Arbeitszeit-Innovation in der Pflege - Arbeitszeitberatung Dr. Hoff ...
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Herrmann · Kutscher · Weid<strong>in</strong>ger<br />
<strong>Arbeitszeit</strong> und Organisation im Krankenhaus<br />
Zeitkontenstände, die zuvor - auch nach eigenem Bekunden - langsamer bzw.<br />
weiterbildungs<strong>in</strong>tensiver gearbeitet hatten. Gut e<strong>in</strong>gearbeitete, rout<strong>in</strong>ierte Mitarbeiter<br />
h<strong>in</strong>gegen kamen mit ihren Zeitbudgets besser zurecht. Der Chefarzt<br />
sah sich nun mit überquellenden Zeitsalden und damit e<strong>in</strong>hergehenden Freistellungsansprüchen<br />
konfrontiert, die zuvor niemals e<strong>in</strong> gewesen Thema waren<br />
- hatten doch die Mitarbeiter eigenverantwortlich und auf diese Weise sehr<br />
genau selbst zwischen Anwesenheit und <strong>Arbeitszeit</strong> abwägen können. Die<br />
Führungskraft sah sich nun gezwungen, obwohl we<strong>der</strong> er noch se<strong>in</strong>e Mitarbeiter<br />
dies eigentlich wollten, die Mitarbeiter zur Arbeitsbeschleunigung anzuhalten<br />
- obwohl es gerade im Interesse <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Arbeit ist, dass je<strong>der</strong> se<strong>in</strong>en<br />
<strong>in</strong>dividuellen Arbeitsrhythmus f<strong>in</strong>den kann.<br />
Wie kann also bei Zeitkontenführung das Dilemma zwischen <strong>der</strong> Notwendigkeit<br />
e<strong>in</strong>er Zeiterfassung und den Nebenwirkungen <strong>der</strong> Erfassungstechnik aufgelöst<br />
werden?<br />
Vor allem durch die Selbstaufschreibung durch die Mitarbeiter - und zwar nur<br />
mehr <strong>der</strong> Abweichungen von ihrer anteiligen Vertragsarbeitszeit und bewusst<br />
unpräzise <strong>in</strong> 1/2h- o<strong>der</strong> 1/4h-Schritten. Die entsprechenden e<strong>in</strong>fachen, ggf.<br />
EDV-gestützten Formulare werden regelmäßig von <strong>der</strong> Führungskraft abgezeichnet,<br />
damit sie über ausreichende Informationen zur Zeitkontensteuerung<br />
zu verfügen. Gewissermaßen nebenbei wird auf diese Weise <strong>der</strong> bei m<strong>in</strong>utengenauer<br />
Erfassung häufig unvermeidbaren "M<strong>in</strong>utenorientierung" die belegmäßige<br />
Grundlage entzogen.<br />
In <strong>der</strong> Praxis s<strong>in</strong>d folgende Vorteile e<strong>in</strong>er Selbsterfassung <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong> zu<br />
beobachten: Sie ist das e<strong>in</strong>zige (potenziell) genaue Erfassungsverfahren, weil<br />
die Unterscheidung zwischen Anwesenheit und <strong>Arbeitszeit</strong> durch die Mitarbeiter<br />
problemlos berücksichtigt werden kann. Sie ist ortsunabhängig, unaufwendig<br />
sowie e<strong>in</strong>fach. Und sie symbolisiert Vertrauen <strong>in</strong> die Mitarbeiter. Zudem<br />
lässt sie sich auch mit Formen <strong>der</strong> Erfassung <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong> nach Verwendungszwecken<br />
problemlos komb<strong>in</strong>ieren, wie sie ja im Rahmen <strong>der</strong> Bedarfsanalyse<br />
(siehe oben) angewandt werden können. Und schließlich fallen - häufig<br />
unterschätzt - wesentlich ger<strong>in</strong>gere System- und Adm<strong>in</strong>istrationskosten an<br />
als bei Kommt-Geht-Zeiterfassung.<br />
Noch e<strong>in</strong>facher und weitgehen<strong>der</strong> ist e<strong>in</strong> Entwicklungsschritt <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>gestaltung,<br />
<strong>der</strong> <strong>der</strong>zeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Privatwirtschaft immer größere Verbreitung f<strong>in</strong>det:<br />
die Vertrauensarbeitszeit. Hier verzichtet <strong>der</strong> Arbeitgeber bewusst auf die<br />
Kontrolle <strong>der</strong> E<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> Vertragsarbeitszeit und legt auch diese Aufgabe<br />
<strong>in</strong> die Eigenverantwortung <strong>der</strong> Mitarbeiter. Vertrauensarbeitszeit lässt sich<br />
damit ideal mit selbstgesteuerten Formen <strong>der</strong> Dienstplangestaltung (Stellschraube<br />
1) komb<strong>in</strong>ieren. Der Mitarbeiter führt e<strong>in</strong>e <strong>Arbeitszeit</strong>saldierung nur<br />
durch, wenn er möchte bzw. wenn er das Gefühl hat, überlastet zu se<strong>in</strong>, stets<br />
aber nur zur Selbstkontrolle. Kommt <strong>der</strong> Mitarbeiter bzw. das Team mit <strong>der</strong><br />
Vertragsarbeitszeit auch auf Sicht nicht aus, melden sie dies bei <strong>der</strong> Führungskraft<br />
an. Die Führungskraft ist anschließend für die Entlastung verant-<br />
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