LINDE TECHNOLOGY - Linde Engineering
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<strong>LINDE</strong> <strong>TECHNOLOGY</strong> #1.13 // Geothermie<br />
24<br />
Titelthema: Kraftwerk Natur<br />
und bringt dort das Grundwasser zum Kochen. Deshalb steigt im<br />
gesamten Gebiet unter hohem Druck dichter, heißer Dampf aus dem<br />
Boden. Schon seit 1960 nutzt man ihn zur Stromerzeugung. Allein<br />
die Kraftwerke des amerikanischen Energieversorgers Calpine produzieren<br />
damit etwa 725 Megawatt (MW). Das reicht aus, um eine<br />
Stadt wie San Francisco – mit immerhin 800.000 Einwohnern – mit<br />
Strom zu versorgen.<br />
Mit Erdwärme effizient Strom gewinnen<br />
Inzwischen ermöglichen neuere Verfahren die Erdwärmegewinnung<br />
auch fernab solcher hochaktiven Grenzgebiete. „Wir verwenden<br />
dafür anstelle der Direktdampflösung so genannte Binärsysteme“,<br />
erklärt Weiß. Diese heißen so, weil sich die Wärme von<br />
einem geschlossenen Kreislauf – dem Wärmezyklus – auf den zweiten<br />
Kreislauf, den so genannten Kältezyklus überträgt. Im Wärmezyklus<br />
fördert eine Hochleistungspumpe heißes Thermalwasser<br />
aus der Tiefe an die Oberfläche. Dort überträgt sich die Hitze des<br />
Wassers in einem Wärmetauscher auf ein Arbeitsmittel – meist eine<br />
Flüssigkeit – im zweiten Kreislauf. Danach pumpt man das Wasser<br />
wieder in die Tiefe. So bleibt der unterirdische Druck im Gleichgewicht,<br />
und die Wasserquelle versiegt nicht.<br />
Die Flüssigkeit im Kältezyklus – an der Oberfläche – wird durch<br />
die Wärme aus der Tiefe in Dampf umgewandelt. „Und das schon<br />
bei niedrigeren Temperaturen“, so Weiß. Dieser Dampf treibt dann<br />
eine Turbine an, die wiederum in einer Anlage sehr effizient Strom<br />
erzeugt. Die <strong>Linde</strong>-Ingenieure setzen dabei auf organische Arbeitsmittel<br />
wie Propan oder auf Kältemittel, die auch in Kühlschränken<br />
und Klimaanlagen zirkulieren. Die Substanzen sind für den Prozess –<br />
den so genannten Organic Rankine Cycle (ORC) – namensgebend.<br />
Die Cryostar-Experten haben sich aber nicht nur auf das Arbeitsmittel,<br />
sondern auch auf die thermodynamischen Aspekte des<br />
ORC-Verfahrens konzentriert und bieten eine Sonderform an: den<br />
überkritischen ORC-Prozess. Dabei unterliegt das Arbeitsmittel im<br />
Kältezyklus einem erhöhten Druck. Es befindet sich dann vollständig<br />
Die Geothermische Weltkarte<br />
Riesige Energiepotenziale: Die Restwärme stammt zwar aus der<br />
Zeit der Erdentstehung, dennoch könnte die Geothermie unseren<br />
Planeten viele tausend Jahre mit Energie versorgen.<br />
Hochaktive Regionen<br />
(Tektonisch bzw. vulkanisch)<br />
Derzeit installierte<br />
Kapazität in Megawatt<br />
Potenzielle Kapazität<br />
in Megawatt<br />
Nordamerikanische<br />
Platte<br />
4.300<br />
655<br />
43.000<br />
4.050<br />
Nordamerika<br />
Island<br />
4.200<br />
1.060<br />
Mittel- und Südeuropa<br />
Eurasische<br />
Platte<br />
Pazifische<br />
Platte<br />
28.600<br />
510<br />
Mittelamerika<br />
Südamerikanische<br />
Platte<br />
174 14.000<br />
Ostafrika<br />
3.900 74.300<br />
Westpazifik<br />
Australische<br />
Platte<br />
16.100<br />
0<br />
Anden<br />
Afrikanische<br />
Platte<br />
Antarktische<br />
Platte<br />
768 9.000<br />
Neuseeland<br />
Quelle: Íslandbanki, Geothermal Energy Association