LINDE TECHNOLOGY - Linde Engineering
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<strong>LINDE</strong> <strong>TECHNOLOGY</strong> #1.13 // Gusseisen<br />
40<br />
Energieeffizienz in der Gießereitechnik steigern<br />
Sauerstoff-Turbo<br />
für Schmelzöfen<br />
Zur Produktion von Gusseisen wird viel Energie benötigt. Aber seine besonderen Eigenschaften<br />
machen den bewährten Werkstoff unverzichtbar für Wasserrohre, Autos und Maschinenteile.<br />
<strong>Linde</strong>-Ingenieure haben jetzt zusammen mit Gießerei-Experten das Herstellungsverfahren mit<br />
innovativer Sauerstofftechnik verbessert. Das schont Ressourcen und Geldbeutel.<br />
Durch diese Pipelines fließt unser Lebenselixier: Gusseiserne Wasserleitungen<br />
durchziehen die Böden der Welt. Ohne das flüssige Nass<br />
würden nicht nur ganze Industriezweige stillstehen, auch Privathaushalte<br />
säßen auf dem Trockenen ohne eine sichere Versorgung<br />
mit sauberem Trinkwasser. Und für die Rohre zu dessen Transport<br />
behauptet sich der jahrtausendealte Werkstoff Gusseisen heute<br />
immer noch – trotz starker Konkurrenz durch moderne Hightech-<br />
Materialien. Die Industrie nutzt diese kohlenstoff- und siliziumreiche<br />
Eisenlegierung aber auch für andere Erzeugnisse wie Kanaldeckel,<br />
Eisenbahn-Bremsbacken, Getriebegehäuse, Fahrwerkskomponenten<br />
oder Maschinenteile. Denn Gusseisen<br />
besitzt eine hohe Festigkeit und Dichtheit, lange<br />
Lebensdauer, gute Korrosionsbeständigkeit und<br />
Formbarkeit sowie eine außergewöhnlich hohe<br />
Druckfestigkeit. „Deshalb eignet sich Gusseisen<br />
besonders für Rohre zur Versorgung mit Wasser,<br />
Gasen und Chemikalien“, erklärt Heinz Kadelka,<br />
Leiter des Gießereiteams bei <strong>Linde</strong> Gas Deutschland.<br />
Aber die Produktion der Mini-Pipelines ist<br />
extrem energieintensiv. Angesichts steigender Energiepreise und<br />
der CO₂-Problematik hat das Thema Energieeffizienz in den letzten<br />
Jahren stark an Bedeutung gewonnen.<br />
Zur Herstellung des Gusseisens setzen viele Gießereien auf die<br />
bewährte Technik der Schachtöfen – auch Kupolöfen genannt. Rund<br />
tausend dieser Schmelzöfen gibt es auf der Welt. Die Technologie ist<br />
zwar einfach und weit verbreitet, aber seit jeher auch ressourcenintensiv.<br />
„Erst in den letzten zwei Jahrzehnten hat sich die Forschung<br />
eingehender mit Kupolöfen beschäftigt“, erklärt Kadelka. Zusammen<br />
mit seinen Kollegen und Experten der Fusoris <strong>Engineering</strong><br />
GmbH sowie der Gießerei Düker im bayerischen Karlstadt hat der<br />
50 Prozent<br />
weniger<br />
Abgase bei der<br />
Gusseisen-<br />
Produktion.<br />
<strong>Linde</strong>-Ingenieur jetzt eine Technologie entwickelt, die bei Gießerei-<br />
Schachtöfen in puncto Energieeffizienz neue Standards setzt: Das<br />
Verfahren High Efficiency Furnace, kurz HEF genannt, reduziert die<br />
Abgas-Emissionen sowie den Energie- und Materialverbrauch des<br />
Düker-Kupolofens deutlich – ohne negative Auswirkungen auf die<br />
Werkstoffgüte. „Zum Teil konnten wir die Qualität des hergestellten<br />
Gusseisens sogar noch erhöhen“, sagt Kadelka.<br />
Geschafft haben die <strong>Linde</strong>-Experten diese Einsparungen durch<br />
den innovativen Einsatz von Sauerstoff. Üblicherweise wird nur<br />
gewöhnliche Luft, der so genannte „Wind“, durch mehrere Düsen in<br />
den unteren Teil eines Kupolofens geblasen. Wenn<br />
sich der Koks entzündet, entstehen Kohlendioxid<br />
und Kohlenmonoxid. Die heißen Gase strömen<br />
nach oben und erwärmen dabei das abwechselnd<br />
mit Koks im Kupolofen geschichtete Eisen. Zusammen<br />
mit dem Stickstoff (N₂) aus der Luft bilden<br />
Kohlenmonoxid (CO) und Kohlendioxid (CO₂) das<br />
so genannte Gichtgas. Um schädliche Emissionen<br />
zu vermeiden, saugen die meisten Gießereien das<br />
Abgas im oberen Teil des Kupolofens ab und leiten es in eine separate<br />
Brennkammer. Dort wird zum einen das Kohlenmonoxid zu Kohlendioxid<br />
nachverbrannt, zum anderen werden möglicherweise vorhandene<br />
organische Schadstoffe zerstört. Die Hitze dieses Verbrennungsprozesses<br />
wird wiederum genutzt, um den „Wind“ vorzuwärmen.<br />
Beim HEF-Verfahren nutzen die <strong>Linde</strong>-Ingenieure das Gichtgas auf<br />
andere Weise. Der Trick ist ein geschickter Gas-Kreislauf, der die chemische<br />
Energie der Abgase besonders effizient nutzt: Denn einen Teil<br />
des heißen Gases saugt man ab und bläst diesen dann erneut in den<br />
Ofen. Vor dieser so genannten Eindüsung wird das Gichtgas in einer<br />
Mischkammer mit reinem Sauerstoff aus einem Tank angereichert.