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Musikalische Bildung in Deutschland - Deutscher Musikrat

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Musikunterricht <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

Da Musikkultur von der Weitergabe des Wissens, Könnens und der Wertvorstellungen an Jüngere lebt, kommt beiden<br />

Bereichen musikalischer <strong>Bildung</strong> – Musikunterricht an allgeme<strong>in</strong> bildenden Schulen und außerschulischen Institutionen<br />

– für den Erhalt (lebenslange Nutzung des Angebotes der Musikkultur) und für die Weiterentwicklung (Förderung der<br />

Kreativität für neue Entwicklungen <strong>in</strong> der Musikkultur) gleiche Bedeutung zu. Auch für die Musikkultur gilt die Korrelation<br />

von Input und Output:<br />

Die Teilhabe an Musikkultur beg<strong>in</strong>nt mit der Sozialisation im K<strong>in</strong>dergarten.<br />

E<strong>in</strong>e Reduzierung des Musikunterrichts oder sogar dessen Ausfall an allgeme<strong>in</strong> bildenden Schulen bee<strong>in</strong>trächtigt<br />

den Aufbau des Wertsystems „Musikkultur“ im K<strong>in</strong>des- und Jugend alter und wird sich später gravierend auf<br />

die Akzeptanz und Nutzung von Institutionen der musikalischen Kulturen auswirken. 2<br />

Von gleicher kultureller Bedeutung s<strong>in</strong>d die Qualität und das Kompetenzrepertoire der Lehrkräfte <strong>in</strong> der Musik.<br />

Damit kommt der Ausbildung e<strong>in</strong>e besondere Bedeutung zu.<br />

2.2 <strong>Musikalische</strong> <strong>Bildung</strong> im Vorschulbereich 3<br />

Musik ist e<strong>in</strong> wichtiger <strong>Bildung</strong>sbereich <strong>in</strong> der vorschulischen Erziehung, weil sie e<strong>in</strong>e wesentliche Quelle für seelische<br />

Empf<strong>in</strong>dung und Genuss ist und zugleich Verständigungsmöglichkeiten über Sprachgrenzen h<strong>in</strong>weg eröffnet. Die Art und<br />

Weise, wie K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> frühem Alter Musik erleben, wird <strong>in</strong> hohem Maße mit über ihr Verhältnis zur Musik im späteren Alter<br />

entscheiden. Dabei geht es <strong>in</strong>sbesondere darum, positive Erfahrungen beim Hören, Musizieren und körperlichen Agieren<br />

zur Musik zu vermitteln sowie Offenheit für e<strong>in</strong>e Vielfalt musikalischer Stile und Kulturen zu fördern. S<strong>in</strong>gen, Tanzen und<br />

Spiel mit Musik können Fähigkeiten der Wahrnehmung, der Konzentration und des Sozialverhaltens im frühen K<strong>in</strong>desalter<br />

ganzheitlich positiv entwickeln. 4<br />

Für diese wichtige Aufgabe ist die musikalische Ausbildung von Erziehern bzw. Sozialassistenten an K<strong>in</strong>dertagesstätten<br />

häufig unzureichend. Die Gehemmtheit e<strong>in</strong>es pädagogischen Personals, das sich nicht zu s<strong>in</strong>gen traut oder ke<strong>in</strong> Begleit<strong>in</strong>strument<br />

beherrscht, kann sich auf die Musiksozialisation der K<strong>in</strong>der ebenso schädlich auswirken wie ungeschickte<br />

Urteile oder <strong>in</strong>adäquates Handeln von Musikpädagogen, die ke<strong>in</strong>e Ausbildung <strong>in</strong> Elementarer Musikpädagogik (EMP)<br />

erfahren haben.<br />

Hier kommt der Zusammenarbeit mit entsprechend kompetenten <strong>Bildung</strong>s<strong>in</strong>stanzen im kommunalen Lebensumfeld e<strong>in</strong>e<br />

besondere Bedeutung zu, da die frühe Begegnung und Ause<strong>in</strong>andersetzung mit Musik für K<strong>in</strong>der dieses Alters quasi e<strong>in</strong><br />

Grundbedürfnis ist. Das sytemische Zusammenwirken von KiTas und E<strong>in</strong>richtungen musikalischer Elementarpädagogik<br />

ist daher entsprechend zu strukturieren und zugangsoffen auszugestalten.<br />

Wegen der großen Nachfrage nach früher <strong>Musikalische</strong>r <strong>Bildung</strong> e<strong>in</strong>erseits und der oft unzureichenden Ausbildungssituation<br />

andererseits ist derzeit e<strong>in</strong>e hohe Zahl musikalisch wenig qualifizierter Personen <strong>in</strong> der frühen <strong>Musikalische</strong>n<br />

<strong>Bildung</strong> tätig. Bemühungen der Chorverbände und der Initiative Canto elementar zum generationsübergreifenden S<strong>in</strong>gen<br />

<strong>in</strong> K<strong>in</strong>dergarten und Vorschule s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ihren Ergebnissen positiv, entlassen die Träger der E<strong>in</strong>richtungen jedoch nicht aus<br />

der Verantwortung, für musikalisch aus- bzw. fortgebildetes Personal <strong>in</strong> den K<strong>in</strong>dertagesstätten zu sorgen.<br />

2 Auf diese Korrelation weisen auch Erkenntnisse von Hamann, Keuchel und Mertens h<strong>in</strong>; siehe dazu den Vortrag von Prof. Dr. Susanne Keuchel: „Abwärtstrend gestoppt<br />

– Nachwuchsarbeit muss dennoch weiter <strong>in</strong>tensiviert werden. Ergebnisse aus dem 9. KulturBarometer“. Deutsche Orchestervere<strong>in</strong>igung (DOV) und Zentrum<br />

für Kulturforschung (ZfKf): Präsentation des 9. Kulturbarometers im Deutschen Anwalts<strong>in</strong>stitut <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> 20.09.2011. Erhältlich über die DOV, Littenstr. 10, 10179<br />

Berl<strong>in</strong>. Die Akzeptanz und Nutzung von Konzerten hängt offenbar wesentlich von der musikpädagogischen Vorbereitung der Schüler ab. Auf diese Weise lassen<br />

sich sozialisationsbed<strong>in</strong>gte Barrieren und negative Vorurteile gegenüber Konzertveranstaltungen abbauen. Auch hier erweist sich der Satz als wahr: Man nutzt nur,<br />

was man kennt!<br />

3 Siehe dazu: Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusm<strong>in</strong>ister der Länder <strong>in</strong> der Bundesrepublik <strong>Deutschland</strong> (Hg.): Das <strong>Bildung</strong>swesen <strong>in</strong> der Bundesrepublik<br />

<strong>Deutschland</strong> 2010/2011. Kap. 4: Frühk<strong>in</strong>dliche <strong>Bildung</strong>, Betreuung und Erziehung. Die KMK stellt heraus, dass sich der Förderauftrag auf die soziale, emotionale,<br />

körperliche und geistige Entwicklung des K<strong>in</strong>des bis zum Schule<strong>in</strong>tritt bezieht (S. 95). Kap. 4.6 (S. 97), benennt eigens das Pr<strong>in</strong>zip der ganzheitlichen Förderung<br />

<strong>in</strong> folgenden Lernfeldern: a) Sprache, Schrift, Kommunikation b) Personale und soziale Entwicklung, Werteerziehung/religiöse <strong>Bildung</strong> c) Mathematik, Naturwissenschaft,<br />

(Informations-)Technik d) Musische <strong>Bildung</strong>/Umgang mit Medien e) Körper, Bewegung, Gesundheit f) Natur und kulturelle Umwelten. E<strong>in</strong>e fachkompetent<br />

erteilte musikalische Früherziehung bezieht die Lernfelder a), b), d), e) und f) mit e<strong>in</strong>.<br />

4 Siehe dazu die Resolution „Vorschulische <strong>Musikalische</strong> <strong>Bildung</strong>“ des Deutschen <strong>Musikrat</strong>s e. V. vom 08.11.2011.<br />

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