22.10.2014 Aufrufe

als PDF - Universitätsklinikum Leipzig

als PDF - Universitätsklinikum Leipzig

als PDF - Universitätsklinikum Leipzig

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

FRESH – DIE JUNGE SEITE 15<br />

Ausgabe 13 / 22. Juni 2012<br />

Gesundheit und mehr...<br />

MAGERSUCHT<br />

Jungs in der Hungerfalle<br />

Sie zählen die Kalorien, die Kiloanzeige<br />

auf der Waage ist<br />

das Maß aller Dinge. Immer<br />

mehr Jungen steigern sich für eine<br />

„Traumfigur“ in die Magersucht.<br />

Mangelndes Selbstwertgefühl ist<br />

eine Ursache der gefährlichen psychischen<br />

Krankheit.<br />

Nur 29 Kilo brachte Henrik (Name<br />

geändert) auf die Waage, <strong>als</strong> er in<br />

die Klinik eingeliefert wurde. Bis<br />

auf Haut und Knochen hatte sich<br />

der 13-Jährige gehungert, der<br />

sich selbst wie im Zerrspiegel betrachtete:<br />

Obwohl er immer weniger<br />

aß und die Kleider am ausgezehrten<br />

Körper schlotterten, fühlte<br />

er sich noch immer viel zu dick.<br />

Henrik ist magersüchtig.<br />

Ein halbes Jahr später haben ihn<br />

die Therapeuten des Pfalzklinikums<br />

für Psychiatrie und Neurologie<br />

im pfälzischen Klingenmünster<br />

auf 34 Kilogramm Gewicht „aufgepäppelt“.<br />

Kein Grund zur Entwarnung:<br />

Noch immer lebe der Schüler<br />

aus Frankfurt am Main mit der<br />

Angst, viel zu viel Gewicht auf die<br />

Waage zu bringen, sagt Jugendpsychotherapeutin<br />

Beate Reinders.<br />

Nicht nur Mädchen und junge<br />

Frauen steigern sich in die Magersucht<br />

– eine gefährliche psychische<br />

Erkrankung, die lebensbedrohlich<br />

werden kann. Auch<br />

bei immer mehr Jungen werde<br />

Magersucht diagnostiziert, sagt<br />

Reinders. Ein Grund sei, dass<br />

Eltern verstärkt Hilfe für ihre<br />

betroffenen Söhne suchten. Wie<br />

viele Jungen und junge Männer<br />

an Magersucht leiden, ist unklar,<br />

die Dunkelziffer ist hoch.<br />

Gemeinsam mit ihrer Kollegin,<br />

der Jugendpsychotherapeutin<br />

Mirja Frey, ist Reinders in der psychiatrischen<br />

Jugendklinik für die<br />

Therapie von Essstörungen<br />

zuständig.<br />

Psycho- und<br />

Körpertherapie<br />

sollen den erkrankten<br />

Jugendlichen<br />

helfen, ein<br />

positives Gefühl<br />

für ihren Körper<br />

zu entwickeln.<br />

„Essstörungen<br />

beginnen im Kopf,<br />

und das beherrschende<br />

Thema<br />

ist Kontrolle.<br />

Wichtig ist die Bereitschaft, etwas<br />

ändern zu wollen“, sagt Reinders.<br />

Besonders bedeutend sei bei der<br />

Behandlung von Magersucht oder<br />

Ess-Brechsucht (Bulimie) die Mitarbeit<br />

der Eltern und Familien.<br />

Regelmäßig laden die Therapeutinnen<br />

zu Treffen ein, bei denen<br />

sich Angehörige essgestörter Jugendlicher<br />

mit anderen Familien<br />

austauschen und gemeinsam<br />

Strategien für den Alltag entwickeln<br />

können.<br />

Experten gehen davon aus, dass<br />

ein Ursachenbündel die Magersucht<br />

(Anorexie) auslöst. Eine Heilung<br />

ist schwierig: Bei einem Drittel<br />

der Patienten nimmt die Krankheit<br />

einen lebenslangen chronischen<br />

Verlauf. Von diesen sterben einige<br />

– das Immunsystem der ausgezehrten<br />

Körper versagt, Lungenentzündungen<br />

oder andere Begleiterkrankungen<br />

enden tödlich,<br />

berichtet der Psychotherapeut Andreas<br />

Schnebel, Vorsitzender des<br />

Bundesfachverbands Essstörungen<br />

mit Sitz in München. Ein weiteres<br />

Drittel stabilisiert sich auf nicht<br />

ganz gesundem Niveau, ein Drittel<br />

wird völlig geheilt.<br />

Am Anfang einer Magersucht oder<br />

Bulimie steht oft eine Diät. Schnell<br />

purzeln die lästigen Pfunde. Lob<br />

und Anerkennung motivieren zu<br />

weiteren gefährlichen Hungerkünsten.<br />

Doch für viele wird das<br />

Kalorienzählen, die penible Gewichtskontrolle,<br />

zur fixen Idee,<br />

zur Sucht. „Sie leiden an einer gestörten<br />

Körperwahrnehmung“,<br />

erklärt Jugendpsychotherapeutin<br />

Reinders. Obwohl sie immer<br />

schmaler würden, sähen sich Magersüchtige<br />

<strong>als</strong> schwergewichtig.<br />

Während pubertierende Mädchen<br />

den „Topmodels“ nacheiferten, so<br />

gäben Muskelprotze<br />

und<br />

Sportskanonen<br />

wie der Fußballer<br />

David Beckham<br />

für Jungs<br />

oft das Körperideal<br />

vor, sagt<br />

Psychologe<br />

Schnebel. Um<br />

dem Wunschbild<br />

zu entsprechen,<br />

unterdrücken sie<br />

ihren Appetit,<br />

treiben exzessiv<br />

Sport. Ihr Denken dreht sich nur<br />

noch um Essen, Kalorien und Gewicht.<br />

„Beim Gang durch den Supermarkt<br />

kann er genau sagen, wie<br />

viel Kalorien die einzelnen Lebensmittel<br />

haben“, erzählt Henriks<br />

Mutter. Sie ist verzweifelt, hat vieles<br />

versucht, um dem Teenager das<br />

Essen wieder schmackhaft zu machen.<br />

Doch guter Rat, Drohungen<br />

oder Lockmittel wie eine neue<br />

Playstation bringen nichts, weiß<br />

sie. Henrik blockte ab, trank heimlich<br />

große Mengen Wasser, um den<br />

Magen zu füllen. „Magersüchtige<br />

stemmen sich oft gegen die angebotene<br />

Hilfe“, weiß seine Mutter.<br />

Hinter dem gesundheitsgefährdenden<br />

Perfektionismus der Erkrankten<br />

verberge sich ein mangelndes<br />

Selbstwertgefühl, sagt<br />

Psychotherapeutin Reinders. Wegen<br />

seiner „dicken Beine“ wurde<br />

Henrik von seinen Mitschülern<br />

gehänselt, obwohl er nie fettleibig,<br />

sondern eher sportlich war,<br />

wie seine Mutter berichtet. Auch<br />

die Lehrer hätten ihren Jungen<br />

kaum unterstützt, sucht sie nach<br />

einer Erklärung, warum Henrik<br />

vor drei Jahren erkrankte.<br />

Noch immer sei das Thema Magersucht<br />

bei Jungen ein gesellschaftliches<br />

Tabu, sagt Schnebel.<br />

Die Krankheit werde <strong>als</strong> typische<br />

Mädchenkrankheit abgetan. Die<br />

Krankenkassen zeigten sich bei<br />

der Übernahme der Therapiekosten<br />

zwar fast immer kooperativ.<br />

Problematisch sei hingegen die<br />

bundesweit schlechte und nicht<br />

vernetzte Versorgung von Magersüchtigen.<br />

Schon im Kindergartenalter<br />

müsse den Mädchen und<br />

Jungen vermittelt werden, dass ihr<br />

Körper mit oder ohne Speckröllchen<br />

okay sei, fordert der Psychotherapeut.<br />

Damit der Schlankheitswahn<br />

sich nicht im Gehirn<br />

einnisten kann. Alexander Lang<br />

MUSIC / VIDEO / GAMES / BOOKS<br />

AM RANDE<br />

Linkin Park<br />

Living Things ist ein persönliches<br />

Album, das sich, wie<br />

der Titel bereits andeutet, um<br />

menschliche Emotionen und<br />

Beziehungen dreht. Es ist geprägt<br />

von allen vorherigen<br />

Linkin-Park-Alben und baut<br />

auf diesen auf, während der<br />

Sound der Band nach wie vor<br />

in neue Dimensionen vordringt.<br />

Es ist geistreich, energetisch,<br />

kühn und scheut sich<br />

nicht, die Vergangenheit, Gegenwart<br />

und Zukunft zu hybridisieren.<br />

Es ist der absolute<br />

Beweis für eine radikale Theorie,<br />

deren Bestätigung sechs<br />

Musiker ihr Leben gewidmet<br />

haben.<br />

Moneyball<br />

Nach der Baseball-Saison<br />

zerfällt die knapp gescheiterte<br />

Mannschaft der Oakland<br />

A‘s. Teammanager Billy Beane<br />

(Brad Pitt) muss ein neues<br />

Team bilden, hat dafür aber<br />

nur begrenzte finanzielle Ressourcen<br />

zur Hand. Zufällig lernt<br />

er den Wirtschaftsanalysten<br />

Peter Brand kennen, der ein,<br />

wie er glaubt, todsicheres System<br />

entwickelt hat, mit Computerstatistiken<br />

eine perfekte<br />

Mannschaft ohne Stars aufzubauen.<br />

Beane vertraut dem<br />

jungen Mann und setzt dessen<br />

System gegen alle Widerstände<br />

durch. Doch Erfolge lassen zunächst<br />

auf sich warten. Bluray.<br />

Lego: Clone Wars<br />

Lego Star Wars III: The Clone<br />

Wars kombiniert die epische<br />

Handlung rund um die weltbekannten<br />

Charaktere und dem<br />

TV-Serienhit Star Wars: The<br />

Clone Wars mit vollkommen<br />

neuen Gameplay-Features.<br />

Fans erleben eine völlig neue<br />

Spielmechanik und können in<br />

einer weit entfernten Galaxis<br />

bauen, steuern und erkunden<br />

wie nie zuvor. Dank der neuen<br />

Grafik-Engine verspricht das<br />

Spiel eine atemberaubende Optik.<br />

Auch warten neue Charaktere<br />

und viele spannende Level<br />

auf die Fans. Und der typische<br />

Lego-Game-Humor kommt<br />

nicht zu kurz. Xbox 360<br />

Kein Weg zurück<br />

Der K2 ist der zweithöchste<br />

Achttausender, ungleich gefährlicher<br />

und anspruchsvoller <strong>als</strong><br />

der Everest. Im August 2008<br />

machten sich 30 Bergsteiger unterschiedlichster<br />

Nationalitäten in<br />

verschiedenen Teams an die Besteigung.<br />

18 Bergsteiger erreichten<br />

den Gipfel. Im Abstieg dann kam<br />

es durch Eisschlag zur Katastrophe,<br />

<strong>als</strong> mehrere Bergsteiger sowie<br />

die Seilversicherungen in die Tiefe<br />

gerissen wurden und die übrigen<br />

Teilnehmer zum ungesicherten<br />

Abstieg gezwungen waren. Am<br />

Ende des viertägigen Kampfes hatte<br />

der K2 elf Menschenleben gefordert.<br />

Packendes Bergsteigerbuch<br />

von Graham Bowley.<br />

Koch-Nachwuchs<br />

dringend gesucht<br />

Schnippeln, braten, planen,<br />

putzen – und das manchmal<br />

bis tief in die Nacht: Der<br />

Beruf des Kochs verspricht<br />

Abwechslung und Karrierechancen,<br />

aber auch harte Arbeit.<br />

Restaurants und Hotels<br />

im Land suchen händeringend<br />

geeigneten Nachwuchs. Das<br />

Interesse an dem Beruf ist<br />

zwar hoch, doch bundesweit<br />

brechen nach Angaben des<br />

Verbands der Köche etwa 40<br />

bis 45 Prozent der Neulinge<br />

bereits im ersten Lehrjahr die<br />

Ausbildung ab. Dennoch bleibt<br />

der Beruf des Kochs bei der<br />

Jugend beliebt. Nach Angaben<br />

der Arbeitsagentur landete<br />

der Ausbildungsberuf im Mai<br />

2011 auf Platz sechs der am<br />

häufigsten besetzten Lehrstellen<br />

im Land. Beliebter waren<br />

bei jungen Menschen unter<br />

anderem Stellen im<br />

Einzelhandel. Interessierte<br />

sollten trotz aller Nachwuchssorgen<br />

nicht vergessen, dass<br />

nicht jeder Bewerber geeignet<br />

ist. Im Vorfeld sei in jedem<br />

Falle ein Praktikum ratsam.<br />

dpa

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!