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Mein Gewissen ist die Wahrheit - Kath.de

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Kirchenkampf in <strong>de</strong>r Tschechoslowakei VI.<br />

Wärter, trotz <strong>de</strong>r Warnschüsse von <strong>de</strong>n Wachttürmen, wohl alle Weihnachtslie<strong>de</strong>r, <strong>die</strong> wir<br />

kannten, und schickten sie als eine Botschaft <strong>de</strong>r Liebe und Hoffung in unsere Heimatorte.<br />

Für <strong>die</strong>se „Frechheit“ mussten wir natürlich teuer bezahlen. Sie ließen uns bis zum Morgen<br />

halb verfroren und schneebe<strong>de</strong>ckt draußen auf <strong>de</strong>m Platz stehen. Trotz<strong>de</strong>m dankten wir Gott<br />

für <strong>die</strong>se Aufmunterung und Unterstützung, <strong>die</strong> er unseren Herzen geschenkt hatte.“(9)<br />

Eine Königin wird aufgeklärt<br />

Der Benediktinerpater Jan, 1949 Novize in <strong>de</strong>r Abtei Brevnov bei Prag, hat <strong>de</strong>n Tag nicht<br />

vergessen, an <strong>de</strong>m Abt Anastaz Opasek von <strong>de</strong>r Sicherheitspolizei abgeholt wur<strong>de</strong>. Es war<br />

Montag, <strong>de</strong>r 19, September. Um zehn Uhr hatte <strong>de</strong>r Abt eine Trauung auf <strong>de</strong>m Weißen Berg<br />

geleitet und war kurz nach elf Uhr in das Kloster zurückgekehrt. „Nur wenig später<br />

verlangten zwei Männer in Zivil an <strong>de</strong>r Pforte, mit ihm sprechen zu dürfen. Kaum hatte man<br />

ihnen das Tor geöffnet, drängten weitere Männer nach. Insgesamt vierzehn Poliz<strong>ist</strong>en waren<br />

gekommen, um <strong>de</strong>n Abt zu verhaften.<br />

Vierzig Jahre später, kommt es zu einer <strong>de</strong>nkwürdigen Begegnung in Brevnov. Nach <strong>de</strong>r<br />

Samtenen Revolution war Abt Opasek aus <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen Exil (in Rohr) nach Prag<br />

zurückgekehrt und an Pfingstmontag 1991 besucht <strong>die</strong> spanische Königin Sophie mit Gefolge<br />

<strong>die</strong> Abtei, „um <strong>die</strong> Basilika, <strong>die</strong> Krypta und <strong>de</strong>n Theresianischen Saal“ zu besichtigen.<br />

Abt Opasek persönlich übernimmt <strong>die</strong> Führung. Er zeigt <strong>de</strong>r Monarchin, wo sich früher seine<br />

Privaträume (Schlafzimmer, Arbeitszimmer, Empfangsraum) befan<strong>de</strong>n und erwähnt auch <strong>de</strong>n<br />

Moment seiner Verhaftung. Die Königin fragt zurück: „Und man hat Sie eingesperrt?“. „Ja<br />

antwortet <strong>de</strong>r Abt. „Ich bekam lebenslänglich.“ Die Königin verwun<strong>de</strong>rt: „Was haben Sie<br />

<strong>de</strong>nn verbrochen? Bei uns bekäme jemand lebenslänglich, <strong>de</strong>r mehrere Menschen ermor<strong>de</strong>t<br />

hat.“ Der Abt: „Sie erklärten mich zum Spion <strong>de</strong>s Vatikans; bei <strong>de</strong>m Monsterprozess, <strong>de</strong>r drei<br />

Tage dauerte, bekamen wir neun kirchliche Wür<strong>de</strong>nträger am 2. Dezember 1950 Strafen von<br />

zehn Jahren aufwärts. Bis zum Prozess war ich nur in Einzelhaft, zunächst drei Monate in<br />

Pankrác, dann in Ruzyné. Nach <strong>de</strong>r Urteilverkündigung wur<strong>de</strong> ich weiterhin in Einzelhaft<br />

gehalten – noch bis zum Februar. Den Prozess hatte man mit uns schon zwei Monate vorher<br />

eingeübt“…(10)<br />

Alena P. aus Prag beschreibt, wie ihr Vater <strong>de</strong>m Druck <strong>de</strong>r Stasi wi<strong>de</strong>rstand, „Konfi<strong>de</strong>nten“<br />

unter seinen Fahrgästen zu werben. Seine hauptsächlichen Kun<strong>de</strong>n waren zu <strong>de</strong>r Zeit zum<br />

Beispiel Kellner, Barmänner, Servierfräulein, Verkäufer, Friseure, aber auch Kollegen aus<br />

<strong>de</strong>m Kreis <strong>de</strong>r Taxifahrer, alles Leute also, <strong>die</strong> mit Menschen zusammenkamen. Elf Monate<br />

hielt <strong>die</strong> Staatssicherheit Vater Bohumil V. in Haft, um ihn zu zerbrechen. Eine Unterschrift<br />

hätte genügt und er wäre freigekommen. Aber er weigerte sich. Dies bekam auch <strong>die</strong> Familie<br />

zu spüren. „Unsere Familie litt ökonomisch und psychisch, auch in <strong>de</strong>r Kriegszeit war es<br />

nicht so schlimm wie in <strong>de</strong>n fünfziger Jahren.“<br />

Alena wäre gern auf <strong>die</strong> Kunstgewerbeschule gegangen, aber für “politisch Unzuverlässige“,<br />

<strong>de</strong>nn Alena wur<strong>de</strong> sozusagen in Sippenhaft genommen, hatte das Regime nur Werkzeugma<br />

cherin, Aufzugführerin, Fräserin, Mästerin, Traktor<strong>ist</strong>in, Maurerin, Schornsteinfegerin u.ä.<br />

im Angebot. Sie entschied sich für Milchverarbeitung und Käsezubereitung. Lernen musste sie<br />

in einem staatlichen Schülerheim, in <strong>de</strong>n Räumen eines Klosters. Mönche und Seminar<strong>ist</strong>en<br />

waren vertrieben wor<strong>de</strong>n. Wie Alena waren ihre me<strong>ist</strong>en Mitschüler aus Böhmen, Mähren<br />

und <strong>de</strong>r Slowakei, <strong>die</strong> in <strong>die</strong>ser einzigen Fachschule für zusammengefasst wur<strong>de</strong>n, gläubig.<br />

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