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20 SPORT<br />

Ausgabe 13 / 22. Juni 2012<br />

Gesundheit und mehr...<br />

EURO 2012<br />

Ausgeschieden und schon wieder zu Hause: Rafael van der Vaart bei der Ankunft am Amsterdamer Flughafen Schiphol.<br />

Zerstritten und abgestürzt: Niederlande brauchen Neuanfang<br />

Tiefer kann man nicht fallen.<br />

Die niederländische<br />

Nationalmannschaft hat<br />

bei der Fußball-Europameisterschaft<br />

einen krassen Absturz<br />

erlebt. Noch vor zwei<br />

Jahren bei der WM in Südafrika<br />

wurde „Oranje“ für seinen<br />

effektiven Fußball gefeiert und<br />

erst im Finale (0:1 n.V.) von<br />

Spanien gestoppt. Einen Tag<br />

nach der dritten Vorrunden-<br />

Niederlage musste der deprimierte<br />

Vize-Weltmeister mit<br />

drei Niederlagen im Gepäck<br />

kleinlaut und frustriert die<br />

Heimreise aus Polen antreten<br />

und bot ein Bild des Jammers.<br />

Zerstritten, zerfahren, zerknirscht<br />

– und vorgeführt vom<br />

in Galaform auftrumpfenden<br />

Cristiano Ronaldo. Portug<strong>als</strong><br />

Starstürmer zerlegte beim 2:1<br />

der Portugiesen die Elftal nach<br />

Rafael van der Vaarts Führung<br />

(11.) mit einem Doppelpack<br />

(28./74.) im Alleingang. „Cristiano<br />

Ronaldo hat den Unterschied<br />

ausgemacht“, jammerte<br />

Bert van Marwijk, dessen<br />

Amtszeit sich nach vier Jahren<br />

unweigerlich dem Ende entgegenneigt.<br />

„Ich habe meinen Vertrag<br />

kürzlich bis 2016 verlängert“,<br />

sagte der Bondscoach in der<br />

bitteren Stunde zwar, ahnte<br />

aber wohl, dass er nach dieser<br />

Blamage mit einem exzellent<br />

ausgestatteten Kader kaum zu<br />

halten sein wird. „Sie können<br />

mich alles fragen, aber nicht<br />

nach meiner Zukunft“, raunzte<br />

der 60-jährige Trainer einen<br />

Medienvertreter an, der es gewagt<br />

hatte, das heikle Thema<br />

anzusprechen.<br />

Dafür nahmen einige der Spieler<br />

nach dem ersten Vorrunden-Aus<br />

einer niederländischen<br />

Elftal seit 32 Jahren<br />

kein Blatt mehr vor den Mund.<br />

Die Stars offenbarten, dass<br />

man längst kein Team mehr<br />

ist, sondern eine Ansammlung<br />

von Egozentrikern und teilweise<br />

überschätzen Fußballern.<br />

„Es ist schwer, füreinander zu<br />

kämpfen, wenn das Vertrauen<br />

weg ist“, gestand Spielmacher<br />

Wesley Sneijder. „Ich bin hierhergekommen,<br />

um Europameister<br />

zu werden. Nun fahren<br />

wir mit leeren Händen nach<br />

Hause. Wir haben es nicht geschafft,<br />

unsere Egos beiseitezuschieben“,<br />

meinte der Italien-Legionär.<br />

Tacheles redete auch Reservist<br />

Khalid Boulahrouz, der bei<br />

den Pleiten gegen Dänemark<br />

(0:1), Deutschland (1:2) und<br />

Portugal keine Sekunde zum<br />

Einsatz kam. „Es ist einiges<br />

passiert, was besprochen werden<br />

muss“, sagte der Verteidiger.<br />

„Wenn du dich <strong>als</strong> einzelner<br />

Spieler nicht in die<br />

Holland ist ausgeschieden –<br />

Frau Antje ist traurig. Foto: dpa<br />

Mannschaft fügen kannst,<br />

dann musst du zu Hause bleiben.“<br />

Erstm<strong>als</strong> haben die Holländer<br />

bei einer EM oder WM keinen<br />

Punkt geholt. Nur bei der WM<br />

in Italien 1990 waren sie ebenfalls<br />

sieglos und flogen nach<br />

drei Vorrunden-Remis im Achtelfinale<br />

gegen die DFB-Elf aus<br />

dem Turnier. „Drei Niederlagen<br />

sind Oranje-unwürdig“, sagte<br />

Verbands-Direktor Bert van<br />

Oostveen, der bereits nach dem<br />

EM-Aus kurz mit van Marwijk<br />

sprach. Spätestens bis zum<br />

Testspiel Mitte August gegen<br />

Belgien soll eine Entscheidung<br />

in Sachen Trainer fallen. „Wir<br />

setzten uns so schnell wie<br />

möglich zusammen. Mitte Juli<br />

haben wir Klarheit.“<br />

Mehr Hinweise mochte der<br />

KNVB-Boss nicht geben, sich<br />

nicht an Spekulationen über<br />

van Marwijk beteiligen, der<br />

„Kredit“ verdiene <strong>als</strong> Trainer<br />

des Vize-Weltmeisters, der<br />

auch eine perfekte EM-Qualifikation<br />

spielte. Zurecht verlangt<br />

van Oostveen aber eine schonungslose<br />

Aufarbeitung. „Bei<br />

der Analyse kommt alles auf<br />

den Tisch. Was das Fußballerische<br />

angeht, den physischen<br />

Zustand der Mannschaft und<br />

die logistischen Umstände. Alles<br />

wird überprüft.“<br />

Der ehemalige BVB-Coach trug<br />

viel zu Misstrauen und Grabenkämpfen<br />

im Team bei.<br />

Grantig kommt er daher, statt<br />

zu motivieren und zu begeistern.<br />

Die Medien kanzelte er<br />

ab. Zudem beging er schwere<br />

taktische Fehler und seine<br />

Foto: dpa<br />

Spieler waren alles andere <strong>als</strong><br />

fit. Das räumte der Bondscoach<br />

sogar selbst ein. „Es hat<br />

hier von Anfang an nicht geklappt.<br />

Aber <strong>als</strong> Trainer bin<br />

ich auch verantwortlich. Nicht<br />

nur die Spieler haben Fehler<br />

gemacht, sondern auch ich.“<br />

Es sieht so aus, <strong>als</strong> würde van<br />

Marwijk bald gemeinsam mit<br />

seinem Schwiegersohn Mark<br />

van Bommel abtreten, an dem<br />

er viel zu lange festhielt, ehe<br />

er gegen Portugal das Team<br />

durcheinanderwirbelte. „Am<br />

liebsten würde ich das Turnier<br />

mit einem Sack über dem Kopf<br />

verlassen“, gestand van Bommel.<br />

„Ich bin der Kapitän und<br />

muss die Spieler schützen.<br />

Aber die Atmosphäre im Team<br />

war anders <strong>als</strong> bei der WM.“<br />

Sneijder, der sogar einen Maulwurf<br />

unter den Kollegen vermutet,<br />

brachte das Oranje-<br />

Drama auf den Punkt: „Wir<br />

haben alle zusammen versagt.“<br />

Dennoch sprach er sich<br />

für van Marwijk aus. „Geht es<br />

nach mir, bleibt er.“ In niederländischen<br />

Medien wurde aber<br />

schon Ronald Koeman von<br />

Feyenoord Rotterdam <strong>als</strong><br />

Nachfolger ins Gespräch gebracht.<br />

Ulli Brünger, Lars Reinefeld

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