Download - Ãsterreichische Kinder-Krebs-Hilfe
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<strong>Hilfe</strong> leisten und <strong>Hilfe</strong> annehmen<br />
Möglichkeiten und Grenzen von Selbsthilfegruppen<br />
Therapie & Betreuung<br />
Was genau ist Selbsthilfe, wo liegen die<br />
Schwierigkeiten, die Möglichkeiten und<br />
die Grenzen dieser Hilfsform, die auch<br />
innerhalb der <strong>Kinder</strong>-<strong>Krebs</strong>-<strong>Hilfe</strong> Organisationen<br />
eingesetzt wird? Die SONNE<br />
sprach dazu mit Maria Brandl, Moderatorin<br />
des Survivors-Treffs Wien und<br />
Erich Wurzinger, ehemaliges Mitglied<br />
der Selbsthilfegruppe „Treffen für verwaiste<br />
Eltern“ in Wien.<br />
Selbsthilfegruppen entstehen immer<br />
dort, wo es eine Notsituation gibt. Ein<br />
Schicksalsschlag vereint eine Gruppe<br />
von Menschen, die sich unter normalen<br />
Umständen kaum kennen gelernt hätten.<br />
Sie versuchen die Herausforderungen, die<br />
eine belastende Situation mit sich bringt,<br />
mit <strong>Hilfe</strong> anderer Menschen in ähnlichen<br />
Situationen selbst zu bewältigen. „Selbst“<br />
bedeutet in diesem Zusammenhang ohne<br />
professionelle (therapeutische) <strong>Hilfe</strong>, was<br />
nicht heißt, dass die Gruppe nicht z.B.<br />
durch PsychologInnen begleitet werden<br />
kann.<br />
Die ersten klassischen Selbsthilfegruppen<br />
entstanden in den USA. 1935 wurde<br />
eine der heute bekanntesten Selbsthilfegruppen,<br />
die „Anonymen Alkoholiker“ gegründet.<br />
In Europa kam es nach Ende des<br />
2. Weltkrieges zu einer Gründungswelle,<br />
vor allem von Kriegsopferverbänden.<br />
Später, in den 50er und 60er Jahren des<br />
vergangenen Jahrhunderts, folgten aufgrund<br />
von Versorgungslücken im Bereich<br />
Behinderung und chronisch Erkrankter<br />
weitere Gründungen, ab Ende der 70er Jahre<br />
spielten bereits psychosoziale Aspekte<br />
eine wesentliche Rolle im Selbsthilfewesen.<br />
Heute existieren in Österreich mehr<br />
als 2.000 Selbsthilfegruppen. Der Bogen<br />
des Angebots spannt sich dabei von A wie<br />
Aids bis Z wie Zwang. Auch innerhalb der<br />
<strong>Kinder</strong>-<strong>Krebs</strong>-<strong>Hilfe</strong> Organisationen Österreichs<br />
existieren unterschiedliche Selbsthilfegruppen,<br />
wie die verwaisten Elternrunden<br />
oder die Survivor-Gruppen.<br />
Maria Brandl<br />
Gemeinnützige Organisation oder<br />
Selbsthilfe<br />
Der Unterschied zwischen einer gemeinnützigen<br />
Organisation, wie etwa der Österreichischen<br />
<strong>Kinder</strong>-<strong>Krebs</strong>-<strong>Hilfe</strong>, und einer<br />
Selbsthilfegruppe liegt darin, dass letztere<br />
keine Dienstleistungen erbringt. Sie bietet<br />
beispielsweise kein gedrucktes Informationsmaterial<br />
an und leistet keine finanzielle<br />
Unterstützung. In der Selbsthilfegruppe<br />
gibt es zwar einen großen „Pool an Wissen“,<br />
wie Maria Brandl, Moderatorin des Survivors-Treffs<br />
Wien, den Informationscharakter<br />
einer Selbsthilfegruppe bezeichnet,<br />
aber Informationen werden nicht systematisiert<br />
angeboten, sondern bei Bedarf,<br />
meist mündlich, weitergegeben. Jeder kann<br />
sozusagen aus dem Erfahrungsschatz der<br />
anderen Gruppenmitglieder schöpfen.<br />
Das typischste Merkmal einer Selbsthilfegruppe<br />
ist, dass gleichzeitig <strong>Hilfe</strong> geleistet<br />
und <strong>Hilfe</strong> in Anspruch genommen<br />
wird. Für das Funktionieren ist jede/r TeilnehmerIn<br />
verantwortlich. „Eine Selbsthilfegruppe<br />
kann nur dann über längere Zeit<br />
bestehen, wenn es eine gewisse Anzahl an<br />
aktiven Mitgliedern gibt“, erklärt Brandl.<br />
Meist gibt es eine Stammgruppe und eine<br />
kleinere Anzahl unregelmäßig anwesender<br />
Personen, die vor allem dann zu<br />
einem Treffen kommen, wenn es ihnen<br />
sehr schlecht geht. Aus jahrelanger Erfahrung<br />
sowohl als Gründerin einer Selbsthilfegruppe,<br />
aber auch als Begleiterin, weiß<br />
Brandl auch, dass meist die GründerInnen<br />
sehr engagiert sind. Ausgesprochen, oder<br />
auch unausgesprochen, fände sich laut<br />
Brandl immer jemand, der Organisatorisches<br />
erledige und damit eine gewisse<br />
Regelmäßigkeit gewährleiste. Ohne solche<br />
„Verantwortliche” verlaufe die Sache bald<br />
im Sand.<br />
Die Rolle des „Verantwortlichen“ übernahm<br />
bei der ehemaligen Selbsthilfegruppe<br />
„Treffen für verwaiste Eltern” der KKH<br />
Dr. Erich Wurzinger<br />
Wien, NÖ, Bgld. Erich Wurzinger, der seinen<br />
neunjährigen Sohn Robert nach einer<br />
Leukämieerkrankung 1999 verloren hat.<br />
„Meine Frau und ich fühlten uns zwar nicht<br />
als die Leiter der Gruppe, aber wir haben<br />
die Gäste begrüßt und dafür gesorgt, dass<br />
sich alle wohl fühlten und dass etwas zum<br />
Trinken und Knabbern da war“, erinnert<br />
sich Wurzinger.<br />
Gründung einer Selbsthilfegruppe<br />
<strong>Hilfe</strong>stellungen und wertvolle Tipps zur<br />
Gründung einer Selbsthilfegruppe gibt es<br />
beim „Fonds Gesundes Österreich“ (siehe<br />
Infokasten). Auf deren Website findet man<br />
im <strong>Download</strong>bereich zur Selbsthilfe Kontaktadressen<br />
für alle Bundesländer sowie<br />
einen Leitfaden zur Gründung. Wichtige<br />
Schritte dabei sind, die eigenen Erwartungen<br />
abzustecken und zu überprüfen:<br />
Was möchte ich erreichen? Erst dann kann<br />
man sich auf die Suche nach Gleichgesinnten<br />
machen, an deren Ende das erste<br />
Treffen steht.<br />
Unterstützt werden viele Selbsthilfegruppen<br />
auch von themennahen Hilfsorganisationen.<br />
So unterstützen etwa die<br />
<strong>Kinder</strong>-<strong>Krebs</strong>-<strong>Hilfe</strong> Organisationen Selbsthilfegruppen<br />
in ihren Reihen mit Know-<br />
How, Personal, Räumlichkeiten, bei den<br />
Finanzen etc.<br />
Selbsthilfegruppe ja oder nein?<br />
Möchte sich jemand einer Selbsthilfegruppe<br />
anschließen, sollte er sich darüber<br />
im Klaren sein, dass diese Hilfsform keine<br />
(psychotherapeutische) Therapie ersetzen<br />
kann. Die Selbsthilfegruppe kann die professionelle<br />
<strong>Hilfe</strong> nur ergänzen: „Man holt<br />
sich in der Gruppe vor allem Kraft, man ist<br />
unter Gleichgesinnten, man hat denselben<br />
sonne 4/11