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Download - Österreichische Kinder-Krebs-Hilfe

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„Es ist noch viel Aufklärung nötig“<br />

Ursula Mattersberger im Porträt<br />

S T E C K B R I E F<br />

Ursula Mattersberger<br />

Woraus ich meine Kraft schöpfe:<br />

Aus Kontakten zu ehemaligen<br />

Patienten und Patientinnen, die sichtbar<br />

machen, wie groß heute die<br />

Heilungschancen für <strong>Krebs</strong> im Kindesalter<br />

sind<br />

Was mir besonders am Herzen liegt:<br />

Dass wir genügend Spenden bekommen,<br />

um betroffenen Familien mit<br />

finanzieller <strong>Hilfe</strong> unter die Arme greifen<br />

zu können; dass die psychosoziale<br />

Nachsorge in Österreich noch<br />

professioneller wird; dass ehemalige<br />

Patienten und Patientinnen leicht eine<br />

Lehrstelle finden<br />

Was mir am meisten zu schaffen<br />

macht:<br />

Der Tod meines Mannes durch einen<br />

Verkehrsunfall vor zehn Jahren.<br />

Er hinterlässt eine unglaublich große<br />

Lücke in unserer Familie<br />

Meine größten Erfolge:<br />

Dass ich so viele – auch oft herausfordernde<br />

– Herzenswünsche der<br />

<strong>Kinder</strong> erfüllen konnte<br />

Meine Schwächen:<br />

Ungeduld<br />

Meine Stärken:<br />

Verschwiegenheit, ich kann gut<br />

zuhören<br />

Ursula Mattersberger, die neue Obfrau<br />

der KKH für Tirol und Vorarlberg, erfüllt<br />

als Lehrerin an der Universitätsklinik<br />

Innsbruck seit 20 Jahren alle nur denkbaren<br />

Herzenswünsche der ihr anvertrauten<br />

<strong>Kinder</strong>. Neben ihrem hohen<br />

Engagement für den Ausbau des<br />

psychosozialen Nachsorge-Zentrums<br />

Sonneninsel fordert sie auch mehr Unterstützung<br />

für ehemalige junge PatientInnen<br />

bei der Lehrstellensuche.<br />

Anfang der 90er Jahre habe ich ein<br />

krebskrankes Mädchen im Volksschulalter<br />

unterrichtet, das ein<br />

großer Fan von Hubert von Goisern war. Ihr<br />

Herzenswunsch war es, ein Konzert ihres<br />

Lieblingssängers zu hören. Da es damals<br />

noch kaum Mobiltelefone gab, habe ich<br />

an den Künstler – den ich nicht persönlich<br />

kannte – ein Express-Telegramm geschickt.<br />

Hubert von Goisern hat sich zwei Tage<br />

später bei mir am Festnetztelefon gemeldet<br />

und schon eine Woche danach gab<br />

er auf der <strong>Kinder</strong>krebsstation ein eineinhalbstündiges<br />

Konzert mit vielen Liedern<br />

zum Thema Abschied. Es war sehr berührend.“<br />

– Wenn Ursula Mattersberger mit<br />

ruhiger Stimme von ihren Anfängen an der<br />

<strong>Kinder</strong>krebsstation der Universitätsklinik<br />

Innsbruck erzählt, wo sie seit 20 Jahren als<br />

Lehrerin mit voller Lehrverpflichtung bis<br />

zur 8. Schulstufe tätig ist und mittlerweile<br />

auch den privaten Unterricht für die jungen<br />

PatientInnen organisiert, wird schnell<br />

klar: Hier ist eine Frau, die eine erfüllende<br />

Lebensaufgabe gefunden hat. Das damalige<br />

Konzert markierte den Beginn einer<br />

Laufbahn, die sehr bald über das reine<br />

Unterrichten hinausging. Mattersberger<br />

hat in diesen zwei Jahrzehnten mehr als<br />

600 <strong>Kinder</strong> betreut, viele kleine und große<br />

Extra-Wünsche erfüllt – etwa ein Tischfußballmatch<br />

mit Tobias Moretti, ein Treffen<br />

mit den Kickern von Wacker Innsbruck und<br />

zuletzt vermittelte sie sogar eine Zusammenkunft<br />

mit FC Barcelona-Star Lionel<br />

Messi – und darüber eine umfangreiche<br />

Dokumentation angelegt.<br />

Ihrem intensiven Engagement für die<br />

schwer kranken <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen<br />

folgte als fast logischer Schritt der Ruf in<br />

die KKH für Tirol und Vorarlberg, wo die gebürtige<br />

Lienzerin im Jahr 1998 die Funktion<br />

der Vizeobfrau übernahm. Im März dieses<br />

Jahres avancierte Ursula Mattersberger zur<br />

Obfrau der Landesorganisation. „Ich habe<br />

ein tolles Team und kann nun mehr gestalten<br />

als davor,“ freut sich Mattersberger.<br />

Die neue Obfrau, die auch dem Vorstand<br />

der Österreichischen <strong>Kinder</strong>-<strong>Krebs</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />

angehört, war niemals in der eigenen Familie<br />

mit einer <strong>Krebs</strong>erkrankung konfrontiert.<br />

Doch auch für sie hielt das Leben eine harte<br />

Prüfung bereit: Vor zehn Jahren verunglückte<br />

ihr Ehemann bei einem Verkehrsunfall<br />

tödlich. „Durch mein persönliches<br />

Schicksal habe ich noch besser gelernt,<br />

mit einer Ausnahmesituation umzugehen“,<br />

erzählt die zweifache Mutter mit unüberhörbarer<br />

Trauer in der Stimme.<br />

Und wird dann wieder so pragmatisch,<br />

wie man es von einer derart umsetzungsstarken<br />

Frau erwartet: „Die wichtigste<br />

Unterstützung, die die KKH betroffenen<br />

Familien geben kann, ist zuallererst finanzieller<br />

Natur, denn in einer so schwierigen<br />

Situation – wenn zum Beispiel ein Elternteil<br />

wegen der Betreuung des schwer kranken<br />

Kindes seine Arbeit aufgeben muss – soll<br />

es zumindest keine materiellen Sorgen geben.“<br />

Am Herzen liegt ihr auch der Ausbau<br />

einer noch professionelleren Nachsorge in<br />

Österreich, die angesichts des Anstiegs der<br />

Heilungschancen bei <strong>Krebs</strong>erkrankungen<br />

immer mehr in den Fokus rückt. Weshalb<br />

sie sich seit der Planungsphase für den<br />

2010 begonnenen Bau des Nachsorge-<br />

Zentrums Sonneninsel in Seekirchen am<br />

Salzburger Wallersee stark macht. Nach<br />

der Intensiv-Therapie, so Mattersberger,<br />

sei für Eltern und <strong>Kinder</strong> nichts mehr so<br />

wie vorher und der Schritt ins „normale“<br />

Leben brauche oft eine „Anleitung“. Doch<br />

oft warten auf die ehemals Kranken auch<br />

später noch massive Probleme: „Viele finden<br />

keine Lehrstelle, da die Unternehmen<br />

Angst haben, dass ehemalige <strong>Krebs</strong>patienten<br />

rückfällig werden könnten oder<br />

nicht genug leistungsfähig sind. Dabei sind<br />

diese jungen Menschen oft reifer als ihre<br />

Alterskollegen. Hier ist noch viel Aufklärung<br />

nötig“, formuliert Mattersberger eines<br />

ihrer Anliegen. π<br />

Linda Maschler<br />

Porträt<br />

4/11 15<br />

sonne

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