. Die Finalisten<br />

des IHP 2014, die unter 26 Nominierten<br />

aus 17 Ländern ausgewählt wurden,<br />

zeigen weiterhin den weltweiten Trend<br />

im zeitgenössischen Hochhausbau zu<br />

einer Nutzungsverschiebung vom Bürozum<br />

Wohnhochhaus, der nun auch in<br />

Europa angekommen ist. Zudem hat sich<br />

die Tendenz, Licht, Luft und Grün mit<br />

dem Hochhausbau zu verbinden, weiter<br />

verstärkt. Trotz neuer Höhenrekorde<br />

fällt auf, dass daneben eine gestiegene<br />

Aufmerksamkeit hinsichtlich der urbanen<br />

Qualitäten zu erkennen ist. (bw)


Service<br />

72<br />

IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Networking: Die Abendveranstaltungen der Annual Conference bieten Gelegenheit zum Austausch.<br />

das Motto: «Real Estate Education and<br />

the Digital Generation: The Challenge<br />

of Introducing New Media into the<br />

Classroom».<br />

Die Präsidentschaft der ERES wechselt<br />

turnusmässig von Jahr zu Jahr.<br />

Für den Zeitraum 2014/2015 hat Bob<br />

Martens von der Technischen Universität<br />

Wien den Vorsitz übernommen.<br />

Als Execu tive Director hingegen ist Jim<br />

Berry von der Universität Ulster kontinuierlich<br />

tätig. Beiden steht ein Board<br />

zur Seite, das 24 Personen umfasst.<br />

Aus der Schweiz sind beim Board der<br />

ERES übrigens Martin Hoesli von der<br />

Universität Genf und Andreas Loepfe<br />

von der Universität Zürich sowie<br />

dem dortigen Center for Urban & Real<br />

Estate Management CUREM (siehe<br />

Kastentext) dabei.<br />

Umfangreiche Datenbank<br />

Alle sowohl auf der Jahreskonferenz<br />

als auch bei den Industry-Seminaren<br />

und dem ERES Education-Seminar<br />

vorgestellten Papers und Präsentationen<br />

können unter www.eres.org in der<br />

«Library» eingesehen und abgerufen<br />

werden. Diese Datenbank ist mit mehr<br />

als 3.000 Dokumenten von über 1.000<br />

Autoren eine wahre Fundgrube an immobilienwirtschaftlichen<br />

Forschungsergebnissen,<br />

die für alle, auch für<br />

jene, die nicht Mitglied bei ERES sind,<br />

zugänglich ist. Aber auch viele weitere<br />

Informationen zur ERES lassen sich<br />

auf dieser Homepage finden.<br />

Zehn Jahre CUREM<br />

Aus der Perspektive des Jahres 2014 betrachtet,<br />

hat es um die Jahrhundertwende zwischen<br />

dem 20. und dem 21. Jahrhundert weltweit eine<br />

Entwicklung hin zur Gründung von wissenschaftlichen<br />

Gesellschaften und Studiengängen immobilienwirtschaftlicher<br />

Forschung gegeben. Ein<br />

Schweizer Beispiel für diesen «Trend» ist CUREM, Andreas Loepfe, Managing<br />

das Center for Urban & Real Estate Management Director CUREM<br />

(CUREM) am Institut für Banking und Finance,<br />

welches im Jahr 2003 in Zürich als private Initiative<br />

aus der Immobilienbranche und für die Immobilienbranche an den Start ging.<br />

«Die gebaute Umwelt repräsentiert immense kulturelle und wirtschaftliche<br />

Werte: Das reale Vermögen der Welt besteht rund zur Hälfte aus Immobilien»,<br />

sagt Andreas Loepfe, FRICS, Managing Director CUREM. «Die Steuerung<br />

und Gestaltung der gebauten Umwelt ist zentral für die Entwicklung der<br />

Gesellschaft, Wirtschaft und Natur – doch viele immobilienbezogene Inhalte<br />

wurden auf universitärem Niveau erst unlängst erschlossen.» CUREM setzt<br />

sich mit seinen Weiterbildungen, Forschungsprojekten und Beratungen für<br />

den Erkenntnisgewinn und eine sachliche Diskussion immobilienwirtschaftlicher<br />

Themen ein. Die Idee dahinter: Man will einen Beitrag leisten, die<br />

gebaute Umwelt im Sinne der Wohlfahrtsoptimierung zu entwickeln.<br />

Im Jahr 2009 wurde CUREM in die Universität Zürich integriert. «Das garantiert<br />

die internationale Vernetzung des Zentrums mit anderen erstklassigen<br />

Universitäten – ohne dabei die Nähe zur Praxis zu verlieren», sagt Loepfe.<br />

Im Juli dieses Jahres feierte CUREM sein 10-Jahr-Jubiläum. «Die Verwendung<br />

des interdisziplinären Ansatzes ist das, was CUREM auszeichnet und<br />

sicherlich grundlegend ist für den grossen Erfolg», würdigte Ramón Sotelo,<br />

Präsident der International Real Estate Society IHRES, in seiner Rede die<br />

Verdienste des Instituts. «Die Wissenschaft und dadurch auch die Universitäten<br />

tendieren aktuell zu einer hoch spezialisierten, monodisziplinären<br />

Forschung. Zur Lösung der Probleme in der Praxis sind hingegen multidisziplinäre<br />

Kompetenzen essentiell.» CUREM strebe danach, diesen Spagat zu<br />

meistern und leiste damit einen Beitrag zur wissenschaftlichen Reflektion<br />

der Immobilienwirtschaft, so Sotelo: «Meine Anerkennung gilt Andreas<br />

Loepfe, der einerseits diesen multidisziplinären Studiengang entwickelt hat<br />

und zudem mit dem ‹best owner principle› auch einen wissenschaftlich fundierten<br />

und praktisch relevanten immobilienökonomischen Beitrag geleistet<br />

hat.» (bw)


IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Service<br />

73<br />

Branchentreffen in München<br />

Expo Real – «Building Networks» lautet das Motto der internationalen Gewerbeimmobilien-<br />

und Investmentmesse, die vom 6. bis zum 8. Oktober in München<br />

stattfinden wird. Schweizer Branchenplayer sind mit von der Partie, die meisten<br />

am Gemeinschaftsstand des Swiss Circle.<br />

Von Anja Hall, Bild: Expo Real/Messe München<br />

Raum für Networking: die Immobilienmesse Expo Real<br />

Seit nunmehr 17 Jahren ist es ein wie -<br />

derkehrendes Ereignis: Kaum schliesst<br />

das Münchner Oktoberfest seine Pforten,<br />

verschwinden die Trachtenträger<br />

aus dem Blickfeld und Bayerns Landeshauptstadt<br />

ist fest in der Hand der<br />

Immobilienbranche. An drei Tagen –<br />

dieses Jahr vom 6. bis zum 8. Oktober<br />

– trifft man sich auf der Expo Real, der<br />

Internationalen Fachmesse für Immobilien<br />

und Investitionen.<br />

Mit 1.663 Ausstellern auf 64.000 Quadratmetern<br />

in sechs Messehallen gilt<br />

die Expo Real als grösste B2B-Messe<br />

für Gewerbeimmobilien in Europa. Die<br />

mehr als 36.000 Teilnehmer aus aller<br />

Welt bilden die gesamte Wertschöpfungskette<br />

der Branche ab. Projektentwickler<br />

und Projektmanager, Investoren<br />

und Finanzierer, Berater und Vermittler,<br />

Architekten und Planer, Corporate Real<br />

Estate Manager, Expansionsleiter, aber<br />

auch zahlreiche Wirtschaftsregionen<br />

und Städte präsentieren sich auf der<br />

Messe und nutzen die Gelegenheit zum<br />

Networking und zur Marktorientierung.<br />

Auch die Schweizer Branche zeigt sich<br />

wieder auf der Expo Real – viele Unternehmen<br />

beteiligen sich am Gemeinschaftsstand<br />

des Swiss Circle (Stand 320<br />

in der Halle C2). Dieses Jahr belegt der<br />

Swiss Circle nicht weniger als 350 Quadratmeter<br />

an Ausstellungsfläche für<br />

insgesamt 43 Schweizer Immobilienunternehmen<br />

und Standortorganisationen.<br />

Seit vielen Jahren sind Unternehmen<br />

wie Steiner, Mobimo, SBB Immobilien,<br />

Losinger Marazzi, UPC Cablecom, der<br />

Flughafen Zürich/The Circle, Wincasa,<br />

Credit Suisse, Acron und Hochtief<br />

Development Schweiz als Partner des<br />

Swiss Circle mit von der Partie, ebenso<br />

die Wirtschaftsförderung Bern,<br />

Bouygues/MIBAG Property und Halter.<br />

Auch die Immobilienberater von Kuoni<br />

Mueller & Partner sowie die Anwaltskanzleien<br />

Bürgi Nägeli Rechtsanwälte,<br />

CMS von Erlach und Baker & McKenzie<br />

sind in diesem Jahr erneut präsent.<br />

Ebenso werden die NZZ und das IMMO-<br />

BILIEN Business vor Ort vertreten sein.<br />

Das Beratungsunternehmen Wüest &<br />

Partner hat sich dieses Jahr ebenfalls<br />

für eine Teilnahme entschieden.<br />

Auch das Konferenz- und Veranstaltungsprogramm<br />

der Expo Real ist<br />

beachtlich: Auf rund 80 Symposien,<br />

Konferenzen und Gesprächsrunden<br />

diskutieren 400 Referenten über aktuelle<br />

Trends und Innovationen des<br />

Immobilien-, Investitions- und Finanzierungsmarktes.<br />

Für die Zielgruppe «Regionen und Städte»<br />

wurde in diesem Jahr ein eigenes<br />

Forum neu entwickelt, auf dem Experten<br />

den Städten Hilfestellungen geben<br />

wollen, wie sie beispielsweise einen<br />

Standort durch Universitäten beleben<br />

oder das Thema «Digital Economy» aufnehmen.<br />

Ganz neue Wege geht der Messeveranstalter<br />

auch mit der Veranstaltung<br />

«Kluge Köpfe, kluge Gedanken».<br />

Referenten, die nicht aus der Immobilienwirtschaft<br />

kommen, sollen für neue<br />

Impulse in der Branche sorgen.


Service – Neue Produkte<br />

74<br />

IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Das neue Kräuterzentrum von Ricola<br />

Mit Hut und gutem Schuhwerk<br />

Baustoffe – Im Laufental wurde im Mai<br />

eine Lagerhalle der besonderen Art in<br />

Betrieb genommen. Wer hat’s erfunden?<br />

Klar – Ricola, respektive Herzog<br />

& De Meuron: ein Stampflehmbau für<br />

die «Chrüterchraft».<br />

Von Gudrun Escher, Bild: Priora AG<br />

Wer die heilenden Kräfte der Natur<br />

zu seiner Geschäftsbasis erkoren hat<br />

wie der Kräuterbonbon-Hersteller Ricola,<br />

stellt auch an Betriebsgebäude<br />

besondere Anforderungen hinsichtlich<br />

Technik und Architektur. Bei Ricola hat<br />

die Zusammenarbeit mit dem Basler<br />

Architekturbüro von Jacques Herzog<br />

und Pierre de Meuron eine über dreissigjährige<br />

Tradition, und jeder ihrer<br />

Entwürfe für das Unternehmen ging<br />

einen Schritt weiter in der Annäherung<br />

an das Wesentliche. Die Lagerhalle<br />

der späten 1990er-Jahre etwa erinnert<br />

an aufgeschichtete Bretterstapel; für<br />

das neue Kräuterzentrum entwarfen<br />

Herzog & de Meuron einen Lehmbau.<br />

Lehmbau deshalb, weil im Laufental,<br />

wo Ricola beheimatet ist, seit Römerzeiten<br />

Lehm und Mergel gewonnen und<br />

zu Ziegeln verarbeitet werden. So kamen<br />

99 Prozent des Baumaterials aus<br />

einem Umkreis von unter zehn Kilometern<br />

– ein grosses Plus in Bezug auf die<br />

hohen Ansprüche an Nachhaltigkeit.<br />

Von der Idee zur Ausführung verhalfen<br />

die Geschäftsstelle Basel der Priora<br />

Generalunternehmung sowie der Experte<br />

für Lehmbau Martin Rauch, dessen<br />

Firma, die in Schlins im Vorarlberg<br />

beheimatete Lehm Ton Erde Baukunst<br />

Gmbh, als führend in Europa gilt. Sein<br />

Mitarbeiter Clemens Quirin erläutert,<br />

dass jedes Projekt aus Lehm sehr individuell<br />

erarbeitet werden müsse,<br />

so auch ein Stampflehmbau dieser<br />

Grössen ordnung, die alte Regel aber<br />

gelte immer: «Lehm braucht guten Hut<br />

und guten Schuh.»<br />

Grösster Stampflehmbau<br />

Europas<br />

Ein Bauwerk aus dem Werkstoff Lehm<br />

benötigt – zumindest in unseren Breitengraden<br />

– einen wirksamen Nässeschutz<br />

von oben und von unten. Von<br />

oben hilft der Dachüberstand, in diesem<br />

Falle ein übliches Flachdach aus<br />

Wellblech, von unten eine standardmässige<br />

Drainage. Luftfeuchte innen<br />

wie aussen dagegen reguliert der<br />

Stampflehm besser als jedes andere<br />

Mauerwerk und sorgt so für ein gemässigtes<br />

Raumklima, das der Verarbeitung<br />

und Lagerung der jährlich 1,4 Millionen<br />

Kilogramm kostbarer Kräuter<br />

zuträglich ist und die Energiekosten<br />

senkt. Das rein mineralische Material<br />

aus Lehm, vermischt mit steinigem<br />

Aushub und Mergel, nimmt Feuchte<br />

gut auf und gibt sie verzögert ab, wirkt<br />

angenehm warm und hat die Farbe des<br />

Erdbodens. Und es altert auf natürliche<br />

Weise, wird an der Oberfläche bröselig.<br />

Diese kalkulierte Erosion beeinträchtigt<br />

die Stabilität allerdings in keiner<br />

Weise, denn die massiven Mauern stehen<br />

wegen ihres Eigengewichts von<br />

selbst. Die Binnenkonstruktion eines<br />

Betonskeletts von ca. 5,50 Rastermass<br />

dient zum Abfangen der Windkräfte,<br />

die auf die Halle von beachtlichen<br />

111 Metern Länge und elf Metern Höhe<br />

bei einer Breite von 30 Metern einwirken.<br />

«Viele denken, dass Lehm heute<br />

nur noch in Entwicklungsländern für<br />

einfachste Hütten verwendet wird. Das<br />

Ricola Kräuterzentrum zeigt jedoch<br />

eindrücklich, welche Zukunftsperspektiven<br />

und positiven Eigenschaften<br />

der Lehmbau auch in Europa haben<br />

kann», sagt Rauch.<br />

Die einzelnen Paneele, aus denen die<br />

Aussenmauern aufgebaut sind, wurden<br />

in einer Produktionshalle am Ort<br />

vorgefertigt und dann montiert. Den<br />

unkonventionellen Bauablauf koordinierte<br />

der Generalplaner Kundert<br />

Ingenieure AG mit den betriebstechnischen<br />

Vorbereitungen für die jetzt<br />

hier zusammengeführten Abläufe der<br />

Kräuterbearbeitung. Insgesamt wurde<br />

das Gebäude in etwa um zehn Prozent<br />

teurer als eine übliche Industriehalle,<br />

dem stehen aber ökologische, ästhetische<br />

und emotionale Gewinne gegenüber.<br />

Nach 16-monatiger Bauzeit konnte das<br />

neue Ricola Kräuterzentrum Anfang<br />

Mai 2014 unmittelbar neben dem Produktionsbetrieb<br />

in Laufen seinen Betrieb<br />

aufnehmen. Im Zentrum werden<br />

zentral 1.400.000 Kilogramm frische<br />

Kräuter pro Jahr gereinigt, getrocknet,<br />

geschnitten, gelagert und gemischt –<br />

der grösste Stampflehmbau Europas<br />

trägt somit dazu bei, dass die «Chrüterchraft»<br />

von Ricola weiterhin in alle<br />

Welt exportiert werden kann.


Ein Auftritt für SIE,<br />

unterstützt, koordiniert<br />

und organisiert von:<br />

19. bis 21. November 2014<br />

Der neue<br />

Meeting Point<br />

für die Schweizer<br />

Retailbranche<br />

an der 20. Ausgabe der mapic<br />

19. bis 21. November 2014<br />

in Cannes, Frankreich<br />

mapic<br />

die führende internationale Messe<br />

für Einzelhandels immobilien<br />

Pavillon Switzerland<br />

Podiumsdiskussion<br />

Networking Frühstück<br />

Verlangen Sie Informationen unter<br />

info@swisscirle.ch


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Diese stattliche liegenschaft bietet ideale Voraussetzungen<br />

für Berufe aus der Werbebranche, dem gesundheitswesen,<br />

agenturen und Berater. gut erreichbar und mit Parkplätzen –<br />

also sehr kundenfreundlich. Die liegenschaft ist in einem<br />

sehr guten Zustand und bietet 160 m² arbeits- bzw. 243 m²<br />

Wohnfläche. als Wohnort darf montlingen mit den Worten<br />

«hier ist die Welt noch in ordnung» bezeichnet werden.<br />

Kaufpreis ChF 1,8 mio.<br />

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9444 Diepoldsau<br />

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Wohnhaus mit geWerBeFläChe<br />

in BalgaCh sg<br />

Wegen Platzmangel wird diese schreinerei eines traditionsbetriebes<br />

verkauft. Balgach ist die steuergünstigste gemeinde<br />

im Kanton sg und bietet eine sehr gute infrastruktur. Die<br />

liegenschaft liegt an werbewirksamer und gut frequentierter<br />

lage. Der 6,5-Zimmer-Wohnteil ist vermietet und<br />

mietinteressenten für die gewerbeflächen sind vorhanden.<br />

Die räume können als ganzes oder modulweise aufgeteilt<br />

werden. Kaufpreis ChF 1,5 mio.<br />

sonnenbau gruppe<br />

Christian häle<br />

moosstrasse 1<br />

9444 Diepoldsau<br />

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einZigartige anlagemÖgliChKeit,<br />

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inmitten einer malerischen reblandschaft mit liebhabercharakter<br />

und neubaupotential in maienfeld. Parzelle-nr. 118<br />

mit 21‘386 m² (3 mFh, rebland, Bauland altstadtzone)<br />

und Parzelle-nr. 79 mit 3‘170 m² (voll erschlossene Bauland<br />

parzelle) / nettomietzinseinnahmen:<br />

soll ChF 488‘370.00 p.a. / Preis auf anfrage<br />

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«Die Schweizerische Maklerkammer<br />

(SMK) ist die<br />

Dachorganisation der<br />

geprüften Immobilienfachleute<br />

der Schweiz. Die<br />

71 Mitglieder in den 19<br />

Kantonen zeichnen sich<br />

durch fundierte Ausbildung,<br />

seriöse Arbeitsweise und<br />

verantwortungsbewusstes<br />

Handeln aus. Alle vier Jahre<br />

findet eine Überprüfung<br />

durch das Audit-Gremium<br />

statt.»<br />

Herbert Stoop<br />

(Seitzmeir Immobilien AG<br />

Zürich), Präsident<br />

der Schweizerischen<br />

Maklerkammer<br />

GEPRÜFTER<br />

IMMOBILIEN<br />

SPEZIALIST<br />

SMK<br />

Schweizerische Maklerkammer (SMK)<br />

Brunaustrasse 39, 8002 Zürich, Telefon +41 43 817 63 23, welcome@smk.ch, www.smk.ch


IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Service<br />

77<br />

Breiners Blick<br />

Aus der Branche<br />

für die Branche<br />

Branchenleader – Die 222. Ausgabe IMMOBILIEN Business im 20. Jahrgang:<br />

Das kleine Jubiläum ist bemerkenswert in Zeiten elektronischer Medien.<br />

Ein Fachmagazin in der Hand zu haben, sich zu orientieren und wie Dokumente<br />

abzulegen, ist nach wie vor gefragt und sexy.<br />

Der Schweizer Markt scheint überschaubar<br />

und ist es doch nicht, beklagten<br />

Player, die neu auf dem Immobilienmarkt<br />

mitmischen wollten, noch vor<br />

einem Jahrzehnt. Die richtigen Leute<br />

für die richtigen Vorhaben zu finden,<br />

war und ist besonders für Newcomer<br />

aus dem Ausland nicht einfach.<br />

Das Fachmagazin IMMOBILIEN Business<br />

hat sich zum Ziel gesetzt, Transparenz<br />

zu schaffen, Trends zu erkennen,<br />

wichtige Projekte und Objekte<br />

kritisch zu beschreiben und zu analysieren.<br />

Und das nicht seit gestern,<br />

sondern seit über 20 Jahren. Diese<br />

kontinuierliche Arbeit trug «Früchte»<br />

– beim Leser wie auch auf Verlagsseite<br />

hoffentlich – und brachte Anerkennung,<br />

wie jüngst eine Studie der Universität<br />

Zürich belegte.<br />

Klar, es geht um den Immobilienmarkt<br />

mit all seinen Facetten und Figuren,<br />

um das Umfeld, wirtschaftliche Entwicklungen,<br />

Probleme und Chancen.<br />

Ein Leitgedanke hat mich bei der IB-<br />

Arbeit stets begleitet und geprägt:<br />

Hinter jeder Immobilie, hinter jeder<br />

Transaktion oder Investition stecken<br />

Menschen. Dieser Philosophie hat<br />

IMMOBILIEN Business über Jahre<br />

Rechnung getragen.<br />

Wer macht mit, makelt und agiert im<br />

Schweizer Immobilienmarkt? Wer hält<br />

welche Karten, wer wagt und gewinnt?<br />

Wer setzt neue Trends, neue Massstäbe,<br />

neue Marken? Just im Juli ist das<br />

«Who’s who der Immobilienwirtschaft<br />

2014» publiziert worden, notabene zum<br />

fünften Mal (IB-Ausgabe 7–8/ 2014). Das<br />

bedeutet: 100 Köpfe wurden in Kurzporträts<br />

vorgestellt – von A wie Karin<br />

Aeberhard, immoveris Bern, bis Z wie<br />

Rebecca Zuber, HRS Real Estate AG,<br />

oder Philippe Zufferey, Depotbank BCV.<br />

Man kann zusätzlich auch das entsprechende<br />

Branchenbuch als Printprodukt<br />

oder als CD-Rom beziehen.<br />

Mit Köpfen, Links oder Adressen allein<br />

ist es nicht getan. Was tut sich in der<br />

Immobilienwirtschaft? Welche Perspektiven<br />

bieten sich? Wie steht es um<br />

den Aktien- und Finanzmarkt in der<br />

Schweiz? In der Rubrik Immobilien-<br />

Finanzmärkte werden Aktien und Fonds,<br />

News und Interviews aufgelistet, kommentiert<br />

und analysiert. Im Rahmen<br />

des crossmedialen Angebots von<br />

IMMOBILIEN Business können Interessierte<br />

den vierzehntäglichen Immobilienbrief<br />

(online) beziehen. Ausserdem<br />

werden rund zehnmal im Jahr die Immobiliengespräche<br />

in durchgeführt.<br />

An der bedeutendsten Immobilienmesse<br />

im deutschsprachigen Raum, der<br />

Expo Real in München (6. bis 8. Oktober),<br />

wird IMMOBILIEN Business im<br />

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Rahmen des Swiss Circle nicht nur<br />

Präsenz zeigen, sondern auch das Jubiläum<br />

feiern.<br />

Wir hoffen, Ihr Interesse weiter<br />

zu wecken. Bleiben Sie dran und<br />

uns gewogen!<br />

Ihr Rolf Breiner<br />

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Service<br />

78<br />

IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Agenda: Messen, Tagungen,<br />

Konferenzen<br />

2. bis 5.10.2014<br />

Donnerstag, Agenda Datum 2.10.,<br />

10 Agenda bis 18 Grundtext Uhr,<br />

bis Sonntag, 5.10.,<br />

10 bis 18 Uhr<br />

Messegelände<br />

Allmend<br />

Horwerstrasse 87<br />

6005 Luzern<br />

6. bis 8.10.2014<br />

Montag, 6.10.,<br />

9 bis 19 Uhr,<br />

bis Mittwoch, 8.10.,<br />

9 bis 16 Uhr<br />

Messe München,<br />

Deutschland<br />

Bauen & Wohnen Luzern<br />

Die Bauen & Wohnen Luzern spricht<br />

Agenda Titel<br />

Eigenheimbesitzer, zukünftige Bauherrschaften,<br />

Architekten und Planer an.<br />

Agenda Grundtext<br />

Ein<br />

Höhepunkt der Messe ist die Verleihung<br />

des 24. Schweizer Solarpreises am<br />

Freitag, 3.10.2014.<br />

www.bauen-wohnen.ch<br />

Expo Real 2014<br />

17. Internationale Fachmesse<br />

für Immobilien und Investitionen<br />

www.exporeal.net<br />

13.11.2014<br />

Hotel Radisson Blu,<br />

Zürich Airport<br />

19. bis 21.11.2014<br />

Palais des Festivals<br />

F- Cannes<br />

4. Retailforum Switzerland<br />

2014<br />

Der Fachkongress für die Einzelhandels<br />

industrie<br />

www.retailforum.ch<br />

mapic Cannes<br />

Internationale Fachmesse für<br />

Immo bilien-Einzelhandel<br />

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<strong>SCHWEIZ</strong>ER<br />

IMMOBILIENGESPRÄCHE<br />

IMMOBILIEN Business lädt Sie ein zum<br />

57. Immobiliengespräch<br />

Immobilienbewertung: Quo Vadis?<br />

Tiefzinsumfeld, Technologisierung, Standardisierung:<br />

Drei Begriffe, die in der Branche heiss diskutiert werden.<br />

Donnerstag, 16. Oktober 2014, um 17:30 Uhr im Restaurant Metropol, Zürich<br />

Scannen<br />

und direkt<br />

anmelden:<br />

Moderation:<br />

Referenten:<br />

· Prof. Dr. Markus Schmidiger, Studienleiter Immobilienmanagement, Hochschule Luzern<br />

· Daniel Schneider, Jones Lang LaSalle · Andreas Ammann, Wüest & Partner · Ulrich Prien, KPMG<br />

Gold-Sponsoren:<br />

Die Veranstaltung dauert ±90 Minuten mit anschliessendem Apéro und Networkgelegenheiten.<br />

Die Teilnahme kostet 110 Franken. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt.<br />

Anmeldung: www.immobilienbusiness.ch oder per Mail an selina.niederberger@immobilienbusiness.ch<br />

Die Schweizer Immobiliengespräche finden mehrmals im Jahr zu aktuellen und spezifisch ausgewählten Themen aus<br />

der Immobilienwirtschaft statt. Namhafte ReferentInnen halten Vorträge, diskutieren auf dem Podium und beantworten<br />

Fragen zur aktuell behandelten Thematik.<br />

Apéro-Sponsor:<br />

Location Partner:<br />

Online-Partner:<br />

Academic Partner:


IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Service<br />

79<br />

Hohe Zeit der Herbstlosen<br />

Angebotsmieten – Es geht aufwärts – nicht mit den Temperaturen, wohl aber mit<br />

den Mieten. Im August stiegen die Angebotsmieten in der Schweiz um 0,36 Prozent.<br />

Im Vergleich zum Vorjahr ist ein Anstieg von 1,82 Prozent zu verkraften.<br />

Von Arnold von Arx<br />

Die Tage werden kürzer, die Temperaturen<br />

sinken, das Laub fällt – es ist<br />

Erntezeit und Zeit der Herbstlosen. Im<br />

Herbst endet der Sommer – doch nicht<br />

die Schonzeit für Mieter. Schweizweit<br />

stiegen die Angebotsmieten um<br />

1,82 Prozent (Index: 111,9 Punkte). Zu<br />

diesem Ergebnis kommt homegate.ch.<br />

Das Immobilienportal hat den Index in<br />

Zusammenarbeit mit der Zürcher Kantonalbank<br />

(ZKB) erhoben. Gemessen<br />

wird die monatliche, qualitätsbereinigte<br />

Veränderung der Mietpreise für neue<br />

und wieder zu vermietende Wohnungen<br />

anhand der aktuellen Marktangebote.<br />

Die Mieten steigen<br />

Die grösste Teuerung verzeichnete der<br />

Kanton Thurgau mit plus 0,82 Prozent<br />

(Indexstand: 110,7 Punkte). Dieser Trend<br />

schlug sich auch in den Kantonen Waadt<br />

und Genf mit plus 0,75 Prozent (Index:<br />

120,9 Punkte) nieder. Im Vergleich zum<br />

August 2013 bedeutete das eine Steigerung<br />

um markante 3,25 Prozent.<br />

Nicht viel besser erging es den Kantonen<br />

Basel-Land und Basel-Stadt mit<br />

plus 0,56 Prozent, Solothurn mit plus<br />

0,55 Prozent (Index: 109,3 Punkte), Luzern<br />

mit plus 0,43 Prozent oder Bern<br />

mit plus 0,37 Prozent. Davon wurde<br />

auch das Tessin nicht verschont. Hier<br />

stiegen die Mieten um 0,38 Prozent (Index:<br />

106,4 Punkte).<br />

Zürichs Mieten stagnieren<br />

Die Kantone St. Gallen (plus 0,09 Prozent)<br />

und Aargau (plus 0,09 Prozent)<br />

blieben fast auf dem Level vom Juli.<br />

Unverändert ist die Situation im Kanton<br />

Zürich: Die Angebotsmieten verharrten<br />

beim Stand von Juli (Index: 114,4 Punkte).<br />

Gleichwohl schlägt eine Teuerung<br />

von 2,05 Prozent gegenüber 2013 zu<br />

Buche.<br />

Qualitätsbereinigung<br />

Die Entwicklung der Angebotsmietpreise<br />

für die Schweiz wird um die unterschiedliche<br />

Qualität, Lage und Grösse<br />

der Wohnungen korrigiert. Der Vorteil<br />

dieser sogenannten hedonischen Methode<br />

liegt darin, dass die wirkliche<br />

Mietpreisentwicklung für neue und<br />

wieder zu vermietende Wohnungen<br />

auf homegate.ch abgebildet wird. Der<br />

homegate.ch-Angebotsmietindex ist<br />

der einzige qualitätsbereinigte Mietpreisindex<br />

der Schweiz.<br />

Weitere Infos: www.homegate.ch/mietindex<br />

MIETINDEX «<strong>SCHWEIZ</strong>»<br />

August 2014<br />

Im Vergleich zum Vormonat:<br />

MIETINDEX «KANTON ZÜRICH»<br />

August 2014<br />

Im Vergleich zum Vormonat:<br />

+0,36%<br />

0,00%<br />

Vormonatsvergleich<br />

08.2014 Index 111,9<br />

07.2014 Index 111,5<br />

Vorjahresvergleich<br />

08.2014 Index 111,9<br />

08.2013 Index 109,9<br />

Vormonatsvergleich<br />

08.2014 Index 114,4<br />

07.2014 Index 114,4<br />

Vorjahresvergleich<br />

08.2014 Index 114,4<br />

08.2013 Index 112,1<br />

Die neuen Indexreihen sind zurückgerechnet bis Januar 2009, sodass bereits Zeitreihen von fünf Jahren abgedeckt sind.<br />

Quelle: homegate.ch


Auslandsmärkte<br />

80<br />

IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Wer die Wahl hat,<br />

hat die Qual<br />

Deutschland – Core-Objekte an Topstandorten sind knapp und teuer.<br />

Auf der Suche nach auskömmlichen Renditen weichen Investoren<br />

auf kleinere Städte aus. B-Städte bieten Chancen; doch es gibt auch Risiken.<br />

Von Anja Hall, Bild: RainerJensen.de<br />

Investitionsstandort Wolfsburg: Die Stadt im Bundesland Niedersachsen gilt als «trendig»<br />

und ist vor allem als «Autostadt» und Hauptniederlassung der Volkswagen AG bekannt.<br />

Wenn Immobilieninvestoren aus dem<br />

Ausland nach Deutschland blicken,<br />

dann stossen sie auf eine Fülle an<br />

möglichen Investitionszielen. Neben<br />

den Topstandorten – immerhin gleich<br />

sieben: Berlin, Düsseldorf, Frankfurt,<br />

Hamburg, Köln, München und Stuttgart<br />

– sind in letzter Zeit verstärkt die<br />

sogenannten B-Städte wie Dortmund,<br />

Wiesbaden, Freiburg oder Münster im<br />

Gespräch.<br />

Diese Mittelstädte sind noch überwiegend<br />

in den Händen regionaler und nationaler<br />

Investoren, doch ausländische,<br />

darunter auch Schweizer Player sind<br />

längst aufmerksam geworden. Die Anlagestiftung<br />

AFIAA beispielsweise, der<br />

gegenwärtig 33 Pensionskassen angehören,<br />

ist ausser in Frankfurt und Berlin<br />

auch in Städten wie Lüneburg und<br />

Münster investiert. In Dortmund etwa<br />

gehört der AFIAA das «Westfalen-<br />

Center», ein knapp 30.000 Quadratmeter<br />

grosser Büro- und Hotelkomplex.<br />

Auch die Credit Suisse will mit ihrem<br />

neuen Fonds CSA Real Estate Germany<br />

explizit nicht nur in den Grossstädten,<br />

sondern auch in wirtschaftsstarken<br />

Re gionalzentren investieren und rechnet<br />

dabei mit einer stattlichen Durchschnittsrendite<br />

zwischen vier und<br />

sechs Prozent über fünf Jahre.<br />

Die Vorteile von Investitionen abseits<br />

der Big Seven lobt unter anderem die<br />

Hannover Leasing, eine Fondsgesellschaft,<br />

die seit jeher auch in Mittelstädten<br />

investiert. «B-Städte bieten<br />

den Vorteil, dass Objekte vergleichbarer<br />

Qualität und in sehr guten Lagen<br />

oft zu günstigeren Einstandspreisen<br />

zu bekommen sind als in den zentralen<br />

Lagen der Metropolen», sagt<br />

Geschäftsführer Andreas Ahlmann.<br />

«Darüber hinaus sind die Immobilienmärkte<br />

der B-Städte in der Regel we-


IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Auslandsmärkte<br />

81<br />

Preise steigen,<br />

aber moderat<br />

REALE IMMOBILIENPREISE:<br />

DEUTSCHLAND IM EUROPÄISCHEN VERGLEICH<br />

280<br />

260<br />

240<br />

220<br />

200<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

1990 Q1<br />

1991 Q1<br />

1992 Q1<br />

1993 Q1<br />

Quelle: OECD, LBBW<br />

1994 Q1<br />

1995 Q1<br />

1996 Q1<br />

1997 Q1<br />

1998 Q1<br />

niger volatil als die grossen Städte, wo<br />

die Nachfrage von Mietern und Käufern<br />

meist deutlich stärker schwankt.»<br />

Lüneburg überrundet Berlin<br />

1999 Q1<br />

2000 Q1<br />

Insbesondere der Wohnimmobiliensektor<br />

der B-Städte ist in den Fokus der<br />

Investoren gerückt, und dies nicht von<br />

ungefähr. So hat jüngst die Dr. Lübke &<br />

Kelber GmbH in ihrem Risiko-Rendite-<br />

Ranking 2014 errechnet, dass Lüneburg<br />

und Wolfsburg aktuell zu den<br />

attraktivsten Standorten für wohnwirtschaftliche<br />

Investments in Deutschland<br />

zählen. Beide Städte weisen demnach<br />

bei Bestandswohnimmobilien<br />

besonders attraktive Renditespannen<br />

verglichen mit dem Risiko für Investoren<br />

auf. Für das Ranking hat Dr. Lübke<br />

& Kelber in insgesamt 50 deutschen<br />

Standorten, darunter die Top-7-Städte,<br />

die Bevölkerungsentwicklung, die<br />

sozioökonomische Entwicklung, den<br />

Wohnungsmarkt, die aktuellen Mietund<br />

Kaufpreise sowie die Nachfrage<br />

nach Wohnraum untersucht. Daraus<br />

wurden Risikoscores und eine Mindestrendite<br />

abgeleitet, die Investoren<br />

2001 Q1<br />

2002 Q1<br />

2003 Q1<br />

2004 Q1<br />

n DEU n FRA n NLD n ESP n EA<br />

2005 Q1<br />

2006 Q1<br />

2007 Q1<br />

2008 Q1<br />

2009 Q1<br />

2010 Q1<br />

2011 Q1<br />

2012 Q1<br />

2013 Q1<br />

2014 Q1<br />

im Vergleich zur Verzinsung einer<br />

deutschen Bundesanleihe als risikolosem<br />

Investment erzielen müssen.<br />

«Ziel der Untersuchung war es, das Risiko<br />

für Investoren richtig wiederzugeben.<br />

Wir haben die Frage beantwortet,<br />

welche Rendite erzielt werden muss,<br />

um das Investitionsrisiko richtig darzustellen»,<br />

erklärt Ulrich Jacke, Geschäftsführer<br />

der Dr. Lübke & Kelber<br />

GmbH. Lüneburg und Wolfsburg weisen<br />

demnach Nettoanfangsrenditen auf, die<br />

auch im errechneten Minimum über der<br />

empfohlenen Mindestrendite liegen.<br />

Den Berliner Wohnungsmarkt dagegen,<br />

der derzeit sowohl bei nationalen<br />

als auch internationalen Investoren als<br />

einer der attraktivsten in Deutschland<br />

gilt, sieht man bei Dr. Lübke & Kelber<br />

eher kritisch und warnt hier vor überhöhten<br />

Kaufpreisen. «Die von uns er -<br />

mittelten durchschnittlichen Nettoanfangsrenditen<br />

beweisen, dass Investments<br />

in Berlin einer genauen Prüfung<br />

unterliegen sollten», meint Jacke. Zwar<br />

seien die demographische Entwicklung<br />

und die Nachfrage momentan sehr gut,<br />

doch zwinge die sozioökonomische<br />

Dynamik der Hauptstadt zur Vorsicht.<br />

Seit 2009 ist das reale Preisniveau<br />

am deutschen Immobilienmarkt<br />

wieder im Aufwärtstrend,<br />

seit 2012 verstärkt sich der<br />

Preisaufschwung. Ein Vergleich<br />

mit anderen europäischen<br />

Immobilienmärkten wirft jedoch<br />

die Frage auf, ob der Anstieg<br />

der vergangenen Jahre lediglich<br />

einen Nachholeffekt darstellt.<br />

Die reale Preisentwicklung am<br />

deutschen Immobilienmarkt<br />

verzeichnete bei Gegenüberstellung<br />

mit anderen europäischen<br />

Ländern auf Basis der OECD-<br />

Daten (hier Basisjahr 1990) verhältnismässig<br />

geringe Schwankungen.<br />

In Deutschland nahm<br />

das reale Preisniveau seit Mitte<br />

der 1990er-Jahre über einen<br />

Zeitraum von etwa zehn Jahren<br />

fortwährend ab. Inzwischen ist<br />

es in einigen Ballungszentren<br />

zwar zu Überbewertungen gekommen<br />

und früher oder später<br />

droht eine Korrektur. Allerdings<br />

sind die Preissteigerungen<br />

gemessen an längerfristigen<br />

demografischen und ökonomischen<br />

Faktoren und auch im<br />

Vergleich zu anderen Ländern<br />

noch moderat.<br />

(Karl Heinz Goedeckemeyer)<br />

Beispielsweise liegt das Bruttoinlandsprodukt<br />

in Berlin pro Einwohner bei nur<br />

rund 30.000 Euro (Stand 2011) und damit<br />

deutlich unter dem Durchschnitt der<br />

50 untersuchten Städte.<br />

Das Ranking der risikoärmsten Standorte<br />

führen mit München und Frankfurt<br />

zwar zwei A-Standorte an, aber<br />

der Wettbewerb in diesen Lagen sei<br />

äusserst hoch und es würden Preise<br />

angeboten, die eine risikoorientierte<br />

Bepreisung nicht mehr rechtfertigten,<br />

meint Jacke. Auf Platz 3 und 4 in<br />

dem Ranking liegen mit der Audi-Stadt<br />

Ingolstadt sowie Regensburg gleich<br />

zwei B-Standorte, dicht gefolgt von


Auslandsmärkte<br />

82<br />

IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

W&P-Studie<br />

Autostädte im<br />

Trend<br />

Die Wohnungsmärkte der deutschen Automobilstädte<br />

Wolfsburg, Ingolstadt und<br />

Regensburg haben sich in den vergangenen<br />

fünf Jahren ausserordentlich positiv<br />

entwickelt: Mit einem Plus von knapp<br />

40 Prozent stiegen die Angebots mieten<br />

für Bestandswohnungen in Wolfsburg<br />

überdurchschnittlich stark. Auch in<br />

Ingolstadt waren Mietwohnungen mit<br />

einem Plus von 22 Prozent und in Regensburg<br />

mit plus 14 Prozent begehrt.<br />

Zu diesem Ergebnis kommt die Studie<br />

«Die Wohnungsmärkte in Automobilstädten<br />

– Ein Vergleich der Städte Wolfsburg,<br />

Ingolstadt und Regensburg», die Wüest &<br />

Partner Deutschland im Auftrag von<br />

Volkswagen Immobilien erstellt hat. Analysiert<br />

wurden die wirtschaftlichen und<br />

demografischen Rahmenbedingungen<br />

und Entwicklungen sowie die Dynamik<br />

bei Mieten und Kaufpreisen auf Stadtund<br />

Postleitzahlebene in den Städten<br />

Wolfsburg, Ingolstadt und Regensburg.<br />

Demzufolge haben sich die Angebotsmieten<br />

für Bestandswohnungen 2013<br />

in Wolfsburg mit im Schnitt 7,80 Euro<br />

pro Quadratmeter denen in Ingolstadt<br />

(9 Euro) und Regensburg (9,10 Euro)<br />

angenähert, liegen aber noch deutlich<br />

darunter. Bei Neubauwohnungen zur<br />

Miete hat Wolfsburg die Städte Ingolstadt<br />

und Regensburg bereits eingeholt.<br />

Mit durchschnittlich 11 Euro pro<br />

Quadratmeter sind die Angebotsmieten<br />

im Neubau in Wolfsburg mittlerweile<br />

teurer als in Ingolstadt (10,41 Euro) und<br />

Regensburg (10,13 Euro). Allerdings ist<br />

in Wolfsburg zahlenmässig auch nur ein<br />

Bruchteil an neu errichteten Wohnungen<br />

im Angebot verglichen mit den beiden<br />

anderen Städten.<br />

Bei Wüest & Partner Deutschland sieht<br />

man den Grund für das starke Wachstum<br />

in der positiven wirtschaftlichen<br />

Entwicklung der Städte. Die Automobilbauer<br />

Audi, BMW und Volkswagen<br />

prägen nicht nur das wirtschaftliche<br />

Gefüge der Städte, sondern ziehen mit<br />

ihrem vielfältigen Beschäftigungsangebot<br />

auch junge Arbeitskräfte und<br />

Studierende an. (ah)<br />

Warum PKs das Ausland eher meiden – Stimmen aus dem Markt<br />

Pensionskassen investieren vergleichsweise selten direkt in ausländische, insbesondere<br />

deutsche Immobilien. Ein wichtiger Grund ist laut Tobias Meyer, stellvertretender<br />

Geschäftsführer der UBS Anlagestiftung für Personalvorsorge, eine aufsichtsrechtliche<br />

Anlagebeschränkung. So darf eine «Median-Pensionskasse» mit einem Anlagevermögen<br />

von 300 Millionen Franken generell 30 Prozent des Anlagevolumens in<br />

Immobilien investieren, davon wiederum maximal ein Drittel im Ausland. Das bedeutet,<br />

dass rund 30 Millionen Franken zur Verfügung stünden, um weltweit in Immobilien zu<br />

investieren. Diese Summe dürfte für ein Direktinvestment meist zu klein sein.<br />

Nach Ansicht von Hanspeter Konrad, Direktor des Schweizerischen Pensionskassenverbands<br />

ASIP, sind Direktinvestitionen in ausländische Immobilien angesichts der<br />

eingeschränkten Marktkenntnisse und vielfältiger zusätzlicher Anforderungen an das<br />

administrative, steuertechnische und finanzielle Handling eher selten. Gleichwohl<br />

dürfte die Allokation in ausländische Immobilien in den kommenden Jahren spürbar<br />

zunehmen, meint Robert Varley von Schroders Investment Schweiz. Gunnar Herm,<br />

Head of Real Estate Research & Strategy Europe der UBS Global Asset Management,<br />

glaubt, dass die Diversifikationsgewinne für Schweizer Investoren in Deutschland<br />

nicht sehr ausgeprägt sind, was vor allem an der ähnlichen Immobilienmarkt- und<br />

Wirtschaftsstruktur der beiden Länder liege. Wenn man zudem das Währungsrisiko,<br />

welches oftmals gehedged werden muss und die im Vergleich zur Schweiz ungleich<br />

höheren Transaktionsnebenkosten einrechnet, würden Investitionen in Deutschland<br />

für Schweizer Investoren häufig keine Zusatzrendite erwirtschaften, meint Herm.<br />

(Karl Heinz Goedeckemeyer)<br />

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IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Auslandsmärkte<br />

83<br />

Aurelis<br />

Investment im<br />

Ruhrgebiet<br />

Freiburg im Breisgau zählt zu den attraktivsten B-Städten, auch aus Investorensicht.<br />

Potsdam und Freiburg im Breisgau.<br />

«Diese vier Städte sind jedoch für<br />

Investoren längst kein Geheimtipp<br />

mehr», betont Jacke. «Anleger sollten<br />

bei der erzielbaren Nettoanfangsrendite<br />

deshalb genau hinschauen.»<br />

Begrenzte Risiken<br />

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SWITZERLAND.<br />

Abgesehen davon, dass Investments<br />

in B-Städte – egal welcher Nutzungsart<br />

– tatsächlich keine Geheimtipps<br />

mehr sind und richtige Schnäppchen<br />

wohl zunehmend rar werden, sind die<br />

B-Städte in einem weiteren wichtigen<br />

Aspekt im Hintertreffen: «Ein Vorteil<br />

der grossen Städte ist die grössere<br />

Marktliquidität. Wer in einer<br />

B-Stadt investiert, sollte deshalb von<br />

Anfang an eine klare Vorstellung von<br />

der Drittverwendungsfähigkeit seiner<br />

Immobilie und von möglichen Exit-Lösungen<br />

haben», sagt Hannover-Leasing-Geschäftsführer<br />

Ahlmann. Die<br />

Fondsgesellschaft setzt deshalb gerade<br />

in B-Städten auf möglichst langfristige<br />

Mietverträge mit bonitätsstarken<br />

Mietern, idealerweise mit Kommunen<br />

oder staatlichen Einrichtungen.<br />

Häufig gelten B-Standorte auch als<br />

intransparent, da im Vergleich zu den<br />

Topstandorten weniger Daten über<br />

Transaktionen, Mieten oder Renditen<br />

verfügbar sind. Ahlmann sieht dies<br />

aber nicht als gravierenden Nachteil:<br />

«Es mag sein, dass weniger Marktdaten<br />

zu B-Städten öffentlich verfügbar<br />

sind», sagt er. «Aber wer sich intensiv<br />

mit einem solchen Markt beschäftigt,<br />

kann ihn oft besser einschätzen als den<br />

stark nachgefragten Markt einer grossen<br />

Metropole, wo möglicherweise viel<br />

mehr Einflussfaktoren zu berücksichtigen<br />

sind.»<br />

Naturgemäss sind hinsichtlich der lokalen<br />

Marktkenntnisse nationale Investoren<br />

im Vorteil. Doch dies bedeutet<br />

ja nicht, dass die Player aus dem<br />

Ausland ihnen das Feld überlassen<br />

müssen.<br />

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14<br />

Die Aurelis Real Estate GmbH & Co. hat<br />

ein 77.000 Quadratmeter grosses Areal<br />

in Gelsenkirchen-Ückendorf erworben.<br />

Verkäufer sind die E.on, die Deutsche<br />

Annington und die Stadt Gelsenkirchen.<br />

Knapp 20 Prozent der Gesamtfläche<br />

hat Aurelis nun bereits weiterverkauft:<br />

Käufer ist die zur Dornieden-Gruppe<br />

aus Mönchengladbach gehörende<br />

Vista Reihenhaus GmbH & Co KG,<br />

die am Standort auf zehn Baufeldern<br />

67 Doppelhaushälften und Reihenhäuser<br />

errichten wird.<br />

Für die rund 15.000 Quadratmeter<br />

grosse Fläche, die an Vista verkauft<br />

wurde, sowie für eine südwestlich<br />

gelegene Fläche mit weiteren rund<br />

17.000 Quadratmetern besteht bereits<br />

ein Bebauungsplan. Dort könnten weitere<br />

rund 50 Doppel- und Reihenhäuser<br />

errichtet werden. Auch die Flächen,<br />

für die es noch keinen Bebauungsplan<br />

gibt, will man bei Aurelis nach stadtplanerischen<br />

Vorgaben erschliessen.<br />

Die Entwicklung der weiteren Areale<br />

könnte ab 2017 erfolgen.<br />

Aurelis stellt reges Interesse an den<br />

Baufeldern am Standort fest. Entwickler<br />

und Investoren setzen im<br />

Gelsenkirchener Immobilienmarkt auf<br />

Neubauaktivitäten: «Es gibt zu wenig<br />

neuen Wohnraum, der den heutigen<br />

Anforderungen entspricht», sagt Vista-<br />

Geschäftsführer Michael Dornieden.<br />

Aurelis hat in Gelsenkirchen bereits<br />

die Voraussetzungen für ein weiteres<br />

Wohnquartier geschaffen. Das Projekt<br />

mit dem Namen «Am Stadtgarten»<br />

befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen<br />

Güterbahnhofs Schalke-Süd.<br />

Dort haben das Immobilienunternehmen<br />

und die Investorin Ute Burgmer<br />

gemeinsam mit der Stadt Gelsenkirchen<br />

die abschnittsweise Errichtung<br />

von rund 450 Wohneinheiten in Ein- und<br />

Mehrfamilienhäusern vorbereitet.<br />

Rund elf Millionen Euro investierten<br />

Aurelis und Burgmer in das Projekt.<br />

Auch in Schalke hatte Vista Reihenhaus<br />

erschlossene, baureife Flächen von<br />

Aurelis erworben. (ah)


Auslandsmärkte<br />

84<br />

IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Investoren stürmen Amerika<br />

Vereinigte Staaten – Die wirtschaftliche Erholung der USA lockt Milliardenbeträge<br />

in die Liegenschaftsmärkte und treibt die Renditen in den Keller. Attraktive Objekte<br />

werden rar.<br />

Von Richard Haimann, Bilder: Dibrova, AFIAA, JLL, Warburg-Henderson<br />

Der US-Immobilienmarkt boomt: Das Transaktionsvolumen ist im ersten<br />

Halbjahr gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 42 Prozent gestiegen.<br />

Mit seiner strengen geometrischen<br />

Architektur aus Fensterreihen und<br />

Betongirlanden ist 1875 I Street ein<br />

typisches funktionales Bürogebäude<br />

in Washington. Quer verteilt in der<br />

amerikanischen Hauptstadt sitzen<br />

Zehntausende Beamte hinter diesen<br />

Fassaden an ihren Schreibtischen, um<br />

den Regierungsapparat der grössten<br />

Industrienation am Laufen zu halten.<br />

Doch in der Suite 600 gegenüber den<br />

Türmen von Weltbank und Internationalem<br />

Währungsfonds residiert eine<br />

Organisation, die es in jahrzehntelanger<br />

Arbeit geschafft hat, aus dem<br />

Nischenprodukt Real Estate Investment<br />

Trust eine milliardenschwere<br />

Erfolgsgeschichte mit inzwischen<br />

mehr als 2.000 börsengelisteten<br />

Konzernen zu machen: der US-REIT-<br />

Verband NAREIT. Wie wichtig die zur<br />

Gewinnausschüttung an die Aktionäre<br />

verpflichteten Immobiliengesellschaften<br />

für Assekuranzen, Investmentfonds<br />

und Pensionskassen in den USA<br />

geworden sind, zeigt sich einmal mehr<br />

eindrucksvoll in diesem Jahr.<br />

Transaktionsvolumen steigt<br />

Der All REIT Index hat seit Januar Monat<br />

für Monat alle anderen bedeutenden<br />

Aktienindizes an der New Yorker Wall<br />

Street deutlich hinter sich gelassen.<br />

Während der Dow Jones in der ersten<br />

Jahreshälfte Investoren Renditen von<br />

3,29 Prozent aus Kurssteigerungen und<br />

Dividenden erbrachte und der S&P 500<br />

von immerhin 9,68 Prozent, waren es<br />

beim REIT-Index stattliche 19,44 Prozent.<br />

«Die Outperformance spiegelt die<br />

starke Nachfrage nach Gewerbeliegenschaften<br />

im ganzen Land wider», sagt<br />

NAREIT-Präsident Steven A. Wechsler.<br />

Fünf Jahre nachdem die Finanzkrise<br />

die amerikanischen Gewerbeimmobilienmärkte<br />

in die Knie gezwungen hatte,<br />

sind Büros, Shoppingcenter und Logistikobjekte<br />

in den USA wieder heiss<br />

begehrt – bei Mietern und vor allem bei<br />

Investoren. «Die wirtschaftliche Erholung<br />

der Vereinigten Staaten ist auf<br />

dem Immobilienmarkt seit geraumer<br />

Zeit deutlich zu spüren», sagt Norbert<br />

Grimm, CEO der AFIAA Anlagestiftung<br />

für Immobilienanlagen im Ausland, in<br />

Zürich. Das lockt nun massiv Investo-


IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Auslandsmärkte<br />

85<br />

ren aus dem In- und Ausland in REITs<br />

und an die Liegenschaftsmärkte zwischen<br />

New York und San Francisco.<br />

«In der ersten Hälfte dieses Jahres<br />

wechselten in den USA Gewerbeobjekte<br />

im Gesamtwert von 103,2 Milliarden<br />

Franken den Besitzer», sagt Frank<br />

Pörschke, Geschäftsführer beim internationalen<br />

Immobiliendienstleister<br />

JLL. «Gegenüber dem Vorjahreszeitraum<br />

entspricht dies einem Anstieg<br />

von 42 Prozent.»<br />

Mietpreiswachstum noch moderat<br />

Damit wuchs das Investoreninteresse<br />

deutlich stärker, als die Fundamentaldaten<br />

auf den ersten Blick erwarten<br />

lassen. Zwar überstieg das Vermietungsvolumen<br />

in den ersten sechs Monaten<br />

dieses Jahres an allen grossen<br />

Bürostandorten den Umfang der neu<br />

errichteten Flächen. «Dadurch sanken<br />

die Leerstandsraten, während spiegelbildlich<br />

die Büromieten anzogen»,<br />

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«Die wirtschaftliche Erholung der USA<br />

ist auf dem Immobilienmarkt seit<br />

geraumer Zeit deutlich zu spüren.»<br />

Norbert Grimm, AFIAA<br />

«Aufgrund der relativ geringen Bautätigkeit<br />

ist nun mit einem anhaltend<br />

robusten Mietwachstum zu rechnen.»<br />

GESUCHT:<br />

Olaf Fortmann, Warburg-Henderson<br />

Anlageprofil: www.hig/gesucht<br />

sagt Pete Culliney, Chefresearcher der<br />

Beratungsgesellschaft Colliers International.<br />

Allerdings kam es noch nicht<br />

überall zu rapiden Sprüngen bei den<br />

Mieten. In den Zentren der Grossstädte<br />

legten sie von Januar bis Ende Juni<br />

bei Neuverträgen im Landesschnitt um<br />

2,64 Prozent und in den Gewerbegebieten<br />

der Peripherie im Mittel sogar nur<br />

um 1,18 Prozent zu. In einigen Standorten<br />

gab es allerdings deutliche Anstiege.<br />

«Am stärksten verteuerten sich die<br />

Büromieten im Jahresvergleich in San<br />

Francisco mit einem Plus von 15,9 Prozent»,<br />

sagt Culliney. Auf den folgenden<br />

Rängen liegen zwei New Yorker Märkte:<br />

In der Midtown Manhattan stiegen<br />

die Mieten seit Sommer 2013 um<br />

12,8 Prozent, in Downtown Manhattan<br />

um 11,4 Prozent.<br />

Die Investoren setzen darauf, dass<br />

weitere Büromärkte im Land sich<br />

bald ähnlich dynamisch präsentieren<br />

werden. «Die wirtschaftlichen Fundamentaldaten<br />

sind sehr robust», sagt<br />

Immobilien in urbaner Lage<br />

zur langfristigen Anlage.<br />

Kontakt: HIG Asset Management AG<br />

Löwenstrasse 25 · 8001 Zürich · info@hig.ch<br />

New York<br />

Fosun revitalisiert<br />

Landmarke<br />

Die chinesische Investmentgesellschaft<br />

Fosun Property Holdings hat<br />

JLL mit der Vermarktung des One<br />

Chase Manhattan Plaza beauftragt,<br />

eine Landmark-Büroimmobilie in<br />

New York.<br />

Fosun hatte das Objekt im vergangenen<br />

Dezember für 725 Millionen<br />

US-Dollar von J.P. Morgan gekauft.<br />

Das 60 Stockwerke hohe Class-A-<br />

Gebäude umfasst insgesamt mehr als<br />

200.000 Quadratmeter Nutzfläche.<br />

Rund 100.000 Quadratmeter an Bürofläche<br />

werden ab Januar 2015 neuen<br />

Mietern zur Verfügung stehen, denn<br />

dann wird die bislang dort ansässige<br />

J.P. Morgan Bank ausziehen. Derzeit<br />

belegt sie mit rund 4.000 Mitarbeitenden<br />

30 Stockwerke. Zusätzlich will<br />

Fosun das Gebäude revitalisieren und<br />

umbauen, um auf 18.600 Quadratmetern<br />

hochwertigen Einzelhandel<br />

und Restaurants unterzubringen. Die<br />

Investitionen schätzt Fosun auf 100 bis<br />

200 Millionen Dollar.<br />

Die Immobilie liegt mitten im Herzen<br />

des Finanzdistrikts von Manhattan<br />

und ist direkt an den öffentlichen<br />

Nahverkehr angeschlossen. Vom<br />

Gebäude aus gibt es Zugang zu sechs<br />

Linien der Untergrundbahn. Das<br />

One Chase Manhattan Plaza wurde<br />

1961 vom bekannten Architekten<br />

Gordon Bunshaft entworfen und war<br />

das Hauptquartier der Chase Manhattan<br />

Bank von David Rockefeller.<br />

Rockefeller selbst hat als Leiter des<br />

Building Committee der Bank das<br />

Grundstück ausgewählt und den Bau<br />

überwacht. Wegen seiner historischen<br />

Bedeutung und der einzigartigen<br />

Architektur hat die New York City<br />

Landmarks Preservation Commission<br />

das Gebäude im Jahr 2009 als<br />

Landmark-Immobilie ausgewählt.<br />

Es ist nicht das erste Mal, dass JLL<br />

von Fosun beauftragt wird. Die Firmen<br />

haben schon zuvor zusammengearbeitet,<br />

insbesondere in Asien, beispielsweise<br />

in Peking, Hongkong, Schanghai<br />

und Guangzhou. (ah)


Auslandsmärkte<br />

86<br />

IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

AXA REIM<br />

Starkes US-Team<br />

AXA Real Estate Investment Managers<br />

verstärkt ihre Präsenz in Nordamerika<br />

mit Matt Holberton als neuem Senior<br />

Business Development Manager.<br />

Zuvor war Holberton für Ares Management<br />

LLC tätig, wo er innerhalb<br />

der Real-Estate-Sparte für Investor<br />

Relations, Marketing und Capital<br />

Raising zuständig war. Insgesamt hat<br />

Holberton 15 Jahre Erfahrung in der<br />

US-Immobilienbranche in diversen<br />

Positionen, unter anderem bei der<br />

Investmentgesellschaft Allied Realty,<br />

dem Entwickler St. Charles Town<br />

Company und der Private-Equity-<br />

Gesellschaft Black Creek Capital.<br />

Bei AXA Real Estate soll Holberton<br />

vom New Yorker Büro aus gemeinsam<br />

mit Elizabeth Behnke, US Head of Sales<br />

& Investor Relations, und Theo Dunoyer,<br />

Director Marketing & Investor<br />

Relations, das US-Geschäft vorantreiben.<br />

Die Gesellschaft will ihre Präsenz<br />

in den USA stärken und die Investorenbasis<br />

verbreitern, zugleich auch<br />

eine Anlaufstelle für US-Investoren<br />

bei Investments in Europa sein. Zuletzt<br />

hat AXA Real Estate unter anderem<br />

das Mandat eines grossen US-Pensionsfonds<br />

erhalten, um 135 Millionen<br />

Euro in Value-Add-Einzelhandelsobjekte<br />

in Europa zu investieren.<br />

«Wir arbeiten auf unser strategisches<br />

Ziel hin, ein globaler Investment-Manager<br />

zu werden. Einen bedeutenden<br />

Fortschritt haben wir darin gemacht,<br />

die US-Präsenz zu stärken und zu<br />

einem Ansprechpartner für eine wachsende<br />

Zahl globaler Immobilieninvestoren<br />

zu werden», sagt Olivier Thoral,<br />

Head of North America bei AXA Real<br />

Estate.<br />

AXA Real Estate Investment Managers<br />

ist mit 52 Milliarden Euro an Assets<br />

under Management einer der grössten<br />

Portfolio- und Assetmanager in Europa.<br />

Sie betreut mehr als 160 institutionelle<br />

Investoren und verwaltet<br />

Fonds für zehn Versicherungen der<br />

AXA. Derzeit treibt das Unternehmen<br />

seine weltweite Expansion voran, Zielregionen<br />

sind insbesondere die USA<br />

und Asien. (ah)<br />

«In der ersten Hälfte dieses Jahres wechselten<br />

in den USA Gewerbeobjekte im Gesamtwert von<br />

103,2 Milliarden Franken den Besitzer.»<br />

Frank Pörschke, JLL<br />

Olaf Fortmann, Senior Fund Manager<br />

bei Warburg-Henderson. Die US-Wirtschaft<br />

wuchs im zweiten Quartal 2014<br />

mit einer annualisierten Rate von vier<br />

Prozent, die Arbeitslosenquote fiel im<br />

Juni mit 6,1 Prozent auf den niedrigsten<br />

Stand seit 2008. «Aufgrund der relativ<br />

geringen Bautätigkeit ist nun mit einem<br />

anhaltend robusten Mietwachstum zu<br />

rechnen», sagt Fortmann. «In diesem<br />

Jahr dürften die Mieten in den zentralen<br />

Bürovierteln der US-Metropolen<br />

im Schnitt um 3,5 Prozent anziehen»,<br />

sagt Sara Rutledge, Analystin der Beratungsgesellschaft<br />

CBRE. «2015 und<br />

2016 dürften die Mieten um mehr als<br />

vier Prozent, 2017 sogar um fünf Prozent<br />

steigen.»<br />

Retailmarkt im Umbruch<br />

Bei den Handelsliegenschaften legte<br />

die landesweite Leerstandsrate<br />

zwar leicht um 0,08 Basispunkte auf<br />

10,15 Prozent zu. Dies lag jedoch weniger<br />

an der geringen Zahl der Neubauten,<br />

die an den Markt kamen. Vielmehr<br />

schlossen in den vergangenen Monaten<br />

grosse Ketten wie Family Dollar<br />

Stores, Office Depot und Staples zusammen<br />

mehrere Hundert Filialen.<br />

Darüber hinaus meldete die Textilkette<br />

Coldwater Creek Insolvenz an. «Allein<br />

dadurch standen 360 Ladengeschäfte<br />

plötzlich leer», sagt der Researcher<br />

Culliney. Dennoch zogen die Mieten im<br />

Landesschnitt leicht um 0,7 Prozent<br />

an, weil expandierende Unternehmen<br />

um begehrte Flächen in Shoppingcentern<br />

und Ladenpassagen rangeln. Den<br />

stärksten Anstieg verzeichnete Boston<br />

mit einem Plus von acht Prozent. Den<br />

kräftigsten Einbruch hingegen verzeichnete<br />

die Spielerstadt Las Vegas.<br />

Weil das Flächenangebot durch die<br />

rege Bautätigkeit in den vergangenen<br />

Jahren die Nachfrage deutlich übersteigt,<br />

gaben die Mieten hier nochmals<br />

um 8,6 Prozent nach.<br />

Grosse Filialisten würden auch künftig<br />

weiterhin Ladenflächen aufgeben, weil<br />

die US-Konsumenten ihre Einkäufe in<br />

immer grösserem Umfang über das<br />

Internet tätigten. Die nächste grosse<br />

Schliessungswelle sei im Lebensmitteleinzelhandel<br />

zu erwarten, sagt Culliney.<br />

«Neue Online-Vertriebskanäle für<br />

Lebensmitel wie Amazon Fresh werden<br />

dazu führen, dass die etablierten Ketten<br />

ihrerseits eigene Shops im Internet<br />

aufbauen und die Zahl ihrer Filialen<br />

reduzieren.» Gleichzeitig beginnen jedoch<br />

bislang reine Online-Händler wie<br />

der Schuh- und Taschenanbieter Just-<br />

Fab in den von Konsumenten weiterhin<br />

hoch frequentierten Malls der Grossstädte<br />

Ladenflächen anzumieten, um<br />

ihre Waren zu präsentieren. «Auch<br />

wenn Verbraucher zunehmend über<br />

das Internet einkaufen, nutzen immer<br />

mehr von ihnen bewusst ihre Freizeit,<br />

um die Produkte zunächst in Augenschein<br />

zu nehmen», sagt Researcher<br />

Culliney. «Dieser Trend zwingt Internet-Puristen<br />

zunehmend dazu, ihre<br />

Waren physisch zu präsentieren.»<br />

Zahlreiche Investoren versuchen deshalb<br />

nun an Liegenschaften zu gelangen,<br />

deren Ladenflächen in den<br />

kommenden Jahren bei Nutzern besonders<br />

stark begehrt sind. Das treibt<br />

das Transaktionsgeschehen massiv


IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Auslandsmärkte<br />

87<br />

an. «Bereits im ersten Quartal stieg<br />

das Investmentvolumen gegenüber<br />

dem Vorjahreszeitraum um 147 Prozent<br />

auf umgerechnet 21 Milliarden<br />

Franken», sagt der Researcher. Am<br />

stärksten gefragt waren dabei Handelsliegenschaften<br />

in den Zentren der<br />

Grossstädte.<br />

Renditen im Sinkflug<br />

Die massive Nachfrage der Investoren<br />

hat die Preise für Büro- und Handelsliegenschaften<br />

deutlich kräftiger<br />

steigen lassen als die Mieten. Spiegelbildlich<br />

sind deshalb die aus den<br />

Mieteinnahmen erzielbaren Renditen<br />

gesunken. An den Top-Bürostandorten<br />

sind die Jahreserträge inzwischen<br />

deutlich unter die Marke von fünf Prozent<br />

gefallen. «Spitzenreiter ist New<br />

York, wo die Renditen bis auf vier Prozent<br />

zusammengeschmolzen sind»,<br />

sagt JLL-Geschäftsführer Pörschke.<br />

Die Wertzuwächse bieten Investoren,<br />

die frühzeitig nach Beginn der Finanzkrise<br />

in den Markt eingestiegen waren,<br />

nun die Chance, Liegenschaften mit<br />

deutlichem Gewinn zu veräussern. Die<br />

AFIAA, die 14 Prozent des Anlagevermögens<br />

ihres 1,01 Milliarden Franken<br />

schweren Fonds AFIAA Global in fünf<br />

US-Immobilien investiert hat, erwägt<br />

derzeit den Verkauf einiger dieser Objekte.<br />

«Das Marktumfeld ist momentan<br />

günstig dafür», sagt CEO Grimm.<br />

Gleichzeitig sehen sich die Zürcher<br />

nach neuen Investitionschancen in<br />

den USA um. «Die makroökonomischen<br />

Daten locken die Investoren vor<br />

allem in die grossen Gateway-Cities<br />

wie Chicago, New York, San Francisco<br />

und Washington», sagt Grimm. «Dort<br />

derzeit ein nachhaltig rentables Objekt<br />

zu finden, das unseren Ansprüchen<br />

an Lage, Qualität und Rendite genügt,<br />

ist allerdings eine Herausforderung.»<br />

Deshalb prüft die Anlagestiftung nun<br />

Binnenwirtschaftszentren wie Austin<br />

in Texas, Charlotte in North Carolina<br />

oder Atlanta in Georgia. «Diese Städte<br />

erleben einen Aufschwung mit vielversprechenden<br />

Aussichten für ihre<br />

Wirtschaft», sagt Grimm. «Gleichzeitig<br />

bewegen sich dort die Preise für Liegenschaften<br />

noch auf einem annehmbaren<br />

Niveau.»<br />

Die schrumpfenden Renditen in den<br />

besonders stark gefragten Gateway-<br />

Märkten bereiten auch anderen Investoren<br />

zunehmend Schwierigkeiten. Das<br />

Kölner Emissionshaus Jamestown,<br />

spezialisiert auf den US-Immobilienmarkt,<br />

bereitet gerade einen neuen<br />

geschlossenen Fonds für Privatanleger<br />

vor, der rund 300 Millionen US-Dollar<br />

– 274 Millionen Franken – in amerikanische<br />

Liegenschaften investieren will.<br />

Das Beteiligungsmodell ist als Blind-<br />

Pool-Fonds konzipiert. In welchen Städten<br />

konkret Objekte erworben werden,<br />

will die Gesellschaft erst entscheiden,<br />

wenn das Eigenkapital der Zeichner<br />

eingegangen ist. So soll verhindert<br />

werden, dass potenzielle Verkäufer die<br />

Preise in die Höhe treiben. Entsprechend<br />

vage umschreibt Geschäftsführer<br />

Jürgen Gerber die Anlagestrategie:<br />

«Wir suchen attraktive Büro- und Handelsliegenschaften<br />

in Grossstädten an<br />

der Ost- und Westküste.»<br />

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Real Estate Summit 2014<br />

WELCOME TO<br />

SWITZERLAND.<br />

Management<br />

meets Capital<br />

The Metropol, Zurich<br />

25–26 November 2014<br />

Prof. Dr.<br />

John Davidson, CAIA<br />

Project manager and lecturer<br />

at Lucerne University of Applied<br />

Sciences and Arts, Lucerne<br />

Allan Saunderson<br />

Managing Editor/Director<br />

Moderator, Property Investor<br />

Europe, Frankfurt<br />

Markus Schmidiger<br />

Co-Head, Real Estate Management,<br />

Lucerne University of<br />

Applied Sciences & Arts, Zug<br />

Ralph Winter<br />

Founder Corestate Capital, Zug<br />

14<br />

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Immobilien-Finanzmärkte – Interview des Monats<br />

88<br />

IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

«Die Kunst ist, die<br />

Stabilität der Portfolios<br />

zu erhöhen»<br />

Immobilienfonds – Daniel Brüllmann führt seit April<br />

die Geschäfte bei UBS Global Real Estate – Switzerland.<br />

IMMOBILIEN Business befragte den neuen CEO zur<br />

Strategie des Schweizer Marktführers für kotierte<br />

Immobilienfonds.<br />

Interview: Birgitt Wüst<br />

IMMOBILIEN Business: Herr Brüllmann,<br />

Sie amten seit April als CEO von UBS<br />

Global Real Estate – Switzerland. Wie<br />

gefällt Ihnen Ihr neues Wirkungsfeld?<br />

Haben Sie den Schritt schon einmal<br />

bereut?<br />

Daniel Brüllmann: Nein, noch nicht<br />

einen Tag. Die Sparte zu leiten, ist<br />

eine spannende Herausforderung. Mein<br />

Aufgabengebiet ist deutlich gewachsen.<br />

Als Leiter dieses Geschäfts bin ich<br />

für alles verantwortlich – beispielsweise<br />

für den Ausbau der Kundenbasis und<br />

Produktpalette in der Schweiz, für den<br />

Vertrieb der Immobilienanlageprodukte<br />

in Zusammenarbeit mit dem starken<br />

Netzwerk von UBS Global Asset Management<br />

in allen Regionen und für<br />

die Stärkung der Vertriebsplattform.<br />

Hinzu kommen die Führungsaufgaben<br />

innerhalb der UBS mit dem Team am<br />

Hauptstandort Basel sowie Mitarbeitern<br />

in Lausanne und Zürich.<br />

Die UBS besetzte das Amt des CEO der<br />

Global Real Estate Schweiz mit einem<br />

Mitarbeiter aus den eigenen Reihen.<br />

Das ist bei Grosskonzernen eher unüblich.<br />

Häufig werden konzernfremde<br />

Manager berufen, schon um Konkurrenzsituationen<br />

im Team zu vermeiden …<br />

In der Tat. Ich denke, dass es gerade<br />

deshalb ein Ausdruck der Stärke des<br />

Management-Teams und unseres Geschäfts<br />

ist. Darüber hinaus habe ich<br />

mir das Annehmen dieser Herausforderung,<br />

vor der ich einen gesunden<br />

Res pekt habe, gründlich überlegt.<br />

Was zur Zusage geführt hat …<br />

Ich spürte ein starkes Commitment<br />

meiner Teamkollegen. Das hat mich<br />

ausserordentlich gefreut und motiviert,<br />

gemeinsam mit ihnen die Herausforderung<br />

anzunehmen. Gleichzeitig<br />

mag der Umstand, dass die Wahl<br />

des neuen Leiters des Geschäfts auf<br />

«einen aus den eigenen Reihen» fiel,<br />

Mitarbeiter motivieren und Perspektiven<br />

aufzeigen. Das ist ein Umstand, der<br />

insbesondere im aktuellen Umfeld eine<br />

grosse Bedeutung hat.<br />

Sie meinen, ein konzernfremder CEO<br />

hätte grössere Veränderungen für die<br />

Sparte bedeutet?<br />

Lassen Sie es mich vielleicht so ausdrücken:<br />

Die Bestellung des CEOs aus<br />

den eigenen Reihen kann so gewertet<br />

werden, dass unsere bisherige Strategie<br />

recht erfolgreich war und dass diese<br />

grundsätzlich weitergeführt werden<br />

soll.<br />

So wird es unter Ihrer Führung keine<br />

Änderungen geben?<br />

Das Geschäft ist so aufgestellt, dass<br />

keine unmittelbaren und grundlegenden<br />

Veränderungen notwendig sind.<br />

Unsere Ambitionen sind jedoch hoch.<br />

Wir werden mit neuen Produkten und<br />

Initiativen auf der bestehenden soliden<br />

Basis aufbauen und das Geschäft weiterentwickeln.<br />

Wie beschreiben Sie die Strategie der<br />

UBS Global Real Estate – Switzerland?<br />

Dr. Daniel Brüllmann, CEO UBS<br />

Global Real Estate – Switzerland,<br />

kam 1998 zur UBS und war zunächst<br />

im Firmenkundengeschäft tätig,<br />

weitere Aktivitäten im Kreditgeschäft<br />

folgten, unter anderem im Kreditportfoliomanagement<br />

und in der<br />

Struktu rierung von Transaktionen.<br />

Vor zehn Jahren wechselte<br />

Brüllmann als Fondsmanager zu<br />

Global Real Estate – Switzerland<br />

und war später als Co-Head<br />

verantwortlich für den Bereich<br />

Portfoliomanagement sowie Leiter<br />

der börsenkotierten Schweizer<br />

Immobilienfonds. Im April<br />

2014 trat er die Nachfolge von<br />

Riccardo Boscardin als Head of<br />

Global Real Estate – Switzerland<br />

an und zeichnet somit für<br />

ein Portfolio von derzeit<br />

rund 14 Milliarden Franken<br />

verantwortlich.<br />

Ganz einfach gesagt: als solide, das<br />

heisst am Erzielen langfristig nachhaltiger<br />

Renditen für unsere Anleger<br />

orientiert – auf der Basis von kundenorientierten<br />

Immobilienlösungen. Der<br />

Blick auf die Portfolios unserer Immobilienfonds<br />

verdeutlicht vielleicht<br />

die Anlagegrundsätze: Die Fonds sind<br />

teilweise schon sehr lange am Markt,<br />

der 1943 gegründete UBS «Foncipars»<br />

etwa ist mit 71 Jahren der älteste<br />

Immobilienfonds der Schweiz.<br />

Das Gros der Liegenschaften, die bei<br />

seinem Start erworben wurden, ist<br />

immer noch im Portfolio. Kurz: Wir<br />

kaufen Immobilien, um sie zu halten,


IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Immobilien-Finanzmärkte – Interview des Monats<br />

89<br />

über die Zeit gezielt weiterzuentwickeln<br />

und stabile Cashflows daraus<br />

zu erzielen.<br />

Opportunistisch investieren UBS-Immobilienfonds<br />

oder -AST nicht?<br />

Wir kaufen Objekte nicht, um sie mit<br />

Aussicht auf einen höheren Preis nach<br />

einer relativ kurzen Haltedauer weiterzuverkaufen.<br />

Wir investieren langfristig<br />

und nachhaltig – selektive Verkäufe<br />

und Portfoliobereinigungen mit eingeschlossen.<br />

Wir schauen nicht auf das<br />

«schnelle Geld». Wenn wir etwas bauen<br />

oder kaufen, dann im Allgemeinen<br />

für 30, 40, 50 Jahre. Wir machen uns<br />

längerfristig Gedanken über ein Investment<br />

– nicht nur für die nächsten<br />

Quartale. Das ist für uns eine wichtige<br />

Grundhaltung in diesem Geschäft.<br />

Woher rührt die Zurückhaltung von<br />

Investoren aus dem Ausland gegenüber<br />

der Schweiz?<br />

Der Hintergrund liegt zum einen im<br />

relativ hohen Preisniveau, ungeachtet<br />

der für Ausländer unter Umständen<br />

gegebenen Wechselkursproblematik.<br />

Die grössten Hindernisse dürften<br />

das Volumen und die Kleinteiligkeit<br />

des Marktes sein – die bilden eine Art<br />

«natürliche Eintrittsbarriere»: Wie<br />

soll denn ein internationaler Investor<br />

hierzulande in kurzer Zeit für mehrere<br />

Hundert Millionen Franken einkaufen?<br />

Das geht in der Regel nur mittels<br />

mehrerer kleinerer Akquisitionen an<br />

mehreren Standorten. Schon das ist<br />

eine Hürde, weil die Kosten für die Due<br />

Diligence bei mehreren kleineren Liegenschaften<br />

höher sind als bei einer<br />

Gross transaktion mit einem Einzelobjekt.<br />

Hinzu kommt das komplizierte<br />

Rechtssystem der Schweiz: Es gibt<br />

kantonal unterschiedliche Steuerregimes,<br />

von den unterschiedlichen Mietgesetzgebungen<br />

und den zum Teil erheblichen<br />

Mieterschutzbestimmungen<br />

ganz zu schweigen. Gleichwohl steht<br />

auf der anderen Seite eine hohe Stabilität,<br />

was wiederum eine eher geringe<br />

Rendite bedingt.<br />

Kaufen die UBS-Immo-Gefässe aktuell<br />

zu?<br />

Der Kaufpreis ist für uns natürlich<br />

wichtig, denn die Rendite muss stimmen.<br />

Sicher, das Preisniveau ist derzeit<br />

hoch – doch relativieren sich verhältnismässig<br />

hohe Einstiegspreise,<br />

wenn man als langfristig orientierter<br />

Anleger unterwegs ist und längerfristige<br />

Entwicklungspotenziale sieht.<br />

Teilweise sind auch wir beim Einkauf<br />

recht «sportlich» unterwegs, allerdings<br />

nur unter der Voraussetzung,<br />

dass wir auf die lange Sicht betrachtet<br />

gute Renditechancen sehen. Bei<br />

in letzter Zeit teilweise sichtbaren<br />

Übertreibungen machen wir aber<br />

nicht mit.<br />

Kaufen Sie «Trophy»-Objekte?<br />

Für solche Ausnahmeimmobilien ist<br />

uns das Preisniveau aktuell im Allgemeinen<br />

zu hoch – da können und wollen<br />

wir nicht mithalten. Mittlere Lagen<br />

bieten dagegen interessante Möglichkeiten<br />

für Investments. Auch Wohnliegenschaften<br />

oder Entwicklungen mit<br />

Mischnutzung, wie etwa in Bern-Ausserholligen,<br />

wo der Fonds UBS-Anfos<br />

in das Projekt «ARK 143» investiert<br />

hat. Erhebliches Potenzial sehen wir<br />

ferner für Restrukturierungen, beispielsweise<br />

von ehemaligen Industriearealen<br />

wie etwa auf dem Färbi-Areal<br />

in Schlieren, aber auch für Objekte in<br />

innerstädtischen Lagen. Entwicklungen<br />

sind längst nicht nur auf der «grünen<br />

Wiese» möglich.<br />

Wie sehen Sie den steigenden Leerstand<br />

auf den Schweizer Gewerbeimmobilienmärkten,<br />

etwa in der Metropolitanregion<br />

Zürich?<br />

Nun – ich gehe grundsätzlich davon<br />

aus, dass der Grossraum Zürich langfristig<br />

gute Perspektiven hat. Ausserdem:<br />

Einige Projekte, die das Büroflächenangebot<br />

weiter erhöhen würden,<br />

wurden bereits zurückgestellt. Hinsichtlich<br />

der Leerstandsentwicklung<br />

ist zu beachten, dass sie im internationalen<br />

Vergleich immer noch recht<br />

moderat ist. Der Londoner Markt beispielsweise<br />

tickt ganz anders, ist viel<br />

volatiler: 30 Prozent Mietzins rauf oder<br />

runter in kurzer Zeit kann dort durchaus<br />

vorkommen. In der Schweiz sind<br />

solche Verhältnisse bisher nicht gegeben.<br />

Was raten Sie Investoren, die auf ihren<br />

Büroflächen «sitzen bleiben»?<br />

Grundsätzlich ist Nachfrage vorhanden<br />

und die wirtschaftlichen Rahmendaten<br />

sind so schlecht nicht – man muss<br />

sich etwas gedulden und das Produkt<br />

konsequent auf die Nachfrage ausrichten<br />

...<br />

Bedeutet konkret?<br />

Nur nicht den Kopf verlieren! Es ist<br />

manchmal besser, ein paar Monate<br />

leerstehende Flächen zu akzeptieren<br />

und dann mit dem richtigen Mieter einen<br />

Mietvertrag zu guten Konditionen<br />

abzuschliessen, als die Räume zu ungünstigeren<br />

Konditionen schnell zu<br />

vermieten.<br />

Erwarten Sie einen Preiseinbruch<br />

bei den Bürogebäuden?<br />

Für die Topobjekte und in den guten<br />

Lagen eher nicht. Denn die Nachfrage<br />

nach solchen Liegenschaften ist weiterhin<br />

hoch. Ausserdem: Wir haben in<br />

der Schweiz derzeit keine Situation,<br />

in welcher viele Liegenschaften unter<br />

Druck verkauft werden müssten. Wir<br />

jedenfalls verkaufen auch nur, wenn<br />

der Preis stimmt – und ich denke, da<br />

befinden wir uns in recht guter Gesellschaft.<br />

Sehen Sie aktuell Chancen für ein<br />

weiteres Wachstum Ihrer Gesellschaft<br />

im Schweizer Immobilienmarkt?<br />

Hier lautet meine klare Anwort: Ja.<br />

Und zwar sowohl mit bestehenden als<br />

auch mit neuen Produkten. Immobilien<br />

haben sich als eigenständige Anlageklasse<br />

mittlerweile sehr gut etabliert<br />

und bieten deshalb auch künftig<br />

interessante Perspektiven für Investoren<br />

wie Anbieter. Die Renditen sind<br />

derzeit zwar niedriger als auch schon,<br />

aber immer noch deutlich höher als<br />

beispielsweise die von Staatsanleihen<br />

und anderen alternativen Anlagemöglichkeiten.<br />

Was bedeutet: Immobilienanlagen<br />

sind aufgrund ihrer Eigenschaften<br />

– vor allem die stabilen Cash<br />

Flows – sehr attraktiv, aber natürlich<br />

ist gerade im aktuellen Marktumfeld<br />

bei Investitionen Vorsicht geboten,<br />

wenn man eine hohe Qualität erzielen<br />

will. Das Ziel ist es, durch aktives<br />

Portfolio Management die Stabilität<br />

der Portfolios zu erhöhen: Das ist die<br />

Kunst.


Immobilien-Finanzmärkte – Fonds<br />

90<br />

IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

FONDS <strong>SCHWEIZ</strong><br />

In der Schweiz zum Vertrieb zugelassene Immobilienfonds*<br />

INVENTAR- SCHLUSS-<br />

PERFORMANCE<br />

GEBÜHREN<br />

FONDSGESELLSCHAFT VALOREN WÄHRUNG WERT KURS 3 MTE 1 JAHR 3 <strong>JAHRE</strong> RISIKO<br />

IN %<br />

ANLAGEKATEGORIE<br />

Bonhote Immobilier 2672561 CHF 108.64 122.50 3,3% 1,8% 9,6% 4,40% 0,91 kot. CH Immo-Fonds<br />

Centralfonds 278050 CHF 3098.95 3098.95 0,0% –1,3% 17,7% 2,79% 0,65 nichtkot. CH Immo-Fonds<br />

Credit Suisse Anlagestiftung RE Switzerland 1312300 CHF 1499.72 1499.92 1,2% 5,1% 18,0% 0,11% 0,61 Imm-Anlagegruppe<br />

Credit Suisse Real Estate Fund Green Property 10077844 CHF 106.88 113.60 –0,2% –1,2% 9,1% 3,10% 0,67 CH Immo-Fonds<br />

Credit Suisse Real Estate Fund Hospitality 11876805 CHF 102.12 94.00 –5,7% –8,7% na na 0,56 CH Immo-Fonds<br />

Credit Suisse Real Estate Fund Interswiss 276935 CHF 189.08 203.00 2,5% 5,9% 0,6% 4,88% 0,69 kot. CH Immo-Fonds<br />

Credit Suisse Real Estate Fund LivingPlus 3106932 CHF 103.15 124.50 –1,6% 7,6% 11,4% 5,40% 0,67 kot. CH Immo-Fonds<br />

Credit Suisse Real Estate Fund PropertyPlus 4515984 CHF 120.94 135.40 1,9% 7,2% 3,2% 5,25% 0,68 kot. CH Immo-Fonds<br />

Credit Suisse Real Estate Fund Siat 1291370 CHF 136.31 169.60 2,0% 3,5% 9,8% 5,14% 0,75 kot. CH Immo-Fonds<br />

Credit Suisse 1a Immo PK 844303 CHF 1193.01 1355.00 –0,4% 3,0% 13,0% 2,04% 0,58 inst. CH Immobilienfonds<br />

FIR Fonds Immobilier Romand Inc 1458671 CHF 119.88 157.30 5,1% 8,3% 25,2% 5,60% 0,73 kot. CH Immo-Fonds<br />

Immo Helvetic ** 277010 CHF 158.67 194.70 3,0% 5,2% 12,7% 4,44% 0,53 kot. CH Immo-Fonds<br />

Immofonds Inc 977876 CHF 298.00 393.75 2,9% 4,8% 13,6% 5,00% 0,65 kot. CH Immo-Fonds<br />

La Foncière 278226 CHF 671.10 866 4,4% 8,0% 17,2% 4,82% 0,82 kot. CH Immo-Fonds<br />

LODH Institutional Fund Swiss RE Securities 4456967 CHF 126.18 126.176 2,4% 6,7% 12,3% 3,07% 0,38 Inst. Fund of Funds<br />

MV ImmoXtra Schweiz P 4261652 CHF 105.34 105.34 0,1% –0,4% –1,5% 1,01% 1,12 Fund of Funds<br />

Patrimonium 3499521 CHF 116.13 128.50 5,2% 0,3% 9,7% 4,95% 0,90 kot. CH Immo-Fonds<br />

Procimmo 3362421 CHF 124.20 130.70 4,9% 0,1% 8,3% 5,49% 1,05 kot. CH Immo-Fonds<br />

Realstone 3941501 CHF 114.29 124.70 1,4% 6,8% 10,9% 5,26% 0,97 kot. CH Immo-Fonds<br />

Residentia 10061233 CHF 1104.75 1099.00 0,4% 2,1% na 9,25% 1,09 kot. CH Immo-Fonds<br />

Rothschild RE Swiss SICAV 12423800 CHF 101.10 104.30 –0,9% 4,5% 2,2% 3,64% 0,71 kot. CH Immo-Fonds<br />

Rüd Blass Immobilien Schweiz Dachfonds A CHF 4734863 CHF 1430.60 1430.6 0,8% 6,4% 7,8% 2,99% 1,44 Fund of Funds<br />

Schroder ImmoPLUS Inc 725141 CHF 973.42 1078.00 2,0% 9,6% 1,4% 5,05% 0,82 kot. CH Immo-Fonds<br />

SF Property Securities Fund CH A 2667418 CHF 129.98 129.98 1,9% 5,9% 6,5% 2,90% 0,95 Fund of Funds<br />

Solvalor 61 278545 CHF 178.35 219.70 3,2% –0,7% –7,2% 4,81% 0,75 kot. CH Immo-Fonds<br />

Swisscanto (CH) Real Estate Fund Ifca Inc 702020 CHF 94.93 115.10 0,8% 3,3% 8,8% 5,42% 0,96 kot. CH Immo-Fonds<br />

Swissinvest Real Estate Investment Fund 2616884 CHF 116.51 145.30 4,2% 9,0% 25,2% 4,87% 0,65 kot. CH Immo-Fonds<br />

UBS (CH) PF-Direct Residential 2646536 CHF 12.54 15.40 5,1% 8,1% 3,3% 5,17% 0,90 kot. CH Immo-Fonds<br />

UBS (CH) PF-Léman Resident Foncipars Inc 1442085 CHF 66.29 82.50 0,2% 9,4% 18,5% 5,44% 0,88 kot. CH Immo-Fonds<br />

UBS (CH) PF-Swiss Commerc Swissreal Inc 1442088 CHF 60.41 67.80 5,8% 9,6% 9,1% 4,86% 0,89 kot. CH Immo-Fonds<br />

UBS (CH) PF-Swiss Mixed Sima Inc 1442087 CHF 79.70 97.90 0,0% 0,1% 0,1% 4,09% 0,89 kot. CH Immo-Fonds<br />

UBS (CH) PF-Swiss Residential Anfos Inc 1442082 CHF 50.82 64.10 –1,76% 7,97% 12,91% 5,33% 0,89 kot. CH Immo-Fonds<br />

*) Bei Schweiz Fonds, die in mehreren Währungen aufgelegt sind, wird stets der in CHF geführte Fonds bevorzugt. Aktuelle Kurse sind über www.morningstar.ch abrufbar. Bei mehreren Tranchen wird ausschliesslich<br />

die erste aufgeführt. / **) Im Rahmen des Depotbankwechsels von der Migros Bank auf die Bank Sarasin & Cie AG wurde der Name von Mi-Fonds (CH) auf Immo Helvetic geändert. (Quelle: Credit Suisse)<br />

Fundamenta<br />

Ertrag gesteigert<br />

Credit Suisse REAM<br />

Neuer Logistikfonds am Start<br />

Die Fundamenta Real Estate AG hat<br />

im ersten Halbjahr 2014 ihren Liegenschaftsertrag<br />

aus Vermietung auf über<br />

acht Millionen CHF (+41,7%) erhöht.<br />

Grund sei die Ertragswirksamkeit der<br />

neu gekauften Bestandsliegenschaften<br />

und der 2013 fertiggestellten Neubauprojekte,<br />

teilt das Unternehmen mit. Das<br />

EBIT lag bei 5,56 Mio. CHF (+11,6%). Das<br />

Ergebnis beinhaltet eine positive Bewertungsdifferenz<br />

des Liegenschaftsportfolios<br />

vor latenten Steuern von 70.000<br />

CHF. Der Reingewinn erhöhte sich auf<br />

3,35 Mio. CHF (+7,6%), der Reingewinn<br />

ohne Neubewertungseffekt auf 3,29 Mio.<br />

CHF, ein Plus von mehr als zehn Prozent<br />

gegenüber dem Vorjahr. Der Bestand<br />

umfasst Objekte/Projekte im Wert von<br />

353,40 Mio. CHF (30.06.14). (bw)<br />

Die Credit Suisse hat den ersten Logistikimmobilienfonds<br />

der Schweiz an den<br />

Markt gebracht. Für den Credit Suisse<br />

Real Estate Fund-LogisticsPlus wurden<br />

Anteile im Volumen von 200 Mio. CHF<br />

gezeichnet; somit wurden zwei Drittel<br />

des maximalen Lancierungsvolumens<br />

von 300 Mio. CHF bei qualifizierten Anlegern<br />

platziert. Der Emissionserlös,<br />

der gemäss CS eine «ideale Startgrösse»<br />

darstellt, soll in den Aufbau eines<br />

diversifizierten Immobilienportfolios im<br />

Bereich Logistik- und logistiknahe Immobilien<br />

verwendet werden. Erwartete<br />

Ausschüttungsrendite: 4 bis 4,5 Prozent;<br />

Verwaltungskommission: 0,5 Prozent<br />

jährlich. Das Anlageziel des Fonds besteht<br />

gemäss Mitteilung hauptsächlich<br />

in der langfristigen Substanzerstellung<br />

und Substanz erhaltung sowie in der<br />

Ausschüttung attraktiver Erträge. Investiert<br />

werde vor allem in Logistik- und<br />

Warenverteilzentren wie Lagerhallen,<br />

Umschlaghallen oder Hochregallager<br />

sowie in Indus triebauten für Produktion<br />

und Anarbeitung. Weiter seien Autohäuser,<br />

Ersatzteillager, Tankstellen,<br />

Datacenter sowie Parkhäuser usw. im<br />

Fokus. Gewerbliche Immobilien sowie<br />

kombinierte Gebäude mit Produktions-,<br />

Verkaufs- und Logistiknutzungen<br />

und allenfalls anderen ergänzenden<br />

Nutzun gen seien möglich. Der Fonds<br />

ist auf qualifizierte Anleger mit mittelbis<br />

langfristigem Anlagehorizont beschränkt,<br />

die laufenden Ertrag suchen<br />

und zeitweilige Kursschwankungen in<br />

Kauf nehmen können. (bw)


IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Immobilien-Finanzmärkte – Fonds<br />

91<br />

FONDS EUROPA<br />

In der Schweiz zum Vertrieb zugelassene Immobilienfonds*<br />

WÄH- INVENTAR- SCHLUSS-<br />

PERFORMANCE<br />

GEBÜHREN<br />

FONDSGESELLSCHAFT<br />

VALOREN RUNG WERT KURS 3 MTE 1 JAHR 3 <strong>JAHRE</strong> RISIKO<br />

IN %<br />

ANLAGEKATEGORIE<br />

Aviva Investors European REIT Fund A Acc LU0274935567 EUR 101.2 Mio 8.62 2,1% 25,2% 43,7% 6,55% 1,60 Immobilienaktien<br />

AXA Aedificandi A Acc FR0000170193 EUR 1155.1 Mio/146.04 269.05 4,7% 27,4% 45,0% 10,90% 2,40 Fund of Funds<br />

BNP Paribas Real Estate Securities Europe Acc LU0153635098 EUR na 190.36 0,0% 10,2% 25,5% 6,49% 1,50 Immobilienaktien<br />

CS EUROREAL A CHF DE0009751404 CHF na 86.51 –1,6% –4,7% –10,4% 1,11% 0,65 offene Immo-Fonds<br />

Credit Suisse Equity Fund (Lux) European Prop. I Acc LU0129337548 EUR na 2173.49 3,9% 29,0% 54,9% 6,99% 0,90 Immobilienaktien<br />

EasyETF FTSE EPRA Europe LU0246033426 EUR na 175.99 3,6% 31,6% 55,8% 6,74% na ETF<br />

EasyETF FTSE EPRA Eurozone LU0192223062 EUR na 193.37 2,0% 24,3% 39,2% 7,49% 0,45 ETF<br />

Henderson Horizon Pan-Europ. Prop. Equities Fund A2 Acc LU0088927925 EUR na 30.84 3,4% 31,0% 66,3% 6,20% 1,20 Immobilienaktien<br />

ING (L) Invest European Real Estate P Acc LU0119205192 EUR na 889.51 3,2% 25,7% 41,2% 6,92% 1,50 Immobilienaktien<br />

iShares FTSE/EPRA Eur Prop EUR Inc IE00B0M63284 CHF na 37.17 0,7% 21,0% 39,6% 8,08% 0,40 ETF<br />

KBC Institutional Fund European Real Estate Acc BE0168584952 EUR na 11922.12 4,2% 28,7% 52,0% 6,49% Immobilienaktien<br />

KBC Select Immo Belgium Plus Acc 2963762 EUR na 1848.16 3,4% 20,5% 30,4% 3,88% Fund of Funds<br />

KBC Select Immo Europe Plus Acc 2963762 EUR na 1036.16 3,7% 27,0% 45,0% 6,47% Immobilienaktien<br />

Morgan Stanley Investment Funds Europ. Property A Acc LU0078113650 EUR na 28.76 3,6% 26,0% 51,5% 6,23% 1,40 Immobilienaktien<br />

Parvest Europe Real Estate Securities Classic Acc LU0212196496 EUR na 66.44 0,0% 0,0% 8,5% 5,63% 1,50 Immobilienaktien<br />

Petercam Real Estate Europe Acc BE0058187841 EUR na 333.73 4,8% 27,9% 49,1% 6,03% 1,00 Immobilienaktien<br />

SSgA EMU Index Real Estate Fund P Acc FR0000018590 EUR na 257.37 3,2% 25,0% 39,8% 7,72% 1,20 Immobilienaktien<br />

*) Aktuelle Kurse sind über www.morningstar.ch abrufbar. Bei Europa Fonds, die in mehreren Währungen aufgelegt sind, wird stets der in CHF geführte Fonds bevorzugt und in zweiter Linie EUR. (Quelle: Credit Suisse)<br />

Immobilien-Indizes Europa<br />

150<br />

120<br />

90<br />

1-Jahr (angeglichen)<br />

08.13<br />

10.13<br />

12.13<br />

02.14<br />

04.14<br />

06.14<br />

08.14<br />

DJ Stoxx Europe<br />

(Preisindex)<br />

JPM Europe Govt.<br />

Bond in local Curr.<br />

(Tot. Return)<br />

GPR 250 Europe<br />

Real Estate Index<br />

(Tot. Return)<br />

Performancevergleich der Asset-Klassen<br />

Deka Immobilien Global<br />

Markteintritt in Neuseeland<br />

Die Deka Immobilien GmbH hat sich für<br />

umgerechnet rund 92 Millionen Euro<br />

das Bürogebäude «Lumley Centre»<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

3-Jahre (angeglichen)<br />

08.11<br />

02.12<br />

08.12<br />

02.13<br />

08.13<br />

02.14<br />

08.14<br />

DJ Stoxx Europe<br />

(Preisindex)<br />

JPM Europe Govt.<br />

Bond in local Curr.<br />

(Tot. Return)<br />

GPR 250 Europe<br />

Real Estate Index<br />

(Tot. Return)<br />

in Auckland kaufvertraglich gesichert.<br />

Das im Jahr 2005 fertiggestellte und<br />

125 Meter hohe Objekt soll künftig zum<br />

Portfolio des offenen Immobilienfonds<br />

Deka-Immobilien Global gehören. Das<br />

Lumley Centre befindet sich im zentralen<br />

Geschäftsbezirk von Auckland<br />

in der Nähe der Universität und der<br />

Haupteinkaufsstrasse «Queen Street»<br />

und ist den Angaben zufolge fast vollständig<br />

vermietet. Hauptmieter ist<br />

die neuseeländische Anwaltskanzlei<br />

Simp son Grierson.<br />

Die Strategie des Fonds sieht vor, vermehrt<br />

ausserhalb des europäischen<br />

Währungsraumes zu investieren; der<br />

Kauf markiert den Markteintritt des<br />

offenen Immobilienfonds Deka-Immobilien<br />

Global in Neuseeland. (bw)<br />

Deutsche Bank<br />

Neuer OIF<br />

Die Deutsche Asset & Wealth Management<br />

(DeAWM) legt erstmals seit 14 Jahren<br />

wieder einen offenen Immobilienfonds<br />

(OIF) auf. Der Fonds Grundbesitz<br />

Fokus Deutschland ist der erste offene<br />

Publikums-Immobilienfonds nach der<br />

neuen Gesetzgebung des Kapitalanlagegesetzbuches<br />

(KAGB) aus dem Haus<br />

der Deutschen Bank. Der Fonds richtet<br />

sich vor allem an Privatanleger, die bereits<br />

mit kleinen Beträgen einsteigen<br />

können; der Verkauf von Fondsanteilen<br />

startet bundesweit über alle Deutsche-<br />

Bank-Filialen am 1. Oktober 2014. Insgesamt<br />

soll bis zu 700 Millionen Euro<br />

Eigenkapital eingeworben werden. Der<br />

neue Fonds strebt den Aufbau eines<br />

breit diversifizierten Immobilienportfolios<br />

mit Gebäuden an ausgewählten<br />

Standorten und mit verschiedenen Nutzungsarten<br />

mit dem Investitionsschwerpunkt<br />

Deutschland an. Das Portfolio<br />

wird hinsichtlich der Standorte, Gebäude,<br />

Mieterstrukturen und Mietvertragslaufzeiten<br />

eine ausgewogene Mischung<br />

aufweisen. Für das Sondervermögen<br />

soll vorwiegend in Immobilien der Sektoren<br />

Büro, Einzelhandel, Wohnen, Logistik<br />

und Hotel in Wachstumsregionen<br />

Deutschlands investiert werden. Neben<br />

den Metropolen kommen dabei auch<br />

Mittelstädte in Frage. (bw)


Immobilien-Finanzmärkte – Fonds<br />

92<br />

IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

FONDS GLOBAL<br />

In der Schweiz zum Vertrieb zugelassene Immobilienfonds*<br />

WÄH- INVENTAR- SCHLUSS–<br />

PERFORMANCE<br />

GEBÜHREN<br />

FONDSGESELLSCHAFT<br />

VALOREN RUNG<br />

WERT KURS 3 MTE 1 JAHR 3 <strong>JAHRE</strong> RISIKO<br />

IN % ANLAGEKATEGORIE<br />

Alliance Bernstein Global Real Estate Investment LU0074935502 USD 14.52 3,6% 20,0% 42,1% 6,9% 1,75 Immobilienaktien<br />

Aviva Investors Global REIT A Acc LU0274935724 EUR 35.5 Mio 9.37 0,0% 0,0% 33,4% 4,7% 1,70 Immobilienaktien<br />

AXA WF Aedificandi Global A EUR Acc LU0266012235 EUR na 107.37 5,7% 15,3% 55,4% 5,3% 2,50 Immobilienaktien<br />

BNP Paribas Real Estate Securities World A LU0377127369 EUR 109.67 0,0% 0,0% 41,5% 4,4% 1,50 Immobilienaktien<br />

BNY Mellon Global Property Secs A USD Acc IE00B2PPLS86 EUR na 1.41 6,4% 17,7% 50,0% 5,5% Immobilienaktien<br />

Credit Suisse Real Estate Fund Global CH0139851676 CHF 98.00 2,1% 7,4% na 4,8% kot. CH Immo-Fonds<br />

Credit Suisse Real Estate Fund International Inc CH0019685111 CHF na 1035.00 3,5% 7,7% 13,9% 2,6% 0,82 CH Immo-Fonds<br />

Fidelity Funds – Global Property A Acc USD LU0237698245 USD na 13.19 3,8% 20,0% 37,2% 6,8% 1,97 Immobilienaktien<br />

Franklin Global Real Estate A Acc $ LU0229948244 USD na 9.89 2,8% 17,8% 34,2% 6,1% 1,00 Immobilienaktien<br />

Henderson Horizon Global Property Equities Fund LU0209137388 USD na 17.84 1,9% 13,9% 31,1% 6,4% 1,20 Immobilienaktien<br />

IAM – Immo Securities Fund A Inc CH0025437465 CHF na 1024.05 2,5% 7,8% 11,7% 3,0% 1,50 Fund of Funds<br />

ING (L) Invest Glb Real Estate I EUR Acc LU0250172185 EUR na 307.51 6,2% 18,0% 43,6% 5,8% 0,60 Immobilienaktien<br />

Invesco Global Real Estate Securities A EUR Hgd Acc IE00B0H1QD09 USD na 12.08 3,3% 17,5% 37,4% 6,3% 1,30 Immobilienaktien<br />

Invesco Global Real Estate Securities E EUR Acc IE00B0H1QF23 EUR na 9.54 6,4% 16,8% 46,1% 5,7% 2,30 Immobilienaktien<br />

iShares FTSE EPRA/NAREIT Glb PrptYld Inc IE00B1FZS350 USD na 24.51 3,5% 21,3% 37,5% 7,0% 0,60 ETF<br />

Janus Global Real Estate A USD Acc IE0033534557 USD na 16.88 5,3% 23,8% 48,5% 6,5% 1,30 Immobilienaktien<br />

JPM Global Real Estate Securities A Acc USD LU0258923563 USD na 11.04 2,2% 16,6% 35,5% 6,7% 1,90 Immobilienaktien<br />

LLB Aktien Immobilien Global P (CHF) Acc LI0028614944 CHF na 71.15 5,9% 12,9% 49,8% 5,6% 1,50 Fund of Funds<br />

Morgan Stanley Investment Funds Global Prop. A Acc LU0266114312 EUR na 18.94 0,0% 3,7% 31,2% 5,1% 1,50 Immobilienaktien<br />

Robeco Property Equity D EUR Acc LU0187079180 EUR na 123.25 6,8% 17,7% 45,6% 5,7% 1,69 Immobilienaktien<br />

Sarasin Real Estate Equity – Global B Acc LU0198389784 EUR na 164.84 6,2% 19,4% 51,8% 5,3% 1,50 Immobilienaktien<br />

Schroder ISF Global Property Securities A Acc LU0224508324 USD na 144.66 0,8% 10,6% 23,5% 6,3% 1,50 Immobilienaktien<br />

Schroder ISF Global Prop. Securities A EUR Hdg Acc LU0224509132 EUR na 133.85 0,8% 10,5% 20,9% 6,3% 2,00 Immobilienaktien<br />

UBS (CH) Inst Fd – Global Real Estate Securities A CH0021980898 CHF na 980.48 3,4% 18,7% 40,7% 5,9% 1,50 Immobilienaktien<br />

WIP Global Real Estate Securities Fund A (USD) Inc LU0208357292 USD na 13.58 2,25% 15,74% 26,75% 6,2% 1,50 Immobilienaktien<br />

FONDS NORDAMERIKA<br />

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PERFORMANCE<br />

GEBÜHREN<br />

FONDSGESELLSCHAFT<br />

VALOREN RUNG<br />

WERT KURS 3 MTE 1 JAHR 3 <strong>JAHRE</strong> RISIKO<br />

IN % ANLAGEKATEGORIE<br />

HNW Performa US Real Estate Securities Acc LU0052081907 USD na 35.76 0,0% 0,0% –2,9% 1,68% 1,5 Fund of Funds<br />

iShares FTSE EPRA/NAREIT US Prty Yld Inc IE00B1FZSF77 USD na 26.17 3,6% 21,5% 45,3% 7,45% 1,3 ETF<br />

Lehman Brothers US Real Estate USD Adviser Acc IE00B0T0GQ85 USD na 15.76 3,3% 20,3% 36,0% 0,00% 1,5 Immobilienaktien<br />

Lehman Brothers US Real Estate USD Investor Acc IE00B0T0GP78 USD na 16.71 3,5% 21,3% 39,0% 7,42% 2,5 Immobilienaktien<br />

Morgan Stanley Investment Funds US Property A Acc LU0073233958 USD na 64.33 3,0% 21,8% 40,7% 7,28% 1,6 Immobilienaktien<br />

FONDS ASIEN/PAZIFIK<br />

In der Schweiz zum Vertrieb zugelassene Immobilienfonds**<br />

WÄH- INVENTAR- SCHLUSS–<br />

PERFORMANCE<br />

GEBÜHREN<br />

FONDSGESELLSCHAFT<br />

VALOREN RUNG<br />

WERT KURS 3 MTE 1 JAHR 3 <strong>JAHRE</strong> RISIKO<br />

IN % ANLAGEKATEGORIE<br />

BNP Paribas Real Estate Securities Pacific I Acc LU0291291770 EUR na 109.67 0,0% 0,0% 56,0% 4,41% 1,7 Immobilienaktien<br />

Fidelity Funds – Asia Pacific Property A LU0270844359 USD 9.52 3,2% 10,5% 31,6% 7,07% 1,5 Immobilienaktien<br />

First State Asian Property Sec A Acc GBP GB00B1F76G03 GBX na 135.92 5,2% 1,5% 31,0% 6,91% 1,5 Fund of Funds<br />

Henderson Horizon Asia Pacific Prop. Equity A2 Acc LU0229494975 USD na 14.50 2,3% 6,1% 31,2% 13,47% 2,5 Immobilienaktien<br />

iShares FTSE EPRA/NAREIT AsiaPrptYld Inc IE00B1FZS244 USD na 27.09 5,4% 17,9% 31,6% 8,33% 1,5 ETF<br />

Morgan Stanley Investment Funds Asian Prop. A Acc LU0078112413 EUR na 15.33 6,3% 8,5% 46,7% 7,16% 1,6 Immobilienaktien<br />

Morgan Stanley Investment Funds Asian Prop. I Acc LU0078113064 EUR na 17.22 6,5% 9,3% 50,0% 7,16% 1,2 Immobilienaktien<br />

Schroder ISF Asia Pacific Property Securities LU0269905997 USD 160.08 2,6% 9,6% 32,0% 6,68% 1,5 Immobilienaktien<br />

Aktuelle Kurse sind über www.morningstar abrufbar. Bei mehreren Tranchen wird ausschliesslich die erste aufgeführt. *) Bei Global Fonds, die in mehreren Währungen aufgelegt sind, wird stets der in CHF geführte<br />

Fonds bevorzugt. **) Bei Nordamerika, Asien/Pazifik Fonds, die in mehreren Währungen aufgelegt sind, wird stets der in CHF geführte Fonds bevorzugt und in zweiter Linie USD. (Quelle: CSAM)<br />

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zum Factsheet:


IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Immobilien-Finanzmärkte – Fonds<br />

93<br />

Immobilieninvestmentmärkte Schweiz<br />

Starke Wachstumsaussichten<br />

Very Strong 1.24 - 1.94<br />

Strong 1.16 - 1.24<br />

Good Medium 1.06 - 1.16<br />

Poor Medium 0.97 - 1.06<br />

Weak 0.81 - 0.97<br />

Very Weak 0.41 - 0.81<br />

No Data<br />

Top 10 Cities<br />

Coverage Cities<br />

E-REGI 2014 Map<br />

1 LONDON<br />

2 PARIS<br />

Trotz Gegenwind nimmt die konjunkturelle<br />

Erholung in Europas Grossstädten<br />

Fahrt auf – so lautet das Fazit,<br />

welches die Researcher von LaSalle<br />

für die diesjährige Ausgabe des European<br />

Regional Economic Growth Index<br />

(E-REGI) ziehen. Traditionell identifiziert<br />

der Index die Regionen Europas<br />

mit den besten konjunkturellen Aussichten<br />

– und für die Schweiz fielen<br />

die Ergebnisse der Untersuchung sehr<br />

gut aus: Unter 294 analysierten Hauptstädten,<br />

Immobilienhochburgen und<br />

Metropolregionen Europas finden sich<br />

die berücksichtigten Schweizer Städte<br />

alle in der Kategorie «starke Wachstumsaussichten»<br />

wieder. Diese Kategorie<br />

umfasst alles in allem 54 Städte<br />

aus 19 Ländern. Die Schweizer Städte<br />

zeigen damit eine sehr beeindruckende<br />

Performance im europaweiten<br />

Ver gleich. Die Schweiz ist insgesamt<br />

mit vier Städten im E-REGI repräsentiert<br />

– und alle vier Städte finden sich<br />

unter den Top 25 wieder. Allen Städten<br />

wird von den Analysten ein überdurchschnittliches<br />

Wachstum prognostiziert.<br />

An vorderster Front der<br />

Schweizer Immobilienhochburgen findet<br />

sich traditionell Zürich – die Limmatmetropole<br />

hat sich gegenüber 2013<br />

erneut verbessert und ist auf Position<br />

9 und damit unter die Top-Ten-Wachstumsregionen<br />

Europas vorgerückt.<br />

Auch Genf (2013: 13, 2014: 12) und Bern<br />

(2013: 20, 2014: 19) konnten sich verbessern.<br />

Basel-Mulhouse bleibt im gesamteuropäischen<br />

Vergleich auf einer<br />

guten Position 25.<br />

«Diese Positionierungen unterstreichen<br />

die bedeutende Rolle der eidgenössischen<br />

Wirtschaft im europäischen Umfeld»,<br />

stellen die LaSalle-Researcher<br />

fest. So habe Zürich seine Platzierung<br />

aufgrund einer starken Verbesserung<br />

der Punktzahl für Wohlstand und stabiler<br />

Beschäftigungswachstumsaussichten<br />

verbessern können. Genf, Bern und<br />

Basel-Mulhouse sind ebenfalls leicht<br />

aufgestiegen oder konnten ihre Position<br />

behalten, wenngleich ihre Punktzahlen<br />

für Beschäftigung leicht zurückgestuft<br />

wurden. Die Schweiz erfreut sich aufgrund<br />

von Einwanderung einer günstigeren<br />

demografischen Struktur als ihre<br />

Nachbarländer. Seit Februar 2014 wurde<br />

die Zuwanderung jedoch durch ein<br />

Referendum begrenzt – mit derzeit noch<br />

nicht vorhersehbaren Folgen. Die Auswirkungen<br />

der neuen Gesetzgebung, die<br />

2017 in Kraft treten soll, sind angeblich<br />

minimal. Sie führt jedoch zu niedrigeren<br />

Beschäftigungswachstums-Aussichten,<br />

da aufgrund limitierter Zuwanderungsquoten<br />

weniger Arbeitskräfte zur<br />

Verfügung stehen werden.<br />

Die LaSalle-Researcher gehen davon<br />

aus, dass die Schweiz in den nächsten<br />

Jahren wahrscheinlich eine bessere<br />

Wirtschaftsleistung als die Eurozone<br />

zeigen wird. Der Hintergrund: Die Aussichten<br />

für das Konsumklima sind stark,<br />

dynamisiert von günstigen Einkommens-<br />

und Arbeitsmarktbedingungen,<br />

während die stark wertschöpfenden<br />

Finanzdienstleistungs- und Maschinenbausektoren<br />

das Wachstum weiter ankurbeln.<br />

Die Wirtschaft in der Schweiz<br />

ist stark exportabhängig. Im Juli 2014<br />

war die Schweiz das zweite Land, das<br />

ein Freihandelsabkommen mit China<br />

unterzeichnete. Durch das Abkommen<br />

werden die Zölle auf Schweizer Landwirtschafts-<br />

und Industrieexporte in die<br />

zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt<br />

gesenkt. China importiert bereits Maschinen,<br />

Chemie- und Pharmazieprodukte<br />

sowie Uhren aus der Schweiz. (bw)<br />

7 LUXEMBOURG<br />

4<br />

5 OSLO<br />

10 COPENHAGEN-MALMÖ<br />

9 ZURICH<br />

8 STUTTGART<br />

6 MUNICH<br />

E-REGI<br />

4 STOCKHOLM<br />

3 ISTANBUL<br />

Der jährlich erscheinende European<br />

Regional Economic Growth<br />

Index (E-REGI) von LaSalle identifiziert<br />

die Regionen Europas mit<br />

den besten konjunkturellen Aussichten.<br />

Der E-REGI nähert sich<br />

damit der relativen Stärke der<br />

mittelfristigen Nutzernachfrage<br />

nach Immobilien in europäischen<br />

Städten. 2014 wurden für die<br />

Studie, die heuer im 15. Jahr<br />

in Folge erscheint, insgesamt<br />

294 Regionen und 32 Länder<br />

in ganz Europa mit einer Gesamtbevölkerung<br />

von mehr<br />

als 730 Millionen Einwohnern<br />

erfasst. Der aktuelle Bericht<br />

konzentriert sich auf 100 Ballungsräume<br />

bzw. Regionen mit<br />

mehr als 500.000 Einwohnern.<br />

LaSalle Investment bietet einen<br />

auf den Ergebnissen des E-REGI<br />

basierenden Spezialfonds an,<br />

der in ausgesuchte Immobilien<br />

an den Topstandorten, schwerpunktmässig<br />

in Deutschland<br />

und Grossbritannien, investiert.<br />

Der Fonds steht allerdings nur<br />

institutionellen Investoren ab<br />

einer Mindesteinlage von fünf<br />

Millionen Euro offen.


Immobilien-Finanzmärkte<br />

94<br />

IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Immobilieninvestmentmärkte Schweiz<br />

Stimmungslage leicht eingetrübt<br />

Marktteilnehmer schätzen die bevorstehenden<br />

Entwicklungen im schweizerischen<br />

Immobilienanlagemarkt<br />

generell neutral ein. Die Prognosen<br />

für einzelne Regionen und Immobiliensegmente<br />

fallen allerdings leicht<br />

negativ aus, wie aus dem «Swiss<br />

Real Estate Sentiment Index» (sresi ® )<br />

von KPMG Schweiz hervorgeht. Der<br />

sresi ® von KPMG notiert bei –5,3 Indexpunkten<br />

(pt.), was einer marginalen<br />

Verschlechterung gegenüber dem<br />

Vorjahr (–1,9 pt.) entspricht. «Über<br />

allem schwebt die Angst, dass die<br />

Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz<br />

abnimmt», kommentiert Beat Seger,<br />

Partner Real Estate bei KPMG<br />

Schweiz, die Erkenntnisse der Erhebung,<br />

die das Beratungsunternehmen<br />

nun im dritten Jahr erhoben hat.<br />

Indexpunkte<br />

«SWISS REAL ESTATE SENTIMENT INDEX» (SRESI ® ) 2014<br />

200<br />

150<br />

100<br />

57.1<br />

50<br />

26.0<br />

8.9 5.7<br />

-0.6 0<br />

16.8 37.1 34.4 17.7 13.2 20.6<br />

-10.7 -11.1<br />

23.9 -3.3 -1.4<br />

-10.0<br />

-37.8 -22.4 -1.9 -5.3<br />

15.2<br />

-50<br />

-3.8<br />

-16.9<br />

-100<br />

-150<br />

-200<br />

2012<br />

2013<br />

2014<br />

Bewerter<br />

2012<br />

2013<br />

2014<br />

Entwickler<br />

2012<br />

2013<br />

2014<br />

2012<br />

Aggregierter Sentiment Index 2012<br />

Aggregierter Sentiment Index 2013<br />

Aggregierter Sentiment Index 2014<br />

2013<br />

2014<br />

2012<br />

2013<br />

2014<br />

Professionelle<br />

Investoren<br />

2012<br />

2013<br />

2014<br />

2012<br />

2013<br />

2014<br />

Immobiliengesellschaften<br />

Immobilienfonds<br />

Versicherungen<br />

Vorsorgeeinrichtungen<br />

2012<br />

2013<br />

Stark positive Erwartungen<br />

2014<br />

Alle<br />

Teilnehmer<br />

Moderat positive Erwartungen<br />

Moderat negative Erwartungen<br />

Stark negative Erwartungen<br />

Positive Haltung zur<br />

wirtschaftlichen Lage<br />

Die Erwartungen der professionellen<br />

Marktakteure zur Entwicklung der wirtschaftlichen<br />

Lage liegen mit 10,1 Punkten<br />

dagegen zum ersten Mal seit Indexerhebung<br />

im positiven Bereich;<br />

gegenüber dem Vorjahr ist eine Verbesserung<br />

um 22,1 pt. festzustellen. «Die<br />

Umfrage wurde allerdings geschlossen,<br />

bevor das SECO die Quartalseinschätzung<br />

für das BIP im Q2/2014<br />

abgegeben hat», räumt Seger ein. Die<br />

Erwartungen zur Preisentwicklung von<br />

Anlageimmobilien haben sich dagegen<br />

weiter reduziert; der Preiserwartungsindex<br />

für Anlageimmobilien, der alle<br />

Immobiliensegmente umfasst, hat sich<br />

seit 2012 von +35,2 pt. auf –9,1 pt. verschlechtert,<br />

liegt allerdings noch nahe<br />

an der Stabilitätsmarke.<br />

Für zentrale Lagen prognostizieren die<br />

Marktteilnehmer derweil nach wie vor<br />

steigende Preise. «Der Preiserwartungsindex<br />

liegt mit 45,1 pt. weiterhin<br />

komfortabel im positiven Bereich;<br />

gegenüber dem Vorjahr (67,5 pt.) wird<br />

jedoch eine Verlangsamung in der<br />

Preisentwicklung erwartet», berichtet<br />

Seger. Die Preiserwartung für die Mittelzentren<br />

liegt mit –4,9 pt. erstmals<br />

im negativen Bereich. Für periphere<br />

Lagen werden weiter sinkende Preise<br />

erwartet; die Einschätzungen sind jedoch<br />

mit –67,1 pt. weniger ausgeprägt<br />

als im Vorjahr (–77,6 pt.).<br />

Der positive Angebotstrend bei Büroimmobilien<br />

setzt sich – nicht überraschend<br />

– weiter fort; somit hat sich<br />

auch die Erwartung zur Preisentwicklung<br />

für Büroliegenschaften akzentuiert<br />

und der Negativtrend aus den Vorjahren<br />

(2013: –89,4 pt.; 2012: –58,7 pt.)<br />

noch deutlicher ausgeprägt: Mit<br />

–101,8 pt. ist der Konsens der Umfrageteilnehmer<br />

erstmals stark negativ. Bei<br />

Gewerbe- und Verkaufsflächen halten<br />

sich Angebot und Nachfrage ungefähr<br />

die Waage. Wie Seger berichtet, liegen<br />

die Indizes für die übrigen kommerziellen<br />

Nutzungssegmente ebenfalls<br />

im Minus, haben sich aber im Vergleich<br />

zum Vorjahr leicht verbessert.<br />

Nach wie vor im Plus liegt der Preiserwartungsindex<br />

für Wohnimmobilien.<br />

Im Wohnsegment ist mit –126,9 pt.<br />

weiterhin ein starker Mangel adäquater<br />

Investitionsobjekte festzustellen.<br />

Dieser Mangel geht mit den positiven<br />

Preiserwartungen dieses Nutzungssegmentes<br />

und den damit zusammen-<br />

Quelle: KPMG Schweiz 2014<br />

hängenden Investitionspräferenzen<br />

der Marktakteure einher. Allerdings<br />

zeigt sich auch in diesem Nutzungssegment<br />

eine Eintrübung. «Nachdem<br />

sich der Preiserwartungsindex für<br />

Wohnimmobilien bereits im Jahr 2013<br />

gegenüber dem Vorjahr um 22 Prozent<br />

verringerte, liegt der aktuelle Indexwert<br />

mit +43,9 pt. nun 40 Prozent unter<br />

der Einschätzung bei der erstmaligen<br />

Erhebung im Jahr 2012», stellt Seger<br />

fest.<br />

Grösste negative Veränderungen<br />

in Genf und Lausanne<br />

Im kommerziellen Nutzungssegment<br />

bestehen Unterschiede zwischen den<br />

einzelnen Subgruppen. Das künftige<br />

Angebot an Büroimmobilien schätzen<br />

die Befragten mit 31,4 pt. (2013:<br />

24,5 pt.) als ausreichend ein. Das Angebot<br />

bei Spezialimmobilien scheint sich<br />

leicht zu verknappen (2014: –27,6 pt.;<br />

2013: –8,7 pt.).<br />

Geografisch lassen sich folgende Tendenzen<br />

feststellen: Die generell leicht<br />

tieferen Einschätzungen zur Preisentwicklung<br />

reflektieren sich auch<br />

auf Ebene der Wirtschaftszentren.


IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Immobilien-Finanzmärkte – Aktien<br />

95<br />

Für alle Wirtschaftszentren mit Ausnahme<br />

von Bern erwarten die Marktteilnehmer<br />

im Vergleich zum Vorjahr<br />

eine moderate Verlangsamung in der<br />

Preisentwicklung. Eine weiterhin positive<br />

Preisentwicklung wird in den<br />

Regionen Zürich (26,8 pt.), Luzern/<br />

Zug (21,4 pt.) und Basel (13,8 pt.) erwartet.<br />

«Allerdings hat sich das Konsensresultat<br />

der Einschätzungen der<br />

Marktteilnehmer auch für diese Regionen<br />

innerhalb zweier Jahre halbiert»,<br />

betont Seger. Bei Genf und<br />

Lausanne sind die grössten negativen<br />

Veränderungen gegenüber dem Vorjahr<br />

erkennbar. Auffällig ist, dass die<br />

Marktakteure der Region Genf noch<br />

im Jahr 2012 mit 60,9 pt. einer stark<br />

positiven Preisentwicklung attestierten.<br />

Die Stimmungslage hat sich im<br />

Zeitraum von zwei Jahren markant<br />

verändert. In den übrigen Regionen<br />

werden stabile bis leicht rückläufige<br />

Preise prognostiziert.<br />

AKTIEN <strong>SCHWEIZ</strong> Alle an der Schweizer Börse SIX<br />

Swiss Exchange kotierten Immobilienaktien<br />

AKTIE<br />

BÖRSENWERT<br />

IN MIO, CHF<br />

Immobilien-Indizes Schweiz<br />

DIVIDENDEN<br />

BRUTTORENDITE<br />

PERFORMANCE<br />

1 JAHR<br />

PERFORMANCE<br />

1 MONAT ISIN<br />

Performancevergleich der Asset-Klassen<br />

KURS IN<br />

CHF<br />

Allreal N 1663.72 437,0% 3,2% 1,1% CH0008837566 125.90<br />

Acron Helvetia VII Immo. AG 42.40 627,0% 6,3% 5,5% CH0049813634 93.00<br />

BFW Liegenschaften N 112.38 415,0% 15,4% 1,1% CH0018206117 28.90<br />

Eastern Property N* 144.88 0,0% 2,0% –3,5% VGG290991014 35.75<br />

Flughafen Zürich N 3053.95 167,0% 29,2% 5,8% CH0010567961 600.00<br />

HIAG 518.91 0,0% n/a –1,9% CH0239518779 78.25<br />

Intershop I 592.27 560,0% 15,6% 1,2% CH0017313948 357.25<br />

Mobimo N 976.51 501,0% 3,2% 2,4% CH0011108872 189.50<br />

Novavest Real Estate AG 27.92 0,0% n/a –1,4% CH0212186248 35.10<br />

Orascom Dev Hld AG 470.84 0,0% 163,4% 4,0% CH0038285679 19.90<br />

Pax-Anlage N 168.01 160,0% 0,3% 2,2% CH0002178348 1126.00<br />

PSP Swiss Property N 3155.75 392,0% 8,0% 3,0% CH0018294154 83.00<br />

Swiss Finance & Property N 118.72 377,0% 7,8% 0,4% CH0032816131 79.55<br />

Swiss Prime Site N 3676.18 491,0% 12,5% 1,5% CH0008038389 73.30<br />

USI Group N 169.15 0,0% 3,8% 0,0% CH0002271010 13.50<br />

Warteck Invest N 216.03 387,0% 8,8% 0,2% CH0002619481 1755.00<br />

Zug Estates 313.47 137,0% 1,5% 2,4% CH0148052126 1200.00<br />

Züblin Immobilien N 99.00 0,0% –0,03% 0,0% CH0021831182 2.00<br />

Alle an der SWX Börse und der Berner Börse gehandelten Immobilienaktien, * Kurs in USD (Quelle: Credit Suisse)<br />

Interesse an<br />

Auslandsinvestitionen nimmt zu<br />

Im Risiko-/Renditevergleich mit anderen<br />

Anlageklassen weisen auch<br />

Schweizer Immobilienanlagen nach<br />

wie vor eine interessante Renditespanne<br />

(Yield Spread) aus; gleichwohl<br />

wächst das Interesse an Immobilieninvestitionen<br />

im Ausland. Dabei stehen<br />

europäische Immobilienanlagen<br />

in der Gunst der von KPMG Befragten,<br />

die sich mit Auslandsinvestitionen beschäftigen,<br />

weit oben. «Die höchste<br />

Attraktivität geniesst hierbei der deutsche<br />

Investmentmarkt», sagt Seger.<br />

«Nebst einer stabilen Wertentwicklung<br />

und geringen Renditeschwankungen<br />

dürften auch die geografische und<br />

die kulturelle Nähe Gründe für den<br />

Zuspruch zur deutschen Immobilienmarktanlage<br />

sein.»<br />

Das fehlende Know-how der Investoren<br />

wird derweil als grösstes Hindernis<br />

bei der Investition in Immobilien im<br />

Ausland identifiziert; an zweiter Stelle<br />

folgen Währungsrisiken. Des Weiteren<br />

wird auch die gute Performance<br />

von Schweizer Immobilienanlagen als<br />

Grund für eine Fokussierung der hiesigen<br />

Investoren auf den Schweizer<br />

Immobilienmarkt hervorgehoben. (bw)<br />

120<br />

100<br />

80<br />

1-Jahr (angeglichen)<br />

08.13<br />

10.13<br />

12.13<br />

02.14<br />

04.14<br />

06.14<br />

08.14<br />

SPI Swiss Perf. Index<br />

SBI Swiss Bond Index<br />

SWX Real Estate Index<br />

Realstone SA<br />

Kluge Strategie<br />

Die Realstone SA konnte in Lausanne<br />

jüngst die «Résidence Azur» mit<br />

186 Studios für Studierende einweihen.<br />

Das Studentenwohnhaus befindet sich<br />

in der Nähe der Universität und der<br />

Eidgenössischen Technischen Hochschule<br />

von Lausanne. Alle Studios sind<br />

bereits vermietet, die erste Mieter zu<br />

Semesterbeginn eingezogen. Die Baukosten<br />

der «Résidence Azur» in Höhe<br />

von 37 Mio. CHF wurden vom Immobilienfonds<br />

für nachhaltiges Bauen Realstone<br />

Development Fund getragen, der<br />

das Projekt in Zusammenarbeit mit der<br />

HRS Real Estate SA entwickelt und verwirklicht<br />

hat. Das Studentenwohnhaus<br />

wird von der Stiftung für Studentenhäuser<br />

Lausanne (FMEL) geführt. (bw)<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

3-Jahre (angeglichen)<br />

08.11<br />

02.12<br />

08.12<br />

02.13<br />

08.13<br />

02.14<br />

08.14<br />

SPI Swiss Perf. Index<br />

SBI Swiss Bond Index<br />

SWX Real Estate Index<br />

Warteck Invest<br />

Mehr Gewinn<br />

Warteck Invest erzielte im ersten Halbjahr<br />

2014 ein EBIT von elf Mio. CHF<br />

(+6,6%). Der Konzerngewinn stieg ebenfalls<br />

um 6,6 Prozent auf 5,6 Mio. CHF.<br />

Die Soll-Mieterträge sind durch Zukäufe<br />

in 2013 und 2014 sowie aufgrund abgeschlossener<br />

Sanierungs- bzw. Neu -<br />

bauprojekte gegenüber der Vergleichsperiode<br />

auf 14,6 Mio. CHF (+6,8%) gestiegen.<br />

Der Leerstand liegt bei 2,1 Prozent;<br />

die Ist-Mieterträge betragen<br />

14,3 Mio. CHF (+6,7%). Das Portfolio<br />

wurde seit 2013 von 545,5 auf 562,2 Mio.<br />

CHF (+16,8%) ausgebaut. Die Steigerung<br />

resultierte aus dem Kauf einer Liegenschaft,<br />

aus Investitionen in Sanierungsbzw.<br />

Neubauprojekte und aus dem positiven<br />

Resultat der Neubewertungen. (ah)


Immobilien-Finanzmärkte – Aktien<br />

96<br />

IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

AKTIEN <strong>SCHWEIZ</strong> Kurse nicht-kotierter Immobilien-Nebenwerte.<br />

Unverbindliche Geld- und Briefkurse der Berner Kantonalbank (OTC-Handel).<br />

NOM.-<br />

WERT<br />

BRUTTO-<br />

DIVIDENDE<br />

VALOREN-<br />

NUMMER AKTIE TIEFST 2013 HÖCHST 2013 VOLUMEN GELD CHF BRIEF CHF VOLUMEN<br />

500 3490024 AG für Erstellung billiger Wohnhäuser in Winterthur 48’000.00 52’000.00 45000 1.00 57’000.00 1<br />

50 140241 Agruna AG 3’600.00 4’250.00 3500 2.00 3’650.00 20<br />

1 4986482 Athris Holding AG I 1’240.00 1’620.00 1550 4.00 1’620.00 5<br />

0.2 4986484 Athris Holding AG N 264.50 325.00 307 25.00 324.00 25<br />

50 155753 Bürgerhaus AG, Bern 1’225.00 1’250.00 1225 7.00 1’950.00 59<br />

137 10202256 CasaInvest Rheintal AG, Diepoldsau 259.00 278.00 267 100.00 279.00 100<br />

10 255740 Espace Real Estate Holding AG, Biel 130.20 136.80 133.5 200.00 135.80 150<br />

25 363758 FTB Holding SA, Brissago 630.00 650.00 630 17.00 1’200.00 20<br />

500 191008 Immges Viamala, Thusis 6’205.00 7’500.00 6950 1.00 8’500.00 5<br />

400 257750 Immobiliare Pharmapark SA, Barbengo 1’900.00 2’050.00 1975 5.00 2’250.00 10<br />

200 11502954 Konkordia AG N 3’300.00 3’600.00 3400 5.00 3’800.00 20<br />

50 154260 Löwengarten AG 165 10.00 0.00 0<br />

10 254593 MSA Immobilien, Adliswil 650 20.00 1’050.00 20<br />

500 3264862 Pfenninger & Cie AG, Wädenswil 2255 2.00 4’140.00 1<br />

1 2989760 Real Estate Holding 0 0.00 0.00 0<br />

600 225664 SAE Immobilien AG, Unterägeri 3’300.00 3’700.00 3475 5.00 4’899.00 1<br />

870 228360 Schützen Rheinfelden Immobilien AG, Rheinfelden 2’600.00 2’800.00 2600 3.00 3’000.00 4<br />

800 231303 Sia-Haus AG, Zürich 4’350.00 4’700.00 4500 6.00 4’640.00 3<br />

5 1789702 Sihl Manegg Immobilien AG 5.50 9.00 6.5 5’000.00 8.25 1733<br />

1000 172525 TL Immobilien AG 7’650.00 7’650.00 7650 9.00 0.00 0<br />

100 253801 Tersa AG 11’500.00 11’500.00 11500 2.00 0.00 0<br />

1000 256969 Tuwag Immobilien AG, Wädenswil 16’600.00 17’000.00 14500 1.00 0.00 0<br />

2.5 14805211 Zug Estates N Serie A 111.00 127.00 117 168.00 127.50 32<br />

100 635836 Zürcher Freilager AG, Zürich 5’350.00 5’700.00 5400 10.00 5’600.00 4<br />

Powered by Espace Real Estate AG (Quelle: BEKB)<br />

Kolumne<br />

Totgeglaubte leben länger<br />

Zweifelslos hat die Berner Börse BX<br />

bessere Zeiten erlebt, insbesondere<br />

solche mit deutlich breiterem Kurstableau<br />

und ernst zu nehmenden<br />

Umsätzen. Entgegen allen Unken -<br />

rufen hat sich der Berner Börsenverein<br />

im April jedoch neu strukturiert,<br />

um dem Sterben auf Raten Einhalt<br />

zu gebieten. An neuen Ideen und<br />

Projekten mangelt es der Führungscrew<br />

um Luca Schenk jedenfalls<br />

nicht.<br />

Unzureichende Handelbarkeit wird<br />

oft von Unternehmen als Grund für<br />

die Dekotierung ins Feld geführt. Gesellschaften<br />

mit einer Handvoll Aktionären<br />

und tiefer Marktkapitalisierung<br />

werden auch an einem alternativen<br />

Handelsplatz nicht an Attraktivität<br />

zulegen können. Hierzu braucht es<br />

eine gewisse Bekanntheit, ein breites<br />

Aktionariat und nicht zuletzt einen<br />

Market-Maker, der temporäre<br />

Ungleichgewichte zwischen Angebot<br />

und Nachfrage durch das Stellen von<br />

Geld- und Brief kur sen sichert. Liquidität<br />

ist somit nicht direkt von der<br />

Börse abhängig.<br />

Den Berner Handelsplatz kann man<br />

als provinziell bezeichnen, doch das<br />

Fehlen von Dark-Pools sowie Hochfrequenzhändlern<br />

ist ein deutlicher<br />

Vorteil für Investoren. Höhere Transaktionspreise<br />

zulasten der Rendite<br />

dürften nicht zuletzt auch für langfristig<br />

ausgerichtete institutionelle<br />

Investoren von Bedeutung sein.<br />

Mittlerweile sind vor allem Immobiliengesellschaften<br />

in Bern für den<br />

Umsatz verantwortlich. Schwer nachzuvollziehen<br />

ist, wieso diese Valoren<br />

mit oft deutlich höherer Liquidität als<br />

vergleichbare Kotierungen in Zürich<br />

in keinem Benchmark berücksichtigt<br />

werden.<br />

Diese Tatsache bietet jedoch auch<br />

attraktive Einstiegsmöglichkeiten.<br />

So handelt das Immobilientableau in<br />

Bern im Vergleich zu Zürich auf deutlich<br />

tieferen Bewertungsniveaus.<br />

Die Autoren<br />

Martin Isler<br />

Bank J. Safra<br />

Sarasin AG,<br />

Real Estate Hub<br />

Switzerland<br />

Marc Seiler<br />

Bank J. Safra<br />

Sarasin AG,<br />

Real Estate Hub<br />

Switzerland


IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

Immobilien-Finanzmärkte – Aktien<br />

97<br />

AKTIEN GLOBAL Die grössten und liquidsten Immobilienaktien<br />

der wichtigsten Börsen. Die Erhebungsgrundlage bildet der FTSE Epra/Nareit<br />

Global Real Estate Index mit seinen 291 Immobilienaktien.<br />

AKTIE<br />

LAND<br />

BÖRSENWERT<br />

IN MIO. EUR<br />

DIVIDENDEN<br />

BRUTTORENDITE<br />

IVG Immobilien AG<br />

Neuer Vorstand<br />

Die IVG steht ein Jahr nach der Pleite<br />

vor dem Neustart. Das Amtsgericht<br />

Bonn hat im September das Insolvenzverfahren<br />

beendet; nach einer<br />

umfassenden finanziellen und operativen<br />

Restrukturierung gilt das<br />

Immobilienunternehmen wieder als<br />

kapitalmarktfähig. Nach der Insolvenz<br />

gehört die IVG AG nun ihren vorherigen<br />

Gläubigern, zumeist Hedgefonds;<br />

im Gegenzug wurde die IVG um<br />

2,2 Milliarden Euro entschuldet. Die<br />

Aktionäre mussten ihr Geld bei der<br />

Sanierung abschreiben. Der neugebildete<br />

Aufsichtsrat hat den Vorstand<br />

neu besetzt. Seit dem 21. September<br />

2014 amtet Ralf Jung (53) als neuer<br />

CEO der IVG Immobilien AG; zeitgleich<br />

übernahm Rolf Glessing (52)<br />

das Amt des Finanzvorstands der Gesellschaft.<br />

Jung, studierter Betriebswirt,<br />

arbeitete zuletzt als Partner einer<br />

Unternehmensberatung und war<br />

zuvor als CEO der Allianz Alternative<br />

Corum AG<br />

Investment in Frankfurt<br />

Der französische Assetmanager Corum<br />

AM hat den zweiten Bauabschnitt<br />

des Bürokomplexes «Der Dornhof» in<br />

der Siemensstrasse 10 in Frankfurt<br />

am Main vom Projektentwickler Red<br />

Square erworben. Das Gebäude mit<br />

PERFORM.<br />

1 JAHR<br />

PERFORM.<br />

1 MONAT ISIN<br />

KURS IN<br />

HEIMWÄHRUNG<br />

Simon Property Group* US 40'101 3.06 28,1% 1,9% US8288061091 170.0<br />

Mitsui Fudosan JP 22'749 0.50 –5,8% –5,7% JP3899600005 2401.5<br />

Mitsubishi Estate JP 22'205 0.66 7,5% –3,8% JP3893200000 3315.0<br />

Unibail-Rodamco NL 19'874 4.35 25,7% 2,2% FR0000124711 204.4<br />

Public Storage* US 19'011 3.20 18,7% 2,1% US74460D1090 175.2<br />

Equity Resident. Prop. US 17'984 3.01 32,8% 2,8% US29476L1070 66.5<br />

Sun Hung Kai Props HK 17'752 2.85 20,9% –0,3% HK0016000132 117.6<br />

Health Care REIT* US 15'760 4.81 16,8% 2,3% US4219461047 25.0<br />

Prologis US 15'485 3.22 19,9% 0,3% US74340W1036 40.9<br />

Avalonbay Communities* US 15'135 3.01 28,7% 4,1% US0534841012 154.1<br />

* REIT (Quelle: Credit Suisse)<br />

Assets Holding tätig, in der die Geschäftsbereiche<br />

Immobilien, Private<br />

Equity, Infrastructure Investments,<br />

Renewable Energies und Fondsbeteiligungen<br />

des Allianz-Konzerns<br />

gebündelt waren. Bis 2006 war Jung<br />

Mitglied des Vorstands der Dresdner<br />

Bank und dort zuständig für das Firmenkundengeschäft.<br />

Glessing, ausgebildeter<br />

Wirtschaftsprüfer, arbeitete<br />

in verschiedenen Unternehmen<br />

als CFO und CEO. Unter anderem war<br />

er als Geschäftsführer im Rahmen<br />

der Restrukturierung der Merckle-<br />

Gruppe und als CFO der Wohnungsholding<br />

Gagfah S.A. tätig. Zuletzt<br />

arbeitete er als selbstständiger Unternehmensberater.<br />

Die bisherigen<br />

Vorstandsmitglieder Hans-Joachim<br />

Ziems, Restrukturierung, und Elmar<br />

Geissinger, Finanzen, sind planmässig<br />

zum 20. September 2014 aus dem<br />

Vorstand der IVG Immobilien AG ausgeschieden.<br />

(bw)<br />

8.400 qm Bruttogrundfläche ist vollständig<br />

vermietet; Hauptmieter ist die<br />

PSA Peugeot Banque. Die Transak tion<br />

wurde durch Savills vermittelt; auf<br />

Verkäuferseite war die Anwaltskanzlei<br />

Hauck Schuchardt beratend tätig. (bw)<br />

DIC Asset AG<br />

Rekordplatzierung<br />

Die im deutschen SDAX notierte Immobiliengesellschaft<br />

DIC Asset AG,<br />

Frankfurt am Main, hat die Platzierung<br />

für ihre dritte Unternehmensanleihe<br />

aufgrund der starken Nachfrage insbesondere<br />

von institutionellen Investoren<br />

bereits fünf Stunden nach Ankündigung<br />

vorzeitig beendet.<br />

Das Volumen der Unternehmensanleihe<br />

wird auf Basis der Zeichnungen<br />

125 Millionen Euro betragen; angestrebt<br />

waren mindestens 100 Millionen<br />

Euro. Der Kupon wurde am unteren<br />

Ende der Vermarktungsspanne<br />

bei 4,625 Prozent festgelegt und die<br />

Laufzeit beträgt fünf Jahre. «Die starke<br />

Nachfrage nach unserer dritten<br />

Anleihe sehen wir als grossen und<br />

nachhaltigen Vertrauensbeweis der<br />

professionellen Anleger in unser Geschäftsmodell»,<br />

kommentierte Ulrich<br />

Höller, CEO der DIC Asset AG, die in<br />

Rekordzeit erfolgte Platzierung. Die<br />

DIC Asset AG mit derzeit rund 3,4 Milliarden<br />

Euro Assets under Management<br />

fokussiert auf Gewerbeimmobilien in<br />

Deutschland. Das Immobilienportfolio<br />

umfasst das «Commercial Portfolio»<br />

(2,2 Mrd. Euro; Bestandsimmobilien<br />

mit langfristigen Mietverträgen und<br />

attraktiven Mietrenditen) sowie das<br />

Segment «Co-Investments» (anteilig<br />

0,2 Mrd. Euro; Fondsbeteiligungen,<br />

Joint-Venture-Investments, Beteiligun<br />

gen bei Projektentwicklungen).<br />

Mit dem Nettoemissionserlös aus der<br />

jüngsten Unternehmensanleihe will die<br />

DIC Asset AG bestehende Verbindlichkeiten<br />

ablösen. Insbesondere soll die<br />

erste Unternehmensanleihe vorzeitig<br />

zurückgezahlt werden, voraussichtlich<br />

am 16. Oktober 2014. Am 8. September<br />

2014 wurde die Anleihe in den<br />

Freiverkehr an der Frankfurter Wertpapierbörse<br />

eingeführt und gleichzeitig<br />

in den Prime Standard für Unternehmensanleihen<br />

der Deutsche Börse<br />

AG aufgenommen. Begleitet wurde die<br />

Transaktion von der Bankhaus Lampe<br />

KG und Citigroup Global Markets Limited<br />

als Joint Lead Manager. (bw)


Immobilien-Finanzmärkte – Final Performer<br />

98<br />

IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />

«Kapitaldisziplin ist<br />

ein Erfolgsfaktor»<br />

Immobilien-AGs – Die TAG Immobilien AG ist in den<br />

vergangenen Jahren zu einer der grössten deutschen<br />

Immobilien-AGs aufgestiegen. Jetzt kauft die<br />

Gesellschaft Aktien zurück, im grossen Stil.<br />

Von Birgitt Wüst<br />

Bild: PD<br />

Die TAG Immobilien AG, mit gut 70.000<br />

Wohnungen im Bestand eine der<br />

grössten deutschen Immobilien-AGs,<br />

sorgte zuletzt wiederholt für Schlagzeilen.<br />

Mit der Meldung, dass der<br />

CEO vorzeitig zurücktritt, mit dem<br />

Beschluss, Aktien im grossen Stil<br />

zurückzukaufen, und zuletzt mit dem<br />

Kauf eines Wohnimmobilienportfolios<br />

in Sachsen. Zu einem Kaufpreis<br />

von 37,8 Mio. Euro gingen insgesamt<br />

1.503 Wohneinheiten mit insgesamt<br />

rund 85.000 Quadratmeter Mietfläche<br />

in den Universitätsstädten Freiberg,<br />

Chemnitz und Dresden (aktuelle Jahresmiete:<br />

3,7 Mio. €) in den TAG-Bestand<br />

über. Das Portfolio weist einen<br />

Leerstand von knapp 13 Prozent auf;<br />

die Gebäude aus den 1970er-/80er-<br />

Jahren sind nur teilsaniert. Die TAG<br />

plant Modernisierungen, um das Wert -<br />

potenzial zu heben. Schon Ende August<br />

hatte das Unternehmen für 11,3 Mio.<br />

Euro ein Portfolio in Dessau (Sachsen-Anhalt)<br />

mit 270 sanierten und<br />

vollvermieteten Einheiten (Gesamtfläche:<br />

17.000 qm) erworben. Beide Akquisitionen<br />

zeigen aus Sicht von TAG-<br />

Finanzvorstand Martin Thiel, dass es<br />

weiterhin «Wachstumspotenziale gibt,<br />

um den operativen Cashflow sowie den<br />

FFO der TAG weiter zu steigern».<br />

CEO geht von Bord<br />

Unterdessen hat Rolf Elgeti, seit 2009<br />

Vorstandsvorsitzender der TAG, angekündigt,<br />

seinen Posten vorzeitig zum<br />

31. Oktober aufzugeben. Seine Aufgaben<br />

werden seine drei Vorstandskollegen<br />

Claudia Hoyer, Martin Thiel<br />

und Harboe Vaagt übernehmen; einen<br />

Vorstandssprecher wird es nicht geben.<br />

Doch anscheinend will sich Elgeti,<br />

unter dessen Führung die TAG stark<br />

expandierte, nicht völlig vom Unternehmen<br />

verabschieden: Er bemüht<br />

sich um den Aufsichtsratsvorsitz der<br />

TAG. «Ich habe in den letzten Jahren<br />

viel Zeit und Herzblut in die Entwicklung<br />

der TAG gesteckt und würde mich<br />

sehr freuen, das Unternehmen auch<br />

in der Zukunft weiter aktiv begleiten<br />

und gestalten zu dürfen.» Ungeachtet<br />

des nahenden Endes seiner Amtszeit<br />

als CEO hat der Manager jüngst noch<br />

wichtige Entscheidungen für die Zukunft<br />

des Unternehmens getroffen<br />

– darunter ein umfangreiches Aktienrückkaufprogramm.<br />

«Kapitaldisziplin<br />

ist ein wichtiger Erfolgsfaktor im Immobiliengeschäft»,<br />

begründet Elgeti<br />

die Massnahme. Trotz einer präsentablen<br />

Akquisitionspipeline werde es<br />

für die TAG zunehmend schwieriger,<br />

das aus Verkäufen frei werdende Kapital<br />

in Ankäufe zu reallokieren, deren<br />

Preise gerechtfertigt erscheinen.<br />

«Unsere Kapitalbasis ist im Moment<br />

schlichtweg zu stark», so Elgeti. «Bei<br />

einer Dividendenrendite, die deutlich<br />

über unseren marginalen Zinskosten<br />

liegt, drängt sich ein Aktienrückkauf<br />

förmlich auf.» Attraktiver Nebeneffekt<br />

der Kapitalreduzierung: Die Dividende<br />

könne in den kommenden Jahren stärker<br />

als bisher geplant erhöht werden.<br />

Das Rückkaufangebot für bis zu zehn<br />

Prozent des Aktienkapitals läuft seit<br />

dem 15. September, die Preisspanne:<br />

8,35 bis 9,35 Euro.<br />

Der endgültige Angebotspreis wird auf<br />

Grundlage der Gesamtzahl der angedienten<br />

Aktien und der Angebotsprei-<br />

Rolf Elgeti, Jahrgang 1976, ist seit 2009<br />

Vorstandsvorsitzender der TAG Immobilien<br />

AG. Zuvor war er viele Jahre<br />

als Analyst und Aktienstratege in Grossbritannien<br />

tätig, unter anderem für<br />

ABN Amro und Commerzbank Securities.<br />

In Berlin verwaltete er bislang als<br />

selbstständiger Kaufmann Immobilienfonds.<br />

Seit Oktober 2008 ist er Mitglied<br />

des Aufsichtsrats der TAG. Mitte<br />

Februar 2011 wurde er in den Vorstand<br />

der Colonia Real Estate AG berufen, an<br />

der die TAG Immobilien AG mehrheitlich<br />

als Aktionärin beteiligt ist.<br />

se der Aktionäre ermittelt und dem<br />

niedrigsten Preis entsprechen, zu dem<br />

die TAG die 13.129.831 Aktien erwerben<br />

kann. Die Annahmefrist endet am<br />

14. Oktober 2014.<br />

Analysten reagierten unterschiedlich<br />

auf die jüngsten Ereignisse. Die<br />

Commerzbank etwa hat TAG Immobilien<br />

von «Buy» auf «Hold» abgestuft<br />

und das Kursziel von 10,30 auf 9,00<br />

Euro gesenkt. Mit dem Rücktritt des<br />

CEO sei eines der grössten Risiken<br />

eingetreten, schrieb Analyst Thomas<br />

Rothäusler. Elgeti sei mit seiner fundierten<br />

Branchenkenntnis und seiner<br />

Finanzexpertise seit 2009 für die Gesellschaft<br />

von zentraler Bedeutung<br />

gewesen. Auch die Privatbank Berenberg<br />

hat das Kursziel für TAG Immobilien<br />

wegen kurzfristiger Risiken<br />

gesenkt – von 10,50 auf 10,00 Euro.<br />

Das Rückkaufprogramm sei nicht voll<br />

überzeugend, schrieb Analyst Kai Klose.<br />

Die Einstufung beliess er dennoch<br />

auf «Buy».


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