JAHRE STANDORT SCHWEIZ
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OKTOBER – 10/2014 · FRANKEN 14.– / EURO 11.60<br />
WWW.IMMOBILIENBUSINESS.CH<br />
PK: NEUE IMMOBILIENSTRATEGIE<br />
TREND: CONVERTIBLE BONDS<br />
KONTROVERSE: FAIRES WOHNEN<br />
<strong>JAHRE</strong><br />
<strong>STANDORT</strong> <strong>SCHWEIZ</strong><br />
Ein Immobilienmarkt im Wandel
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IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Editorial<br />
3<br />
Editorial<br />
Birgitt Wüst Chefredaktorin<br />
Impressum<br />
Oktober 2014 · 20. Jahrgang · 222. Ausgabe<br />
Erscheint monatlich (10 Ausgaben jährlich)<br />
www.immobilienbusiness.ch<br />
info@immobilienbusiness.ch<br />
CHEFREDAKTORIN<br />
Birgitt Wüst, birgitt.wuest@immobilienbusiness.ch<br />
AUTOREN<br />
Rolf Breiner, Remi Buchschacher, Gudrun Escher,<br />
Peter Gallmann, Karl Heinz Goedeckemeyer,<br />
Richard Haimann, Anja Hall, Anja Meyer, Birgit Werner,<br />
Daniel Schneider, Marianne Schulze, Jürg Zulliger<br />
GRAFIK / LAYOUT<br />
galledia ag<br />
KORREKTORAT<br />
galledia ag<br />
HERAUSGEBER<br />
galledia verlag ag, c/o IMMOBILIEN Business<br />
Buckhauserstrasse 24, 8048 Zürich<br />
BEREICHSLEITERIN VERLAG<br />
Karen Heidl<br />
VERLAGSLEITER<br />
Robert Vego<br />
MEDIENBERATER<br />
Gianni-Massimo Esposito<br />
AUFLAGE<br />
Druckauflage: 11.000 Exemplare<br />
Sonstige Auflage: 6.000 Exemplare<br />
Verkaufte Auflage: 5.000 Exemplare<br />
(Wemf/sw-beglaubigt)<br />
ISSN 1661-0067<br />
DRUCK UND VERSAND<br />
galledia ag, 9230 Flawil<br />
ABONNENTENSERVICE<br />
galledia verlag ag<br />
Burgauerstrasse 50, 9230 Flawil<br />
T 058 344 97 19, F 058 344 97 83<br />
leserservice@galledia.ch<br />
ABONNEMENTSPREISE <strong>SCHWEIZ</strong><br />
Schnupper-Abo, 3 Ausgaben CHF 35.–<br />
1 Jahr CHF 140.–, 2 Jahre CHF 270.–<br />
Einzelnummer CHF 14.–<br />
Auslands- und Sammelabonnements auf Anfrage.<br />
Alle Preise exkl. MWST, Preisänderungen vorbehalten.<br />
WEITERE TITEL DES VERLAGES<br />
Marketing & Kommunikation, ORGANISATOR,<br />
Management und Qualität, Moto Sport Schweiz,<br />
Moto Sport Suisse, IT-Security, Sicherheits Forum,<br />
Forum Sécurité, Safety-Plus, Video Security Special,<br />
ZK Special, TIR transNews, BUS transNews,<br />
KMT kommunalTechnik, carrossier, LOG logistikNews,<br />
Trucker TIR, electro revue, Modellflugsport,<br />
St.Galler Bauer, Thurgauer Bauer, Umwelt Perspektiven<br />
HAFTUNGSAUSSCHLUSS<br />
Der redaktionelle Inhalt stellt weder ein Angebot noch<br />
eine Aufforderung zum Abschluss einer Finanztransaktion<br />
dar und entbindet den Leser nicht von seiner<br />
eigenen Beurteilung.<br />
IMMOBILIEN Business wurde vom Verband<br />
<strong>SCHWEIZ</strong>ER PRESSE für das Jahr 2014 mit dem<br />
Gütesiegel «Q-Publi kation» ausgezeichnet.<br />
TITELFOTO: galledia verlag AG<br />
Etwas mehr Licht im Dunkel<br />
Die Gründer von «IMMOBILIEN Business» fanden vor<br />
20 Jah ren noch eine andere Immobilienwelt vor. Die<br />
Schweiz hatte grade eben eine grosse Immobilien krise<br />
überstanden, die sogar zur Schliessung von Banken<br />
geführt hatte; die Märkte waren intransparent und die<br />
Berufs bilder in der Immobilienbranche wiesen unklare<br />
Konturen auf. Aus journalistischer Sicht eine äusserst<br />
interessante Zeit. «IMMOBILIEN Business» war die erste<br />
Zeitschrift in der damaligen fast ausschliesslich aus<br />
Printmedien bestehenden Zeitungslandschaft, die sich<br />
dem aufkeimenden Thema der Professionalisierung in der<br />
Immobilien branche widmete.<br />
Ein ambitioniertes, doch recht erfolgreiches Vorhaben –<br />
denn die Immobilien-Community machte mit, und das<br />
gleich auf zwei Ebenen: redaktionell und mit Anzeigen.<br />
Eine gute und professionelle Redaktion kostet viel Geld,<br />
das war schon damals der Fall und gilt auch heute noch.<br />
Verpasst es eine Branche, verlegerische Initiative für eine<br />
transparente Kommunikation zu unterstützen, entsteht<br />
ein Vakuum, das früher oder später zu unschönen Konsequenzen<br />
führt: Es tummeln sich entweder unseriöse<br />
Anbieter von Dienstleistungen im geschützten Dunkel,<br />
oder von aussen entsteht der Eindruck der Schattenwirtschaft.<br />
Die Immobilienbranche hatte in den Achtziger-<br />
und Neunzigerjahren des letzten Jahrhunderts mit<br />
beidem zu kämpfen.<br />
Aus heutiger Sicht kann man «IMMOBILIEN Business»<br />
durchaus attestieren, einen wichtigen Beitrag zur<br />
Transparenz und Internationalisierung der Schweizer<br />
Märkte beigetragen zu haben. Auf der bevorstehenden<br />
Expo Real ist das Interesse an der Schweiz auf jeden<br />
Fall unge brochen.<br />
Mit den besten Grüssen,<br />
Birgitt Wüst
In diesem Heft<br />
4<br />
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Altersvorsorger kappen Immobilienquote auf S. 28 Bestellerkompetenz gefragt auf S. 50<br />
Nachrichten<br />
6 Bern: SPS baut «Stadtstück»<br />
Rapperswil: Aufrichte für «The Cube»<br />
Personalia: Flughafen Zürich AG/IFMA Schweiz<br />
7 Personalia: RICS DACH/CBRE<br />
Bern: Wohnpark Schloss Allmendingen<br />
Zürich: Amcor mietet im Vertex<br />
Chur: Baubeginn auf Gestle-Areal<br />
8 Zürich/The Circle: Neuer Mieter<br />
Schaffhausen: «Urbahn» am Start<br />
Personalia: KPMG<br />
9 Europa: Far East Orchard expandiert<br />
Stockholm: Neue Hotels<br />
JLL: Übernahme in Spanien<br />
10 Berlin: «Mall of Berlin» eröffnet<br />
E-REGI: Die Topplatzierten<br />
11 Hamburg: DIC verkauft Opera Offices<br />
Parndorf: Neuer Kredit für DOC<br />
Trends<br />
12 Ende der Fahnenstange<br />
Trendwende am Hypothekarmarkt in Sicht<br />
16 Vollgeldinitiative: Alle Macht der Nationalbank<br />
20 Wandelanleihen: «Das Beste aus zwei Welten»<br />
24 Anleihen mit Wertsteigerungspotenzial<br />
Interview mit Paul Hoffmann, Convertinvest<br />
26 Noch «Luft nach oben»<br />
Zur Lage der Schweizer Shopping-Center<br />
Märkte und Investment<br />
28 Altersvorsorger kappen Immobilienquote<br />
Pensionskassen im Dilemma<br />
31 Swisscanto: Neubauprojekt in Genf<br />
32 Avadis und AFIAA spannen zusammen<br />
Ein Gespräch mit Ivana Reiss, Avadis, und<br />
Norbert Grimm, AFIAA<br />
36 Deflationsängste überschatten Immobilienmärkte<br />
Titel-Thema<br />
40 Am Puls der Immobilienwirtschaft<br />
IMMOBILIEN Business begleitet die Schweizer<br />
Immobilienbranche seit zwei Jahrzehnten.<br />
Zum Jubiläum ein Rückblick.<br />
Im Profil<br />
46 Riccardo Boscardin –<br />
Porträt eines «Ausnahmemanagers»<br />
Asset- und Portfoliomanagement<br />
50 Mehr Bestellerkompetenz gefragt<br />
53 Neues Tool von BMC:Tenant Risk Monitor<br />
Projekte und Objekte<br />
56 Neue Quartiere für den Kanton Zug<br />
57 Kolumne: Schöpfungsakt<br />
Architektur und Standortentwicklung<br />
58 Wallis im Wandel<br />
Residential<br />
60 Kontroverse um «faires Wohnen»
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Wallis im Wandel auf S. 58<br />
Service<br />
68 Bewertungssoftware – Chancen und Risiken<br />
70 20 Jahre ERES European Real Estate Society<br />
73 Expo Real 2014<br />
74 Produkte: Lehmbau für Ricola-«Chrüterchraft»<br />
77 Kolumne: Breiners Blick<br />
78 Agenda<br />
79 Angebotsmieten<br />
Auslandsmärkte<br />
80 Im Visier der Investoren: Deutschlands B-Städte<br />
84 Neuer Boom am US-Immobilienmarkt<br />
Immobilien-Finanzmärkte<br />
88 Interview des Monats<br />
Daniel Brüllmann, UBS Global Real Estate CH<br />
90 Fundamenta RE: Mehr Ertrag<br />
CS REAM: Neuer Logistikfonds<br />
91 Deka Immobilien: Einkauf in Neuseeland<br />
93 E-REGI CH: Wachstumschancen<br />
94 KPMG sresi ® : Eingetrübte Stimmung<br />
95 Realstone: Kluge Strategie<br />
Warteck: Mehr Gewinn<br />
96 Kolumne: Berner Börse<br />
97 IVG: Neuer Vorstand<br />
Corum: Zukauf in Frankfurt<br />
DIC: Gefragte Anleihe<br />
98 Final Performer: TAG Immobilien AG<br />
Stockwerkeigentum<br />
65 Wohnungskauf ab Plan<br />
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Nachrichten<br />
6<br />
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Bild: SPS<br />
Bern<br />
Ein neues Stück Stadt<br />
Die SPS Swiss Prime Site AG hegt<br />
grosse Pläne für das Berner Murifeldquartier.<br />
Dort soll auf einem rund<br />
31.000 Quadratmeter grossen Areal<br />
nach Plänen der Steinmann & Schmid<br />
Architekten AG eine Wohnüberbauung<br />
entstehen. Das Projekt «Stadtstück»<br />
umfasst in der ersten Etappe den Bau<br />
von rund 150 Wohnungen; ferner sind<br />
circa 600 Quadratmeter für Ateliers,<br />
Büros, Gewerbe sowie kleine Verkaufsflächen<br />
vorgesehen. In jedem der geplanten<br />
drei Gebäude sind kleinere,<br />
kostengünstige Mietwohnungen, solche<br />
im mittleren Standard und Stockwerkeigentumswohnungen<br />
vorgesehen.<br />
Rapperswil<br />
Richtfest für Cube<br />
Anfang September wurde in Rapperswil-Jona<br />
die Aufrichte für das viergeschossige<br />
Geschäftshaus Cube gefeiert.<br />
Implenia realisiert das Projekt<br />
als Totalunternehmer im Auftrag der<br />
St.Galler Pensionskasse, vertreten<br />
durch das Amt für Vermögensverwaltung.<br />
Die Pläne stammen von der Kaufmann<br />
Architekten AG. Baubeginn für<br />
das knapp 14 Meter hohe Gebäude mit<br />
2.500 Quadratmeter Nutzfläche war im<br />
Dezember 2013. Das beeindruckende<br />
Gebäude wird mit einer vorgefertigten,<br />
«hinterlüfteten« Fassade umhüllt. Implenia<br />
Holzbau erstellte das Dachgeschoss<br />
und die Dachzentrale; die vorab<br />
gefertigten Aussenwandelemente wurden<br />
vor Ort montiert. Diese Bauweise<br />
ermöglicht es, das Geschäftshaus mit<br />
«Stadtstück», ein Projekt der SPS<br />
Die SPS entwickelt das Areal in Abstimmung<br />
mit der Stadt und der Burgergemeinde<br />
Bern als Baurechtgeber in den<br />
nächsten 25 bis 30 Jahren von einem<br />
Bürostandort zu einem Standort mit<br />
vorwiegender Wohnnutzung. Die beiden<br />
bestehenden Dienstleistungs- und<br />
Bürogebäude auf dem Murifeld wurden<br />
durch die SPS unlängst saniert und neu<br />
vermietet. In einem nächsten Schritt<br />
wird die Überbauungsordnung für die<br />
erste Etappe des Siegerprojektes aus<br />
dem Wettbewerb ausgearbeitet. Das<br />
Baugesuch will man im Sommer 2016<br />
einreichen; Baubeginn soll 2017 sein,<br />
Bezugstermin ab Mitte 2019. (bw)<br />
Das Projekt «The Cube»<br />
Bild: PD<br />
einer Nutzungsfläche von 2.500 Quadratmetern<br />
in einer Bauzeit von lediglich<br />
einem Jahr zu realisieren. Das Gebäude<br />
wird im Minergie-Standard erstellt: Die<br />
Wärmeerzeugung erfolgt via Wärmepumpe<br />
mit Erdsonden. Gestaffelt sind<br />
die Übergabe an die Bauherrschaft und<br />
der Bezug für Dezember 2014 und Februar<br />
2015 geplant. Die beiden internationalen<br />
Hauptmieter von «Cube» werden<br />
rund 150 Arbeitsplätze im Raum<br />
Rapperswil-Jona schaffen. (bw)<br />
PERSONALIA<br />
Flughafen Zürich<br />
Neuer CEO in Sicht<br />
Zum Jahresende wird<br />
Thomas Kern (61) als<br />
CEO der Flughafen<br />
Zürich AG zurücktreten.<br />
Der Manager wolle sich<br />
Thomas Kern beruflich nochmals neu<br />
orientieren und seine<br />
Erfahrung als Verwaltungsrat ausserhalb<br />
der Flughafen Zürich AG einbringen, teilt<br />
die Flughafengesellschaft mit. Kerns designierter<br />
Nachfolger Stephan Widrig ist<br />
42 Jahre alt und gehört seit 1. Juli 2008<br />
der Geschäftsleitung der Flughafen Zürich<br />
AG an. Aktuell ist er als Chief Commercial<br />
Officer für die kommerziellen Belange des<br />
Flughafens sowie für Entwicklung, Bau<br />
und Betrieb aller Gebäude und Anlagen<br />
verantwortlich.<br />
In Kerns siebenjährige Amtszeit als CEO<br />
der Flughafen Zürich AG fielen unter<br />
anderem der Bau und die Eröffnung des<br />
neuen Docks B und des Sicherheitskontrollgebäudes,<br />
aber auch die Aufwertung<br />
des Terminals 2 mit der Eröffnung der<br />
südlichen Check-in-Halle in diesem Frühjahr.<br />
Das Immobilienprojekt «The Circle»<br />
entwickelte sich unter seiner Führung vom<br />
Konzept zum Bauprojekt. «Der Verwaltungsrat<br />
dankt Thomas Kern herzlich für<br />
sein grosses persönliches Engagement<br />
für den Flughafen Zürich und wünscht ihm<br />
für die Zukunft alles Gute», heisst es in der<br />
Unternehmensmitteilung. (ah)<br />
IFMA Schweiz<br />
Präsidentenwechsel<br />
Die Generalversammlung<br />
der IFMA Schweiz<br />
hat Susanna Caravatti-<br />
Felchlin im September<br />
zur neuen Präsidentin<br />
Susanna gewählt. Die neue<br />
Caravatti- Frau an der Spitze des<br />
Felchlin Schweizer IFMA-Chapters<br />
verfügt über grosse<br />
Erfahrung aus verschiedenen Positionen<br />
im Immobilienmanagement, Facility<br />
Management (FM) und in der Informatik.<br />
Heute ist sie im Universitätsspital Zürich<br />
verantwortlich für die Konzeption des FM<br />
in der Gesamterneuerung USZ. (ah)
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Nachrichten<br />
7<br />
PERSONALIA<br />
RICS DACH<br />
Regionalmanagerin bestellt<br />
Im Zuge einer Neuordnung<br />
in Kontinentaleuropa<br />
hat die<br />
RICS Judith Gabler zur<br />
neuen Regionalmanagerin<br />
für Deutschland,<br />
Judith Gabler<br />
Österreich und die<br />
Schweiz (DACH) ernannt. Zusätzlich zu<br />
ihrer Funktion als Director of Operations<br />
Europe wird sie die Weiterentwicklung<br />
der DACH-Region im Hinblick auf qualitatives<br />
Wachstum, Mitgliederbindung und<br />
-Services verantworten. Im Fokus steht<br />
die Zusammenarbeit mit den Vorständen<br />
und Mitgliedernetzwerken der drei Länder,<br />
um Synergiepotenziale zu nutzen und<br />
das Mitgliederengagement zu stärken.<br />
Gabler ist seit knapp 20 Jahren für die<br />
RICS in Deutschland und Kontinentaleuropa<br />
tätig. Ihre Doppelfunktion beinhaltet<br />
die Führung eines insgesamt 18-köpfigen<br />
multinationalen Teams in mehreren<br />
Ländern; Dienstsitz ist Frankfurt. Die<br />
neue Struktur sieht weitere organisatorische<br />
Anpassungen vor, um die Schweiz<br />
und Österreich von Frankfurt aus zentral<br />
zu unterstützen. Christoph G. Schmidt,<br />
Country Manager der RICS Deutschland,<br />
übernimmt die Funktion des Business<br />
Development Manager für die DACH-<br />
Region. Mary Ann Reynolds, FRICS, die<br />
seit mehr als zehn Jahren für die RICS<br />
Switzerland tätig ist, verantwortet als neu<br />
ernannte Country Managerin das Tagesgeschäft<br />
vor Ort.<br />
CBRE<br />
Hamdani an Bord<br />
Amine Hamdani verstärkt bei CBRE<br />
Schweiz das Capital-Markets-Team in der<br />
Deutsch- und Westschweiz als Senior<br />
Director und Leiter im Bereich Capital<br />
Markets. Der langjährige internationa le<br />
Transaktionsexperte war bislang<br />
als Leiter der Region Romandie bei der<br />
UBS AG Real Estate Advisory tätig und<br />
kommt mit seinem bisherigen Team um<br />
Sergio Günthardt und Robin Alexander<br />
Müller zu CBRE. Vor seiner Zeit bei UBS<br />
hat Hamdani bereits bei CBRE u.a. in<br />
Dubai und London gearbeitet. (bw)<br />
Bild: Mössinger Immobilien<br />
Bern<br />
Wohnen im Schlosspark<br />
Mitte September wurde in Allmendingen<br />
bei Bern der Grundstein für<br />
die zweite Bauetappe des Wohnparks<br />
Schloss Allmendingen gelegt. In den<br />
kommenden Monaten entstehen drei<br />
weitere Gebäude mit insgesamt 20 Eigentumswohnungen,<br />
die sich wie die<br />
drei Gebäude der ersten Etappe um<br />
einen Innenhof gruppieren. Unter den<br />
Villen liegt eine Tiefgarage mit direktem<br />
Zugang zu allen drei Häusern. Einzugstermin<br />
ist im Frühjahr 2016. Das<br />
vom ausführenden Totalunternehmer<br />
Steiner AG zusammen mit dem Büro B<br />
Architekten entwickelte Projekt mit insgesamt<br />
41 Eigentumswohnungen liegt<br />
Neues Projekt der Steiner AG: Wohnpark Schloss Allmendingen<br />
idyllisch in unmittelbarer Nähe zum<br />
Schloss Allmendingen. Bei der Planung<br />
wurde Wert darauf gelegt, dass sich die<br />
Gebäudearchitektur harmonisch in das<br />
Gesamtkonzept des Schlossparks, die<br />
Umgebung und das Dorfbild einfügt.<br />
Die Gemeinde Allmendingen zählt rund<br />
500 Einwohner und ist mit öffentlichen<br />
Verkehrsmitteln vom Zentrum Berns in<br />
knapp 20 Minuten zu erreichen. Von den<br />
Wohnungen der zweiten Bauetappe sind<br />
bereits elf Wohnungen verkauft oder<br />
reserviert; drei 3,5-Zimmer-Wohnungen<br />
(ab 780.000 CHF) und sechs 4,5-Zimmer-<br />
Wohnungen (ab 810.000 CHF) waren Mitte<br />
September noch verfügbar. (bw)<br />
Zürich<br />
Amcor-Head quarter im Vertex<br />
Chur<br />
Comeback für das «Gestle-Areal»<br />
Eine der grössten Vermietungen im<br />
Wirtschaftsraum Zürich konnte im<br />
September CSL Immobilien vermelden:<br />
Der australische Packaging-Konzern<br />
Amcor legt im Vertex-Komplex<br />
europäische und globale Headquarter-Funktionen<br />
zusammen und hat<br />
dazu 4.500 Quadratmeter Bürofläche<br />
langfristig angemietet. CSL Immobi -<br />
lien entwickelte und vermittelte im Auftrag<br />
des Eigentümers BVK Personalvorsorge.<br />
(bw)<br />
In Chur haben auf dem «Gestle-Areal»<br />
mit dem Abriss der bestehenden Gebäude<br />
die bauvorbereitenden Arbeiten für<br />
einen neuen Wohnkomplex begonnen.<br />
Im viergeschossigen Baukörper mit<br />
Attikageschoss des Churer Architekten<br />
Conradin Clavuot entstehen 148 Mietwohnungen<br />
und 386 Quadratmeter Gewerbefläche.<br />
Auf der Strassenseite entstehen<br />
Geschäftsräume mit fünf Büros<br />
im oberen Teil des Gebäudes und fünf<br />
Ladeneinheiten im Erdgeschoss. Das<br />
Investitionsvolumen wird auf 73 Millionen<br />
CHF beziffert. Die Bauarbeiten im<br />
«Gestle-Areal» erfolgen in zwei Etappen<br />
und sollen bis 2017 beendet sein. (bw)
Nachrichten<br />
8<br />
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Zürich<br />
Weiterer Mieter für The Circle<br />
Ein weiterer Mieter für das Grossprojekt<br />
The Circle am Zürcher Flughafen<br />
steht fest: Die Swatch Group wird als<br />
Mieterin im Modul «Brands & Dialogue»<br />
auf einer Fläche von rund 800 Quadratmetern<br />
ein Brand House betreiben.<br />
Damit sei vier Jahre vor der geplanten<br />
Eröffnung ein weiterer wichtiger<br />
Schritt in Richtung Realisierung des<br />
Grossprojektes getan, teilt die Flughafen<br />
Zürich AG mit. Ende Jahr soll der<br />
Realisierungsentscheid gefällt werden.<br />
Das Brand House wird die Swatch<br />
Group am Hauptplatz von The Circle<br />
auf zwei Geschossen für ihre Marke<br />
Omega einrichten.<br />
Die sogenannten Brand Houses sind<br />
das Kernelement des Moduls «Brands<br />
& Dialogue». Hier können Mieter eine<br />
Marke oder ein Produkt an bester Lage<br />
präsentieren und eine eigene Erlebnis-<br />
«The Circle» am Flughafen Zürich<br />
Bild: PD<br />
welt für die Kundschaft kreieren. Dieses<br />
Modul bietet noch Platz für weitere<br />
Mieter. Die Module «Health & Beauty»<br />
und «Hotels & Convention» hingegen<br />
sind mit den beiden Ankermietern Universitätsspital<br />
Zürich und dem internationalen<br />
Hotelunternehmen Hyatt vollständig<br />
vermietet.<br />
Das Dienstleistungszentrum The Circle<br />
entsteht in Gehdistanz zu den Terminals<br />
des Flughafens Zürich. Die Investitionskosten<br />
betragen rund eine<br />
Milliarde CHF. Die Flughafen Zürich AG<br />
und die Swiss Life AG werden zum<br />
Zeitpunkt des Baubeginns eine Miteigentümergemeinschaft<br />
bilden, woran<br />
die Flughafen Zürich AG mit 51 Prozent<br />
und die Swiss Life AG mit 49 Prozent<br />
beteiligt sein werden. Mit einer Fertigstellung<br />
der ersten Etappe wird im<br />
Jahr 2018 gerechnet. (ah)<br />
PERSONALIA<br />
KPMG Schweiz<br />
Stefan Pfister wird CEO<br />
KPMG Schweiz führt<br />
zum 1. Oktober ein neues<br />
Governance-System<br />
ein. Dieses besteht<br />
aus einer zweistufigen<br />
Stefan Pfister Führung mit einem Verwaltungsrat<br />
und einer<br />
Geschäftsleitung. Vor diesem Hintergrund<br />
hat die Partnerschaft Stefan Pfister (46),<br />
bisher Leiter Advisory von KPMG Schweiz,<br />
als neuen CEO nominiert. Roger Neininger,<br />
bisher CEO, wurde zum Verwaltungsratspräsidenten,<br />
Hélène Béguin und Stuart<br />
Robertson wurden zu Mitgliedern des<br />
Verwaltungsrats gewählt.<br />
Pfister stiess 2005 zu KPMG. Als Spezialist<br />
für Corporate-Finance- und Beratungsfragen<br />
im Immobilienbereich leitete er<br />
zunächst den Sektor Real Estate, in dem<br />
er auch international eine Führungsrolle<br />
innehat. 2009 wurde ihm die Führung des<br />
Dienstleistungsbereichs Transactions &<br />
Restructuring anvertraut. 2011 wurde<br />
Pfister zum neuen Leiter Advisory und<br />
Mitglied der Geschäftsleitung von KPMG<br />
Schweiz ernannt. Mit einem Wachstum von<br />
über 16 Prozent im letzten Geschäftsjahr<br />
war die Sparte ein wichtiger Wachstumstreiber<br />
für KPMG.<br />
Neu in den Verwaltungsrat gewählt<br />
wurden Hélène Béguin, Leiterin Wirtschaftsprüfung<br />
Westschweiz, Leiterin<br />
KMU Westschweiz und Lead Partner<br />
international tätiger Unternehmen, sowie<br />
Stuart Robertson, Global Lead Partner<br />
national und international tätiger Banken<br />
und globaler Leiter für Transaktionen &<br />
Restrukturierungen von Banken. (ah)<br />
Schaffhausen<br />
«Urbahn» füllt sich mit Leben<br />
Schaffhausen hat mit dem «Urbahn»<br />
direkt am Bahnhof ein neues Stadtquartier.<br />
Zum 1. Oktober nahmen das<br />
Hotel Arcona Living, das Asia Spa,<br />
das Parkhaus und weitere Mieter den<br />
Betrieb auf und füllen die Wohn-, Gewerbe-<br />
und Büroüberbauung mit Leben.<br />
Bauherrin und Eigentümerin von<br />
«Urbahn» ist die Axa Winterthur. Entwickelt<br />
und realisiert wurde das Gross -<br />
projekt von der Steiner AG. Die Investitionen<br />
belaufen sich auf rund 120 Millionen<br />
CHF.<br />
«Urbahn» befindet sich am Bleicheplatz,<br />
an einer Nahtstelle zwischen<br />
Altstadt, Bahnhof und angrenzenden<br />
Wohnquartieren. Die Architekten von<br />
Pfister Schiess Tropeano haben fünf<br />
Gebäudekörper mit bis zu sechs Geschossen<br />
um den Bleicheplatz herum<br />
angeordnet. Die Bebauung umfasst<br />
zwei Büro- und zwei Wohngebäude<br />
sowie das Hotel Arcona Living mit<br />
130 Zimmern respektive 260 Betten, ein<br />
1.000 qm grosses Spa und 3.350 qm an<br />
Detailhandelsfläche. Unter «Urbahn»<br />
liegt eine grosse öffentliche Parkgarage<br />
mit über 480 Einstellplätzen. (ah)
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Nachrichten<br />
9<br />
Europa<br />
Far East Orchard auf Expansionskurs<br />
Schweden<br />
Neue Hotels für Stockholm<br />
Mitte September hat das schwedische<br />
Immobilieninvestment und -entwicklungsunternehmen<br />
AMF Fastigheter<br />
einen Vertrag mit dem norwegischen<br />
Hotelbetreiber Petter Stordalen unterzeichnet.<br />
Der Eigentümer der Nordic<br />
Choice Hotels wird zwei Hotels – ein<br />
Business- und ein Boutique-Hotel mit<br />
zusammen 540 Zimmern – für 20 Jahre<br />
mieten. Der geplante Komplex umfasst<br />
insgesamt 30.000 Quadratmeter Hotelund<br />
Konferenzfläche und ist Teil von «Urban<br />
Escape Stockholm», der jüngsten<br />
Begehrter Hotelmarkt: Stockholm<br />
Das Adina-Hotel in Berlin-Mitte<br />
Eine Tochtergesellschaft der Far East<br />
Orchard Limited (FEO), eine der grössten<br />
Immobilieninvestoren und -entwickler<br />
in Singapur, hat 50 Prozent der Anteile<br />
an einem Portfolio erworben, das vier<br />
Adina-Hotels in Europa umfasst. Dabei<br />
handelt es sich um die beiden Berliner<br />
Adina-Häuser Checkpoint Charlie und<br />
Hauptbahnhof sowie das Adina Frankfurt<br />
Neue Oper und das Adina-Hotel in<br />
Kopenhagen. Die Tochtergesellschaft<br />
Far East Hospitality übernimmt in einem<br />
Joint Venture mit der australischen<br />
Toga-Gruppe jeweils 50 Prozent der Anteile<br />
der jeweiligen Objektgesellschaften.<br />
Die vier Hotels wurden mit rund<br />
107 Millionen Euro bewertet. Verkäufer<br />
der Anteile sind Gesellschaften der<br />
Toga-Gruppe. Für Lucas Chow, Group<br />
Chief Executive Officer und Managing<br />
Director von Far East Orchard, ist der<br />
Kauf Teil der Expansionspläne, die letztes<br />
Jahr mit einer Reihe von hotelimmobilienwirtschaftlichen<br />
Akquisitionen in<br />
Australien begonnen hat.<br />
«Die Akquisition dieser vier Hotels in<br />
Deutschland und Dänemark wird unser<br />
Standing in Europa weiter stärken»,<br />
sagt Arthur Kiong, Chief Executive Officer<br />
der Far East Hospitality. «Europa<br />
verfügt über eine hohe Attraktivität bei<br />
internationalen Touristen und bleibt<br />
auch weiterhin die wichtigste Tourismusregion<br />
der Welt.» (bw)<br />
Quartiersentwicklung von Fastigheter<br />
mit insgesamt 130.000 Quadrat metern<br />
Nutzfläche. Urban Escape Stockholm<br />
zählt derzeit zu den bedeutendsten<br />
Stadtentwicklungsprojekten in Europa.<br />
Nach Fertigstellung wird das neue<br />
Quartier neben den schon genannten<br />
Hotels 62.000 Quadratmeter Bürofläche<br />
und 38.000 Quadratmeter Retailfläche<br />
bieten. Nordic Choice Hotels konnten<br />
sich in dem Bieterverfahren gegen 60<br />
führende Hotelbetreibergesellschaften<br />
durchsetzen. Mit Vertragsunterzeichnung<br />
ist ein Drittel von<br />
Urban Escape Stockholm<br />
nun vermietet. Wie Mats<br />
Hederos, CEO von AMF<br />
Fastigheter, mitteilt, soll<br />
die Realisierungsphase<br />
des Grossprojekts Ende<br />
dieses Jahres beginnen.<br />
Die Eröffnung der Hotels<br />
ist für das Frühjahr 2017<br />
geplant. (bw)<br />
Bild: PD<br />
Bild: PD<br />
JLL<br />
Deal mit BNP<br />
Paribas<br />
JLL Spanien erwirbt Tasaciones Hipotecarias<br />
(TH), die regulierte Immobilienbewertungs-Tochtergesellschaft<br />
von BNP<br />
Paribas Real Estate Spanien. Dieser von<br />
der spanischen Zentralbank genehmigte<br />
Erwerb ermöglicht der BNP Paribas<br />
Real Estate Spanien die Einhaltung des<br />
spanischen Gesetzes 1/2013 vom 14. Mai<br />
2013 zum Be sitz von Immobilientochtergesellschaf<br />
ten in Bezug auf Hypothekenkreditgeschäfte,<br />
wonach Finanzinstitute<br />
ihren Anteil an regulierten Immobilienbewertungsgeschäften<br />
auf maximal zehn<br />
Prozent begrenzen müssen. Der Kaufpreis<br />
ist öffentlich nicht bekannt. Tasaciones<br />
Hipotecarias ist auf dem spanischen<br />
Immobilienbewertungsmarkt seit über<br />
30 Jahren präsent. Das Unternehmen beschäftigt<br />
43 Mitarbeiter in sechs Stand -<br />
orten (Madrid, Barcelona, Valencia, Sevilla,<br />
Zaragoza und auf den Kanarischen<br />
Inseln) und erzielt einen Nettoumsatz von<br />
4,7 Millionen Euro. «Der Erwerb von Tasaciones<br />
Hipotecarias stellt eine bedeutende<br />
strategische Wachstumsinitiative<br />
für das Unternehmen im wichtigen Finanzsektor<br />
dar», sagt Andres Escarpenter,<br />
Geschäftsführer JLL Spanien. (bw)<br />
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Nachrichten<br />
10<br />
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Berlin<br />
Mall of Berlin am Start<br />
Ende September wurde in der deutschen<br />
Hauptstadt am Leipziger Platz<br />
die «Mall of Berlin» eröffnet, mit<br />
270 Handels- und Gastronomiegeschäften<br />
auf insgesamt ca. 80.000 qm<br />
Detailhandelsfläche. Neben der Mall<br />
entstehen im Leipziger Platz Quartier<br />
30.000 qm Wohnfläche. Das Center<br />
befindet sich in allerbester Lage<br />
von Berlin-Mitte zwischen Reichstag,<br />
Friedrichstrasse und Pots -<br />
Die Mall of Berlin am Leipziger Platz<br />
Bild: PD<br />
damer Platz. Ende August konnten<br />
die Gesellschafter des Leipziger<br />
Platz Quartiers, ein Joint Venture aus<br />
High Gain House Investments/Berlin<br />
(HGHI) und Arab Investments/London<br />
(AIL), die langfristige Endfinanzierung<br />
für das grösste innerstädtische<br />
Shoppingcenter-Projekt in Europa<br />
erfolgreich abschliessen. Die Finanzierung<br />
übernehmen die Deutsche<br />
Hypothekenbank und die Bayerische<br />
Versorgungskammer (BVK) gemeinsam<br />
mit BNP Paribas REIM Germany.<br />
Konsortialführerin und Agent der<br />
Transaktion ist dabei die Deutsche<br />
Hypo. Das gesamte Volumen der<br />
zehnjährigen Finanzierung beläuft<br />
sich auf 600 Mio. Euro; davon entfallen<br />
450 Mio. Euro auf die BEVK, auf<br />
die Deutsche Hypo 80 Mio. Euro und<br />
auf die beiden Kreditfonds der BNP<br />
Paribas REIM Germany 70 Mio. Euro.<br />
Damit handelt es sich um eine der<br />
grössten, jemals in Deutschland abgeschlossenen<br />
Immobilienfinanzierungen,<br />
die überwiegend von Nichtbanken<br />
getragen wird, und um eines<br />
der grössten Finanzierungsvolumina<br />
eines institutionellen Anlegers in<br />
Deutschland. Andreas Pohl, Sprecher<br />
des Vorstands der Deutschen Hypo,<br />
zufolge erfolgt die Finanzierung im<br />
Rahmen der strategischen Zusammenarbeit,<br />
die Deutsche Hypo und die<br />
Bayerische Versorgungskammer im<br />
Herbst vergangenen Jahres vereinbart<br />
haben. Am Erfolg des Projekts<br />
hat Pohl keinen Zweifel: «Ich bin davon<br />
überzeugt, dass sich das Leipziger<br />
Platz Quartier innerhalb kürzester<br />
Zeit zu einer der führenden Malls<br />
in Berlin entwickeln wird.» (bw)<br />
E-REGI<br />
Die Top-Platzierten Europas<br />
Die Top 3 des Standortrankings im<br />
E-REGI von LaSalle Investment sind<br />
London, Paris und Istanbul. All diesen<br />
Städten gemeinsam ist: Sie haben<br />
Stärken in Demografie-, Technologieund<br />
Urbanisierungstrends. So liegt<br />
die Punktzahl von London im E-REGI<br />
deutlich vor der anderer Städte. Die<br />
Themse-Metropole profitiert von einer<br />
einzigartigen Kombination der drei<br />
DTU-Komponenten mit einer starken<br />
Demografie, einer hohen R&D-Punktzahl<br />
und einer kontinuierlichen Ausweitung<br />
ihres Stadtgebietes. London<br />
steht nicht nur das dritte Jahr in Folge<br />
an der Spitze des Rankings, die Stadt<br />
weist auch den grössten Anstieg der<br />
Punktzahl im E-REGI 2014 auf. Grenzüberschreitende<br />
Anleger investieren<br />
deswegen weiterhin mehr in London<br />
als in jeder anderen Stadt der Welt. Paris<br />
liegt auf Rang 2 – trotz der derzeit<br />
trägen Konjunktur in Frankreich. Die<br />
stark wertschöpfenden Sektoren von<br />
Paris, die sich teilweise auf technologische<br />
Fortschritte als langfristigen<br />
Trend konzentrieren, sind die wichtigste<br />
Ursache zur Erklärung dieser starken<br />
Performance. Auf Paris entfallen<br />
die meisten Ausgaben für Forschung<br />
& Entwicklung von allen europäischen<br />
Städten. Als Immobilieninvestment-<br />
Markt profitiert die französische<br />
Hauptstadt von ihrer internationalen<br />
Reputation. Der Pariser Immobilienmarkt<br />
verzeichnet denn auch mehr<br />
Akquisitionen von Büroimmobilien als<br />
die fünf deutschen Spitzen städte zusammen.<br />
Auf Rang 3 des Rankings<br />
liegt Istanbul; die Stadt profitiert im<br />
Unterschied zu den meisten anderen<br />
europäischen Städten von einer grossen<br />
und jungen Bevölkerung. Dennoch:<br />
Istanbul bleibt ein Schwellenmarkt, in<br />
dem der Mangel an Transparenz und<br />
der Mangal an passenden Bestandsimmobilien<br />
institutionelle Investoren weiterhin<br />
abschrecken. (bw)<br />
E-REGI 2014 Top 10<br />
Rang Standort Score<br />
1 London 2,32<br />
2 Paris 1,73<br />
3 Istanbul 1,72<br />
4 Stockholm 1,63<br />
5 Oslo 1,63<br />
6 München 1,61<br />
7 Luxemburg 1,60<br />
8 Stuttgart 1,60<br />
9 Zürich 1,55<br />
10 Kopenhagen-Malmö 1,50
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Nachrichten<br />
11<br />
Hamburg<br />
DIC verkauft «Opera Offices Neo»<br />
Forward Deals liegen in Deutschland<br />
im Trend. Die DIC hat jetzt das Büround<br />
Geschäftszentrum «Opera Offices<br />
Neo» im Rahmen eines Vorabverkaufs,<br />
neudeutsch «Forward Deals», an ein<br />
Bild: PD<br />
Unternehmen aus dem Finanzsektor<br />
verkauft. Das Projektvolumen dieser<br />
Transaktion liegt bei rund zwei Dritteln<br />
des Gesamtvolumens des «Opera<br />
Offices»-Komplexes, das ein Inves-<br />
Der «Opera Offices»-Komplex in Hamburg<br />
titionsvolumen von rund 55 Mio. Euro<br />
umfasst. Über den Kaufpreis zwischen<br />
Käufer und Verkäufer wurde Stillschweigen<br />
vereinbart. Die Transaktion<br />
wurde durch JLL begleitet. Die börsennotierte<br />
DIC Asset AG ist in der Projektentwicklung<br />
mit 20 Prozent investiert.<br />
Der zweite Abschnitt des «Opera<br />
Offices»-Ensembles in zentraler Hamburger<br />
Innenstadtlage (Grosse Theaterstrasse<br />
31–35) wird 8.200 qm Mietfläche<br />
umfassen. Der Baubeginn wird<br />
kurzfristig im Herbst 2014 starten, die<br />
Fertigstellung ist ab Mitte 2016 vorgesehen.<br />
Die DIC bleibt neben der Baurealisierung<br />
auch für die Vermietung des<br />
Gebäudes verantwortlich. Damit gelingt<br />
es der DIC zum wiederholten Mal,<br />
eine Projektentwicklung vor Baubeginn<br />
zu verkaufen. Bereits der erste Bauabschnitt<br />
der «Opera Offices» war 2012<br />
noch vor der im Sommer 2013 abgeschlossenen<br />
umfangreichen baulichen<br />
Revitalisierung und Umgestaltung an<br />
eine norddeutsche Pensionskasse<br />
veräussert worden. Auch im Rahmen<br />
des Frankfurter Projekts «MainTor-<br />
Quartier» wurden in den vergangenen<br />
Jahren mehrere Objekte über Forward<br />
Deals veräussert. (bw)<br />
Parndorf<br />
Neuer Kredit für DOC<br />
TIAA Henderson Real Estate (TH Real<br />
Estate) hat eine neue Fremdkapitalfinanzierung<br />
für den European Outlet<br />
Mall Fund abgeschlossen. Das Darlehen<br />
in Höhe von 54,7 Mio. Euro und<br />
mit einer Laufzeit von fünf Jahren ersetzt<br />
eine bestehende Finanzierung<br />
im Volumen von 39,2 Mio. Euro, die im<br />
Dezember 2014 ausgelaufen wäre. Der<br />
Kredit ist durch den ersten und zweiten<br />
Bauabschnitt des Designer-Outlets<br />
in Parndorf nahe der österreichischen<br />
Hauptstadt Wien besichert. Die zusätzlich<br />
aufgenommenen Mittel fliessen<br />
in verschiedene Asset-Management-<br />
Massnahmen am bestehenden Objekt<br />
und in eine geplante Erweiterung, die<br />
im Jahr 2016 eröffnet werden soll. Das<br />
Designer-Outlet in Parndorf ist von der<br />
Innenstadt Wiens in etwa 30 Minuten<br />
zu erreichen, von der slowakischen<br />
Hauptstadt Bratislava sind es nur rund<br />
25 Minuten. Zu den im Designer-Outlet<br />
vertretenen Marken zählen Armani,<br />
Gucci, Polo Ralph Lauren, Michael<br />
Kors und Burberry. Das Center gehört<br />
zum Portfolio des European Outlet<br />
Mall Fund, dessen Laufzeit kürzlich<br />
um zehn Jahre verlängert wurde. Zum<br />
Portfolio des Fonds im Volumen von<br />
1,5 Milliarden Euro gehören acht Einkaufszentren<br />
in Europa sowie Beteiligungen<br />
an drei britischen Centern. (bw)<br />
Finanzierung gesichert: das DOC Parndorf<br />
Bild: PD
Trends<br />
12<br />
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Ende der Fahnenstange<br />
Immobilienfinanzierung – Hypothekarkredite sind so billig wie nie<br />
zuvor. Jetzt sehen Experten die Trendwende kommen und raten Investoren,<br />
sich die aktuell niedrigen Zinsen langfristig zu sichern.<br />
Von Richard Haimann, Bild: PD<br />
Moody’s: schlechte Noten fürs Schweizer Bankensystem<br />
Die Mitteilung war kurz, schlug aber<br />
bei Immobilienfinanzierungsexperten<br />
wie eine Bombe ein: In einer nur<br />
530 Wörter umfassenden Notiz senkte<br />
die US-Ratingagentur Moody's jüngst<br />
ihren Ausblick für das Schweizer<br />
Bankensystem von stabil auf negativ.<br />
Grund hierfür, liessen die Analysten<br />
in New York wissen, seien die jüngsten<br />
Schritte der Politiker in Bern «zur<br />
Umsetzung eines Konzepts, das eine<br />
Lastenteilung mit den Gläubigern im<br />
Rahmen der Abwicklung zahlungsunfähiger<br />
inländischer Banken vorsieht».<br />
Damit sinke die Wahrscheinlichkeit,<br />
dass die Bundesregierung «Gläubigern<br />
im Bedarfsfall Unterstützung zukommen<br />
lassen wird».<br />
Sechs Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise<br />
werden die Karten im europäischen<br />
Bankensektor neu gemischt – mit<br />
erheblichen Konsequenzen für Immobilieninvestoren.<br />
Was die Schweizer Regierung<br />
gerade auf den Weg bringt, ist<br />
in der EU bereits beschlossene Sache:<br />
Schon vergangenes Jahr einigten sich<br />
Vertreter von EU-Kommission, Europaparlament<br />
und Europarat auf neue Regeln<br />
zur Rettung und Abwicklung angeschlagener<br />
Banken. Damit Regierungen<br />
bei einer neuen Krise nicht erneut milliardenschwere<br />
Rettungspakete mit<br />
Steuergeldern schnüren müssen, sollen<br />
von 2016 an Aktionäre der Institute<br />
und Zeichner ihrer Anleihen mit ihrem<br />
Kapital im Fall des Falles haften. Dies<br />
zwinge die Institute, «Geld für schwere<br />
Zeiten zur Seite zu legen», ist der EU-<br />
Finanzkommissar Michel Barnier überzeugt.<br />
Die Zeit der billigen<br />
Hypothekarzinsen geht zu Ende<br />
Die Brüsseler Entscheidung brachte<br />
Ende vergangenen Jahres die Aktienkurse<br />
der grossen Finanzkonzerne innerhalb<br />
der EU unter Druck, während<br />
jene von Schweizer Banken zum Teil<br />
kräftig anzogen. Allein die UBS-Aktie<br />
legte von Anfang Dezember 2013 bis<br />
Mitte Januar dieses Jahres um 17 Prozent<br />
zu. Seit die Regierung in Bern ihre<br />
Reformpläne vorgestellt hat, geht es
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Trends<br />
13<br />
«Europas Bankenlandschaft<br />
steht vor einer Konsolidierungswelle.»<br />
Guy de Blonay, Jupiter Asset Management<br />
«Die Zeit der niedrigen Zinssätze für Hypothekarkredite<br />
neigt sich dem Ende zu. Tiefer geht es nicht<br />
mehr, das Ende der Fahnenstange ist erreicht.»<br />
Curth Flatow, Flatow Advisory Partners<br />
allerdings auch mit eidgenössischen<br />
Bankpapieren abwärts. Von Juni bis<br />
Anfang September gab die UBS-Notierung<br />
um zehn Prozent nach; die Aktie<br />
der Credit Suisse verlor im selben Zeitraum<br />
knapp sieben Prozent.<br />
Auf den ersten Blick scheinen die neuen<br />
Haftungsvorgaben der Banken Immobilieninvestoren<br />
nicht zu treffen.<br />
Momentan sind die Institute mit ihren<br />
Geschäften zufrieden. Das zeigt die<br />
jüngste Umfrage von Flatow Advisory<br />
Partners (FAP) zur Stimmung der<br />
Kreditgeber im gewerblichen Immobilienfinanzierungsmarkt.<br />
Gegenüber<br />
dem zweiten Quartal dieses Jahres<br />
ist der FAP-Index um 65 Basispunkte<br />
auf 2,48 Zähler gestiegen. «Das ist<br />
der höchste Stand seit Anfang 2013»,<br />
sagt Curth Flatow, Gründer und geschäftsführender<br />
Gesellschafter des<br />
Berliner Beratungsunternehmens für<br />
die Beschaffung und Strukturierung<br />
von Immobilieninvestmentkapital. «Der<br />
Grund für die gute Laune der Banken<br />
liegt im günstigen Zinsumfeld, das<br />
die Nachfrage nach Immobilien und<br />
Finanzierungen anschiebt», erläutert<br />
der Experte.<br />
Doch Immobilieninvestoren sollten<br />
sich von der positiven Stimmung nicht<br />
anstecken lassen, fügt Flatow gleich<br />
hinzu. «Die Zeit der niedrigen Zinssätze<br />
für Hypothekarkredite neigt sich dem<br />
Ende zu.» Zwar hat die Europäische Zen -<br />
tralbank (EZB) dieses Jahr den Leitzins<br />
auf das Rekordtief von 0,15 Prozent<br />
gesenkt und damit in die Spanne<br />
von null bis 0,25 Prozent gebracht,<br />
die die Schweizer Nationalbank seit<br />
Längerem fährt. Damit hätten aber<br />
die Hüter der Gemeinschaftswährung<br />
ebenso wie die eidgenössischen<br />
Notenbanker ihren Spielraum aufgebraucht.<br />
«Tiefer geht es nicht mehr,<br />
das Ende der Fahnenstange ist erreicht»,<br />
sagt Flatow. «Bestandshalter<br />
und Immobilienkäufer, die ihre Objekte<br />
nicht nur kurzfristig halten wollen,<br />
sind gut beraten, jetzt langfristige<br />
Finanzierungen abzuschliessen, um<br />
sich die günstigen Konditionen für<br />
zehn oder mehr Jahre zu sichern.»<br />
Tief greifende Veränderungen<br />
Für die Zinswende sehen Experten<br />
mehrere Gründe. Da ist die Gläubigerhaftung,<br />
die Banken zwingt, ihre Risiken<br />
zu reduzieren, um weiterhin Anlei-<br />
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Trends<br />
14<br />
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
hen begeben und Kapitalerhöhungen<br />
vornehmen zu können. Hinzu kommt<br />
das vom Basler Ausschuss der Bank<br />
für Internationalen Zahlungsausgleich<br />
beschlossene jüngste Reformpaket,<br />
kurz Basel III genannt. Es sieht vor,<br />
dass Banken bis zum 31. März 2019 die<br />
von ihnen ausgereichten Kredite mit<br />
deutlich mehr Eigenkapital als bislang<br />
unterlegen müssen. Besonders hohe<br />
Eigenkapitalquoten sind für Hypothekardarlehen<br />
vorgesehen, deren Beleihungsauslauf<br />
– im Fachjargon auch<br />
Loan to Value, kurz LTV, genannt – die<br />
Schwelle von 60 Prozent überschreitet.<br />
Dabei haben zahlreiche Institute in den<br />
vergangenen Jahren immer höhere Beleihungsausläufe<br />
akzeptiert, um mehr<br />
Geschäft zu machen. «In Deutschland<br />
reicht die Spanne der LTV-Werte inzwischen<br />
bis zu 110 Prozent», sagt Flatow.<br />
«Im Mittel liegt der LTV-Wert derzeit<br />
bei 71 Prozent.»<br />
Die Basel-III-Vorgaben und die Gläubigerhaftung<br />
zwingen nun die Institute,<br />
künftig nur noch weitgehend risikoarme<br />
Immobilienkredite mit LTV-Werten<br />
von maximal 60 Prozent zu begeben.<br />
Das ist weniger, als die meisten Investoren<br />
wollen. Damit bahne sich eine tief<br />
greifende Veränderung am Finanzierungsmarkt<br />
an, meint Flatow. «Banken<br />
werden sich von Kreditgebern zu Kredit-Arrangeuren<br />
wandeln.»<br />
Beispielhaft dafür sei der jüngst von<br />
der Deutsche Hypo als Konsortialführer<br />
geschmiedete langfristige Kredit<br />
für die Mall of Berlin, sagt Flatow.<br />
«Künftig werden wir deutlich mehr<br />
solcher strukturierten Finanzierungen<br />
mit Banken-externen Partnern<br />
sehen.» Das grösste innerstädtische<br />
Shoppingcenter Europas mit<br />
80.000 Quadratmetern Einzelhandelsfläche<br />
am Leipziger Platz im Herzen<br />
der deutschen Hauptstadt hat ein<br />
Joint Venture der High Gain House<br />
Investments und der Arab Investments<br />
in London erworben. Für den<br />
Deal hat die Deutsche Hypo über eine<br />
komplexe Strukturierung einen Kredit<br />
mit zehnjähriger Laufzeit über umgerechnet<br />
724,4 Millionen Franken<br />
arrangiert. Dabei stellt der Gewerbeimmobilienfinanzierer<br />
selbst nur<br />
96,6 Millionen Franken. 543,3 Millionen<br />
Franken kommen von der Bayerischen<br />
«Durch die Einbindung unterschiedlicher<br />
Finanzierungspartner haben wir die Mallof-Berlin-Transaktion<br />
realisieren können.»<br />
Andreas Pohl, Vorstandssprecher der Deutsche Hypo<br />
Versorgungskammer (BVK), den Rest<br />
bringen zwei Kreditfonds der BNP<br />
Paribas REIM Germany auf. «Durch<br />
die Einbindung unterschiedlicher Finanzierungspartner<br />
haben wir diese<br />
Transaktion realisieren können», sagt<br />
Andreas Pohl, Vorstandssprecher der<br />
Deutsche Hypo. Weitere gemeinsame<br />
Vorhaben seien geplant, sagt André<br />
Heimrich, Mitglied des Vorstands der<br />
BVK. Die Mall of Berlin sei «ein gelungenes<br />
Beispiel für zukünftige<br />
Projekte».<br />
Konsolidierungswelle<br />
im Bankensektor<br />
Dass Banken ihr Kreditgeschäft künftig<br />
zurückfahren und verstärkt als<br />
Arrangeure tätig werden, hat noch<br />
einen weiteren Grund: Die Institute<br />
lieferten sich zuletzt einen so harten<br />
Wettbewerb um Immobilieninvestoren,<br />
dass sie selbst kaum noch dem Risiko<br />
angemessene Erträge generieren<br />
können. «In Deutschland sind die<br />
Margen im Immobilienfinanzierungsgeschäft<br />
von 181 Basispunkten im<br />
zweiten Quartal auf zuletzt nur noch<br />
167 Basispunkte gesunken», sagt Flatow.<br />
«Die Banken haben daher keinen<br />
nennenswerten Spielraum mehr, um<br />
die Hypothekarkreditzinsen noch weiter<br />
zu senken.»<br />
Darüber hinaus kündigt sich noch<br />
eine weitere Entwicklung an: «Europas<br />
Bankenlandschaft steht vor einer<br />
Konsolidierungswelle», urteilt Guy de<br />
Blonay, Fondsmanager bei der Londoner<br />
Investmentgesellschaft Jupiter Asset<br />
Management. Die Ergebnisse des<br />
Stresstests der EZB werden zahlreiche<br />
mittelgrosse Institute zwingen, sich mit<br />
anderen zusammenzuschliessen. Etliche<br />
dieser Banken dürften nicht über<br />
ausreichende Aktiva verfügen, um auf<br />
Dauer allein weiter am Markt bestehen<br />
zu können. Zwar würden die Aufsichtsbehörden<br />
weitere Übernahmen jenen<br />
Finanzkonzernen untersagen, die als<br />
systemrelevant gelten, weil sie bei einem<br />
Zusammenbruch Kapitalmarktkrisen<br />
auslösen können. Unter den<br />
mittelgrossen Banken dürfte jedoch<br />
eine Reihe von Instituten die Resultate<br />
des Stresstests «für ausgewählte Zukäufe<br />
schwächerer Mitbewerber nutzen»,<br />
ist de Blonay überzeugt.<br />
Für Käufer und Bestandshalter von<br />
Liegenschaften bedeutet dies, dass<br />
die Zahl der Hypothekarbanken in<br />
den kommenden Jahren schrumpfen<br />
wird und die verbleibenden Institute<br />
ihre Zinssätze anheben werden. «Zu<br />
einer Kreditklemme muss dies nicht<br />
führen», sagt Flatow. «Weltweit steigen<br />
immer mehr Pensionskassen und<br />
Versicherungen in Kreditfonds und<br />
das Immobilienfinanzierungsgeschäft<br />
ein, sodass weiterhin ausreichend<br />
Liquidität vorhanden sein dürfte.» Im<br />
Gegensatz zu Banken, die Giralgeldschöpfung<br />
betreiben und deshalb<br />
mit geringeren Renditen auskommen<br />
können, müssen diese institutionellen<br />
Investoren bei Hypothekardarlehen<br />
jedoch höhere Erträge erzielen, um<br />
ihre Verpflichtungen gegenüber ihren<br />
Versicherten decken zu können. Höhere<br />
Zinsen auf Hypothekarkredite,<br />
glaubt Flatow, «sind deshalb unausweichlich».
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16<br />
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Alle Macht der Nationalbank<br />
Immobilienfinanzierung – 58 Prozent der Schweizer stehen hinter<br />
der Vollgeldinitiative. Hat sie Erfolg, könnten die Währungshüter künftig<br />
entscheiden, ob Immobilienunternehmen Kredite erhalten.<br />
Von Richard Haimann, Bilder: PD<br />
Vollgeldinitiative: Reform des Schweizer Währungssystems in Sicht?<br />
Auf den ersten Blick erinnert die Situation<br />
an den Kampf Wilhelm Tells gegen<br />
den mächtigen habsburgischen Landvogt<br />
Gessler: Auf der einen Seite steht<br />
der 67-jährige pensionierte Lehrer<br />
Hansruedi Weber, auf der anderen die<br />
mächtige Schweizerische Bankiervereinigung.<br />
Weber, Präsident des Vereins<br />
Monetäre Modernisierung, kurz MoMo,<br />
will nichts weniger, als den Banken das<br />
Recht zur Geldschöpfung zu entziehen<br />
und dieses stattdessen vollständig in<br />
die Hände der Nationalbank zu legen.<br />
Ein solches Vollgeld würde «den Franken<br />
zur sichersten Währung der Welt<br />
machen und verhindern, dass weitere<br />
Spekulationsblasen und Finanzkrisen<br />
entstehen», sagt Weber.<br />
Die Finanzlobby lehnt, wie nicht anders<br />
zu erwarten, die Idee ab. «Die Kreditversorgung<br />
der Wirtschaft könnte sonst<br />
nicht mehr sichergestellt werden», sagt<br />
Daniela Flückiger, Sprecherin der Bankiervereinigung.<br />
Volksabstimmung in Sicht<br />
Dennoch scheint es gut möglich, dass<br />
am Ende Weber und MoMo triumphieren,<br />
so wie einst Tell über Gessler.<br />
Bereits jetzt hat die im Juni von MoMo<br />
lancierte Vollgeldinitiative mehr als<br />
70.000 Zusagen für die 100.000 Unterschriften<br />
zusammen, um eine Volksabstimmung<br />
zu erzwingen. Dass die<br />
restlichen Signaturen fristgerecht bis<br />
November nächsten Jahres zusammenkommen,<br />
gilt als gewiss.<br />
Es geht um nicht weniger als eine tief<br />
greifende Reform des eidgenössischen<br />
Währungssystems: Entgegen der landläufigen<br />
Meinung wird weder alles im<br />
Umlauf befindliche Geld von den Zentralbanken<br />
geschaffen, noch sind die<br />
Kredite von Banken vollständig durch<br />
Spareinlagen oder Darlehen der Notenbank<br />
gedeckt. Vielmehr können die<br />
Institute fast unbegrenzt Geld aus dem<br />
Nichts schöpfen, weil sie nur einen<br />
Bruchteil der von ihnen ausgereichten<br />
Darlehen mit Einlagen hinterlegen<br />
müssen. Diese Geldschöpfung geschieht,<br />
indem Banken einem Kreditnehmer<br />
ein Darlehen auf einem Giro-
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Trends<br />
17<br />
«Die Vollgeldreform würde den Franken<br />
zur sichersten Währung der Welt machen.»<br />
Hansruedi Weber, Verein Monetäre Modernisierung<br />
konto gutschreiben. Der Kunde bringt<br />
dieses Bankengeld, das es zuvor nicht<br />
gab, in Umlauf, indem er seine Rechnungen<br />
damit bezahlt. «Geld ist heute<br />
ein Produkt des Finanzmarkts», sagt<br />
Philippe Mastronardi, Professor für<br />
Öffentliches Recht an der Universität<br />
St.Gallen.<br />
Seit mehr als 80 Jahren appellieren<br />
weltweit führende Wirtschaftswissenschaftler<br />
an Regierungen, dies zu<br />
ändern. Vom Yale-Ökonomen Irving<br />
Fi sher über Walter Eucken, den Vordenker<br />
der Sozialen Marktwirtschaft,<br />
bis zum Neoliberalen-Urvater Milton<br />
Friedman reicht die Phalanx derjenigen,<br />
die den Banken die Geldschöpfung<br />
entziehen wollten. Sie alle waren überzeugt,<br />
dass sich Spekulationsblasen<br />
und Finanzkrisen verhindern liessen,<br />
wenn die Zentralbanken die Geldmenge<br />
und damit die Vergabe von Krediten<br />
vollständig steuern könnten.<br />
Krisengefahr durch prozyklische<br />
Kreditvergabe<br />
Das Kernargument bringt Helge Peukert,<br />
Professor für Volkswirtschaftslehre<br />
an der Universität Erfurt und MoMo-<br />
Unterstützer, auf den Punkt: «Die prozyklische<br />
Kreditvergabe durch privatwirtschaftliche,<br />
gewinnorientierte Geldhäuser<br />
trägt wesentlich zur Entstehung<br />
von Finanzkrisen bei.» Während eines<br />
Wirtschaftsbooms würden die Institute<br />
regelmässig zu viele Kredite ausreichen<br />
und damit Spekulationsblasen an<br />
den Aktien- und Immobilienmärkten<br />
anheizen. Umgekehrt würden sie in<br />
Abschwungphasen zu wenig Geld verleihen,<br />
sodass Konjunkturabkühlungen<br />
häufig in tiefen Rezessionen mündeten.<br />
Entwickelt wurde die Vollgeldidee Anfang<br />
der 1930er-Jahre in den USA.<br />
Unter dem Schlagwort «100 Percent<br />
Money» zählte sie zu den zentralen<br />
Forderungen des «Chicago Plans», den<br />
Wirtschaftswissenschaftler der Universität<br />
Chicago zur Bekämpfung der<br />
Grossen Depression erarbeitet hatten.<br />
Während das von ihnen vorgeschlagene<br />
Trennbankensystem durchgesetzt<br />
wurde, konnte US-Präsident Franklin<br />
D. Roosevelt das 100-Prozent-Geld im<br />
Kongress nicht durchbringen. Die Bankenlobby<br />
war zu stark.<br />
Das könnte nun in der Schweiz anders<br />
sein. Würde das Stimmvolk jetzt zur<br />
Urne gerufen, wäre der Nationalbank<br />
die alleinige Geldschöpfung gewiss.<br />
Nach einer Umfrage des Zürcher Tages-Anzeigers<br />
unterstützen gegenwärtig<br />
58 Prozent der Wahlberechtigten<br />
die Vollgeldinitiative. Lediglich<br />
31 Prozent sind dagegen. Die Währungshüter<br />
in Bern und Zürich hätten<br />
damit nicht nur die vollständige Kontrolle<br />
über das Gesamtvolumen der<br />
im Umlauf befindlichen Franken; sie<br />
könnten letztendlich auch steuern,<br />
welche Zweige der Wirtschaft üppig<br />
und welche zurückhaltend mit Krediten<br />
versorgt werden.<br />
Für die eidgenössische Immobilienbranche<br />
würde dies bedeuten, dass<br />
die Nationalbank Hypothekardarlehen<br />
drastisch verteuern und verknappen<br />
könnte, wenn sie Überhitzungen am<br />
Markt vermutet. Genau davor warnen<br />
die Währungshüter seit 2012 immer<br />
wieder. Die Preise für Wohnimmobi-<br />
lien seien zu schnell und zu stark gestiegen,<br />
sagt Nationalbank-Präsident<br />
Thomas Jordan. «Wir sind besorgt.»<br />
Was Jordan und das übrige Präsidium<br />
fürchten: Der Schweiz und ihren Banken<br />
könnte es so ergehen wie Spa nien,<br />
Irland, Grossbritannien und den USA,<br />
wo Fehlspekulationen an den Immobilienmärkten<br />
Banken ins Wanken brachten<br />
und die Realwirtschaft in die Rezession<br />
zwangen. «Immobilienblasen<br />
können zu einer massiven Fehlallokation<br />
von Kapital führen und Volkswirtschaften<br />
schädigen», warnt Jordan.<br />
Zwar wurde den Schweizer Banken<br />
bereits auferlegt, Hypothekarkredite<br />
nicht mehr mit einem Prozent, sondern<br />
mit zwei Prozent Eigenkapital zu unterlegen.<br />
Bislang hat sich der Markt dadurch<br />
jedoch nicht spürbar abgekühlt.<br />
MoMo könnte nun Jordan das Instrument<br />
in die Hand geben, um vermutete<br />
Exzesse im Kreditgeschäft radikal zu<br />
unterbinden.<br />
Illustrer Unterstützerkreis<br />
Dass die Mehrheit der Eidgenossen<br />
derzeit bereit scheint, der Nationalbank<br />
diese Macht zu übertragen, liegt<br />
auch daran, dass Weber nicht Tell ist.<br />
Zahlreiche Finanzwissenschaftler und<br />
Ökonomen unterstützen die Vollgeldinitiative.<br />
Neben Mastronardi sind darunter<br />
weitere renommierte Experten<br />
wie die Ökonomin Irmi Seidel von der<br />
Universität Zürich, Professor Peter<br />
Ulrich von der Universität St.Gallen,<br />
Patrick Schüffel, Direktor des Instituts<br />
of Finance an der Hochschule für Wirtschaft<br />
in Freiburg, sowie Sergio Rossi,<br />
Professor für Monetäre Ökonomie an<br />
der Universität Freiburg. Auch die Forschungsabteilung<br />
des Internationalen<br />
Währungsfonds (IWF) plädiert für das<br />
Vollgeld. Nicht nur in der Schweiz,<br />
sondern in allen Währungsräumen.<br />
Die IWF-Volkswirte Jaromir Benes<br />
und Michael Kumhof haben 2012 eine<br />
Studie mit dem Titel «The Chicago<br />
Plan Revisited» erstellt. Das Fazit der<br />
Untersuchung: Vollgeld «würde die<br />
Konjunkturausschläge nach oben und<br />
unten erheblich eindämmen, Banken-<br />
Runs, bei denen besorgte Kunden die<br />
Banken stürmen und ihr Geld abheben<br />
wollen, vollständig verhindern und zu
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IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Green Building<br />
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«Eine Vollgeldreform allein<br />
in einem Land wäre zwecklos.»<br />
Günter Vornholz, EBZ Business School<br />
einer erheblichen Reduzierung der<br />
privaten und öffentlichen Schulden<br />
führen». Simulationsrechnungen zufolge<br />
würde die Wirtschaftsleistung<br />
dadurch um bis zu zehn Prozent steigen<br />
und breite Bevölkerungskreise<br />
könnten an den Wohlstandsgewinnen<br />
partizipieren.<br />
«Massive Umstellung<br />
des Finanzsystems»<br />
Die Initiative findet auch deshalb so<br />
grossen Zuspruch, weil sie Sparern<br />
und Unternehmen den Schutz ihres<br />
Kapitals verspricht. «Deren Guthaben<br />
können dann nicht mehr in die<br />
Konkursmasse einer zusammenbrechenden<br />
Bank fallen, da alles Geld der<br />
Nationalbank gehören würde», argumentiert<br />
der St.Galler Wirtschaftsethiker<br />
Ulrich. Zudem würde Vollgeld<br />
dem Staatshaushalt zusätzliche<br />
Milliardeneinnahmen durch deutlich<br />
höhere Gewinne der Nationalbank<br />
bescheren, sagt Reinhold Harringer,<br />
pensionierter früherer Leiter des Finanzamts<br />
St.Gallen und Sprecher der<br />
Initiative. Könne nur noch die Zentralbank<br />
Geld schaffen, werde sie kräftig<br />
an den Zinsen verdienen, die die Banken<br />
für das bei ihr geliehene Kapital<br />
aufwenden müssen. «Wir wollen, dass<br />
der Gewinn aus der Geldschöpfung<br />
vollständig der Allgemeinheit zugutekommt»,<br />
sagt Harringer.<br />
Im Ausland wird das Geschehen in der<br />
Alpenrepublik mit Spannung verfolgt.<br />
«Hat die Initiative Erfolg, wird es in der<br />
Schweiz zu einem Laborexperiment<br />
kommen», sagt Ulrich Kater, Chefökonom<br />
der DekaBank in Frankfurt. «Die<br />
Vollgeldeinführung würde eine massive<br />
Umstellung des Finanzsystems bedeuten.»<br />
Die Kreditversorgung müsse<br />
dabei nicht gefährdet werden, sagt Kater,<br />
«wenn die Umstellung sorgfältig<br />
und umsichtig erfolgt».<br />
«Reform in einem Land allein<br />
wäre zwecklos»<br />
Doch nicht alle Wirtschaftswissenschaftler<br />
stehen hinter der Idee. Günter<br />
Vornholz, Professor für Immobilienökonomie<br />
an der EBZ Business School<br />
in Bochum, bezweifelt, dass Vollgeld<br />
Blasen verhindert. «Dazu müsste die<br />
Nationalbank jeden einzelnen Kredit<br />
prüfen, bevor sie einer Bank ein Darlehen<br />
ausreicht.» Dies könne keine Zentralbank<br />
der Welt personell stemmen.<br />
Werde indes das Vollgeld nur in der<br />
Schweiz eingeführt, könnten eidgenössische<br />
Immobilienunternehmen und<br />
private Käufer einen etwaigen Kreditstopp<br />
der Nationalbank umgehen,<br />
indem sie Darlehen bei ausländischen<br />
Banken in der Eurozone aufnehmen.<br />
«Eine Vollgeldreform allein in einem<br />
Land wäre zwecklos», sagt Vornholz.<br />
Zudem dürften künftig in Krisenzeiten<br />
noch mehr Investoren aus dem Ausland<br />
Zuflucht im Franken und in Schweizer<br />
Immobilien suchen. Durch das Vollgeld<br />
würde das Image der Schweiz<br />
als sicherer Hafen noch gestärkt, sagt<br />
Vornholz. «Dadurch würde die eidgenössische<br />
Währung in turbulenten Kapitalmarktphasen<br />
noch stärker aufgewertet<br />
und die Preise der Immobilien<br />
würden noch massiver zulegen.»<br />
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Trends<br />
20<br />
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
«Das Beste aus zwei Welten»<br />
Wandelanleihen – Europaweit nutzen immer mehr Immobilienunternehmen<br />
Convertible Bonds, um ihre Finanzierungskosten zu senken. Schweizer Investoren<br />
mischen kräftig im Markt mit.<br />
Von Richard Haimann, Bilder: Swiss Prime Site, PD<br />
Gutes Timing: Die Swiss Prime Site zählte nach Ausbruch der Finanzkrise zu den ersten<br />
erfolgreichen Emittenten von Wandelanleihen.<br />
Als die Schlussglocke der Börse läutete,<br />
waren die Gagfah-Vorstände hochzufrieden.<br />
Der börsenkotierte Immobiliengigant<br />
mit 145.000 Mietwohnungen<br />
in Deutschland hatte nicht nur seine<br />
erste Wandelanleihe über 375 Millionen<br />
Euro mit einem Zinskupon von nur<br />
1,5 Prozent erfolgreich platziert. Anders<br />
als bei der Emission von Convertible<br />
Bonds üblich, war der Aktienkurs<br />
nicht gesunken, sondern von 11,30 auf<br />
12,02 Euro gestiegen. «Wir hatten alles<br />
richtig gemacht», sagt Gerald Klinck,<br />
Chief Financial Officer des Konzerns.<br />
Nicht nur die Wandelanleihe sei von<br />
den Investoren, darunter auch Schweizer<br />
Kapitalsammelstellen, gut angenommen<br />
worden. «Die Gestaltung des<br />
Papiers fand auch die Zustimmung der<br />
Aktionäre», schlussfolgert Klinck.<br />
«Ideales Finanzierungsinstrument»<br />
Wandelanleihen – im Kapitalmarktjargon<br />
auch Convertible Bonds genannt<br />
– sind hochkomplexe Finanzierungsinstrumente.<br />
Mit ihnen leihen sich Unternehmen<br />
Geld, indem sie verzinsliche<br />
Wertpapiere begeben. Im Gegensatz<br />
zu einer gewöhnlichen Anleihe beinhalten<br />
Convertible Bonds auch eine<br />
Call-Option. Erreicht der Aktienkurs<br />
des Emittenten während oder am Ende<br />
der Laufzeit einen bestimmten Schwellenwert,<br />
den sogenannten Wandlungspreis,<br />
können die Zeichner statt des<br />
investierten Kapitals pro Anleihe eine<br />
zuvor festgelegte Zahl von Aktien des<br />
Unternehmens erhalten. Der zugrunde<br />
liegende Bezugspreis der Aktien liegt<br />
dabei am Kurswert zum Emissionszeitpunkt<br />
und damit deutlich unter dem<br />
Schwellenwert. Im Falle der Wandlung<br />
können die Anleihezeichner deshalb<br />
hohe Gewinne einstreichen.<br />
«Zeichner von Wandelanleihen können<br />
dadurch direkt von Steigerungen<br />
des Börsenkurses des Emittenten<br />
profitieren», sagt Fredy Hasenmaile,<br />
Leiter Immobilienanalyse bei der<br />
Credit Suisse. Unternehmen müssen<br />
deshalb für Convertible Bonds in der<br />
Regel niedrigere Zinsen zahlen als für<br />
herkömmliche Anleihen. Sie können so<br />
ihre Kosten senken und ihre Erträge<br />
steigern.<br />
Beispiel Gagfah: Der Wohnungskonzern<br />
refinanziert mit seiner Wandelanleihe<br />
zu einem Zinskupon von nur<br />
1,5 Prozent einen Kredit mit einem<br />
Zinssatz von 4,91 Prozent. Allein im
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Trends<br />
21<br />
«Zeichner von Wandelanleihen können<br />
direkt von Steigerungen des Börsenkurses<br />
des Emittenten profitieren.»<br />
Fredy Hasenmaile, Credit Suisse<br />
«Investoren erzielen kontinuierliche<br />
Kapitalströme aus dem Zinskupon und<br />
partizipieren zugleich an Kursgewinnen<br />
der Aktie des Emittenten.»<br />
Ralf Darpe, Société Générale<br />
ner Laufzeit von 7,2 Jahren und einem<br />
Zinskupon von 0,5 Prozent. Spitzenreiter<br />
beim Emissionsvolumen ist der<br />
französisch-niederländische Immobilienkonzern<br />
Unibail-Rodamco mit einem<br />
Convertible Bond über umgerechnet<br />
607 Millionen Franken. Besonders<br />
bemerkenswert: Das Papier hat einen<br />
Zinskupon von null Prozent, der Konversionskurs<br />
zur Wandlung in Aktien<br />
bei Fälligkeit am 1. Juli 2021 liegt bei<br />
288,06 Euro und damit 37,5 Prozent<br />
über der Kotierung am Emissionstag.<br />
ersten Jahr betragen die eingesparten<br />
Zinsaufwendungen 12,79 Millionen<br />
Euro. «Der Convertible Bond gibt uns<br />
Spielraum für weiteres Wachstum»,<br />
sagt CFO Klinck.<br />
«Wandelanleihen bieten das Beste<br />
aus der Welt der Anleihen und der Aktien»,<br />
sagt Ralf Darpe, Leiter des Kapitalmarktgeschäfts<br />
der Société Générale,<br />
der mit einem Marktanteil von<br />
11,3 Prozent führenden europäischen<br />
Bank bei der Platzierung von Convertible<br />
Bonds. «Investoren erzielen kontinuierliche<br />
Kapitalströme aus dem<br />
Zinskupon und partizipieren zugleich<br />
an Kursgewinnen der Aktie des Emittenten.»<br />
Die Unternehmen wiederum<br />
könnten Fremdkapital zu deutlich<br />
günstigeren Konditionen aufnehmen<br />
als mit üblichen Anleihen oder Krediten.<br />
«Das macht Convertible Bonds<br />
für börsenkotierte Immobilienunternehmen<br />
zu einem idealen Finanzierungsinstrument»,<br />
erläutert Darpe,<br />
dessen Team regelmässig Immobiliengesellschaften<br />
bei der Emission von<br />
Wandelanleihen begleitet.<br />
SPS unter den Vorreitern<br />
In den vergangenen Monaten hatten<br />
die Soc-Gen-Experten reichlich<br />
zu tun. «Immer mehr börsenkotierte<br />
Immobilienunternehmen greifen zu<br />
Convertible Bonds, um ihren Fremdkapitalbedarf<br />
zu möglichst günstigen<br />
Zinskonditionen zu decken», sagt Darpe.<br />
«Bis Anfang Juni dieses Jahres<br />
hatten Immobiliengesellschaften in<br />
Europa Wandelanleihen im Gesamtvolumen<br />
von 1,82 Milliarden Franken<br />
begeben.» Gegenüber dem Vorjahreszeitraum<br />
habe sich das Volumen mehr<br />
als verdoppelt – und für einen Grossteil<br />
der Emissionen zeichnen Immobilienunternehmen<br />
verantwortlich. Von<br />
den seit 2011 begebenen Wandelanleihen<br />
in Europa im Gesamtvolumen<br />
von 71,1 Milliarden Franken stammten<br />
16 Prozent von Immobilienaktiengesellschaften,<br />
elf Prozent von Öl- und<br />
Gasförderern, acht Prozent von Technologieunternehmen<br />
und sieben Prozent<br />
von Automobilherstellern. Zu<br />
den ersten erfolgreichen Emittenten<br />
nach Ausbruch der Finanzkrise zählt<br />
die Swiss Prime Site, die im Januar<br />
2010 eine fünfjährige Wandelanleihe<br />
über 260 Millionen Franken zu einem<br />
Zinskupon von 1,875 Prozent begeben<br />
konnte. 2011 legte die börsenkotierte<br />
Immobiliengesellschaft mit einem weiteren<br />
Papier über 165 Millionen Franken<br />
und einer indikativen Zinsspanne<br />
von 1,625 bis 2,125 Prozent nach. Mit<br />
dem aufgenommenen Kapital wurde<br />
eine Festzinsanleihe über 175 Millionen<br />
Franken mit einem Zinssatz<br />
von 4,25 Prozent refinanziert. Bei der<br />
Emission habe Swiss Prime Site «von<br />
den attraktiven Finanzierungsmöglichkeiten<br />
im Wandelanleihenmarkt sowie<br />
dem vorteilhaften Zinsumfeld» profitieren<br />
können, sagt Chief Financial Officer<br />
Peter Wullschleger.<br />
Zu den grössten Convertible-Bonds-<br />
Emissionen von Immobiliengesellschaften<br />
im bisherigen Verlauf dieses<br />
Jahres zählt neben dem Gagfah-Papier<br />
eine Wandelanleihe des deutschen<br />
Wohnungskonzerns LEG über umgerechnet<br />
365 Millionen Franken mit ei-<br />
Beliebtes Anlagevehikel für<br />
Schweizer Institutionelle<br />
Obwohl die Wandelanleihe keinen laufenden<br />
Zinsertrag bietet, sind die Investoren,<br />
die das Papier gezeichnet<br />
haben, keine Hasardeure. Sie sind vielmehr<br />
überzeugt, dass der Aktienkurs<br />
des in Büroimmobilien und Shoppingcenter<br />
investierten Konzerns in den<br />
kommenden Jahren steigen wird. Falls<br />
dies nicht der Fall ist, haben sie die<br />
Gewissheit, ihr investiertes Kapital am<br />
Ende der Laufzeit zurückzuerhalten.<br />
Convertible Bonds sind ein Wertpapier<br />
und damit an den Börsen handelbar. Im<br />
Gegensatz zu herkömmlichen Anleihen<br />
entwickelt sich ihr Wert weitgehend im<br />
Einklang mit dem Kurs der Aktie des<br />
Emittenten. «Bei steigendem Aktienkurs<br />
könnten Investoren deshalb Wandelanleihen<br />
theoretisch bereits vor deren<br />
Fälligkeit mit Gewinn veräussern»,<br />
erläutert Darpe.<br />
Zu den grössten Zeichnern von Convertible<br />
Bonds zählen institutionelle,<br />
auf Wandelanleihen spezialisierte Investoren<br />
aus der Schweiz und Frankreich<br />
sowie angelsächsische Hedge<br />
Fonds. «Europaweit zeichnen eidgenössische<br />
Akteure zehn bis 20 Prozent<br />
der Emissionen, Franzosen rund<br />
40 Prozent», sagt Darpe. «Diese Investoren<br />
sind mathematisch sehr affin<br />
und verstehen deshalb diese Produkte<br />
sehr gut.»<br />
Bei der Emission von Wandelanleihen<br />
können Unternehmen an mehreren<br />
Stellschrauben drehen, um Zeichner<br />
für die Papiere zu gewinnen. Anhand<br />
diverser mathematischer Formeln<br />
können auf Wandelanleihen spezialisierte<br />
Investoren kalkulieren, welche
Trends<br />
22<br />
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Papiere ihrer jeweiligen Anlagestrategie<br />
am besten entsprechen. Massgeblichen<br />
Einfluss auf den Zinskupon,<br />
den Emittenten zahlen müssen, haben<br />
dabei die Länge der Laufzeit und der<br />
Abstand zum Wandlungskurs. Dabei<br />
gilt die Regel: Je länger die Laufzeit<br />
und je geringer der Abstand zum Konversionskurs,<br />
desto weniger Zinsen<br />
müssen gezahlt werden. Nach einer<br />
Auswertung der Société Générale<br />
akzeptieren Investoren im bisherigen<br />
Verlauf dieses Jahres bei Wandelanleihen<br />
europäischer Immobilienunternehmen<br />
im Schnitt Zinskupons<br />
zwischen 0,5 und zwei Prozent und<br />
verlangten dafür Laufzeiten von fünf<br />
bis sieben Jahren sowie einen Wandlungskurs<br />
von 30 bis 35 Prozent über<br />
dem als Referenzwert festgelegten<br />
Aktienkurs.<br />
Während Schweizer Pensionskassen<br />
und Fonds eifrig in Convertible Bonds<br />
investieren, haben eidgenössische börsenkotierte<br />
Immobilienunternehmen<br />
das Finanzierungsinstrument seit 2012<br />
nicht mehr genutzt, sondern stattdes-<br />
sen zu Krediten und gewöhnlichen Anleihen<br />
gegriffen. «Dies liegt zum einen<br />
daran, dass die Gesellschaften für Hypothekarkredite<br />
wie auch für Anleihen<br />
sehr geringe Zinsen zahlen müssen,<br />
da solche Kapitalanlagen gesucht<br />
sind», sagt Credit-Suisse-Experte Hasenmaile.<br />
«Zudem ist der Immobilienmarkt<br />
in der Schweiz nach den starken<br />
Miet- und Preisanstiegen der vergangenen<br />
Jahre in seinem Zyklus weit<br />
«Bei der Emission im Jahr 2010<br />
konnten wir von den attraktiven<br />
Finanzierungsmöglichkeiten im<br />
Wandelanleihenmarkt profitieren.»<br />
Peter Wullschleger, Swiss Prime Site AG<br />
fortgeschritten.» Da auch die Börsenkotierungen<br />
der eidgenössischen Immobilienunternehmen<br />
stark zugelegt<br />
haben, erwarten viele Investoren bei<br />
den Aktien keine signifikanten Kurssteigerungen<br />
mehr, analysiert Hasenmaile.<br />
«Schweizer Immobiliengesellschaften<br />
müssten deshalb gegenwärtig<br />
für Wandelanleihen vergleichbare Zinsen<br />
zahlen wie für Hypothekarkredite<br />
oder herkömmliche Anleihen.»<br />
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24<br />
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Anleihen mit<br />
Wertsteigerungspotenzial<br />
Investmentmärkte – Wandelanleihen werden bei Immobilienunternehmen<br />
als Finanzierungsinstrument immer beliebter. Institutionelle Investoren könnten<br />
von diesem Trend profitieren, meint Paul Hoffmann, Senior Portfolio Manager<br />
bei der Wiener Convertinvest Financial Services.<br />
Interview: Richard Haimann, Bild: PD<br />
IMMOBILIEN Business: Immer mehr<br />
Immobilienunternehmen begeben<br />
Wandelanleihen, weil sie damit günstiger<br />
an Fremdkapital gelangen als mit<br />
herkömmlichen Anleihen oder Krediten.<br />
Warum sollten institutionelle Investoren<br />
da mitspielen? Mit der Zeichnung einer<br />
gewöhnlichen Anleihe würden sie höhere<br />
Renditen generieren.<br />
Paul Hoffmann: Das ist so nicht ganz<br />
richtig. Korrekt ist: Anleihen haben einen<br />
höheren Zinskupon als Wandelanleihen.<br />
Dafür bietet die Wandelanleihe<br />
jedoch erhebliches Wertsteigerungspotenzial<br />
über ihre Laufzeit.<br />
Das setzt allerdings voraus, dass der<br />
Aktienkurs steigt und sich dem Wandlungspreis<br />
nähert.<br />
Der Wert der Wandelanleihe steigt bereits,<br />
wenn der Aktienkurs zulegt, weil<br />
dadurch die Wahrscheinlichkeit wächst,<br />
dass eine Wandlung möglich wird.<br />
Dabei kann der gegenüber Fremdfinanzierungen<br />
niedrigere Zinskupon<br />
der Wandelanleihe hilfreich sein?<br />
Speziell beim kapitalintensiven Immobiliensektor<br />
sind die Finanzierungskosten<br />
ein wesentlicher Erfolgsfaktor.<br />
Wandelanleihen sind ein ideales Instru<br />
ment für Unternehmen, um ihre Finanzierungskosten<br />
zu senken und den<br />
Ertrag zu erhöhen. Steigende Gewinne<br />
sind ein wesentlicher Treiber für Aktienkurse.<br />
Dadurch bieten Wandelanleihen<br />
vom ersten Tag der Emission an<br />
Wertsteigerungspotenzial.<br />
Bei einer herkömmlichen Anleihe hingegen<br />
erhalten Investoren einen höheren<br />
Zinskupon. Zudem kann der Kurs börsenkotierter<br />
Anleihen steigen, wenn die<br />
Zinsen sinken.<br />
Das ist richtig. Allerdings trifft dies<br />
auch auf Wandelanleihen zu. Ausserdem<br />
wird am Ende der Laufzeit einer<br />
gewöhnlichen Anleihe nur das aufgenommene<br />
Kapital zurückgezahlt. Wenn<br />
der Aktienkurs zwischenzeitlich um<br />
30 Prozent gestiegen sein sollte, partizipieren<br />
diese Anleihenzeichner nicht<br />
davon. Bei der Wandelanleihe hingegen<br />
sind die Investoren mit im Boot, wenn<br />
die Aktie zulegt.<br />
Der Wohnungskonzern Gagfah hat dieses<br />
Jahr seine erste Wandelanleihe über<br />
umgerechnet 456 Millionen Franken<br />
mit einem jährlichen Zinskupon von nur<br />
1,5 Prozent begeben. Der Wandlungskurs<br />
des fünfjährigen Convertible Bond<br />
liegt bei 15,50 Euro – gut 30 Prozent<br />
über dem Aktienkurs von zwölf Euro am<br />
Emissionstag. Wer die Wandelanleihe<br />
gezeichnet hat, muss sehr ambitionierte<br />
Hoffnungen für die Aktie haben …<br />
Nicht unbedingt. Zum einen sind fünf<br />
Jahre eine lange Zeit. Zum anderen<br />
hat die Aktie seither in der Spitze mehr<br />
als zehn Prozent gewonnen. In nur<br />
wenigen Monaten erzielte das Papier<br />
also über ein Drittel des für die Wandlung<br />
erforderlichen Kurszuwachses.<br />
Das Beispiel zeigt sehr gut, welches<br />
Renditepotenzial in Convertible Bonds<br />
schlummert.<br />
Die Kurse von Wandelanleihen<br />
können aber auch stark fallen.<br />
Die Finance B.V. Wandelanleihe<br />
1,75 Prozent der IVG notierte im<br />
Sommer unter 60 Prozent des Rückzahlungspreises.<br />
Es ist richtig, dass Wandelanleihen wie<br />
auch Anleihen in gewissen Fällen unter<br />
den Emissionskurs fallen können. Bei<br />
der IVG Wandelanleihe handelt es sich<br />
um eine Restrukturierung. Da die IVG<br />
nicht den Anforderungskriterien unseres<br />
Immobilienwandelanleihe-Fonds<br />
entsprochen hat, wurde der Titel nicht<br />
in das Portfolio aufgenommen.<br />
Sie spielen auf den neuen Convertinvest<br />
Global Convertible Properties an …<br />
Korrekt. Es ist der weltweit erste<br />
Fonds, der ausschliesslich in Wandelanleihen<br />
börsenkotierter Immobilienunternehmen<br />
investiert.<br />
Ihr Haus ist seit Langem auf Wandelanleihe-Fonds<br />
spezialisiert. Warum<br />
nun ein neues Produkt für ein Nischensegment?<br />
Das ist grundsätzlich richtig: Bei dem<br />
Fonds handelt es sich um ein Nischenprodukt.<br />
Aber weltweit beträgt die<br />
Marktkapitalisierung der Immobilienunternehmen,<br />
die Convertible Bonds<br />
begeben, rund 312 Milliarden Franken.<br />
Immobilienunternehmen emittieren<br />
deutlich häufiger Wandelanleihen als<br />
Konzerne aus anderen Branchen, weil<br />
der Immobiliensektor sehr viel Fremdkapital<br />
benötigt. Zudem gibt es Unterschiede<br />
zwischen der breiten Masse<br />
der Wandelanleihen und den Convertibles<br />
von Immobilienunternehmen.<br />
Bei der Rendite?<br />
Die kann sich bei Wandelanleihen insgesamt<br />
sehen lassen. In den vergan-
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Trends<br />
25<br />
Paul Hoffmann (37), gebürtiger Wiener, ist seit 2012 Co-<br />
Manager des European Convertible & Bond Fund sowie des<br />
All-Cap Convertibles Fund bei Convertinvest. Seit Ende vergangenen<br />
Jahres managt er den neuen Global Convertible<br />
Properties Fund, der ausschliesslich in Wandelanleihen von<br />
Immobilienunternehmen investiert. Vor seiner Arbeit bei<br />
der österreichischen Investmentgesellschaft war Hoffmann<br />
als Aktienanalyst bei Sal. Oppenheim tätig.<br />
genen 20 Jahren haben Convertible<br />
Bonds eine bessere Performance als<br />
der Aktienmarkt erzielt. Ein entscheidender<br />
Faktor ist zudem die Volatilität.<br />
Sie beträgt bei Wandelanleihen im<br />
Schnitt zehn Prozent, bei Immobilienwandelanleihen<br />
sogar nur sieben Prozent.<br />
Das macht diese Papiere sehr<br />
interessant für institutionelle Investoren,<br />
die indirekte Kapitalanlagen in<br />
Immobilien tätigen wollen, ohne dabei<br />
ihr Portfolio einer zu hohen Volatilität<br />
auszusetzen.<br />
Aktien börsenkotierter Immobilienunternehmen<br />
sind weniger volatil als<br />
Papiere anderer Sektoren …<br />
Das ist richtig. Die langfristige Volatilität<br />
der Aktien börsenkotierter Immobilienunternehmen<br />
beträgt im Schnitt<br />
nur 15 Prozent. Für viele institutionelle<br />
Investoren ist dies aber bereits zu hoch<br />
– zumindest im Immobiliensegment.<br />
Hier suchen Altersvorsorgeeinrichtungen,<br />
Family Offices, Stiftungen und<br />
Versicherungen ja gerade kontinuierlichen<br />
Cashflow, gerne gepaart mit<br />
Wertzuwachspotenzial, aber gleichzeitig<br />
mit möglichst geringem Risiko.<br />
Wandelanleihen sind das ideale Anlageinstrument,<br />
um diese sich scheinbar<br />
widersprechenden Anforderungen<br />
zu erfüllen.<br />
Sie haben binnen sechs Monaten umgerechnet<br />
54 Millionen Franken für Ihren<br />
bislang nur in Euro notierenden Fonds<br />
eingesammelt, ohne gross die Werbetrommel<br />
zu rühren.<br />
Das liegt daran, dass uns die Nachfrage<br />
nach alternativen Immobilieninvestments<br />
von institutionellen Investoren<br />
aus Deutschland auf die Idee gebracht<br />
hat. Sie haben uns gefragt, ob wir einen<br />
Fonds auflegen könnten, mit dem<br />
sich indirekte Immobilieninvestments<br />
bei sehr niedriger Volatilität tätigen<br />
lassen. Beim Start Ende vergangenen<br />
Jahres standen deshalb bereits 16 Millionen<br />
Euro, knapp 19,5 Millionen Franken,<br />
parat. Fast 35 Millionen Franken<br />
sind seither hinzugekommen.<br />
Im Fonds sind auch Schweizer Investoren<br />
dabei. Da stellt sich die Frage,<br />
warum Sie nicht auch eine Franken-<br />
Tranche Ihres Fonds anbieten.<br />
Wir haben einige Schweizer Family Offices<br />
als Investoren gewonnen. Bisher<br />
wollen unsere Schweizer Kunden sich<br />
in Euro am Fonds beteiligen. Wir könnten<br />
aber jederzeit eine Franken-Variante<br />
auflegen, wenn dies gewünscht<br />
wird.<br />
Die Obergrenze beim Fondsvolumen …<br />
… sehen wir bei rund 730 Millionen<br />
Franken. Bis zu diesem Volumen können<br />
wir unsere Strategie sehr gut umsetzen.<br />
Ziel ist es, mit Wandelanleihen<br />
europäischer, nordamerikanischer und<br />
asiatischer Immobiliengesellschaften<br />
über den Zyklus eine jährliche Rendite<br />
von fünf bis sieben Prozent zu generieren.<br />
Sie haben für die Auswahl der Papiere<br />
die Ratingagentur Feri EuroRating aus<br />
Bad Homburg als Partner mit im Boot …<br />
Feri EuroRating verfügt über eine<br />
starke, laufend aktualisierte Datenbasis<br />
zur Entwicklung an den globalen<br />
Immobilienmärkten. Mithilfe dieser<br />
Informationen lassen sich jene Regionen<br />
und Nutzungsarten identifizieren,<br />
die in den kommenden Jahren das attraktivste<br />
Risiko-Ertrags-Profil bieten.<br />
Darüber hinaus erstellt Feri Analysen<br />
über Convertible Bonds emittierende<br />
Unternehmen und deren Immobilienportfolios.<br />
Von den am besten bewerteten<br />
Unternehmen suchen wir dann<br />
gezielt jene Wandelanleihen aus, die<br />
die attraktivsten Eckdaten aufweisen.<br />
Nach dem Emissionsprospekt müssen<br />
nur 51 Prozent des Fondsvermögens in<br />
Wandelschuldverschreibungen investiert<br />
werden. Das heisst, die Investoren<br />
könnten am Ende nach Wandlungen<br />
auch reichlich Immobilienaktien im<br />
Fonds finden?<br />
Nein, üblicherweise werden in so einem<br />
Fall die Aktien im Rahmen der<br />
Wandlung verkauft. Bei der Erstellung<br />
eines Prospekts versucht man, einen<br />
Fonds möglichst wenig einzuschränken.<br />
So wird sichergestellt, dass man<br />
zukünftig auch im Sinne der Investoren<br />
agieren kann, wenn sich die Rahmenbedingungen<br />
in eine Richtung verändern,<br />
die heute nicht absehbar ist. Der<br />
Fonds hat seit seinem Start am 30. Dezember<br />
2013 bis zum jetzigen Zeitpunkt<br />
rein in Wandelanleihen investiert.<br />
Wie gehen Sie mit den Währungsrisiken<br />
um?<br />
Der Fonds soll seine Renditen aus den<br />
Wandelanleihen generieren, nicht aus<br />
Währungsgewinnen. Daher sichern wir<br />
den Fonds weitestgehend gegen Währungsrisiken<br />
ab.
Trends<br />
26<br />
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Sättigungsgrenze<br />
noch nicht erreicht<br />
Retailimmobilien – Über den Bedarf an neuen Einkaufszentren<br />
scheiden sich die Geister. Gibt es zu viele Shopping-Center in der Schweiz?<br />
Oder nur zu viele kleine?<br />
Von Dieter Bullinger, Bild: PD<br />
Bei grösseren Shoppingcentern hat die Schweiz noch «Luft nach oben».<br />
Seit 2012 gibt es – wofür allen beteiligten<br />
Datenlieferanten ausdrücklich zu<br />
danken ist – eine jährlich aktualisierte<br />
Zusammenstellung der wesentlichen<br />
Daten und Fakten zu allen grösseren<br />
Einkaufszentren in der Schweiz<br />
(ab je 5.000 qm vermietbarer Fläche).<br />
Die GfK Switzerland hat im Frühjahr<br />
2013 die zweite Ausgabe dieses Kompendiums<br />
«Shopping Center Markt<br />
Schweiz» vorgestellt und trägt damit<br />
wesentlich zur Transparenz dieses<br />
Marktsegments bei.<br />
Die auf über 330 Seiten aufgeführten<br />
174 Einkaufszentren (einschliesslich<br />
Airport-Center Flughafen Zürich und<br />
vier grosser Rail-City-Standorte der<br />
SBB) stehen für geschätzt rund 17 Prozent<br />
des gesamten Detailhandelsumsatzes<br />
in der Schweiz in Höhe von (laut<br />
GfK) rund 97 Milliarden Franken.<br />
Ein Blick aufs Detail<br />
Welche volkswirtschaftliche Bedeutung<br />
die Shopping-Center haben, zeigt<br />
ein Vergleich mit anderen Branchen:<br />
Der Umsatz in den Shopping-Centern<br />
hat einen Umfang, der nur wenig kleiner<br />
ist als der Beitrag der gesamten<br />
Pharmabranche zum Bruttoinlandsprodukt<br />
der Schweiz und rund<br />
50 Prozent oberhalb des Beitrags des<br />
gesamten Gastronomie- und Beherbergungsgewerbes<br />
zur Bruttowertschöpfung<br />
der Schweiz liegt.<br />
Auch sonst zeigt eine nähere Analyse<br />
der Zahlen Erstaunliches: Die<br />
174 schweizerischen Einkaufszent-
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Trends<br />
27<br />
Dieter Bullinger, Geschäftsleiter der 2012 gegründeten<br />
debecon GmbH Dieter Bullinger Consulting for better shopping<br />
destinations, Lutzenberg/AR, arbeitete zuvor während<br />
über 20 Jahren als Projektentwickler und Assetmanager für<br />
Shopping-Center in verschiedenen europäischen Ländern<br />
für die ECE Projektmanagement Hamburg (1990–2001) und<br />
die SPAR Österreich Gruppe/SES Spar European Shopping<br />
Centers (2001–2012).<br />
ren weisen eine gesamte Mietfläche<br />
(GLA) von knapp 2,5 Millionen Quadratmetern<br />
auf, was etwa 300 Quadratmetern<br />
je 1.000 Einwohner entspricht.<br />
In Deutschland, das gut zehnmal so<br />
viele Einwohner hat wie die Schweiz,<br />
liegt die Schwelle der datenmässig<br />
erfassten Center etwas höher, nämlich<br />
bei 8.000 Quadratmetern. Damit<br />
kommt die entsprechende Studie des<br />
Instituts für Gewerbezen tren (Prof.<br />
Falk) für Ende 2010 auf insgesamt 644<br />
Center mit einer Fläche von rund 16<br />
Millionen Quadratmetern, was in etwa<br />
einer Shopping-Center-Fläche von<br />
195 Quadratmeter pro 1.000 Einwohner<br />
entspricht. Die Schweiz weist also<br />
prima vista im Vergleich zu Deutschland<br />
viel mehr Centerfläche pro Einwohner<br />
auf.<br />
Doch schauen wir genauer hin: In<br />
Deutschland weisen 318 Center eine<br />
Fläche von über 20.000 Quadratmetern<br />
aus; sie haben insgesamt 11,7 Millio -<br />
nen Quadratmeter Fläche, was 144 Qua -<br />
dratmetern je 1.000 Einwohner oder<br />
knapp 37.000 Quadratmetern je Center<br />
entspricht. In der Schweiz weisen<br />
nur 27 Center eine Fläche von mehr als<br />
20.000 Quadratmeter auf, insgesamt sind<br />
das rund 850.000 Quadratmeter oder circa<br />
108 Quadratmetern je Einwohner oder<br />
knapp 32.000 Quadratmeter je Center.<br />
Überwiegend kleine Center<br />
Die Schweiz hat also im Vergleich zu<br />
Deutschland eine relativ geringe(re)<br />
Zahl grosser Center (mit über<br />
20.000 qm), die über eine entsprechend<br />
hohe überlokale Anziehungskraft<br />
verfügen. Nun sind zwar die<br />
Siedlungs- und Stadtstrukturen in der<br />
Schweiz und Deutschland nur bedingt<br />
vergleichbar – aber eines wird aus der<br />
Analyse deutlich: Mit 84 Prozent handelt<br />
es sich beim überwiegenden Teil<br />
der Center in der Schweiz um kleinere<br />
Center; fast 40 Prozent aller Center<br />
weisen nur zwischen 5.000 und 10.000<br />
Quadratmeter Verkaufsfläche auf. Es<br />
sind also im eigentlichen Sinne Nahversorgungscenter<br />
für relativ kleine<br />
Einzugsgebiete.<br />
Darin spiegelt sich nicht zuletzt auch<br />
die Besitzer- und Betreiberstruktur<br />
vieler Center in der Schweiz wider: In<br />
nahezu jedem Center ist ein Migrosoder<br />
Coop-Laden vertreten, und die<br />
beiden Grossverteiler gehören auch<br />
zu den wichtigsten Centereigentümern<br />
und -betreibern. Deshalb sind<br />
diese kleineren Center in der Regel<br />
Lebensmittelmärkte, die um weitere<br />
Geschäfte des täglichen Bedarfs für<br />
ein lokales Naheinzugsgebiet angereichert<br />
sind.<br />
Das Fazit: Bei kleineren Nahversorgungs-<br />
und Quartierzentren weist die<br />
Schweiz in der Tat ein sehr dichtes<br />
Centernetz auf, hier dürfte nur noch<br />
wenig «Luft nach oben» vorhanden<br />
sein. Was grössere Center angeht, ist<br />
die Sättigungsgrenze möglicherweise<br />
noch nicht erreicht.<br />
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28<br />
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Altersvorsorger kappen<br />
Immobilienquote<br />
Anlagestrategie – Der starke Anstieg der Liegenschaftspreise<br />
in der Schweiz hält Pensionskassen davon ab, ihre Portfolios auszubauen.<br />
Den Schritt über die Grenze wagen nur wenige.<br />
Von Richard Haimann, Bilder: Adrian Hug/Zürich, PD<br />
Schweizer Immobilien gelten als sicher, bringen für Pensionskassen derzeit aber zu wenig Rendite.<br />
Auf den ersten Blick scheint es, als<br />
könne Pierre Triponez, Präsident der<br />
Oberaufsichtskommission Berufliche<br />
Vorsorge, ein wenig entspannter in<br />
die Zukunft schauen als noch vor eineinhalb<br />
Jahren. Rund 670 Milliarden<br />
Franken umfasst das gesamte Anlagevermögen<br />
der Pensionskassen.<br />
«Dank einer durchschnittlichen Vermögensrendite<br />
von 6,1 Prozent haben<br />
sich die Deckungsgrade der Vorsorgeeinrichtungen<br />
weiter verbessert»,<br />
zieht der oberste Wächter über die<br />
Zweite Säule Bilanz. «Zum Ende des<br />
vergangenen Jahres verfügten 93 Prozent<br />
der Vorsorgeeinrichtungen ohne<br />
Staatsgarantie über einen Deckungsgrad<br />
von mindestens 100 Prozent.»<br />
Von den Pensionskassen mit staatlich<br />
garantierten Erträgen hätten immerhin<br />
28 Prozent einen vollständigen Deckungsgrad<br />
erreicht.<br />
Die Börse ist keine<br />
Einbahnstrasse<br />
Damit hat sich die finanzielle Lage der<br />
Altersvorsorgeeinrichtungen erheblich<br />
gebessert. Noch 2011 hatten die<br />
Kassen mit einer massiven Unterdeckung<br />
von 41,5 Milliarden Franken zu<br />
ringen. Die guten Zahlen sind vor allem<br />
das Ergebnis der nun seit vier Jahren<br />
währenden Börsenhausse. Steigende<br />
Kurse bei Aktien und Schweizer Obligationen<br />
haben den Altersvorsorgeeinrichtungen<br />
in den vergangenen beiden<br />
Jahren zu überdurchschnittlichen<br />
Renditeerträgen verholfen und damit<br />
massgeblich dazu beigetragen, die Kapitalpuffer<br />
aufzustocken.<br />
Dennoch weiss der Kommissionspräsident,<br />
dass die Probleme längst<br />
nicht gelöst sind: Denn die Börse ist<br />
keine Einbahnstrasse. «Seit dem Jahr<br />
2000 ist die berufliche Vorsorge in der<br />
Schweiz mit sehr volatilen Aktienmärkten<br />
konfrontiert», sorgt sich Triponez.<br />
Papiere börsenkotierter Unternehmen,<br />
deren Kurse gestern gestiegen sind,<br />
können schon morgen wieder deutlich<br />
niedriger notieren. Das bekamen die<br />
Pensionskassen in den vergangenen<br />
Monaten bereits zu spüren. Im Juni erzielten<br />
die Vorsorgeeinrichtungen dem<br />
Pensionskassenindex der UBS zufolge<br />
nur eine Anlagerendite von durch-
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Märkte und Investment<br />
29<br />
«Die Pensionskassen haben nicht mehr so viele<br />
Zukäufe getätigt, sodass unter dem Strich der<br />
Immobilienanteil am Gesamtportfolio gesunken ist.»<br />
Fredy Hasenmaile, Credit Suisse Economic Research<br />
«Immobilien im Ausland werfen grösstenteils<br />
höhere Erträge ab als jene in der Schweiz.»<br />
Robert Weinert, Wüest & Partner<br />
schnittlich 0,17 Prozent. Kaum besser<br />
fiel das Ergebnis im Juli mit einem<br />
bescheidenen Plus von 0,3 Prozent<br />
aus. Der Grund: In beiden Monaten gaben<br />
die Kurse Schweizer Aktien deutlich<br />
nach. Im Juni betrug das Minus<br />
1,14 Prozent, im Juli verloren sie sogar<br />
1,46 Prozent.<br />
Unverändert hoher Renditedruck<br />
Dabei sind sinkende Aktienwerte etwas,<br />
was die Vorsorgeeinrichtungen<br />
überhaupt nicht gebrauchen können.<br />
Vielmehr sieht der Kommissionspräsident<br />
die Kassen unter «unverändert<br />
hohem Renditedruck» aufgrund<br />
des niedrigen Zinsumfelds: «Die den<br />
Altersleistungen zugrunde liegenden<br />
Zinsgarantien fallen deutlich höher aus<br />
als die für die Bewertung der Verpflichtungen<br />
verwendeten Zinssätze.»<br />
Ein Ausweg aus dem Dilemma könnte<br />
eine Erhöhung der Immobilienquote<br />
sein. Das zeigen die regelmässigen<br />
Studien von Wüest & Partner über die<br />
Ertragsentwicklung an den eidgenössischen<br />
Immobilienmärkten. «Schweizer<br />
Wohnliegenschaften haben von 2003<br />
bis 2013 im Durchschnitt eine jährliche<br />
Gesamtrendite aus Mieterträgen und<br />
Wertänderungen von 5,9 Prozent erbracht»,<br />
sagt Robert Weinert, Projektleiter<br />
Immo-Monitoring bei der Zürcher<br />
Beratungsgesellschaft. «Die Volatilität<br />
betrug dabei lediglich 0,9 Prozent pro<br />
Jahr.» Noch deutlich attraktiver fiel die<br />
durchschnittliche Jahresrendite von<br />
Handelsliegenschaften mit 7,1 Prozent<br />
aus – bei einer leicht höheren Volatilität<br />
von 1,2 Prozent. Hingegen warfen<br />
Büroliegenschaften im Schnitt nur einen<br />
Jahresertrag von 0,8 Prozent ab,<br />
während zugleich ihre Werte mit einem<br />
Prozent etwas stärker schwankten als<br />
die von Mietwohnungen.<br />
Dennoch haben die Pensionskassen<br />
ihre Immobilienquote in den vergangenen<br />
beiden Jahren nicht aufgestockt,<br />
sondern heruntergefahren. Nach der<br />
jüngsten Veröffentlichung des Pensionskassen-Index<br />
der Credit Suisse<br />
sank der Immobilienanteil an den Gesamtallokationen<br />
von 20,9 Prozent<br />
im dritten Quartal 2012 auf nur noch<br />
19,5 Prozent zur Mitte dieses Jahres.<br />
Hingegen haben die Anlageentscheider<br />
der Vorsorgeeinrichtungen im selben<br />
Zeitraum die Aktienquote von 28,7 Prozent<br />
auf 31,3 Prozent heraufgefahren.<br />
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30<br />
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
ANLAGEALLOKATION DER PENSIONSKASSEN<br />
100%<br />
80%<br />
7,1% 7,4% 6,7% 7,0% 8,4% 7,6% 7,4% 6,7%<br />
25,1% 24,9% 24,8% 25,1% 24,6% 25,0% 26,1% 25,8%<br />
Quelle: Credit Suisse, Q 2 2014<br />
Der Anteil Schweizer Aktien stieg dabei<br />
von 12,2 auf 13,2 Prozent, der von ausländischen<br />
Aktien sogar von 16,5 auf<br />
18,1 Prozent. Wobei im zweiten Quartal<br />
dieses Jahres die Quote ausländischer<br />
Aktien nochmals um vier Prozent von<br />
zuvor 17,4 Prozent hochgefahren wurde.<br />
Immobilienanlagen stark<br />
untergewichtet<br />
Die einseitige Ausrichtung auf die Börsen<br />
hat inzwischen dazu geführt, dass<br />
die meisten Altersvorsorger ihre selbstgesetzten<br />
Immobilienanlageziele nicht<br />
erfüllen. «Sieben von zehn Kassen halten<br />
tiefere Immobilienbestände, als ihre<br />
strategische Quote vorgibt», sagt Jürgen<br />
Rothmund, Projektleiter der jährlichen<br />
Pensionskassen-Studie des Investmentcontrollers<br />
Complementa. «Bei<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
9,0% 8,8% 8,5% 8,4% 8,2% 8,1% 8,0% 8,4%<br />
12,2% 12,5% 13,9% 13,4% 13,7% 13,9% 13,3% 13,2%<br />
16,5% 16,8% 17,9% 17,4% 16,7% 17,5% 17,4% 18,1%<br />
5,2% 5,2% 5,0% 5,0% 4,8% 4,8% 4,9% 4,8%<br />
20,9% 20,7% 19,7% 20,0% 20,2% 19,8% 19,8% 19,5%<br />
0% 3,0% 0,8% 2,8% 0,8% 2,6% 1,0% 2,5% 1,1% 2,3% 1,0% 2,1% 1,2% 2,0% 1,2% 2,2% 1,2%<br />
3. Q.12 4. Q.12 1. Q.13 2. Q.13 3. Q.13 4. Q.13 1. Q.14 2. Q.14<br />
der Hälfte der Kassen beträgt die Untergewichtung<br />
gar mehr als zwei Prozent.»<br />
Zwar haben die Vorsorgeeinrichtungen<br />
in den vergangenen beiden Jahren<br />
kaum Liegenschaften veräussert. «Die<br />
Anlagenquote in Immobilien ist nicht<br />
durch aktives Deinvestment gesunken»,<br />
sagt Fredy Hasenmaile, Leiter Immobilienanalyse<br />
bei der Credit Suisse. «Vielmehr<br />
haben die Pensionskassen nicht<br />
mehr so viele Zukäufe getätigt, sodass<br />
unter dem Strich der Immobilienanteil<br />
am Gesamtportfolio gesunken ist.» Die<br />
wesentliche Ursache dafür seien die in<br />
den vergangenen Jahren stark gestiegenen<br />
Preise bei eidgenössischen Liegenschaften,<br />
die zu einem signifikanten<br />
Rückgang der Renditen geführt haben.<br />
«Zentrale Büroliegenschaften werden<br />
Liquidität<br />
Obligationen<br />
CHF<br />
FW<br />
Aktien<br />
Schweiz<br />
Ausland<br />
Alternative Anlagen<br />
Immobilien<br />
Hypotheken<br />
Rest<br />
zum Teil bereits zu Anfangsrenditen<br />
unterhalb von 2,8 Prozent gehandelt»,<br />
sagt Hasenmaile.<br />
Damit werfen diese Objekte zwar immer<br />
noch deutlich höhere Erträge ab<br />
als Schweizer Staatsanleihen. Zehnjährige<br />
Eidgenossen rentierten zuletzt<br />
noch bei 0,51 Prozent. Aber die Warnungen<br />
der Nationalbank vor einer Blase<br />
am heimischen Immobilienmarkt<br />
sind bei den Pensionskassenverantwortlichen<br />
angekommen. Nach der<br />
Complementa-Umfrage rechnet eine<br />
knappe Mehrheit der Entscheidungsträger<br />
zwar kurzfristig mit noch etwas<br />
weiter steigenden Preisen. «Mittelfristig<br />
dreht jedoch das Bild», sagt Complementa-Projektleiter<br />
Rothmund. In<br />
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IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Märkte und Investment<br />
31<br />
Swisscanto<br />
«Sieben von zehn Kassen halten<br />
tiefere Immobilienbestände, als ihre<br />
strategische Quote vorgibt.»<br />
Jürgen Rothmund, Complementa<br />
«Investitionen in deutsche<br />
Immobilien zeichnen sich durch ihre<br />
hohe Wertstabilität aus.»<br />
Francisca Farina-Fischer, Credit Suisse REAM<br />
den kommenden Jahren «sehen zwei<br />
Drittel der Befragten den Schweizer<br />
Immobilienmarkt mittelfristig leicht<br />
pessimistisch».<br />
Diversifikation empfohlen<br />
Auch das hohe Neubauvolumen lässt<br />
viele Entscheider skeptisch in die Zukunft<br />
blicken. «Bei Büroflächen haben<br />
wir bereits ein Überangebot», sagt Hasenmaile.<br />
Das könnte auch bei Wohnliegenschaften<br />
drohen, sobald der<br />
Volksentscheid zur Begrenzung der<br />
Zuwanderung umgesetzt wird. Bislang<br />
sind Marktbeobachter aber für den Wohnungsmarkt<br />
verhalten optimistisch. «Die<br />
Regierung wird mit Augenmass vorgehen<br />
und die Zuwanderung nicht gänzlich<br />
unterbinden», ist Wüest & Partner-<br />
Experte Weinert überzeugt. Auch mittelfristig<br />
sei in diesem Marktsegment<br />
kein markanter Anstieg der Leerstände<br />
zu erwarten. «Dies hängt jedoch davon<br />
ab, sich die Wohnbautätigkeit nach der<br />
Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative<br />
an die neue Nachfragesituation<br />
anpassen wird», sagt Weinert.<br />
Deutlich höhere Immobilienrenditen<br />
könnten Pensionskassen allerdings<br />
mit Liegenschaften jenseits der eidgenössischen<br />
Grenzen erzielen. Der<br />
1,25 Milliarden Franken schwere AFIAA<br />
Global der Zürcher Anlagestiftung für<br />
Immobilienanlagen im Ausland erzielte<br />
mit seinen 30 Liegenschaften in Europa,<br />
den USA und Australien im ersten<br />
Quartal dieses Jahres eine Anlagerendite<br />
von 2,72 Prozent.<br />
«Immobilien im Ausland werfen<br />
grösstenteils höhere Erträge ab als<br />
jene in der Schweiz», sagt Weinert.<br />
«Die Märkte sind dort aber oft deutlich<br />
volatiler.» Die Oberaufsichtskommission<br />
drängt dennoch seit Jahren die<br />
Vorsorgeeinrichtungen, ihre Auslandsimmobilienquote<br />
von derzeit knapp<br />
einem Prozent deutlich auszubauen.<br />
«Allein zur Diversifizierung wäre ein<br />
solcher Schritt wichtig», sagt Credit-<br />
Suisse-Experte Hasenmaile. «Sollte<br />
der Schweizer Markt eines Tages nicht<br />
mehr so gute Zahlen liefern, könnten<br />
die Kassen dies durch positive Wertänderungen<br />
und steigende Mieten bei<br />
ausländischen Liegenschaften kompensieren.»<br />
Auslandsengagements gefragt<br />
Zwar tun sich viele Entscheider noch<br />
schwer, den Schritt über die Grenze zu<br />
wagen. Die Zahl der Mutigen wächst<br />
jedoch. Die Credit Suisse Anlagestiftung<br />
konnte dieses Frühjahr für<br />
ihren neuen, speziell für Pensionskassen<br />
aufgelegten Fonds CSA Real<br />
Estate Germany rund 100 Millionen<br />
Franken einwerben. Die Gelder sind<br />
bereits investiert und es soll demnächst<br />
eine zweite Zeichnungsrunde<br />
geben. Der Zuspruch rührt nicht<br />
zuletzt daher, dass Deutschland mit<br />
seiner starken Wirtschaft und seinem<br />
nur wenig schwankungsanfälligen<br />
Immobilienmarkt der Schweiz ähnelt.<br />
«Investitionen in deutsche Immobilien<br />
haben sich – gerade auch im Verlauf<br />
der Finanzkrise – durch ihre hohe<br />
Wertstabilität ausgezeichnet», sagt<br />
Fondsmanagerin Francisca Fariña<br />
Fischer.<br />
Investment in Genf<br />
Grosse institutionelle Investoren und<br />
Pensionskassen sind nach wie vor bereit,<br />
ambitiöse Immobilieninvestments<br />
zu tätigen – wenn der Standort stimmt<br />
und die Wirtschaftlichkeitsrechnung<br />
positiv ausfällt. «Das Hispano-Suiza-<br />
Areal ist eine der besten Lagen im<br />
Stadtkern von Genf, die man sich<br />
vorstellen kann», begründet Roland<br />
Süsstrunk, Leiter Portfoliomanagement<br />
Immobilien bei Swisscanto, den<br />
Entscheid. Das Quartier «Saint-Jean<br />
Charmilles» hinter dem Bahnhof Cornavin<br />
mit seinen industriellen Wurzeln<br />
befindet sich seit einigen Jahren in<br />
einem tief greifenden Entwicklungsprozess.<br />
So wurde in der direkten<br />
Nachbarschaft des Areals kürzlich der<br />
öffentliche Park «Gustave et Léonard<br />
Hentsch» mit einem Museum und<br />
einer Eventhalle fertiggestellt. Teils<br />
entstehen Lofts, weitere Projekte sind<br />
in Planung – in der ehemaligen Industriezone<br />
wächst ein neues «schickes»<br />
Stadtquartier.<br />
In diesem Spannungsfeld zwischen<br />
industriellem Erbe und Neuanfang<br />
entsteht auch das Swisscanto-Projekt.<br />
Das Konzept für den Neubau auf dem<br />
früher industriell genutzten «Hispano-<br />
Suiza»-Areal entwickelte das renommierte<br />
Genfer Architekturbüro<br />
Favre & Guth. Der Entwurf sieht einen<br />
Gebäudekomplex vor, der zur Rue de<br />
Lyon einen klar abgegrenzten städtischen<br />
Strassenraum schafft und sich<br />
im Inneren um drei Innenhöfe orientiert.<br />
Die Struktur ermöglicht eine<br />
durchmischte Nutzung von Hightech,<br />
Gewerbe und Dienstleistung. In geringem<br />
Umfang sind im Erdgeschoss<br />
Retailflächen vorgesehen, um auch<br />
in der Nutzungsdurchmischung dem<br />
urbanen Kontext des Standortes gerecht<br />
zu werden. Eine Besonderheit ist<br />
die Anbindung der Gewerbeflächen an<br />
einen maximalen Anfangsmietzins von<br />
200 Franken pro Quadratmeter und<br />
Jahr. Diese Obergrenze soll es Unternehmen<br />
erleichtern, sich anzusiedeln,<br />
und so den gewünschten Mix an Nutzungen<br />
ermöglichen. Der Baubeginn<br />
ist auf Anfang 2015 angesetzt. (jz)
Märkte und Investment<br />
32<br />
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
«Nicht zu kaufen,<br />
bedeutet Stillstand»<br />
Anlagestiftungen – Zum 1. Oktober begibt sich die AFIAA unter das Dach<br />
der Avadis. IMMOBILIEN Business befragte die CEOs der beiden Anlagestiftungen<br />
zu den Beweggründen der Fusion.<br />
Interview: Birgitt Wüst<br />
IMMOBILIEN Business: Die Avadis<br />
Anlagestiftung und die AFIAA haben<br />
jüngst eine Partnerschaft vereinbart.<br />
Welche Vorteile versprechen Sie sich<br />
davon?<br />
Ivana Reiss: Die Avadis Anlagestiftung<br />
ist die grösste unabhängige Anlagestiftung<br />
der Schweiz. Aktuell verwalten<br />
wir für Schweizer Pensionskassen<br />
Kapitalanlagen im Volumen von rund<br />
neun Milliarden Franken; davon entfallen<br />
2,7 Milliarden Franken auf den Immobiliensektor.<br />
Der Fokus lag bisher<br />
klar auf der Schweiz – somit ergibt sich<br />
durch die Partnerschaft mit der AFIAA<br />
eine hervorragende Ergänzung.<br />
Norbert Grimm: Die auf Immobiliendirektanlagen<br />
im Ausland fokussierte<br />
AFIAA Anlagestiftung wurde in diesem<br />
Jahr zehn Jahre alt. Anlässlich<br />
des Jubiläums und des beruflich bedingten<br />
Rücktritts des bisherigen Stiftungsratspräsidenten<br />
haben wir eine<br />
«Standortbestimmung» vorgenommen.<br />
Kurz zusammengefasst sind<br />
zwei Ergebnisse bemerkenswert: Wir<br />
konnten unsere Investorenbasis seit<br />
2004 sehr stark erweitern, auf aktuell<br />
33 Pensionskassen. Andererseits lautete<br />
das bei der Gründung vorgegebene<br />
Anlageziel auf drei bis vier Milliarden<br />
Franken – und davon ist die AFIAA noch<br />
ein gutes Stück entfernt.<br />
Wie viel Assets under Management hält<br />
die AFIAA aktuell?<br />
Grimm: Wir halten Liegenschaften auf<br />
drei Kontinenten – Nordamerika, Europa,<br />
Australien – im Wert von rund<br />
1,3 Milliarden Franken. Wir haben<br />
schon länger einen Partner gesucht, um<br />
schneller wachsen zu können. Von der<br />
Partnerschaft mit der Avadis versprechen<br />
wir uns einen Wachstumsschub.<br />
Das gewünschte Wachstum klappte<br />
nicht aus «eigener Kraft»?<br />
Grimm: Doch schon, aber es geht langsamer<br />
vonstatten, als aus Diversifikationsgründen<br />
gewünscht. Sehen Sie, wir<br />
bewegen uns mit Auslandsinvestments<br />
auf einem Terrain, auf das sich konservativ<br />
anlegende Investoren nur sehr zögerlich<br />
begeben. Die AFIAA war lange<br />
Zeit als eine Art «Einzelkämpfer» unterwegs<br />
– und wir hören seit einiger Zeit,<br />
dass unsere bestehenden oder auch<br />
potenziellen neuen Investoren mit dieser<br />
«Stand-alone-Lösung» nicht ganz<br />
glücklich waren. Als Bestandteil einer<br />
grösseren Gruppe hat man es da viel<br />
einfacher – und mit der Avadis, die eine<br />
ähnliche Kultur wie die AFIAA aufweist,<br />
haben wir den idealen Partner gefunden.<br />
Reiss: Gemeinsam verfügen die AFIAA<br />
und die Avadis über 120 Vorsorge- und<br />
Finanzspezialisten. Für unabhängige<br />
Einkaufsgemeinschaften ist Grösse<br />
wichtig. Sie bringt operative Stabilität<br />
und Effizienz sowie Synergieeffekte.<br />
Beispielsweise?<br />
Grimm: Wir sehen Synergiepotenzial in<br />
der operativen Umsetzung, sei dies in<br />
der Vermarktung, im regulatorischen<br />
Bereich oder in der IT, um nur drei Beispiele<br />
zu nennen.<br />
Die AFIAA fokussiert auf Immobilieninvestments,<br />
ein grosser Teil des Portfolios<br />
von Avadis besteht aus Immobilienanlagen.<br />
Birgt das nicht die Gefahr,<br />
dass Sie sich gegenseitig Konkurrenz<br />
um die Anleger machen?<br />
Reiss: Nein, im Gegenteil: Wir ergänzen<br />
uns hervorragend. Bisher konnten<br />
wir für Pensionskassen, die sich aufgrund<br />
des derzeit sehr hohen Preisniveaus<br />
und der daraus resultierenden<br />
zu geringen Renditen am Schweizer<br />
Immobilienmarkt im Ausland umschauen<br />
wollen, kein Anlageprodukt in<br />
direkten ausländischen Immobilien anbieten<br />
– mit der AFIAA im Boot ist das<br />
nun anders.<br />
Stimmt es, dass Schweizer Pensionskassen<br />
ihre Immobilienquote zurückfahren?<br />
Reiss: Ich kann diese Aussage pauschal<br />
nicht bestätigen; das Gros will<br />
die Immobilienquote eher erhöhen,<br />
nur ist das angesichts der Gegebenheiten<br />
am Schweizer Markt derzeit etwas<br />
schwierig. Der Markt ist ausgetrocknet<br />
– und als eine Konsequenz daraus haben<br />
wir unsere Anlagestiftung für neue<br />
Investoren bis auf Weiteres geschlossen.<br />
Wenn es einen neuen Trend gibt,<br />
dann diesen: Das Interesse der PKs an<br />
Auslandsengagements nimmt zu.<br />
Grimm: Gleichzeitig möchte ich zu<br />
bedenken geben: Jeder Markt ist in<br />
Bewegung – und für den Fall, dass<br />
es zu einer Korrektur am Schweizer<br />
Immobilienmarkt kommen sollte und<br />
Zukäufe im Inland wieder attraktiver<br />
werden, können wir unseren Investoren<br />
mit der Avadis auch eine Alternative<br />
zu Auslandsinvestments anbieten.<br />
Die Angebotspalette wird grösser und<br />
jede der beiden Gesellschaften damit<br />
attraktiver.
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Märkte und Investment<br />
33<br />
Ivana Reiss ist Geschäftsführerin der Avadis Anlagestiftung, der<br />
grössten unabhängigen Anlagestiftung in der Schweiz. Sie ist<br />
Mitglied der Liegenschaftskommissionen Immobilien Schweiz, der<br />
Private-Equity-Kommission sowie Präsidentin des Innovationsausschusses<br />
der Avadis Anlagestiftung. Zudem ist sie neu Mitglied<br />
des Investment Committee der AFIAA Anlagestiftung. Ivana Reiss<br />
studierte Wirtschaftswissenschaften an der volkswirtschaftlichen<br />
Fakultät der Universität Bratislava und ist CFA Charterholder.<br />
Die AFIAA verabschiedet sich gerade aus<br />
dem US-Markt – darf man fragen, wieso?<br />
Grimm: Von Abschied kann nicht die<br />
Rede sein: Wir kaufen dort auch zu. Allerdings<br />
trennt sich die AFIAA von Objekten,<br />
die nicht mehr strategiekonform<br />
sind – also beispielsweise Hotels oder<br />
Logistikimmobilien. Aktuell führen wir<br />
etwa Verkaufsverhandlungen über ein<br />
rund 110.000 Quadratmeter grosses<br />
Distributionszentrum in den USA.<br />
Was wären «strategiekonforme»<br />
Liegenschaften?<br />
Grimm: Solche, die eine verlässliche<br />
Aussicht auf attraktive Renditen bei<br />
überschaubarem Risiko bieten. Das<br />
heisst: Wir fokussieren auf hochwertige<br />
Büroobjekte an Topstandorten,<br />
eventuell mit etwas Detailhandelsanteil.<br />
Die gesuchte Qualität ist derzeit im<br />
Ausland noch vorhanden, wenngleich<br />
auch dort inzwischen etwas teurer als<br />
auch schon. Hohe Qualitätsanforderungen<br />
haben wir natürlich auch an die<br />
Länder, in denen wir investieren.<br />
Das heisst konkret?<br />
Grimm: In Frage kommen nur Länder,<br />
die ausreichend Rechtssicherheit bieten,<br />
über einen transparenten Markt<br />
verfügen und in denen Korruption keine<br />
Rolle spielt. Ferner kommen dort<br />
nur die Topstädte und Toplagen sowie<br />
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Märkte und Investment<br />
34<br />
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Immobilien bester Qualität in Frage,<br />
und ausserdem muss auch das Preis-<br />
Einkommens-Verhältnis, sprich: die<br />
laufende Cashflow-Rendite, stimmen.<br />
Wir sind Bestandshalter, keine Trader.<br />
Damit ist Ihr Anlagehorizont sehr<br />
begrenzt …<br />
Grimm: In der Tat. In Fernost investieren<br />
wir nur in Australien und Neuseeland,<br />
von China und Indien lassen wir<br />
mit Blick auf die Rechtsverhältnisse<br />
derzeit lieber die Finger. In Amerika<br />
kommen Kanada und die USA in<br />
Betracht, keineswegs aber das noch<br />
weitgehend intransparente Südamerika,<br />
und auch in Europa investieren wir<br />
längst nicht in allen Ländern. In Italien<br />
beispielsweise würden wir nicht investieren,<br />
wohl aber in Portugal oder<br />
Spanien – denn die iberischen Länder<br />
haben hinsichtlich Korruption einen<br />
deutlich besseren Ruf. Die transparenten<br />
und rechtssicheren «Nordics» kämen<br />
in Frage, allerdings nicht zu dem<br />
jetzt herrschenden Renditeniveau nach<br />
Hedgingkosten.<br />
Auslandsinvestoren, die in der Schweiz<br />
nach Liegenschaften suchen, klagen oft<br />
darüber, dass sie aufgrund der besser<br />
informierten inländischen Konkurrenz<br />
nie bei den attraktivsten Objekten zum<br />
Zug kommen.<br />
Grimm: Wir sind nur in transparen -<br />
ten Märkten unterwegs und investie -<br />
ren in einer Grössenordnung zwischen<br />
100 und 200 Millionen Franken pro<br />
Objekt – und solche Liegenschaften<br />
werden nicht am Stammtisch verkauft.<br />
Verkäufer sind in der Regel institutionelle<br />
Investoren, die ihrerseits gewissen<br />
regulatorischen Auflagen gerecht<br />
werden müssen.<br />
Dennoch heisst ja eine alte Regel:<br />
«All real estate business is local.»<br />
Wie schaffen Sie es, im Ausland<br />
«Trophy-Buildings» zu akquirieren?<br />
Grimm: Da stimme ich Ihnen absolut<br />
zu; es ist ein lokales Business. Wir<br />
sind seit Langem mit eigenen Büros<br />
mit Schweizer Mitarbeitern in unseren<br />
Zielmärkten Nordamerika, Asien-<br />
Pazifik und Europa vor Ort vertreten.<br />
Sie verfügen über ein hervorragendes<br />
Netzwerk in den jeweiligen Märkten.<br />
Dazu arbeiten wir nach dem «Best in<br />
class»-Prinzip mit weiteren externen,<br />
lokal bestens vernetzten Partnern in<br />
den als strategisch definierten Regionen,<br />
und das von der Akquisition bis zur<br />
Verwaltung der Objekte, eng zusammen.<br />
Die Büros eröffnen wir im Übrigen<br />
längst vor der ersten Akquisition,<br />
die in der betreffenden Region stattfindet<br />
– nach dem Motto: Zuerst der<br />
Strukturaufbau, dann das Investment.<br />
Ein Beispiel?<br />
Grimm: In Ozeanien leitet der australisch-schweizerische<br />
Doppelbürger<br />
Beat Knoblauch die AFIAA-Vertretung.<br />
Er lebt seit mehr als 30 Jahren<br />
in Australien und war der langjährige<br />
Prä sident der australisch-schweizerischen<br />
Handelskammer. Investments in<br />
Europa betreut die Zentrale in Zürich;<br />
für die USA ist das New Yorker Büro<br />
unter der Leitung des Schweiz-Amerikaners<br />
Chris Duisberg zuständig. Alle<br />
Mitarbeiter der Akquisition vereinigen<br />
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Gossau; Felix Helling, Bubikon; Philipp Hurni, Zürich; Christian Kaufmann, Dornach; Reto Kuoni,<br />
Zeiningen; Petra Lüthold, Affoltern am Albis; Peter Urs Müller, Bern; Daniel Pesenti, Dübendorf;<br />
Rico Pfeifer, Zürich; Snezana Portmann-Markovic, Zürich; Dominik Roos, Opfikon; Conny Schlifke,<br />
Zürich (nicht auf dem Foto); Lukas Stucki, Mellingen; Claudia Suter, Zürich; Andreas Vonrufs, Oerlingen;<br />
Stefanie Wey, Othmarsingen; Reto Zollinger, Baar
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Märkte und Investment<br />
35<br />
Norbert Grimm, seit August 2011 CEO der AFIAA Anlagestiftung,<br />
verfügt über langjährige Erfahrung im Schweizer und internationalen<br />
Immobiliengeschäft und hat profunde Kenntnisse des Schweizer<br />
Pensionskassenmarkts. In führenden Funktionen bei verschiedenen<br />
Immobilienunternehmen sowie bei institutionellen Anlegern, spezialisierte<br />
er sich auf die strategische Immobilienberatung und Immobilienentwicklung.<br />
Norbert Grimm verfügt über einen Abschluss (M.A.) in<br />
Betriebswirtschaftslehre der Universität St.Gallen.<br />
eine Transaktionserfahrung im Volumen<br />
zwischen zehn und zwölf Milliarden<br />
Franken.<br />
Zurück zur Schweiz: Findet die Avadis<br />
Anlagestiftung derzeit noch genügend<br />
Kaufobjekte?<br />
Reiss: Es ist schwierig, aber möglich.<br />
Auch wir bauen auf ein starkes Netzwerk<br />
und unterhalten Büros in Baden,<br />
Zürich und Lausanne. Zudem befassen<br />
wir uns auch mit Projektentwicklungen.<br />
Grimm: In der Tat: Dank der Kooperation<br />
mit der Avadis haben wir sogar<br />
schon erste Commitments für die<br />
AFIAA erhalten.<br />
Und bei den Mitarbeitern?<br />
Grimm: Auch dieses Echo war ausgesprochen<br />
erfreulich. Anfangs gab es<br />
vielleicht etwas Verunsicherung bei<br />
dem einen oder anderen Mitarbeiter,<br />
doch das hat sich schnell gelegt. Abgänge<br />
gab es nicht. Im Gegenteil: Die<br />
Mitarbeiter freuen sich: Denn die Zusammenarbeit<br />
mit der Avadis bedeutet<br />
vor allem eines: zusätzliche Wachstumschancen.<br />
Ich bin stolz, ein motiviertes,<br />
transaktionsorientiertes Team<br />
zu führen. Denn: Nicht zu kaufen, bedeutet<br />
Stillstand – und Stillstand kann<br />
gefährlich sein.<br />
Das Preisniveau für Liegenschaften in<br />
der Schweiz ist hoch, die Nachfrage<br />
nach Kaufobjekten ebenso. Nutzt die<br />
Avadis diese Marktchance, sich von<br />
Beständen zu trennen und das Kapital<br />
anderweitig anzulegen?<br />
Reiss: Alleine unsere Investoren bestimmen,<br />
ob sie sich von Immobilienanlagen<br />
trennen und in andere Anlageklassen<br />
investieren wollen. Sie sind für<br />
die Allokation der Pensionskasse zuständig.<br />
Wir stellen ihnen die Produkte<br />
zur Verfügung und sind primär damit<br />
beauftragt, das Immobilienportfolio<br />
gemäss den strategischen Vorgaben<br />
weiterzuentwickeln. Gleichzeitig sind<br />
wir in einem kontinuierlichen Prozess<br />
der Portfoliooptimierung; doch haben<br />
wir bisher nur Objekte veräussert, die<br />
nicht mehr unserer Strategie entsprochen<br />
haben.<br />
Ab dem 1. Oktober ist die AFIAA offiziell<br />
unter dem Dach der Avadis. Wie haben<br />
Ihre Investoren reagiert?<br />
Reiss: Die Resonanz war bisher sehr<br />
positiv.<br />
Avadis Anlagestiftung/AFIAA<br />
Mit der Avadis und der AFIAA bündeln zwei im Pensionskassenmarkt<br />
seit mehr als zehn Jahren etablierte Marken ab Oktober ihre Kräfte und<br />
ihr Know-how im Bereich Direktimmobilien. Die Avadis Anlagestiftung<br />
mit neun Milliarden Franken, davon 2,7 Milliarden in Schweizer Immobilien,<br />
ist die grösste unabhängige Anlagestiftung in der Schweiz. Die AFI-<br />
AA Anlagestiftung verwaltet 1,3 Milliarden Franken in direkten ausländischen<br />
Immobilien. Gemeinsam verfügen die Gesellschaften über ein<br />
Immobilienvolumen von vier Milliarden Franken und beschäftigen über<br />
120 Vorsorge- und Finanzspezialisten.<br />
Im Rahmen der Zusammenarbeit wechselt das 30-köpfige Team, das für<br />
die Geschäftsführung der AFIAA Anlagestiftung und die Bewirtschaftung<br />
des Immobilienportfolios verantwortlich zeichnet, per 1. Oktober<br />
zu Avadis. Die Mitarbeiter behalten ihre jeweilige Funktion in der<br />
Anlagestiftung bei. Die Produkte Immobilien Schweiz der Avadis und<br />
Immobilien Ausland der AFIAA werden weiterhin getrennt geführt.<br />
Die Avadis wie auch die AFIAA Anlagestiftung haben einen ähnlichen<br />
Hintergrund. Beide sind unabhängige Einkaufsgemeinschaften für<br />
Schweizer Vorsorgeeinrichtungen, die keiner Bank oder Versicherung<br />
angehören. Wie die Gesellschaften mitteilen, sind die Produktpalette<br />
sowie auch die Kundenbasis der AFIAA und der Avadis Anlagestiftung<br />
komplementär. Auch nach dem Zusammenschluss wird die AFIAA<br />
als Marke für direkte Ausland simmobilien bis auf Weiteres bestehen<br />
bleiben. (bw)
Märkte und Investment<br />
36<br />
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Deflationsängste überschatten<br />
Immobilienmärkte<br />
Anlagestrategie – Europas Wirtschaft ist in der Krise. Dennoch sind Liegenschaften<br />
hier begehrt wegen der langen Mietverträge. Investoren sehen darin Schutz vor einer<br />
globalen Konjunkturabkühlung.<br />
von Richard Haimann, Bilder: PD<br />
Mit dem massiven Wirtschaftswachstum der USA kann Europa nicht Schritt halten.<br />
Robuste Wirtschaftsdaten sehen anders<br />
aus: In der Schweiz stagnierte das<br />
Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal<br />
ebenso wie in Frankreich. Deutschlands<br />
Wirtschaft schrumpfte sogar um<br />
0,2 Prozent, und Italien ist nach zwei<br />
Quartalen mit negativem Wachstum<br />
wieder in die Rezession gefallen. Der<br />
Grund dafür: Die von Berlin verordnete<br />
Austeritätspolitik in Griechenland, Irland,<br />
Spanien und Portugal lähmt durch<br />
ihren rigiden Sparzwang inzwischen<br />
auch die Wirtschaft im Kern Europas.<br />
Vor allem die geringen Exportzuwächse<br />
dämpften die eidgenössische Konjunktur,<br />
analysierte das Staatssekretariat<br />
für Wirtschaft (SECO).<br />
Investoren schätzen Europa<br />
Da scheint es paradox, dass Investoren<br />
sich dennoch mit Verve auf europäische<br />
Gewerbeliegenschaften stürzen<br />
und den fernöstlichen Tigerstaaten<br />
den Rücken kehren. Ob in China, Japan,<br />
Südkorea oder Singapur – an allen<br />
grossen Märkten Asiens ist das Transaktionsvolumen<br />
in der ersten Hälfte<br />
dieses Jahres gesunken. «Das grösste<br />
Minus verzeichnete Hongkong», sagt<br />
David Green-Morgan, Leiter globales<br />
Investmentresearch bei der internationalen<br />
Beratungsgesellschaft JLL.<br />
Wechselten in der chinesischen Sonderverwaltungszone<br />
im ersten Halbjahr<br />
2013 noch Gewerbeliegenschaften<br />
im Gesamtwert von 4,8 Milliarden<br />
US-Dollar den Besitzer, addierte sich<br />
das Handelsgeschehen von Januar bis<br />
Ende Juni dieses Jahres auf nur noch<br />
2,9 Milliarden US-Dollar, umgerechnet<br />
2,7 Milliarden Franken. «Ein Minus von<br />
39 Prozent», sagt Green-Morgan.<br />
Um rund 828 Millionen Franken oder<br />
20 Prozent schrumpfte das Anlagevolumen<br />
in Südkorea. Nach China strömten<br />
nur noch 7,45 Milliarden Franken<br />
– 15 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.<br />
In Singapur wurden nur<br />
noch Bürotürme, Logistikobjekte und<br />
Shoppingcenter im Gesamtwert von<br />
3,3 Milliarden Franken erworben, ein<br />
Rückgang von 14 Prozent.<br />
Hingegen wurden die Märkte in Europa<br />
und auf dem amerikanischen Kontinent<br />
mit einem wahren Sturzregen an Kapital<br />
überschüttet. «Nach Grossbritannien<br />
strömten 35,8 Milliarden Franken,<br />
34 Prozent mehr als in der ersten Hälfte<br />
des Vorjahres», sagt Green-Morgan.<br />
Deutschland verbuchte mit 18,7 Milliarden<br />
Franken einen Zuwachs von<br />
30 Prozent, Frankreich mit 14,4 Milliarden<br />
Franken sogar ein Plus von<br />
55 Prozent. Rekordhalter beim prozentualen<br />
Zuwachs in Europa sind die Niederlande,<br />
wo das Investmentvolumen<br />
im Jahresvergleich um 214 Prozent auf<br />
4,3 Milliarden Franken zulegte.
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Märkte und Investment<br />
37<br />
«Das Umfeld für die Schweiz hat sich<br />
eindeutig verschlechtert.»<br />
Thomas Jordan, Schweizerische Nationalbank<br />
«Das Renditeniveau in einigen<br />
asiatischen Topstandorten hat Schweizer<br />
Niveau erreicht.»<br />
US-Wirtschaft legt massiv zu<br />
Andreas Trumpp, Colliers International<br />
Besonders massiv gefragt waren die<br />
US-Märkte. «Dort stieg das Investmentvolumen<br />
gegenüber dem Vorjahreszeitraum<br />
um 42 Prozent auf<br />
104 Milliarden Franken», sagt Green-<br />
Morgan. Spitzenreiter in Lateinamerika<br />
ist Fussball-WM-Ausrichter Brasilien<br />
mit einem Plus von 422 Prozent<br />
auf 3,8 Milliarden Franken, gefolgt von<br />
Mexiko, wo Investoren 5,24 Milliarden<br />
Franken in Gewerbeliegenschaften anlegten<br />
– 279 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.<br />
Dass Immobilieninvestoren auf die<br />
USA setzen, ist nicht verwunderlich:<br />
Dort wächst die Wirtschaft wieder<br />
kräftig. Im zweiten Quartal legte das<br />
Bruttoinlandsprodukt mit einer annualisierten<br />
Rate von stattlichen 4,2 Prozent<br />
zu. Mexikos Immobilienmärkte<br />
boomen, weil viele US-Unternehmen<br />
dort Niederlassungen eröffnen. Weshalb<br />
aber viele Marktakteure derzeit<br />
lieber nach Europa statt nach Asien<br />
gehen, erschliesst sich nicht auf den<br />
ersten Blick. Schliesslich wuchs die<br />
Konjunktur in Ländern wie Südkorea<br />
und Singapur von April bis Juni verhalten<br />
und in China mit 7,5 Prozent sogar<br />
kräftig.<br />
Allerdings waren die Fernostimmobilien<br />
in den vergangenen Jahren so gefragt,<br />
dass ihre Preise deutlich stärker<br />
als die Mieten gestiegen sind. Spiegelbildlich<br />
sind dadurch die aus den Mieterträgen<br />
erzielbaren Renditen immer<br />
weiter geschrumpft. «In Hongkong<br />
werfen Core-Büroobjekte nur noch<br />
Renditen von 2,9 Prozent ab, in der taiwanesischen<br />
Hauptstadt Taipei sind<br />
es sogar lediglich 2,6 Prozent», sagt<br />
Andreas Trumpp, Researcher bei Colliers<br />
International. «Das Renditeniveau<br />
in einigen asiatischen Topstandorten<br />
hat Schweizer Niveau erreicht» – mit<br />
dem Unterschied, dass die Währungen<br />
in Fernost nicht so hart sind wie der<br />
Franken.<br />
Für konservative Investoren, die ihre<br />
Fremdwährungserträge aus asiatischen<br />
Liegenschaften gegen Wechselkursschwankungen<br />
absichern, sind die<br />
asiatischen Märkte damit vollkommen<br />
unattraktiv. «Solange die Renditen in<br />
Fernost nach Hedgingkosten so niedrig<br />
bleiben wie im Augenblick, hat der<br />
Kontinent für uns nachrangige Bedeutung»,<br />
sagt Norbert Grimm, CEO der<br />
AFIAA Anlagestiftung für Immobilienanlagen<br />
im Ausland, in Zürich.<br />
Investments in Staatsanleihen<br />
steigen<br />
Zwar sind auch an den Märkten in der<br />
Eurozone und in Nordamerika die Renditen<br />
mit dem Immobilieninvestmentboom<br />
der vergangenen Jahre gesunken.<br />
Aber sie sind noch immer deutlich<br />
höher als in Asien. In Deutschland,<br />
Grossbritannien und den USA können<br />
Investoren mit Core-Objekten in den<br />
Zentren der Metropolen noch immer<br />
Erträge von mehr als vier Prozent<br />
erzielen, in Frankreich von mehr als<br />
4,5 Prozent.<br />
Noch entscheidender ist für viele Investoren<br />
jedoch ein anderer Punkt:<br />
die Länge der Mietvertragslaufzeiten.<br />
Diesseits und jenseits des Atlan-<br />
Notenstein/Doric<br />
Neuer<br />
Immobilienfonds<br />
Die Notenstein Privatbank und die Doric<br />
Investment GmbH lancieren einen<br />
ersten gemeinsamen offenen Immobilien-Spezialfonds.<br />
Der Notenstein<br />
Sustainable Real Estate Europe richtet<br />
sich ausschliesslich an professionelle<br />
und semiprofessionelle Anleger nach<br />
deutschem Kapitalanlagegesetz beziehungsweise<br />
an qualifizierte Anleger<br />
gemäss schweizerischem Kollektivanlagengesetz<br />
(KAG). Vertriebsstart<br />
war am 29. September 2014.<br />
Wie die Notenstein Privatbank mitteilt,<br />
verfolgt der Fonds eine konservative<br />
Anlagestrategie. Nachhaltigkeit sei das<br />
Hauptkriterium bei der Immobilienauswahl:<br />
Anlageschwerpunkte sind<br />
Büro- und Einzelhandelsimmobilien<br />
mit stabilen Mieteinnahmen an attraktiven<br />
Standorten in wachstumsstarken<br />
europäischen Metropolen. «Zentrales<br />
Instrument zur Identifikation der Zielmetropolen,<br />
die man gemäss Bankangaben<br />
durchaus als Hidden Champions<br />
bezeichnen kann, ist ein neues, innovatives<br />
Standortrating, welches unsere<br />
Nachhaltigkeitsexperten speziell für<br />
diesen Fonds entwickelt haben», sagt<br />
Aris Prepoudis, Leiter Institutionelle<br />
Kunden der Notenstein Privatbank.<br />
Das Zielvolumen des Immobilienfonds<br />
beziffert er auf 500 Millionen Euro<br />
Eigenkapital; die angestrebte Ausschüttungsrendite<br />
aus Mieterträgen<br />
liege bei vier bis 4,5 Prozent pro Jahr.<br />
Der Notenstein Sustainable Real<br />
Estate Europe ist einer der ersten<br />
deutschen Immobilien-Spezial-AIF, der<br />
nach neuem Recht aufgelegt ist und<br />
somit hohen Transparenzanforderungen<br />
hinsichtlich seiner Gebührenstruktur<br />
unterliegt. Die Doric Investment<br />
GmbH ist als Kapitalverwaltungsgesellschaft<br />
für offene und geschlossene<br />
AIFs von der Bundesanstalt für<br />
Finanzdienstleistungsaufsicht zugelassen.<br />
Mit der Portfolioverwaltung der<br />
Immobilien ist die Quadoro Doric Real<br />
Estate GmbH beauftragt. Verwahrstelle<br />
ist die Caceis Bank Deutschland<br />
GmbH. (bw)
Märkte und Investment<br />
38<br />
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
tiks schliessen Nutzer für Büro- und<br />
Einzelhandelsflächen Verträge über<br />
sieben bis zehn Jahre ab. In Fernost<br />
hingegen beträgt die Vertragsdauer<br />
nur zwei bis drei Jahre. Das macht<br />
die asiatischen Märkte für Käufer in<br />
wirtschaftlichen Aufschwungphasen<br />
attraktiv, weil sie dann schneller Mieterhöhungen<br />
durchsetzen und ihre Erträge<br />
in kurzer Zeit stärker steigern<br />
können.<br />
«Eindeutig verschlechtertes<br />
Umfeld»<br />
«In den USA stieg das Investment volumen<br />
im ersten Halbjahr 2014 gegenüber<br />
dem Vorjahreszeitraum um 42 Prozent<br />
auf 104 Milliarden Franken.»<br />
David Green-Morgan, JLL<br />
Doch derzeit rechnen die meisten<br />
Akteure an den internationalen Kapitalmärkten<br />
nicht mit einem glo balen<br />
Konjunkturaufschwung. Das zeigen die<br />
milliardenschweren Investments in<br />
Staatsanleihen. Insgesamt 5.337,3 Milliarden<br />
Franken haben Investoren nach<br />
Berechnungen der Ratingagentur Fitch<br />
weltweit in staatliche Schuldverschreibungen<br />
angelegt – ein neuer Rekord.<br />
Besonders gefragt sind dabei zehnjährige<br />
Bonds, deren Renditen dadurch<br />
auf historische Tiefststände gefallen<br />
sind. Zehnjährige Eidgenossen warfen<br />
im September nur noch 0,41 Prozent<br />
ab, deutsche Bundesanleihen gleicher<br />
Laufzeit rentierten unter 0,9 Prozent,<br />
französische Papiere bei 1,23 Prozent.<br />
«Der Treiber hinter dieser Entwicklung<br />
ist die fortlaufende Diskussion um eine<br />
langanhaltende Wirtschaftsschwäche»,<br />
sagt Alessandro Bee, Ökonom der Privatbank<br />
J. Safra Sarasin in Basel.<br />
Was die Investoren kommen sehen,<br />
ist eine Phase der Deflation – eine<br />
fortdauernden Spirale aus fallenden<br />
Preisen, die die Wirtschaft für Jahre<br />
lähmen würde. Dem Schreckensszenario<br />
zufolge wird der zuletzt von der<br />
Ukraine-Krise forcierte Konjunktureinbruch<br />
in Europa auch die asiatischen<br />
Exportstaaten und ihre Immobilienmärkte<br />
schwer treffen. An den<br />
Finanzmärkten akzeptieren Investo-<br />
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IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Märkte und Investment<br />
39<br />
Investitionsklimaindex<br />
Rendite gefragt<br />
ren deshalb Minirenditen bei langlaufenden<br />
Staatspapieren, weil sie mit<br />
herben Einbrüchen bei den Aktienkotierungen<br />
rechnen. An den Immobilienmärkten<br />
suchen Käufer Objekte, die<br />
über mindestens zehn Jahre hinweg<br />
solvente Mieterträge generieren – in<br />
der Hoffnung, dass bis dahin die Krise<br />
wieder überwunden ist.<br />
Das könnte auch für weitere Kapitalzuflüsse<br />
am Schweizer Markt für Gewer-<br />
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«Assekuranzen in Fernost<br />
dürften bis 2018 davon rund<br />
69 Milliarden Franken in europäische<br />
und amerikanische<br />
Liegenschaften investieren.»<br />
Immobilien.<br />
Investment.<br />
Finanzierung.<br />
Entwicklung.<br />
Architektur.<br />
Events.<br />
okus.<br />
www.facebook.com/immobilienbusiness<br />
Nick Axford, CBRE<br />
beliegenschaften sorgen. Bereits in<br />
den vergangenen Wochen haben Investoren<br />
so massiv Euro gegen die Fluchtwährung<br />
Franken getauscht, dass der<br />
Wechselkurs wieder nahe an die von<br />
der Nationalbank vehement verteidigte<br />
Schwelle von 1,20 Franken zum Euro<br />
gesunken ist. Das verteuert eidgenössische<br />
Produkte in der Eurozone und<br />
dämpft die hiesige Wirtschaft. «Das<br />
Umfeld für die Schweiz hat sich eindeutig<br />
verschlechtert», sagt Notenbank-<br />
Chef Thomas Jordan.<br />
Forciert wird der Run auf europäische<br />
Immobilien noch durch die Regierungen<br />
in Peking, Seoul und Taipei.<br />
In der Vergangenheit hatten sie ihren<br />
Versicherungen und Pensionskassen<br />
untersagt, in fremde Liegenschaftsmärkte<br />
zu investieren, um das Kapital<br />
in den eigenen Ländern zu halten.<br />
Doch seit dem vergangenen Jahr sind<br />
Assekuranzen und Altersvorsorger in<br />
den drei Ländern angehalten, die ihnen<br />
anvertrauten Vermögenswerte<br />
rund um den Globus zu streuen, um<br />
nicht länger von den heimischen Märkten<br />
abhängig zu sein. Das könnte bald<br />
für einen Milliardenregen in Europa<br />
sorgen. «Insgesamt verfügen Assekuranzen<br />
in Fernost über Vermögenswerte<br />
von 6,169 Milliarden Franken»,<br />
sagt Nick Axford, Chefresearcher der<br />
Beratungsgesellschaft CBRE. «Um<br />
ihre Auslandsimmobilienquoten zu<br />
erfüllen, dürften chinesische, südkoreanische<br />
und taiwanesische Versicherungen<br />
bis 2018 davon rund 69 Milliarden<br />
Franken in europäische und<br />
amerikanische Liegenschaften investieren.»<br />
Sechs Jahre nach dem Beginn der<br />
Finanzkrise sendet die Weltwirtschaft<br />
wieder deutliche Signale der Erholung.<br />
In diesem Umfeld vollzieht sich bei den<br />
europäischen Immobilieninvestoren ein<br />
dynamischer Wechsel in den Anlagestrategien:<br />
Sie wagen wieder Engagements<br />
auch ausserhalb der grossen<br />
europäischen Metropolen, schliessen<br />
die Märkte in den südlichen Peripherieländern<br />
nicht mehr von vornherein aus<br />
und machen wieder mehr grossvolumige<br />
Deals. Wie der aktuelle Investitionsklimaindex<br />
von Union Investment zeigt,<br />
beginnen zugleich immer mehr europäische<br />
Immobilieninvestoren aufgrund des<br />
hohen Preisniveaus und der verbesserten<br />
Marktperspektiven ihre Core-Plus-<br />
Strategien umzusetzen. Viele Investoren<br />
sind bereit, wieder mehr Risiken auf sich<br />
zu nehmen. Rendite ist nach Jahren der<br />
Sicherheitsorientierung heute wieder für<br />
knapp 60 Prozent der befragten Investoren<br />
das zentrale Anlagemotiv.<br />
Insbesondere zeigen die in Deutschland,<br />
Frankreich und Grossbritannien<br />
befragten Profianleger eine wachsende<br />
Bereitschaft, bei Objektkäufen kürzere<br />
Mietvertragslaufzeiten zu akzeptieren,<br />
sich an Projektentwicklungen zu<br />
beteiligen und bei Projektkäufen höhere<br />
Abstriche bei der Vorvermietung hinzunehmen.<br />
Auch hat die hohe Nachfrage<br />
nach dem knappen Gut «Immobilie»<br />
dazu geführt, dass sich Bestandshalter<br />
neue Verkaufsstrategien zurechtlegen.<br />
Marktchancen ausnutzen, um Portfolios<br />
zu bereinigen. Grossobjekte loszuschlagen<br />
oder Gewinne mitzunehmen, ist für<br />
viele Investoren (68%) das Gebot der<br />
nächsten zwölf Monate. Für die Studie<br />
wurden 167 Immobilieninvestoren durch<br />
das Marktforschungsinstitut Ipsos be -<br />
fragt. Der Optimismus auf den europäischen<br />
Investmentmärkten spiegelt sich<br />
auch in den Erwartungen der Investoren<br />
an die eigene wirtschaftliche Entwicklung<br />
wider. So schätzen 65 Prozent der<br />
Investoren ihre wirtschaft liche Lage<br />
besser ein als im Vorjahr; für die nächsten<br />
zwölf Monate rechnet eine ebenso<br />
klare Mehrheit mit einem deutlichen Aufwärtstrend<br />
für das eigene Geschäft. (bw)
Titel-Thema<br />
40<br />
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
20 Jahre am Puls der<br />
Immobilienwirtschaft<br />
Immobilienfachpresse – 1994, Gründungsjahr des «IMMOBILIEN Business», ging als<br />
Jahr der Wende in die Geschichte ein. Die Schweizer Immobilienbranche erholte sich<br />
von der Krise, es gab neue Branchenstandards. Der Markt wurde transparenter –<br />
nicht zuletzt durch das IB.<br />
Von Jürg Zulliger<br />
«IMMOBILIEN Business» begleitet die Schweizer Immobilienbranche seit 20 Jahren.<br />
Das Projekt einer neuen Zeitschrift «für<br />
und über den Immobilienmarkt», wie<br />
es in der ersten Ausgabe 1994 heisst,<br />
war ein grosses Wagnis. Herausgeber<br />
und Initianten waren damals Rolf<br />
E. Jeker und Bruno Schiegg. Das konjunkturelle<br />
Umfeld war schwach, die<br />
Konsumentenstimmung im Keller, die<br />
Baumärkte litten unter Überkapazitäten,<br />
und die Banken führten Zwangsversteigerungen<br />
durch, um wenigstens<br />
einen Teil ihrer enormen Verluste im<br />
Hypothekargeschäft decken zu können.<br />
Das ehrgeizige Projekt fand dennoch<br />
von Anfang an gute Resonanz. In der<br />
Branche und der Öffentlichkeit reifte<br />
die Erkenntnis, dass man sich sehr viel<br />
gründlicher und professioneller mit den<br />
Mechanismen des Immobilienmarktes<br />
auseinandersetzen musste. In mancher<br />
Hinsicht brach eine neue Zeit an:<br />
Während früher Investoren ohne grosse<br />
Sachkenntnisse und ohne Prüfung<br />
wirtschaftlicher Machbarkeit Projekte<br />
in Millionenhöhe stemmten und von den<br />
Kreditabteilungen der Banken gar noch<br />
grosszügig Support erhielten, bahnten<br />
sich neue, professionellere Investmentansätze<br />
den Weg.<br />
Aufschwung prognostiziert<br />
Bereits in der November-Ausgabe 1994<br />
wagte die IB-Redaktion den mutigen<br />
Titel: «Der Aufschwung kommt». Der<br />
Restrukturierung könnten Anzeichen<br />
einer konjunkturellen Erholung folgen,<br />
hiess es damals. Viele Marktbeobachter<br />
glaubten daran, dass sich vor allem der<br />
Wohnungsmarkt bald erholen könnte,<br />
und sahen richtig voraus, dass die 1995<br />
eingeführte Wohneigentumsförderung<br />
mit BVG-Geldern zu mehr als einem<br />
«Flämmchen» Optimismus berechtigen<br />
sollte. Chefredaktor Daester bekräftigte<br />
in seinem Editorial damals deutsch und<br />
deutlich, dass der Aufschwung kommen<br />
würde – vorausgesetzt, die Haushalte<br />
fassten wieder Mut, anstatt um ihren<br />
Job zu fürchten. Er sah auch in Unternehmen<br />
wieder mehr Zuversicht gedeihen,<br />
die Investitionen auslösen würden.<br />
Und falls auch noch die Realzinsen auf<br />
ein erträgliches Mass sinken sollten,<br />
werde «der Ball wieder rollen».<br />
IB positionierte sich als Fachzeitschrift,<br />
verstand sich auch als Plattform für<br />
wirtschaftlich-politische Zusammenhänge<br />
der Immobilienbranche. Mit<br />
eigenen Recherchen, aber auch mit<br />
Grafiken, Tabellen oder Cartoons bzw.<br />
Karikaturen leistete die Redaktion einen<br />
Beitrag zu mehr Transparenz, inhaltlichen<br />
Debatten und gegenseitigem Austausch<br />
in der Branche. Auffallend für<br />
diese Jahre war die Öffnung für brisante<br />
politische Themen. So scheuten sich die<br />
Verantwortlichen nicht, aktuelle Fragen<br />
von Raumplanung, Stadtentwicklung<br />
oder das notorisch kontroverse Mietrecht<br />
aufzugreifen. Persönlichkeiten der<br />
Politik wie die Bundesräte Arnold Koller
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Titel-Thema<br />
41<br />
«Ein Immobilienbewerter<br />
verfügt heute über aktuelle<br />
Standort- und Marktdaten<br />
sowie Marktdiskontsätze.»<br />
Donato Scognamiglio, IAZI<br />
«Der Substanz- wurde vom Ertragswert<br />
abgelöst und man hörte erstmals<br />
von der DCF-Methode, die aber erst<br />
später eingeführt wurde.»<br />
Riccardo Boscardin, UBS<br />
oder Jean-Pascal Delamuraz oder die<br />
Zürcher Stadträtin Ursula Koch kamen<br />
auf die Titelseite, nicht als fotografierte<br />
Grössen der Politszene, sondern von einem<br />
Zeichner gekonnt in Szene gesetzt.<br />
Hoher Besuch<br />
Auf welch beachtliche Resonanz IB damals<br />
stiess, zeigt in wirtschaftlicher<br />
Hinsicht der sehr erfolgreiche Anzeigenverkauf<br />
von Beginn weg. Andererseits<br />
liest sich das erste grosse Round-Table-<br />
Gespräch in den Zürcher Redaktionsräumen<br />
wie ein «Who is Who» der wichtigsten<br />
Akteure: Illustre Gäste von Rolf<br />
Jeker und Heinz Daester waren Vertreter<br />
grosser Investoren und Firmen wie<br />
Karl Steiner AG, Patria Versicherungen<br />
und der Chef einer grossen Pensionskasse<br />
(Schweiz. Elektrizitätswerke<br />
PKE). Weiter nahmen keine Geringeren<br />
als der damalige SVIT-Präsident, Toni<br />
Bächler, sowie der Präsident des Zürcher<br />
Hauseigentümerverbandes, Peter<br />
Duft, teil. «Aus Fehlern lernen», so der<br />
Titel der ausführlichen Geschichte im<br />
Blatt, die sich über mehrere Seiten erstreckte.<br />
Was heute als selbstverständlich<br />
verstanden wird, wurde damals in<br />
dem grossen Interview erstmals deutlich<br />
ausgesprochen und gefordert: Neue<br />
Projekte dürfen erst dann angeschoben<br />
werden, wenn die Wirtschaftlichkeit und<br />
vor allem die Nachfrage auf den Mietmärkten<br />
vorgängig geprüft werden und<br />
belegt werden können. Toni Bächler ermahnte<br />
zu «marktgängigen» Angeboten<br />
und forderte eine «kreative Reaktion»<br />
auf die Probleme des Immobilienmarktes.<br />
Die Zeichen der Zeit erkannte in dem<br />
Interview Karl Dudler, damals Vizedirektor<br />
bei Oerlikon Bührle Immobilien: «In<br />
jeder Krise steckt die Chance des Neubeginns<br />
oder des Neuen überhaupt.»<br />
Der Architekt Martin Hofer, schon damals<br />
Mitarbeiter und später Partner<br />
beim renommierten Beratungsunternehmen<br />
Wüest & Partner (W & P),<br />
witterte ebenfalls Morgenluft: «Es<br />
gab erste Anzeichen dafür, dass der<br />
Baumarkt vom darniederliegenden<br />
Geschäftsflächenmarkt auf den Wohnungsmarkt<br />
ausweichen wollte.» Zögerlich<br />
richtete sich das Augenmerk<br />
auf den Bereich Bausanierung, dann<br />
aber auch auf den Eigenheimmarkt,<br />
der sich später als eigentlicher Renner<br />
entpuppen sollte. Ähnlich wie «IMMO-<br />
BILIEN Business» schrieben W & P<br />
damals, dass «1994 das Jahr der Konsolidierung»<br />
werden könnte.<br />
Quer durch die Szene von Bau- und Immobilienwirtschaft,<br />
Banken, Finanzexperten<br />
und Ausbildungsstätten reifte<br />
die Einsicht, dass ein professionellerer<br />
Umgang und neue Methoden der Beurteilung<br />
und Bewertung von Liegenschaften<br />
nottaten. Je nach Region und<br />
Nutzung war von Preiseinbrüchen in<br />
der Grössenordnung von 20 bis 40 Prozent<br />
die Rede, je nach Schätzung sollen<br />
die Banken in ihren Hypothekenportfolios<br />
Verluste von bis zu 60 oder 70 Milliarden<br />
Franken erlitten haben. Die<br />
Wiederholung eines solch zerstörerischen<br />
Immobiliensturms galt es um<br />
jeden Preis zu vermeiden. So berichtete<br />
IB denn auch laufend über wichtige<br />
Marktindikatoren, Preise und Kennzahlen,<br />
öffnete sich in der Berichterstattung<br />
aber auch neuen Methoden<br />
und neuen Ansätzen aus Finanztheorie<br />
und Volkswirtschaft.<br />
Wandel der<br />
Immobilien-Bewertung<br />
Besonders wichtig war die Veränderung<br />
des «Schätzungswesens». Rückblickend<br />
betrachtet, mangelte es der<br />
Periode vor 1994 an modernen und unabhängigen<br />
Methoden, um die an sich<br />
einfache Frage zu beantworten: Was ist<br />
der faire Wert einer Immobilie, und aufgrund<br />
welcher Eigenschaften bemisst<br />
sich dieser Wert? Eine Zeit lang wurden<br />
traditionelle Substanzwertansätze, oft<br />
von Architekten praktiziert und verfeinert,<br />
kaum hinterfragt. Die Transparenz,<br />
was Preise, Transaktionen oder<br />
Marktkapitalisierungssätze betraf, liess<br />
insgesamt gewaltig zu wünschen übrig.<br />
So ist es kaum ein Zufall, dass ausgerechnet<br />
im gleichen Jahr (1994) das Informations-<br />
und Ausbildungszentrum<br />
für Immobilien (IAZI) gegründet worden<br />
ist. Donato Scognamiglio, der eine Dissertation<br />
über hedonische Bewertungen<br />
von Immobilien verfasst hatte, war<br />
massgeblich am Aufbau und der Verankerung<br />
des IAZI in der Branche beteiligt.<br />
Für Scognamiglio war es folgerichtig,<br />
dass die vom IAZI entwickelte Methode<br />
zur Berechnung von «fairen» Marktpreisen<br />
bei allen Marktteilnehmern<br />
auf offene Ohren stiess. Nach seiner<br />
Einschätzung hat sich die Transparenz<br />
seither entscheidend verbessert. Dank<br />
des Swiss Property Benchmarks stehen<br />
den Schweizer Immobilieneigentümern<br />
rückwirkend seit 1994 sehr präzise und<br />
umfassende Zahlen zu Renditen, Kosten
Titel-Thema<br />
42<br />
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
«Der Wendepunkt im Immobilienmarkt<br />
war die Einführung der meisten börsenkotierten<br />
Gesellschaften anfangs 2000.»<br />
Luciano Gabriel, CEO PSP<br />
«1994 hatten die Preise, je nach Region und<br />
Nutzung, um 20 bis 40 Prozent nachgegeben,<br />
eine Erholung war noch nicht in Sicht.»<br />
Martin Hofer, Wüest & Partner<br />
und Mieten zur Verfügung. «Ein Immobilienbewerter<br />
verfügt heute über aktuelle<br />
Standort- und Marktdaten sowie<br />
Marktdiskontsätze», sagt Scognamiglio.<br />
IB war über all die Jahre auch ein Spiegel<br />
der Trends bei den indirekten Immobilienanlagen,<br />
die ebenfalls von einem<br />
einschneidenden Wandel betroffen waren.<br />
1994 konnten die Schweizer Immobilienfonds<br />
erstmals wieder Emissionen<br />
durchführen. «Dank der gesenkten Zinsen<br />
am Geld- und Kapitalmarkt nahm<br />
das Interesse an Immobilien und an<br />
Immobilienanlagen wieder zu», erinnert<br />
sich Riccardo Boscardin, damals<br />
Leiter der Immobilienfondsleitung Himac<br />
AG, einer Tochtergesellschaft des<br />
Schweizerischen Bankvereins. Boscardin<br />
wurde später Leiter der UBS-<br />
Immobilienfonds und Head Global Real<br />
Estate (Switzerland) bei der Grossbank.<br />
Die jährlichen Fonds-Ausschüttungen<br />
bewegten sich damals dem Zinsumfeld<br />
entsprechend in einer Grössenordnung<br />
von sechs bis sieben Prozent. In dieser<br />
Phase haben sich auch die Fonds professionalisiert,<br />
etwa in Sachen Bewertung,<br />
Research und Einführung eines<br />
eigentlichen Portfoliomanagements.<br />
Das neue Anlagefondsgesetz von 1995<br />
verbesserte den Anlegerschutz.<br />
Die ersten Immobilien-AGs<br />
«Die Professionalisierung des Immobilienmarktes<br />
war eins zu eins eine<br />
Folge der Krise von 1992–1996», so das<br />
Fazit von Martin Hofer von Wüest &<br />
Partner. Als herausragende Änderungen<br />
betrachtet er vor allem die erwähnten<br />
Neuerungen im Schätzungsbereich<br />
und die Forderung nach Unabhängigkeit<br />
der Schätzungsexperten. Doch laut Hofer<br />
haben sich auch andere Disziplinen<br />
wie etwa die Projektentwicklung seither<br />
stark verändert. «Die Projektentwicklung,<br />
die es natürlich schon vorher<br />
gab, wurde auf eine völlig neue Basis<br />
gestellt», sagt Hofer. Objektivität, Datenunterstützung,<br />
Qualität, Wirtschaftlichkeit<br />
etc. traten gemäss Hofer an die<br />
Stelle von «Hemdsärmligkeit, Individualempirie<br />
und Werweissen».<br />
Um das Jahr 2000 schlugen sich weitere<br />
wichtige Veränderungen im Immobilienmarkt<br />
in der IB-Berichterstattung<br />
nieder. Die Tatsache, dass grosse<br />
Konzerne ihre Bilanzen verkürzen und<br />
sich von ihren «langweiligen» Immobilien<br />
trennen wollten, schuf den idealen<br />
Rahmen, um Portfolios neu zusammenzustellen<br />
und sich damit als börsenkotierte<br />
Immobiliengesellschaft<br />
an einen neuen Kreis von Anlegern zu<br />
richten. In dieser Zeit entstanden die<br />
heute grossen und etablierten Gesellschaften<br />
wie Swiss Prime Site, PSP<br />
Swiss Property und Allreal.<br />
«Mit dem Aufkommen von börsenkotierten<br />
Immobiliengesellschaften<br />
ist der Markt professioneller geworden»,<br />
erklärt Luciano Gabriel, CEO<br />
von PSP. Die Transparenz- und Corporate-Governance-Anforderungen,<br />
die<br />
Anwendung von internationalen Rechnungslegungsstandards<br />
mit regelmässigen<br />
Neubewertungen (IFRS) und<br />
die laufende kritische Betrachtung<br />
durch kompetente institutionelle Investoren<br />
haben wesentlich zu transparenteren<br />
und faireren Transaktionsverfahren<br />
beigetragen.<br />
Ab 2003 stellte «IMMOBILIEN Business»<br />
auf das Magazinformat um und<br />
vollzog in Sachen Layout, Themenstrecken<br />
und Rubriken einen Wandel. In der<br />
Folge entspannen sich grundsätzliche<br />
Debatten, inwiefern der bebilderten<br />
Berichterstattung über schöne Objekte,<br />
Projekte, Architektur, Wohnen und Hotels<br />
mehr Raum gewährt werden sollte.<br />
Später rückte die Redaktion nebst den<br />
bewährten Fachthemen über Immobilien<br />
und dem ausführlichen Finanzteil<br />
auch ausführliche Präsentationen von<br />
Luxusvillen, Golfplätzen und Fünf-Sterne-Hotels<br />
ins Magazin. Um 2008 folgte<br />
ein weiterer Relaunch mit neuer Gestaltung<br />
und angepasstem Konzept. IB kam<br />
wieder vermehrt auf seine Kernkompetenzen<br />
zurück, konzentrierte sich stärker<br />
auf die Immobilienmärkte, Player<br />
und Investmentthemen. IB vermochte<br />
sich jedenfalls über all die Jahre als viel<br />
gelesenes Medium auf dem Markt zu<br />
behaupten und konnte im Jahr 2008 den<br />
Q-Award entgegennehmen, eine vom<br />
Verband Schweizer Presse jährlich an<br />
hervorragende Fachpressetitel verliehene<br />
Auszeichnung. – Während andere<br />
in den 1990er-Jahren gross gewordene<br />
Medienprodukte wie «Facts» oder<br />
«Cash» als Printtitel verschwunden<br />
sind, erfreut sich IB bis heute alter Frische<br />
und gemäss neuen Befragungen<br />
einer immer stärker wachsenden Resonanz<br />
in breiten Fachkreisen der gesamten<br />
Immobilienbranche. Und weil das<br />
Bedürfnis nach unabhängiger, kompetenter<br />
Information in diesem Segment<br />
bis heute ungebrochen ist, wird die Zeitschrift<br />
noch manchen Immobiliensturm<br />
standhaft überstehen.
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Titel-Thema<br />
43<br />
Heinz Ernst Daester<br />
Karl Wild<br />
Philipp Dreyer<br />
Der erste<br />
Chefredaktor<br />
1994–2006<br />
Das publizistische Konzept als Fachmagazin<br />
hat der Journalist und HWV-<br />
Absolvent Heinz Daester entwickelt.<br />
«Nach der Krise der 90er-Jahre lagen<br />
die Bau- und Immobilienmärkte in<br />
Trümmern», erinnert sich Daester. Ihm<br />
lag zunächst daran, über all die neuen<br />
Methoden zu berichten, die die Märkte<br />
künftig transparenter machen würden.<br />
Ihm war klar, dass sich die Immobilienbranche<br />
wieder erholen wird, sich aber<br />
für die neuen Theorien in der Finanzund<br />
Wirtschaftswelt wird öffnen müssen.<br />
Daester interviewte Topshots wie<br />
den US-Investor Rodmann Rockefeller<br />
oder den Remax-Gründer Dave Liniger.<br />
Unter Daester erfolgte 2003 der Relaunch<br />
im neuen Magazinformat und<br />
mit neuen Rubriken. In dieser Zeit war<br />
er nebst seiner Position als Chefredaktor<br />
auch Verlagsleiter und Teilhaber der<br />
Zeitschrift.<br />
Frischer Wind<br />
von der «Bilanz»<br />
2006–2007<br />
«Das war eine turbulente, aber auch<br />
sehr lehrreiche Zeit», erinnert sich<br />
der bekannte Wirtschaftsjournalist<br />
Karl Wild. Er kam als Nachfolger von<br />
Heinz Daester in die Chefredaktion<br />
und sollte nach Meinungsdifferenzen<br />
zwischen Verlag und Herausgebern<br />
wieder Ruhe in den Betrieb bringen.<br />
Wild wendete dabei routiniert Re -<br />
zepte an, die er bei der «Bilanz» und<br />
anderen Medien gelernt hatte: Hinter<br />
jedem Unternehmen stehen Köpfe,<br />
und erste Aufgabe der Journalisten<br />
ist es, diese Geschichten zu erzählen<br />
und die Beweggründe der Macher und<br />
Player transparent zu machen. Das<br />
Magazin wurde farbiger, rückte mehr<br />
prominente Köpfe der Branche in den<br />
Fokus, pflegte aber den fachlichen und<br />
den Finanzteil in bewährter Manier<br />
weiter.<br />
Alle Aspekte rund<br />
um Immobilie<br />
2007-2008<br />
Philipp Dreyer war bereits zuvor Autor<br />
und Redaktor beim «IMMOBILIEN<br />
Business» gewesen und verfügte über<br />
reichlich Erfahrung im Journalismus.<br />
«Mir lag daran, Immobilien nicht rein<br />
als Investment zu zeigen, sondern<br />
alle Aspekte rundherum auch zu<br />
beleuchten», so sein Credo. Er pflegte<br />
die Rubrik Hotel World besonders<br />
und baute die Berichterstattung über<br />
Architektur und aktuelle Bauten aus.<br />
Als eines seiner Highlights bezeichnet<br />
er ein Interview mit dem Investor<br />
Samih Sawiris. Gegenüber Dreyer<br />
plauderte der Investor des grossen<br />
Resorts in Andermatt quasi aus dem<br />
«Nähkästchen» – über den Einstandspreis<br />
beim Land oder seine Absichten<br />
zur Problematik der «kalten Betten».<br />
Das Sawiris-Interview wurde danach<br />
in vielen anderen Schweizer Medien<br />
zitiert.<br />
Eine aufregende Geschichte 1994–2014<br />
Die turbulente, um nicht zu sagen aufregende Geschichte von «IMMOBILIEN Business» widerspiegelt die<br />
Suche der Schweizer Immobilienwirtschaft nach ihrem eigenen Profil, ihrer eigenen Daseinsberechtigung.<br />
Immer wieder am Abgrund des nicht mehr Vertretbaren, des Kitschigen oder Käuflichen war uns<br />
aber allen immer klar: Wir haben nur diese eine vereinsunabhängige Branchenzeitschrift – entweder Andreas Loepfe,<br />
diese oder keine. So blieben wir treu, nicht zuletzt weil man von Unternehmer zu Unternehmer sprach, Managing Director<br />
weil wir das bestimmte Gefühl hatten und haben, dass die Immobilienwirtschaft mehr ist als ein paar CUREM<br />
verirrte «Visionäre» im Goldrausch. Die Geschichte ist aber noch nicht zu Ende – noch immer verdienen<br />
Makler, die an der Grenze des Legalen operieren, mehr als Berater und Berater mehr als die meisten Unternehmer. Immer<br />
noch verstehen die Stiftungsräte von Pensionskassen, Investment-Controller, Ökonomen von SNB und FINMA kaum etwas<br />
von Immobilien. Vielleicht weil sie immer noch nicht «IMMOBILIEN Business» lesen?
Titel-Thema<br />
44<br />
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Rolf Breiner<br />
Remi Buchschacher<br />
Birgitt Wüst<br />
Die Menschen dahinter<br />
zeigen<br />
2008–2012<br />
Der Westfale Rolf Breiner lebt bereits<br />
seit 1971 in der Schweiz. Er war seit<br />
2005 Redaktor, danach mehrere Jahre<br />
Chefredaktor beim «IMMOBLIEN Business».<br />
Sein Credo lautet: «Hinter jeder<br />
Immobilie steht ein Mensch.» Breiner<br />
baute nebst dem Fachteil Reportagen<br />
und Interviews aus, die Nähe zu den<br />
Machern und Playern der Branche<br />
herstellten. Besonders farbig in Erinnerung<br />
blieben zum Beispiel seine Interviews<br />
mit dem Stararchitekten Daniel<br />
Libeskind, mit Abt Martin Werlen<br />
von Einsiedeln oder Graf und Gräfin<br />
Bernadotte von der Insel Mainau am<br />
Bodensee (Titelstory 2012). Unter Rolf<br />
Breiner wurde konsequenterweise die<br />
grosse Rubrik «Player» eingeführt,<br />
er engagierte sich aber auch sehr für<br />
Spezialprojekte, etwa die Messebeilagen<br />
für Eigenheim- und Baumessen in<br />
St. Gallen und Zürich.<br />
Gründer der<br />
Immobilien gespräche<br />
Redaktor 1997–2004<br />
Remi Buchschacher kam bereits<br />
1997 als Redaktor zum «IMMOBLIEN<br />
Business» und brachte sein breites<br />
Wissen über Politik, Wirtschaft und im<br />
Besonderen zu Immobilien ein. Er war<br />
u.a. akkreditierter Bundeshausjournalist,<br />
stand in Kontakt zu politischen<br />
Grössen, die sich Immobilienfragen<br />
widmeten. Besondere Verdienste<br />
erwarb er sich mit der Gründung der<br />
Immobiliengespräche im Jahr 2006.<br />
Damit schuf er eine einmalige Plattform,<br />
um Debatten wichtiger Player<br />
und Meinungsführer zu eröffnen und<br />
für das Publikum öffentlich zu machen.<br />
«Highlights waren für mich die<br />
vollen Säle im Restaurant Au Premier<br />
im Bahnhof Zürich von 2006 bis 2008»,<br />
erinnert er sich. 2009 erfolgte die<br />
Fusion mit «IMMOBLIEN Business»<br />
und 2012 die Übernahme der Gespräche<br />
durch die galledia.<br />
Chefredaktorin<br />
ab 2013<br />
Seit mehr als 20 Jahren fokussiert<br />
sich die Wirtschaftsjournalistin auf<br />
die internationalen Immobilieninvestmentmärkte.<br />
«Tene rem, verba<br />
sequentur», teilt Birgitt Wüst einen<br />
Grundsatz der Rhetorik. Übertragen in<br />
etwa: Versteh den Sachverhalt, dann<br />
kannst du auch darüber schreiben.<br />
Angesichts immer komplexer werdender<br />
Verflechtungen der Finanz- und<br />
Immobilienmärkte hielt es Wüst für<br />
naheliegend, sich Anfang des letzten<br />
Jahrzehnts zur Sachverständigen<br />
für Immobilienbewertung fortzubilden.<br />
Weiterer Vorteil des «zweiten<br />
Standbeins»: Unabhängigkeit – aus<br />
ihrer Sicht neben dem Verständnis<br />
für die Materie, Stilsicherheit sowie<br />
sorgfältiger und unvoreingenommener<br />
Recherche keine unwesentliche<br />
Voraussetzung für guten (Fach-)<br />
Journalismus.<br />
Titelblatt Mai/<br />
Juni 1995 mit<br />
Bundesrat<br />
Arnold Koller<br />
Titelbild von<br />
März 2003,<br />
erste Ausgabe<br />
im<br />
Magaz informat<br />
November<br />
2013
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zugleich sind. Was Sie davon haben? Mehr<br />
Komfort, zum Beispiel durch die Programmierung<br />
von individuellen Lichtstimmungen, geringere<br />
Energiekosten, höhere Sicherheit oder das gute<br />
Gefühl, den Wert der eigenen Immobilie ganz einfach<br />
zu steigern – ob Bestands- oder Neubau. Steuern<br />
kann man das Smart Home-System übrigens einfach<br />
über die Lichtschalter oder bequem via PC, Tablet<br />
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Im Profil<br />
46<br />
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
«Ein gewisses Mass an<br />
Glamour tut gut»<br />
Rückblick – Riccardo Boscardin zählt seit Jahrzehnten zu den wichtigsten<br />
«Playern» des Schweizer Immobilienmarkts – und auch zu den «farbigsten».<br />
Ende Dezember tritt der «Ausnahmemanager» in den Ruhestand.<br />
Von Birgitt Wüst. Bilder: PD
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Im Profil<br />
47<br />
«Mein Ziel war es immer,<br />
Ästhetik, Nachhaltigkeit und Rendite<br />
auf einen Nenner zu bringen.»<br />
Riccardo Boscardin<br />
Ein gut gelaunter Manager, der singend<br />
durch die Flure seiner Bank schreitet,<br />
ist ein eher seltener Anblick. Nicht so<br />
in Basel, genauer gesagt im Brunngässlein<br />
12, am Hauptsitz von UBS<br />
Global Real Estate Switzerland. Die<br />
Rede ist von Riccardo («Riki») Boscardin,<br />
dem langjährigen Leiter der<br />
Immobilienfondssparte der Schweizer<br />
Grossbank. Boscardin hat in diesem<br />
Frühjahr die Führung der UBS Global<br />
Real Estate seinem Nachfolger Daniel<br />
Brüllmann übergeben; ab Januar 2015<br />
wird er aber der UBS als Senior Adviser<br />
in ausgewählten Komitees und Gre -<br />
mien weiterhin zur Verfügung stehen,<br />
Zeit also für eine Bestandsaufnahme.<br />
Eine Vorzeigekarriere<br />
Die Karriere von Riccardo Boscardin ist<br />
bemerkenswert. Der gebürtige Basler<br />
zählt zu bedeutendsten Real-Estate-<br />
Managern der Schweiz; die Bilanz seiner<br />
fast auf den Tag genau 30-jährigen<br />
Amtszeit kann sich sehen lassen.<br />
Während Boscardins Ägide entwickelte<br />
sich die Schweiz zum international gefragten,<br />
«reifen» Immobilienmarkt und<br />
die kotierte Immobilienfondssparte der<br />
UBS zum Schweizer Marktführer. 2002,<br />
bei seinem Wiedereintritt in die fusionierte<br />
UBS, zählten circa 500 Immobilien<br />
im Gesamtwert von circa 6,5 Milliarden<br />
Franken zum Portfolio der<br />
UBS-Immobilienfonds und -Anlagestiftungen;<br />
zum 1. April konnte Boscardin<br />
stolz die Verantwortung für<br />
circa 14,5 Milliarden «Assets under<br />
Management» an Daniel Brüllmann<br />
übergeben.<br />
Zweifelsohne ein sehr beeindruckender<br />
Leistungsausweis und umso bemerkenswerter,<br />
als es sich bei Boscardins<br />
beruflicher Laufbahn nicht um<br />
die Karriere eines «knallharten Managers»<br />
handelt. Fragt man ihn nach den<br />
entscheidenden Weichen seines beruflichen<br />
Erfolgs, sagt er bescheiden:<br />
«Zum institutionellen Immobiliengeschäft<br />
kam ich eher durch einen Zufall.<br />
Ich hatte die Chance, beim Bankverein<br />
ab 1984 in der Immobilienfondsleitung<br />
rasch Karriere zu machen – und von<br />
dort an das Glück, immer zum richtigen<br />
Zeitpunkt dort zu sein, wo Chefs<br />
mich gefördert haben.»<br />
Doch steht zu vermuten, dass der promovierte<br />
Jurist Qualitäten hatte, die<br />
seine Förderer überzeugt und ihm zum<br />
«Glück» verholfen haben. Zu nennen<br />
wäre etwa ein «gewisses Faible für<br />
Architektur», welches Boscardin<br />
selbst einräumt und welches das für<br />
eine Leitungsposition im institutionellen<br />
Immobiliengeschäft notwendige<br />
Gespür für Chancen und Risiken hervorragend<br />
ergänzt. Ferner Durchsetzungsvermögen<br />
und Entschlusskraft<br />
– sprich: keine Angst, auch unbequeme<br />
Entscheidungen zu treffen, wenn es erforderlich<br />
wird. Darüber hinaus zeichnet<br />
Boscardin eine gewisse Leidenschaft<br />
für seinen Beruf aus; er handelt<br />
nach Grundsätzen, die geeignet sind,<br />
die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, in<br />
rentable Immobilien oder Projektentwicklungen<br />
zu investieren. «Mein Ziel<br />
war es immer, Ästhetik, Nachhaltigkeit<br />
und Rendite auf einen Nenner zu bringen»,<br />
sagt Boscardin. Dieses Motto<br />
scheint sich, unter dem Strich betrachtet,<br />
für die Anleger bisher ausgezahlt<br />
zu haben.<br />
Hinzu kommen Qualitäten, die sowohl<br />
die Mitarbeiterführung wie den Aufbau<br />
von geschäfts- und umsatzfördernden<br />
Netzwerken günstig beeinflusst haben<br />
dürften.<br />
«Es ging immer menschlich zu»<br />
Boscardins Esprit, sein Savoir-vivre,<br />
seine heitere Grundstimmung und sein<br />
Sinn für Humor sind in der Schweizer<br />
Immobilienszene Legende. Ebenso sein<br />
unkonventioneller Führungsstil und die<br />
Bereitschaft, ein Mass an Verantwortung<br />
zu übernehmen, das weit über das<br />
«beruflich Notwendige hi nausgeht»,<br />
wie Mitarbeiter berichten. «Kein Geburtstag<br />
und keine Hochzeit eines Kollegen,<br />
zu der Riki nicht gratuliert hat;<br />
kein Todesfall, an dem er nicht Anteil<br />
nahm.» «Meine Mitarbeiter sind viel intelligenter<br />
als ich – aber ich bin sehr gut<br />
in der Mitarbeiterführung», schmunzelt<br />
Boscardin. Er hält das interne Betriebsklima<br />
für einen «extrem wichtigen<br />
Faktor», um ein erfolgreiches Geschäft<br />
aufzubauen oder zu führen. Sein Credo:<br />
«Ein gesundes Arbeitsklima ist mithin<br />
ebenso wichtig wie die Kompetenz<br />
eines Teams». So habe er immer darauf<br />
geachtet, dass es in seinem Team<br />
«menschlich zuging»: «Ich habe niemals<br />
Ziele vorgegeben, die eigentlich<br />
nicht erreichbar, sondern Aufgaben gestellt,<br />
die machbar waren.»<br />
Die Freude an der Arbeit und das<br />
Schätzen des Arbeitsumfelds sind für<br />
Boscardin wichtige Voraussetzungen,<br />
damit ein Team funktioniert und gute
Im Profil<br />
48<br />
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Ergebnisse bringt – und tatsächlich<br />
zeichnet sich seine Abteilung durch<br />
eine sehr geringe Fluktuation aus.<br />
Selbst der neue CEO konnte aus den<br />
eigenen Reihen rekrutiert werden – bei<br />
Grosskonzernen eine Seltenheit.<br />
Für extrem wichtig hält Boscardin die<br />
Auswahl neuer Mitarbeiter. «Leute anzustellen,<br />
finde ich etwas ganz Tolles»,<br />
sagt er. «Meine Mitarbeiter testen die<br />
fachliche Kompetenz, ich will mehr<br />
über die persönlichen Eigenschaften<br />
des Kandidaten wissen.» Ähnlich wie er<br />
die Sparte immer wie ein «eigenes Geschäft»<br />
geführt habe, habe er seine Abteilung<br />
wie eine grosse Familie betrachtet,<br />
«wie meine Kinder». Er lege Wert<br />
auf motivierte Mitarbeiter, inte ressiere<br />
sich für die Leute und wisse viel von deren<br />
Privatleben. Dass Boscardin in der<br />
Branche «der Patron» genannt wird,<br />
kommt also nicht von ungefähr.<br />
«Die persönliche Bindung ist wichtig<br />
– nicht nur zu Mitarbeitern, auch zu<br />
Geschäftspartnern», ist der Manager<br />
überzeugt. «Denn die Bindung schafft<br />
Vertrauen. Sie ermöglicht u.a., Investoren,<br />
Grundstücksverkäufern oder<br />
Projektentwicklern zu sagen: Kommt<br />
zuerst zu mir – ich möchte nicht der<br />
Fünfte in der Reihe sein, wenn es um interessante<br />
Objekte oder Projekte geht.»<br />
Auf dem als «eng» und eher intransparent<br />
bekannten Schweizer Immobilienmarkt<br />
sicherlich ein Vorteil, und<br />
tatsächlich ist kaum jemand auf dem<br />
Schweizer wie internationalen Immobilien-<br />
und Wirtschaftsparkett so gut<br />
vernetzt wie Riccardo Boscardin. In der<br />
Branche hat er einen ausgezeichneten<br />
Ruf: Er gilt als «Mann von Wort», für<br />
den der Handschlag zählt, als jemand,<br />
dem man vertrauen kann, mit dem man<br />
sich gerne trifft und spricht – und mit<br />
dem man gerne Geschäfte macht.<br />
«Ich war immer unabhängig»<br />
«Etwas gerne tun» – für Boscardin<br />
ist es eine Grundeinstellung, auch für<br />
das Berufsleben eine conditio sine qua<br />
non. Er will «Freude am Geschäft, an<br />
den Liegenschaften» haben und handelt<br />
entsprechend, oftmals auch «nach<br />
Feierabend». Kollegen wie Geschäftspartner<br />
rühmen seine Dinner-Einladungen<br />
– für die es sich der «Patron»<br />
nicht nehmen lässt, die Tafel selbst zu<br />
decken. «Das mache ich gerne», sagt<br />
Boscardin und lässt durchblicken, dass<br />
er weiss, wo die Dessertlöffel zu liegen<br />
und die Weissweingläser zu stehen<br />
kommen, und dass er mit Freude die<br />
Sitzordnung festlegt. «Ich schätze Gesellschaften<br />
sehr. Ausserdem: In einer<br />
Position als CEO muss man sich sehen<br />
lassen, nicht nur bei der Arbeit, auch<br />
privat. Ein gewisses Mass an Glamour<br />
tut gut und macht Spass.» Was natürlich<br />
ein gewisses Savoir-faire bedingt,<br />
ferner, dass man ein Haus hat, das sich<br />
für Empfänge eignet – und nicht zuletzt<br />
eine Frau, die mitspielt.<br />
Rückblickend nennt Boscardin eine<br />
weitere wichtige Voraussetzung für sein<br />
erfolgreiches Berufsleben. «Ich war finanziell<br />
immer relativ unabhängig und<br />
hätte jederzeit gehen können, hätte es<br />
einmal unüberwindliche Differenzen<br />
gegeben.» Im schlimmsten Fall hätte<br />
eben seine Frau – sie ist Gymnasiallehrerin<br />
– für die Familie sorgen müssen.<br />
«Ich habe mich nie als der ‹Ernährer›<br />
unserer Familie gefühlt und damit sicher<br />
auch signalisiert, dass ich unabhängig<br />
bin – und nichts anderes gibt<br />
so viel Sicherheit im Geschäftsleben»,<br />
sagt Boscardin, betont aber gleichzeitig,<br />
dass er auch privat sehr viel Glück gehabt<br />
habe. «Meine Frau, obwohl selbst<br />
berufstätig und Mutter von drei Kindern,<br />
hat mir immer den Rücken freigehalten.»<br />
Den Anteil eines ausgeglichenen<br />
Familienlebens an seinem beruflichen<br />
Erfolg stuft Boscardin als sehr hoch ein.<br />
Nicht missen möchte er etwa die Zeit, in<br />
der er – auch damals längst nicht mehr<br />
allgemein üblich – in der Mittagspause<br />
nach Hause ging: «Bis 2001 haben wir<br />
dreimal täglich zusammen gegessen.<br />
Das war schon ein grosses Stück Lebensqualität,<br />
die man früher hatte.»<br />
Und Fehler? Auch hier bleibt der sympathische<br />
Manager keine Antwort schuldig.<br />
«Sicher kommt es vor, dass man die<br />
‹falsche› Liegenschaft kauft – aber so<br />
etwas bleibt nicht aus im Geschäftsleben.<br />
Ein gewisses Risiko gibt es immer;<br />
das wissen auch die Anleger.»<br />
Skandale in seiner beruflichen Vita<br />
sucht man indes vergebens*. «Bisher<br />
jedenfalls gab es keine», sagt Boscardin<br />
und klopft lächelnd auf den Tisch. «Ich<br />
hoffe, dass das auch in den kommenden<br />
Monaten so bleibt und ich erhobenen<br />
Hauptes in den Ruhestand gehen kann.»<br />
Bis dahin sind es nur noch ein paar Wochen<br />
– und es schaut ganz danach aus,<br />
als ginge dieser Wunsch in Erfüllung.<br />
* Für negative Schlagzeilen sorgten allenfalls<br />
Ende 2002 die Zusammenlegung von fünf<br />
UBS-Immobilienfonds sowie die zeitgleich<br />
erfolgte Umstellung der Immobilienbewertung<br />
auf das DCF-Verfahren und damit verbundene<br />
vorübergehende Kursverluste.
Wer Immobilien sucht, findet Sie<br />
noch einfacher. Suchen Sie nicht lange:<br />
NZZdomizil.ch
Asset- und Portfoliomanagement<br />
50<br />
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Kreativität gefragt<br />
Bestellerkompetenz – Der Spitalbau boomt in der Schweiz. Bei der Planung<br />
von Kliniken darauf zu achten, dass nachhaltig nutzbare Immobilien entstehen<br />
und kein Kapital versenkt wird, wird leider oft übersehen.<br />
von Peter Gallmann, Bilder: PD, «didymos», Kantonsspital Winterthur<br />
Herausforderung Spitalbau: Der Bau von Kliniken setzt ein immenses Fachwissen voraus.<br />
Es ist schwer, ein Ziel zu finden, das<br />
man nicht genau kennt. Ausserdem<br />
finden Forscher in der Regel das, wonach<br />
sie suchen. Abgeleitet von diesen<br />
zwei Binsenwahrheiten macht sich so<br />
mancher Marktbeobachter seit Jahren<br />
Gedanken dazu, wie denn nun Neubauten<br />
idealerweise zu entwickeln<br />
sind – insbesondere Geschäftshäuser,<br />
Immobilien für die Industrie und für<br />
die Gesundheitsbranche im Speziellen.<br />
Dabei stellt sich zunächst die Frage,<br />
wer denn in welchen Segmenten<br />
was genau bestellt. Bürohäuser und<br />
Einkaufscenter werden üblicherweise<br />
von Projektentwicklern konzipiert,<br />
realisiert, erstvermietet und dann dem<br />
Investorenmarkt angeboten. Bei Bürohäusern<br />
zum Beispiel sind die Voraussetzungen<br />
für eine erfolgreiche,<br />
langfristig optimale Nutzung weitgehend<br />
bekannt und erprobt. Das Erfolgsrezept<br />
– das Achten auf Raumhöhen,<br />
Rasterachsen, Erschliessung für<br />
unterschiedliche Vermietungsflächen,<br />
Erschliessungszonen, Grundausbau,<br />
teilweise modulare und mehrfach wiederverwendbare<br />
Ausbauten und Installationen<br />
– wird denn auch oft angewandt<br />
und sorgfältig umgesetzt.<br />
Das Bewusstsein darüber, dass sich<br />
die Raumbedürfnisse von einem grossen<br />
Mieter, der sich zum Beispiel für<br />
zehn oder mehr Jahre fest einmietet,<br />
laufend, ja oft jährlich verändern, ist<br />
inzwischen am Markt durchgedrungen.<br />
Bei Bürohäusern fordert der Besteller<br />
denn auch überwiegend die erforderliche<br />
Flexibilität und Multifunktionalität<br />
ein. Ob die Bestellerkompetenz für die<br />
in den letzten Jahren erstellten Einkaufszentren<br />
ausreichend war, kann<br />
dagegen sicher hinterfragt werden –<br />
der Markt wird es zeigen.<br />
Nachholbedarf<br />
bei Industriebauten<br />
Ganz anders ist der Bestellprozess<br />
bei der Industrie und zum Beispiel bei<br />
Spitälern. Diese Objekte werden nicht
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Asset- und Portfoliomanagement<br />
51<br />
Der Autor<br />
Peter Gallmann arbeitete 40 Jahre in führenden Positionen bei Immobilieninvestoren<br />
und Immobiliendienstleistungsunternehmen in der Schweiz. Er verfügt über eine<br />
sehr breite, praxisgestützte Erfahrung in der Entwicklung, Vermarktung und Bewirtschaftung<br />
von Immobilien. Heute arbeitet er als selbstständiger Immobilienexperte<br />
im Einzelunternehmen immexpert (www.immexpert.ch) und stellt sein Wissen als<br />
strategischer Partner in den Dienst von grossen Immobilienbesitzern. Daneben ist<br />
Gallmann Stiftungsrat in der zu sanierenden Hochgebirgsklinik Davos, Partner im<br />
Expertennetzwerk SeestattExperts sowie Vizepräsident der FM-Kammer des SVIT.<br />
aus der Sicht von Immobilieninvestoren,<br />
sondern aufgrund von aktuellen<br />
Raumbedürfnissen bestellt. Die Industrie<br />
formuliert entsprechend den Produktionsanforderungen<br />
zum Beispiel<br />
für neue Produkte kurzfristig ein zu<br />
schaffendes Raumangebot, das dann<br />
exakt für diesen Bedarf, kostengünstig<br />
und schnell zu realisieren ist. Dabei<br />
orientiert sich der Bestellerprozess an<br />
den erprobten Tools für die Umsetzung<br />
der geforderten Raumstrukturen.<br />
Dass dabei eine Immobilie entsteht, die<br />
einen grossen Wert darstellt und deren<br />
Wert besser erhalten bleibt, wenn das<br />
Gebäude multifunktional und flexibel<br />
bestellt und gestaltet wird, geht oft unter.<br />
Das Gebäude wird benötigt, um einen<br />
grossen Auftrag abzuwickeln oder<br />
neue Produkte herzustellen. Die Marge<br />
stimmt, also ist das Objekt Mittel<br />
zum Zweck. Der Wertverlust im Falle<br />
einer Umnutzung oder eines Wegfalls<br />
der Produktion kann allerdings erheblich<br />
sein – was später einmal den Gewinn<br />
reduzieren könnte. Um hier diese<br />
namhaften Werte zu schaffen und zu<br />
erhalten, ist neben einer ergänzten<br />
Bestellerkompetenz eine Immobilienstrategie<br />
erforderlich, die diesen Namen<br />
verdient (vgl. hierzu die IB-Ausgaben<br />
März, April, Mai).<br />
Dabei wäre die Sache doch recht einfach<br />
besser zu machen. Die Zauberworte<br />
dazu heissen: modulare Bauweise,<br />
Flexibilität, Multifunktionalität,<br />
Optimierung der Lebenszykluskosten.<br />
Der Gesundheitsmarkt –<br />
eine Blackbox<br />
Momentan werden in der ganzen<br />
Schweiz mit Hochdruck neue Spitäler<br />
geplant und gebaut. Die Verantwortlichen<br />
bestellen diese Werke nach den<br />
erprobten Regeln der Kunst. Die Businesspläne<br />
zeigen auf, wie viel Raumbedarf<br />
für die nächsten Jahre erforderlich<br />
ist. Dieser Raumbedarf ist die<br />
Grundlage für die Ausschreibungen<br />
und der Markt offeriert Projekte, die<br />
exakt diesen Anforderungen entsprechen.<br />
So weit so gut. Aber ob das für<br />
eine nachhaltige Immobilienstrategie<br />
ausreicht? Die Immobilienplanung im<br />
Bereich Kliniken zählt nicht zu den<br />
einfachsten Aufgaben, denn der Markt<br />
ist im Umbruch, eine Blackbox. Für<br />
Immobilieninvestoren und –entwickler<br />
in diesem Bereich empfiehlt es<br />
sich, die anstehenden Veränderungen<br />
im Gesundheitswesen in ihre Planung<br />
mit einzukalkulieren. Hierzu zehn<br />
Thesen:<br />
1. Der Gesundheitsmarkt ist das einzige<br />
Geschäft, das Jahr für Jahr<br />
konstant zunimmt – und damit<br />
steigen in der Regel auch die Gesundheitskosten.<br />
Somit stellt sich<br />
nicht die Frage, ob es genügend<br />
Marktvolumen geben wird und wo<br />
die Leistungen in einem kompetitiven<br />
Markt (DRG = Preis entwickelt<br />
sich nach best practice) künftig<br />
angeboten und nachgefragt werden.<br />
2. Die Patienten werden mündig; sie<br />
werden sich künftig besser und<br />
umfassender über Leistung, Qualität<br />
und Benchmarking informieren.<br />
Wenn sie es können, werden<br />
sie in einem vernünftigen Einzugsbereich<br />
ihr Spital der Wahl suchen<br />
und finden.<br />
3. Die bessere Medizin bekommt der<br />
Patient dort, wo unter anderem<br />
die meisten Fälle sind und deshalb<br />
die grösste Innovation und Fachkompetenz<br />
ist. Unter dem DRG-<br />
System in der Schweiz wird sich<br />
aber auch das Spital am besten<br />
entwickeln, das neben der besten<br />
Medizin am schnellsten über flexible,<br />
multifunktionale und zahlbare<br />
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Bei einem Investment in Immobilien zählt<br />
ein erstklassiges Beziehungsnetzwerk.<br />
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Asset- und Portfoliomanagement<br />
52<br />
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Raumstrukturen verfügt, um darin<br />
beste und kompetitive Medizin<br />
anzubieten.<br />
4. Ideale Bedingungen lassen optimierte<br />
Abläufe zu und sparen<br />
nachhaltig Zeit, Personal und Kosten.<br />
Heute ist die Funktionalität<br />
eines Spitalbaus nicht exakt messbar<br />
(wie z.B. in der Automobilindustrie).<br />
5. Das Spital muss in der Lage sein,<br />
ideale Produktionsbedingungen zum<br />
besten Preis zu erhalten.<br />
6. Spitalraumstrukturen müssen<br />
künftig zwingend modular sein.<br />
Nur so kann das Raumangebot<br />
flexibel den sich verändernden Bedingungen<br />
angepasst werden.<br />
7. Ein modulares Raumangebot setzt<br />
Normen voraus. Diese Normen<br />
sind zu schaffen. Heute sind solche<br />
nicht oder nur fragmentiert<br />
vorhanden.<br />
8. Die Bestellerkompetenz für modulare,<br />
multifunktionale, kostengünstige<br />
Raumstrukturen ist nicht<br />
im genügenden Masse vorhanden.<br />
Es mangelt an der Langzeiterfahrung<br />
– und auch am «anderen<br />
Denken».<br />
9. Es braucht strategische Spezialisten,<br />
die erfolgreiche Spitalimmobilienprojekte<br />
– im Verbund<br />
mit den bekannten Bauexperten<br />
– zielgerichtet und innovativ (innovativ<br />
= neu = noch nicht vorhanden<br />
und deshalb auch nicht kopierbar)<br />
steuern und konsequent neue,<br />
bessere Lösungen suchen. Das<br />
ist weitgehend Neuland, denn das<br />
Spitalgebäude von morgen benötigt<br />
andere Ansätze. Best-Practice-<br />
Erfahrungen aus anderen Ländern<br />
oder anderen Projekten müssen<br />
übersetzt werden.<br />
10. Die wesentliche bautechnische<br />
He rausforderung ist, langlebige<br />
Grundstrukturen mit kurzfristig<br />
veränderbaren, funktionalen, aber<br />
kostengünstigen Ausbauteilen zu<br />
kombinieren, damit die Raumkosten<br />
kompetitiv bleiben (wiederverwendbare<br />
Module oder Ähnliches).<br />
Deutlicher Handlungsbedarf<br />
Es scheint notwendig zu sein, angesichts<br />
der vielen offenen Fragen, eine<br />
Bestellerkompetenz für Spitäler mit<br />
folgenden Zielen weiterzuentwickeln:<br />
Zum einen sollten Normen für einen<br />
modularen Spitalbau geschaffen werden,<br />
zum anderen auch Grundlagen für<br />
die Messbarkeit der Funktionalität in<br />
Spitälern. Darüber hinaus braucht es<br />
Benchmarks für kostengünstige, flexible<br />
Spitalimmobilienkosten in Bau und<br />
Betrieb.<br />
Der Markt ist in der Lage, neue Modelle<br />
auf spezifizierte Nachfrage zu<br />
entwickeln. Diese Modelle können formuliert<br />
und müssen bestellt werden.<br />
Diese Innovation, die natürlich Kreativität<br />
voraussetzt, wird sich nachhaltig<br />
auszahlen.<br />
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IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Asset- und Portfoliomanagement<br />
53<br />
Mieterbefragung<br />
Paradigmenwechsel<br />
bei 1/1 der SeiteCredit Suisse<br />
Assetmanagement – Mit dem Tenant Risk Monitor oder TRiMo ermittelt<br />
BMC die Mieterzufriedenheit. Das nützliche Tool kam bei Credit Suisse<br />
Real Estate Asset Management erstmals in der Schweiz zum Einsatz.<br />
Von Birgitt Wüst<br />
Tenant Risk Monitor – Basis für Cash-in-Sicherung<br />
BMC-TRiMo: Cash-in-Sicherung<br />
Rest-Vertragsdauer<br />
Investors’s Hope<br />
Investor’s Heaven<br />
• Kontinuierliches Monitoring<br />
der Mieterbeziehung<br />
• Ableitung von Kurz-, Mittel-,<br />
Langfrist-Massnahmen<br />
• Basis-Werkzeug für Ihre<br />
Assetmanager<br />
BMC-Datenbank: Vergleich<br />
Investor’s Hell<br />
Investor’s Chance<br />
• Benchmarking der Ergebnisse<br />
mit anderen Haltern<br />
• Best-Practice-Gesprächskreise<br />
unter den Teilnehmern<br />
Mieterzufriedenheit<br />
TRiMo – Tenant Risk Monitor, © Bell Management Consultants<br />
Manchmal lohnt die Lektüre auch von<br />
ausländischen Fachmedien. So wurde<br />
etwa Silvio Preisig, Head Property Asset<br />
Management bei der Credit Suisse<br />
Real Estate Asset Management, durch<br />
einen Artikel des deutschen Magazins<br />
«Immobilienmanager» auf ein neu entwickeltes<br />
Tool der BMC Bell Management<br />
Consultants mit Sitz in Köln aufmerksam.<br />
Der Beitrag befasste sich mit<br />
dem Tenant Risk Monitor, kurz TRiMo,<br />
der in den Beständen von deutschen Immobilienunternehmen<br />
schon seit 2010<br />
zum Einsatz kommt. Zu den Nutzern<br />
zählen etwa Deutsche Asset- & Wealth<br />
Management (ehemals RREEF), IVG,<br />
Union Investment Real Estate, Bayerische<br />
Hausbau Immobilien, SEB Asset<br />
Management, Deka Immobilien, Allianz<br />
Real Estate, Commerz Real, Talanx Immobilien<br />
Management, AXA Investment<br />
Managers oder WealthCap, um nur einige<br />
der Grössten zu nennen.<br />
Die Hölle ist unten links<br />
Der TRiMo hat zum Ziel, Immobilieneigentümer<br />
über die Zufriedenheit<br />
(oder Unzufriedenheit) ihrer Mieter in<br />
Kenntnis zu setzen. Der Monitor entsteht<br />
in zwei Phasen. In der ersten erfolgen<br />
eine Mieterbefragung und deren<br />
Auswertung bei einem (oder mehreren)<br />
Assetmanager; in einer zweiten<br />
werden die Ergebnisse zu Noten für<br />
die Mieterzufriedenheit zusammengefasst.<br />
Der Vorteil: Das oder gegebenenfalls<br />
die Unternehmen bekommen<br />
einen detaillierten Einblick über die<br />
Zufriedenheit aus Mietersicht zu den<br />
Themen Asset- und Property Management,<br />
technischer und infrastruktureller<br />
Service, Miete und Nebenkosten,<br />
Objekt und Lage. Die Ergebnisse der<br />
Umfrage werden auch grafisch veranschaulicht.<br />
«Asset manager’s hell»<br />
befindet sich im Quadrantensystem unten<br />
links und beschreibt folgende Ausgangslage:<br />
Der Mietvertrag läuft bald<br />
aus, der Mieter ist sehr unzufrieden.<br />
Das Signal für den Assetmanager: Hier<br />
besteht unmittelbar Handlungsbedarf,<br />
will man den Mieter nicht verlieren. Im<br />
Nachgang der Analyse bietet BMC in
Asset- und Portfoliomanagement<br />
54<br />
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Real Estate Software<br />
Qualitätsoffensive<br />
Mehrere bekannte Real-Estate-<br />
Software-Unternehmen – Bell Ma -<br />
nage ment Consultants, Control.IT,<br />
Flowfact, Immopac International,<br />
iMS Immobilien Management-Systeme<br />
und Nemetschek Crem<br />
Solutions – haben die Initiative<br />
RES-Q (Real Estate Software-Quality)<br />
gegründet. Ziel ist, die seit<br />
Jahren bestehenden Defizite beim<br />
Austausch von Portfoliodaten<br />
zwischen den Software-Systemen<br />
im Asset- und Property Management<br />
zu beheben.<br />
RES-Q will einen von allen akzeptierten<br />
Qualitätsstandard implementieren,<br />
der eine Effizienzsteigerung<br />
und höhere Sicherheit im<br />
Zusammenspiel der verschiedenen<br />
Systeme sicherstellt. Die Vision:<br />
eine praktikable Standardlösung,<br />
die von allen gängigen Systemen<br />
am Markt zum Austausch von<br />
Portfoliodaten genutzt wird.<br />
Die Mitglieder des Kreises verpflichten<br />
sich untereinander auf die<br />
Nutzung des neuen Standards.<br />
Das Vorhaben ergänzt und entwickelt<br />
die Ideen anderer Initiativen<br />
(z.B. gif e.V.) zu einer anwendbaren<br />
Lösung weiter. Die bisher rein<br />
inhaltliche Beschreibung der<br />
Austauschdaten wird durch RES-Q<br />
um die erforderlichen technischen<br />
und organisatorischen Elemente<br />
erweitert. Die erarbeiteten Lösungen<br />
will die Initiative umsetzen<br />
und in der Praxis nutzen; die erste<br />
Version eines allgemein gültigen<br />
Austauschformates soll bereits<br />
Anfang 2015 einsetzbar sein.<br />
Weiterführende Themen der RES-Q<br />
Initiative sind u.a. die Analyse von<br />
Kundenbedarf und Branchentrends<br />
sowie die Erarbeitung eines<br />
Standard-Leistungskatalogs zum<br />
Vergleich von Software-Produkten<br />
im Rahmen von Ausschreibungen.<br />
Einer Ausweitung des Kreises und<br />
der konstruktiven Diskussion mit<br />
weiteren Software-Häusern steht<br />
RES-Q offen gegenüber. (bw)<br />
einem weiteren Schritt an, die eigenen<br />
Ergebnisse mit den Ergebnissen des<br />
Wettbewerbs anonym zu vergleichen<br />
und darauf aufbauend Optimierungsansätze<br />
zu erarbeiten. Die Erfahrungen<br />
aus Deutschland zeigen: TRiMo ist ein<br />
nützliches Instrument – denn nicht umsonst<br />
dürften 80 Prozent der Nutzer die<br />
Analyse nach zwölf bis 24 Monaten wiederholt<br />
haben.<br />
Erster Einsatz in der Schweiz<br />
«Die Resonanz auf die Umfrage<br />
war hoch. Die Rücklaufquote von<br />
47 Prozent hat uns überrascht.»<br />
Thomas Wenzel, Bell Management Consultants<br />
«Im Bereich der Wohnimmobilien hat<br />
das Real Estate Asset Management<br />
der Credit Suisse in der Vergangenheit<br />
schon öfter Befragungen bei den Mietern<br />
durchgeführt», berichtet CS-Manager<br />
Preisig. Ein ähnliches Vorgehen<br />
habe man auch für das Segment der<br />
Büroimmobilien angedacht. Bekanntermassen<br />
wächst an den Schweizer Bürohochburgen<br />
der Leerstand – und auch<br />
wenn sich die Quote der nicht vermieteten<br />
Flächen im internationalen Vergleich<br />
in eher moderaten Grenzen hält,<br />
so lag doch nahe, nach der Lektüre des<br />
Berichts über TRiMo mit Bell Management<br />
Consultants in Kontakt zu treten<br />
und das Unternehmen mit einer ersten<br />
Mieterzufriedenheitsanalyse zu beauftragen.<br />
1.200 der weltweit insgesamt<br />
1.350 Liegenschaften, die zum Bestand<br />
der CS Real Estate Asset Management<br />
zählen, befinden sich in der Schweiz. Ein<br />
Grossteil davon sind Büroimmobilien;<br />
doch wie Preisig mitteilt, wurden nicht<br />
alle Mieter befragt. «Wir haben uns auf<br />
275 Mieter beschränkt: die Gruppe von<br />
Mietern, die mehr als eine Million Franken<br />
Jahresmiete bezahlt.» Ein naheliegender<br />
Schritt: Denn nicht nur die Miete<br />
der «besten Kunden» ist am höchsten –<br />
das Gleiche gilt für den Ertragsausfall,<br />
wenn sie ausziehen; zu schweigen von<br />
den dann ebenfalls anstehenden Renovierungskosten<br />
und den Problemen, im<br />
anspruchsvollen Umfeld einen Nachmieter<br />
zu finden.<br />
«Die Resonanz auf die Umfrage war<br />
ausgesprochen hoch», berichtet Thomas<br />
Wenzel, Senior Manager bei BMC.<br />
Zur Analyse führt BMC telefonische<br />
Befragungen wie persönliche Gespräche<br />
durch und verschickt Fragebögen.<br />
Befragt wurden die Mieter über ihre Zufriedenheit<br />
insgesamt, ferner über die<br />
Leistungen des Property und des Assetmanagements,<br />
über die des Facility<br />
Managements sowie über Detailthemen<br />
wie die Nebenkostenabrechnung.<br />
«Die Rücklaufquote je Befragungskanal<br />
zwischen 77 und 27 Prozent hat<br />
uns überrascht», so Wenzel. «Auch wir<br />
waren erstaunt über das positive Feedback»,<br />
sekundiert Preisig. «Wir werten<br />
es als deutliches Signal dafür, dass<br />
die Mieter die Zufriedenheitsanalyse<br />
schätzen und begrüssen, dass wir die<br />
Umfrage durchgeführt haben.»<br />
Konkrete Schwachstellen<br />
identifiziert<br />
Und die Ergebnisse? «Die Auswertung<br />
brachte für uns keine wirklich grossen<br />
Überraschungen», sagt Preisig. «Dass<br />
die Mieter mit dem einen oder anderen<br />
Aspekt unzufrieden sind, hatten wir<br />
ohnehin – aus Einzelrückmeldungen<br />
– gewusst. Ob es sich allerdings nur<br />
um Einzelfälle oder um ein flächende-
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Asset- und Portfoliomanagement<br />
55<br />
«Die MBC-Mieterzufriedenheitsanalyse<br />
bietet die Möglichkeit, die Qualität des<br />
Miet verhältnisses und die Zufriedenheit<br />
der Mieter nachhaltig zu verbessern.»<br />
Silvio Preisig, Credit Suisse Real Estate Asset Management<br />
ckendes Problem handelt, das wussten<br />
wir vor der Umfrage nicht», betont<br />
der CS-Manager. In der Umfrage oft<br />
kritisiert wurden, wie Preisig weiter<br />
mitteilt, zum einen die Leistungen<br />
des Property Managements. «Moniert<br />
wurden etwa die Erreichbarkeit, die<br />
Reaktionszeit bei Problemmeldungen<br />
oder Anfragen sowie mangelnde Statusrückmeldungen.»<br />
Ferner hätten<br />
viele Mieter die unzureichende Transparenz<br />
bei Betriebskostenabrechnungen<br />
und mangelnde Qualität bei den<br />
Facility Managern beanstandet. Bei<br />
den festgestellten Schwächen handle<br />
es sich somit um Probleme, die sich<br />
durch konkrete Massnahmen relativ<br />
schnell beheben lassen, stellt Preisig<br />
fest. Dazu würden in den kommenden<br />
Monaten Massnahmen mit den Dienstleistern<br />
definiert.<br />
Die Möglichkeit, konkrete Schwachstellen<br />
zu identifizieren, zählt er denn<br />
auch zu den wichtigsten Vorteilen der<br />
BMC-Mieterzufriedenheitsanalyse:<br />
«Denn dies bietet die Chance und das<br />
Potenzial, die Qualität des Mietverhältnisses<br />
und die Zufriedenheit der Mieter<br />
nachhaltig zu verbessern.»<br />
Mit der Detail-Auswertung der Befragungsergebnisse<br />
ist das Assetmanagement<br />
der Credit Suisse derzeit<br />
beschäftigt, doch erste Ergebnisse<br />
– oder vielleicht besser gesagt: Veränderungen<br />
– zeichnen sich Preisig zufolge<br />
schon jetzt ab. «Mit der Befragung<br />
hat bei uns ein Paradigmenwechsel<br />
eingesetzt», berichtet er. «Wurde die<br />
Kontaktpflege mit Grosskunden früher<br />
allein als Aufgabe des Bewirtschafters<br />
gesehen, wird sie bei uns im Konzern<br />
jetzt eher als Aufgabe der Eigentümerschaft<br />
wahrgenommen.» Heisst konkret:<br />
Statt wie früher mit dem Mieter<br />
nach dem Vertragsschluss erst dann<br />
wieder zu sprechen, wenn die Verhandlungen<br />
um die Verlängerungsoption<br />
anstanden, hält man nun regelmässig<br />
Kontakt. «Dazu haben wir bereits ein<br />
Key-Account-Management-Konzept<br />
erarbeitet und implementiert», so<br />
Preisig. Eine weitere Befragung der<br />
Mieter sei vorerst nicht geplant, sicher<br />
aber in zwei bis drei Jahren: «Schon<br />
um festzustellen, ob die Massnahmen<br />
gegriffen haben.»<br />
Gegenüber der Arbeit von BMC sei er zunächst<br />
etwas skeptisch («Verstehen die<br />
Deutschen den Schweizer Markt?») gewesen,<br />
räumt Preisig ein, doch dann sei<br />
er umso überraschter gewesen von dem<br />
«hoch professionellen, generalsstabsmässigen<br />
und effizienten Vorgehen».<br />
Bliebe die Frage nach den Kosten der<br />
recht aufwendigen Analyse. Konkrete<br />
Zahlen will man bei der Credit Suisse<br />
Real Estate Asset Management nicht<br />
nennen. Der durch die Massnahmen entstandene<br />
Nutzen, etwa der sich entwickelnde<br />
Dialog mit den Mietern, sei zwar<br />
hoch, doch monetär schwer messbar,<br />
sagt Preisig. «Nur so viel kann ich vielleicht<br />
sagen: Mit den Kosten der Umfrage<br />
pro Mieter liegen wir deutlich günstiger<br />
als bei einem Immobilieninserat.»<br />
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Projekte und Objekte<br />
56<br />
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Neue Quartiere<br />
für den Kanton Zug<br />
Projektentwicklung – Der Mangel an Wohnraum im Kanton Zug ist evident;<br />
der Bauboom ungebrochen. Die «Suurstoffi» in Risch-Rotkreuz wächst weiter;<br />
in Cham Nord und Baar sind neue Grossprojekte geplant.<br />
Von Birgitt Wüst, Bilder: Implenia AG, HIAG Immobilien AG<br />
Wohnen am Park: das neue Quartier im Unterfeld<br />
Der Kanton Zug ist attraktiv: Die landschaftlich<br />
reizvolle Lage, die Nähe zum<br />
Finanz- und Wirtschaftsplatz Zürich,<br />
die hervorragende Verkehrsanbindung<br />
und der niedrige Steuerfuss veranlassen<br />
Privatpersonen wie Unternehmen,<br />
ihre «Zelte» dort aufzuschlagen. Kein<br />
Wunder haben viele multinationale<br />
Unternehmen, Holdinggesellschaften,<br />
Treuhandbüros sowie Produktionsund<br />
Forschungsbetriebe ihren Sitz in<br />
Zug. Der Zustrom sorgt für einen anhaltenden<br />
Boom auf den Immobilienmärkten<br />
des Kantons. Während landesweit<br />
in den kommenden Monaten<br />
eher mit einer sich weiter abflachenden<br />
Entwicklung des Immobilienmarktes<br />
gerechnet wird, gehen die Zuger<br />
davon aus, dass ihr Immobilienmarkt<br />
überdurchschnittlich attraktiv bleibt.<br />
Bei der Zug Estates Holding – bekannt<br />
durch Grossprojekte wie die «Suurstoffi»<br />
in Risch-Rotkreuz oder «Metalli» in<br />
Zug – rechnet man mit einer anhaltend<br />
hohen Nachfrage nach Wohnraum und<br />
entsprechend guter Vermietung der<br />
momentan im Bau befindlichen Wohnungen<br />
im Areal «Suurstoffi». 90 Prozent<br />
der im ersten Halbjahr 2015 bezugsbereiten<br />
Wohnungen seien bereits<br />
vermietet, berichtet Gabriela Theus,<br />
CFO der Zug Estates Holding.<br />
Ein neues Quartier für<br />
Cham-Nord<br />
Tatsächlich ist der Mangel an Wohnraum<br />
evident – die Attraktivität des<br />
Standorts hat ihren Preis. Auf die anhaltende<br />
Nachfrage setzt auch die<br />
HIAG Immobilien AG bei einem Neubauprojekt<br />
in Cham, der am nordwestlichen<br />
Ufer des Zugersees gelegenen<br />
15.000-Einwohner-Stadt, welche gemeinsam<br />
mit Hünenberg und Risch-<br />
Rotkreuz die prosperierende Wirtschaftsregion<br />
Zugwest bildet. Die HIAG<br />
Immobilien AG will auf einem knapp<br />
fünf Hektaren grossen Areal zwischen<br />
dem Ortskern von Cham und der Autobahn<br />
A4 200 Wohnungen sowie 25.000<br />
Quadratmeter Büro- und Gewerbefläche<br />
errichten. 2013 hatten die Grundeigentümer<br />
– damals noch HIAG Immobilien<br />
und Seewarte – zusammen<br />
mit Behördenvertretern einen städtebaulichen<br />
Studienauftrag zur lang-
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Projekte und Objekte<br />
57<br />
Kolumne<br />
Schöpfungsakt<br />
Eine Wohngasse in Cham-Nord<br />
Anja Meyer, smeyers Immobilien-Management,<br />
und Birgit Werner, Flughafen München GmbH,<br />
Geschäftsbereich Real Estate<br />
fristigen Entwicklung des Quartiers<br />
durchgeführt. Zum Sieger wurde der<br />
Entwurf von Züst Gübeli Gambetti Architekten<br />
gekürt. Das Konzept des Zürcher<br />
Architektenbüros sieht eine möglichst<br />
hohe städtebauliche Dichte bei<br />
grösstmöglicher Nähe zur Natur vor.<br />
Dazu wird ein bestehendes Gebäude<br />
der HIAG Immobilien durch zwei neue,<br />
bauliche Strukturen ergänzt, einen<br />
zur Landschaft ausgerichteten Mäander,<br />
der hauptsächlich dem Wohnen<br />
dient, und ein knapp 60 Meter hohes<br />
Büro-/Gewerbegebäude, welches das<br />
Quartier «verankern» soll. Verbunden<br />
werden alle Teile durch einen grosszügigen<br />
öffentlichen Raum, die «Quartierpromenade».<br />
Ein gutes Stück voran kam das Projekt<br />
im Frühjahr 2014, als die HIAG Immobilien<br />
AG mit dem Erwerb der Seewarte-<br />
Tochter Cham Nord Immobilien AG zum<br />
alleinigen Grundeigentümer avancierte.<br />
Bevor das Projekt realisiert werden<br />
kann, muss der bestehende Bebauungsplan<br />
aus dem Jahr 2004 angepasst<br />
werden. Erste Bauten sind schon<br />
mit dem bestehenden Bebauungsplan<br />
möglich, z.B. das bereits ausgearbeitete<br />
Projekt der Tagesschule Horbach,<br />
die am Standort ein Wocheninternat<br />
und eine Tagesschule für insgesamt<br />
50 Schüler bauen will: Einzugstermin<br />
soll 2017 sein.<br />
Grossprojekt im Unterfeld<br />
Ein Neubauprojekt, das dringend benötigte<br />
Wohnungen in unterschiedlichen<br />
Preisklassen schafft, planen auch<br />
Implenia und die Korporation Zug. Auf<br />
einem rund 50.000 Quadratmeter grossen<br />
Areal im Unterfeld, direkt an der<br />
Achse Baar–Zug, soll für geschätzte<br />
475 Millionen Franken ein neues Quartier<br />
entstehen. Co-Investor auf Baarer<br />
Seite ist die Zuger Kantonalbank.<br />
Gebaut werden soll nach den Plänen<br />
des Basler Büros HHF Architekten,<br />
das den Studienwettbewerb im Jahr<br />
2011 für sich entscheiden konnte.<br />
Der Entwurf von HHF Architekten<br />
sieht eine durchmischte, blockartige<br />
Überbauung rings um einen Park<br />
mit grosser Wasserfläche vor: alles in<br />
allem 650 Miet- und Eigentumswohnungen,<br />
rund 33.000 Quadratmeter<br />
Gewerbefläche sowie eventuell ein<br />
Hotel und ein Kino. Geplant sind Sockelbauten<br />
mit 25 Metern Gebäudehöhe<br />
und sechs 34 bis 60 Meter hohe<br />
Türme; der höchste davon soll einen<br />
städtebaulichen Akzent bei der Stadtbahnhaltestelle<br />
setzen. Geplant sind<br />
vorrangig Wohnungen für Normalverdienende,<br />
aber auch luxuriösere<br />
Appartements. Auf dem Zuger Landanteil<br />
wird die Korporation Zug mehrheitlich<br />
preisgünstige Mietwohnungen<br />
realisieren. Die Überbauung ist<br />
als nachhaltige Projektentwicklung<br />
im umfassenden Sinn konzipiert. Für<br />
den Arealteil Baar wird eine Zertifizierung<br />
als 2.000-Watt-Quartier angestrebt.<br />
Zurzeit wird auf Basis des<br />
Entwurfs von HHF Architekten ein Bebauungsplan<br />
ausgearbeitet, der von<br />
den zuständigen politischen Instanzen<br />
der Gemeinde Baar und der Stadt<br />
Zug genehmigt werden muss. Geht alles<br />
nach Plan, soll 2017 mit der ersten<br />
Bauetappe gestartet werden.<br />
Neulich an der Sitzung zur Vermarktung<br />
von Eigentum an zweitklassiger<br />
Lage. Banale Grundrisspläne liegen<br />
da. Wir stellen uns vor, wo der Tisch<br />
stehen könnte, sehen schon den Zeitungsstapel,<br />
die Vase mit den Blumen.<br />
In Gedanken wird die Schrankwand<br />
herumgeschoben, das alte Sofa, der<br />
antike Kelim. Doch dann legt die Agentur<br />
die Raumvisualisierung vor, die uns<br />
aus jeglicher Kreativität reisst. Alles ist<br />
elegant und zeitgemäss eingerichtet,<br />
mit Sicht ins Grüne, Designermöbel,<br />
hellgraues Parkett, leere Vase –<br />
furchtbar, keiner möchte so leben.<br />
Lieber entwickelt doch jeder seine eigene<br />
Fantasie. Dabei sehen wir vieles<br />
besser, wenn wir es nicht so genau sehen.<br />
Wir können es uns dann vorstellen<br />
– wir dürfen, wir müssen es uns<br />
selbst ausmalen. Im Kopf findet ein<br />
Schöpfungsakt statt, eine Imagination<br />
mit Unschärfen, welche die weitere<br />
gedankliche Entwicklung zulassen.<br />
Skizzen und Entwürfe sind dabei<br />
besonders hilfreich. Wir vermissen sie<br />
in der Entwurfsphase, aber auch im<br />
Marketing. Wo bleiben sie, diese kleinen<br />
hingeworfenen Kunstwerke, die<br />
unsere Vorstellungskraft schöpferisch<br />
nutzen? Wer kann noch skizzieren und<br />
zeichnen? Wer erlöst uns von den immer<br />
perfekteren Visualisierungen, die<br />
meist alles andere als Wirklichkeit zeigen?<br />
Natürlich sind sie für bestimmte<br />
Zwecke unverzichtbar, für andere aber<br />
einfach zu gleichförmig und steril. Gebt<br />
uns doch die Skizzen zurück, die Entwürfe<br />
und Würfe. Sie zeigen die Idee in<br />
grossen Zügen. Und sie ignorieren das<br />
Unwesentliche erbarmungslos.
Architektur und Standortentwicklung<br />
58<br />
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Wallis im Wandel<br />
Stadtentwicklung – Sion, Fussball, Wein. Wer an die Hauptstadt des<br />
Kantons Wallis denkt, verfällt schnell in Klischees. Doch die Stadt rüstet sich<br />
für die Zukunft, mit richtungsweisenden Projekten.<br />
Von Remi Buchschacher, Bilder: Ecole polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL)<br />
Weckt hohe Hoffnungen in Sion: der Campus Valais Wallis<br />
Sion oder deutsch Sitten ist eine<br />
der ältesten Städte der Schweiz. Die<br />
Hauptstadt des Kantons Wallis ist<br />
2.500 Hektaren gross, zählt über<br />
32.000 Einwohner und punktete bisher<br />
vor allem mit ihrer landschaftlich<br />
reizvollen Lage im oberen Rhonetal inmitten<br />
des wichtigsten Weingebiets der<br />
Schweiz. Vor allem der Weisswein aus<br />
der Region, der Fendant, ist weit über<br />
die Grenzen hinaus bekannt.<br />
Doch den Ruf eines etwas «verschlafenen»<br />
Provinzstädtchens verdient Sion<br />
schon lang nicht mehr. Im wirtschaftlichen<br />
Zentrum des Wallis, als wichtiger<br />
Verkehrsknotenpunkt und mit einem<br />
eigenen internationalen Flughafen gut<br />
erreichbar, stehen die Weichen auf<br />
Wachstum. Was sich nicht zuletzt in<br />
einer regen Bautätigkeit äussert. Die<br />
Stadt wurde in den letzten Jahren richtiggehend<br />
herausgeputzt: So entstand<br />
etwa eine grosse Fussgängerzone,<br />
neue Plätze wurden geschaffen, viele<br />
Gebäude renoviert. Diese Aktionen blieben<br />
nicht unbeachtet: Die Bestrebungen<br />
der Stadt zur Hebung der Qualität<br />
des öffentlichen Raums wurden 2013<br />
mit dem Wakkerpreis ausgezeichnet.<br />
Zentrumsnahe Baulandreserven<br />
Obwohl das Wallis ein immer noch<br />
unterdurchschnittliches Wirtschaftswachstum<br />
aufweist, geben Beobachter<br />
dem Standort gute Entwicklungschancen.<br />
Das Institut BAK Basel etwa<br />
prognostiziert eine Verdoppelung des<br />
kantonalen BIP im laufenden Jahr, wo -<br />
von nicht zuletzt Sion als bevölkerungsreichste<br />
und arbeitsplatzstärkste<br />
Stadt des Kantons profitieren dürfte.<br />
Anschluss ans grösste Skigebiet<br />
Die Region 4 Vallées (französisch für vier Täler) ist ein Wintersportgebiet<br />
im französischsprechenden Teil des Kantons Wallis. Sechs Dörfer und<br />
deren Bergbahngesellschaften, die auf der südlichen Seite der Rhone<br />
liegen und sich über vier Seitentäler erstrecken, haben sich zum grössten<br />
Ski- und Wandergebiet der Schweiz in den Walliser Alpen zusammengeschlossen.<br />
Seit 2007 stehen insgesamt 412 km Pisten und 92 Liftanlagen<br />
zur Verfügung. Das Funitel ist die leistungsstärkste Bahn der Schweiz mit<br />
einer Förderleistung von 3.000 Personen pro Stunde. Das Gebiet umfasst<br />
die Täler und Bergketten von Nendaz, Veysonnaz, Verbier, Thyon und La<br />
Tzoumaz. Seit der Fusion mit Salins 2013 verfügt Sion sogar über einen<br />
direkten Zugang zu «4 Vallées». Geplant ist die Verlängerung der Gondelbahn<br />
«Téléveysonnaz» bis ins Tal hinunter. Dadurch entsteht zusätzlich<br />
eine grosse Chance für die Immobilienentwicklung in Sion. (rb)
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Architektur und Standortentwicklung<br />
59<br />
Sion: die grössten Wirtschaftsbranchen<br />
(Vollzeitäquivalente, 2011)<br />
Neuer EPFL-Ableger: der Campus Valais Wallis<br />
Gesundheit,<br />
Soziales<br />
Handel,<br />
Reparaturen<br />
Baugewerbe<br />
Herstellung<br />
von Waren<br />
Öffentliche<br />
Verwaltung<br />
Sonst. wirtschaftl.<br />
Dienstl.<br />
Finanzen,<br />
Versicherungen<br />
0% 2% 4% 6% 8% 10% 12% 14% 16%<br />
Quelle: BFS<br />
Dies nicht zuletzt, weil es in Sion Platz<br />
für Wachstum gibt. So verfügt die Kantonshauptstadt<br />
noch über sehr grosse<br />
Baulandreserven, und zwar – im Unterschied<br />
zu vielen anderen Schweizer<br />
Städten – in Zentrumsnähe.<br />
So steht etwa nördlich des Bahnhofs<br />
ein interessantes Projekt in Planung.<br />
Dort will die Stadt zusammen mit den<br />
SBB und Privaten den «Court de gare»<br />
mit 65.000 Quadratmetern Nutzfläche<br />
entwickeln, konzipiert als «neues<br />
Eingangstor» zur Stadt und Bindeglied<br />
zwischen der historischen Altstadt und<br />
den neuen Stadtteilen, die Richtung<br />
Rhone heranwachsen. In diesem Zusammenhang<br />
rückte zuletzt die Umzonung<br />
des mehrere Dutzend Hektaren<br />
grossen Gebietes zwischen dem Bahnhof<br />
und der Rhone in den Fokus der<br />
Immobilieninvestoren. Denn in dem<br />
bisher von Industrie- und Gewerbebetrieben<br />
geprägten Quartier können in<br />
den nächsten Jahren durch eine starke<br />
Verdichtung Hunderte neuer Wohnungen<br />
und Arbeitsplätze entstehen.<br />
Mit Blick auf die Bauvorhaben verweisen<br />
eher skeptisch gestimmte<br />
Beobachter auf die durchzogene wirtschaftliche<br />
Entwicklung des Wallis.<br />
Tatsächlich wird, wie Wüest & Partner<br />
in einem Städteporträt ausführt, das<br />
wirtschaftliche Geschehen bisher vor<br />
allem durch zwei Schlüsselbranchen<br />
bestimmt: die Chemie im Oberwallis<br />
und den omnipräsenten Tourismus.<br />
Hinzu kommt das Baugewerbe, das die<br />
Auswirkungen der Zweitwohnungsinitiative<br />
bereits zu spüren bekommen<br />
dürfte. «Ein Teil der Stellen, der in den<br />
Zweitwohnungshochburgen verloren<br />
geht, könnte in der Rhoneebene kompensiert<br />
werden, aber insgesamt wird<br />
das Baugewerbe Verluste erleiden»,<br />
sieht Wüest & Partner voraus. Hinzu<br />
komme die beschlossene Stilllegung<br />
des militärischen Flugbetriebs in Sion<br />
– auch hier sind Arbeitsplätze gefährdet;<br />
die Ausblicke also eher getrübt.<br />
Gute Chancen<br />
Doch gibt es auch nicht unerhebliche<br />
Chancen. So werden sich im entstehenden<br />
Quartier zwischen Bahnhof<br />
und Rhone beispielsweise eine neue<br />
Fachhochschule sowie der «Campus<br />
Valais Wallis», ein Ableger der Ecole<br />
Polytechnique Fédérale de Lausanne<br />
(EPFL) mit elf Lehrstühlen, ansiedeln,<br />
wovon man sich in der Region Impulse<br />
für den Wohnungs- und Arbeitsmarkt<br />
verspricht. Der Markt scheint gute Geschäfte<br />
zu wittern: Trat bisher die öffentliche<br />
Hand als Bauherr auf, haben<br />
inzwischen auch private Investoren ihr<br />
Interesse bekundet.<br />
Die Hoffnung, dass sich die Lage für<br />
Sion vorteilhaft entwickelt, scheint<br />
somit nicht unbegründet: zumal Metropolen<br />
wie Genf oder Lausanne mit<br />
dem Zug oder Auto in zwei respektive<br />
anderthalb Stunden gut erreichbar<br />
sind. Hinzu kommen das milde<br />
Walliser Klima mitten in den Bergen,<br />
das für Westschweizer Verhältnisse<br />
moderate Steuerniveau für natürliche<br />
Personen und nicht zuletzt unterdurchschnittliche<br />
Immobilienpreise.<br />
Faktoren, die in Summe für ein weiteres<br />
Bevölkerungswachstum sorgen<br />
könnten.<br />
Einfamilienhaus en vogue<br />
Im Gegensatz zu anderen<br />
Landesteilen geniesst das<br />
Einfamilienhaus einen hohen<br />
Stellenwert im Kanton Wallis,<br />
wo der Anteil bei 35 Prozent liegt<br />
(Gesamtschweiz: 28 Prozent).<br />
Mietwohnungen galten lange als<br />
Wohnraum für weniger kaufkräftige<br />
Nachfrager. Laut Wüest &<br />
Partner sind in den letzten Jahren<br />
auf dem Sittener Gemeindegebiet<br />
noch zwischen 30 und 50 Einfamilienhäuser<br />
pro Jahr neu erstellt<br />
worden. Der Anteil der Wohneigentümer<br />
in Sion entspricht aber<br />
insgesamt ungefähr dem Schweizer<br />
Mittelwert. Die Zurückhaltung<br />
gegenüber Mietwohnungen<br />
führte zu einer stiefmütterlichen<br />
Behandlung von Mehrfamilienhäusern,<br />
was einen starken<br />
Anstieg der Mieten verhinderte.<br />
Für Investoren ist das ein interessantes<br />
Terrain, weil dadurch<br />
Mietzinsanpassungen möglich<br />
sind. Denn eine Mietwohnung<br />
mit vier Zimmern und mit einer<br />
Nettowohnfläche von 80 Quadratmetern<br />
kostet in Sion laut Wüest<br />
& Partner zurzeit 1.280 Franken<br />
pro Monat. Das ist zwar mehr als<br />
noch im Jahr 2005 (1.100 CHF/<br />
Monat), aber deutlich weniger<br />
als in anderen Mittelstädten der<br />
Romandie: In Fribourg, Yverdonles-Bains<br />
oder Neuchâtel ist eine<br />
vergleichbare Wohnung rund<br />
100 Franken teurer. (rb)
Residential<br />
60<br />
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Wenig Wohnraum, viel Streit<br />
Städtebauförderung – Die Wohnungspolitik von Städten, Kantonen und<br />
Bund scheint aus dem Ruder zu laufen. Ein Indiz dafür: die kontroverse<br />
Debatte über «faires Wohnen», die derzeit hohe Wellen schlägt.<br />
Von Remi Buchschacher, Bilder: GESEWO, Winterthur<br />
Genossenschaftlicher Wohnungsbau in Zürich: das Projekt «Mehr als Wohnen» an der Hagenholzstrasse<br />
Günstiger Wohnraum ist rar. Bestehende<br />
Baulandreserven geraten zunehmend<br />
unter Druck bezüglich Preis<br />
und Ausnützung. Diese Entwicklung<br />
führt dazu, dass Investoren ihre Anlagestrategien<br />
verändern und vermehrt<br />
in B- oder C-Lagen investieren. Die<br />
bessere Ausnützung sollte aber auch<br />
zu günstigeren Mieten führen. Doch<br />
das Gegenteil ist der Fall: Die Preise<br />
steigen unaufhörlich weiter. Was<br />
steckt hinter diesem Mechanismus?<br />
Wer dreht an der Preisspirale? Bereits<br />
erwarten Akteure sogar ein Staatsdiktat<br />
bezüglich Zuteilung und Preisobergrenze<br />
für Bauland und Umnutzungsareale.<br />
Laut Bundesamt für Wohnungswesen<br />
BWO steht heute zwar mehrheitlich<br />
qualitativ guter und auch bezahlbarer<br />
Wohnraum zur Verfügung – doch in<br />
einigen Städten und Agglomerationen<br />
sind die Wohnungspreise in den letzten<br />
Jahren stark angestiegen. Nicht nur<br />
grosse Städte wie Genf, Lausanne, Basel<br />
und Zürich, sondern auch kleinere<br />
Gemeinden spüren die Auswirkungen<br />
steigender Wohnungspreise. Denn mit<br />
den steigenden Preisen verändert sich<br />
die Bevölkerungsstruktur. Ein funktionierendes<br />
Gemeindeleben hängt<br />
unterdessen nicht zuletzt davon ab, ob<br />
auch Einwohnerinnen und Einwohner<br />
mit mittleren und tiefen Einkommen<br />
ein angemessenes Wohnraumangebot<br />
zur Verfügung haben.<br />
Möglichkeiten ausloten<br />
Städte verfügen über eine lange Tradition<br />
von kommunalem und genossenschaftlichem<br />
Wohnungsbau, kleinere<br />
und mittlere Gemeinden hingegen haben<br />
mit der Förderung von preisgünstigem<br />
Wohnraum noch kaum Erfahrung.<br />
Letztere stehen vor vielen Fragen: Welche<br />
Möglichkeiten zur Förderung von<br />
preisgünstigem Wohnraum hat eine<br />
Gemeinde überhaupt? Welche Massnahme<br />
ist für eine bestimmte Gemeinde<br />
geeignet und welche nicht? Und
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Residential<br />
61<br />
Genossenschaftlicher Wohnbau: höhere Belegungsdichte<br />
als in privaten Überbauungen<br />
nach welchen Kriterien werden neu<br />
geschaffene Wohnungen vergeben?<br />
Wie preisgünstiger Wohnraum gefördert<br />
werden kann, ist eine Frage, die<br />
sich heute sowohl in grossen Städten<br />
als auch in kleinen und mittleren Gemeinden<br />
stellt. Und die Debatte wird<br />
gegenwärtig kontrovers geführt.<br />
Der Streit fängt schon bei Definitionsfragen<br />
an. Als «preisgünstig» wird<br />
gemeinhin Wohnraum verstanden, der<br />
im Vergleich zu ähnlichen Wohnungen<br />
in der Gemeinde, im Quartier und der<br />
Region einen günstigen Preis aufweist.<br />
Für die einzelne Person hängt<br />
es dagegen stark vom Einkommen<br />
und von den persönlichen Lebensumständen<br />
ab, ob sie eine Wohnung als<br />
preisgünstig erachtet. Was eine Gemeinde<br />
für sich als preisgünstig betrachtet,<br />
hängt wiederum wesentlich<br />
vom bestehenden Wohnraumangebot<br />
und der Bevölkerungsstruktur ab.<br />
Die Befürchtung, dass Familien kaum<br />
mehr erschwinglichen Wohnraum finden,<br />
hat in gewissen Gemeinden zu<br />
einer wohnungspolitischen Debatte<br />
geführt. In anderen Gemeinden war<br />
es die personelle Besetzung in politischen<br />
Gremien, die Anlass zur Ergreifung<br />
von Massnahmen zur Bereitstellung<br />
von preisgünstigem Wohnraum<br />
gab.<br />
Vorwiegend in privatem Besitz<br />
Der Schweizer Wohnungsmarkt ist<br />
weitgehend privat. Drei Viertel der<br />
Wohnungen sind im Besitz von privaten<br />
Eigentümern, weitere 14 Pro-<br />
zent in der Hand von institutionellen<br />
Anlegern. Vergleichsweise gering<br />
sind die Anteile der Wohnungen im<br />
Besitz der öffentlichen Hand mit gerade<br />
einmal zwei Prozent und von<br />
Wohnbaugenossenschaften, auf die<br />
fünf Prozent entfallen. Gleichzeitig<br />
gibt es grosse Unterschiede zwischen<br />
den Gemeinden: Während in<br />
einigen vor allem die starke Rolle<br />
der institutionellen Anleger auffällt,<br />
sind in anderen die Wohnbaugenossenschaften<br />
bedeutende Akteure auf<br />
dem Wohnungsmarkt. Je nach Ort<br />
ist damit der direkte Einfluss einer<br />
Gemeinde oder einer Stadt auf den<br />
lokalen Wohnungsmarkt beschränkt.<br />
Trotzdem spielen die Gemeinden eine<br />
zentrale Rolle. Sie können nicht nur<br />
als Immobilieneigentümer in den<br />
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nachhaltig.<br />
Projektentwicklung • Totalunternehmung • Bauunternehmung
Residential<br />
62<br />
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Der Ausbaustandard ist in Wohnungen privater Investoren in der Regel höher als derjenige in Genossenschaftswohnungen.<br />
Dafür ist zum Beispiel in Zürich der Mietpreis 20 Prozent höher.<br />
Markt eingreifen, sie verfügen auch<br />
über eine Reihe weiterer Handlungsoptionen,<br />
mit denen sie Rahmenbedingungen<br />
für den Wohnungsmarkt<br />
setzen. Zum Beispiel mit einer Nutzungsplanung<br />
für das Angebot an<br />
Bauland und dessen Verdichtung.<br />
Durch den Kauf und die Abgabe von<br />
Land betreibt eine Gemeinde zudem<br />
eine aktive Boden- und Liegenschaftspolitik.<br />
Sie kann Massnahmen<br />
ergreifen, um die Schaffung und den<br />
Erhalt von Wohnraum zu fördern. Dabei<br />
reichen die Möglichkeiten von der<br />
Realisierung eigener Wohnungen, wie<br />
etwa Alterswohnungen, über die Beratung<br />
und finanzielle Unterstützung<br />
anderer Akteure bis hin zu gezielten<br />
Anreizen zur Schaffung von Wohnraum.<br />
«Städte und Gemeinden sind<br />
mit den spezifischen örtlichen Verhältnissen<br />
vertraut. Sie wissen um<br />
die Bedürfnisse ihrer Einwohnerinnen<br />
und Einwohner, sie kennen den lokalen<br />
Wohnungsmarkt und verfügen oftmals<br />
über langjährige Beziehungen<br />
zu den Grundeigentümern», schreibt<br />
das BWO in einer Anleitung für Gemeinden<br />
zur Förderung von preisgünstigem<br />
Wohnungsbau. Gemeinden<br />
sollen selbst aktiv werden, Initiativen<br />
von Privaten unterstützen und bestehende<br />
Förderprogramme von Bund<br />
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Architektur & Holzbau als Gesamtleistung
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Residential<br />
63<br />
und Kantonen nutzen, um lokal benötigten<br />
und nachgefragten Wohnraum<br />
zu schaffen und zu erhalten.<br />
Zug als leuchtendes Beispiel<br />
Doch sind die Gemeinden überhaupt<br />
in der Lage, diese Herausforderung<br />
zu meistern? Für die Verfechter von<br />
Zonen für preisgünstigen Wohnraum<br />
ist Zug ein Vorbild. Auf vier neu eingezonten<br />
Gebieten hat Zug einen Anteil<br />
von 50 Prozent preisgünstigem<br />
Wohnungsbau festgelegt: Die Verordnung<br />
dazu trat 2010 in Kraft, ihr<br />
Ziel war politisch unumstritten. Das<br />
Konzept scheint sich zu bewähren:<br />
Auf der anderen Hälfte des Areals<br />
können private Grundeigentümer jeweils<br />
teure Wohnungen bauen, was<br />
zu einer erwünschten Durchmischung<br />
der Bevölkerungsschichten führt. Die<br />
Preisobergrenze basiert auf den Anlagekostenlimiten<br />
des Bundesamtes<br />
für Wohnungswesen für die Stadt Zug:<br />
Eine Zwei-Zimmer-Wohnung kostet<br />
demnach höchstens 1.590 Franken<br />
im Monat, eine Vier-Zimmer-Wohnung<br />
2.470 Franken. Die Preise für<br />
Eigentumswohnungen der gleichen<br />
Grössenkategorie liegen bei maximal<br />
379.500 und 588.500 Franken. In Zugs<br />
revidiertem Richtplan werden die Gemeinden<br />
aufgefordert, die Schaffung<br />
und den Erhalt von preisgünstigen<br />
Miet- und Eigentumswohnungen zu<br />
unterstützen. Dazu gehört explizit,<br />
dass sie bei Umzonungen, die eine<br />
Mehrnutzung zulassen, vorher einen<br />
entsprechenden Anteil festlegen.<br />
Klar ist aber: Die Preise steigen trotz<br />
den behördlichen Vorgaben und bereit<br />
gehaltenen Steigbügeln scheinbar<br />
unaufhörlich weiter. Bestehende Baulandreserven<br />
geraten zunehmend unter<br />
Druck und das Seilziehen zwischen<br />
privaten Investoren und Wohnbaugenossenschaften<br />
wird intensiver. Während<br />
die einen (die privaten und institutionellen<br />
Anleger) darauf hinweisen,<br />
dass Immobilieninvestments ein volkswirtschaftlich<br />
wichtiges Gut sind und<br />
später Renten sichern können, sind<br />
die anderen (die Genossenschaften)<br />
der Meinung, Genossenschaften leisteten<br />
einen wichtigen Beitrag gegen<br />
die Zersiedelung. Pro Kopf brauchten<br />
ihre Bewohner viel weniger Wohnfläche<br />
als andere Mieter, Stockwerk- oder<br />
Hauseigentümer. «Solange die Objekte<br />
vermietet werden können, bestimmt<br />
der Markt den Preis. Auch der Trend<br />
zurück in die Stadt treibt die Preise<br />
nach oben», sagt dazu Jörg Vitelli, Präsident<br />
der Wohnbaugenossenschaften<br />
Nordwestschweiz in Basel. Solange<br />
Geld so günstig und die Anlagen in<br />
Aktien zu wenig attraktiv seien, halte<br />
diese Tendenz an und die Preisspirale<br />
drehe sich weiter. «Genossenschaften<br />
könnten über die Jahre günstigere<br />
Mieten anbieten, denn sie rechnen mit<br />
der Kostenmiete und verzichten auf die<br />
Kapitalrendite. So beginnen sich die<br />
WG-Mieten nach zehn Jahren unter der<br />
quartierüblichen Miete zu bewegen»,<br />
führt Vitelli weiter aus. Wenn das Spiel<br />
so weitergehe, könne dies dazu führen,<br />
dass der Staat bezüglich Zuteilung und<br />
Preisobergrenze für Bauland und Umnutzungsareale<br />
eingreifen und regulieren<br />
müsse.<br />
Keine neuen Gesetze<br />
Diese Regulierungstendenzen kommen<br />
in der Immobilienwirtschaft schlecht<br />
an. Kritisch steht der HEV Schweiz dem<br />
Anliegen gegenüber, öffentlichen Grund<br />
für Wohnbaugenossenschaften bereitzustellen.<br />
Studien hätten gezeigt, dass<br />
mit öffentlichen Geldern subventionierte<br />
Genossenschaften den günstigen Wohnraum<br />
nicht nur Bedürftigen zukommen<br />
lassen. Hier fordert der HEV Schweiz<br />
mehr Kontrolle. Der Verband ist der Ansicht,<br />
dass die Unterstützung wirklich<br />
Bedürftiger gezielter über die Subjektförderung<br />
erreicht werden könne. Eine<br />
Ausweitung der staatlichen Wohnraumförderung<br />
auf Bundesebene sei unnötig.<br />
«Investitionen in den Wohnungsbau<br />
sind nicht durch neue Gesetze, sondern<br />
durch gute Investitionsbedingungen zu<br />
fördern», hält der Verband fest.<br />
Weniger Fläche, mehr Bewohner im Kanton Zürich<br />
Zwischen 2009 und 2012 sind in der Stadt Zürich rund 6.500 Wohnungen<br />
neu erstellt worden, drei Viertel davon in Siedlungen mit mehr als 25<br />
Wohnungen. «Dabei sind überproportional viele Familienwohnungen entstanden,<br />
die eine hohe Belegungsdichte aufweisen», teilt die Stadt Zürich<br />
mit. Die gemeinnützigen Wohnbauträger schaften spielten deshalb für das<br />
Angebot von preiswerten Wohnungen mit mode raten Flächenansprüchen<br />
eine wichtige Rolle. Von den zwischen 2009 und 2012 entstandenen Neubauten<br />
mit Mietwohnungen wurden 36 Prozent durch gemeinnützige Wohnbauträgerschaften,<br />
24 Prozent im Stockwerkeigentum und 40 Prozent von<br />
privaten Investoren erstellt. Die gemeinnützigen Trägerschaften bieten im<br />
Schnitt Wohnungen mit kleineren Flächen an als Private; der Unterschied<br />
beträgt rund 13 Quadratmeter. Die Mietzinse in den Neubausiedlungen sind im Vergleich zu früher gestiegen:<br />
Bei den gemeinnützigen Trägerschaften liegt die monatliche Medianmiete bei 1.960 Franken, bei Privaten beträgt<br />
sie 2.600 Franken. Berücksichtigt man die unterschiedlichen Wohn flächen und vergleicht die Quadrat<br />
meterpreise, so liegen die privaten Mieten rund 20 Prozent über den gemeinnützigen. (rb)
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Die Immobilienrunde<br />
Am 11. September trafen sich ausgewählte<br />
Immobilienexperten zur<br />
ersten Immobilienrunde, zu der<br />
Swiss Circle zusammen mit der<br />
Neuen Zürcher Zeitung eingeladen<br />
hat.<br />
David Strohm (NZZ) diskutierte<br />
mit Urs Ledermann (Ledermann<br />
Immobilien), Dr. Christoph Müller<br />
(Warteck Invest und Espace Real<br />
Estate Holding), Patrick Schnorf<br />
(Wüest & Partner) und dem kundigen<br />
Publikum darüber, ob sich<br />
gute Architektur auszahlt. In der<br />
Publikumsrunde waren profilierte<br />
Exponenten aus der Immobilienund<br />
Architekturszene wie etwa<br />
die renommierte Architektin Tilla<br />
Theus vertreten.<br />
Die Immobilienrunde<br />
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Verbandsorgan Schweizer Stockwerkeigentümerverband<br />
4/2014<br />
Wohnungskauf ab Plan<br />
Der Wohnungsbau in der Schweiz läuft nach wie<br />
vor rund. Neu gebaute Eigentumswohnungen<br />
kommen heute überwiegend als «Kauf ab Plan»<br />
auf den Markt. Dabei sind einige wichtige Punkte<br />
zu beachten, um sich gegen Überraschungen<br />
zu wappnen.<br />
Vor allem bei mittleren und grösseren<br />
Projekten ist es schon länger gang und<br />
gäbe, dass der Generalunternehmer<br />
oder eine andere Bauherrschaft Neubauwohnungen<br />
bereits lange vor dem<br />
Spatenstich des Projekts anbietet. Die<br />
Gründe dafür sind vielfältig: Mancher<br />
Cartoon: René Leutenegger
Unternehmer ist darauf angewiesen,<br />
aus den Anzahlungen für bereits reservierte<br />
Wohnungen Vorleistungen und<br />
Planungen zu finanzieren. Oder es geht<br />
darum, die Chancen für Verkauf und<br />
erfolgreiche Vermarktung auszuloten.<br />
Sofern sich für ein bestimmtes Projekt<br />
nicht genügend Interessenten melden,<br />
ist das Angebot für den betreffenden<br />
Standort vielleicht nicht passend, oder<br />
es liegt in der falschen Preislage. Öfters<br />
verlangen auch die Banken des<br />
Baugeschäfts oder des Promotors des<br />
Projekts, dass bereits im Voraus ein<br />
gewisses Quorum an Kaufinteressenten<br />
nachgewiesen ist.<br />
In rechtlicher Hinsicht wirft ein Kauf ab<br />
Plan allerdings viele Fragen auf, wie<br />
Hubert Stöckli, Rechtsprofessor an der<br />
Universität Freiburg (CH), betont: «Kauf<br />
ab Plan heisst, ich kaufe eine Wohnung,<br />
die es noch gar nicht gibt.» Eine<br />
grosse Gefahr sieht der Rechtsprofessor<br />
darin, dass Verkaufsunterlagen wie<br />
Prospekte, Pläne, Computersimulationen<br />
oder auch die Ausstattung einer<br />
Musterwohnung unverbindlich sind.<br />
Im Extremfall ist gutgläubigen Käufern<br />
gar nicht bewusst, was Gegenstand<br />
des Vertrags ist und welche Rechte und<br />
Pflichten ihnen zustehen. Stattdessen<br />
lassen sie sich oft von ihren Emotionen<br />
leiten, zeigen sich beeindruckt von<br />
der vielleicht hübschen Lage oder der<br />
grossen Terrasse etc.<br />
Gründliche Prüfung<br />
Dominik Romang, Rechtsanwalt in<br />
Zürich und Präsident des Schweizer<br />
Stockwerkeigentümerverbandes,<br />
warnt ebenfalls vor einem überstürzten<br />
Kaufentscheid: «In der Praxis kommt<br />
Fünf Merkpunkte zu Kauf ab Plan<br />
Vertrag: Es ist simpel, muss aber<br />
doch immer wieder gesagt werden<br />
– unterschreiben Sie nichts,<br />
das Sie nicht gelesen oder nicht<br />
verstanden haben.<br />
Klarheit: Kosten, Termin und<br />
Leistungen müssen detailliert<br />
und präzis definiert sein. Sämtliche<br />
Dokumente, die die Wohnung<br />
beschreiben, müssen Bestandteil<br />
des Vertrags sein. Vorsicht ist<br />
am Platz, wenn der Baubeschrieb<br />
allzu knapp und ungenau ist.<br />
Preis: Glauben Sie nicht alle<br />
Versprechungen mit Fest- und<br />
Pauschalpreisen – weil viele<br />
Ausstattungsdetails von Anfang<br />
an nicht inbegriffen sind oder weil<br />
Änderungen unverhältnismässig<br />
teuer in Rechnung gestellt<br />
werden.<br />
Mängelrügen: Mängel müssen<br />
genau dokumentiert und sofort<br />
nach ihrer Entdeckung gerügt<br />
werden, und zwar schriftlich und<br />
eingeschrieben. Um Druck zu<br />
machen, müssen Sie dem Unternehmer<br />
oder Handwerker eine<br />
Frist zur Behebung setzen und<br />
nötigenfalls eine Mängelbehebung<br />
durch einen Dritten androhen<br />
– auf Kosten des fehlbaren<br />
Unternehmers.<br />
Abweichungen vom Vertrag:<br />
Wenn sich der Verkäufer ausbedingt,<br />
dass geringfügige Änderungen<br />
akzeptiert werden müssen,<br />
sollten die Alarmglocken läuten.<br />
Fragen Sie deshalb nach und<br />
schränken Sie die Änderungsmöglichkeiten<br />
im Vertrag ein. (jz)<br />
es tatsächlich vor, dass der Interessent<br />
sofort unterschreiben soll, weil<br />
sonst jemand anderer den Zuschlag<br />
bekommt.» Solche Bedingungen seien<br />
aber nicht akzeptabel, betont der Experte:<br />
«Der Kaufinteressent muss<br />
doch mindestens 10 oder 14 Tage Zeit<br />
haben, um das Objekt und alle Unterlagen<br />
gründlich zu studieren.» Dominik<br />
Romang ist sich im Klaren darüber,<br />
dass längst nicht alle privaten Käufer<br />
einer Stockwerkeinheit die nötige Vorsicht<br />
walten lassen – im Gegenteil. «Ich<br />
schätze», so Dominik Romang, «dass<br />
neun von zehn Käufern ihre Unterschrift<br />
mehr oder weniger unbesehen<br />
unter den Vertrag setzen.»<br />
Laien erkennen in der Regel auch nicht,<br />
welche Unterlagen und Dokumente<br />
wirklich massgeblich sind und welche<br />
nicht. Prospekte, Werbungen auf einer<br />
Website des Verkäufers, Baubeschreibungen<br />
oder Pläne sind nur soweit<br />
verbindlich, als sie ausdrücklich zum<br />
Bestandteil des Vertrags erklärt werden<br />
und wenn der Vertrag öffentlich<br />
beurkundet wird. Ein Grundstückkauf<br />
und damit auch der Kauf einer Stockwerkeinheit<br />
setzt gemäss ZGB die öffentliche<br />
Beurkundung voraus. Die<br />
sogenannten Reservationsverträge für<br />
Wohnungen werden in aller Regel nicht<br />
notariell beurkundet. Dann aber leiden<br />
sie, wie Professor Hubert Stöckli ausführt,<br />
unter einem Formmangel, weshalb<br />
sie ungültig sind und «auch keinen<br />
Anspruch darauf verleihen, dass der<br />
Kaufvertrag dann auch wirklich abgeschlossen<br />
wird».<br />
Musterwohnungen oder virtuelle<br />
Rundgänge durch das Kaufobjekt, die<br />
am Computer durchgespielt werden,<br />
dienen rein der Werbung und sind<br />
rechtlich ohne Bedeutung. So kommt<br />
es in der Praxis immer wieder vor,<br />
dass sich Wohnungskäufer aufgrund<br />
unverbindlicher Unterlagen und Pläne<br />
ein Bild von ihrem Traumobjekt<br />
ausmalen, ohne sich zu vergegenwär-
tigen, dass die Unterlagen, Beschreibungen<br />
und Pläne bei der späteren<br />
Beurkundung des Kaufobjekts möglicherweise<br />
anders beschreiben und<br />
anders definieren. Änderungen an der<br />
Planung und Ausstattung sind keineswegs<br />
selten.<br />
Welche Qualität im Ausbau?<br />
Ein Wohnungskäufer, der Qualität<br />
bestellt und auf präzis definierte<br />
Leistungen Wert legt, muss auf jedes<br />
Detail achten. Dementsprechend<br />
kommt einem ausführlichen und sehr<br />
präzisen Baubeschrieb als Bestandteil<br />
des Vertrags eine Schlüsselrolle<br />
zu. Sofern man es aber in diesen<br />
Unterlagen mit bloss vagen Versprechungen<br />
bewenden lässt – wie zum<br />
Beispiel «Schweizer Armaturen» in<br />
den Nasszellen oder «Parkett in den<br />
Haben Sie Fragen zu Stockwerkeigentum?<br />
Wohnräumen» –, kauft man buchstäblich<br />
die Katze im Sack. Denn ob am<br />
Ende billigste oder sehr auserlesene<br />
Materialien Verwendung finden, steht<br />
aufgrund solch unpräziser Wendungen<br />
in den Wolken geschrieben. Für<br />
jedes Bauteil und jedes Element sollten<br />
entweder die konkret vorgesehenen<br />
Produkte oder die entsprechenden<br />
Budgetpositionen definiert sein.<br />
Dazu zählt etwa eine abschliessende<br />
Beschreibung sämtlicher Materialien<br />
und Apparate in der Küche. Analog<br />
sind auch alle Elemente und das Niveau<br />
des Ausbaustandards für Nasszellen<br />
und Wohnräume zu bezeichnen.<br />
Weiter bedarf die Qualität der Fenster,<br />
von Türen, Storen, Geräten etc. einer<br />
präzisen Umschreibung. Dominik<br />
Romang vom Schweizer Stockwerkeigentümerverband<br />
hält dazu ergänzend<br />
fest: «Bei Budgetpositionen ist<br />
Gratis Rechtsberatung<br />
Der Schweizer Stockwerkeigentümerverband setzt sich für die Interessen<br />
von Stockwerkeigentümern ein. Für einen Mitgliederbeitrag von nur 75 Franken<br />
bieten wir Ihnen zum Beispiel eine kostenlose Rechtsberatung (telefonisch<br />
oder persönlich in einer Anwaltskanzlei in Zürich). Auch Verwaltungen<br />
und Bewirtschaftungsfirmen sind als Mitglieder willkommen – auch sie<br />
profitieren von unserem spezialisierten Know-how in Sachen Stockwerkeigentum.<br />
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Donnerstag, 13. November 2014, 18.30–20.30 Uhr, im Glockenhof, Sihlstr. 31,<br />
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Rechtsanwälten beantwortet.<br />
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für einen unerfahrenen Käufer meist<br />
nicht ersichtlich, was er für dieses<br />
Geld bekommen kann.» Wenn der<br />
Baubeschrieb ein bestimmtes Budget<br />
für einen Backofen vorsieht, mag dies<br />
für manchen Laien in Ordnung sein.<br />
Erst bei der definitiven Auswahl oder<br />
in einer Küchenausstellung realisiert<br />
er dann, dass der «Wunschbackofen»<br />
wesentlich mehr kostet.<br />
Romang hält es für ratsam, für verschiedene<br />
Aspekte fachlichen Rat zu<br />
holen: «Viele potenzielle Problemfelder<br />
beim Kauf einer Wohnung ab<br />
Plan sind für Laien ohne Erfahrung<br />
gar nicht erkennbar.» Erwähnt sei<br />
das Beispiel, als ein Verkäufer gar<br />
nicht alle Stockwerkeinheiten eines<br />
Neubaus verkaufen konnte. Von zehn<br />
Wohneinheiten gingen am Ende vier an<br />
verschiedene Privatkäufer, die sechs<br />
anderen behielt der Unternehmer im<br />
Eigentum und nutzte sie in der Familie<br />
oder vermietete sie an Dritte. Aufgrund<br />
des Reglements in dieser Stockwerkeigentümergemeinschaft<br />
hatte der<br />
Verkäufer an jeder Versammlung eine<br />
komfortable Mehrheit. Ob die Wahl<br />
des Verwalters oder bauliche Anpas-<br />
sungen anstehen – die vier anderen<br />
sehen sich in allen Fragen immer in<br />
der Minderheit. Auch hinsichtlich der<br />
Bausubstanz oder weiterer Unterlagen<br />
wie Kaufvertrag oder Begründungsurkunde<br />
des Stockwerkeigentums<br />
macht es sich oft bezahlt, sich<br />
neutralen, fachlichen Rat zu holen.<br />
– Wohnungskäufer sollen also selbstverständlich<br />
den Traum von den eigenen<br />
vier Wänden träumen, sie müssen<br />
sich aber vorgängig um die fachlichen<br />
und rechtlichen Aspekte kümmern.<br />
Jürg Zulliger<br />
Schweizer Stockwerkeigentümerverband<br />
8606 Greifensee<br />
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Weitere Informationen über den Verband und<br />
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Service<br />
68<br />
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Bewertungssoftware –<br />
Chancen und Risiken<br />
Bewertung – IT-Tools sind nützlich, auch für die Bewertung von Immobilien.<br />
Doch das Verständnis für die Immobilie und deren wesentliche<br />
Werttreiber wird durch technische Lösungen nicht ersetzt.<br />
Von Daniel Schneider<br />
Grosse Immobilienportfolios mittels<br />
ausgefeilter Datenbanken zu analysieren,<br />
ist heute Branchenstandard. Vermehrt<br />
gehen Eigentümer dazu über,<br />
für interne Bewertungen die IT-Lösung<br />
externer Bewerter zu übernehmen, um<br />
die Effizienz im Datenaustausch und<br />
Bewertungsprozess zu verbessern.<br />
Das war nicht immer so. Bis in die<br />
1990er-Jahre wurden die Substanzund<br />
Ertragswerte von Immobilien mit<br />
Barwerttabellen und Taschenrechner<br />
berechnet; IT-Anwenderkenntnisse wa -<br />
ren nicht erforderlich. Erst mit der Verbreitung<br />
von finanzmathematischen<br />
Schätzungsmethoden hielten in den<br />
1990er-Jahren die ersten Excel-basierten<br />
Discounted-Cashflow-Modelle<br />
Einzug in die Immobilienbewertung.<br />
Bis heute sind bei der Bewertung von<br />
Einzel- oder Spezialobjekten Excel-Modelle<br />
ein effizientes Hilfsmittel: Denn<br />
sie sind einfach in der Anwendung und<br />
können beliebig erweitert werden.<br />
In der Schweiz läutete die Kotierung<br />
der ersten Immobilienaktiengesellschaften<br />
Ende der 1990er-Jahre endgültig<br />
die Professionalisierung der<br />
Bewertungsbranche ein. Die Immobilienbestände<br />
vieler institutionellen Anleger<br />
wuchsen in dieser Zeit markant<br />
an – entsprechend auch die Anforderungen<br />
an den Bewerter wie an das<br />
Assetmanagement. Auswertungen auf<br />
Portfolioebene gewannen an Bedeutung,<br />
mit der Folge, dass die Excel-Bewertungsmodelle<br />
bald an ihre Grenzen<br />
stiessen.<br />
Um den gestiegenen Ansprüchen gerecht<br />
zu werden und eine effiziente<br />
Bearbeitung der verfügbaren Daten zu<br />
ermöglichen, schafften sich die etablierten<br />
Bewertungsunternehmen Bewertungsdatenbanken<br />
an. Mit diesen<br />
werden neben der Datenverwaltung<br />
auch die eigentlichen Bewertungen<br />
erstellt. Denn die Datenbanken gewährleisten<br />
über Schnittstellen den<br />
Datenimport von Mieterspiegeln und<br />
Liegenschaftsabrechnungen aus den<br />
Bewirtschaftungsprogrammen des<br />
Assetmanagements.<br />
Die Anwendung solcher Datenbanken<br />
ist bei der wiederkehrenden Bewertung<br />
von Renditeliegenschaften nun<br />
seit einigen Jahren Branchenstandard.<br />
Dabei kommen in der Schweiz unterschiedliche<br />
Datenbanken zur Anwendung.<br />
Sie basieren zwar teilweise auf<br />
den gleichen Standard-IT-Lösungen,<br />
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IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Service<br />
69<br />
Der Autor: Daniel Schneider,<br />
dipl. Bauingenieur HTL und MAS<br />
Real Estate Management (FH<br />
St.Gallen), ist seit November 2013<br />
Head of Valuation von JLL in der<br />
Schweiz.<br />
wurden aber von den Nutzern individuell<br />
weiterentwickelt und weisen<br />
dementsprechend im Detail unterschiedliche<br />
Bewertungsmethodiken<br />
auf.<br />
In jüngster Zeit gehen Eigentümer und<br />
Bewerter vermehrt dazu über, für die<br />
Bewirtschaftung und die Bewertung<br />
der Liegenschaften dieselben IT-Lösungen<br />
anzuwenden. Dies hat den Vorteil,<br />
dass Daten nicht zwischen zwei<br />
verschiedenen Systemen ausgetauscht<br />
werden müssen und Assetmanager<br />
und Bewerter online auf die gleichen<br />
Daten und Grundlagen zugreifen können.<br />
Zudem einigen sich der Assetmanager<br />
und der Bewerter damit auch auf<br />
ein einheitliches Modell für die internen<br />
und externen Bewertungen, was<br />
deren Vergleichbarkeit sichert, Diskussionen<br />
erleichtert und eine Zusammenführung<br />
der Einzelbewertungen<br />
auf Portfolioebene ermöglicht.<br />
Für den Bewerter kann dies allerdings<br />
zu zusätzlichem Aufwand bei der<br />
Kalibrierung des Bewertungsmodells<br />
führen, falls sich dieses deutlich von<br />
dem Modell unterscheidet, mit dem er<br />
normalerweise arbeitet. Werden für<br />
unterschiedliche Teile des Portfolios<br />
verschiedene Bewerter beauftragt, erfordert<br />
dies darüber hinaus, dass sich<br />
nicht nur der Assetmanager mit den<br />
Bewertern, sondern auch die Bewerter<br />
untereinander auf ein einheitliches Modell<br />
einigen müssen.<br />
Grundsätzlich ist die Integration von<br />
Bewirtschaftungs- und Bewertungsprogrammen<br />
ein begrüssenswerter<br />
Trend. Die Fehleranfälligkeit beim Datenaustausch<br />
unterschiedlicher Geschäftsfelder<br />
wird durch eine einheitliche<br />
Datenbank deutlich vermindert;<br />
gleichzeitig sind die Daten zeitnaher<br />
und effizienter für alle Benutzergruppen<br />
abrufbar. Auf der anderen Seite<br />
erhöhen sich jedoch die Anforderungen<br />
an den Bewerter hinsichtlich der<br />
Modellflexibilität. Heisst konkret: Bewerter<br />
müssen heute und in Zukunft in<br />
der Lage sein, ihre Expertise vermehrt<br />
auch ausserhalb ihres angestammten<br />
Modells anzuwenden – sei es in kundenspezifischen<br />
Adaptionen dieses<br />
Modells oder in Modellen von Drittparteien.<br />
Das Fazit: Die fortschreitende Rationalisierung<br />
der Bewertungsabläufe verlangt<br />
von allen Beteiligten Innovation<br />
und Flexibilität. Gleichwohl kann der<br />
Fortschritt auf der Daten- und der IT-<br />
Seite die Expertise und die Erfahrung<br />
der einzelnen Bewerter nicht ersetzen.<br />
Das Verständnis für die Immobilie<br />
und die wesentlichen Werttreiber, eine<br />
umfassende qualitative Gebäude- und<br />
Potenzialanalyse sowie die Interpretation<br />
von wirtschaftlichen und demografischen<br />
Entwicklungen, bleiben<br />
von wesentlicher Bedeutung in der<br />
Immobilienbewertung – mit oder ohne<br />
IT-Lösungen.<br />
DigitalStrom<br />
Barrierefreie<br />
Smart Homes<br />
Die DigitalStrom AG hat in Kooperation<br />
mit Forschern des Fraunhofer-<br />
Instituts-Teils für Angewandte<br />
Systemtechnik und der Ottobock<br />
Mobility Solutions GmbH eine Lösung<br />
für barrierefreies Wohnen in<br />
einem Smart Home geschaffen.<br />
Wie die Gesellschaften mitteilen,<br />
vernetzt das von DigitalStrom<br />
entwickelte System elektrische<br />
Geräte wie beispielsweise Lampen,<br />
Fernseher, Waschmaschinen,<br />
Rollläden oder auch Wasserhähne.<br />
Die Kommunikation erfolgt direkt<br />
über die Stromleitung. Der Vorteil:<br />
Das DigitalStrom-System lässt sich<br />
jederzeit in bestehende Wohnungen<br />
oder Häuser integrieren.<br />
Um diese Möglichkeiten auch<br />
Menschen mit Handicap zugänglich<br />
zu machen, wurde ein Elektrorollstuhl<br />
von Ottobock mit einem von<br />
den Fraunhofer-Forschern entwickelten<br />
Bluetooth-Modul ausgestattet,<br />
welches Zugriff zum Smart-<br />
Home-System ermöglicht. Tägliche<br />
Routineaufgaben, die zuvor ohne<br />
Hilfe Dritter eigentlich nicht denkbar<br />
waren, könnten nun mit der<br />
neuen Lösung per Smartphone-<br />
App oder Kinnsteuerung direkt aus<br />
dem Rollstuhl heraus ausgeführt<br />
werden.<br />
«Ich freue mich, dass wir gemeinsam<br />
mit unseren Partnern, dem<br />
Fraunhofer IOSB-AST und Ottobock<br />
die Steuerung des Rollstuhls mit<br />
dem DigitalStrom-System gekoppelt<br />
haben», sagt Martin Vesper. Für<br />
den CEO der DigitalStrom AG zeigt<br />
dieses Beispiel einmal mehr den<br />
wirklichen Mehrwert eines Smart<br />
Homes. Alle denkbaren Möglichkeiten<br />
basieren Martin Vesper zufolge<br />
rein auf Software, und er betont:<br />
«Das sorgt für Flexibilität und<br />
versetzt uns in die Lage, unseren<br />
Kunden individuelle Lösungen für<br />
unterschiedlichste Anwendungsbereiche<br />
einfach und schnell zur<br />
Verfügung stellen zu können.» (ah)
Service<br />
70<br />
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
20 Jahre ERES<br />
Verbände – Die ERES European Real Estate Society,<br />
ein internationales Netzwerk zwischen immobilienwissenschaftlicher<br />
Forschung und immobilienwirtschaftlicher Praxis, wird 20 Jahre alt.<br />
Ein Porträt zum Jubiläum.<br />
Von Marianne Schulze<br />
Der Austausch von Forschungsergebnissen steht im Mittelpunkt der ERES.<br />
Vor genau 20 Jahren wurde die ERES<br />
als internationales Netzwerk zwischen<br />
der akademischen Welt und<br />
der praktischen Immobilienwirtschaft<br />
gegründet. In der Non-Profit-Organisation<br />
sind Lehrende, Forscher und<br />
Post-Graduierte, aber auch Praktiker<br />
versammelt. Die ERES umfasst ein<br />
europaweites Netzwerk, das von Finnland<br />
über Deutschland, Österreich und<br />
die Schweiz bis nach Italien, von Grossbritannien<br />
und Irland bis nach Russland<br />
reicht. Zugleich ist die ERES Teil<br />
der International Real Estate Socie -<br />
ty IRES, in der weltweit die regionalen<br />
Real Estate Societies zusammengeschlossen<br />
sind.<br />
Zentral- und Osteuropa holen auf<br />
Ziele der ERES sind es, die Forschung<br />
zu immobilienwirtschaftlichen Themen<br />
sowie die Ausbildung für Immobilienberufe<br />
in allen europäischen<br />
Ländern zu fördern, den Austausch<br />
von Information zwischen Akademikern<br />
und Praktikern zu ermöglichen<br />
sowie die Professionalisierung in<br />
der Immobilienwirtschaft voranzutreiben.<br />
Auch wenn diese Ziele heute<br />
für Westeuropa anmuten, wie «Eulen<br />
nach Athen zu tragen» – in den 90er-<br />
Jahren des vorigen Jahrhunderts<br />
bestand noch erheblicher Bedarf an<br />
einer deutlichen Professionalisierung<br />
der Branche, und in den Ländern<br />
Zentral- und Osteuropas begann man<br />
mehr oder weniger bei null. Hier hat<br />
sich in den 20 Jahren des Bestehens<br />
der ERES viel getan. Erkennbar ist<br />
dies auch daran, dass auf den ERES-<br />
Veranstaltungen immer öfter auch<br />
Repräsentanten dieser Länder hervortreten.<br />
Veranstaltungen, auf denen Lehrende<br />
und Forschende zusammentreffen<br />
und sowohl untereinander als auch mit<br />
den «Praktikern» Ideen und Einsichten<br />
austauschen, sind ein wesentlicher<br />
Bestandteil der ERES. Zu diesen Veranstaltungen<br />
gehören sowohl die Jahreskonferenz<br />
der ERES als auch zwei
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Service<br />
71<br />
Internationaler Hochhaus Preis 2014<br />
Fünf Gebäude<br />
im Finale<br />
Industry-Seminare sowie ein Education-Seminar<br />
jährlich.<br />
Die Jahreskonferenz findet im Frühsommer<br />
in wechselnden europäischen<br />
Städten statt. 2013 war es Wien, in<br />
diesem Jahr Bukarest und 2015 wird<br />
es Istanbul sein. Dort geht die nächste<br />
Annual Conference vom 24. bis zum<br />
25. Juni in der Technischen Universität<br />
von Istanbul (ITÜ), der weltweit drittältesten<br />
TU, über die Bühne. Bei den<br />
Jahreskonferenzen präsentieren und<br />
diskutieren Teilnehmer aus allen europäischen<br />
Ländern ihre Forschungsfragen<br />
und -ergebnisse. Wie so oft bei<br />
eher akademischlastigen Veranstaltungen<br />
sind es teilweise sehr spezielle<br />
Themen, die vorgestellt werden, doch<br />
auch diese können weitere Denkprozesse<br />
anstossen.<br />
Industry- und Education-<br />
Seminare<br />
Kommen bei den Jahreskonferenzen<br />
einige Hundert Teilnehmer zusammen<br />
und ist das Spektrum der Themen<br />
sehr breit gefächert, so ist der<br />
Kreis der Teilnehmer an den zweimal<br />
jährlich – im Frühjahr und im Herbst<br />
– stattfindenden Industry-Seminaren<br />
meist deutlich kleiner und die jeweilige<br />
Veranstaltung steht unter einer<br />
bestimmten Überschrift. Das diesjährige<br />
Industry-Seminar im Frühjahr in<br />
Paris befasste sich etwa mit der Frage:<br />
«How Can Workplace Management<br />
Add Value to Business?»<br />
Das Industry-Seminar, das am 17. Oktober<br />
2014 in Belfast in Nordirland<br />
stattfindet, steht unter der Überschrift<br />
Jährlicher Höhepunkt der ERES ist die Annual Conference.<br />
«Re-capitalising the Recovery of the<br />
Irish Real Estate Market: Lessons for<br />
Europe». Auch für diese Veranstaltungen<br />
können alle Präsentationen im<br />
Netz abgerufen werden.<br />
Immer Anfang Dezember findet dann<br />
noch ein ERES Education-Seminar<br />
statt. In diesem Jahr ist vom 5. bis zum<br />
6. Dezember die Universität von Ferrara<br />
in Italien Gastgeberin. Dann heisst<br />
20 Jahre IRES<br />
Neben der ERES European<br />
Real Estate Society feiert auch<br />
die IRES in diesem Jahr ihr<br />
20. Jubi läum. Die International<br />
Real Estate Society (IRES) ist<br />
der Zusammenschluss der regionalen,<br />
eigentlich kontinentalen<br />
wissenschaftlichen Gesellschaften,<br />
die sich der immobilienökonomischen<br />
Forschung<br />
verschrieben haben. Tragend<br />
bei der IRES sind die älteste<br />
Gesellschaft, die vor 29 Jahren<br />
gegründete American Real<br />
Estate Society (ARES), sowie die<br />
beiden jüngeren Gesellschaften<br />
Pacific Rim Real Estate Society<br />
(PRRES) sowie die ERES.<br />
Daneben gibt es noch die Latin<br />
American Real Estate Society<br />
(LaRES), die Asian Real Estate<br />
Society (AsRES) und die African<br />
Real Estate Society (AfRES)<br />
sowie die Middle East and North<br />
Africa Real Estate Society<br />
(MENARES). (bw)<br />
Der Internationale Hochhaus Preis (IHP)<br />
2014 geht in die entscheidende Runde:<br />
Die Jury hat fünf Hochhäuser in die Endrunde<br />
gewählt. Die Auszeichnung ist mit<br />
50.000 Euro dotiert und wird am 19. November<br />
2014 von der Stadt Frankfurt am<br />
Main mit dem Deutschen Architekturmuseum<br />
(DAM) und der DekaBank in<br />
der Frankfurter Paulskirche verliehen.<br />
Die Finalisten 2014 auf einen Blick:<br />
• Bosco Verticale (Mailand/Italien) von<br />
Boeri Studio, Mailand<br />
• De Rotterdam (Rotterdam/Niederlande)<br />
von Office for Metropolitan<br />
Architecture, Rotterdam<br />
• One Central Park (Sydney/Australien)<br />
von Ateliers Jean Nouvel, Paris<br />
• Renaissance Barcelona Fira Hotel,<br />
L’Hospitalet de Llobregat (Barcelona/<br />
Spanien) von Ateliers Jean Nouvel,<br />
Paris<br />
• Sliced Porosity Block (Raffles City<br />
Chengdu, Chengdu/China) von Steven<br />
Holl Architects, New York<br />
Der IHP gilt als der weltweit wichtigste<br />
Architekturpreis für Hochhäuser.<br />
Er richtet sich an Architekten und<br />
Bauherren, deren Gebäude mindestens<br />
100 Meter hoch sind und in den vergangenen<br />
zwei Jahren fertiggestellt wurden.<br />
Die Jury besteht aus Architekten, Tragwerksplanern,<br />
Immobilienspezialisten<br />
und Architekturkritikern. Sie beurteilt<br />
die nominierten Projekte nach folgenden<br />
Kriterien: zukunftsweisende Gestaltung,<br />
Funktionalität, innovative Bautechnik,<br />
städtebauliche Einbindung, Nachhaltigkeit<br />
und Wirtschaftlichkeit. Die Finalisten<br />
des IHP 2014, die unter 26 Nominierten<br />
aus 17 Ländern ausgewählt wurden,<br />
zeigen weiterhin den weltweiten Trend<br />
im zeitgenössischen Hochhausbau zu<br />
einer Nutzungsverschiebung vom Bürozum<br />
Wohnhochhaus, der nun auch in<br />
Europa angekommen ist. Zudem hat sich<br />
die Tendenz, Licht, Luft und Grün mit<br />
dem Hochhausbau zu verbinden, weiter<br />
verstärkt. Trotz neuer Höhenrekorde<br />
fällt auf, dass daneben eine gestiegene<br />
Aufmerksamkeit hinsichtlich der urbanen<br />
Qualitäten zu erkennen ist. (bw)
Service<br />
72<br />
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Networking: Die Abendveranstaltungen der Annual Conference bieten Gelegenheit zum Austausch.<br />
das Motto: «Real Estate Education and<br />
the Digital Generation: The Challenge<br />
of Introducing New Media into the<br />
Classroom».<br />
Die Präsidentschaft der ERES wechselt<br />
turnusmässig von Jahr zu Jahr.<br />
Für den Zeitraum 2014/2015 hat Bob<br />
Martens von der Technischen Universität<br />
Wien den Vorsitz übernommen.<br />
Als Execu tive Director hingegen ist Jim<br />
Berry von der Universität Ulster kontinuierlich<br />
tätig. Beiden steht ein Board<br />
zur Seite, das 24 Personen umfasst.<br />
Aus der Schweiz sind beim Board der<br />
ERES übrigens Martin Hoesli von der<br />
Universität Genf und Andreas Loepfe<br />
von der Universität Zürich sowie<br />
dem dortigen Center for Urban & Real<br />
Estate Management CUREM (siehe<br />
Kastentext) dabei.<br />
Umfangreiche Datenbank<br />
Alle sowohl auf der Jahreskonferenz<br />
als auch bei den Industry-Seminaren<br />
und dem ERES Education-Seminar<br />
vorgestellten Papers und Präsentationen<br />
können unter www.eres.org in der<br />
«Library» eingesehen und abgerufen<br />
werden. Diese Datenbank ist mit mehr<br />
als 3.000 Dokumenten von über 1.000<br />
Autoren eine wahre Fundgrube an immobilienwirtschaftlichen<br />
Forschungsergebnissen,<br />
die für alle, auch für<br />
jene, die nicht Mitglied bei ERES sind,<br />
zugänglich ist. Aber auch viele weitere<br />
Informationen zur ERES lassen sich<br />
auf dieser Homepage finden.<br />
Zehn Jahre CUREM<br />
Aus der Perspektive des Jahres 2014 betrachtet,<br />
hat es um die Jahrhundertwende zwischen<br />
dem 20. und dem 21. Jahrhundert weltweit eine<br />
Entwicklung hin zur Gründung von wissenschaftlichen<br />
Gesellschaften und Studiengängen immobilienwirtschaftlicher<br />
Forschung gegeben. Ein<br />
Schweizer Beispiel für diesen «Trend» ist CUREM, Andreas Loepfe, Managing<br />
das Center for Urban & Real Estate Management Director CUREM<br />
(CUREM) am Institut für Banking und Finance,<br />
welches im Jahr 2003 in Zürich als private Initiative<br />
aus der Immobilienbranche und für die Immobilienbranche an den Start ging.<br />
«Die gebaute Umwelt repräsentiert immense kulturelle und wirtschaftliche<br />
Werte: Das reale Vermögen der Welt besteht rund zur Hälfte aus Immobilien»,<br />
sagt Andreas Loepfe, FRICS, Managing Director CUREM. «Die Steuerung<br />
und Gestaltung der gebauten Umwelt ist zentral für die Entwicklung der<br />
Gesellschaft, Wirtschaft und Natur – doch viele immobilienbezogene Inhalte<br />
wurden auf universitärem Niveau erst unlängst erschlossen.» CUREM setzt<br />
sich mit seinen Weiterbildungen, Forschungsprojekten und Beratungen für<br />
den Erkenntnisgewinn und eine sachliche Diskussion immobilienwirtschaftlicher<br />
Themen ein. Die Idee dahinter: Man will einen Beitrag leisten, die<br />
gebaute Umwelt im Sinne der Wohlfahrtsoptimierung zu entwickeln.<br />
Im Jahr 2009 wurde CUREM in die Universität Zürich integriert. «Das garantiert<br />
die internationale Vernetzung des Zentrums mit anderen erstklassigen<br />
Universitäten – ohne dabei die Nähe zur Praxis zu verlieren», sagt Loepfe.<br />
Im Juli dieses Jahres feierte CUREM sein 10-Jahr-Jubiläum. «Die Verwendung<br />
des interdisziplinären Ansatzes ist das, was CUREM auszeichnet und<br />
sicherlich grundlegend ist für den grossen Erfolg», würdigte Ramón Sotelo,<br />
Präsident der International Real Estate Society IHRES, in seiner Rede die<br />
Verdienste des Instituts. «Die Wissenschaft und dadurch auch die Universitäten<br />
tendieren aktuell zu einer hoch spezialisierten, monodisziplinären<br />
Forschung. Zur Lösung der Probleme in der Praxis sind hingegen multidisziplinäre<br />
Kompetenzen essentiell.» CUREM strebe danach, diesen Spagat zu<br />
meistern und leiste damit einen Beitrag zur wissenschaftlichen Reflektion<br />
der Immobilienwirtschaft, so Sotelo: «Meine Anerkennung gilt Andreas<br />
Loepfe, der einerseits diesen multidisziplinären Studiengang entwickelt hat<br />
und zudem mit dem ‹best owner principle› auch einen wissenschaftlich fundierten<br />
und praktisch relevanten immobilienökonomischen Beitrag geleistet<br />
hat.» (bw)
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Service<br />
73<br />
Branchentreffen in München<br />
Expo Real – «Building Networks» lautet das Motto der internationalen Gewerbeimmobilien-<br />
und Investmentmesse, die vom 6. bis zum 8. Oktober in München<br />
stattfinden wird. Schweizer Branchenplayer sind mit von der Partie, die meisten<br />
am Gemeinschaftsstand des Swiss Circle.<br />
Von Anja Hall, Bild: Expo Real/Messe München<br />
Raum für Networking: die Immobilienmesse Expo Real<br />
Seit nunmehr 17 Jahren ist es ein wie -<br />
derkehrendes Ereignis: Kaum schliesst<br />
das Münchner Oktoberfest seine Pforten,<br />
verschwinden die Trachtenträger<br />
aus dem Blickfeld und Bayerns Landeshauptstadt<br />
ist fest in der Hand der<br />
Immobilienbranche. An drei Tagen –<br />
dieses Jahr vom 6. bis zum 8. Oktober<br />
– trifft man sich auf der Expo Real, der<br />
Internationalen Fachmesse für Immobilien<br />
und Investitionen.<br />
Mit 1.663 Ausstellern auf 64.000 Quadratmetern<br />
in sechs Messehallen gilt<br />
die Expo Real als grösste B2B-Messe<br />
für Gewerbeimmobilien in Europa. Die<br />
mehr als 36.000 Teilnehmer aus aller<br />
Welt bilden die gesamte Wertschöpfungskette<br />
der Branche ab. Projektentwickler<br />
und Projektmanager, Investoren<br />
und Finanzierer, Berater und Vermittler,<br />
Architekten und Planer, Corporate Real<br />
Estate Manager, Expansionsleiter, aber<br />
auch zahlreiche Wirtschaftsregionen<br />
und Städte präsentieren sich auf der<br />
Messe und nutzen die Gelegenheit zum<br />
Networking und zur Marktorientierung.<br />
Auch die Schweizer Branche zeigt sich<br />
wieder auf der Expo Real – viele Unternehmen<br />
beteiligen sich am Gemeinschaftsstand<br />
des Swiss Circle (Stand 320<br />
in der Halle C2). Dieses Jahr belegt der<br />
Swiss Circle nicht weniger als 350 Quadratmeter<br />
an Ausstellungsfläche für<br />
insgesamt 43 Schweizer Immobilienunternehmen<br />
und Standortorganisationen.<br />
Seit vielen Jahren sind Unternehmen<br />
wie Steiner, Mobimo, SBB Immobilien,<br />
Losinger Marazzi, UPC Cablecom, der<br />
Flughafen Zürich/The Circle, Wincasa,<br />
Credit Suisse, Acron und Hochtief<br />
Development Schweiz als Partner des<br />
Swiss Circle mit von der Partie, ebenso<br />
die Wirtschaftsförderung Bern,<br />
Bouygues/MIBAG Property und Halter.<br />
Auch die Immobilienberater von Kuoni<br />
Mueller & Partner sowie die Anwaltskanzleien<br />
Bürgi Nägeli Rechtsanwälte,<br />
CMS von Erlach und Baker & McKenzie<br />
sind in diesem Jahr erneut präsent.<br />
Ebenso werden die NZZ und das IMMO-<br />
BILIEN Business vor Ort vertreten sein.<br />
Das Beratungsunternehmen Wüest &<br />
Partner hat sich dieses Jahr ebenfalls<br />
für eine Teilnahme entschieden.<br />
Auch das Konferenz- und Veranstaltungsprogramm<br />
der Expo Real ist<br />
beachtlich: Auf rund 80 Symposien,<br />
Konferenzen und Gesprächsrunden<br />
diskutieren 400 Referenten über aktuelle<br />
Trends und Innovationen des<br />
Immobilien-, Investitions- und Finanzierungsmarktes.<br />
Für die Zielgruppe «Regionen und Städte»<br />
wurde in diesem Jahr ein eigenes<br />
Forum neu entwickelt, auf dem Experten<br />
den Städten Hilfestellungen geben<br />
wollen, wie sie beispielsweise einen<br />
Standort durch Universitäten beleben<br />
oder das Thema «Digital Economy» aufnehmen.<br />
Ganz neue Wege geht der Messeveranstalter<br />
auch mit der Veranstaltung<br />
«Kluge Köpfe, kluge Gedanken».<br />
Referenten, die nicht aus der Immobilienwirtschaft<br />
kommen, sollen für neue<br />
Impulse in der Branche sorgen.
Service – Neue Produkte<br />
74<br />
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Das neue Kräuterzentrum von Ricola<br />
Mit Hut und gutem Schuhwerk<br />
Baustoffe – Im Laufental wurde im Mai<br />
eine Lagerhalle der besonderen Art in<br />
Betrieb genommen. Wer hat’s erfunden?<br />
Klar – Ricola, respektive Herzog<br />
& De Meuron: ein Stampflehmbau für<br />
die «Chrüterchraft».<br />
Von Gudrun Escher, Bild: Priora AG<br />
Wer die heilenden Kräfte der Natur<br />
zu seiner Geschäftsbasis erkoren hat<br />
wie der Kräuterbonbon-Hersteller Ricola,<br />
stellt auch an Betriebsgebäude<br />
besondere Anforderungen hinsichtlich<br />
Technik und Architektur. Bei Ricola hat<br />
die Zusammenarbeit mit dem Basler<br />
Architekturbüro von Jacques Herzog<br />
und Pierre de Meuron eine über dreissigjährige<br />
Tradition, und jeder ihrer<br />
Entwürfe für das Unternehmen ging<br />
einen Schritt weiter in der Annäherung<br />
an das Wesentliche. Die Lagerhalle<br />
der späten 1990er-Jahre etwa erinnert<br />
an aufgeschichtete Bretterstapel; für<br />
das neue Kräuterzentrum entwarfen<br />
Herzog & de Meuron einen Lehmbau.<br />
Lehmbau deshalb, weil im Laufental,<br />
wo Ricola beheimatet ist, seit Römerzeiten<br />
Lehm und Mergel gewonnen und<br />
zu Ziegeln verarbeitet werden. So kamen<br />
99 Prozent des Baumaterials aus<br />
einem Umkreis von unter zehn Kilometern<br />
– ein grosses Plus in Bezug auf die<br />
hohen Ansprüche an Nachhaltigkeit.<br />
Von der Idee zur Ausführung verhalfen<br />
die Geschäftsstelle Basel der Priora<br />
Generalunternehmung sowie der Experte<br />
für Lehmbau Martin Rauch, dessen<br />
Firma, die in Schlins im Vorarlberg<br />
beheimatete Lehm Ton Erde Baukunst<br />
Gmbh, als führend in Europa gilt. Sein<br />
Mitarbeiter Clemens Quirin erläutert,<br />
dass jedes Projekt aus Lehm sehr individuell<br />
erarbeitet werden müsse,<br />
so auch ein Stampflehmbau dieser<br />
Grössen ordnung, die alte Regel aber<br />
gelte immer: «Lehm braucht guten Hut<br />
und guten Schuh.»<br />
Grösster Stampflehmbau<br />
Europas<br />
Ein Bauwerk aus dem Werkstoff Lehm<br />
benötigt – zumindest in unseren Breitengraden<br />
– einen wirksamen Nässeschutz<br />
von oben und von unten. Von<br />
oben hilft der Dachüberstand, in diesem<br />
Falle ein übliches Flachdach aus<br />
Wellblech, von unten eine standardmässige<br />
Drainage. Luftfeuchte innen<br />
wie aussen dagegen reguliert der<br />
Stampflehm besser als jedes andere<br />
Mauerwerk und sorgt so für ein gemässigtes<br />
Raumklima, das der Verarbeitung<br />
und Lagerung der jährlich 1,4 Millionen<br />
Kilogramm kostbarer Kräuter<br />
zuträglich ist und die Energiekosten<br />
senkt. Das rein mineralische Material<br />
aus Lehm, vermischt mit steinigem<br />
Aushub und Mergel, nimmt Feuchte<br />
gut auf und gibt sie verzögert ab, wirkt<br />
angenehm warm und hat die Farbe des<br />
Erdbodens. Und es altert auf natürliche<br />
Weise, wird an der Oberfläche bröselig.<br />
Diese kalkulierte Erosion beeinträchtigt<br />
die Stabilität allerdings in keiner<br />
Weise, denn die massiven Mauern stehen<br />
wegen ihres Eigengewichts von<br />
selbst. Die Binnenkonstruktion eines<br />
Betonskeletts von ca. 5,50 Rastermass<br />
dient zum Abfangen der Windkräfte,<br />
die auf die Halle von beachtlichen<br />
111 Metern Länge und elf Metern Höhe<br />
bei einer Breite von 30 Metern einwirken.<br />
«Viele denken, dass Lehm heute<br />
nur noch in Entwicklungsländern für<br />
einfachste Hütten verwendet wird. Das<br />
Ricola Kräuterzentrum zeigt jedoch<br />
eindrücklich, welche Zukunftsperspektiven<br />
und positiven Eigenschaften<br />
der Lehmbau auch in Europa haben<br />
kann», sagt Rauch.<br />
Die einzelnen Paneele, aus denen die<br />
Aussenmauern aufgebaut sind, wurden<br />
in einer Produktionshalle am Ort<br />
vorgefertigt und dann montiert. Den<br />
unkonventionellen Bauablauf koordinierte<br />
der Generalplaner Kundert<br />
Ingenieure AG mit den betriebstechnischen<br />
Vorbereitungen für die jetzt<br />
hier zusammengeführten Abläufe der<br />
Kräuterbearbeitung. Insgesamt wurde<br />
das Gebäude in etwa um zehn Prozent<br />
teurer als eine übliche Industriehalle,<br />
dem stehen aber ökologische, ästhetische<br />
und emotionale Gewinne gegenüber.<br />
Nach 16-monatiger Bauzeit konnte das<br />
neue Ricola Kräuterzentrum Anfang<br />
Mai 2014 unmittelbar neben dem Produktionsbetrieb<br />
in Laufen seinen Betrieb<br />
aufnehmen. Im Zentrum werden<br />
zentral 1.400.000 Kilogramm frische<br />
Kräuter pro Jahr gereinigt, getrocknet,<br />
geschnitten, gelagert und gemischt –<br />
der grösste Stampflehmbau Europas<br />
trägt somit dazu bei, dass die «Chrüterchraft»<br />
von Ricola weiterhin in alle<br />
Welt exportiert werden kann.
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also sehr kundenfreundlich. Die liegenschaft ist in einem<br />
sehr guten Zustand und bietet 160 m² arbeits- bzw. 243 m²<br />
Wohnfläche. als Wohnort darf montlingen mit den Worten<br />
«hier ist die Welt noch in ordnung» bezeichnet werden.<br />
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Wohnhaus mit geWerBeFläChe<br />
in BalgaCh sg<br />
Wegen Platzmangel wird diese schreinerei eines traditionsbetriebes<br />
verkauft. Balgach ist die steuergünstigste gemeinde<br />
im Kanton sg und bietet eine sehr gute infrastruktur. Die<br />
liegenschaft liegt an werbewirksamer und gut frequentierter<br />
lage. Der 6,5-Zimmer-Wohnteil ist vermietet und<br />
mietinteressenten für die gewerbeflächen sind vorhanden.<br />
Die räume können als ganzes oder modulweise aufgeteilt<br />
werden. Kaufpreis ChF 1,5 mio.<br />
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Christian häle<br />
moosstrasse 1<br />
9444 Diepoldsau<br />
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inmitten einer malerischen reblandschaft mit liebhabercharakter<br />
und neubaupotential in maienfeld. Parzelle-nr. 118<br />
mit 21‘386 m² (3 mFh, rebland, Bauland altstadtzone)<br />
und Parzelle-nr. 79 mit 3‘170 m² (voll erschlossene Bauland<br />
parzelle) / nettomietzinseinnahmen:<br />
soll ChF 488‘370.00 p.a. / Preis auf anfrage<br />
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«Die Schweizerische Maklerkammer<br />
(SMK) ist die<br />
Dachorganisation der<br />
geprüften Immobilienfachleute<br />
der Schweiz. Die<br />
71 Mitglieder in den 19<br />
Kantonen zeichnen sich<br />
durch fundierte Ausbildung,<br />
seriöse Arbeitsweise und<br />
verantwortungsbewusstes<br />
Handeln aus. Alle vier Jahre<br />
findet eine Überprüfung<br />
durch das Audit-Gremium<br />
statt.»<br />
Herbert Stoop<br />
(Seitzmeir Immobilien AG<br />
Zürich), Präsident<br />
der Schweizerischen<br />
Maklerkammer<br />
GEPRÜFTER<br />
IMMOBILIEN<br />
SPEZIALIST<br />
SMK<br />
Schweizerische Maklerkammer (SMK)<br />
Brunaustrasse 39, 8002 Zürich, Telefon +41 43 817 63 23, welcome@smk.ch, www.smk.ch
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Service<br />
77<br />
Breiners Blick<br />
Aus der Branche<br />
für die Branche<br />
Branchenleader – Die 222. Ausgabe IMMOBILIEN Business im 20. Jahrgang:<br />
Das kleine Jubiläum ist bemerkenswert in Zeiten elektronischer Medien.<br />
Ein Fachmagazin in der Hand zu haben, sich zu orientieren und wie Dokumente<br />
abzulegen, ist nach wie vor gefragt und sexy.<br />
Der Schweizer Markt scheint überschaubar<br />
und ist es doch nicht, beklagten<br />
Player, die neu auf dem Immobilienmarkt<br />
mitmischen wollten, noch vor<br />
einem Jahrzehnt. Die richtigen Leute<br />
für die richtigen Vorhaben zu finden,<br />
war und ist besonders für Newcomer<br />
aus dem Ausland nicht einfach.<br />
Das Fachmagazin IMMOBILIEN Business<br />
hat sich zum Ziel gesetzt, Transparenz<br />
zu schaffen, Trends zu erkennen,<br />
wichtige Projekte und Objekte<br />
kritisch zu beschreiben und zu analysieren.<br />
Und das nicht seit gestern,<br />
sondern seit über 20 Jahren. Diese<br />
kontinuierliche Arbeit trug «Früchte»<br />
– beim Leser wie auch auf Verlagsseite<br />
hoffentlich – und brachte Anerkennung,<br />
wie jüngst eine Studie der Universität<br />
Zürich belegte.<br />
Klar, es geht um den Immobilienmarkt<br />
mit all seinen Facetten und Figuren,<br />
um das Umfeld, wirtschaftliche Entwicklungen,<br />
Probleme und Chancen.<br />
Ein Leitgedanke hat mich bei der IB-<br />
Arbeit stets begleitet und geprägt:<br />
Hinter jeder Immobilie, hinter jeder<br />
Transaktion oder Investition stecken<br />
Menschen. Dieser Philosophie hat<br />
IMMOBILIEN Business über Jahre<br />
Rechnung getragen.<br />
Wer macht mit, makelt und agiert im<br />
Schweizer Immobilienmarkt? Wer hält<br />
welche Karten, wer wagt und gewinnt?<br />
Wer setzt neue Trends, neue Massstäbe,<br />
neue Marken? Just im Juli ist das<br />
«Who’s who der Immobilienwirtschaft<br />
2014» publiziert worden, notabene zum<br />
fünften Mal (IB-Ausgabe 7–8/ 2014). Das<br />
bedeutet: 100 Köpfe wurden in Kurzporträts<br />
vorgestellt – von A wie Karin<br />
Aeberhard, immoveris Bern, bis Z wie<br />
Rebecca Zuber, HRS Real Estate AG,<br />
oder Philippe Zufferey, Depotbank BCV.<br />
Man kann zusätzlich auch das entsprechende<br />
Branchenbuch als Printprodukt<br />
oder als CD-Rom beziehen.<br />
Mit Köpfen, Links oder Adressen allein<br />
ist es nicht getan. Was tut sich in der<br />
Immobilienwirtschaft? Welche Perspektiven<br />
bieten sich? Wie steht es um<br />
den Aktien- und Finanzmarkt in der<br />
Schweiz? In der Rubrik Immobilien-<br />
Finanzmärkte werden Aktien und Fonds,<br />
News und Interviews aufgelistet, kommentiert<br />
und analysiert. Im Rahmen<br />
des crossmedialen Angebots von<br />
IMMOBILIEN Business können Interessierte<br />
den vierzehntäglichen Immobilienbrief<br />
(online) beziehen. Ausserdem<br />
werden rund zehnmal im Jahr die Immobiliengespräche<br />
in durchgeführt.<br />
An der bedeutendsten Immobilienmesse<br />
im deutschsprachigen Raum, der<br />
Expo Real in München (6. bis 8. Oktober),<br />
wird IMMOBILIEN Business im<br />
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78<br />
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Agenda: Messen, Tagungen,<br />
Konferenzen<br />
2. bis 5.10.2014<br />
Donnerstag, Agenda Datum 2.10.,<br />
10 Agenda bis 18 Grundtext Uhr,<br />
bis Sonntag, 5.10.,<br />
10 bis 18 Uhr<br />
Messegelände<br />
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6005 Luzern<br />
6. bis 8.10.2014<br />
Montag, 6.10.,<br />
9 bis 19 Uhr,<br />
bis Mittwoch, 8.10.,<br />
9 bis 16 Uhr<br />
Messe München,<br />
Deutschland<br />
Bauen & Wohnen Luzern<br />
Die Bauen & Wohnen Luzern spricht<br />
Agenda Titel<br />
Eigenheimbesitzer, zukünftige Bauherrschaften,<br />
Architekten und Planer an.<br />
Agenda Grundtext<br />
Ein<br />
Höhepunkt der Messe ist die Verleihung<br />
des 24. Schweizer Solarpreises am<br />
Freitag, 3.10.2014.<br />
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Expo Real 2014<br />
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13.11.2014<br />
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Zürich Airport<br />
19. bis 21.11.2014<br />
Palais des Festivals<br />
F- Cannes<br />
4. Retailforum Switzerland<br />
2014<br />
Der Fachkongress für die Einzelhandels<br />
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<strong>SCHWEIZ</strong>ER<br />
IMMOBILIENGESPRÄCHE<br />
IMMOBILIEN Business lädt Sie ein zum<br />
57. Immobiliengespräch<br />
Immobilienbewertung: Quo Vadis?<br />
Tiefzinsumfeld, Technologisierung, Standardisierung:<br />
Drei Begriffe, die in der Branche heiss diskutiert werden.<br />
Donnerstag, 16. Oktober 2014, um 17:30 Uhr im Restaurant Metropol, Zürich<br />
Scannen<br />
und direkt<br />
anmelden:<br />
Moderation:<br />
Referenten:<br />
· Prof. Dr. Markus Schmidiger, Studienleiter Immobilienmanagement, Hochschule Luzern<br />
· Daniel Schneider, Jones Lang LaSalle · Andreas Ammann, Wüest & Partner · Ulrich Prien, KPMG<br />
Gold-Sponsoren:<br />
Die Veranstaltung dauert ±90 Minuten mit anschliessendem Apéro und Networkgelegenheiten.<br />
Die Teilnahme kostet 110 Franken. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt.<br />
Anmeldung: www.immobilienbusiness.ch oder per Mail an selina.niederberger@immobilienbusiness.ch<br />
Die Schweizer Immobiliengespräche finden mehrmals im Jahr zu aktuellen und spezifisch ausgewählten Themen aus<br />
der Immobilienwirtschaft statt. Namhafte ReferentInnen halten Vorträge, diskutieren auf dem Podium und beantworten<br />
Fragen zur aktuell behandelten Thematik.<br />
Apéro-Sponsor:<br />
Location Partner:<br />
Online-Partner:<br />
Academic Partner:
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Service<br />
79<br />
Hohe Zeit der Herbstlosen<br />
Angebotsmieten – Es geht aufwärts – nicht mit den Temperaturen, wohl aber mit<br />
den Mieten. Im August stiegen die Angebotsmieten in der Schweiz um 0,36 Prozent.<br />
Im Vergleich zum Vorjahr ist ein Anstieg von 1,82 Prozent zu verkraften.<br />
Von Arnold von Arx<br />
Die Tage werden kürzer, die Temperaturen<br />
sinken, das Laub fällt – es ist<br />
Erntezeit und Zeit der Herbstlosen. Im<br />
Herbst endet der Sommer – doch nicht<br />
die Schonzeit für Mieter. Schweizweit<br />
stiegen die Angebotsmieten um<br />
1,82 Prozent (Index: 111,9 Punkte). Zu<br />
diesem Ergebnis kommt homegate.ch.<br />
Das Immobilienportal hat den Index in<br />
Zusammenarbeit mit der Zürcher Kantonalbank<br />
(ZKB) erhoben. Gemessen<br />
wird die monatliche, qualitätsbereinigte<br />
Veränderung der Mietpreise für neue<br />
und wieder zu vermietende Wohnungen<br />
anhand der aktuellen Marktangebote.<br />
Die Mieten steigen<br />
Die grösste Teuerung verzeichnete der<br />
Kanton Thurgau mit plus 0,82 Prozent<br />
(Indexstand: 110,7 Punkte). Dieser Trend<br />
schlug sich auch in den Kantonen Waadt<br />
und Genf mit plus 0,75 Prozent (Index:<br />
120,9 Punkte) nieder. Im Vergleich zum<br />
August 2013 bedeutete das eine Steigerung<br />
um markante 3,25 Prozent.<br />
Nicht viel besser erging es den Kantonen<br />
Basel-Land und Basel-Stadt mit<br />
plus 0,56 Prozent, Solothurn mit plus<br />
0,55 Prozent (Index: 109,3 Punkte), Luzern<br />
mit plus 0,43 Prozent oder Bern<br />
mit plus 0,37 Prozent. Davon wurde<br />
auch das Tessin nicht verschont. Hier<br />
stiegen die Mieten um 0,38 Prozent (Index:<br />
106,4 Punkte).<br />
Zürichs Mieten stagnieren<br />
Die Kantone St. Gallen (plus 0,09 Prozent)<br />
und Aargau (plus 0,09 Prozent)<br />
blieben fast auf dem Level vom Juli.<br />
Unverändert ist die Situation im Kanton<br />
Zürich: Die Angebotsmieten verharrten<br />
beim Stand von Juli (Index: 114,4 Punkte).<br />
Gleichwohl schlägt eine Teuerung<br />
von 2,05 Prozent gegenüber 2013 zu<br />
Buche.<br />
Qualitätsbereinigung<br />
Die Entwicklung der Angebotsmietpreise<br />
für die Schweiz wird um die unterschiedliche<br />
Qualität, Lage und Grösse<br />
der Wohnungen korrigiert. Der Vorteil<br />
dieser sogenannten hedonischen Methode<br />
liegt darin, dass die wirkliche<br />
Mietpreisentwicklung für neue und<br />
wieder zu vermietende Wohnungen<br />
auf homegate.ch abgebildet wird. Der<br />
homegate.ch-Angebotsmietindex ist<br />
der einzige qualitätsbereinigte Mietpreisindex<br />
der Schweiz.<br />
Weitere Infos: www.homegate.ch/mietindex<br />
MIETINDEX «<strong>SCHWEIZ</strong>»<br />
August 2014<br />
Im Vergleich zum Vormonat:<br />
MIETINDEX «KANTON ZÜRICH»<br />
August 2014<br />
Im Vergleich zum Vormonat:<br />
+0,36%<br />
0,00%<br />
Vormonatsvergleich<br />
08.2014 Index 111,9<br />
07.2014 Index 111,5<br />
Vorjahresvergleich<br />
08.2014 Index 111,9<br />
08.2013 Index 109,9<br />
Vormonatsvergleich<br />
08.2014 Index 114,4<br />
07.2014 Index 114,4<br />
Vorjahresvergleich<br />
08.2014 Index 114,4<br />
08.2013 Index 112,1<br />
Die neuen Indexreihen sind zurückgerechnet bis Januar 2009, sodass bereits Zeitreihen von fünf Jahren abgedeckt sind.<br />
Quelle: homegate.ch
Auslandsmärkte<br />
80<br />
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Wer die Wahl hat,<br />
hat die Qual<br />
Deutschland – Core-Objekte an Topstandorten sind knapp und teuer.<br />
Auf der Suche nach auskömmlichen Renditen weichen Investoren<br />
auf kleinere Städte aus. B-Städte bieten Chancen; doch es gibt auch Risiken.<br />
Von Anja Hall, Bild: RainerJensen.de<br />
Investitionsstandort Wolfsburg: Die Stadt im Bundesland Niedersachsen gilt als «trendig»<br />
und ist vor allem als «Autostadt» und Hauptniederlassung der Volkswagen AG bekannt.<br />
Wenn Immobilieninvestoren aus dem<br />
Ausland nach Deutschland blicken,<br />
dann stossen sie auf eine Fülle an<br />
möglichen Investitionszielen. Neben<br />
den Topstandorten – immerhin gleich<br />
sieben: Berlin, Düsseldorf, Frankfurt,<br />
Hamburg, Köln, München und Stuttgart<br />
– sind in letzter Zeit verstärkt die<br />
sogenannten B-Städte wie Dortmund,<br />
Wiesbaden, Freiburg oder Münster im<br />
Gespräch.<br />
Diese Mittelstädte sind noch überwiegend<br />
in den Händen regionaler und nationaler<br />
Investoren, doch ausländische,<br />
darunter auch Schweizer Player sind<br />
längst aufmerksam geworden. Die Anlagestiftung<br />
AFIAA beispielsweise, der<br />
gegenwärtig 33 Pensionskassen angehören,<br />
ist ausser in Frankfurt und Berlin<br />
auch in Städten wie Lüneburg und<br />
Münster investiert. In Dortmund etwa<br />
gehört der AFIAA das «Westfalen-<br />
Center», ein knapp 30.000 Quadratmeter<br />
grosser Büro- und Hotelkomplex.<br />
Auch die Credit Suisse will mit ihrem<br />
neuen Fonds CSA Real Estate Germany<br />
explizit nicht nur in den Grossstädten,<br />
sondern auch in wirtschaftsstarken<br />
Re gionalzentren investieren und rechnet<br />
dabei mit einer stattlichen Durchschnittsrendite<br />
zwischen vier und<br />
sechs Prozent über fünf Jahre.<br />
Die Vorteile von Investitionen abseits<br />
der Big Seven lobt unter anderem die<br />
Hannover Leasing, eine Fondsgesellschaft,<br />
die seit jeher auch in Mittelstädten<br />
investiert. «B-Städte bieten<br />
den Vorteil, dass Objekte vergleichbarer<br />
Qualität und in sehr guten Lagen<br />
oft zu günstigeren Einstandspreisen<br />
zu bekommen sind als in den zentralen<br />
Lagen der Metropolen», sagt<br />
Geschäftsführer Andreas Ahlmann.<br />
«Darüber hinaus sind die Immobilienmärkte<br />
der B-Städte in der Regel we-
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Auslandsmärkte<br />
81<br />
Preise steigen,<br />
aber moderat<br />
REALE IMMOBILIENPREISE:<br />
DEUTSCHLAND IM EUROPÄISCHEN VERGLEICH<br />
280<br />
260<br />
240<br />
220<br />
200<br />
180<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
1990 Q1<br />
1991 Q1<br />
1992 Q1<br />
1993 Q1<br />
Quelle: OECD, LBBW<br />
1994 Q1<br />
1995 Q1<br />
1996 Q1<br />
1997 Q1<br />
1998 Q1<br />
niger volatil als die grossen Städte, wo<br />
die Nachfrage von Mietern und Käufern<br />
meist deutlich stärker schwankt.»<br />
Lüneburg überrundet Berlin<br />
1999 Q1<br />
2000 Q1<br />
Insbesondere der Wohnimmobiliensektor<br />
der B-Städte ist in den Fokus der<br />
Investoren gerückt, und dies nicht von<br />
ungefähr. So hat jüngst die Dr. Lübke &<br />
Kelber GmbH in ihrem Risiko-Rendite-<br />
Ranking 2014 errechnet, dass Lüneburg<br />
und Wolfsburg aktuell zu den<br />
attraktivsten Standorten für wohnwirtschaftliche<br />
Investments in Deutschland<br />
zählen. Beide Städte weisen demnach<br />
bei Bestandswohnimmobilien<br />
besonders attraktive Renditespannen<br />
verglichen mit dem Risiko für Investoren<br />
auf. Für das Ranking hat Dr. Lübke<br />
& Kelber in insgesamt 50 deutschen<br />
Standorten, darunter die Top-7-Städte,<br />
die Bevölkerungsentwicklung, die<br />
sozioökonomische Entwicklung, den<br />
Wohnungsmarkt, die aktuellen Mietund<br />
Kaufpreise sowie die Nachfrage<br />
nach Wohnraum untersucht. Daraus<br />
wurden Risikoscores und eine Mindestrendite<br />
abgeleitet, die Investoren<br />
2001 Q1<br />
2002 Q1<br />
2003 Q1<br />
2004 Q1<br />
n DEU n FRA n NLD n ESP n EA<br />
2005 Q1<br />
2006 Q1<br />
2007 Q1<br />
2008 Q1<br />
2009 Q1<br />
2010 Q1<br />
2011 Q1<br />
2012 Q1<br />
2013 Q1<br />
2014 Q1<br />
im Vergleich zur Verzinsung einer<br />
deutschen Bundesanleihe als risikolosem<br />
Investment erzielen müssen.<br />
«Ziel der Untersuchung war es, das Risiko<br />
für Investoren richtig wiederzugeben.<br />
Wir haben die Frage beantwortet,<br />
welche Rendite erzielt werden muss,<br />
um das Investitionsrisiko richtig darzustellen»,<br />
erklärt Ulrich Jacke, Geschäftsführer<br />
der Dr. Lübke & Kelber<br />
GmbH. Lüneburg und Wolfsburg weisen<br />
demnach Nettoanfangsrenditen auf, die<br />
auch im errechneten Minimum über der<br />
empfohlenen Mindestrendite liegen.<br />
Den Berliner Wohnungsmarkt dagegen,<br />
der derzeit sowohl bei nationalen<br />
als auch internationalen Investoren als<br />
einer der attraktivsten in Deutschland<br />
gilt, sieht man bei Dr. Lübke & Kelber<br />
eher kritisch und warnt hier vor überhöhten<br />
Kaufpreisen. «Die von uns er -<br />
mittelten durchschnittlichen Nettoanfangsrenditen<br />
beweisen, dass Investments<br />
in Berlin einer genauen Prüfung<br />
unterliegen sollten», meint Jacke. Zwar<br />
seien die demographische Entwicklung<br />
und die Nachfrage momentan sehr gut,<br />
doch zwinge die sozioökonomische<br />
Dynamik der Hauptstadt zur Vorsicht.<br />
Seit 2009 ist das reale Preisniveau<br />
am deutschen Immobilienmarkt<br />
wieder im Aufwärtstrend,<br />
seit 2012 verstärkt sich der<br />
Preisaufschwung. Ein Vergleich<br />
mit anderen europäischen<br />
Immobilienmärkten wirft jedoch<br />
die Frage auf, ob der Anstieg<br />
der vergangenen Jahre lediglich<br />
einen Nachholeffekt darstellt.<br />
Die reale Preisentwicklung am<br />
deutschen Immobilienmarkt<br />
verzeichnete bei Gegenüberstellung<br />
mit anderen europäischen<br />
Ländern auf Basis der OECD-<br />
Daten (hier Basisjahr 1990) verhältnismässig<br />
geringe Schwankungen.<br />
In Deutschland nahm<br />
das reale Preisniveau seit Mitte<br />
der 1990er-Jahre über einen<br />
Zeitraum von etwa zehn Jahren<br />
fortwährend ab. Inzwischen ist<br />
es in einigen Ballungszentren<br />
zwar zu Überbewertungen gekommen<br />
und früher oder später<br />
droht eine Korrektur. Allerdings<br />
sind die Preissteigerungen<br />
gemessen an längerfristigen<br />
demografischen und ökonomischen<br />
Faktoren und auch im<br />
Vergleich zu anderen Ländern<br />
noch moderat.<br />
(Karl Heinz Goedeckemeyer)<br />
Beispielsweise liegt das Bruttoinlandsprodukt<br />
in Berlin pro Einwohner bei nur<br />
rund 30.000 Euro (Stand 2011) und damit<br />
deutlich unter dem Durchschnitt der<br />
50 untersuchten Städte.<br />
Das Ranking der risikoärmsten Standorte<br />
führen mit München und Frankfurt<br />
zwar zwei A-Standorte an, aber<br />
der Wettbewerb in diesen Lagen sei<br />
äusserst hoch und es würden Preise<br />
angeboten, die eine risikoorientierte<br />
Bepreisung nicht mehr rechtfertigten,<br />
meint Jacke. Auf Platz 3 und 4 in<br />
dem Ranking liegen mit der Audi-Stadt<br />
Ingolstadt sowie Regensburg gleich<br />
zwei B-Standorte, dicht gefolgt von
Auslandsmärkte<br />
82<br />
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
W&P-Studie<br />
Autostädte im<br />
Trend<br />
Die Wohnungsmärkte der deutschen Automobilstädte<br />
Wolfsburg, Ingolstadt und<br />
Regensburg haben sich in den vergangenen<br />
fünf Jahren ausserordentlich positiv<br />
entwickelt: Mit einem Plus von knapp<br />
40 Prozent stiegen die Angebots mieten<br />
für Bestandswohnungen in Wolfsburg<br />
überdurchschnittlich stark. Auch in<br />
Ingolstadt waren Mietwohnungen mit<br />
einem Plus von 22 Prozent und in Regensburg<br />
mit plus 14 Prozent begehrt.<br />
Zu diesem Ergebnis kommt die Studie<br />
«Die Wohnungsmärkte in Automobilstädten<br />
– Ein Vergleich der Städte Wolfsburg,<br />
Ingolstadt und Regensburg», die Wüest &<br />
Partner Deutschland im Auftrag von<br />
Volkswagen Immobilien erstellt hat. Analysiert<br />
wurden die wirtschaftlichen und<br />
demografischen Rahmenbedingungen<br />
und Entwicklungen sowie die Dynamik<br />
bei Mieten und Kaufpreisen auf Stadtund<br />
Postleitzahlebene in den Städten<br />
Wolfsburg, Ingolstadt und Regensburg.<br />
Demzufolge haben sich die Angebotsmieten<br />
für Bestandswohnungen 2013<br />
in Wolfsburg mit im Schnitt 7,80 Euro<br />
pro Quadratmeter denen in Ingolstadt<br />
(9 Euro) und Regensburg (9,10 Euro)<br />
angenähert, liegen aber noch deutlich<br />
darunter. Bei Neubauwohnungen zur<br />
Miete hat Wolfsburg die Städte Ingolstadt<br />
und Regensburg bereits eingeholt.<br />
Mit durchschnittlich 11 Euro pro<br />
Quadratmeter sind die Angebotsmieten<br />
im Neubau in Wolfsburg mittlerweile<br />
teurer als in Ingolstadt (10,41 Euro) und<br />
Regensburg (10,13 Euro). Allerdings ist<br />
in Wolfsburg zahlenmässig auch nur ein<br />
Bruchteil an neu errichteten Wohnungen<br />
im Angebot verglichen mit den beiden<br />
anderen Städten.<br />
Bei Wüest & Partner Deutschland sieht<br />
man den Grund für das starke Wachstum<br />
in der positiven wirtschaftlichen<br />
Entwicklung der Städte. Die Automobilbauer<br />
Audi, BMW und Volkswagen<br />
prägen nicht nur das wirtschaftliche<br />
Gefüge der Städte, sondern ziehen mit<br />
ihrem vielfältigen Beschäftigungsangebot<br />
auch junge Arbeitskräfte und<br />
Studierende an. (ah)<br />
Warum PKs das Ausland eher meiden – Stimmen aus dem Markt<br />
Pensionskassen investieren vergleichsweise selten direkt in ausländische, insbesondere<br />
deutsche Immobilien. Ein wichtiger Grund ist laut Tobias Meyer, stellvertretender<br />
Geschäftsführer der UBS Anlagestiftung für Personalvorsorge, eine aufsichtsrechtliche<br />
Anlagebeschränkung. So darf eine «Median-Pensionskasse» mit einem Anlagevermögen<br />
von 300 Millionen Franken generell 30 Prozent des Anlagevolumens in<br />
Immobilien investieren, davon wiederum maximal ein Drittel im Ausland. Das bedeutet,<br />
dass rund 30 Millionen Franken zur Verfügung stünden, um weltweit in Immobilien zu<br />
investieren. Diese Summe dürfte für ein Direktinvestment meist zu klein sein.<br />
Nach Ansicht von Hanspeter Konrad, Direktor des Schweizerischen Pensionskassenverbands<br />
ASIP, sind Direktinvestitionen in ausländische Immobilien angesichts der<br />
eingeschränkten Marktkenntnisse und vielfältiger zusätzlicher Anforderungen an das<br />
administrative, steuertechnische und finanzielle Handling eher selten. Gleichwohl<br />
dürfte die Allokation in ausländische Immobilien in den kommenden Jahren spürbar<br />
zunehmen, meint Robert Varley von Schroders Investment Schweiz. Gunnar Herm,<br />
Head of Real Estate Research & Strategy Europe der UBS Global Asset Management,<br />
glaubt, dass die Diversifikationsgewinne für Schweizer Investoren in Deutschland<br />
nicht sehr ausgeprägt sind, was vor allem an der ähnlichen Immobilienmarkt- und<br />
Wirtschaftsstruktur der beiden Länder liege. Wenn man zudem das Währungsrisiko,<br />
welches oftmals gehedged werden muss und die im Vergleich zur Schweiz ungleich<br />
höheren Transaktionsnebenkosten einrechnet, würden Investitionen in Deutschland<br />
für Schweizer Investoren häufig keine Zusatzrendite erwirtschaften, meint Herm.<br />
(Karl Heinz Goedeckemeyer)<br />
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Auslandsmärkte<br />
83<br />
Aurelis<br />
Investment im<br />
Ruhrgebiet<br />
Freiburg im Breisgau zählt zu den attraktivsten B-Städten, auch aus Investorensicht.<br />
Potsdam und Freiburg im Breisgau.<br />
«Diese vier Städte sind jedoch für<br />
Investoren längst kein Geheimtipp<br />
mehr», betont Jacke. «Anleger sollten<br />
bei der erzielbaren Nettoanfangsrendite<br />
deshalb genau hinschauen.»<br />
Begrenzte Risiken<br />
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Zurich International<br />
Real Estate Summit 2014<br />
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SWITZERLAND.<br />
Abgesehen davon, dass Investments<br />
in B-Städte – egal welcher Nutzungsart<br />
– tatsächlich keine Geheimtipps<br />
mehr sind und richtige Schnäppchen<br />
wohl zunehmend rar werden, sind die<br />
B-Städte in einem weiteren wichtigen<br />
Aspekt im Hintertreffen: «Ein Vorteil<br />
der grossen Städte ist die grössere<br />
Marktliquidität. Wer in einer<br />
B-Stadt investiert, sollte deshalb von<br />
Anfang an eine klare Vorstellung von<br />
der Drittverwendungsfähigkeit seiner<br />
Immobilie und von möglichen Exit-Lösungen<br />
haben», sagt Hannover-Leasing-Geschäftsführer<br />
Ahlmann. Die<br />
Fondsgesellschaft setzt deshalb gerade<br />
in B-Städten auf möglichst langfristige<br />
Mietverträge mit bonitätsstarken<br />
Mietern, idealerweise mit Kommunen<br />
oder staatlichen Einrichtungen.<br />
Häufig gelten B-Standorte auch als<br />
intransparent, da im Vergleich zu den<br />
Topstandorten weniger Daten über<br />
Transaktionen, Mieten oder Renditen<br />
verfügbar sind. Ahlmann sieht dies<br />
aber nicht als gravierenden Nachteil:<br />
«Es mag sein, dass weniger Marktdaten<br />
zu B-Städten öffentlich verfügbar<br />
sind», sagt er. «Aber wer sich intensiv<br />
mit einem solchen Markt beschäftigt,<br />
kann ihn oft besser einschätzen als den<br />
stark nachgefragten Markt einer grossen<br />
Metropole, wo möglicherweise viel<br />
mehr Einflussfaktoren zu berücksichtigen<br />
sind.»<br />
Naturgemäss sind hinsichtlich der lokalen<br />
Marktkenntnisse nationale Investoren<br />
im Vorteil. Doch dies bedeutet<br />
ja nicht, dass die Player aus dem<br />
Ausland ihnen das Feld überlassen<br />
müssen.<br />
Management<br />
meets Capital<br />
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14<br />
Die Aurelis Real Estate GmbH & Co. hat<br />
ein 77.000 Quadratmeter grosses Areal<br />
in Gelsenkirchen-Ückendorf erworben.<br />
Verkäufer sind die E.on, die Deutsche<br />
Annington und die Stadt Gelsenkirchen.<br />
Knapp 20 Prozent der Gesamtfläche<br />
hat Aurelis nun bereits weiterverkauft:<br />
Käufer ist die zur Dornieden-Gruppe<br />
aus Mönchengladbach gehörende<br />
Vista Reihenhaus GmbH & Co KG,<br />
die am Standort auf zehn Baufeldern<br />
67 Doppelhaushälften und Reihenhäuser<br />
errichten wird.<br />
Für die rund 15.000 Quadratmeter<br />
grosse Fläche, die an Vista verkauft<br />
wurde, sowie für eine südwestlich<br />
gelegene Fläche mit weiteren rund<br />
17.000 Quadratmetern besteht bereits<br />
ein Bebauungsplan. Dort könnten weitere<br />
rund 50 Doppel- und Reihenhäuser<br />
errichtet werden. Auch die Flächen,<br />
für die es noch keinen Bebauungsplan<br />
gibt, will man bei Aurelis nach stadtplanerischen<br />
Vorgaben erschliessen.<br />
Die Entwicklung der weiteren Areale<br />
könnte ab 2017 erfolgen.<br />
Aurelis stellt reges Interesse an den<br />
Baufeldern am Standort fest. Entwickler<br />
und Investoren setzen im<br />
Gelsenkirchener Immobilienmarkt auf<br />
Neubauaktivitäten: «Es gibt zu wenig<br />
neuen Wohnraum, der den heutigen<br />
Anforderungen entspricht», sagt Vista-<br />
Geschäftsführer Michael Dornieden.<br />
Aurelis hat in Gelsenkirchen bereits<br />
die Voraussetzungen für ein weiteres<br />
Wohnquartier geschaffen. Das Projekt<br />
mit dem Namen «Am Stadtgarten»<br />
befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen<br />
Güterbahnhofs Schalke-Süd.<br />
Dort haben das Immobilienunternehmen<br />
und die Investorin Ute Burgmer<br />
gemeinsam mit der Stadt Gelsenkirchen<br />
die abschnittsweise Errichtung<br />
von rund 450 Wohneinheiten in Ein- und<br />
Mehrfamilienhäusern vorbereitet.<br />
Rund elf Millionen Euro investierten<br />
Aurelis und Burgmer in das Projekt.<br />
Auch in Schalke hatte Vista Reihenhaus<br />
erschlossene, baureife Flächen von<br />
Aurelis erworben. (ah)
Auslandsmärkte<br />
84<br />
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Investoren stürmen Amerika<br />
Vereinigte Staaten – Die wirtschaftliche Erholung der USA lockt Milliardenbeträge<br />
in die Liegenschaftsmärkte und treibt die Renditen in den Keller. Attraktive Objekte<br />
werden rar.<br />
Von Richard Haimann, Bilder: Dibrova, AFIAA, JLL, Warburg-Henderson<br />
Der US-Immobilienmarkt boomt: Das Transaktionsvolumen ist im ersten<br />
Halbjahr gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 42 Prozent gestiegen.<br />
Mit seiner strengen geometrischen<br />
Architektur aus Fensterreihen und<br />
Betongirlanden ist 1875 I Street ein<br />
typisches funktionales Bürogebäude<br />
in Washington. Quer verteilt in der<br />
amerikanischen Hauptstadt sitzen<br />
Zehntausende Beamte hinter diesen<br />
Fassaden an ihren Schreibtischen, um<br />
den Regierungsapparat der grössten<br />
Industrienation am Laufen zu halten.<br />
Doch in der Suite 600 gegenüber den<br />
Türmen von Weltbank und Internationalem<br />
Währungsfonds residiert eine<br />
Organisation, die es in jahrzehntelanger<br />
Arbeit geschafft hat, aus dem<br />
Nischenprodukt Real Estate Investment<br />
Trust eine milliardenschwere<br />
Erfolgsgeschichte mit inzwischen<br />
mehr als 2.000 börsengelisteten<br />
Konzernen zu machen: der US-REIT-<br />
Verband NAREIT. Wie wichtig die zur<br />
Gewinnausschüttung an die Aktionäre<br />
verpflichteten Immobiliengesellschaften<br />
für Assekuranzen, Investmentfonds<br />
und Pensionskassen in den USA<br />
geworden sind, zeigt sich einmal mehr<br />
eindrucksvoll in diesem Jahr.<br />
Transaktionsvolumen steigt<br />
Der All REIT Index hat seit Januar Monat<br />
für Monat alle anderen bedeutenden<br />
Aktienindizes an der New Yorker Wall<br />
Street deutlich hinter sich gelassen.<br />
Während der Dow Jones in der ersten<br />
Jahreshälfte Investoren Renditen von<br />
3,29 Prozent aus Kurssteigerungen und<br />
Dividenden erbrachte und der S&P 500<br />
von immerhin 9,68 Prozent, waren es<br />
beim REIT-Index stattliche 19,44 Prozent.<br />
«Die Outperformance spiegelt die<br />
starke Nachfrage nach Gewerbeliegenschaften<br />
im ganzen Land wider», sagt<br />
NAREIT-Präsident Steven A. Wechsler.<br />
Fünf Jahre nachdem die Finanzkrise<br />
die amerikanischen Gewerbeimmobilienmärkte<br />
in die Knie gezwungen hatte,<br />
sind Büros, Shoppingcenter und Logistikobjekte<br />
in den USA wieder heiss<br />
begehrt – bei Mietern und vor allem bei<br />
Investoren. «Die wirtschaftliche Erholung<br />
der Vereinigten Staaten ist auf<br />
dem Immobilienmarkt seit geraumer<br />
Zeit deutlich zu spüren», sagt Norbert<br />
Grimm, CEO der AFIAA Anlagestiftung<br />
für Immobilienanlagen im Ausland, in<br />
Zürich. Das lockt nun massiv Investo-
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Auslandsmärkte<br />
85<br />
ren aus dem In- und Ausland in REITs<br />
und an die Liegenschaftsmärkte zwischen<br />
New York und San Francisco.<br />
«In der ersten Hälfte dieses Jahres<br />
wechselten in den USA Gewerbeobjekte<br />
im Gesamtwert von 103,2 Milliarden<br />
Franken den Besitzer», sagt Frank<br />
Pörschke, Geschäftsführer beim internationalen<br />
Immobiliendienstleister<br />
JLL. «Gegenüber dem Vorjahreszeitraum<br />
entspricht dies einem Anstieg<br />
von 42 Prozent.»<br />
Mietpreiswachstum noch moderat<br />
Damit wuchs das Investoreninteresse<br />
deutlich stärker, als die Fundamentaldaten<br />
auf den ersten Blick erwarten<br />
lassen. Zwar überstieg das Vermietungsvolumen<br />
in den ersten sechs Monaten<br />
dieses Jahres an allen grossen<br />
Bürostandorten den Umfang der neu<br />
errichteten Flächen. «Dadurch sanken<br />
die Leerstandsraten, während spiegelbildlich<br />
die Büromieten anzogen»,<br />
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«Die wirtschaftliche Erholung der USA<br />
ist auf dem Immobilienmarkt seit<br />
geraumer Zeit deutlich zu spüren.»<br />
Norbert Grimm, AFIAA<br />
«Aufgrund der relativ geringen Bautätigkeit<br />
ist nun mit einem anhaltend<br />
robusten Mietwachstum zu rechnen.»<br />
GESUCHT:<br />
Olaf Fortmann, Warburg-Henderson<br />
Anlageprofil: www.hig/gesucht<br />
sagt Pete Culliney, Chefresearcher der<br />
Beratungsgesellschaft Colliers International.<br />
Allerdings kam es noch nicht<br />
überall zu rapiden Sprüngen bei den<br />
Mieten. In den Zentren der Grossstädte<br />
legten sie von Januar bis Ende Juni<br />
bei Neuverträgen im Landesschnitt um<br />
2,64 Prozent und in den Gewerbegebieten<br />
der Peripherie im Mittel sogar nur<br />
um 1,18 Prozent zu. In einigen Standorten<br />
gab es allerdings deutliche Anstiege.<br />
«Am stärksten verteuerten sich die<br />
Büromieten im Jahresvergleich in San<br />
Francisco mit einem Plus von 15,9 Prozent»,<br />
sagt Culliney. Auf den folgenden<br />
Rängen liegen zwei New Yorker Märkte:<br />
In der Midtown Manhattan stiegen<br />
die Mieten seit Sommer 2013 um<br />
12,8 Prozent, in Downtown Manhattan<br />
um 11,4 Prozent.<br />
Die Investoren setzen darauf, dass<br />
weitere Büromärkte im Land sich<br />
bald ähnlich dynamisch präsentieren<br />
werden. «Die wirtschaftlichen Fundamentaldaten<br />
sind sehr robust», sagt<br />
Immobilien in urbaner Lage<br />
zur langfristigen Anlage.<br />
Kontakt: HIG Asset Management AG<br />
Löwenstrasse 25 · 8001 Zürich · info@hig.ch<br />
New York<br />
Fosun revitalisiert<br />
Landmarke<br />
Die chinesische Investmentgesellschaft<br />
Fosun Property Holdings hat<br />
JLL mit der Vermarktung des One<br />
Chase Manhattan Plaza beauftragt,<br />
eine Landmark-Büroimmobilie in<br />
New York.<br />
Fosun hatte das Objekt im vergangenen<br />
Dezember für 725 Millionen<br />
US-Dollar von J.P. Morgan gekauft.<br />
Das 60 Stockwerke hohe Class-A-<br />
Gebäude umfasst insgesamt mehr als<br />
200.000 Quadratmeter Nutzfläche.<br />
Rund 100.000 Quadratmeter an Bürofläche<br />
werden ab Januar 2015 neuen<br />
Mietern zur Verfügung stehen, denn<br />
dann wird die bislang dort ansässige<br />
J.P. Morgan Bank ausziehen. Derzeit<br />
belegt sie mit rund 4.000 Mitarbeitenden<br />
30 Stockwerke. Zusätzlich will<br />
Fosun das Gebäude revitalisieren und<br />
umbauen, um auf 18.600 Quadratmetern<br />
hochwertigen Einzelhandel<br />
und Restaurants unterzubringen. Die<br />
Investitionen schätzt Fosun auf 100 bis<br />
200 Millionen Dollar.<br />
Die Immobilie liegt mitten im Herzen<br />
des Finanzdistrikts von Manhattan<br />
und ist direkt an den öffentlichen<br />
Nahverkehr angeschlossen. Vom<br />
Gebäude aus gibt es Zugang zu sechs<br />
Linien der Untergrundbahn. Das<br />
One Chase Manhattan Plaza wurde<br />
1961 vom bekannten Architekten<br />
Gordon Bunshaft entworfen und war<br />
das Hauptquartier der Chase Manhattan<br />
Bank von David Rockefeller.<br />
Rockefeller selbst hat als Leiter des<br />
Building Committee der Bank das<br />
Grundstück ausgewählt und den Bau<br />
überwacht. Wegen seiner historischen<br />
Bedeutung und der einzigartigen<br />
Architektur hat die New York City<br />
Landmarks Preservation Commission<br />
das Gebäude im Jahr 2009 als<br />
Landmark-Immobilie ausgewählt.<br />
Es ist nicht das erste Mal, dass JLL<br />
von Fosun beauftragt wird. Die Firmen<br />
haben schon zuvor zusammengearbeitet,<br />
insbesondere in Asien, beispielsweise<br />
in Peking, Hongkong, Schanghai<br />
und Guangzhou. (ah)
Auslandsmärkte<br />
86<br />
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
AXA REIM<br />
Starkes US-Team<br />
AXA Real Estate Investment Managers<br />
verstärkt ihre Präsenz in Nordamerika<br />
mit Matt Holberton als neuem Senior<br />
Business Development Manager.<br />
Zuvor war Holberton für Ares Management<br />
LLC tätig, wo er innerhalb<br />
der Real-Estate-Sparte für Investor<br />
Relations, Marketing und Capital<br />
Raising zuständig war. Insgesamt hat<br />
Holberton 15 Jahre Erfahrung in der<br />
US-Immobilienbranche in diversen<br />
Positionen, unter anderem bei der<br />
Investmentgesellschaft Allied Realty,<br />
dem Entwickler St. Charles Town<br />
Company und der Private-Equity-<br />
Gesellschaft Black Creek Capital.<br />
Bei AXA Real Estate soll Holberton<br />
vom New Yorker Büro aus gemeinsam<br />
mit Elizabeth Behnke, US Head of Sales<br />
& Investor Relations, und Theo Dunoyer,<br />
Director Marketing & Investor<br />
Relations, das US-Geschäft vorantreiben.<br />
Die Gesellschaft will ihre Präsenz<br />
in den USA stärken und die Investorenbasis<br />
verbreitern, zugleich auch<br />
eine Anlaufstelle für US-Investoren<br />
bei Investments in Europa sein. Zuletzt<br />
hat AXA Real Estate unter anderem<br />
das Mandat eines grossen US-Pensionsfonds<br />
erhalten, um 135 Millionen<br />
Euro in Value-Add-Einzelhandelsobjekte<br />
in Europa zu investieren.<br />
«Wir arbeiten auf unser strategisches<br />
Ziel hin, ein globaler Investment-Manager<br />
zu werden. Einen bedeutenden<br />
Fortschritt haben wir darin gemacht,<br />
die US-Präsenz zu stärken und zu<br />
einem Ansprechpartner für eine wachsende<br />
Zahl globaler Immobilieninvestoren<br />
zu werden», sagt Olivier Thoral,<br />
Head of North America bei AXA Real<br />
Estate.<br />
AXA Real Estate Investment Managers<br />
ist mit 52 Milliarden Euro an Assets<br />
under Management einer der grössten<br />
Portfolio- und Assetmanager in Europa.<br />
Sie betreut mehr als 160 institutionelle<br />
Investoren und verwaltet<br />
Fonds für zehn Versicherungen der<br />
AXA. Derzeit treibt das Unternehmen<br />
seine weltweite Expansion voran, Zielregionen<br />
sind insbesondere die USA<br />
und Asien. (ah)<br />
«In der ersten Hälfte dieses Jahres wechselten<br />
in den USA Gewerbeobjekte im Gesamtwert von<br />
103,2 Milliarden Franken den Besitzer.»<br />
Frank Pörschke, JLL<br />
Olaf Fortmann, Senior Fund Manager<br />
bei Warburg-Henderson. Die US-Wirtschaft<br />
wuchs im zweiten Quartal 2014<br />
mit einer annualisierten Rate von vier<br />
Prozent, die Arbeitslosenquote fiel im<br />
Juni mit 6,1 Prozent auf den niedrigsten<br />
Stand seit 2008. «Aufgrund der relativ<br />
geringen Bautätigkeit ist nun mit einem<br />
anhaltend robusten Mietwachstum zu<br />
rechnen», sagt Fortmann. «In diesem<br />
Jahr dürften die Mieten in den zentralen<br />
Bürovierteln der US-Metropolen<br />
im Schnitt um 3,5 Prozent anziehen»,<br />
sagt Sara Rutledge, Analystin der Beratungsgesellschaft<br />
CBRE. «2015 und<br />
2016 dürften die Mieten um mehr als<br />
vier Prozent, 2017 sogar um fünf Prozent<br />
steigen.»<br />
Retailmarkt im Umbruch<br />
Bei den Handelsliegenschaften legte<br />
die landesweite Leerstandsrate<br />
zwar leicht um 0,08 Basispunkte auf<br />
10,15 Prozent zu. Dies lag jedoch weniger<br />
an der geringen Zahl der Neubauten,<br />
die an den Markt kamen. Vielmehr<br />
schlossen in den vergangenen Monaten<br />
grosse Ketten wie Family Dollar<br />
Stores, Office Depot und Staples zusammen<br />
mehrere Hundert Filialen.<br />
Darüber hinaus meldete die Textilkette<br />
Coldwater Creek Insolvenz an. «Allein<br />
dadurch standen 360 Ladengeschäfte<br />
plötzlich leer», sagt der Researcher<br />
Culliney. Dennoch zogen die Mieten im<br />
Landesschnitt leicht um 0,7 Prozent<br />
an, weil expandierende Unternehmen<br />
um begehrte Flächen in Shoppingcentern<br />
und Ladenpassagen rangeln. Den<br />
stärksten Anstieg verzeichnete Boston<br />
mit einem Plus von acht Prozent. Den<br />
kräftigsten Einbruch hingegen verzeichnete<br />
die Spielerstadt Las Vegas.<br />
Weil das Flächenangebot durch die<br />
rege Bautätigkeit in den vergangenen<br />
Jahren die Nachfrage deutlich übersteigt,<br />
gaben die Mieten hier nochmals<br />
um 8,6 Prozent nach.<br />
Grosse Filialisten würden auch künftig<br />
weiterhin Ladenflächen aufgeben, weil<br />
die US-Konsumenten ihre Einkäufe in<br />
immer grösserem Umfang über das<br />
Internet tätigten. Die nächste grosse<br />
Schliessungswelle sei im Lebensmitteleinzelhandel<br />
zu erwarten, sagt Culliney.<br />
«Neue Online-Vertriebskanäle für<br />
Lebensmitel wie Amazon Fresh werden<br />
dazu führen, dass die etablierten Ketten<br />
ihrerseits eigene Shops im Internet<br />
aufbauen und die Zahl ihrer Filialen<br />
reduzieren.» Gleichzeitig beginnen jedoch<br />
bislang reine Online-Händler wie<br />
der Schuh- und Taschenanbieter Just-<br />
Fab in den von Konsumenten weiterhin<br />
hoch frequentierten Malls der Grossstädte<br />
Ladenflächen anzumieten, um<br />
ihre Waren zu präsentieren. «Auch<br />
wenn Verbraucher zunehmend über<br />
das Internet einkaufen, nutzen immer<br />
mehr von ihnen bewusst ihre Freizeit,<br />
um die Produkte zunächst in Augenschein<br />
zu nehmen», sagt Researcher<br />
Culliney. «Dieser Trend zwingt Internet-Puristen<br />
zunehmend dazu, ihre<br />
Waren physisch zu präsentieren.»<br />
Zahlreiche Investoren versuchen deshalb<br />
nun an Liegenschaften zu gelangen,<br />
deren Ladenflächen in den<br />
kommenden Jahren bei Nutzern besonders<br />
stark begehrt sind. Das treibt<br />
das Transaktionsgeschehen massiv
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Auslandsmärkte<br />
87<br />
an. «Bereits im ersten Quartal stieg<br />
das Investmentvolumen gegenüber<br />
dem Vorjahreszeitraum um 147 Prozent<br />
auf umgerechnet 21 Milliarden<br />
Franken», sagt der Researcher. Am<br />
stärksten gefragt waren dabei Handelsliegenschaften<br />
in den Zentren der<br />
Grossstädte.<br />
Renditen im Sinkflug<br />
Die massive Nachfrage der Investoren<br />
hat die Preise für Büro- und Handelsliegenschaften<br />
deutlich kräftiger<br />
steigen lassen als die Mieten. Spiegelbildlich<br />
sind deshalb die aus den<br />
Mieteinnahmen erzielbaren Renditen<br />
gesunken. An den Top-Bürostandorten<br />
sind die Jahreserträge inzwischen<br />
deutlich unter die Marke von fünf Prozent<br />
gefallen. «Spitzenreiter ist New<br />
York, wo die Renditen bis auf vier Prozent<br />
zusammengeschmolzen sind»,<br />
sagt JLL-Geschäftsführer Pörschke.<br />
Die Wertzuwächse bieten Investoren,<br />
die frühzeitig nach Beginn der Finanzkrise<br />
in den Markt eingestiegen waren,<br />
nun die Chance, Liegenschaften mit<br />
deutlichem Gewinn zu veräussern. Die<br />
AFIAA, die 14 Prozent des Anlagevermögens<br />
ihres 1,01 Milliarden Franken<br />
schweren Fonds AFIAA Global in fünf<br />
US-Immobilien investiert hat, erwägt<br />
derzeit den Verkauf einiger dieser Objekte.<br />
«Das Marktumfeld ist momentan<br />
günstig dafür», sagt CEO Grimm.<br />
Gleichzeitig sehen sich die Zürcher<br />
nach neuen Investitionschancen in<br />
den USA um. «Die makroökonomischen<br />
Daten locken die Investoren vor<br />
allem in die grossen Gateway-Cities<br />
wie Chicago, New York, San Francisco<br />
und Washington», sagt Grimm. «Dort<br />
derzeit ein nachhaltig rentables Objekt<br />
zu finden, das unseren Ansprüchen<br />
an Lage, Qualität und Rendite genügt,<br />
ist allerdings eine Herausforderung.»<br />
Deshalb prüft die Anlagestiftung nun<br />
Binnenwirtschaftszentren wie Austin<br />
in Texas, Charlotte in North Carolina<br />
oder Atlanta in Georgia. «Diese Städte<br />
erleben einen Aufschwung mit vielversprechenden<br />
Aussichten für ihre<br />
Wirtschaft», sagt Grimm. «Gleichzeitig<br />
bewegen sich dort die Preise für Liegenschaften<br />
noch auf einem annehmbaren<br />
Niveau.»<br />
Die schrumpfenden Renditen in den<br />
besonders stark gefragten Gateway-<br />
Märkten bereiten auch anderen Investoren<br />
zunehmend Schwierigkeiten. Das<br />
Kölner Emissionshaus Jamestown,<br />
spezialisiert auf den US-Immobilienmarkt,<br />
bereitet gerade einen neuen<br />
geschlossenen Fonds für Privatanleger<br />
vor, der rund 300 Millionen US-Dollar<br />
– 274 Millionen Franken – in amerikanische<br />
Liegenschaften investieren will.<br />
Das Beteiligungsmodell ist als Blind-<br />
Pool-Fonds konzipiert. In welchen Städten<br />
konkret Objekte erworben werden,<br />
will die Gesellschaft erst entscheiden,<br />
wenn das Eigenkapital der Zeichner<br />
eingegangen ist. So soll verhindert<br />
werden, dass potenzielle Verkäufer die<br />
Preise in die Höhe treiben. Entsprechend<br />
vage umschreibt Geschäftsführer<br />
Jürgen Gerber die Anlagestrategie:<br />
«Wir suchen attraktive Büro- und Handelsliegenschaften<br />
in Grossstädten an<br />
der Ost- und Westküste.»<br />
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Real Estate Summit 2014<br />
WELCOME TO<br />
SWITZERLAND.<br />
Management<br />
meets Capital<br />
The Metropol, Zurich<br />
25–26 November 2014<br />
Prof. Dr.<br />
John Davidson, CAIA<br />
Project manager and lecturer<br />
at Lucerne University of Applied<br />
Sciences and Arts, Lucerne<br />
Allan Saunderson<br />
Managing Editor/Director<br />
Moderator, Property Investor<br />
Europe, Frankfurt<br />
Markus Schmidiger<br />
Co-Head, Real Estate Management,<br />
Lucerne University of<br />
Applied Sciences & Arts, Zug<br />
Ralph Winter<br />
Founder Corestate Capital, Zug<br />
14<br />
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Immobilien-Finanzmärkte – Interview des Monats<br />
88<br />
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
«Die Kunst ist, die<br />
Stabilität der Portfolios<br />
zu erhöhen»<br />
Immobilienfonds – Daniel Brüllmann führt seit April<br />
die Geschäfte bei UBS Global Real Estate – Switzerland.<br />
IMMOBILIEN Business befragte den neuen CEO zur<br />
Strategie des Schweizer Marktführers für kotierte<br />
Immobilienfonds.<br />
Interview: Birgitt Wüst<br />
IMMOBILIEN Business: Herr Brüllmann,<br />
Sie amten seit April als CEO von UBS<br />
Global Real Estate – Switzerland. Wie<br />
gefällt Ihnen Ihr neues Wirkungsfeld?<br />
Haben Sie den Schritt schon einmal<br />
bereut?<br />
Daniel Brüllmann: Nein, noch nicht<br />
einen Tag. Die Sparte zu leiten, ist<br />
eine spannende Herausforderung. Mein<br />
Aufgabengebiet ist deutlich gewachsen.<br />
Als Leiter dieses Geschäfts bin ich<br />
für alles verantwortlich – beispielsweise<br />
für den Ausbau der Kundenbasis und<br />
Produktpalette in der Schweiz, für den<br />
Vertrieb der Immobilienanlageprodukte<br />
in Zusammenarbeit mit dem starken<br />
Netzwerk von UBS Global Asset Management<br />
in allen Regionen und für<br />
die Stärkung der Vertriebsplattform.<br />
Hinzu kommen die Führungsaufgaben<br />
innerhalb der UBS mit dem Team am<br />
Hauptstandort Basel sowie Mitarbeitern<br />
in Lausanne und Zürich.<br />
Die UBS besetzte das Amt des CEO der<br />
Global Real Estate Schweiz mit einem<br />
Mitarbeiter aus den eigenen Reihen.<br />
Das ist bei Grosskonzernen eher unüblich.<br />
Häufig werden konzernfremde<br />
Manager berufen, schon um Konkurrenzsituationen<br />
im Team zu vermeiden …<br />
In der Tat. Ich denke, dass es gerade<br />
deshalb ein Ausdruck der Stärke des<br />
Management-Teams und unseres Geschäfts<br />
ist. Darüber hinaus habe ich<br />
mir das Annehmen dieser Herausforderung,<br />
vor der ich einen gesunden<br />
Res pekt habe, gründlich überlegt.<br />
Was zur Zusage geführt hat …<br />
Ich spürte ein starkes Commitment<br />
meiner Teamkollegen. Das hat mich<br />
ausserordentlich gefreut und motiviert,<br />
gemeinsam mit ihnen die Herausforderung<br />
anzunehmen. Gleichzeitig<br />
mag der Umstand, dass die Wahl<br />
des neuen Leiters des Geschäfts auf<br />
«einen aus den eigenen Reihen» fiel,<br />
Mitarbeiter motivieren und Perspektiven<br />
aufzeigen. Das ist ein Umstand, der<br />
insbesondere im aktuellen Umfeld eine<br />
grosse Bedeutung hat.<br />
Sie meinen, ein konzernfremder CEO<br />
hätte grössere Veränderungen für die<br />
Sparte bedeutet?<br />
Lassen Sie es mich vielleicht so ausdrücken:<br />
Die Bestellung des CEOs aus<br />
den eigenen Reihen kann so gewertet<br />
werden, dass unsere bisherige Strategie<br />
recht erfolgreich war und dass diese<br />
grundsätzlich weitergeführt werden<br />
soll.<br />
So wird es unter Ihrer Führung keine<br />
Änderungen geben?<br />
Das Geschäft ist so aufgestellt, dass<br />
keine unmittelbaren und grundlegenden<br />
Veränderungen notwendig sind.<br />
Unsere Ambitionen sind jedoch hoch.<br />
Wir werden mit neuen Produkten und<br />
Initiativen auf der bestehenden soliden<br />
Basis aufbauen und das Geschäft weiterentwickeln.<br />
Wie beschreiben Sie die Strategie der<br />
UBS Global Real Estate – Switzerland?<br />
Dr. Daniel Brüllmann, CEO UBS<br />
Global Real Estate – Switzerland,<br />
kam 1998 zur UBS und war zunächst<br />
im Firmenkundengeschäft tätig,<br />
weitere Aktivitäten im Kreditgeschäft<br />
folgten, unter anderem im Kreditportfoliomanagement<br />
und in der<br />
Struktu rierung von Transaktionen.<br />
Vor zehn Jahren wechselte<br />
Brüllmann als Fondsmanager zu<br />
Global Real Estate – Switzerland<br />
und war später als Co-Head<br />
verantwortlich für den Bereich<br />
Portfoliomanagement sowie Leiter<br />
der börsenkotierten Schweizer<br />
Immobilienfonds. Im April<br />
2014 trat er die Nachfolge von<br />
Riccardo Boscardin als Head of<br />
Global Real Estate – Switzerland<br />
an und zeichnet somit für<br />
ein Portfolio von derzeit<br />
rund 14 Milliarden Franken<br />
verantwortlich.<br />
Ganz einfach gesagt: als solide, das<br />
heisst am Erzielen langfristig nachhaltiger<br />
Renditen für unsere Anleger<br />
orientiert – auf der Basis von kundenorientierten<br />
Immobilienlösungen. Der<br />
Blick auf die Portfolios unserer Immobilienfonds<br />
verdeutlicht vielleicht<br />
die Anlagegrundsätze: Die Fonds sind<br />
teilweise schon sehr lange am Markt,<br />
der 1943 gegründete UBS «Foncipars»<br />
etwa ist mit 71 Jahren der älteste<br />
Immobilienfonds der Schweiz.<br />
Das Gros der Liegenschaften, die bei<br />
seinem Start erworben wurden, ist<br />
immer noch im Portfolio. Kurz: Wir<br />
kaufen Immobilien, um sie zu halten,
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Immobilien-Finanzmärkte – Interview des Monats<br />
89<br />
über die Zeit gezielt weiterzuentwickeln<br />
und stabile Cashflows daraus<br />
zu erzielen.<br />
Opportunistisch investieren UBS-Immobilienfonds<br />
oder -AST nicht?<br />
Wir kaufen Objekte nicht, um sie mit<br />
Aussicht auf einen höheren Preis nach<br />
einer relativ kurzen Haltedauer weiterzuverkaufen.<br />
Wir investieren langfristig<br />
und nachhaltig – selektive Verkäufe<br />
und Portfoliobereinigungen mit eingeschlossen.<br />
Wir schauen nicht auf das<br />
«schnelle Geld». Wenn wir etwas bauen<br />
oder kaufen, dann im Allgemeinen<br />
für 30, 40, 50 Jahre. Wir machen uns<br />
längerfristig Gedanken über ein Investment<br />
– nicht nur für die nächsten<br />
Quartale. Das ist für uns eine wichtige<br />
Grundhaltung in diesem Geschäft.<br />
Woher rührt die Zurückhaltung von<br />
Investoren aus dem Ausland gegenüber<br />
der Schweiz?<br />
Der Hintergrund liegt zum einen im<br />
relativ hohen Preisniveau, ungeachtet<br />
der für Ausländer unter Umständen<br />
gegebenen Wechselkursproblematik.<br />
Die grössten Hindernisse dürften<br />
das Volumen und die Kleinteiligkeit<br />
des Marktes sein – die bilden eine Art<br />
«natürliche Eintrittsbarriere»: Wie<br />
soll denn ein internationaler Investor<br />
hierzulande in kurzer Zeit für mehrere<br />
Hundert Millionen Franken einkaufen?<br />
Das geht in der Regel nur mittels<br />
mehrerer kleinerer Akquisitionen an<br />
mehreren Standorten. Schon das ist<br />
eine Hürde, weil die Kosten für die Due<br />
Diligence bei mehreren kleineren Liegenschaften<br />
höher sind als bei einer<br />
Gross transaktion mit einem Einzelobjekt.<br />
Hinzu kommt das komplizierte<br />
Rechtssystem der Schweiz: Es gibt<br />
kantonal unterschiedliche Steuerregimes,<br />
von den unterschiedlichen Mietgesetzgebungen<br />
und den zum Teil erheblichen<br />
Mieterschutzbestimmungen<br />
ganz zu schweigen. Gleichwohl steht<br />
auf der anderen Seite eine hohe Stabilität,<br />
was wiederum eine eher geringe<br />
Rendite bedingt.<br />
Kaufen die UBS-Immo-Gefässe aktuell<br />
zu?<br />
Der Kaufpreis ist für uns natürlich<br />
wichtig, denn die Rendite muss stimmen.<br />
Sicher, das Preisniveau ist derzeit<br />
hoch – doch relativieren sich verhältnismässig<br />
hohe Einstiegspreise,<br />
wenn man als langfristig orientierter<br />
Anleger unterwegs ist und längerfristige<br />
Entwicklungspotenziale sieht.<br />
Teilweise sind auch wir beim Einkauf<br />
recht «sportlich» unterwegs, allerdings<br />
nur unter der Voraussetzung,<br />
dass wir auf die lange Sicht betrachtet<br />
gute Renditechancen sehen. Bei<br />
in letzter Zeit teilweise sichtbaren<br />
Übertreibungen machen wir aber<br />
nicht mit.<br />
Kaufen Sie «Trophy»-Objekte?<br />
Für solche Ausnahmeimmobilien ist<br />
uns das Preisniveau aktuell im Allgemeinen<br />
zu hoch – da können und wollen<br />
wir nicht mithalten. Mittlere Lagen<br />
bieten dagegen interessante Möglichkeiten<br />
für Investments. Auch Wohnliegenschaften<br />
oder Entwicklungen mit<br />
Mischnutzung, wie etwa in Bern-Ausserholligen,<br />
wo der Fonds UBS-Anfos<br />
in das Projekt «ARK 143» investiert<br />
hat. Erhebliches Potenzial sehen wir<br />
ferner für Restrukturierungen, beispielsweise<br />
von ehemaligen Industriearealen<br />
wie etwa auf dem Färbi-Areal<br />
in Schlieren, aber auch für Objekte in<br />
innerstädtischen Lagen. Entwicklungen<br />
sind längst nicht nur auf der «grünen<br />
Wiese» möglich.<br />
Wie sehen Sie den steigenden Leerstand<br />
auf den Schweizer Gewerbeimmobilienmärkten,<br />
etwa in der Metropolitanregion<br />
Zürich?<br />
Nun – ich gehe grundsätzlich davon<br />
aus, dass der Grossraum Zürich langfristig<br />
gute Perspektiven hat. Ausserdem:<br />
Einige Projekte, die das Büroflächenangebot<br />
weiter erhöhen würden,<br />
wurden bereits zurückgestellt. Hinsichtlich<br />
der Leerstandsentwicklung<br />
ist zu beachten, dass sie im internationalen<br />
Vergleich immer noch recht<br />
moderat ist. Der Londoner Markt beispielsweise<br />
tickt ganz anders, ist viel<br />
volatiler: 30 Prozent Mietzins rauf oder<br />
runter in kurzer Zeit kann dort durchaus<br />
vorkommen. In der Schweiz sind<br />
solche Verhältnisse bisher nicht gegeben.<br />
Was raten Sie Investoren, die auf ihren<br />
Büroflächen «sitzen bleiben»?<br />
Grundsätzlich ist Nachfrage vorhanden<br />
und die wirtschaftlichen Rahmendaten<br />
sind so schlecht nicht – man muss<br />
sich etwas gedulden und das Produkt<br />
konsequent auf die Nachfrage ausrichten<br />
...<br />
Bedeutet konkret?<br />
Nur nicht den Kopf verlieren! Es ist<br />
manchmal besser, ein paar Monate<br />
leerstehende Flächen zu akzeptieren<br />
und dann mit dem richtigen Mieter einen<br />
Mietvertrag zu guten Konditionen<br />
abzuschliessen, als die Räume zu ungünstigeren<br />
Konditionen schnell zu<br />
vermieten.<br />
Erwarten Sie einen Preiseinbruch<br />
bei den Bürogebäuden?<br />
Für die Topobjekte und in den guten<br />
Lagen eher nicht. Denn die Nachfrage<br />
nach solchen Liegenschaften ist weiterhin<br />
hoch. Ausserdem: Wir haben in<br />
der Schweiz derzeit keine Situation,<br />
in welcher viele Liegenschaften unter<br />
Druck verkauft werden müssten. Wir<br />
jedenfalls verkaufen auch nur, wenn<br />
der Preis stimmt – und ich denke, da<br />
befinden wir uns in recht guter Gesellschaft.<br />
Sehen Sie aktuell Chancen für ein<br />
weiteres Wachstum Ihrer Gesellschaft<br />
im Schweizer Immobilienmarkt?<br />
Hier lautet meine klare Anwort: Ja.<br />
Und zwar sowohl mit bestehenden als<br />
auch mit neuen Produkten. Immobilien<br />
haben sich als eigenständige Anlageklasse<br />
mittlerweile sehr gut etabliert<br />
und bieten deshalb auch künftig<br />
interessante Perspektiven für Investoren<br />
wie Anbieter. Die Renditen sind<br />
derzeit zwar niedriger als auch schon,<br />
aber immer noch deutlich höher als<br />
beispielsweise die von Staatsanleihen<br />
und anderen alternativen Anlagemöglichkeiten.<br />
Was bedeutet: Immobilienanlagen<br />
sind aufgrund ihrer Eigenschaften<br />
– vor allem die stabilen Cash<br />
Flows – sehr attraktiv, aber natürlich<br />
ist gerade im aktuellen Marktumfeld<br />
bei Investitionen Vorsicht geboten,<br />
wenn man eine hohe Qualität erzielen<br />
will. Das Ziel ist es, durch aktives<br />
Portfolio Management die Stabilität<br />
der Portfolios zu erhöhen: Das ist die<br />
Kunst.
Immobilien-Finanzmärkte – Fonds<br />
90<br />
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
FONDS <strong>SCHWEIZ</strong><br />
In der Schweiz zum Vertrieb zugelassene Immobilienfonds*<br />
INVENTAR- SCHLUSS-<br />
PERFORMANCE<br />
GEBÜHREN<br />
FONDSGESELLSCHAFT VALOREN WÄHRUNG WERT KURS 3 MTE 1 JAHR 3 <strong>JAHRE</strong> RISIKO<br />
IN %<br />
ANLAGEKATEGORIE<br />
Bonhote Immobilier 2672561 CHF 108.64 122.50 3,3% 1,8% 9,6% 4,40% 0,91 kot. CH Immo-Fonds<br />
Centralfonds 278050 CHF 3098.95 3098.95 0,0% –1,3% 17,7% 2,79% 0,65 nichtkot. CH Immo-Fonds<br />
Credit Suisse Anlagestiftung RE Switzerland 1312300 CHF 1499.72 1499.92 1,2% 5,1% 18,0% 0,11% 0,61 Imm-Anlagegruppe<br />
Credit Suisse Real Estate Fund Green Property 10077844 CHF 106.88 113.60 –0,2% –1,2% 9,1% 3,10% 0,67 CH Immo-Fonds<br />
Credit Suisse Real Estate Fund Hospitality 11876805 CHF 102.12 94.00 –5,7% –8,7% na na 0,56 CH Immo-Fonds<br />
Credit Suisse Real Estate Fund Interswiss 276935 CHF 189.08 203.00 2,5% 5,9% 0,6% 4,88% 0,69 kot. CH Immo-Fonds<br />
Credit Suisse Real Estate Fund LivingPlus 3106932 CHF 103.15 124.50 –1,6% 7,6% 11,4% 5,40% 0,67 kot. CH Immo-Fonds<br />
Credit Suisse Real Estate Fund PropertyPlus 4515984 CHF 120.94 135.40 1,9% 7,2% 3,2% 5,25% 0,68 kot. CH Immo-Fonds<br />
Credit Suisse Real Estate Fund Siat 1291370 CHF 136.31 169.60 2,0% 3,5% 9,8% 5,14% 0,75 kot. CH Immo-Fonds<br />
Credit Suisse 1a Immo PK 844303 CHF 1193.01 1355.00 –0,4% 3,0% 13,0% 2,04% 0,58 inst. CH Immobilienfonds<br />
FIR Fonds Immobilier Romand Inc 1458671 CHF 119.88 157.30 5,1% 8,3% 25,2% 5,60% 0,73 kot. CH Immo-Fonds<br />
Immo Helvetic ** 277010 CHF 158.67 194.70 3,0% 5,2% 12,7% 4,44% 0,53 kot. CH Immo-Fonds<br />
Immofonds Inc 977876 CHF 298.00 393.75 2,9% 4,8% 13,6% 5,00% 0,65 kot. CH Immo-Fonds<br />
La Foncière 278226 CHF 671.10 866 4,4% 8,0% 17,2% 4,82% 0,82 kot. CH Immo-Fonds<br />
LODH Institutional Fund Swiss RE Securities 4456967 CHF 126.18 126.176 2,4% 6,7% 12,3% 3,07% 0,38 Inst. Fund of Funds<br />
MV ImmoXtra Schweiz P 4261652 CHF 105.34 105.34 0,1% –0,4% –1,5% 1,01% 1,12 Fund of Funds<br />
Patrimonium 3499521 CHF 116.13 128.50 5,2% 0,3% 9,7% 4,95% 0,90 kot. CH Immo-Fonds<br />
Procimmo 3362421 CHF 124.20 130.70 4,9% 0,1% 8,3% 5,49% 1,05 kot. CH Immo-Fonds<br />
Realstone 3941501 CHF 114.29 124.70 1,4% 6,8% 10,9% 5,26% 0,97 kot. CH Immo-Fonds<br />
Residentia 10061233 CHF 1104.75 1099.00 0,4% 2,1% na 9,25% 1,09 kot. CH Immo-Fonds<br />
Rothschild RE Swiss SICAV 12423800 CHF 101.10 104.30 –0,9% 4,5% 2,2% 3,64% 0,71 kot. CH Immo-Fonds<br />
Rüd Blass Immobilien Schweiz Dachfonds A CHF 4734863 CHF 1430.60 1430.6 0,8% 6,4% 7,8% 2,99% 1,44 Fund of Funds<br />
Schroder ImmoPLUS Inc 725141 CHF 973.42 1078.00 2,0% 9,6% 1,4% 5,05% 0,82 kot. CH Immo-Fonds<br />
SF Property Securities Fund CH A 2667418 CHF 129.98 129.98 1,9% 5,9% 6,5% 2,90% 0,95 Fund of Funds<br />
Solvalor 61 278545 CHF 178.35 219.70 3,2% –0,7% –7,2% 4,81% 0,75 kot. CH Immo-Fonds<br />
Swisscanto (CH) Real Estate Fund Ifca Inc 702020 CHF 94.93 115.10 0,8% 3,3% 8,8% 5,42% 0,96 kot. CH Immo-Fonds<br />
Swissinvest Real Estate Investment Fund 2616884 CHF 116.51 145.30 4,2% 9,0% 25,2% 4,87% 0,65 kot. CH Immo-Fonds<br />
UBS (CH) PF-Direct Residential 2646536 CHF 12.54 15.40 5,1% 8,1% 3,3% 5,17% 0,90 kot. CH Immo-Fonds<br />
UBS (CH) PF-Léman Resident Foncipars Inc 1442085 CHF 66.29 82.50 0,2% 9,4% 18,5% 5,44% 0,88 kot. CH Immo-Fonds<br />
UBS (CH) PF-Swiss Commerc Swissreal Inc 1442088 CHF 60.41 67.80 5,8% 9,6% 9,1% 4,86% 0,89 kot. CH Immo-Fonds<br />
UBS (CH) PF-Swiss Mixed Sima Inc 1442087 CHF 79.70 97.90 0,0% 0,1% 0,1% 4,09% 0,89 kot. CH Immo-Fonds<br />
UBS (CH) PF-Swiss Residential Anfos Inc 1442082 CHF 50.82 64.10 –1,76% 7,97% 12,91% 5,33% 0,89 kot. CH Immo-Fonds<br />
*) Bei Schweiz Fonds, die in mehreren Währungen aufgelegt sind, wird stets der in CHF geführte Fonds bevorzugt. Aktuelle Kurse sind über www.morningstar.ch abrufbar. Bei mehreren Tranchen wird ausschliesslich<br />
die erste aufgeführt. / **) Im Rahmen des Depotbankwechsels von der Migros Bank auf die Bank Sarasin & Cie AG wurde der Name von Mi-Fonds (CH) auf Immo Helvetic geändert. (Quelle: Credit Suisse)<br />
Fundamenta<br />
Ertrag gesteigert<br />
Credit Suisse REAM<br />
Neuer Logistikfonds am Start<br />
Die Fundamenta Real Estate AG hat<br />
im ersten Halbjahr 2014 ihren Liegenschaftsertrag<br />
aus Vermietung auf über<br />
acht Millionen CHF (+41,7%) erhöht.<br />
Grund sei die Ertragswirksamkeit der<br />
neu gekauften Bestandsliegenschaften<br />
und der 2013 fertiggestellten Neubauprojekte,<br />
teilt das Unternehmen mit. Das<br />
EBIT lag bei 5,56 Mio. CHF (+11,6%). Das<br />
Ergebnis beinhaltet eine positive Bewertungsdifferenz<br />
des Liegenschaftsportfolios<br />
vor latenten Steuern von 70.000<br />
CHF. Der Reingewinn erhöhte sich auf<br />
3,35 Mio. CHF (+7,6%), der Reingewinn<br />
ohne Neubewertungseffekt auf 3,29 Mio.<br />
CHF, ein Plus von mehr als zehn Prozent<br />
gegenüber dem Vorjahr. Der Bestand<br />
umfasst Objekte/Projekte im Wert von<br />
353,40 Mio. CHF (30.06.14). (bw)<br />
Die Credit Suisse hat den ersten Logistikimmobilienfonds<br />
der Schweiz an den<br />
Markt gebracht. Für den Credit Suisse<br />
Real Estate Fund-LogisticsPlus wurden<br />
Anteile im Volumen von 200 Mio. CHF<br />
gezeichnet; somit wurden zwei Drittel<br />
des maximalen Lancierungsvolumens<br />
von 300 Mio. CHF bei qualifizierten Anlegern<br />
platziert. Der Emissionserlös,<br />
der gemäss CS eine «ideale Startgrösse»<br />
darstellt, soll in den Aufbau eines<br />
diversifizierten Immobilienportfolios im<br />
Bereich Logistik- und logistiknahe Immobilien<br />
verwendet werden. Erwartete<br />
Ausschüttungsrendite: 4 bis 4,5 Prozent;<br />
Verwaltungskommission: 0,5 Prozent<br />
jährlich. Das Anlageziel des Fonds besteht<br />
gemäss Mitteilung hauptsächlich<br />
in der langfristigen Substanzerstellung<br />
und Substanz erhaltung sowie in der<br />
Ausschüttung attraktiver Erträge. Investiert<br />
werde vor allem in Logistik- und<br />
Warenverteilzentren wie Lagerhallen,<br />
Umschlaghallen oder Hochregallager<br />
sowie in Indus triebauten für Produktion<br />
und Anarbeitung. Weiter seien Autohäuser,<br />
Ersatzteillager, Tankstellen,<br />
Datacenter sowie Parkhäuser usw. im<br />
Fokus. Gewerbliche Immobilien sowie<br />
kombinierte Gebäude mit Produktions-,<br />
Verkaufs- und Logistiknutzungen<br />
und allenfalls anderen ergänzenden<br />
Nutzun gen seien möglich. Der Fonds<br />
ist auf qualifizierte Anleger mit mittelbis<br />
langfristigem Anlagehorizont beschränkt,<br />
die laufenden Ertrag suchen<br />
und zeitweilige Kursschwankungen in<br />
Kauf nehmen können. (bw)
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Immobilien-Finanzmärkte – Fonds<br />
91<br />
FONDS EUROPA<br />
In der Schweiz zum Vertrieb zugelassene Immobilienfonds*<br />
WÄH- INVENTAR- SCHLUSS-<br />
PERFORMANCE<br />
GEBÜHREN<br />
FONDSGESELLSCHAFT<br />
VALOREN RUNG WERT KURS 3 MTE 1 JAHR 3 <strong>JAHRE</strong> RISIKO<br />
IN %<br />
ANLAGEKATEGORIE<br />
Aviva Investors European REIT Fund A Acc LU0274935567 EUR 101.2 Mio 8.62 2,1% 25,2% 43,7% 6,55% 1,60 Immobilienaktien<br />
AXA Aedificandi A Acc FR0000170193 EUR 1155.1 Mio/146.04 269.05 4,7% 27,4% 45,0% 10,90% 2,40 Fund of Funds<br />
BNP Paribas Real Estate Securities Europe Acc LU0153635098 EUR na 190.36 0,0% 10,2% 25,5% 6,49% 1,50 Immobilienaktien<br />
CS EUROREAL A CHF DE0009751404 CHF na 86.51 –1,6% –4,7% –10,4% 1,11% 0,65 offene Immo-Fonds<br />
Credit Suisse Equity Fund (Lux) European Prop. I Acc LU0129337548 EUR na 2173.49 3,9% 29,0% 54,9% 6,99% 0,90 Immobilienaktien<br />
EasyETF FTSE EPRA Europe LU0246033426 EUR na 175.99 3,6% 31,6% 55,8% 6,74% na ETF<br />
EasyETF FTSE EPRA Eurozone LU0192223062 EUR na 193.37 2,0% 24,3% 39,2% 7,49% 0,45 ETF<br />
Henderson Horizon Pan-Europ. Prop. Equities Fund A2 Acc LU0088927925 EUR na 30.84 3,4% 31,0% 66,3% 6,20% 1,20 Immobilienaktien<br />
ING (L) Invest European Real Estate P Acc LU0119205192 EUR na 889.51 3,2% 25,7% 41,2% 6,92% 1,50 Immobilienaktien<br />
iShares FTSE/EPRA Eur Prop EUR Inc IE00B0M63284 CHF na 37.17 0,7% 21,0% 39,6% 8,08% 0,40 ETF<br />
KBC Institutional Fund European Real Estate Acc BE0168584952 EUR na 11922.12 4,2% 28,7% 52,0% 6,49% Immobilienaktien<br />
KBC Select Immo Belgium Plus Acc 2963762 EUR na 1848.16 3,4% 20,5% 30,4% 3,88% Fund of Funds<br />
KBC Select Immo Europe Plus Acc 2963762 EUR na 1036.16 3,7% 27,0% 45,0% 6,47% Immobilienaktien<br />
Morgan Stanley Investment Funds Europ. Property A Acc LU0078113650 EUR na 28.76 3,6% 26,0% 51,5% 6,23% 1,40 Immobilienaktien<br />
Parvest Europe Real Estate Securities Classic Acc LU0212196496 EUR na 66.44 0,0% 0,0% 8,5% 5,63% 1,50 Immobilienaktien<br />
Petercam Real Estate Europe Acc BE0058187841 EUR na 333.73 4,8% 27,9% 49,1% 6,03% 1,00 Immobilienaktien<br />
SSgA EMU Index Real Estate Fund P Acc FR0000018590 EUR na 257.37 3,2% 25,0% 39,8% 7,72% 1,20 Immobilienaktien<br />
*) Aktuelle Kurse sind über www.morningstar.ch abrufbar. Bei Europa Fonds, die in mehreren Währungen aufgelegt sind, wird stets der in CHF geführte Fonds bevorzugt und in zweiter Linie EUR. (Quelle: Credit Suisse)<br />
Immobilien-Indizes Europa<br />
150<br />
120<br />
90<br />
1-Jahr (angeglichen)<br />
08.13<br />
10.13<br />
12.13<br />
02.14<br />
04.14<br />
06.14<br />
08.14<br />
DJ Stoxx Europe<br />
(Preisindex)<br />
JPM Europe Govt.<br />
Bond in local Curr.<br />
(Tot. Return)<br />
GPR 250 Europe<br />
Real Estate Index<br />
(Tot. Return)<br />
Performancevergleich der Asset-Klassen<br />
Deka Immobilien Global<br />
Markteintritt in Neuseeland<br />
Die Deka Immobilien GmbH hat sich für<br />
umgerechnet rund 92 Millionen Euro<br />
das Bürogebäude «Lumley Centre»<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
3-Jahre (angeglichen)<br />
08.11<br />
02.12<br />
08.12<br />
02.13<br />
08.13<br />
02.14<br />
08.14<br />
DJ Stoxx Europe<br />
(Preisindex)<br />
JPM Europe Govt.<br />
Bond in local Curr.<br />
(Tot. Return)<br />
GPR 250 Europe<br />
Real Estate Index<br />
(Tot. Return)<br />
in Auckland kaufvertraglich gesichert.<br />
Das im Jahr 2005 fertiggestellte und<br />
125 Meter hohe Objekt soll künftig zum<br />
Portfolio des offenen Immobilienfonds<br />
Deka-Immobilien Global gehören. Das<br />
Lumley Centre befindet sich im zentralen<br />
Geschäftsbezirk von Auckland<br />
in der Nähe der Universität und der<br />
Haupteinkaufsstrasse «Queen Street»<br />
und ist den Angaben zufolge fast vollständig<br />
vermietet. Hauptmieter ist<br />
die neuseeländische Anwaltskanzlei<br />
Simp son Grierson.<br />
Die Strategie des Fonds sieht vor, vermehrt<br />
ausserhalb des europäischen<br />
Währungsraumes zu investieren; der<br />
Kauf markiert den Markteintritt des<br />
offenen Immobilienfonds Deka-Immobilien<br />
Global in Neuseeland. (bw)<br />
Deutsche Bank<br />
Neuer OIF<br />
Die Deutsche Asset & Wealth Management<br />
(DeAWM) legt erstmals seit 14 Jahren<br />
wieder einen offenen Immobilienfonds<br />
(OIF) auf. Der Fonds Grundbesitz<br />
Fokus Deutschland ist der erste offene<br />
Publikums-Immobilienfonds nach der<br />
neuen Gesetzgebung des Kapitalanlagegesetzbuches<br />
(KAGB) aus dem Haus<br />
der Deutschen Bank. Der Fonds richtet<br />
sich vor allem an Privatanleger, die bereits<br />
mit kleinen Beträgen einsteigen<br />
können; der Verkauf von Fondsanteilen<br />
startet bundesweit über alle Deutsche-<br />
Bank-Filialen am 1. Oktober 2014. Insgesamt<br />
soll bis zu 700 Millionen Euro<br />
Eigenkapital eingeworben werden. Der<br />
neue Fonds strebt den Aufbau eines<br />
breit diversifizierten Immobilienportfolios<br />
mit Gebäuden an ausgewählten<br />
Standorten und mit verschiedenen Nutzungsarten<br />
mit dem Investitionsschwerpunkt<br />
Deutschland an. Das Portfolio<br />
wird hinsichtlich der Standorte, Gebäude,<br />
Mieterstrukturen und Mietvertragslaufzeiten<br />
eine ausgewogene Mischung<br />
aufweisen. Für das Sondervermögen<br />
soll vorwiegend in Immobilien der Sektoren<br />
Büro, Einzelhandel, Wohnen, Logistik<br />
und Hotel in Wachstumsregionen<br />
Deutschlands investiert werden. Neben<br />
den Metropolen kommen dabei auch<br />
Mittelstädte in Frage. (bw)
Immobilien-Finanzmärkte – Fonds<br />
92<br />
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
FONDS GLOBAL<br />
In der Schweiz zum Vertrieb zugelassene Immobilienfonds*<br />
WÄH- INVENTAR- SCHLUSS–<br />
PERFORMANCE<br />
GEBÜHREN<br />
FONDSGESELLSCHAFT<br />
VALOREN RUNG<br />
WERT KURS 3 MTE 1 JAHR 3 <strong>JAHRE</strong> RISIKO<br />
IN % ANLAGEKATEGORIE<br />
Alliance Bernstein Global Real Estate Investment LU0074935502 USD 14.52 3,6% 20,0% 42,1% 6,9% 1,75 Immobilienaktien<br />
Aviva Investors Global REIT A Acc LU0274935724 EUR 35.5 Mio 9.37 0,0% 0,0% 33,4% 4,7% 1,70 Immobilienaktien<br />
AXA WF Aedificandi Global A EUR Acc LU0266012235 EUR na 107.37 5,7% 15,3% 55,4% 5,3% 2,50 Immobilienaktien<br />
BNP Paribas Real Estate Securities World A LU0377127369 EUR 109.67 0,0% 0,0% 41,5% 4,4% 1,50 Immobilienaktien<br />
BNY Mellon Global Property Secs A USD Acc IE00B2PPLS86 EUR na 1.41 6,4% 17,7% 50,0% 5,5% Immobilienaktien<br />
Credit Suisse Real Estate Fund Global CH0139851676 CHF 98.00 2,1% 7,4% na 4,8% kot. CH Immo-Fonds<br />
Credit Suisse Real Estate Fund International Inc CH0019685111 CHF na 1035.00 3,5% 7,7% 13,9% 2,6% 0,82 CH Immo-Fonds<br />
Fidelity Funds – Global Property A Acc USD LU0237698245 USD na 13.19 3,8% 20,0% 37,2% 6,8% 1,97 Immobilienaktien<br />
Franklin Global Real Estate A Acc $ LU0229948244 USD na 9.89 2,8% 17,8% 34,2% 6,1% 1,00 Immobilienaktien<br />
Henderson Horizon Global Property Equities Fund LU0209137388 USD na 17.84 1,9% 13,9% 31,1% 6,4% 1,20 Immobilienaktien<br />
IAM – Immo Securities Fund A Inc CH0025437465 CHF na 1024.05 2,5% 7,8% 11,7% 3,0% 1,50 Fund of Funds<br />
ING (L) Invest Glb Real Estate I EUR Acc LU0250172185 EUR na 307.51 6,2% 18,0% 43,6% 5,8% 0,60 Immobilienaktien<br />
Invesco Global Real Estate Securities A EUR Hgd Acc IE00B0H1QD09 USD na 12.08 3,3% 17,5% 37,4% 6,3% 1,30 Immobilienaktien<br />
Invesco Global Real Estate Securities E EUR Acc IE00B0H1QF23 EUR na 9.54 6,4% 16,8% 46,1% 5,7% 2,30 Immobilienaktien<br />
iShares FTSE EPRA/NAREIT Glb PrptYld Inc IE00B1FZS350 USD na 24.51 3,5% 21,3% 37,5% 7,0% 0,60 ETF<br />
Janus Global Real Estate A USD Acc IE0033534557 USD na 16.88 5,3% 23,8% 48,5% 6,5% 1,30 Immobilienaktien<br />
JPM Global Real Estate Securities A Acc USD LU0258923563 USD na 11.04 2,2% 16,6% 35,5% 6,7% 1,90 Immobilienaktien<br />
LLB Aktien Immobilien Global P (CHF) Acc LI0028614944 CHF na 71.15 5,9% 12,9% 49,8% 5,6% 1,50 Fund of Funds<br />
Morgan Stanley Investment Funds Global Prop. A Acc LU0266114312 EUR na 18.94 0,0% 3,7% 31,2% 5,1% 1,50 Immobilienaktien<br />
Robeco Property Equity D EUR Acc LU0187079180 EUR na 123.25 6,8% 17,7% 45,6% 5,7% 1,69 Immobilienaktien<br />
Sarasin Real Estate Equity – Global B Acc LU0198389784 EUR na 164.84 6,2% 19,4% 51,8% 5,3% 1,50 Immobilienaktien<br />
Schroder ISF Global Property Securities A Acc LU0224508324 USD na 144.66 0,8% 10,6% 23,5% 6,3% 1,50 Immobilienaktien<br />
Schroder ISF Global Prop. Securities A EUR Hdg Acc LU0224509132 EUR na 133.85 0,8% 10,5% 20,9% 6,3% 2,00 Immobilienaktien<br />
UBS (CH) Inst Fd – Global Real Estate Securities A CH0021980898 CHF na 980.48 3,4% 18,7% 40,7% 5,9% 1,50 Immobilienaktien<br />
WIP Global Real Estate Securities Fund A (USD) Inc LU0208357292 USD na 13.58 2,25% 15,74% 26,75% 6,2% 1,50 Immobilienaktien<br />
FONDS NORDAMERIKA<br />
In der Schweiz zum Vertrieb zugelassene Immobilienfonds**<br />
WÄH- INVENTAR- SCHLUSS-<br />
PERFORMANCE<br />
GEBÜHREN<br />
FONDSGESELLSCHAFT<br />
VALOREN RUNG<br />
WERT KURS 3 MTE 1 JAHR 3 <strong>JAHRE</strong> RISIKO<br />
IN % ANLAGEKATEGORIE<br />
HNW Performa US Real Estate Securities Acc LU0052081907 USD na 35.76 0,0% 0,0% –2,9% 1,68% 1,5 Fund of Funds<br />
iShares FTSE EPRA/NAREIT US Prty Yld Inc IE00B1FZSF77 USD na 26.17 3,6% 21,5% 45,3% 7,45% 1,3 ETF<br />
Lehman Brothers US Real Estate USD Adviser Acc IE00B0T0GQ85 USD na 15.76 3,3% 20,3% 36,0% 0,00% 1,5 Immobilienaktien<br />
Lehman Brothers US Real Estate USD Investor Acc IE00B0T0GP78 USD na 16.71 3,5% 21,3% 39,0% 7,42% 2,5 Immobilienaktien<br />
Morgan Stanley Investment Funds US Property A Acc LU0073233958 USD na 64.33 3,0% 21,8% 40,7% 7,28% 1,6 Immobilienaktien<br />
FONDS ASIEN/PAZIFIK<br />
In der Schweiz zum Vertrieb zugelassene Immobilienfonds**<br />
WÄH- INVENTAR- SCHLUSS–<br />
PERFORMANCE<br />
GEBÜHREN<br />
FONDSGESELLSCHAFT<br />
VALOREN RUNG<br />
WERT KURS 3 MTE 1 JAHR 3 <strong>JAHRE</strong> RISIKO<br />
IN % ANLAGEKATEGORIE<br />
BNP Paribas Real Estate Securities Pacific I Acc LU0291291770 EUR na 109.67 0,0% 0,0% 56,0% 4,41% 1,7 Immobilienaktien<br />
Fidelity Funds – Asia Pacific Property A LU0270844359 USD 9.52 3,2% 10,5% 31,6% 7,07% 1,5 Immobilienaktien<br />
First State Asian Property Sec A Acc GBP GB00B1F76G03 GBX na 135.92 5,2% 1,5% 31,0% 6,91% 1,5 Fund of Funds<br />
Henderson Horizon Asia Pacific Prop. Equity A2 Acc LU0229494975 USD na 14.50 2,3% 6,1% 31,2% 13,47% 2,5 Immobilienaktien<br />
iShares FTSE EPRA/NAREIT AsiaPrptYld Inc IE00B1FZS244 USD na 27.09 5,4% 17,9% 31,6% 8,33% 1,5 ETF<br />
Morgan Stanley Investment Funds Asian Prop. A Acc LU0078112413 EUR na 15.33 6,3% 8,5% 46,7% 7,16% 1,6 Immobilienaktien<br />
Morgan Stanley Investment Funds Asian Prop. I Acc LU0078113064 EUR na 17.22 6,5% 9,3% 50,0% 7,16% 1,2 Immobilienaktien<br />
Schroder ISF Asia Pacific Property Securities LU0269905997 USD 160.08 2,6% 9,6% 32,0% 6,68% 1,5 Immobilienaktien<br />
Aktuelle Kurse sind über www.morningstar abrufbar. Bei mehreren Tranchen wird ausschliesslich die erste aufgeführt. *) Bei Global Fonds, die in mehreren Währungen aufgelegt sind, wird stets der in CHF geführte<br />
Fonds bevorzugt. **) Bei Nordamerika, Asien/Pazifik Fonds, die in mehreren Währungen aufgelegt sind, wird stets der in CHF geführte Fonds bevorzugt und in zweiter Linie USD. (Quelle: CSAM)<br />
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Direkt-Link<br />
zum Factsheet:
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Immobilien-Finanzmärkte – Fonds<br />
93<br />
Immobilieninvestmentmärkte Schweiz<br />
Starke Wachstumsaussichten<br />
Very Strong 1.24 - 1.94<br />
Strong 1.16 - 1.24<br />
Good Medium 1.06 - 1.16<br />
Poor Medium 0.97 - 1.06<br />
Weak 0.81 - 0.97<br />
Very Weak 0.41 - 0.81<br />
No Data<br />
Top 10 Cities<br />
Coverage Cities<br />
E-REGI 2014 Map<br />
1 LONDON<br />
2 PARIS<br />
Trotz Gegenwind nimmt die konjunkturelle<br />
Erholung in Europas Grossstädten<br />
Fahrt auf – so lautet das Fazit,<br />
welches die Researcher von LaSalle<br />
für die diesjährige Ausgabe des European<br />
Regional Economic Growth Index<br />
(E-REGI) ziehen. Traditionell identifiziert<br />
der Index die Regionen Europas<br />
mit den besten konjunkturellen Aussichten<br />
– und für die Schweiz fielen<br />
die Ergebnisse der Untersuchung sehr<br />
gut aus: Unter 294 analysierten Hauptstädten,<br />
Immobilienhochburgen und<br />
Metropolregionen Europas finden sich<br />
die berücksichtigten Schweizer Städte<br />
alle in der Kategorie «starke Wachstumsaussichten»<br />
wieder. Diese Kategorie<br />
umfasst alles in allem 54 Städte<br />
aus 19 Ländern. Die Schweizer Städte<br />
zeigen damit eine sehr beeindruckende<br />
Performance im europaweiten<br />
Ver gleich. Die Schweiz ist insgesamt<br />
mit vier Städten im E-REGI repräsentiert<br />
– und alle vier Städte finden sich<br />
unter den Top 25 wieder. Allen Städten<br />
wird von den Analysten ein überdurchschnittliches<br />
Wachstum prognostiziert.<br />
An vorderster Front der<br />
Schweizer Immobilienhochburgen findet<br />
sich traditionell Zürich – die Limmatmetropole<br />
hat sich gegenüber 2013<br />
erneut verbessert und ist auf Position<br />
9 und damit unter die Top-Ten-Wachstumsregionen<br />
Europas vorgerückt.<br />
Auch Genf (2013: 13, 2014: 12) und Bern<br />
(2013: 20, 2014: 19) konnten sich verbessern.<br />
Basel-Mulhouse bleibt im gesamteuropäischen<br />
Vergleich auf einer<br />
guten Position 25.<br />
«Diese Positionierungen unterstreichen<br />
die bedeutende Rolle der eidgenössischen<br />
Wirtschaft im europäischen Umfeld»,<br />
stellen die LaSalle-Researcher<br />
fest. So habe Zürich seine Platzierung<br />
aufgrund einer starken Verbesserung<br />
der Punktzahl für Wohlstand und stabiler<br />
Beschäftigungswachstumsaussichten<br />
verbessern können. Genf, Bern und<br />
Basel-Mulhouse sind ebenfalls leicht<br />
aufgestiegen oder konnten ihre Position<br />
behalten, wenngleich ihre Punktzahlen<br />
für Beschäftigung leicht zurückgestuft<br />
wurden. Die Schweiz erfreut sich aufgrund<br />
von Einwanderung einer günstigeren<br />
demografischen Struktur als ihre<br />
Nachbarländer. Seit Februar 2014 wurde<br />
die Zuwanderung jedoch durch ein<br />
Referendum begrenzt – mit derzeit noch<br />
nicht vorhersehbaren Folgen. Die Auswirkungen<br />
der neuen Gesetzgebung, die<br />
2017 in Kraft treten soll, sind angeblich<br />
minimal. Sie führt jedoch zu niedrigeren<br />
Beschäftigungswachstums-Aussichten,<br />
da aufgrund limitierter Zuwanderungsquoten<br />
weniger Arbeitskräfte zur<br />
Verfügung stehen werden.<br />
Die LaSalle-Researcher gehen davon<br />
aus, dass die Schweiz in den nächsten<br />
Jahren wahrscheinlich eine bessere<br />
Wirtschaftsleistung als die Eurozone<br />
zeigen wird. Der Hintergrund: Die Aussichten<br />
für das Konsumklima sind stark,<br />
dynamisiert von günstigen Einkommens-<br />
und Arbeitsmarktbedingungen,<br />
während die stark wertschöpfenden<br />
Finanzdienstleistungs- und Maschinenbausektoren<br />
das Wachstum weiter ankurbeln.<br />
Die Wirtschaft in der Schweiz<br />
ist stark exportabhängig. Im Juli 2014<br />
war die Schweiz das zweite Land, das<br />
ein Freihandelsabkommen mit China<br />
unterzeichnete. Durch das Abkommen<br />
werden die Zölle auf Schweizer Landwirtschafts-<br />
und Industrieexporte in die<br />
zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt<br />
gesenkt. China importiert bereits Maschinen,<br />
Chemie- und Pharmazieprodukte<br />
sowie Uhren aus der Schweiz. (bw)<br />
7 LUXEMBOURG<br />
4<br />
5 OSLO<br />
10 COPENHAGEN-MALMÖ<br />
9 ZURICH<br />
8 STUTTGART<br />
6 MUNICH<br />
E-REGI<br />
4 STOCKHOLM<br />
3 ISTANBUL<br />
Der jährlich erscheinende European<br />
Regional Economic Growth<br />
Index (E-REGI) von LaSalle identifiziert<br />
die Regionen Europas mit<br />
den besten konjunkturellen Aussichten.<br />
Der E-REGI nähert sich<br />
damit der relativen Stärke der<br />
mittelfristigen Nutzernachfrage<br />
nach Immobilien in europäischen<br />
Städten. 2014 wurden für die<br />
Studie, die heuer im 15. Jahr<br />
in Folge erscheint, insgesamt<br />
294 Regionen und 32 Länder<br />
in ganz Europa mit einer Gesamtbevölkerung<br />
von mehr<br />
als 730 Millionen Einwohnern<br />
erfasst. Der aktuelle Bericht<br />
konzentriert sich auf 100 Ballungsräume<br />
bzw. Regionen mit<br />
mehr als 500.000 Einwohnern.<br />
LaSalle Investment bietet einen<br />
auf den Ergebnissen des E-REGI<br />
basierenden Spezialfonds an,<br />
der in ausgesuchte Immobilien<br />
an den Topstandorten, schwerpunktmässig<br />
in Deutschland<br />
und Grossbritannien, investiert.<br />
Der Fonds steht allerdings nur<br />
institutionellen Investoren ab<br />
einer Mindesteinlage von fünf<br />
Millionen Euro offen.
Immobilien-Finanzmärkte<br />
94<br />
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Immobilieninvestmentmärkte Schweiz<br />
Stimmungslage leicht eingetrübt<br />
Marktteilnehmer schätzen die bevorstehenden<br />
Entwicklungen im schweizerischen<br />
Immobilienanlagemarkt<br />
generell neutral ein. Die Prognosen<br />
für einzelne Regionen und Immobiliensegmente<br />
fallen allerdings leicht<br />
negativ aus, wie aus dem «Swiss<br />
Real Estate Sentiment Index» (sresi ® )<br />
von KPMG Schweiz hervorgeht. Der<br />
sresi ® von KPMG notiert bei –5,3 Indexpunkten<br />
(pt.), was einer marginalen<br />
Verschlechterung gegenüber dem<br />
Vorjahr (–1,9 pt.) entspricht. «Über<br />
allem schwebt die Angst, dass die<br />
Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz<br />
abnimmt», kommentiert Beat Seger,<br />
Partner Real Estate bei KPMG<br />
Schweiz, die Erkenntnisse der Erhebung,<br />
die das Beratungsunternehmen<br />
nun im dritten Jahr erhoben hat.<br />
Indexpunkte<br />
«SWISS REAL ESTATE SENTIMENT INDEX» (SRESI ® ) 2014<br />
200<br />
150<br />
100<br />
57.1<br />
50<br />
26.0<br />
8.9 5.7<br />
-0.6 0<br />
16.8 37.1 34.4 17.7 13.2 20.6<br />
-10.7 -11.1<br />
23.9 -3.3 -1.4<br />
-10.0<br />
-37.8 -22.4 -1.9 -5.3<br />
15.2<br />
-50<br />
-3.8<br />
-16.9<br />
-100<br />
-150<br />
-200<br />
2012<br />
2013<br />
2014<br />
Bewerter<br />
2012<br />
2013<br />
2014<br />
Entwickler<br />
2012<br />
2013<br />
2014<br />
2012<br />
Aggregierter Sentiment Index 2012<br />
Aggregierter Sentiment Index 2013<br />
Aggregierter Sentiment Index 2014<br />
2013<br />
2014<br />
2012<br />
2013<br />
2014<br />
Professionelle<br />
Investoren<br />
2012<br />
2013<br />
2014<br />
2012<br />
2013<br />
2014<br />
Immobiliengesellschaften<br />
Immobilienfonds<br />
Versicherungen<br />
Vorsorgeeinrichtungen<br />
2012<br />
2013<br />
Stark positive Erwartungen<br />
2014<br />
Alle<br />
Teilnehmer<br />
Moderat positive Erwartungen<br />
Moderat negative Erwartungen<br />
Stark negative Erwartungen<br />
Positive Haltung zur<br />
wirtschaftlichen Lage<br />
Die Erwartungen der professionellen<br />
Marktakteure zur Entwicklung der wirtschaftlichen<br />
Lage liegen mit 10,1 Punkten<br />
dagegen zum ersten Mal seit Indexerhebung<br />
im positiven Bereich;<br />
gegenüber dem Vorjahr ist eine Verbesserung<br />
um 22,1 pt. festzustellen. «Die<br />
Umfrage wurde allerdings geschlossen,<br />
bevor das SECO die Quartalseinschätzung<br />
für das BIP im Q2/2014<br />
abgegeben hat», räumt Seger ein. Die<br />
Erwartungen zur Preisentwicklung von<br />
Anlageimmobilien haben sich dagegen<br />
weiter reduziert; der Preiserwartungsindex<br />
für Anlageimmobilien, der alle<br />
Immobiliensegmente umfasst, hat sich<br />
seit 2012 von +35,2 pt. auf –9,1 pt. verschlechtert,<br />
liegt allerdings noch nahe<br />
an der Stabilitätsmarke.<br />
Für zentrale Lagen prognostizieren die<br />
Marktteilnehmer derweil nach wie vor<br />
steigende Preise. «Der Preiserwartungsindex<br />
liegt mit 45,1 pt. weiterhin<br />
komfortabel im positiven Bereich;<br />
gegenüber dem Vorjahr (67,5 pt.) wird<br />
jedoch eine Verlangsamung in der<br />
Preisentwicklung erwartet», berichtet<br />
Seger. Die Preiserwartung für die Mittelzentren<br />
liegt mit –4,9 pt. erstmals<br />
im negativen Bereich. Für periphere<br />
Lagen werden weiter sinkende Preise<br />
erwartet; die Einschätzungen sind jedoch<br />
mit –67,1 pt. weniger ausgeprägt<br />
als im Vorjahr (–77,6 pt.).<br />
Der positive Angebotstrend bei Büroimmobilien<br />
setzt sich – nicht überraschend<br />
– weiter fort; somit hat sich<br />
auch die Erwartung zur Preisentwicklung<br />
für Büroliegenschaften akzentuiert<br />
und der Negativtrend aus den Vorjahren<br />
(2013: –89,4 pt.; 2012: –58,7 pt.)<br />
noch deutlicher ausgeprägt: Mit<br />
–101,8 pt. ist der Konsens der Umfrageteilnehmer<br />
erstmals stark negativ. Bei<br />
Gewerbe- und Verkaufsflächen halten<br />
sich Angebot und Nachfrage ungefähr<br />
die Waage. Wie Seger berichtet, liegen<br />
die Indizes für die übrigen kommerziellen<br />
Nutzungssegmente ebenfalls<br />
im Minus, haben sich aber im Vergleich<br />
zum Vorjahr leicht verbessert.<br />
Nach wie vor im Plus liegt der Preiserwartungsindex<br />
für Wohnimmobilien.<br />
Im Wohnsegment ist mit –126,9 pt.<br />
weiterhin ein starker Mangel adäquater<br />
Investitionsobjekte festzustellen.<br />
Dieser Mangel geht mit den positiven<br />
Preiserwartungen dieses Nutzungssegmentes<br />
und den damit zusammen-<br />
Quelle: KPMG Schweiz 2014<br />
hängenden Investitionspräferenzen<br />
der Marktakteure einher. Allerdings<br />
zeigt sich auch in diesem Nutzungssegment<br />
eine Eintrübung. «Nachdem<br />
sich der Preiserwartungsindex für<br />
Wohnimmobilien bereits im Jahr 2013<br />
gegenüber dem Vorjahr um 22 Prozent<br />
verringerte, liegt der aktuelle Indexwert<br />
mit +43,9 pt. nun 40 Prozent unter<br />
der Einschätzung bei der erstmaligen<br />
Erhebung im Jahr 2012», stellt Seger<br />
fest.<br />
Grösste negative Veränderungen<br />
in Genf und Lausanne<br />
Im kommerziellen Nutzungssegment<br />
bestehen Unterschiede zwischen den<br />
einzelnen Subgruppen. Das künftige<br />
Angebot an Büroimmobilien schätzen<br />
die Befragten mit 31,4 pt. (2013:<br />
24,5 pt.) als ausreichend ein. Das Angebot<br />
bei Spezialimmobilien scheint sich<br />
leicht zu verknappen (2014: –27,6 pt.;<br />
2013: –8,7 pt.).<br />
Geografisch lassen sich folgende Tendenzen<br />
feststellen: Die generell leicht<br />
tieferen Einschätzungen zur Preisentwicklung<br />
reflektieren sich auch<br />
auf Ebene der Wirtschaftszentren.
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Immobilien-Finanzmärkte – Aktien<br />
95<br />
Für alle Wirtschaftszentren mit Ausnahme<br />
von Bern erwarten die Marktteilnehmer<br />
im Vergleich zum Vorjahr<br />
eine moderate Verlangsamung in der<br />
Preisentwicklung. Eine weiterhin positive<br />
Preisentwicklung wird in den<br />
Regionen Zürich (26,8 pt.), Luzern/<br />
Zug (21,4 pt.) und Basel (13,8 pt.) erwartet.<br />
«Allerdings hat sich das Konsensresultat<br />
der Einschätzungen der<br />
Marktteilnehmer auch für diese Regionen<br />
innerhalb zweier Jahre halbiert»,<br />
betont Seger. Bei Genf und<br />
Lausanne sind die grössten negativen<br />
Veränderungen gegenüber dem Vorjahr<br />
erkennbar. Auffällig ist, dass die<br />
Marktakteure der Region Genf noch<br />
im Jahr 2012 mit 60,9 pt. einer stark<br />
positiven Preisentwicklung attestierten.<br />
Die Stimmungslage hat sich im<br />
Zeitraum von zwei Jahren markant<br />
verändert. In den übrigen Regionen<br />
werden stabile bis leicht rückläufige<br />
Preise prognostiziert.<br />
AKTIEN <strong>SCHWEIZ</strong> Alle an der Schweizer Börse SIX<br />
Swiss Exchange kotierten Immobilienaktien<br />
AKTIE<br />
BÖRSENWERT<br />
IN MIO, CHF<br />
Immobilien-Indizes Schweiz<br />
DIVIDENDEN<br />
BRUTTORENDITE<br />
PERFORMANCE<br />
1 JAHR<br />
PERFORMANCE<br />
1 MONAT ISIN<br />
Performancevergleich der Asset-Klassen<br />
KURS IN<br />
CHF<br />
Allreal N 1663.72 437,0% 3,2% 1,1% CH0008837566 125.90<br />
Acron Helvetia VII Immo. AG 42.40 627,0% 6,3% 5,5% CH0049813634 93.00<br />
BFW Liegenschaften N 112.38 415,0% 15,4% 1,1% CH0018206117 28.90<br />
Eastern Property N* 144.88 0,0% 2,0% –3,5% VGG290991014 35.75<br />
Flughafen Zürich N 3053.95 167,0% 29,2% 5,8% CH0010567961 600.00<br />
HIAG 518.91 0,0% n/a –1,9% CH0239518779 78.25<br />
Intershop I 592.27 560,0% 15,6% 1,2% CH0017313948 357.25<br />
Mobimo N 976.51 501,0% 3,2% 2,4% CH0011108872 189.50<br />
Novavest Real Estate AG 27.92 0,0% n/a –1,4% CH0212186248 35.10<br />
Orascom Dev Hld AG 470.84 0,0% 163,4% 4,0% CH0038285679 19.90<br />
Pax-Anlage N 168.01 160,0% 0,3% 2,2% CH0002178348 1126.00<br />
PSP Swiss Property N 3155.75 392,0% 8,0% 3,0% CH0018294154 83.00<br />
Swiss Finance & Property N 118.72 377,0% 7,8% 0,4% CH0032816131 79.55<br />
Swiss Prime Site N 3676.18 491,0% 12,5% 1,5% CH0008038389 73.30<br />
USI Group N 169.15 0,0% 3,8% 0,0% CH0002271010 13.50<br />
Warteck Invest N 216.03 387,0% 8,8% 0,2% CH0002619481 1755.00<br />
Zug Estates 313.47 137,0% 1,5% 2,4% CH0148052126 1200.00<br />
Züblin Immobilien N 99.00 0,0% –0,03% 0,0% CH0021831182 2.00<br />
Alle an der SWX Börse und der Berner Börse gehandelten Immobilienaktien, * Kurs in USD (Quelle: Credit Suisse)<br />
Interesse an<br />
Auslandsinvestitionen nimmt zu<br />
Im Risiko-/Renditevergleich mit anderen<br />
Anlageklassen weisen auch<br />
Schweizer Immobilienanlagen nach<br />
wie vor eine interessante Renditespanne<br />
(Yield Spread) aus; gleichwohl<br />
wächst das Interesse an Immobilieninvestitionen<br />
im Ausland. Dabei stehen<br />
europäische Immobilienanlagen<br />
in der Gunst der von KPMG Befragten,<br />
die sich mit Auslandsinvestitionen beschäftigen,<br />
weit oben. «Die höchste<br />
Attraktivität geniesst hierbei der deutsche<br />
Investmentmarkt», sagt Seger.<br />
«Nebst einer stabilen Wertentwicklung<br />
und geringen Renditeschwankungen<br />
dürften auch die geografische und<br />
die kulturelle Nähe Gründe für den<br />
Zuspruch zur deutschen Immobilienmarktanlage<br />
sein.»<br />
Das fehlende Know-how der Investoren<br />
wird derweil als grösstes Hindernis<br />
bei der Investition in Immobilien im<br />
Ausland identifiziert; an zweiter Stelle<br />
folgen Währungsrisiken. Des Weiteren<br />
wird auch die gute Performance<br />
von Schweizer Immobilienanlagen als<br />
Grund für eine Fokussierung der hiesigen<br />
Investoren auf den Schweizer<br />
Immobilienmarkt hervorgehoben. (bw)<br />
120<br />
100<br />
80<br />
1-Jahr (angeglichen)<br />
08.13<br />
10.13<br />
12.13<br />
02.14<br />
04.14<br />
06.14<br />
08.14<br />
SPI Swiss Perf. Index<br />
SBI Swiss Bond Index<br />
SWX Real Estate Index<br />
Realstone SA<br />
Kluge Strategie<br />
Die Realstone SA konnte in Lausanne<br />
jüngst die «Résidence Azur» mit<br />
186 Studios für Studierende einweihen.<br />
Das Studentenwohnhaus befindet sich<br />
in der Nähe der Universität und der<br />
Eidgenössischen Technischen Hochschule<br />
von Lausanne. Alle Studios sind<br />
bereits vermietet, die erste Mieter zu<br />
Semesterbeginn eingezogen. Die Baukosten<br />
der «Résidence Azur» in Höhe<br />
von 37 Mio. CHF wurden vom Immobilienfonds<br />
für nachhaltiges Bauen Realstone<br />
Development Fund getragen, der<br />
das Projekt in Zusammenarbeit mit der<br />
HRS Real Estate SA entwickelt und verwirklicht<br />
hat. Das Studentenwohnhaus<br />
wird von der Stiftung für Studentenhäuser<br />
Lausanne (FMEL) geführt. (bw)<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
3-Jahre (angeglichen)<br />
08.11<br />
02.12<br />
08.12<br />
02.13<br />
08.13<br />
02.14<br />
08.14<br />
SPI Swiss Perf. Index<br />
SBI Swiss Bond Index<br />
SWX Real Estate Index<br />
Warteck Invest<br />
Mehr Gewinn<br />
Warteck Invest erzielte im ersten Halbjahr<br />
2014 ein EBIT von elf Mio. CHF<br />
(+6,6%). Der Konzerngewinn stieg ebenfalls<br />
um 6,6 Prozent auf 5,6 Mio. CHF.<br />
Die Soll-Mieterträge sind durch Zukäufe<br />
in 2013 und 2014 sowie aufgrund abgeschlossener<br />
Sanierungs- bzw. Neu -<br />
bauprojekte gegenüber der Vergleichsperiode<br />
auf 14,6 Mio. CHF (+6,8%) gestiegen.<br />
Der Leerstand liegt bei 2,1 Prozent;<br />
die Ist-Mieterträge betragen<br />
14,3 Mio. CHF (+6,7%). Das Portfolio<br />
wurde seit 2013 von 545,5 auf 562,2 Mio.<br />
CHF (+16,8%) ausgebaut. Die Steigerung<br />
resultierte aus dem Kauf einer Liegenschaft,<br />
aus Investitionen in Sanierungsbzw.<br />
Neubauprojekte und aus dem positiven<br />
Resultat der Neubewertungen. (ah)
Immobilien-Finanzmärkte – Aktien<br />
96<br />
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
AKTIEN <strong>SCHWEIZ</strong> Kurse nicht-kotierter Immobilien-Nebenwerte.<br />
Unverbindliche Geld- und Briefkurse der Berner Kantonalbank (OTC-Handel).<br />
NOM.-<br />
WERT<br />
BRUTTO-<br />
DIVIDENDE<br />
VALOREN-<br />
NUMMER AKTIE TIEFST 2013 HÖCHST 2013 VOLUMEN GELD CHF BRIEF CHF VOLUMEN<br />
500 3490024 AG für Erstellung billiger Wohnhäuser in Winterthur 48’000.00 52’000.00 45000 1.00 57’000.00 1<br />
50 140241 Agruna AG 3’600.00 4’250.00 3500 2.00 3’650.00 20<br />
1 4986482 Athris Holding AG I 1’240.00 1’620.00 1550 4.00 1’620.00 5<br />
0.2 4986484 Athris Holding AG N 264.50 325.00 307 25.00 324.00 25<br />
50 155753 Bürgerhaus AG, Bern 1’225.00 1’250.00 1225 7.00 1’950.00 59<br />
137 10202256 CasaInvest Rheintal AG, Diepoldsau 259.00 278.00 267 100.00 279.00 100<br />
10 255740 Espace Real Estate Holding AG, Biel 130.20 136.80 133.5 200.00 135.80 150<br />
25 363758 FTB Holding SA, Brissago 630.00 650.00 630 17.00 1’200.00 20<br />
500 191008 Immges Viamala, Thusis 6’205.00 7’500.00 6950 1.00 8’500.00 5<br />
400 257750 Immobiliare Pharmapark SA, Barbengo 1’900.00 2’050.00 1975 5.00 2’250.00 10<br />
200 11502954 Konkordia AG N 3’300.00 3’600.00 3400 5.00 3’800.00 20<br />
50 154260 Löwengarten AG 165 10.00 0.00 0<br />
10 254593 MSA Immobilien, Adliswil 650 20.00 1’050.00 20<br />
500 3264862 Pfenninger & Cie AG, Wädenswil 2255 2.00 4’140.00 1<br />
1 2989760 Real Estate Holding 0 0.00 0.00 0<br />
600 225664 SAE Immobilien AG, Unterägeri 3’300.00 3’700.00 3475 5.00 4’899.00 1<br />
870 228360 Schützen Rheinfelden Immobilien AG, Rheinfelden 2’600.00 2’800.00 2600 3.00 3’000.00 4<br />
800 231303 Sia-Haus AG, Zürich 4’350.00 4’700.00 4500 6.00 4’640.00 3<br />
5 1789702 Sihl Manegg Immobilien AG 5.50 9.00 6.5 5’000.00 8.25 1733<br />
1000 172525 TL Immobilien AG 7’650.00 7’650.00 7650 9.00 0.00 0<br />
100 253801 Tersa AG 11’500.00 11’500.00 11500 2.00 0.00 0<br />
1000 256969 Tuwag Immobilien AG, Wädenswil 16’600.00 17’000.00 14500 1.00 0.00 0<br />
2.5 14805211 Zug Estates N Serie A 111.00 127.00 117 168.00 127.50 32<br />
100 635836 Zürcher Freilager AG, Zürich 5’350.00 5’700.00 5400 10.00 5’600.00 4<br />
Powered by Espace Real Estate AG (Quelle: BEKB)<br />
Kolumne<br />
Totgeglaubte leben länger<br />
Zweifelslos hat die Berner Börse BX<br />
bessere Zeiten erlebt, insbesondere<br />
solche mit deutlich breiterem Kurstableau<br />
und ernst zu nehmenden<br />
Umsätzen. Entgegen allen Unken -<br />
rufen hat sich der Berner Börsenverein<br />
im April jedoch neu strukturiert,<br />
um dem Sterben auf Raten Einhalt<br />
zu gebieten. An neuen Ideen und<br />
Projekten mangelt es der Führungscrew<br />
um Luca Schenk jedenfalls<br />
nicht.<br />
Unzureichende Handelbarkeit wird<br />
oft von Unternehmen als Grund für<br />
die Dekotierung ins Feld geführt. Gesellschaften<br />
mit einer Handvoll Aktionären<br />
und tiefer Marktkapitalisierung<br />
werden auch an einem alternativen<br />
Handelsplatz nicht an Attraktivität<br />
zulegen können. Hierzu braucht es<br />
eine gewisse Bekanntheit, ein breites<br />
Aktionariat und nicht zuletzt einen<br />
Market-Maker, der temporäre<br />
Ungleichgewichte zwischen Angebot<br />
und Nachfrage durch das Stellen von<br />
Geld- und Brief kur sen sichert. Liquidität<br />
ist somit nicht direkt von der<br />
Börse abhängig.<br />
Den Berner Handelsplatz kann man<br />
als provinziell bezeichnen, doch das<br />
Fehlen von Dark-Pools sowie Hochfrequenzhändlern<br />
ist ein deutlicher<br />
Vorteil für Investoren. Höhere Transaktionspreise<br />
zulasten der Rendite<br />
dürften nicht zuletzt auch für langfristig<br />
ausgerichtete institutionelle<br />
Investoren von Bedeutung sein.<br />
Mittlerweile sind vor allem Immobiliengesellschaften<br />
in Bern für den<br />
Umsatz verantwortlich. Schwer nachzuvollziehen<br />
ist, wieso diese Valoren<br />
mit oft deutlich höherer Liquidität als<br />
vergleichbare Kotierungen in Zürich<br />
in keinem Benchmark berücksichtigt<br />
werden.<br />
Diese Tatsache bietet jedoch auch<br />
attraktive Einstiegsmöglichkeiten.<br />
So handelt das Immobilientableau in<br />
Bern im Vergleich zu Zürich auf deutlich<br />
tieferen Bewertungsniveaus.<br />
Die Autoren<br />
Martin Isler<br />
Bank J. Safra<br />
Sarasin AG,<br />
Real Estate Hub<br />
Switzerland<br />
Marc Seiler<br />
Bank J. Safra<br />
Sarasin AG,<br />
Real Estate Hub<br />
Switzerland
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
Immobilien-Finanzmärkte – Aktien<br />
97<br />
AKTIEN GLOBAL Die grössten und liquidsten Immobilienaktien<br />
der wichtigsten Börsen. Die Erhebungsgrundlage bildet der FTSE Epra/Nareit<br />
Global Real Estate Index mit seinen 291 Immobilienaktien.<br />
AKTIE<br />
LAND<br />
BÖRSENWERT<br />
IN MIO. EUR<br />
DIVIDENDEN<br />
BRUTTORENDITE<br />
IVG Immobilien AG<br />
Neuer Vorstand<br />
Die IVG steht ein Jahr nach der Pleite<br />
vor dem Neustart. Das Amtsgericht<br />
Bonn hat im September das Insolvenzverfahren<br />
beendet; nach einer<br />
umfassenden finanziellen und operativen<br />
Restrukturierung gilt das<br />
Immobilienunternehmen wieder als<br />
kapitalmarktfähig. Nach der Insolvenz<br />
gehört die IVG AG nun ihren vorherigen<br />
Gläubigern, zumeist Hedgefonds;<br />
im Gegenzug wurde die IVG um<br />
2,2 Milliarden Euro entschuldet. Die<br />
Aktionäre mussten ihr Geld bei der<br />
Sanierung abschreiben. Der neugebildete<br />
Aufsichtsrat hat den Vorstand<br />
neu besetzt. Seit dem 21. September<br />
2014 amtet Ralf Jung (53) als neuer<br />
CEO der IVG Immobilien AG; zeitgleich<br />
übernahm Rolf Glessing (52)<br />
das Amt des Finanzvorstands der Gesellschaft.<br />
Jung, studierter Betriebswirt,<br />
arbeitete zuletzt als Partner einer<br />
Unternehmensberatung und war<br />
zuvor als CEO der Allianz Alternative<br />
Corum AG<br />
Investment in Frankfurt<br />
Der französische Assetmanager Corum<br />
AM hat den zweiten Bauabschnitt<br />
des Bürokomplexes «Der Dornhof» in<br />
der Siemensstrasse 10 in Frankfurt<br />
am Main vom Projektentwickler Red<br />
Square erworben. Das Gebäude mit<br />
PERFORM.<br />
1 JAHR<br />
PERFORM.<br />
1 MONAT ISIN<br />
KURS IN<br />
HEIMWÄHRUNG<br />
Simon Property Group* US 40'101 3.06 28,1% 1,9% US8288061091 170.0<br />
Mitsui Fudosan JP 22'749 0.50 –5,8% –5,7% JP3899600005 2401.5<br />
Mitsubishi Estate JP 22'205 0.66 7,5% –3,8% JP3893200000 3315.0<br />
Unibail-Rodamco NL 19'874 4.35 25,7% 2,2% FR0000124711 204.4<br />
Public Storage* US 19'011 3.20 18,7% 2,1% US74460D1090 175.2<br />
Equity Resident. Prop. US 17'984 3.01 32,8% 2,8% US29476L1070 66.5<br />
Sun Hung Kai Props HK 17'752 2.85 20,9% –0,3% HK0016000132 117.6<br />
Health Care REIT* US 15'760 4.81 16,8% 2,3% US4219461047 25.0<br />
Prologis US 15'485 3.22 19,9% 0,3% US74340W1036 40.9<br />
Avalonbay Communities* US 15'135 3.01 28,7% 4,1% US0534841012 154.1<br />
* REIT (Quelle: Credit Suisse)<br />
Assets Holding tätig, in der die Geschäftsbereiche<br />
Immobilien, Private<br />
Equity, Infrastructure Investments,<br />
Renewable Energies und Fondsbeteiligungen<br />
des Allianz-Konzerns<br />
gebündelt waren. Bis 2006 war Jung<br />
Mitglied des Vorstands der Dresdner<br />
Bank und dort zuständig für das Firmenkundengeschäft.<br />
Glessing, ausgebildeter<br />
Wirtschaftsprüfer, arbeitete<br />
in verschiedenen Unternehmen<br />
als CFO und CEO. Unter anderem war<br />
er als Geschäftsführer im Rahmen<br />
der Restrukturierung der Merckle-<br />
Gruppe und als CFO der Wohnungsholding<br />
Gagfah S.A. tätig. Zuletzt<br />
arbeitete er als selbstständiger Unternehmensberater.<br />
Die bisherigen<br />
Vorstandsmitglieder Hans-Joachim<br />
Ziems, Restrukturierung, und Elmar<br />
Geissinger, Finanzen, sind planmässig<br />
zum 20. September 2014 aus dem<br />
Vorstand der IVG Immobilien AG ausgeschieden.<br />
(bw)<br />
8.400 qm Bruttogrundfläche ist vollständig<br />
vermietet; Hauptmieter ist die<br />
PSA Peugeot Banque. Die Transak tion<br />
wurde durch Savills vermittelt; auf<br />
Verkäuferseite war die Anwaltskanzlei<br />
Hauck Schuchardt beratend tätig. (bw)<br />
DIC Asset AG<br />
Rekordplatzierung<br />
Die im deutschen SDAX notierte Immobiliengesellschaft<br />
DIC Asset AG,<br />
Frankfurt am Main, hat die Platzierung<br />
für ihre dritte Unternehmensanleihe<br />
aufgrund der starken Nachfrage insbesondere<br />
von institutionellen Investoren<br />
bereits fünf Stunden nach Ankündigung<br />
vorzeitig beendet.<br />
Das Volumen der Unternehmensanleihe<br />
wird auf Basis der Zeichnungen<br />
125 Millionen Euro betragen; angestrebt<br />
waren mindestens 100 Millionen<br />
Euro. Der Kupon wurde am unteren<br />
Ende der Vermarktungsspanne<br />
bei 4,625 Prozent festgelegt und die<br />
Laufzeit beträgt fünf Jahre. «Die starke<br />
Nachfrage nach unserer dritten<br />
Anleihe sehen wir als grossen und<br />
nachhaltigen Vertrauensbeweis der<br />
professionellen Anleger in unser Geschäftsmodell»,<br />
kommentierte Ulrich<br />
Höller, CEO der DIC Asset AG, die in<br />
Rekordzeit erfolgte Platzierung. Die<br />
DIC Asset AG mit derzeit rund 3,4 Milliarden<br />
Euro Assets under Management<br />
fokussiert auf Gewerbeimmobilien in<br />
Deutschland. Das Immobilienportfolio<br />
umfasst das «Commercial Portfolio»<br />
(2,2 Mrd. Euro; Bestandsimmobilien<br />
mit langfristigen Mietverträgen und<br />
attraktiven Mietrenditen) sowie das<br />
Segment «Co-Investments» (anteilig<br />
0,2 Mrd. Euro; Fondsbeteiligungen,<br />
Joint-Venture-Investments, Beteiligun<br />
gen bei Projektentwicklungen).<br />
Mit dem Nettoemissionserlös aus der<br />
jüngsten Unternehmensanleihe will die<br />
DIC Asset AG bestehende Verbindlichkeiten<br />
ablösen. Insbesondere soll die<br />
erste Unternehmensanleihe vorzeitig<br />
zurückgezahlt werden, voraussichtlich<br />
am 16. Oktober 2014. Am 8. September<br />
2014 wurde die Anleihe in den<br />
Freiverkehr an der Frankfurter Wertpapierbörse<br />
eingeführt und gleichzeitig<br />
in den Prime Standard für Unternehmensanleihen<br />
der Deutsche Börse<br />
AG aufgenommen. Begleitet wurde die<br />
Transaktion von der Bankhaus Lampe<br />
KG und Citigroup Global Markets Limited<br />
als Joint Lead Manager. (bw)
Immobilien-Finanzmärkte – Final Performer<br />
98<br />
IMMOBILIEN BUSINESS_10/2014<br />
«Kapitaldisziplin ist<br />
ein Erfolgsfaktor»<br />
Immobilien-AGs – Die TAG Immobilien AG ist in den<br />
vergangenen Jahren zu einer der grössten deutschen<br />
Immobilien-AGs aufgestiegen. Jetzt kauft die<br />
Gesellschaft Aktien zurück, im grossen Stil.<br />
Von Birgitt Wüst<br />
Bild: PD<br />
Die TAG Immobilien AG, mit gut 70.000<br />
Wohnungen im Bestand eine der<br />
grössten deutschen Immobilien-AGs,<br />
sorgte zuletzt wiederholt für Schlagzeilen.<br />
Mit der Meldung, dass der<br />
CEO vorzeitig zurücktritt, mit dem<br />
Beschluss, Aktien im grossen Stil<br />
zurückzukaufen, und zuletzt mit dem<br />
Kauf eines Wohnimmobilienportfolios<br />
in Sachsen. Zu einem Kaufpreis<br />
von 37,8 Mio. Euro gingen insgesamt<br />
1.503 Wohneinheiten mit insgesamt<br />
rund 85.000 Quadratmeter Mietfläche<br />
in den Universitätsstädten Freiberg,<br />
Chemnitz und Dresden (aktuelle Jahresmiete:<br />
3,7 Mio. €) in den TAG-Bestand<br />
über. Das Portfolio weist einen<br />
Leerstand von knapp 13 Prozent auf;<br />
die Gebäude aus den 1970er-/80er-<br />
Jahren sind nur teilsaniert. Die TAG<br />
plant Modernisierungen, um das Wert -<br />
potenzial zu heben. Schon Ende August<br />
hatte das Unternehmen für 11,3 Mio.<br />
Euro ein Portfolio in Dessau (Sachsen-Anhalt)<br />
mit 270 sanierten und<br />
vollvermieteten Einheiten (Gesamtfläche:<br />
17.000 qm) erworben. Beide Akquisitionen<br />
zeigen aus Sicht von TAG-<br />
Finanzvorstand Martin Thiel, dass es<br />
weiterhin «Wachstumspotenziale gibt,<br />
um den operativen Cashflow sowie den<br />
FFO der TAG weiter zu steigern».<br />
CEO geht von Bord<br />
Unterdessen hat Rolf Elgeti, seit 2009<br />
Vorstandsvorsitzender der TAG, angekündigt,<br />
seinen Posten vorzeitig zum<br />
31. Oktober aufzugeben. Seine Aufgaben<br />
werden seine drei Vorstandskollegen<br />
Claudia Hoyer, Martin Thiel<br />
und Harboe Vaagt übernehmen; einen<br />
Vorstandssprecher wird es nicht geben.<br />
Doch anscheinend will sich Elgeti,<br />
unter dessen Führung die TAG stark<br />
expandierte, nicht völlig vom Unternehmen<br />
verabschieden: Er bemüht<br />
sich um den Aufsichtsratsvorsitz der<br />
TAG. «Ich habe in den letzten Jahren<br />
viel Zeit und Herzblut in die Entwicklung<br />
der TAG gesteckt und würde mich<br />
sehr freuen, das Unternehmen auch<br />
in der Zukunft weiter aktiv begleiten<br />
und gestalten zu dürfen.» Ungeachtet<br />
des nahenden Endes seiner Amtszeit<br />
als CEO hat der Manager jüngst noch<br />
wichtige Entscheidungen für die Zukunft<br />
des Unternehmens getroffen<br />
– darunter ein umfangreiches Aktienrückkaufprogramm.<br />
«Kapitaldisziplin<br />
ist ein wichtiger Erfolgsfaktor im Immobiliengeschäft»,<br />
begründet Elgeti<br />
die Massnahme. Trotz einer präsentablen<br />
Akquisitionspipeline werde es<br />
für die TAG zunehmend schwieriger,<br />
das aus Verkäufen frei werdende Kapital<br />
in Ankäufe zu reallokieren, deren<br />
Preise gerechtfertigt erscheinen.<br />
«Unsere Kapitalbasis ist im Moment<br />
schlichtweg zu stark», so Elgeti. «Bei<br />
einer Dividendenrendite, die deutlich<br />
über unseren marginalen Zinskosten<br />
liegt, drängt sich ein Aktienrückkauf<br />
förmlich auf.» Attraktiver Nebeneffekt<br />
der Kapitalreduzierung: Die Dividende<br />
könne in den kommenden Jahren stärker<br />
als bisher geplant erhöht werden.<br />
Das Rückkaufangebot für bis zu zehn<br />
Prozent des Aktienkapitals läuft seit<br />
dem 15. September, die Preisspanne:<br />
8,35 bis 9,35 Euro.<br />
Der endgültige Angebotspreis wird auf<br />
Grundlage der Gesamtzahl der angedienten<br />
Aktien und der Angebotsprei-<br />
Rolf Elgeti, Jahrgang 1976, ist seit 2009<br />
Vorstandsvorsitzender der TAG Immobilien<br />
AG. Zuvor war er viele Jahre<br />
als Analyst und Aktienstratege in Grossbritannien<br />
tätig, unter anderem für<br />
ABN Amro und Commerzbank Securities.<br />
In Berlin verwaltete er bislang als<br />
selbstständiger Kaufmann Immobilienfonds.<br />
Seit Oktober 2008 ist er Mitglied<br />
des Aufsichtsrats der TAG. Mitte<br />
Februar 2011 wurde er in den Vorstand<br />
der Colonia Real Estate AG berufen, an<br />
der die TAG Immobilien AG mehrheitlich<br />
als Aktionärin beteiligt ist.<br />
se der Aktionäre ermittelt und dem<br />
niedrigsten Preis entsprechen, zu dem<br />
die TAG die 13.129.831 Aktien erwerben<br />
kann. Die Annahmefrist endet am<br />
14. Oktober 2014.<br />
Analysten reagierten unterschiedlich<br />
auf die jüngsten Ereignisse. Die<br />
Commerzbank etwa hat TAG Immobilien<br />
von «Buy» auf «Hold» abgestuft<br />
und das Kursziel von 10,30 auf 9,00<br />
Euro gesenkt. Mit dem Rücktritt des<br />
CEO sei eines der grössten Risiken<br />
eingetreten, schrieb Analyst Thomas<br />
Rothäusler. Elgeti sei mit seiner fundierten<br />
Branchenkenntnis und seiner<br />
Finanzexpertise seit 2009 für die Gesellschaft<br />
von zentraler Bedeutung<br />
gewesen. Auch die Privatbank Berenberg<br />
hat das Kursziel für TAG Immobilien<br />
wegen kurzfristiger Risiken<br />
gesenkt – von 10,50 auf 10,00 Euro.<br />
Das Rückkaufprogramm sei nicht voll<br />
überzeugend, schrieb Analyst Kai Klose.<br />
Die Einstufung beliess er dennoch<br />
auf «Buy».
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