IntB, Bearbeiter/in - Integrationsbeauftragter der Bayerischen ...
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Tätigkeitsbericht des Integrationsbeauftragten <strong>der</strong><br />
<strong>Bayerischen</strong> Staatsregierung – Mart<strong>in</strong> Neumeyer, MdL<br />
Januar 2009 – Juni 2013<br />
Handlungsempfehlungen des <strong>Bayerischen</strong> Integrationsrates<br />
„Willkommen und anerkannt leben im Freistaat“<br />
7. Juni 2013<br />
1. Ausgangslage und Def<strong>in</strong>ition<br />
Willkommenskultur 113 ist e<strong>in</strong> Begriff, <strong>der</strong> häufig benutzt wird, jedoch bisher nicht klar def<strong>in</strong>iert wurde. Was ist<br />
Willkommenskultur konkret und an wen richtet sie sich - an die Menschen, die gerade erst <strong>in</strong> Bayern und<br />
Deutschland angekommen s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> an alle Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund? Semantisch gesehen, ist <strong>der</strong><br />
Begriff Willkommenskultur sicherlich nur für Neu-Zuwan<strong>der</strong>er s<strong>in</strong>nvoll. Aus praktischer Sicht hat es jedoch<br />
durchaus S<strong>in</strong>n, die Willkommenskultur von <strong>der</strong> Dauer des Aufenthalts zu entkoppeln. Das Gefühl willkommen<br />
zu se<strong>in</strong>, beispielsweise <strong>in</strong> Behörden, ist wünschenswert für alle Menschen, unabhängig von ihrer Kultur, Sprache<br />
o<strong>der</strong> Aufenthaltsdauer. Die Voraussetzung je<strong>der</strong> Willkommenskultur ist die Weiterentwicklung vorhandener<br />
Strukturen h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er Willkommensstruktur 114 . Die <strong>in</strong>terkulturelle Öffnung ist dabei e<strong>in</strong> Bauste<strong>in</strong> von mehreren.<br />
Das langfristige Ziel muss se<strong>in</strong>, die E<strong>in</strong>richtungen und Dienstleistungen des öffentlichen Sektors für alle Personen<br />
mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund vollständig nutzbar und zugänglich zu machen. Gerade Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
nutzen bestehende Angebote bisher nur unzureichend. Die Gründe dafür s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>erseits fehlendes<br />
Wissen um diese Angebote und an<strong>der</strong>erseits blockierten Zugangswegen. Auch Behörden und Institutionen<br />
f<strong>in</strong>den oftmals ke<strong>in</strong>en Zugang zur Zielgruppe, genauso wenig wie viele Menschen mit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
e<strong>in</strong>en adäquaten Zugang zu den E<strong>in</strong>richtungen f<strong>in</strong>den und <strong>der</strong>en Funktionsweise verstehen. Um dem<br />
entgegenzuwirken, bedarf es e<strong>in</strong>es weiteren Abbaus <strong>der</strong> Zugangsbarrieren und e<strong>in</strong>er verbesserten Kommunika-<br />
113 Zur Betrachtung und <strong>in</strong>tegrationspolitischen E<strong>in</strong>ordnung <strong>der</strong> Begriffe Willkommens- und Anerkennungskultur kann e<strong>in</strong><br />
modellhafter Zuwan<strong>der</strong>ungsprozess herangezogen werden. Zuwan<strong>der</strong>ung besteht nach diesem Schema im Wesentlichen<br />
aus drei Phasen: „Vor<strong>in</strong>tegration“, „Erstorientierung <strong>in</strong> Deutschland“ und „Etablierung <strong>in</strong> Deutschland“, <strong>in</strong> denen Willkommen<br />
und Anerkennung signalisiert, umgesetzt und etabliert werden müssen. Die rechtlichen Bed<strong>in</strong>gungen rahmen den<br />
Gesamtprozess <strong>der</strong> Zuwan<strong>der</strong>ung e<strong>in</strong>.<br />
Der Begriff „Willkommenskultur“ bezieht sich vorrangig auf die unmittelbaren Phasen <strong>der</strong> Zuwan<strong>der</strong>ung. Die Arbeitsgruppe<br />
„Etablierung e<strong>in</strong>er Willkommenskultur“ hat mit diesem Fokus Empfehlungen erarbeitet, um bestehende strukturelle<br />
Rahmenbed<strong>in</strong>gungen attraktiver auszugestalten und Neu-Zuwan<strong>der</strong>nden möglichst frühzeitig e<strong>in</strong> „Willkommen“ zu signalisieren.<br />
Parallel, mit dem Fokus auf die langfristige Etablierung <strong>in</strong> Deutschland, stellt <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> „Anerkennungskultur“<br />
die <strong>in</strong>terkulturelle Öffnung <strong>der</strong> Aufnahmegesellschaft <strong>in</strong> den Mittelpunkt. Anerkennungskultur richtet sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Betrachtungsweise<br />
auf die gesamtgesellschaftliche Anerkennung aller <strong>in</strong> Deutschland lebenden Personen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.<br />
Willkommenskultur:<br />
Neu-Zuwan<strong>der</strong>nde anhand attraktiver Rahmenbed<strong>in</strong>gungen „Willkommen“ heißen und anerkennend <strong>in</strong> die Gesellschaft<br />
aufnehmen. Willkommenskultur richtet sich an alle Neu-Zuwan<strong>der</strong>nden<br />
Anerkennungskultur:<br />
Wird verstanden als die Anerkennung aller <strong>in</strong> Deutschland lebenden Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund durch die Aufnahmegesellschaft,<br />
wobei die Wertschätzung <strong>der</strong> Potenziale im Mittelpunkt steh<br />
114 Unter Willkommensstruktur wird e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>stitutionelle Weiterentwicklung <strong>der</strong> Willkommenskultur verstanden. Um e<strong>in</strong>e<br />
Willkommenskultur aufbauen zu können, braucht es strukturelle Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> allen E<strong>in</strong>richtungen, die mit Menschen<br />
mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund o<strong>der</strong> Neu-Zuwan<strong>der</strong>ern <strong>in</strong> Kontakt kommen, beispielsweise <strong>in</strong> Form von Welcome Centern o<strong>der</strong><br />
<strong>in</strong>terkultureller Schulungen des Personals.<br />
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