Musikalische Bildung in Deutschland - Deutscher Musikrat
Musikalische Bildung in Deutschland - Deutscher Musikrat
Musikalische Bildung in Deutschland - Deutscher Musikrat
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
II. <strong>Musikalische</strong> <strong>Bildung</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
mit Musik wesentlich von frühen musikalischen Erfahrungen abhängt, bedroht dieser Zustand letztlich das saarländische<br />
Musikleben als Ganzes. Zur Verbesserung der Situation schlagen wir e<strong>in</strong> Dreisäulenmodell für die Ausbildung der Grundschullehrer/<strong>in</strong>nen<br />
vor:<br />
1. Fachstudium Musik<br />
Zusätzlich zum Studium Didaktik der Primarstufe muss es die Möglichkeit zu e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>tensiven Studium im Fach Musik<br />
geben, das den grundschulspezifischen Besonderheiten des Musiklernens Rechnung trägt. Grundschulen brauchen<br />
Musik-Experten, die Fachunterricht erteilen können und sich für das Musikleben an ihren Schulen verantwortlich fühlen,<br />
die Kooperation mit außerschulischen Partnern wie Musikschulen oder Musikvere<strong>in</strong>en pflegen können und <strong>in</strong> der Lage<br />
s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>derchor zu leiten oder e<strong>in</strong> Musikensemble aufzubauen. Daher soll an jeder Grundschule wenigstens e<strong>in</strong>/<br />
e<strong>in</strong>e Fachlehrer/-<strong>in</strong> Musik unterrichten.<br />
2. Pflichtmodul Musik (im Rahmen Didaktik der Primarstufe).<br />
Die pädagogische Arbeit an den Grundschulen erfordert von den Studierenden grundlegende Qualifikationen im Bereich<br />
Musik. Lernen mit allen S<strong>in</strong>nen ist im Primarbereich besonders wichtig, unabhängig von Fach<strong>in</strong>halten. Es geht dabei um<br />
Pr<strong>in</strong>zipien, die <strong>in</strong> jeder Schulstunde zum Tragen kommen. Jeder/Jede Lehrer/- <strong>in</strong> muss <strong>in</strong> der Lage se<strong>in</strong>, die Schüler/-<br />
<strong>in</strong>nen zu musikalischem Tun anzuleiten.<br />
3. Wahlmodul Musik<br />
Der Wahlbereich im Rahmen des Studiums Didaktik der Primarstufe muss e<strong>in</strong> musikpädagogisches Wahlangebot enthalten.<br />
Hier können die im Pflichtmodul Musik vorgesehenen Inhalte vertieft werden. Dadurch erhalten möglichst viele<br />
künftige Primarschullehrer/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>e musikpädagogische Grundausbildung, um im Unterricht mit den K<strong>in</strong>dern musizieren<br />
und tanzen zu können. Der Schwerpunkt e<strong>in</strong>es solchen Studienangebots sollte im Gruppenunterricht für Elementare<br />
Musikpädagogik liegen und Praxis wie Didaktik der EMP umfassen.<br />
Zusammenfassend ist noch e<strong>in</strong>mal zu betonen: Das Fachstudium Lehramt Musik an Grundschulen wird gebraucht.<br />
Inzwischen existieren an allen Schulformen (Grundschulen, Erweiterte Realschulen, Gesamtschulen 3 ) Klassen mit Erweitertem<br />
Musikunterricht bzw. Bläser- oder Streicherklassen. Drei saarländische Gymnasien bieten e<strong>in</strong>en Musikzweig an.<br />
Mittlerweile ist man hier über das Versuchsstadium h<strong>in</strong>weg. Unbefriedigend geregelt ist nach wie vor die zur Verfügung<br />
stehende AG-Stundenzahl. Für die Musik-AGs /- Ensembles sollte e<strong>in</strong> eigenes Stundenkont<strong>in</strong>gent zur Verfügung stehen,<br />
das nicht mit den übrigen AG-Stunden der Schule verrechnet werden müsste. Auch die Vorschläge zu e<strong>in</strong>er Differenzierung<br />
der Stundentafel für die Oberstufe – über die im Pr<strong>in</strong>zip schon E<strong>in</strong>vernehmen hergestellt worden ist – s<strong>in</strong>d noch nicht<br />
umgesetzt.<br />
Künftig soll die Ganztagsschule weiter vorangetrieben werden. Es ist noch völlig unklar, welche Auswirkungen dies<br />
künftig auf den außerschulischen Musik- bzw. Instrumentalunterricht haben wird. Mitglieder des DTKV-Saar berichten<br />
vermehrt über Probleme bei der Gestaltung des <strong>in</strong>strumentalen und vokalen Musikunterrichts, der durch den zunehmenden<br />
Nachmittagsunterricht <strong>in</strong> den Schulen immer stärker <strong>in</strong> term<strong>in</strong>liche Nöte kommt. Die Folge für die Musikpädagogen<br />
s<strong>in</strong>d ungünstige Arbeitszeiten am Abend oder am Wochenende, für die Jugendlichen e<strong>in</strong>e Verdichtung ihres Zeitplans.<br />
H<strong>in</strong>zu kommt die offensichtlich zunehmende schulische Belastung durch G8. Sie führt bei vielen Jugendlichen zu Motivationse<strong>in</strong>brüchen<br />
und zu Frustrationen. Deutlich erkennbar ist <strong>in</strong> der letzten Zeit e<strong>in</strong> Rückgang der Schülerzahlen (Instrumentalunterricht)<br />
bzw. bei „Jugend musiziert 2012“ e<strong>in</strong> Rückgang der Teilnehmerzahlen.<br />
Die Kooperationsangebote (Schule – Vere<strong>in</strong>), im Saarland über die Landesakademie abgewickelt, werden sehr stark <strong>in</strong><br />
Anspruch genommen. Die Idee ist noch weiter zu verfolgen im H<strong>in</strong>blick auf Evaluation bzw. Beteiligung weiterer qualifizierter<br />
(z.B. freiberuflicher) Musiklehrer/ -<strong>in</strong>nen.<br />
3 Vom Schuljahr 2012/2013 an werden Erweiterte Realschulen und Gesamtschulen zur neuen Schulform Geme<strong>in</strong>schaftsschule (zweite Säule neben dem Gymnasium)<br />
67