IntB, Bearbeiter/in - Integrationsbeauftragter der Bayerischen ...
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Tätigkeitsbericht des Integrationsbeauftragten <strong>der</strong><br />
<strong>Bayerischen</strong> Staatsregierung – Mart<strong>in</strong> Neumeyer, MdL<br />
Januar 2009 – Juni 2013<br />
mand, <strong>der</strong> Araber nur als Ärzte, Afrikaner nur als Künstler und Pakistanis nur als Software-<br />
Entwickler kennt, hört, dass er <strong>in</strong>tolerant und verbohrt, ja vielleicht sogar e<strong>in</strong> Rassist ist,<br />
wenn er von Problemen im Zusammenleben vor Ort berichtet?<br />
8. Integration ist ke<strong>in</strong> Tabuthema<br />
Hier gibt es e<strong>in</strong>e gewisse Sprachlosigkeit zu konstatieren. Aber wie soll uns <strong>der</strong> „Dialog“ mit<br />
an<strong>der</strong>en Kulturen und Religionen, <strong>der</strong> „Dialog mit dem Islam“ gel<strong>in</strong>gen, wenn wir selbst im<br />
Gespräch untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> ke<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen Nenner f<strong>in</strong>den? Was s<strong>in</strong>d die Grundlagen von<br />
Integration? Wie wollen und wie werden wir künftig mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> leben? Darüber müssen wir<br />
uns verständigen statt aus verschiedenen Perspektiven ane<strong>in</strong>an<strong>der</strong> vorbeizureden.<br />
Man mag zu Sarraz<strong>in</strong> und se<strong>in</strong>em Buch stehen, wie man will: Er hat diesen Dialog vorangebracht.<br />
Viel zu viele Menschen hatten das Gefühl, dass Zuwan<strong>der</strong>ung und Integration gleichsam<br />
Tabuthemen seien, über die man nicht ungestraft se<strong>in</strong>e Me<strong>in</strong>ung sagen dürfe. Das war<br />
zwar nie so, aber auch wenn die Leute das nur so empf<strong>in</strong>den, ist das bereits Teil ihrer Wirklichkeit.<br />
Und das müssen wir akzeptieren, wenn wir an Lösungen <strong>in</strong>teressiert s<strong>in</strong>d.<br />
In <strong>der</strong> Diskussion um das Buch von Sarraz<strong>in</strong> gab es natürlich viele unschöne Töne. Auch <strong>der</strong><br />
Autor selbst hat dazu beigetragen, <strong>in</strong>dem er manches missverständlich formuliert und damit<br />
Vorurteilen und Verallgeme<strong>in</strong>erungen Vorschub geleistet hat. Se<strong>in</strong>e Aussagen s<strong>in</strong>d sicher zu<br />
sehr von e<strong>in</strong>em „biologistischen“ Weltbild geprägt und auf die spezifische Situation <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />
bezogen. Dabei sieht es beispielsweise <strong>in</strong> Bayern ganz an<strong>der</strong>s auch als <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>.<br />
Wenn aber dennoch so viele Leute Sarraz<strong>in</strong>s Buch lesen, dann hat er e<strong>in</strong>en Nerv getroffen.<br />
Die Menschen fühlen sich schlicht nicht e<strong>in</strong>bezogen, wenn es um das Thema Integration<br />
geht. Sie spüren das Misstrauen vieler Entscheidungsträger, die e<strong>in</strong> so sensibles Thema<br />
nicht dem „e<strong>in</strong>fachen Volk“ überlassen wollen. Genau das muss sich än<strong>der</strong>n. Denn sonst<br />
bleibt Integration unvollendet: Dann ist sie vor allem Anspruch und weniger Wirklichkeit.<br />
9. Integration braucht beide Seiten<br />
Bei <strong>der</strong> Integration gibt es zwei Partner – die Zugewan<strong>der</strong>ten und die E<strong>in</strong>heimischen. Bislang<br />
g<strong>in</strong>g es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Debatte fast ausschließlich um die Menschen mit Zuwan<strong>der</strong>ungsh<strong>in</strong>tergrund.<br />
Es g<strong>in</strong>g um Programme und Maßnahmen, um ihnen ihre Integration zu erleichtern, um Rechte<br />
und Pflichten, um Gesetze, an die sich zu halten und Werte, zu denen sie sich zu bekennen<br />
haben. Das ist alles notwendig, aber eben nur die e<strong>in</strong>e Seite <strong>der</strong> Medaille.<br />
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