GESUNDHEIT TrIffT SozIalES - SMZ Liebenau
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3 Jahre Sta.ges Gesundheitsförderung<br />
Politik & Praxisführung<br />
Medical Tribune • 44. Jahrgang • Nr. 9 • 29. Februar 2012 19<br />
Gesundheitsförderung in einem benachteiligten Grazer Stadtteil<br />
Projekt „sta.ges“ holte viele ab<br />
GRAZ – Ein besonderes Anliegen des Sozialmedizinischen Zentrums<br />
<strong>Liebenau</strong> im Süden von Graz ist es seit jeher, auch sogenannten<br />
„vulnerablen Gruppen“ eine möglichst optimale<br />
Gesundheitsversorgung anbieten zu können. Da zum Einzugsgebiet<br />
des Zentrums auch städtische Problemgebiete gehören,<br />
wurde im Jahr 2008 das Stadtteilprojekt „sta.ges – Stadtgesundheit<br />
für Alle!“ initiiert, das vor allem sozial schwache und gesundheitlich<br />
benachteiligte Menschen dazu befähigen sollte, mit<br />
ihren gesundheitlichen und sozialen Risiken umgehen zu lernen.<br />
Im Mittelpunkt stand die Förderung von sozialen Netzwerken.<br />
Das Projektgebiet waren zwei<br />
Siedlungen in den Grazer Bezirken<br />
Jakomini und <strong>Liebenau</strong> (Schönausiedlung<br />
und Grünanger), in denen<br />
Studenten des Instituts für<br />
Soziologie auch eine umfangreiche<br />
Sozialraumanalyse durchführten.<br />
Als Kennzeichen des Gebietes<br />
wurden unter anderem ein<br />
überproportional hoher Anteil an<br />
Gemeindewohnungen, geringes<br />
Wohnungseigentum, hoher Anteil<br />
an Alleinerzieherinnen, geringes<br />
Bildungsniveau und Probleme mit<br />
häuslicher Gewalt und Alkohol erhoben.<br />
Festgestellt wurde auch,<br />
dass es in den beiden Siedlungen,<br />
in denen viele Menschen mit Migrationshintergrund<br />
leben, kaum<br />
gemeinschaftliche Netzwerke gibt.<br />
Ressourcen nutzen<br />
und mitgestalten<br />
Explizit<br />
„Das Fehlen sozialer<br />
Beziehungen ist<br />
ein ebenso hohes<br />
Gesundheitsrisiko wie<br />
Zigarettenkonsum,<br />
hoher Blutdruck,<br />
Übergewicht und<br />
Bewegungsmangel.“<br />
Mag. Dr. Inge Zelinka-Roitner<br />
Brunch mit Blutdruckmessen und Blutzuckermessen sowie Walken an der Mur brachte Menschen in Graz zusammen.<br />
Hintergrund des dreijährigen<br />
Projekts, das vom Fonds Gesundes<br />
Österreich und vom Gesundheitsressort<br />
des Landes Steiermark gefördert<br />
wurde, waren sozialmedizinische<br />
Daten, die zeigen, welch<br />
dramatische Auswirkungen der<br />
sozioökonomische Status eines<br />
Menschen auf seine Gesundheit<br />
hat: Männer aus der niedrigsten<br />
Bildungsgruppe haben eine rund<br />
zehn Jahre kürzere Lebenserwartung,<br />
eine 50 Prozent größere<br />
Wahrscheinlichkeit, an Diabetes<br />
zu erkranken, und ein doppelt<br />
so hohes Schlaganfallrisiko wie die<br />
Durchschnittsbevölkerung. Diese<br />
Liste ließe sich noch beliebig fortsetzen.<br />
Als einer der wesentlichsten<br />
Risikofaktoren konnten dabei<br />
mangelnde soziale Vernetzungen<br />
identifiziert werden. „Das<br />
Fehlen sozialer Beziehungen ist<br />
ein ebenso hohes Gesundheitsrisiko<br />
wie Zigarettenkonsum, hoher<br />
Blutdruck, Übergewicht und Bewegungsmangel“,<br />
zitiert Mag. Dr.<br />
Inge ZelinkaRoitner, Soziologin<br />
am <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong>, ihren bekannten<br />
Kollegen James House.<br />
„Gerade in benachteiligten Wohngebieten<br />
tragen soziale Netzwerke<br />
mindestens ebenso viel zur Gesundheitsförderung<br />
bei wie die<br />
klassischen Ansätze Bewegung<br />
oder Ernährung.“<br />
Im Motto „... für Alle!“ kommt<br />
schon zum Ausdruck, dass sich die<br />
Initiatoren bewusst gegen zielgruppenspezifische<br />
Projekte entschieden.<br />
Um die Menschen zu erreichen,<br />
wurden Aktivitäten auf zwei<br />
Ebenen gesetzt: Der eine Ansatzpunkt<br />
war, Multiplikatoren, Politiker<br />
und Experten zu mobilisieren,<br />
sie für die Anliegen der Benachteiligten<br />
zu sensibilisieren und ihnen<br />
Erkenntnisse der modernen<br />
Sozialmedizin nahezubringen. Im<br />
Rahmen einer Stadtteilplattform<br />
konnten Jugendzentren, Pfarren,<br />
Schulen, Vereine, Polizeidienststellen,<br />
Ämter und medizinische Einrichtungen<br />
als Projektpartner gewonnen<br />
werden. Die zweite Ebene<br />
galt dem Empowerment der betroffenen<br />
Bevölkerung. Hier war<br />
das Ziel, die direkte Beteiligung der<br />
Menschen an einzelnen Aktivitäten<br />
und Projekten zu fördern und dadurch<br />
verschiedenste Netzwerke<br />
aufzubauen. So wurde ein bisher der<br />
Öffentlichkeit nicht zugängliches<br />
Grundstück mit tatkräftiger Unterstützung<br />
der Anwohner zu einem<br />
„Garten für Alle“ umgestaltet, ein<br />
wöchentlicher Brunch am Grünanger<br />
ins Leben gerufen und ein<br />
Gewinnspiel veranstaltet, in dem<br />
mehr als 100 Teilnehmer ihre Ideen<br />
und Wünsche für den Stadtteil zu<br />
Papier brachten. Bei den regelmäßigen<br />
Stadtteil und Schulfesten<br />
wurde nicht nur gefeiert, sondern<br />
auch das Angebot kostenloser Blutdruck<br />
und Blutzuckermessungen<br />
mit anschließenden Beratungsgesprächen<br />
rege genutzt. Besonders<br />
erfolgreich war auch das Projekt<br />
„Walken an der Mur“, mit dem vor<br />
allem ältere Frauen zu körperlicher<br />
Aktivität motiviert werden konnten.<br />
Schulkinder lernten im Projekt<br />
„Sturz und Fall“ im Rahmen<br />
ihres Turnunterrichts von einem<br />
professionellen JiuJitsuTrainer,<br />
wie man sich selbst verteidigt. In<br />
sogenannten Deeskalationstreffen<br />
konnten Beteilig te und Multiplikatoren<br />
Probleme im Wohngebiet<br />
direkt diskutieren. Themen waren<br />
z.B. Mülltrennung, Kinder und Jugendschutz<br />
oder Nachbarschaftssicherheit.<br />
Beispiele für weitere Aktivitäten<br />
waren ein interkulturelles<br />
Kochprojekt, Musikprojekte, Kreativworkshops<br />
und eine eigene Stadtteilzeitung.<br />
„Die neueste Aktivität dass dadurch das Gemeinschaftsgefühl<br />
und das Wohlbefinden im Jahre begrenzt war, wurde von An-<br />
können. Da das Projekt auf drei<br />
ist das Kindergartenprojekt ,Ganz<br />
früh‘“, ergänzt Dr. ZelinkaRoitner. Wohngebiet deutlich verbessert fang an auch besonderes Augenmerk<br />
auf die Nachhaltigkeit gelegt.<br />
„Hier geht es darum, bei den Eltern, wurde“, so die Soziologin. Zudem<br />
die oft Mig rationshintergrund haben,<br />
ein Bewusstsein für Gesundzinische<br />
Beratungs bzw. Anlauf-<br />
sehr viele Netzwerkpartner gibt“,<br />
gelang es, eine mobile sozialmedi-<br />
„Das Wichtigste ist, dass es jetzt<br />
heitsförderung zu entwickeln.“ stelle im Wohngebiet zu schaffen,<br />
die sehr gut angenommen tisch. „Mittlerweile werden ein-<br />
ist Dr. ZelinkaRoitner optimis<br />
Alles in allem konnten mithilfe<br />
des Projektes „sta.ges“ in den vergangenen<br />
drei Jahren in dem be-<br />
Brunch zeigte sich, dass auch Thewohnern<br />
als laufende Aktivitäten<br />
wurde. Am Beispiel Walken und zelne Projekte von engagierten Benachteiligten<br />
Stadtteil an die 3000 men wie Bewegung und gesunde<br />
Ernährung durch ein Gemein-<br />
<strong>SMZ</strong> in dem Gebiet natürlich wei-<br />
fortgeführt. Außerdem wird das<br />
Kontakte geknüpft werden. „Aus<br />
den Rückmeldungen wissen wir, schaftserlebnis vermittelt werden terhin aktiv bleiben.“ HÖ<br />
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ID 3350 02/2012<br />
<strong>SMZ</strong> INFO Juni 2012<br />
Fotos: <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong><br />
rz_VIM_ins_adlerkuecken_170x216_2012.indd 1 17.02.12 10:20<br />
Fachkurzinformation auf Seite 24<br />
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