als PDF - Universitätsklinikum Leipzig
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5<br />
Ausgabe 13 / 22. Juni 2012<br />
Gesundheit und mehr...<br />
KONGRESS<br />
Neurochirurgen diskutierten in <strong>Leipzig</strong> über Hirntumoren<br />
Vier Tage lang diskutierten<br />
in <strong>Leipzig</strong> deutsche<br />
und japanische Neurochirurgen<br />
über den Kampf gegen<br />
Hirntumoren wie Meningeome,<br />
über Nutzen und<br />
Möglichkeiten von Hirnschrittmachern,<br />
über die Behandlung<br />
von Hirnblutungen und von<br />
Einengungen des H<strong>als</strong>wirbelkan<strong>als</strong>.<br />
Die Arten von Geschwülsten im Gehirn<br />
Gliom: Jeder zweite Gehirntumor ist ein<br />
Gliom. Da sich diese Tumoren von den<br />
glialen Stützzellen ableiten, beziehen<br />
sich die verschiedenen Untergruppen<br />
von Gliomen auf die unterschiedlichen<br />
Arten dieser Stützzellen. Zu den Gliomen<br />
zählen auch Tumoren aus Markscheidenbildenden<br />
Stützzellen, die entsprechend<br />
<strong>als</strong> Oligodendrogliome bezeichnet werden,<br />
Mischgliome sowie Tumoren mit<br />
Ursprung aus der Wand der Gehirnkammern<br />
(Ependymome).<br />
Medulloblastom: Zu den häufigsten Tumorerkrankungen<br />
im Kindesalter gehören<br />
Medulloblastome. Dabei handelt es<br />
sich um eine Geschwulst<br />
des Kleinhirns, die aus<br />
unreifen Zellen des kindlichen<br />
Gehirns entsteht.<br />
Trotz seines bösartigen<br />
Charakters kann das Medulloblastom<br />
heute mit<br />
gutem Erfolg behandelt<br />
und bei etwa 50 Prozent<br />
der betroffenen Kinder<br />
geheilt werden.<br />
Meningeom: Nicht aus<br />
der Hirnsubstanz selbst,<br />
sondern aus Zellen der<br />
Gehirnhäute entwickelt<br />
sich das Meningeom. Es<br />
betrifft überwiegend erwachsene<br />
Menschen.<br />
Aufgrund ihres langsamen<br />
Wachstums können<br />
sich Meningeome über<br />
längere Zeiträume entwickeln<br />
und werden<br />
manchmal nur zufällig<br />
entdeckt. Krankheitserscheinungen<br />
treten vor<br />
allem dadurch auf, dass<br />
die wachsende Geschwulst<br />
angrenzende<br />
Gehirnstrukturen verdrängt<br />
und in ihrer<br />
Funktion beeinträchtigt.<br />
In 85 Prozent der Fälle<br />
werden Meningeome <strong>als</strong><br />
gutartige Tumoren in den<br />
WHO Grad I eingestuft<br />
und sind durch operative<br />
Entfernung zu heilen. Zehn Prozent dieser<br />
Gehirntumoren sind jedoch so genannte<br />
atypische Meningeome. Sie<br />
zeichnen sich durch ein verstärktes<br />
Wachstumsverhalten und erhöhte Neigung<br />
zum erneuten Auftreten nach Behandlung<br />
aus. Auch diese Meningeome<br />
haben eine günstige Prognose. Bösartige<br />
„Rund 1300 Teilnehmer konnte<br />
ich zu unserer 63. Jahrestagung<br />
begrüßen, der ein Treffen<br />
mit unseren japanischen Kollegen<br />
vorangestellt war“, so Prof.<br />
Dr. Jürgen Meixensberger,<br />
scheidender Vorsitzender der<br />
Deutschen Gesellschaft für<br />
Neurochirurgie und Direktor<br />
der Klinik und Poliklinik für<br />
Neurochirurgie am <strong>Universitätsklinikum</strong><br />
<strong>Leipzig</strong>. Das hochrangige<br />
wissenschaftliche Programm<br />
wird dadurch illustriert,<br />
Meningeome werden nur bei zirka fünf<br />
Prozent der Patienten beobachtet. Sie<br />
können den behandelnden Arzt vor erhebliche<br />
Probleme stellen und erfordern<br />
in der Regel eine zusätzliche Bestrahlung.<br />
Neurinom: Neurinome entstehen aus<br />
Markscheiden-bildenden Schwann-Zellen<br />
der Gehirn- und Rückenmarknerven.<br />
Sie werden meist im Bereich der hinteren<br />
Schädelgrube beobachtet, wo sie<br />
Strukturen des Hirnstamms und des<br />
Kleinhirns in Mitleidenschaft ziehen<br />
können. Am häufigsten ist der achte Gehirnnerv<br />
betroffen, welcher den Gehörund<br />
Gleichgewichtssinn<br />
vermittelt (Akustikus-<br />
Neurinom). Auch die<br />
Neurinome sind gutartige<br />
Tumoren; bei<br />
rechtzeitiger Behandlung<br />
ist eine dauerhafte<br />
Heilung möglich.<br />
Hirntumor auf MRT-Bildern:<br />
Oben in der axialen Ansicht, <strong>als</strong>o<br />
„von oben auf den Kopf geblickt“.<br />
Unten die coronale Ansicht, hier<br />
<strong>als</strong>o „von vorn ins Gesicht geblickt“.<br />
Rot umrandet sind die<br />
Grenzen des Tumors, grün zu<br />
sehen die Position des Zeigegerätes,<br />
mit der die Position des<br />
Tumors bestimmt werden kann.<br />
Lymphom: Obwohl das<br />
Gehirn kein lymphatisches<br />
Organ ist, können<br />
hier Tumoren aus<br />
Lymphzellen entstehen,<br />
<strong>als</strong>o aus Zellen, die im<br />
Dienst der körpereigenen<br />
Abwehr stehen<br />
und in Lymphknoten,<br />
Milz und Blut vorkommen.<br />
Die Ursache für<br />
das Auftreten dieser<br />
Tumorform im Nervensystem<br />
ist noch weitgehend<br />
unbekannt. Eine<br />
ausgedehnte Operation<br />
ist bei Lymphomen des<br />
Gehirns nicht angezeigt.<br />
In der Regel wird<br />
zur Sicherung der Diagnose<br />
eine stereotaktische<br />
Feinnadelbiopsie<br />
durchgeführt.<br />
Hypophysenadenom:<br />
Diese Geschwülste zählen<br />
nicht zu den Gehirntumoren<br />
im engeren<br />
Sinn. Sie entstehen<br />
im Bereich der Hirnanhangdrüse<br />
und wachsen manchmal gegen<br />
den Sehnerv sowie Anteile der Stirnhirnunterfläche<br />
(Gehirnbasis) vor.<br />
Manche dieser Tumoren zeichnen sich<br />
durch die Bildung von Hormonen aus.<br />
Diese können zum Beispiel Menstruationsstörungen,<br />
Wachstumsstörungen<br />
oder andere Zeichen einer Hormonfunk-<br />
dass immerhin mehr <strong>als</strong> 450<br />
Beiträge präsentiert wurden.<br />
„Für die Weiterentwicklung unseres<br />
Faches ist es unabdingbar,<br />
nicht nur interdisziplinär,<br />
sondern auch international zusammenzuarbeiten“,<br />
betont<br />
der <strong>Leipzig</strong>er Neurochirurg.<br />
„Diesen Wissenstransfer haben<br />
wir nochmal weiterentwickelt<br />
mit dem Online-Konzept für<br />
unseren Kongress. Eine Auswahl<br />
der Beiträge ist im Internet<br />
nachzulesen, so dass auch<br />
die Kollegen, die es nicht einrichten<br />
konnten, nach <strong>Leipzig</strong><br />
zu kommen, Zugang zu den<br />
neuesten wissenschaftlichen<br />
Erkenntnissen haben.“<br />
Neben dem wissenschaftlichen<br />
Grundanliegen kam auch der<br />
kulturelle Aspekt nicht zu kurz.<br />
„Viele Kollegen sind ausgesprochene<br />
Klassikfreunde. Da kam<br />
tionsstörung hervorrufen. In der überwiegenden<br />
Mehrzahl sind die Hypophysenadenome<br />
gutartige Tumoren (WHO<br />
Grad I) mit günstiger Prognose. In der<br />
Regel werden diese Tumoren operiert.<br />
Bei manchen Patienten ist auch eine alleinige<br />
medikamentöse Behandlung<br />
möglich und erfolgreich.<br />
Metastase: Tochtergeschwülste im Gehirn<br />
(Gehirnmetastasen) sind Absiedlungen<br />
von Tumoren anderer Organe in das<br />
Gehirn. Sie machen im höheren Lebensalter<br />
30 bis 40 Prozent aller Gehirntumoren<br />
aus. Ein Verdacht auf Gehirnmetastasen<br />
kommt insbesondere dann auf,<br />
wenn mehrere Tumorherde in verschiedenen<br />
Gehirnanteilen nachweisbar sind<br />
das <strong>Leipzig</strong>er Bachfest genau<br />
richtig“, so Prof. Meixensberger.<br />
Nicht nur an den Kongressabenden<br />
wurde es für die Neurochirurgen<br />
musikalisch; auch<br />
auf dem Kongress selbst wurde<br />
Kultur groß geschrieben. Denn<br />
viele der nach <strong>Leipzig</strong> gekommenen<br />
japanischen Neurochirurgen<br />
bilden ein Orchester mit<br />
dem Namen „Musica Neurchirurgiana“,<br />
das mehrm<strong>als</strong> beim<br />
Kongress auftrat.<br />
un<br />
Die verschiedenen Geschwülste wachsen in unterschiedlichen Bereichen des Hirns.<br />
Schon an der Lage ist <strong>als</strong>o oft zu bestimmen, um welchen Tumor es sich handelt.<br />
Die Lage des Tumors wiederum wirkt sich auf die Symptome aus. Grafiken: ukl<br />
oder wenn bei einem Patienten bereits<br />
eine Krebserkrankung in einem anderen<br />
Organ festgestellt worden ist. Gelegentlich<br />
kann eine solche Tochtergeschwulst<br />
auch erstes Zeichen eines noch nicht bekannten<br />
Krebsleidens sein.<br />
Die Behandlung erfolgt durch Operation,<br />
Bestrahlung, bei bestimmten Tumortypen<br />
durch zusätzliche Chemotherapie<br />
und in ausgewählten klinischen Situationen<br />
durch gezielte Strahlentherapieverfahren,<br />
die einen lokal begrenzten Gewebsuntergang<br />
im Zentrum der höchsten<br />
Strahlendosis verursachen. Wesentlich<br />
für die Behandlungschancen sind in diesem<br />
Fall auch Ausdehnung und Behandelbarkeit<br />
der Grunderkrankung. un