LINDE TECHNOLOGY - Linde Engineering
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<strong>LINDE</strong> <strong>TECHNOLOGY</strong> #1.13 // Geothermie<br />
26<br />
Titelthema: Kraftwerk Natur<br />
Kurzinterview<br />
„groSSe Potenziale für die Kraft-wÄrme-Kopplung“<br />
↳<br />
↳<br />
Professor Rolf Bracke leitet<br />
das Internationale Geothermie-<br />
Zentrum in Bochum (GZB).<br />
Neben dem wissenschaftlichen<br />
Forschungsauftrag dient<br />
das GZB auch als Kompetenzzentrum<br />
und Ansprechpartner<br />
in allen Fragen der Nutzung<br />
und Gewinnung von Erdwärme.<br />
Warum ist gerade Bochum zum neuen Internationalen<br />
Geothermiezentrum ernannt worden?<br />
Das Ruhrgebiet ist für die geothermische Forschung ein bevorzugter<br />
Standort, weil die Menschen hier den Bergbau kennen<br />
und viele Unternehmen mit bergbau- und energietechnischer<br />
Kompetenz seit über 100 Jahren tätig sind. Die Akzeptanz ist<br />
hoch. Inzwischen arbeiten hier regelmäßig Kollegen aus Auckland,<br />
Istanbul, Reykjavik oder San Salvador – und wir bekommen<br />
ein sehr positives Feedback. Anfang 2011 hat der Geothermie-<br />
Weltverband, die International Geothermal Association, kurz<br />
IGA, ihre Hauptgeschäftsstelle im Internationalen Geothermie-<br />
Zentrum an der Hochschule Bochum eröffnet. Seither werden die<br />
Tagesgeschäfte des IGA-Sekretariats hier abgewickelt. Bochum<br />
ist damit auch im globalen Maßstab zu einem Zentrum der Erdwärmeforschung<br />
geworden.<br />
Warum ist die Geothermie ein wichtiger Baustein für<br />
die Energiezukunft?<br />
↳<br />
↳<br />
Welche Voraussetzungen braucht es für eine umfangreiche<br />
Nutzung der Geothermie?<br />
Es müssen neue Technologien entstehen, die überall – auch<br />
außerhalb geologischer Vorzugsregionen – einsetzbar und gesellschaftlich<br />
akzeptiert sind wie Enhanced Geothermal Systems:<br />
Damit lässt sich Energie aus sehr tiefen warmen Gesteinsschichten<br />
mit geringer natürlicher Wegsamkeit gewinnen: Sie werden<br />
angebohrt und unter hohem Druck wird Wasser hinabgepumpt.<br />
Der Wasserdruck erweitert vorhandene Mikrorisse und schafft<br />
so eine Thermalwasserquelle. Das Wasser erwärmt sich schnell<br />
und wird dann zur Energiegewinnung zurück an die Oberfläche<br />
geholt. Die Entwicklung solcher Systeme ist weltweit noch in<br />
den Anfängen und soll in Bochum erforscht werden. Auf unserem<br />
7.000 Quadratmeter großen In-situ-Feldlabor können wir<br />
beispielsweise Referenzbohrungen zur Geräteentwicklung und<br />
Versuche unter produktionsnahen Bedingungen durchführen.<br />
Wie bewerten sie die gesellschaftliche Haltung gegenüber<br />
der Geothermie?<br />
Eine der größten Herausforderungen ist es, die Akzeptanz dieser<br />
erneuerbaren Energieform zu fördern und den Nutzen zu kommunizieren.<br />
Wir müssen die Möglichkeiten und Risiken offen erklären.<br />
Das ist wichtig, um die Geothermie in die Ballungsräume<br />
bringen zu können. Unsere Forschungsergebnisse und ein neues<br />
Kommunikationszentrum werden dazu beitragen.<br />
Die Erdwärme zeigt ihr großes Potenzial in der Kraft-Wärme-<br />
Kopplung. Aufgrund ihrer hohen Grundlastfähigkeit kann sie<br />
eine zentrale Rolle bei der Fernwärmeversorgung großer<br />
Ballungsräume spielen. 2050 werden etwa 80 Prozent der<br />
Menschen in Ballungsräumen und Megastädten leben. Gerade<br />
die Wärmeversorgung wird unterschätzt. Die Abschaltung fossiler<br />
Kraftwerke wird eine riesige Versorgungslücke auftun – und<br />
wir müssen uns Gedanken machen, wie wir die dort gewonnene<br />
Abwärme ersetzen können. Mit der umweltfreundlichen<br />
Geothermie ließen sich viele Wohnungen und Gebäude mit<br />
Elektrizität und Wärme versorgen. Und auch die Industrie<br />
besitzt einen großen Wärmebedarf, der von dieser regenerativen<br />
Energiequelle gespeist werden könnte. Ein weiterer wichtiger<br />
Punkt: Mit Geothermie lässt sich auch kühlen. Mit der<br />
Wärmeenergie lassen sich beispielsweise Absorptionskältemaschinen<br />
betreiben: Klimaanlagen für Kühlhäuser, Hotels<br />
oder Messegelände könnten so mit umweltfreundlicher Erdwärme<br />
arbeiten.<br />
Was der Erde einheizt<br />
Die Wärme, die sich für die Geothermie nutzen lässt,<br />
resultiert zum Teil aus der Zeit der Erdentstehung.<br />
Zum anderen Teil ist natürliche Kernenergie durch<br />
den radioaktiven Zerfall verschiedener Elemente wie<br />
Uran, Thorium oder Kalium für die Hitze verantwortlich.<br />
Die Prozesse sorgen dafür, dass ein kontinuierlicher<br />
Wärmestrom aus der Tiefe an die Erdoberfläche<br />
aufsteigt. Zwar ist die Erdkruste zwischen fünf und<br />
70 Kilometer dick. Jedoch sind mehr als 99 Prozent<br />
des Planeten aufgrund des flüssigen Magmakerns<br />
heißer als 1.000 Grad Celsius. Nur ein Tausendstel der<br />
Erdmasse, die oberen drei Kilometer, sind kühler als<br />
100 Grad Celsius.