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Sarah Lehmann 2013 - Universitätsklinikum Carl Gustav Carus

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1 Einleitung<br />

„Das Parfum. Die Geschichte eines Mörders“ ist ein 1985 von Patrick Süskind verfasstes<br />

Stück Weltliteratur.<br />

In seinem Werk erzählt der Autor die Geschichte des Jean-Baptiste Grenouille, der mit<br />

einem stark ausgeprägten Geruchssinn auf die Welt kommt und Millionen für normale<br />

Menschen nicht wahrnehmbare Gerüche erkennen kann. Doch Grenouilles Leben hat auch<br />

eine Schattenseite. Er selbst hat keinen eigenen Geruch. Schon in seinen frühesten<br />

Kindertagen erfährt er dadurch soziale Ausgrenzung und diese zieht sich wie ein roter Faden<br />

durch sein gesamtes Leben. Seine Mitmenschen halten sich von Grenouille fern, denn<br />

aufgrund seines fehlenden Geruchs ist er für sie schlicht unsichtbar.<br />

Isoliert vom gesellschaftlichen Leben beschließt Grenouille, ein Parfum für sich zu kreieren,<br />

das ihm den Duft eines normalen Menschen verleiht. Dieses Vorhaben gelingt ihm und<br />

schon erfährt er Akzeptanz von seinen Mitmenschen.<br />

Gierig nach mehr als nur Beachtung und getrieben von dem Wunsch, den süßesten Duft,<br />

den er je gerochen hat, den einer rothaarigen Jungfrau, zu konservieren, wird Grenouille im<br />

Verlauf der Handlung zum Mörder. Sein neues, aus dem Duft der getöteten Mädchen<br />

geschaffenes Parfum bringt ihm Macht und Anerkennung, doch bald schon erkennt<br />

Grenouille, dass sein neuer Geruch ihm nur einen Deckmantel verleihen kann, unter dem er<br />

weiterhin die persönlichkeitslose Kreatur bleibt: „Und mochte er auch vor der Welt durch sein<br />

Parfum erscheinen als ein Gott – wenn er sich selbst nicht riechen konnte und deshalb<br />

niemals wüßte, wer er sei, so pfiff er drauf, auf die Welt, auf sich selbst, auf sein Parfum.“<br />

(Süskind 1994). Enttäuscht von der Erkenntnis, ohne Eigengeruch keine persönliche Note zu<br />

haben, setzt Grenouille seinem Leben ein Ende. (Süskind 1994)<br />

Patrick Süskind gewährt mit seinem Roman einen Einblick in die emotionale Bedeutung von<br />

Gerüchen und Düften und macht auch den Stellenwert des eigenen Geruchs und des<br />

Geruchssinns an sich deutlich. Er beschreibt soziale Isolation und Ausgrenzung eines<br />

Menschen ohne Körpergeruch und zeigt damit, von welcher Wichtigkeit Gerüche für unser<br />

alltägliches Leben sind.<br />

Schon kurz nach der Geburt spielt der körpereigene Geruch eine große Rolle für die Bindung<br />

zwischen Mutter und Kind. So konnten Mütter innerhalb weniger Tage nach der Geburt ihre<br />

Kinder allein anhand des Geruchs von einem fremden Neugeborenen unterscheiden. (Porter<br />

et al. 1983)<br />

Der von Süskinds Figur Grenouille so begehrte Eigengeruch ist bei jedem Menschen<br />

genetisch determiniert. Gekoppelt an die Gene der Haupthistokompatibilitätskomplexe MHC,<br />

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