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Musikalische Bildung in Deutschland - Deutscher Musikrat

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SÄCHSISCHER MUSIKRAT<br />

<strong>Musikalische</strong> <strong>Bildung</strong> <strong>in</strong> Sachsen – Positionen des<br />

Sächsischen <strong>Musikrat</strong>es<br />

Neben den traditionell starken Säulen der <strong>Musikalische</strong>n <strong>Bildung</strong> (Kommunale<br />

Musikschulen, Hochschulen) muss sich das Augenmerk <strong>in</strong> Zukunft stärker<br />

auf Bereiche richten, die vor e<strong>in</strong>igen Jahrzehnten noch als selbstverständlich<br />

gegeben galten, wie z. B. die familiäre Musikpflege, die Früherziehung, die pädagogische<br />

Vorbildung von Lehrern und K<strong>in</strong>dergartenerziehern, schließlich die<br />

immer wieder zu beobachtenden Korrosionen der politischen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen.<br />

Über die nüchterne Situation <strong>in</strong> Sachsen geben die entsprechenden<br />

Zahlen e<strong>in</strong>en Überblick.<br />

Der Sächsische <strong>Musikrat</strong> hat zur strategischen Orientierung und Bündelung se<strong>in</strong>er eigenen Arbeit im Jahre 2012 e<strong>in</strong><br />

Grundsatzpapier erarbeitet, das zugleich als Grundlage se<strong>in</strong>er Bemühungen im öffentlichen und politischen Raum anzusehen<br />

ist. Ausgangspunkte des Papiers waren die Ergebnisse e<strong>in</strong>es im Jahr 2011 durchgeführten FACHTAGES MUSIK.<br />

Se<strong>in</strong> Wortlaut ist folgender:<br />

Zur lebensweltlichen Orientierung des Menschen gehört neben anderen <strong>Bildung</strong>s- und Erfahrungsbereichen unabd<strong>in</strong>gbar<br />

die ästhetisch-kulturelle <strong>Bildung</strong>. Mit ihr bleiben die Wurzeln unserer historisch gewachsenen Identität<br />

präsent, ohne die gegenwärtige Lebenssituationen und weltweite kulturelle Vielfalt nicht zu verstehen s<strong>in</strong>d. Indem<br />

wir tradierte Kunst und Kultur rezipieren, erschließen sich Räume neuer Gestaltungen und Grenzüberschreitungen.<br />

Ganzheitliche Erfahrung der Welt braucht das lebensbegleitende Zusammenwirken unserer <strong>in</strong>tellektuellen und<br />

emotionalen Potentiale.<br />

Wenn sich der Sächsische <strong>Musikrat</strong> <strong>in</strong> besonderer Weise für die <strong>Musikalische</strong> <strong>Bildung</strong> engagiert, so liegt dies <strong>in</strong> der<br />

Natur se<strong>in</strong>er Aufgaben. Die musischen Anlagen der Menschen s<strong>in</strong>d unterschiedlich und s<strong>in</strong>d von frühester K<strong>in</strong>dheit<br />

an <strong>in</strong> ihrer Verschiedenartigkeit zu fördern. <strong>Musikalische</strong> <strong>Bildung</strong> erweist sich dabei <strong>in</strong>sofern bevorteilt, als sie <strong>in</strong><br />

zweierlei Weise an die leibliche Ausstattung des Menschen anknüpft: im Besitz der Stimme, unserem ureigenen<br />

Instrument, und <strong>in</strong> der nach Außen gewandten Gestaltung unserer körperlich-rhythmischen Lebensgrundlagen.<br />

Daher vermag <strong>Musikalische</strong> <strong>Bildung</strong> <strong>in</strong> besonders verdichteter Weise unsere Innen- und Außenwahrnehmung zu<br />

koord<strong>in</strong>ieren und zu fördern.<br />

Die alltägliche Verfügbarkeit und Präsenz von Musik ist grundsätzlich e<strong>in</strong> Potential kultureller <strong>Bildung</strong>, führt aber<br />

auch zur Gefahr des Weghörens. Durch das Bewusstmachen der eigenen musikalischen Anlagen, seien sie auch<br />

zunächst elementar, wird <strong>Musikalische</strong> <strong>Bildung</strong> das bewusste Hören schärfen. Dies bedeutet auch Aufmerksamkeit<br />

für „Zwischentöne“ und hat damit e<strong>in</strong>e über die Musik h<strong>in</strong>ausgehende soziale Bedeutung, die sich mit dem<br />

Erlernen geme<strong>in</strong>samen s<strong>in</strong>nvollen Agierens paart. Wer sich künstlerisch ausdrückt bis h<strong>in</strong> zum Wagnis vokaler<br />

und <strong>in</strong>strumentaler Improvisation, übt gleichermaßen den Eigens<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er autonomen Persönlichkeit und partnerschaftlichen<br />

Verantwortung.<br />

Der Sächsische <strong>Musikrat</strong> erkennt ausdrücklich an, dass im Freistaat Sachsen überdurchschnittlich hohe Mittel zur<br />

Förderung der verschiedenen Kunstsparten aufgebracht werden.<br />

Trotzdem bestehen Defizite <strong>in</strong> der elementaren musikalischen Förderung <strong>in</strong> vorschulischen <strong>Bildung</strong>se<strong>in</strong>richtungen.<br />

E<strong>in</strong>e Ursache dafür liegt <strong>in</strong> der Unzulänglichkeit der musikalischen Ausbildung der Erzieher/<strong>in</strong>nen und Lehrer/<strong>in</strong>nen.<br />

Hier ist der E<strong>in</strong>druck schwer zu vermeiden, dass die Ausbildung und Förderung musikalischer Grundbildung<br />

<strong>in</strong> Krippen, K<strong>in</strong>dergärten und Grundschulen zu häufig als notfalls verzichtbar, personalabhängig und durch<br />

andere Fächer ersetzbar verstanden wird.<br />

Demgegenüber muss die stetige Partizipation an musikalischer Grundlagenbildung als unverzichtbarer Bestandteil<br />

umfassender <strong>Bildung</strong> begriffen werden. Auf ihr baut die Förderung begabter und <strong>in</strong>teressierter K<strong>in</strong>der<br />

und Jugendlicher auf, für die sich der Sächsische <strong>Musikrat</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Mitgliedsverbänden und mit eigenen Projekten<br />

stetig engagiert. Diese Förderung geschieht <strong>in</strong> Musikschulen und Gymnasien mit besonderem musikalischem<br />

Profil, durch private Musiklehrer, <strong>in</strong> Kirchgeme<strong>in</strong>den und zahlreichen Verbänden und Initiativen. Sie hat ihre „Spitze“<br />

<strong>in</strong> der professionellen Ausbildung an den sächsischen Musikhochschulen. Insofern verfügt Sachsen über e<strong>in</strong><br />

historisch gewachsenes und breit gestaffeltes System musikalischer <strong>Bildung</strong>. Dies wird aber dauerhaft nur zu<br />

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