P.T MAGAZIN 01/2010
Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung
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Mitteldeutschland unter Strom<br />
Ob Sachsendreieck oder Mitteldeutschland – die Geschichte stark, das Image schwach<br />
Regional-Special<br />
Das Sachsendreieck ist eine der ältesten<br />
Industrieregionen der Welt. Bis<br />
ins 20. Jahrhundert hinein war es<br />
einer der drei wirtschaftsstärksten<br />
Räume Deutschlands. Momentan ist<br />
die Metropolregion die wirtschaftlich<br />
stärkste Region der ostdeutschen<br />
Bundesländer. Dresden und Leipzig<br />
gehören mittlerweile zu den 20<br />
wichtigsten Städten in Deutschland.<br />
Im Mai 2009 haben die Gründungsmitglieder<br />
der Metropolregion eine<br />
formale Erweiterung unter Einbeziehung<br />
der bisher kooperierenden<br />
„Es war eine der größten<br />
Industrieschmieden der Welt...<br />
Der Standort ist attraktiv,<br />
die Larmoyanz, dass hier alles<br />
nicht funktioniert, sollte man<br />
einfach weglassen.“<br />
Städte und zugleich die Umbenennung<br />
in „Metropolregion Mitteldeutschland“<br />
beschlossen.<br />
Problem<br />
Professor Dr. Ulrich Blum,<br />
Präsident IWH<br />
Auf Grund der geringen Kaufkraft,<br />
die wenig privates Kapital für Unternehmensgründungen<br />
bereitstellt,<br />
hat es das Unternehmertum hier<br />
schwer. Das allgemeine Problem der<br />
östlichen Bundesländer: Es fehlen die<br />
Nachkriegsgenerationen, die Kapital<br />
ansammeln oder bereits ein familiär<br />
geführtes Unternehmen aufbauen<br />
konnten. In der Region gibt es wenige<br />
private Patentanmeldungen, die<br />
häufig technische Voraussetzungen<br />
für eine Unternehmensgründung<br />
sind und bei mangelnder Kapitalausstattung<br />
folglich nicht stattfinden.<br />
Falsche Konkurrenz<br />
Die Region ist sehr weitläufig, dazu<br />
kommt ein seit Jahrzehnten bestehendes<br />
Konkurrenzdenken zwischen<br />
den Großstädten (z. B. zwischen<br />
Dresden und Leipzig, aber auch<br />
schon zwischen Leipzig und Halle).<br />
Auch das immer wieder durch<br />
Akteure wie die Wirtschaftsinitiative<br />
für Mitteldeutschland beförderte<br />
Thema einer Länderfusion steht<br />
gegenwärtig in Thüringen und Sachsen<br />
nicht zur Debatte. Vielmehr sah<br />
sich die Wirtschaftsinitiative Kritik<br />
gegenüber ihrer gescheiterten Clusterpolitik<br />
ausgesetzt.<br />
Insbesondere in Teilen der Unternehmerschaft<br />
wird das überregionale<br />
Konzept kritisch gesehen. Magdeburgs<br />
Oberbürgermeister Lutz Trümper<br />
erachtet den jüngsten Beitritt<br />
Magdeburgs zur Metropolregion als<br />
alternativlos und arbeitete seit zwei<br />
Jahren darauf hin: „Wir müssen uns<br />
gegenüber so großen und kraftvollen<br />
Metropolregionen wie Hamburg,<br />
München oder Stuttgart positionieren.“<br />
Die Gegner der Initiative halten<br />
den Mitgliedsbeitrag für rausgeworfenes<br />
Geld.<br />
Es geht weiter<br />
(Foto: © Susanne Schmich/PIXELIO)<br />
Ausgerechnet die vom Land Berlin<br />
geschmähten Solarpioniere Anton<br />
Milner und Reiner Lemoine wurden<br />
die neuen Millionäre von Sachsen<br />
Anhalt. Ende der 90er Jahre hatten<br />
die beiden Solongründer vergeblich<br />
versucht, in der Hauptstadt gehört<br />
und geduldet zu werden – für ein<br />
Ökoprojekt, das die Produktion von<br />
leistungsstarken Solarzellen vorsah.<br />
Zustimmung fanden die beiden Visionäre<br />
in Thalheim bei Bitterfeld. Dort<br />
errichteten sie 20<strong>01</strong> ihre erste Solarfabrik<br />
QCells mit 19 Mitarbeitern.<br />
Nach einem Hype machte die<br />
erfolgsverwöhnte deutsche Solarbranche<br />
vor allem mit negativen<br />
Schlagzeilen auf sich aufmerksam.<br />
Der nun weltgrößte SolarzellenHersteller,<br />
eben die ostdeutsche QCells<br />
AG, musste seine Prognose für 2009<br />
krisenbedingt zurücknehmen. „2009<br />
und 2<strong>01</strong>0 werden die Preise für<br />
Solarmodule mehr als zehn Prozent<br />
sinken“, sagt Frank Asbeck, Vorstandschef<br />
der Solarworld AG, dem<br />
Handelsblatt. Aber: „Wir verdoppeln<br />
den Etat für das kommende Jahr auf<br />
40 Mio. Euro“, sagt der Firmengründer.<br />
Das Bonner Unternehmen will<br />
damit seine Position als eines der<br />
größten Solarunternehmen festigen.<br />
„Das Dilemma – es mangelt an<br />
Größe und Marktgewicht.<br />
Die Umsatzsumme aller Top<br />
100 Unternehmen beträgt 77,24<br />
Mrd. Euro. Genauso viel erzielte<br />
auch der Münchener Siemens<br />
Konzern – allein.“<br />
KarriereTrends Mitteldeutschland<br />
be innovativ<br />
Ist die Investitionsförderung Triebfeder<br />
von Industriewachstum und<br />
regionaler Entwicklung? Besonders<br />
in Thüringen, Sachsen und Sachsen<br />
Anhalt, die nach 2000 das höchste<br />
Wachstum der jungen Bundesländer<br />
aufwiesen, hat das verarbeitende<br />
Gewerbe dank neuer Industriecluster<br />
stark zugelegt, das bei Produktinnovationen<br />
in einigen Branchen gegenüber<br />
den Unternehmen im Westen<br />
die Nase vorn hat. Dazu gehören<br />
Chemie/Kunststoffe, Feinmechanik/<br />
Optik, Ernährungsindustrie, Kraftfahrzeugbau<br />
und Textil.<br />
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