Mein Gewissen ist die Wahrheit - Kath.de
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Kirchenkampf in <strong>de</strong>r Tschechoslowakei V.<br />
während <strong>de</strong>s „Prager Frühlings“ rehabilitiert. 1969 ernannte ihn Papst Paul VI. „in pectore“<br />
zum Kardinal, 1973 erfolgte <strong>die</strong> Veröffentlichung. 1974 erlag Trochta vermutlich einem<br />
erneuten Herzanfall.<br />
Nach seinem Tod war zu hören, <strong>de</strong>r Bischof, soeben nach einer Augenoperation aus <strong>de</strong>m<br />
Krankenhaus entlassen, habe „Besuch“ von <strong>de</strong>m kommun<strong>ist</strong>ischen Bezirkssekretär erhalten.<br />
Er galt als beson<strong>de</strong>rs scharfer Kirchengegner. Ein „Liquidator“, wie sich ein Zeitzeuge<br />
erinnert. Angeblich sei <strong>de</strong>r Mann betrunken gewesen und habe längere Zeit, von über zwei<br />
Stun<strong>de</strong>n <strong>ist</strong> <strong>die</strong> Re<strong>de</strong>, <strong>de</strong>n Kardinal beschimpft. Diesen Attacken sei <strong>de</strong>r herzkranke Kardinal<br />
nicht mehr gewachsen gewesen sei und kurz darauf gestorben. Der genaue Hergang bleibt<br />
allerdings unklar. Trochta, wie erwähnt und Tomasek, erhielten <strong>de</strong>n Kardinalspurpur als<br />
Anerkennung ihres Martyriums also zunächst in Verschwiegenheit, weil zu befürchten war,<br />
dass <strong>die</strong> Staatsmacht eine Veröffentlichung mit verschärften Repressalien beantwortet hätte.<br />
Ein Leuchtfeuer in dunkler Nacht war auch Karel Otcenasek, Weihbischof und nach <strong>de</strong>r<br />
Wen<strong>de</strong> Bischof von Hra<strong>de</strong>c Kralové (Königgrätz). Johannes Paul II. verlieh ihm 1989 <strong>de</strong>n<br />
persönlichen Titel eines Erzbischofs. Ebenso gilt <strong>die</strong>se chr<strong>ist</strong>liche Zeugenschaft für Jozef<br />
Sverina, <strong>de</strong>r sich für eine „Theologie <strong>de</strong>r Zweiten Welt“ einsetzte und <strong>de</strong>n Dialog mit <strong>de</strong>n<br />
Marx<strong>ist</strong>en gesucht hatte, <strong>ist</strong> nicht vergessen.<br />
Zur jüngeren Generation gehören u.a. <strong>de</strong>r Dominikaner Dominik Duka (Nachfolger von<br />
Otcenasek als Bischof von Hra<strong>de</strong>c Kralové und Václav Mály, heute Weihbischof in Prag und<br />
Leiter von „Pax Chr<strong>ist</strong>i“. Malý war Mitunterzeichner <strong>de</strong>r „Charta 77“ und Mo<strong>de</strong>rator <strong>de</strong>r<br />
„Samtenen Revolution“. Unvergessen <strong>die</strong> Groß<strong>de</strong>monstration am 23. November 1989 auf <strong>de</strong>r<br />
„Letna“, nahe <strong>de</strong>m Dom und <strong>de</strong>r Burg über <strong>de</strong>r Moldau, als Mály das Vaterunser anstimmte,<br />
das von <strong>de</strong>n 500 000 gesprochen wur<strong>de</strong>, weithin hörbar, vom Fernsehen übertragen.<br />
Einige Bischöfe in <strong>de</strong>n Anfangsjahren <strong>de</strong>r kommun<strong>ist</strong>ischen Herrschaft waren mit<br />
Zustimmung „Roms“ geheim geweiht wor<strong>de</strong>n, (davon soll in einer späteren Folge <strong>die</strong> Re<strong>de</strong><br />
sein). Alle hatten fürchterliche Verhöre durch <strong>die</strong> Geheimpolizei hinter sich. Sie sollten<br />
physisch und psychisch zermürbt wer<strong>de</strong>n. Aus ihren Ämtern entfernt, versuchten einige „im<br />
Untergrund“ ihre Seelsorge fortzusetzen, aber – wie sich im Nachhinein herausstellte, nicht<br />
ohne von <strong>de</strong>r Staatssicherheit ent<strong>de</strong>ckt wor<strong>de</strong>n zu sein.<br />
Die Absicht <strong>de</strong>r kommun<strong>ist</strong>ischen Machthaber lässt sich auch an <strong>de</strong>r L<strong>ist</strong>e <strong>de</strong>r Tätigkeiten<br />
ablesen, <strong>die</strong> das Regime für <strong>die</strong> „Fein<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Sozialismus“ vorsah: Maurer und Installateur,<br />
Archivar und Fensterputzer (wie schon erwähnt Trochta und Vlk), Straßenreiniger und<br />
Lager<strong>ist</strong> (Korec), Molkerei-Hilfskraft (Otcenasek), Heizungsmonteur und Fahrkartenkon<br />
trolleur (Mály).<br />
Jesuitenpater Josef Cukr, <strong>de</strong>n wir vor einigen Jahren in Borosudov (Mariaschein) besuchten,<br />
erzählte, wie er als Zwangsarbeiter in <strong>de</strong>r Uranmine von Jáchymov (Joachimsthal) <strong>de</strong>m Tod<br />
nahe war. Die durchschnittliche Lebenserwartung <strong>de</strong>r hier eingesetzten politischen Häftlinge<br />
lag auf Grund <strong>de</strong>r Verstrahlung bei 42 Jahren. (7)<br />
1) StB - Die Organisationsstruktur <strong>de</strong>r Sicherheitsorgane in <strong>de</strong>r Tschechoslowakei unterlag, wie in allen<br />
Bürokratien <strong>de</strong>r Welt üblich, laufen<strong>de</strong>n Verän<strong>de</strong>rungen. Zuständigkeitsbereiche im Laufe <strong>de</strong>r Jahre immer<br />
wie<strong>de</strong>r, sodass an <strong>die</strong>ser Stelle nur ein vereinfachter Schematismus zum besseren Verständnis beitragen kann.<br />
Die größeren Einheiten bil<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Innenmin<strong>ist</strong>erium unterstellte Polizei- und Sicherheitsapparat (SNB)<br />
einschließlich <strong>de</strong>r Geheimpolizei (StB) und <strong>die</strong> politischen Nachrichten<strong>die</strong>nsten, wie in allen Ostblock und vielen<br />
westlichen Län<strong>de</strong>rn von militärischen Rängen geführt. Die Hauptverwaltung I war für Aufklärung (Spionage)<br />
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