MitOstmagazin - MitOst e.V.
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MO NR.11|03_PDF VERSION 03.09.2003 12:56 Uhr Seite 40<br />
LEKTORENPROGRAMME<br />
Boschlektor in MOE – Interesse so groß wie nie<br />
Nicht nur Wodka und Vampire –<br />
Das Korrespondenten-Netz „n-ost“ stellt sich vor<br />
LEKTORENPROGRAMME<br />
Die Robert Bosch Stiftung vergibt jährlich<br />
Stipendien an deutsche Hochschulabsolventen,<br />
die für ein bis zwei Jahre in einem<br />
Land in Mittel- Ost- oder Südosteuropa an<br />
einer örtlichen Hochschule lehren und sich<br />
in studentischer Projektarbeit engagieren.<br />
Ab August 2003 werden rund 90 deutsche<br />
Sprach- und Fachlektoren und 30 Tandemlektoren<br />
(Wissenschaftler aus Mittel- und<br />
Osteuropa) in folgenden Ländern tätig<br />
sein: Estland, Lettland, Litauen, Polen,<br />
Slowakei, Tschechien, Ungarn, Rumänien,<br />
Serbien, Bulgarien, Ukraine, Weißrussland,<br />
Russland, Georgien und Kasachstan. Rund<br />
die Hälfte der Lektorate befinden sich in<br />
Weißrussland, der Ukraine, und Russland.<br />
Weitere Informationen zum Programm<br />
und den Bewerbungsvoraussetzungen Sie<br />
unter:<br />
www.boschlektoren.de<br />
lektoren@uni-hohenheim.de<br />
Ulrike Daniel, seit 2002 Projektleiterin der Lektorenprogramme der Robert Bosch Stiftung, Stuttgart<br />
Kaum sind die Regionaltreffen des Jahrgangs 2002/03 mit dem letzten Treffen in Jekaterinburg<br />
abgeschlossen, steht in Stuttgart die Planung für den neuen Lektorenjahrgang an. Rund 460<br />
Bewerbungen für ein Stipendium als Boschlektor in Mittel- und Osteuropa gingen ein. Das<br />
Interesse an einem längeren Aufenthalt in einem der 15 Länder des Programms war so groß wie<br />
nie. Neben Biographien mit fließenden Russisch- oder Tschechischkenntnissen und Studienaufenthalten<br />
in Woronesch, Minsk oder Budapest lagen die Bewerbungen Neugieriger, die nach<br />
Urlaubsaufenthalten endlich tiefer in eine der Kulturen im ehemaligen Ostblock einsteigen<br />
wollten. Die Bewerbungslage ist so bunt wie das Programm. Zwei Wochen haben die persönlichen<br />
Auswahlgespräche für den neuen Jahrgang in Anspruch genommen, 160 Bewerber,<br />
Lebensentwürfe und Ziele. Doch nur rund 45 Lektorate waren neu zu besetzen, da viele der<br />
Lektoren ihren Aufenthalt um ein weiteres Jahr verlängerten.<br />
Im kommenden Jahr wird sich die regionale Verteilung der Lektorate verändern: Da sich in den EU-Beitrittsländern<br />
die Situation an den Hochschulen stark zum Positiven entwickelt hat, konnten Lektorate<br />
dort teilweise geschlossen werden. Die frei werdenden Kapazitäten kommen in diesem Jahr insbesondere<br />
Hochschulen in der Ukraine, Weißrussland und Südosteuropa zu gute, wo mehrere Lektorate<br />
neu eingerichtet werden können. Mit den Entwicklungen in den Ländern Mittel- und Osteuropas<br />
verändert und entwickelt sich auch das Lektorenprogramm. Wir sind gespannt, wie es weiter geht!<br />
Andreas Merz, Boschlektor in Kaliningrad und Mit-Initiator von n-ost<br />
In Ungarn kauen sie den ganzen Tag auf Paprika herum, Rumänien dient als Brutstätte für Vampire, in<br />
Russland herrscht großflächig Chaos und in China fällt gerne mal ein Sack Reis um. Wir kennen diese<br />
Stereotypen, erzeugt von Journalisten, die durchaus guten Willens sind, aber zu weit entfernt vom<br />
Geschehen. Daneben gibt es die Ruges und Bednarzens, die sich sibirische Flüsse entlang quälen,<br />
mit jakutischen Eremiten den Ziegenkäse teilen und ein Millionen-Publikum begeistern. Der Hunger<br />
nach authentischen Berichten ist groß und wir, die Boschlektoren, können sie liefern – die leisen<br />
Alltagsgeschichten, die täglichen Kuriositäten, das tragische und das wunderbare Leben zwischen<br />
ungarischer und sibirischer Steppe.<br />
Seit März 2003 ist das Korrespondenten-Netz Osteuropa, kurz: n-ost, auf Sendung. 20 Boschlektoren,<br />
die meist als Praktikanten, teilweise aber auch als Profis den Medienbetrieb kennen gelernt haben,<br />
stehen derzeit hinter n-ost. Die Arbeitsweise ähnelt einer Nachrichtenagentur: Ein Korrespondent<br />
spießt vor Ort eine Geschichte auf und schickt sie per Mail an die virtuelle Leitzentrale n-ost@gmx.de,<br />
die derzeit von Kaliningrad und Minsk aus betreut wird. Der Artikel wird gegengelesen, Rückfragen<br />
werden geklärt. Schließlich macht sich der fertige Bericht auf die virtuelle Reise zu deutschsprachigen<br />
Medien. Auf diese Weise sind bereits mehrere Artikel gedruckt worden.<br />
Ob das Neugeborene die fast schon Bosch-typische Eigendynamik entwickelt, hängt auch von Euch<br />
ab. Um den Polizeibericht zu zitieren: Sachdienliche Hinweise sind hier sehr erwünscht. Und wer als<br />
Neu- oder Ex-Lektor zum Netzwerk hinzustoßen möchte, ist herzlich eingeladen. Erste journalistische<br />
Erfahrungen sollten vorhanden sein und der feste Wille, über Wodka und Vampire hinaus ein differenzierteres<br />
Bild von Mittel- und Osteuropa zu zeichnen.<br />
Kontakt:<br />
n-ost@gmx.de;<br />
weitere Informationen:<br />
www.n-ost.de<br />
10 Jahre Lektorenprogramme der Robert Bosch Stiftung<br />
Grund zum Feiern und Anlass für<br />
eine besondere Reise!<br />
40<br />
<strong>MitOst</strong> Nr. 11| Mai 2003<br />
Willkommen im Jenseits<br />
Regionaltreffen der Russland-Lektoren vom<br />
26.-31. Januar 2003 im asiatischen Jekaterinburg<br />
Andreas Merz, Studium Osteuropäische Geschichte, Slawistik und Volkswirtschaft,<br />
Boschlektor in Kaliningrad<br />
Das ist der Stoff, aus dem Heldenlegenden gewebt werden: Eine Stadt, die sich als Hinrichtungsstätte<br />
der Zarenfamilie einen Platz in der Weltgeschichte gesichert hat, wird zum Austragungsort des jenseitigsten<br />
Regionaltreffens aller Zeiten. Erstmals strömen alle Russlandlektoren, inzwischen 35, über<br />
Tausende von Kilometern hinweg durch Eis und Schnee hinter dem Ural zusammen – und landen krank<br />
im Bett. Nach dem Zehn-kleine-Negerlein-Prinzip verschwand ein Boschlektor nach dem anderen auf<br />
sein Zimmer im Gästehaus der Uni. Im Laufe von 30 Stunden, je nach Länge des Verdauungstraktes,<br />
erwischte es 25 von 35 Konferenzteilnehmern. Die Ursachenforschung kreiste um Majonäse, Fleisch,<br />
Gemüse, Salat und einen Virus. Aus der Wohnheimküche hieß es lapidar: „Das muss an den deutschen<br />
Mägen liegen.“ Diese wurden mit Kamillentee, Kohlepulver, Cola und Keksen nach zwei Tagen erfolgreich<br />
reanimiert. Geradezu biblische Erfolge zeigte eine Fastfood-Kur, der sich der <strong>MitOst</strong>-Vorsitzende Gereon<br />
Schuch unterzog.<br />
Es spricht für die Helden, dass sie ihre Auszeit genau auf die Phase des Exkursionsprogramms legten<br />
und am abschließenden Arbeitstag wieder mitwirkten. Und auch ein paar positive Eindrücke von<br />
Jekaterinburg, 30 Zugstunden hinter Moskau und 40 Kilometer jenseits des Urals gelegen, gab es<br />
noch. Besonders beeindruckten Studentinnen der Maxim Gorkij Universität mit einem frei auf<br />
deutsch gehaltenen Referat über das doch so unbekannte Gebilde Europa, dem man sich in den<br />
Straßen der (dank Ural-Bodenschätzen) relativ wohlhabenden, asiatischen Stadt näher fühlt als an manchem<br />
mitteleuropäischen Ort. „Europa gemeinsam ist der Zweifel“, fasste der mitorganisierende Boschlektor<br />
Eric Wrasse mit einem Zitat Pierre Bourdieus die Diskussion zusammen. Keinen Zweifel gab es an<br />
der guten Organisation der Konferenz, am deutschen Verdauungssystem dagegen leider durchaus...<br />
Ulrike Daniel, seit 2002 Projektleiterin der Lektorenprogramme der Robert Bosch Stiftung, Stuttgart<br />
Über 400 Stipendiaten haben ein bis zwei Jahre als Lektoren der Robert Bosch Stiftung in Mittel- und<br />
Osteuropa verbracht und mit ihren Ideen und ihrem Engagement das Programm erfüllt und gestaltet.<br />
Das Lektorenprogramm hat sich in den vergangenen 10 Jahren seines Bestehens ständig weiter<br />
entwickelt, in den Zielländern hat sich manches verändert. Wie ist es wohl, wenn einer der damaligen<br />
Sprachtutoren sich über seine Erlebnisse und Erfahrungen mit einem heutigen Lektor im selben Land austauscht?<br />
Was ist wohl aus den ehemaligen Lektorenkollegen geworden? Über die Verbleibstudie, die<br />
vor 3 Jahren erstellt wurde, konnten wir schon einen Eindruck von den verschiedenen Biographien bekommen,<br />
aber wie wäre das Ganze in natura? Ein Wiedersehen aller ehemaligen Lektoren? Eine Zeitreise<br />
durch die Entwicklung des Programms und der Zielländer? Eine Reise durch Mittel- und Osteuropa!<br />
Über das wie, wer und vor allem wo wurde in den letzten Jahren schon viel spekuliert. Jetzt ist die<br />
Entscheidung gefallen und ein Wiedersehen geplant! Sechs Tage (24. Bis 29. September 2003) soll es<br />
mit dem Lektorenzug durch MOE gehen. Von Berlin aus über Tschechien, die Slowakei, Ungarn und<br />
Polen bringt ein Sonderzug die ehemaligen Lektoren in einige der Länder, in denen sie aktiv waren. Es<br />
wird viel Gelegenheit zum Austausch von Erinnerungen mit alten Bekannten und neuen Unbekannten<br />
geben. Die Reise soll mit eigenen Beiträgen bereichert werden, denn auch die auf dieser Fahrt nicht<br />
besuchten Länder, in denen heute Lektoren der Stiftung arbeiten, sollen präsent sein.<br />
Eingeladen sind alle ehemaligen Lektoren der Robert Bosch Stiftung – und wer die Einladung noch<br />
nicht erhalten hat, sollte dringend seine neue Adresse an 10Jahre@boschlektoren.de schicken!<br />
Über 460 Stipendiaten sind seit 1993 mit<br />
den Lektorenprogrammen der Robert<br />
Bosch Stiftung nach MOE gegangen. Vom<br />
24. bis 29.09.2003 sind alle Ehemaligen<br />
eingeladen, anlässlich des 10jährigen Jubiläums<br />
mit dem Lektorenzug von Berlin<br />
nach Brünn und Budapest, über die hohe<br />
Tatra nach Krakau und wieder zurück nach<br />
Berlin zu reisen.<br />
Infos:<br />
www.sonderzugberlin.de<br />
10Jahre@boschlektoren.de<br />
<strong>MitOst</strong> Nr. 11| Mai 2003 41