GESUNDHEIT TrIffT SozIalES - SMZ Liebenau
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Zukunftsmodell Hausarzt?<br />
Medizin trifft smz soziales aktuell<br />
Zukunftsmodell<br />
Hausarzt?<br />
Inge Zelinka-Roitner<br />
Der Präsident der steirischen Ärztekammer,<br />
Dr. Wolfgang Routil, war im März eingeladen,<br />
um im <strong>SMZ</strong> zu folgenden Themen<br />
Stellung zu nehmen: Zukunft der Allgemeinmedizin<br />
in der Steiermark, ernsthafte Reformvorhaben<br />
in Bezug auf das „Hausarztmodell“,<br />
Ärzteschwund am Land, Hausärzte<br />
als Gate-Keeper für Spitals- und Fachärzte<br />
sowie integrierte Versorgung am Beispiel<br />
des <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong>.<br />
Hausarzt kein<br />
„Abfallprodukt“<br />
Routil stellte gleich zu Beginn klar, dass in<br />
allen bisherigen Regierungserklärungen<br />
ein Bekenntnis zu einer Aufwertung des<br />
Hausarztes erfolgte, bis dato jedoch noch<br />
nie konkret umgesetzt wurde. Routil: „Der<br />
Hausarzt sollte nicht zum Abfallprodukt<br />
werden, frei nach dem Motto: »wenn sonst<br />
keiner da ist, geh ich halt zum Hausarzt«.“<br />
Mit der Einführung der e-card herrsche eher<br />
der Trend zum „Spitäler-Shopping“: Ambulanzen<br />
würden ohne vorherige Untersuchung<br />
gestürmt.<br />
Integrierte Versorgung<br />
gefordert<br />
Das Hausarztmodell selbst müsse aber<br />
auch umstrukturiert werden, so Routils Forderung<br />
nach mehr Kooperation und Gruppenpraxen.<br />
Problematisch seien hier allerdings<br />
die Verträge mit den Kassen: „Bei uns<br />
gibt es Abschläge, wenn man eine Gruppenpraxis<br />
gründet, in andern Ländern dagegen<br />
finanzielle Anreize!“, so Routil. Eine<br />
integrierte Versorgung sei aber mehr als<br />
der Zusammenschluss von Hausärzten, sie<br />
müsse auch als Drehscheibe für Befunde<br />
mit Speicher- und Verwaltungsaufgaben<br />
fungieren.<br />
Paradigmenwechsel:<br />
weg vom Hausarzt?<br />
Gustav Mittelbach (<strong>SMZ</strong>) kritisierte, dass<br />
„Gesundheitspolitik in der Steiermark immer<br />
Spitalspolitik“ sei. Die Allgemeinmedizin<br />
spiele eine untergeordnete Rolle, was sich<br />
auch daran zeige, dass höchstens 15% der<br />
jungen MedizinstudentInnen AllgemeinmedizinerInnen<br />
werden wollten. Rainer Possert<br />
(<strong>SMZ</strong>) stellte ebenfalls einen Paradigmenwechsel<br />
hin zum facharztbezogenen<br />
System fest. Zudem sei die finanzielle Situation<br />
der Hausärzte in der Stadt um vieles<br />
schlechter als die der Fachärzte und Landärzte.<br />
Possert verwies auf ein Statement<br />
der GKK: „Wir wissen, dass die Leistungen<br />
der Hausärzte in keiner Weise gedeckt<br />
sind!“<br />
Auch Routil bestätigte den „Schwund des<br />
allgemeinmedizinischen Kassenarztes“:<br />
„Die Ärztekammer verzeichnet 5600 Mitglieder<br />
in der Steiermark, davon sind nur<br />
1000 Kassenärzte und von denen 650 Hausärzte<br />
mit Kassenvertrag. Alle anderen sind<br />
Wahlärzte. Die Planstellen für Kassenärzte<br />
sind seit 20 Jahren gleich geblieben, die Patienten<br />
gehen zunehmend zum Wahlarzt!“<br />
Hausarzt noch zeitgemäSS?<br />
In der Diskussion gab Eva Rasky (Institut für<br />
Sozialmedizin, Meduni Graz) zu bedenken,<br />
dass das Hausarztmodell in Österreich veraltet<br />
sei und viele Leistungen, die die Menschen<br />
verlangten, nicht mehr bieten könne.<br />
„Sollte sich nicht auch der Hausarzt an<br />
den Wandel der Zeit anpassen?“ so Rasky.<br />
Und: „auf dem heutigen Niveau kann der<br />
Hausarzt die gewünschten Leistungen nicht<br />
bieten“. Die Ausbildung in diesem Bereich<br />
müsse stark verbessert und z.B. die Professur<br />
für Allgemeinmedizin an der Grazer Uni<br />
wieder etabliert werden.<br />
<strong>SMZ</strong> INFO Juni 2012<br />
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