LINDE TECHNOLOGY - Linde Engineering
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<strong>LINDE</strong> <strong>TECHNOLOGY</strong> #1.13 // KUNSTSTOFFVERARBEITUNG<br />
38<br />
Stickstoff senkt Kosten in der Autoteile-Fertigung<br />
Plastik unter Druck<br />
Immer öfter setzen Autobauer ihre Fahrzeuge auf Diät und nutzen Kunststoff statt Stahl oder Glas.<br />
Das spart Gewicht und damit Sprit – und bietet auch den Designern neue Freiheiten. <strong>Linde</strong>-<br />
Experten haben innovative Produktionssysteme entwickelt, die mit Hochdruck-Stickstoff arbeiten.<br />
Die Pfunde müssen weichen: Nicht nur die Elektromobilität stellt<br />
neue Anforderungen an die Autobauer. Bereits heute zahlt sich jedes<br />
Kilogramm weniger an der Tankstelle aus. Autoingenieure setzen<br />
auf eine extreme Material-Diät, und Hightech-Kunststoffe verwandeln<br />
Fahrzeuge in Leichtgewichte. Komponenten aus diesen<br />
Materialien wiegen durchschnittlich etwa 50 Prozent weniger als<br />
Materialien aus Glas oder Metall. Ob Armaturen, Stoßstangen oder<br />
Autositze: Robuste Plastikbauteile machen mittlerweile bis zu 15 Prozent<br />
des Gesamtgewichts eines Autos aus – Tendenz steigend. Nur<br />
so lassen sich Treibstoffverbrauch und CO₂-Ausstoß drosseln und die<br />
Reichweite von Batterie- oder Brennstoffzellenautos steigern.<br />
Kunststoffe haben aber noch einen weiteren Vorteil: Sie lassen<br />
sich im Spritzgießverfahren leicht verarbeiten und die Werkstoffeigenschaften<br />
sehr gut auf die Anwendung abstimmen. Die Autoindustrie<br />
arbeitet immer häufiger mit der Gas-Innendruck-Technik: Dabei<br />
spritzt ein so genannter Extruder den verflüssigten Kunststoff unter<br />
hohem Druck in eine Spritzgussform, die Kavität. Anschließend presst<br />
man gasförmigen Stickstoff in die Schmelze und verdrängt so einen<br />
Teil des Kunststoffs, beispielsweise in eine Nebenkavität. Der Gasdruck<br />
wird aufrechterhalten, bis das Bauteil ausgehärtet ist und aus<br />
der Form genommen wird. Das fertige Kunststoffelement ist also<br />
innen hohl. Das spart Material und Gewicht. „Dennoch ist das spätere<br />
Bauteil ausreichend steif und formstabil“, erklärt Rolf Heninger, Leiter<br />
des Bereichs Plastics & Cryogenics bei der <strong>Linde</strong> Gases Division.<br />
„Zudem sorgt der hohe Gasdruck dafür, dass die Kunststoffmasse<br />
die Form präzise ausfüllt – und beim Abkühlen nicht schrumpft“, so<br />
Heninger. Er und seine Kollegen haben die Versorgung mit Hochdruck-Stickstoff<br />
jetzt mit einem neuartigen Gasversorgungssystem<br />
noch effizienter gestaltet. Denn die Gas-Innendruck-Technik<br />
benötigt oft Drücke von mehr als 300 Bar. Für konventionelle Kompressoren<br />
bedeutet das, physikalisch bedingt, einen enormen<br />
Energieaufwand. <strong>Linde</strong> geht mit seiner Druckerhöhungsanlage<br />
PRESUS® N10 einen anderen Weg: Anstatt das Gas zu verdichten,<br />
fördert das System flüssigen Stickstoff mit Drücken von bis zu 350 Bar