Unternehmen & Management - AKTUELLE AUSGABE
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Trends<br />
Seite 24 . 16. März 2006 Pro:fit<br />
Neue Tees aus dem Hexenkessel<br />
◆ Alexandra Winterhalter aus St. Georgen erfindet ständig neue Teesorten – Geheimtipp Schwarzwälder Kirsch<br />
von Roland Sprich<br />
Einen außergewöhnlichen Beruf<br />
hat Alexandra Winterhalter aus<br />
St. Georgen im Schwarzwald. Sie kreiert<br />
Teesorten. Keine, die man im Supermarktregal<br />
findet. Sondern außergewöhnliche<br />
Teevariationen aus allerfeinsten<br />
Kräutern und exotischen Gewürzen.<br />
Rund 150 Sorten hat Alexandra<br />
Winterhalter für ihren Teefachhandel<br />
bereits geschaffen und ihnen<br />
extravagante Namen wie „Des Kaisers<br />
sieben Kostbarkeiten“, „Märchenwald“<br />
oder „Windgeflüster“ gegeben.<br />
So außergewöhnlich und fantasievoll<br />
die Bezeichnungen, so ungewöhnlich<br />
die Aromen, die den Gaumen des Genießers<br />
verwöhnen.<br />
Anders als es der Name ihres Kleinbetriebes<br />
Hexenkessel vermuten<br />
lässt, mischt Alexandra Winterhalter<br />
ihre Spezialkreationen nicht in einer<br />
Hexenküche. Unter dem Dach ihres<br />
Wenn Alexandra Winterhalter<br />
eine neue Teekreation<br />
zusammenstellt, bringen<br />
ihre Geschmacksnerven<br />
Höchstleistung.<br />
Häuschens hat die 35-jährige Hausfrau<br />
und Mutter von fünf Kindern ein<br />
kleines Labor eingerichtet. Denn beim<br />
Mischen der Zutaten geht es absolut<br />
hygienisch zu.<br />
Bereits seit vier Jahren experimentiert<br />
Alexandra Winterhalter mit den<br />
einzelnen Komponenten, um neue<br />
Geschmacksrichtungen für ihre Teesorten<br />
zu finden. Dabei war die pfiffige<br />
Unternehmerin früher alles andere als<br />
eine Teetrinkerin. Als ehemalige<br />
Brummi-Fahrerin, die Schwertransporte<br />
gelenkt hat, brauchte sie früher<br />
ANZEIGE<br />
So leger geht das Teemischen nur fürs<br />
Foto: Wenn Alexandra Winterhalter<br />
ihre Tees mischt, geht es absolut<br />
hygienisch zu. Da darf der Mundschutz<br />
nicht fehlen. Bild: Sprich<br />
viel starken Kaffee. Mit Tee befasste<br />
sich die gelernte Einzelhandelskauffrau<br />
und Dekorateurin erst, als sie eines<br />
Tages vom Bock stieg und in einem<br />
Teefachhandel das Schaufenster dekorierte<br />
und nebenbei im Verkauf arbeitete.<br />
Nach und nach begann sie<br />
sich näher für Tee zu interessieren. Irgendwann<br />
kam sie schließlich auf die<br />
Idee, selber neue Teesorten zu mischen.<br />
Die Basis ihrer Eigenkreationen bildet<br />
meist eine Grün- oder Schwarzteemischung.<br />
Zwischen einer und zwan-<br />
Gestaltung // Reinzeichnung // Druck // Verarbeitung // Logistik<br />
Bildbände Broschüren Bücher Flyer<br />
Firmenausstattungen Imagewerbung<br />
Kalender Kataloge Mappen Mailings<br />
Packungsbeilagen Plakate Prospekte<br />
Werbebeilagen Zeitschriften Zeitungen<br />
zig verschiedenen Komponenten sind<br />
für eine Mischung notwendig. Von Zitronengras<br />
und Rosenblättern über<br />
Pfefferminze und Kornblumenblüten,<br />
von Hibiskus über Waldbeeren bis zu<br />
Kirschen bestehen die Teekompositionen.<br />
Abgerundet mit Zimt, Vanille<br />
oder Ingwer ergeben sich immer neue<br />
Variationen. Der Favorit ist die Mischung<br />
„Schwarzwälder Kirsch“, die<br />
bereits beim Riechen an die gleichnamige<br />
Torte erinnert.<br />
Dabei verwendet die Teemischerin<br />
nur beste Zutaten. Vanille aus Marok-<br />
Max-Stromeyer-Straße 180<br />
D-78467 Konstanz<br />
Tel +49 7531 999-1850<br />
Fax +49 7531 999-1836<br />
kontakt@werkzwei-konstanz.de<br />
www.werkzwei-konstanz.de<br />
Postanschrift Schweiz:<br />
Postfach 2171<br />
CH-8280 Kreuzlingen<br />
ko, Jasminblüten aus China und Kamille<br />
aus der Türkei. In der Teemischung<br />
„Kir Royal“ sind zudem echte<br />
zerriebene Champagnertrauben zu<br />
finden, die dem Tee ein Champagneraroma<br />
geben. In „Bora Bora“ finden<br />
sich echte Ananasstückchen aus Hawaii.<br />
Die kostbarste Teemischung ist<br />
„Dragon Phoenix Pearl“, bei dem die<br />
jungen Blätter einer Grünteesorte mit<br />
Jasminblüten vermengt und von<br />
Hand zu kleinen Perlen gerollt werden.<br />
„Davon kostet das Kilo knapp 200<br />
Euro, und ein Pfund ist die Mindest-<br />
von Siegmund Kopitzki<br />
Amsterdam feiert Rembrandt?<br />
Nein, die ganzen Niederlande ehren<br />
den alten Meister, dessen 400. Geburtstag<br />
in dieses Jahr fällt. Eben hat<br />
das Rijksmusem eine Sonder-Ausstellung<br />
mit „Meisterwerken“ zum Jubelthema<br />
geschlossen, da sorgt das benachbarte<br />
Van-Gogh-Museum für eine<br />
Begegnung der besonderen Art. Es<br />
zeigt 36 Gemälde gleich zweier barocker<br />
Genies – hier das Geburtstagskind<br />
Rembrandt Harmensz van<br />
Rijn (1606-1669), dort der italienische<br />
Großmaler Michelangelo Merisi da<br />
Caravaggio (1573-1610). Es ist die erste<br />
Gegenüberstellung der beiden Altstars,<br />
die sich aufgrund des Altersunterschieds<br />
persönlich nicht kennen<br />
lernen konnten.<br />
Mit Licht und Schatten in Öl und<br />
Perfektion, viel Psychologie und noch<br />
mehr Dramatik treffen nun Gemälde<br />
aufeinander, die sonst in Museen<br />
weltweit zu bestaunen sind. Es ist eine<br />
exklusive Schau, die bei wenigen Exponaten<br />
dennoch extralangen Genuss<br />
bietet. Nach dem Prolog, in dem Arbeiten<br />
des jungen Rembrandt, ein<br />
Werk Caravaggios und mehrere holländische<br />
„Caravaggisten“ gezeigt<br />
werden, geht es hinein ins Drama. Als<br />
erstes von 13 Bilderpaaren hängen Caravaggios<br />
„Judith und Holofernes“<br />
(1599/1600) und Rembrandts „Blendung<br />
des Samson“ (1635) nebeneinander:<br />
Das ist zweimal Brutalität pur.<br />
Gleich darauf wird es heimelig,<br />
wenn die beiden Künstler ihr jeweiliges<br />
Bild von der Heiligen Familie abliefern.<br />
Es folgen wunderschöne Frauenporträts<br />
und Bildnisse alter Männer,<br />
die bei Caravaggio ihrem katholischen,<br />
bei Rembrandt ihrem evangelischen<br />
Glauben verbunden waren. Der<br />
Ausstellungsparcours führt weiter<br />
durch sehr verschiedene (Gefühls-)<br />
Welten, um wieder mit Dramatik zu<br />
schließen – mit Caravaggios jungem<br />
Liebesgott Amor (1602) und Rembrandts<br />
Ganymed (1635), der von einem<br />
furchterregenden Adler gepackt<br />
wird.<br />
Auch wenn sie sich persönlich nie<br />
begegnet sind: das heftige Spiel mit<br />
Hell und Dunkel – kunstgeschichtlich<br />
betrachtet eine Revolution – verbindet<br />
beide Künstler. Caravaggio und Rembrandt<br />
betonen zentrale Partien in ihren<br />
Gemälden durch Licht, sie heben<br />
das Bedeutungsvolle spannungsvoll<br />
abnahme“, sagt Winterhalter Geschäftsfrau.<br />
Wobei man für eine Tasse<br />
grade mal fünf dieser kleinen Perlen<br />
benötigt.<br />
Wenn Alexandra Winterhalter eine<br />
neue Teekreation zusammenstellt, erbringen<br />
die Geruchs- und Geschmacksnerven<br />
in ihrem Gaumen<br />
Höchstleistungen. Dabei wird mit den<br />
einzelnen Komponenten bis in den<br />
Nanogrammbereich experimentiert.<br />
Schon ein Hauch zuviel Zitronengras,<br />
nur ein klein bisschen zu viel Ingwer,<br />
und schon entspricht das Aroma nicht<br />
heraus und lassen dabei die Umgebung<br />
schwinden. Beide Malergenies<br />
gaben ihrer gewalttätigen und pathetischen<br />
Zeit von Gegenreformation<br />
und Dreißigjährigem Krieg eine adäquate<br />
Form – ganz gleich, ob es sich<br />
um ein biblisches oder antikes Thema<br />
handelt. Und schließlich: Beide<br />
Künstler tragen mit ihren Arrangements<br />
der menschlichen Neugier auf<br />
Sentiment, Sexualität, Erschrecken<br />
und Grauen auf eine so faszinierende<br />
wie zeitlose Weise Rechnung.<br />
Die Frage, wer der bessere Maler ist,<br />
ist nicht zu beantworten. Es gibt Unterschiede<br />
zwischen den Künstlern. So<br />
stehen den makellosen Dünnschichten<br />
Caravaggios die dicken Farbtupfer<br />
Rembrandts gegenüber. Und wo der<br />
früh vollendete Römer immer wieder<br />
das „Plakat“ zur Aufführung gestaltet,<br />
mehr den Vorstellungen der Teemischerin.<br />
„Da kann schon mal ein tausendstel<br />
Gramm eines Gewürzes den<br />
Ausschlag geben, ob der Tee schmeckt<br />
oder nicht“, sagt sie.<br />
Ist das richtige Mischungsverhältnis<br />
gefunden, verteilt sie Proben an ihre<br />
geschmackverwöhnten Kunden.<br />
„Schließlich muss der Tee ja meinen<br />
Kunden schmecken“, sagt die Teemischerin.<br />
Bis zu einem halben Jahr vergeht,<br />
bis die Idee für eine neue Teemischung<br />
umgesetzt ist.<br />
Da Alexandra Winterhalter nicht alle<br />
Zutaten selbst lagern darf – einzelne<br />
Komponenten wie Safran oder diverse<br />
Gewürze gelten in größeren Mengen<br />
als Droge – lässt sie den Tee in einem<br />
Teekontor in Hamburg mischen. Dazu<br />
fährt sie zwei Mal im Jahr persönlich in<br />
die Hansestadt. „Meine Rezepte gebe<br />
ich natürlich nicht aus der Hand“, sagt<br />
die Geschäftsfrau. Nach ihren Vorgaben<br />
werden im Teekontor größere<br />
Mengen gemischt. „Im ersten Jahr habe<br />
ich zwanzig Kilo Tee verkauft. Im<br />
vergangenen Jahr waren es schon<br />
hundert Kilo.“ Da die Unternehmerin<br />
mittlerweile auch auf Messen vertreten<br />
ist, rechnet sie damit, in diesem<br />
Jahr 200 bis 250 Kilo ihrer Teesorten an<br />
den Teefreund zu bringen. Eine beachtliche<br />
Menge, schließlich braucht<br />
man für eine Tasse frisch gebrühten<br />
Tee gerade mal drei bis fünf Gramm.<br />
Wie entspannt die Powerfrau, die eigentlich<br />
ständig unter Volldampf steht<br />
und neben ihrem Teefachhandel auch<br />
eine Großfamilie versorgen muss?<br />
„Ich lass mich nicht aus der Ruhe bringen.“.<br />
Eine Leidenschaft, die ihr hilft,<br />
von ihrem Alltagsstresslevel wieder<br />
herunterzukommen, ist Bungee-<br />
Springen. „Ich hab schon 13 Sprünge<br />
hinter mir“, erklärt sie gewohnt locker.<br />
Kontakt: Tel. 07724 / 91 74 4 4<br />
Licht und Schatten<br />
◆ Rembrandt und Caravaggio im Van-Gogh-Museum in Amsterdam<br />
indem er die Aussage auf einen bleibenden<br />
Punkt fixiert, wirken die Arbeiten<br />
Rembrandts wie ein Sekundenstopp<br />
im Geschehen: Bestes Beispiel<br />
ist sein Bild „Opfer des Abraham“<br />
(1635): wie in einem Filmstill eines Science<br />
Fiction steht das Messer auf halber<br />
Höhe in der Luft. Beim Betrachter<br />
stellt sich Atemlosigkeit ein. – Nicht jeder<br />
Bildervergleich gelingt schlüssig.<br />
Aber auch das macht diesen Blockbuster<br />
so anregend.<br />
Bis 18. Juli im Van-Gogh-Museum. Geöffnet<br />
täglich von 10-18 Uhr, Fr. bis 22<br />
Uhr. Tipp: Amsterdam ist mit KLM ab<br />
Flughafen Zürich bereits ab 139 Franken<br />
retour erreichbar.<br />
Im Internet:<br />
www.rembrandt-caravaggio.nl<br />
Rembrandts „Die Entführung des Ganymed“ ist eines der Gemälde des Altmeisters,<br />
die derzeit im Van-Gogh-Museum in Amsterdam zu sehen sind.