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Kirchenkampf in der Tschechoslowakei II. Im Februar 2007 war Sokol in Verdacht geraten für den Staatssicherheitsdienst gespitzelt zu haben. Nach anfänglichen Dementis räumte er schließlich solche „Kontakte“ ein. Diese seien allerdings „erzwungen“ und „erniedrigend“ gewesen seien. (vgl. ORF news v. 27. 02. 2007 - religion. ORF. at/news ) 8 General Alois Lorenz war nach der Wende, noch vor der Aufhebung der Föderation, wegen rechtswidriger Aktenvernichtung und Verhaftung von rund 300 Dissidenten zu vier Jahren Gefängnis verurteilt worden. Er entzog sich dem Strafvollzug durch Übersiedlung in seine slowakische Heimat. Das 1998 ausgesetzte Verfahren wurde später wieder aufgenommen. Im April 2002 erhielt der Ex-Stasi-General „wegen Machtmissbrauchs“ 15 Monate auf Bewährung. (vgl. Jan Pauer: Die Aufarbeitung der Diktaturen in Tschechien und der Slowakei“ , Bundeszentrale für politische Bildung bpb. Aus Politik und Zeitgeschichte / APuZ 42/2006 Seite 10
Kirchenkampf in der Tschechoslowakei III. III. Priester vor kommunistischen Tribunalen Unter dem Datum vom 21. November 1950 reicht der Staatsprokurator in Prag eine das herrschende Regime entlarvende Anklageschrift beim Staatsgerichtshof ein: „z.Hd. des Herrn Senatsvorsitzenden“. Er erhebt Anklage, dass ThDr. Stanislav Zela, Weihbischof und Generalvikar der Erzdiözese Olmütz; Jan Opasek, Abt des Brevnover Benedikinerklosters; Th.Dr. Stanislaw Jarolimek, Abt des Prämonstratenserstiftes Strahov; ThDr. Josef Cihák, Prälat Erzdiakonus des Metropolitankapitels von St.Veit, Prag; ThDr. Otakar Svec, päpstlicher Prälat und Metropolitankanonikus von St. Veit; ThDr. Jaroslav Kulac, Direktor des Missionsverbandes der Geistlichkeit; ThDr. Antonin Mandl, Direktor; ThDr. Jan Boukal, erster Sekretär des Erzbistums Prag; Václav Mrtvy, Ordenspriester der Salesianerkongrega tion, „alle derzeit in Haft, sich des Verbrechens des Hochverrats, der Spionage und weiterer in der Anklageschrift geschilderten Verbrechen schuldig gemacht haben.“ Den „Beschuldigten Abt Opasek“ bezeichnet der Staatsanwalt als einen „der vertrautesten Agenten des Vatikans.“ Der Prozessverlauf im Verfahren gegen „Bischof Zela und Komplizen“ sowie das extreme Strafmaß entlarvten den politisch-propagandistischen Charakter der im stalinistischen Stil geführten Willkür-Justiz der 50er Jahre. Die Absicht war klar ersichtlich: Es sollten nicht nur einzelne Geistliche als Schwerkriminelle hingestellt sondern der Klerus insgesamt, soweit er nicht kooperationswillig war, diskreditiert und die Ausschaltung der Kirche als „Feind der sozialistischen Idee“ legitimiert werden. Die Urteile lauteten auf „Freiheitsentziehung“ (so die deutsche Übersetzung der Prozess- Akten) mit unvorstellbar langen Haftzeiten: „auf Lebensdauer“ (Opasek); 25 Jahre (Mandl); 25 Jahre (Zela); 20 Jahre (Jarolimek); 20 Jahre (Svec); 10 Jahre (Cihák); 18 Jahre (Boukal); 17 Jahre (Kulac; 15 Jahre (Mrtvy). Hinzu kamen enorm hohe Geldstrafen für alle Verurteilten sowie die Konfiszierung ihres „gesamten Vermögens“ und die Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf mindestens 10 Jahre. „Die beschlagnahmten Werte und Juwelen werden den kirchlichen Zwecken zurückerstattet werden“, wird in der Urteilsverkündung festgestellt. In wieweit dies tatsächlich geschah steht auf einem anderen Blatt. Schon kurz nach Abschluss des Gerichtsverfahrens wurde das Protokoll in seinem Gesamtumfang veröffentlicht, wobei ohne Einsicht in die Originalakten nicht erkennbar ist, inwieweit das publizierte Material „redaktionell überarbeitet“ worden war. (1) Dass die Strafen nicht voll verbüßt werden mussten und durch „großzügige“ Amnestien in den 60er Jahren verkürzt wurden, war selbstverständlich nicht vorhersehbar. In den Jahren der Haft saßen die Verurteilten in den schlimmsten Gefängnissen des Systems ein. Abt Anastaz Opásek wurde nach 10 Jahren „auf Bewährung“ entlassen. Ab 1968 ging er ins Exil und lebte bis zum erfolgreichen Ausgang der „samtenen Revolution“ in der Benediktinerabtei Braunau im niederbayerischen Rohr. (2) Die Kommunisten, von der Sowjetunion gestützt, hatten sich Zug um Zug an die Macht manipuliert, ihre demokratischen Gegner, die es ihnen allerdings nicht sehr schwer machten, ausgeschaltet. Aus den letzten irgendwie noch als frei zu bezeichnenden Parlamentswahlen von 1946 waren die Kommunisten zwar nicht als Mehrheits-, so doch als stärkste Partei hervorgegangen. Seite 11
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