Mein Gewissen ist die Wahrheit - Kath.de
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Kirchenkampf in <strong>de</strong>r Tschechoslowakei V.<br />
V. Angeklagt als „Agenten <strong>de</strong>s Vatikans“<br />
Die Kirchenverfolgung in <strong>de</strong>r Tschechoslowakischen Sozial<strong>ist</strong>ischen Republik CSSR beginnt<br />
mit <strong>de</strong>r totalen Überwachung durch <strong>die</strong> Geheimpolizei (1), fortgesetzt mit Einzel- und<br />
Massen-Prozessen gegen katholische Ge<strong>ist</strong>liche, Theologen und kirchlichen Laien-<br />
Mitarbeitern von März 1950 bis Februar 1951 ein. Internationales Aufsehen erregt das<br />
Verfahren gegen hohe Or<strong>de</strong>nsge<strong>ist</strong>liche (ab 31. März 1950). Der Angriff richtet sich vor allem<br />
gegen Jesuiten, Prämonstratenser, Dominikaner, Franziskaner, Re<strong>de</strong>mptor<strong>ist</strong>en. Die me<strong>ist</strong>en<br />
Diözesanbi schöfe sind Anfang 1950 bereits interniert.<br />
Es folgte <strong>de</strong>r bereits in Folge 3 beschriebene Prozess gegen <strong>die</strong> „Neun“ um Bischof Zela (ab<br />
27. November 1950); <strong>die</strong> Gerichtsverhandlung gegen drei Bischöfe in Bratislava (ab 15.<br />
Januar 1951) – mit langjährigen bis lebenslänglichen Freiheitsstrafen en<strong>de</strong>nd. Auch soll es in<br />
drei Fällen zu To<strong>de</strong>surteilen gekommen sein. In allen Verfahren wur<strong>de</strong>n <strong>die</strong> Angeklagten<br />
sozusagen routinemäßig beschuldigt, „Spione“ o<strong>de</strong>r „Agenten“ <strong>de</strong>s Vatikans und an<strong>de</strong>rer<br />
ausländischer Mächte zu sein, o<strong>de</strong>r sonstige „staatsfeindliche Handlungen“ begangen zu<br />
haben, etwa <strong>die</strong> Vorbereitung eines Staatsstreiches. Die Diktaturen, nicht nur in Prag,<br />
brauchten in jenen Anfangsjahren <strong>de</strong>r kommun<strong>ist</strong>ischen Machtaus<strong>de</strong>hnung offensichtlich<br />
<strong>die</strong>se voluminös angelegten Verfahren gegen <strong>de</strong>n Klassenfeind. Es waren Schauprozesse,<br />
<strong>de</strong>ren Absurdität nur noch durch <strong>de</strong>n Zynismus <strong>de</strong>s Systems übertroffen wur<strong>de</strong>. In <strong>die</strong>ses<br />
Kapitel gehören auch <strong>die</strong> Gerichtsverfahren 1952 in Prag und Brno (Brünn) gegen<br />
Intellektuelle. Der Prozess in <strong>de</strong>r Hauptstadt Mährens wird im „Schwarzbuch <strong>de</strong>s<br />
Kommunismus“ als „vermutlich <strong>de</strong>r größte politische Prozess gegen Literaten in <strong>de</strong>r<br />
europäischen Geschichte <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts bezeichnet. (2)<br />
Sturm auf <strong>die</strong> Klöster<br />
Zum Exzess gerät im Frühjahr 1950 <strong>die</strong> Aktion “K“ – <strong>de</strong>r so genannte Klostersturm. (keine<br />
Erfindung <strong>de</strong>r Tschechen; zuletzt hatten es <strong>die</strong> Nazis vorgemacht). Der erste Schlag, vom<br />
Innenmin<strong>ist</strong>erium „wie eine Militäroperation vorbereitet“ (3) erfolgte in <strong>de</strong>r Nacht von<br />
Donnerstag, <strong>de</strong>n 13. April auf Freitag, <strong>de</strong>n 14. April. Es traf zunächst <strong>die</strong> me<strong>ist</strong>en<br />
Männerklöster (einige weitere, darunter <strong>die</strong> Benediktiner, kamen aber schon zwei Wochen<br />
später „an <strong>die</strong> Reihe“. Sie wur<strong>de</strong>n unter <strong>de</strong>m Vorwand, es han<strong>de</strong>le sich um „Zentren <strong>de</strong>r<br />
Spionage gegen <strong>de</strong>n Vatikan“ besetzt, beschlagnahmt und faktisch aufgelöst.<br />
Der Termin für <strong>de</strong>n Überfall durch <strong>die</strong> Staatsmacht war nicht zufällig festgelegt wor<strong>de</strong>n. Die<br />
Schläge begannen in <strong>de</strong>r Woche nach Ostern. (In <strong>de</strong>r Karwoche und vor <strong>de</strong>n Festtagen hatten<br />
sie es nicht gewagt.) In <strong>de</strong>n Lesungen zu <strong>de</strong>n Tagen <strong>de</strong>r Passion Chr<strong>ist</strong>i wird berichtet, wie<br />
<strong>die</strong> Folterknechte <strong>de</strong>r Besatzungsmacht <strong>de</strong>n Rabbi von Nazareth gequält, halb tot geprügelt,<br />
ihm eine Krone aus Dornengeflecht aufs Haupt gesetzt, ihn verspottet und schließlich<br />
gekreuzigt hatten.<br />
Die verhafteten Or<strong>de</strong>nsangehörigen wur<strong>de</strong>n in so genannten Konzentrationsklöstern, u.a. in<br />
Borosudov/ das Kloster <strong>de</strong>r Jesuiten in Mariaschein, (4) und Zeliv. das Kloster <strong>de</strong>r<br />
Prämonstratenser in Seelau und an<strong>de</strong>ren Internierungs- und „Umerziehungslagern“<br />
zusammengefasst. Diese waren faktisch nichts an<strong>de</strong>res als Arbeitslager, wobei versucht<br />
wur<strong>de</strong>, <strong>die</strong> Opfer durch beson<strong>de</strong>rs schwere o<strong>de</strong>r „niedrige“ und „schmutzige“ Arbeiten zu<br />
<strong>de</strong>mütigen. Nach <strong>de</strong>n Männeror<strong>de</strong>n traf es <strong>die</strong> Nonnenklöster. Die Or<strong>de</strong>nsschwestern wur<strong>de</strong>n,<br />
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