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Status und Perspektiven - SNI-Portal

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Verb<strong>und</strong>charakter<br />

In der Forschung mit Neutronen hat sich in Deutschland<br />

eine enge Verbindung zwischen den Großforschungseinrichtungen,<br />

die die Neutronenquellen betreiben, <strong>und</strong><br />

den Nutzergruppen - vorwiegend von Hochschulen - zu<br />

beiderseitigem Vorteil herausgebildet <strong>und</strong> bewährt.<br />

Diese Verbindung manifestiert sich in der gemeinsamen<br />

Weiterentwicklung von Methoden <strong>und</strong> dem Bau <strong>und</strong><br />

Betrieb von Geräten. Ein Beispiel intensiver Verknüpfung<br />

ist gegeben durch den Aufbau der Instrumentierung<br />

an der neuen Forschungsneutronenquelle FRM-II,<br />

die der Technischen Universität München, TUM,<br />

angegliedert ist. Hierzu haben Gruppen von Universitäten<br />

<strong>und</strong> Instituten der Max-Planck-Gesellschaft <strong>und</strong><br />

der Helmholtz-Gemeinschaft aus ganz Deutschland<br />

beigetragen. Das Instrument der BMBF-geförderten<br />

Verb<strong>und</strong>forschung hat wesentlich dazu beigetragen,<br />

dass durch die Mitwirkung der Hochschulgruppen die<br />

Möglichkeiten der Forschung mit Neutronen in vielen<br />

Wissenschaftsfeldern erkannt worden sind. Das breite<br />

Spektrum erstreckt sich von den Gr<strong>und</strong>lagenfächern<br />

Physik, Chemie, Biologie, Geowissenschaften bis hin<br />

zu den Ingenieurdisziplinen Materialwissenschaft <strong>und</strong><br />

Werkstofftechnik.<br />

Ausbildung<br />

Durch das an den Hochschulen vorhandene Knowhow<br />

werden – wiederum im Zusammenwirken mit den<br />

„professionellen Neutronenforschern“ aus den Zentren<br />

- Studierende <strong>und</strong> junge Wissenschaftler informiert <strong>und</strong><br />

ausgebildet, damit sie in der Lage sind, Neutronen für<br />

Fragestellungen ihrer Forschungsprojekte einzusetzen.<br />

Zu diesem Angebot gehören spezielle Kurse <strong>und</strong> Praktika,<br />

die an allen Zentren angeboten werden. Durch ihre<br />

Verbindungen zu den Hochschulen können wiederum<br />

die Großforschungseinrichtungen Doktoranden gewinnen.<br />

In Deutschland haben sich regionale Netzwerke<br />

mit speziellen Einzugsgebieten im Umfeld der Zentren<br />

der Helmholtz-Gemeinschaft, GKSS, HMI, FZJ, sowie<br />

für den FRM-II entwickelt. Für die erforderliche ständige<br />

Erneuerung <strong>und</strong> Weiterentwicklung der Nutzerschaft<br />

im Bereich der Forschung mit Neutronen sowie für die<br />

Ausbildung der Nachwuchswissenschaftler sind diese<br />

Verknüpfungen zwischen Hochschulen <strong>und</strong> Zentren von<br />

großer Bedeutung<br />

Für Forschergruppen mit Doktoranden <strong>und</strong> Nachwuchswissenschaftlern<br />

ist eine planbare längerfristige<br />

Perspektive mit verlässlichem Zugang zu<br />

Messmöglichkeiten entscheidend. Hierzu gehört<br />

insbesondere eine auf die Belange der Nutzer von<br />

Großgeräten zugeschnittene Forschungsförderung. Aus<br />

Sicht des KFN sollte das hocheffi ziente Instrument der<br />

BMBF-Verb<strong>und</strong>forschung zur optimalen Nutzung der<br />

Großgeräteinfrastruktur ausgebaut werden.<br />

Erschließung neuer Forschungsthemen<br />

„Gelegentliche Nutzer“, die nur hin <strong>und</strong> wieder Experimente<br />

mit Neutronen machen, müssen auf eine<br />

leistungsfähige Instrumentierung zugreifen können<br />

<strong>und</strong> sind dabei auf die kompetente Unterstützung<br />

der Geräteverantwortlichen angewiesen. Es handelt<br />

sich hier um eine wissenschaftliche Zusammenarbeit<br />

zwischen Partnern mit manchmal sehr unterschiedlichen<br />

Spezialgebieten, deren Erfolg für die Qualität der<br />

Forschungsergebnisse entscheidend ist. Gelegentliche<br />

Nutzer sind besonders wichtig im Zusammenhang mit<br />

dem Erschließen neuer Themen für die Forschung mit<br />

Neutronen. In diesem Prozess können sich Arbeitsgruppen<br />

herausbilden, die sich intensiver der Methode der<br />

Neutronenstreuung zuwenden. Das KFN appelliert an<br />

die Universitäten, diesen Aspekt bei Neuberufungen zu<br />

berücksichtigen.<br />

KFN-Umfrage<br />

Um ein aktuelles Bild der Nutzung von Neutronen<br />

durch deutsche Wissenschaftler zu erhalten, wurden im<br />

Frühjahr 2004 vom KFN die Nutzer befragt [7]. 900<br />

Wissenschaftler wurden angeschrieben, der Rücklauf<br />

lag mit 40 % weit über dem vergleichbarer Umfragen.<br />

Die Ergebnisse können mit wenigen Einschränkungen<br />

als repräsentativ angenommen werden <strong>und</strong> sind<br />

vollständig im Anhang wiedergegeben. Im Folgenden<br />

werden bestimmte Aspekte herausgestellt (z. T. im Vergleich<br />

zur Umfrage der European Neutron Scattering<br />

Association (ENSA) aus dem Jahre 1998 [8]).<br />

Material.<br />

19 %<br />

Andere<br />

4 %<br />

Biophysik<br />

2 %<br />

Bio.<br />

3 %<br />

Ing.<br />

4 %<br />

Chemie<br />

13 %<br />

Geo.<br />

4 %<br />

Kristallo.<br />

10 %<br />

Physik<br />

41 %<br />

„professionelle“<br />

Nutzung<br />

(75-100 %)<br />

28 %<br />

häufige<br />

Nutzung<br />

(50-75 %)<br />

17 %<br />

gelegentliche<br />

Nutzung<br />

(25-50 %)<br />

17 %<br />

seltene<br />

Nutzung<br />

(0-25 %)<br />

38 %<br />

Abb. 5.1. Links: Verteilung der deutschen Neutronennutzer<br />

auf verschiedene Wissenschaftsdisziplinen;<br />

rechts: Intensität der Neutronennutzung nach dem zeitlichen<br />

Umfang, den Neutronenexperimente am Gesamtforschungsprogramm<br />

haben.<br />

Interdisziplinarität<br />

Die Verteilung der Nutzer auf unterschiedliche Fachgebiete<br />

(Abb. 5.1 links) spiegelt die Interdisziplinarität<br />

der Forschung mit Neutronen wider. Die größte Gruppe<br />

stellen die Physiker dar, weiter sind Materialwissenschaftler,<br />

Chemiker <strong>und</strong> Kristallographen gut repräsentiert.<br />

Der Anteil der Chemiker ist in den letzten Jahren<br />

signifi kant gesunken, was mit einer Reduzierung oder<br />

Neuausrichtung von Festkörperchemie-Lehrstühlen in<br />

Deutschland zu erklären ist.<br />

Forschungsintensität hat zugenommen<br />

In der Nutzergemeinde hat die Intensität der Forschung<br />

mit Neutronen deutlich zugenommen (Abb. 5.1 rechts):<br />

45 % der Befragten nutzen Neutronen für mehr als die<br />

Hälfte ihrer Forschungstätigkeit (1998 waren es nur<br />

26 %). Der größte Teil davon sind „professionelle Neutronenforscher“,<br />

die meist an Zentren angesiedelt sind.<br />

Nach wie vor ist die größte Gruppe die der „gelegentlichen<br />

Nutzer“, für die Neutronen eine ergänzende, aber<br />

wichtige Sonde sind. Sehr viele Wissenschaftler aus<br />

allen Nutzergruppen setzen komplementäre Methoden<br />

für ihre Forschung ein. Intensive Betreuung ist entscheidend,<br />

um insbesondere die gelegentlichen Nutzer an<br />

Methoden der Forschung mit Neutronen heranzuführen<br />

<strong>und</strong> sie langfristig für diese zu interessieren.<br />

Neutronenquellen<br />

An der Nutzung verschiedener Quellen hat sich seit der<br />

letzten Umfrage wenig geändert. 29 % der Experimente<br />

werden am ILL durchgeführt, 61 % an Mittelfl ussquellen,<br />

wobei das Hauptgewicht auf den deutschen Reaktoren<br />

in Jülich, Berlin <strong>und</strong> Geesthacht liegt. Die restlichen<br />

10 % verteilen sich auf: Orphée (Saclay, Frankreich),<br />

SINQ (PSI, Schweiz), ISIS (RAL, Großbritannien) <strong>und</strong><br />

IBR-II (Dubna, Russland). ISIS ist derzeit die weltbeste<br />

Spallationsquelle.<br />

Struktur der Nutzergemeinde<br />

Für zukünftige Planungen ist es wichtig, die Struktur<br />

der Nutzergemeinde möglichst gut zu kennen. Gut die<br />

Hälfte der Neutronennutzer arbeitet an Universitäten,<br />

knapp ein Drittel an Forschungszentren mit Neutronenquelle.<br />

Erfahrene Neutronennutzer sind in ähnlich<br />

hohem Umfang (über 55 %) an allen Forschungseinrichtungen<br />

vertreten. Die Ausbildung des wissenschaftlichen<br />

Nachwuchses (Doktoranden) wird besonders von<br />

den Hochschulen geleistet, während Forschungszentren<br />

demgegenüber mehr Postdoc-Stellen anbieten können.<br />

Diplomanden sind in der Umfrage vermutlich unterrepräsentiert.<br />

Sie konnten nur indirekt von der Nutzerumfrage<br />

erfahren, da sie nicht im Verteiler erfasst<br />

waren. Die Altersverteilung ist in der Abbildung 5.2<br />

dargestellt. Die Altersgruppe 30 bis 40 dominiert, sie<br />

besteht sowohl aus Doktoranden als auch Postdocs <strong>und</strong><br />

erfahrenen Nutzern. Frauen, die an der Umfrage teilgenommen<br />

haben, sind im Schnitt jünger als die Männer.<br />

Es ergibt sich eine sehr ges<strong>und</strong>e Altersverteilung: laut<br />

Umfrage sind 55 % der Nutzer jünger als 40 Jahre.<br />

Dieser Wert berücksichtigt nicht, dass Diplomanden<br />

unterrepräsentiert sind.<br />

20-29<br />

14 %<br />

>69<br />

1 %<br />

30-39<br />

40 %<br />

60-69<br />

10 %<br />

50-59<br />

14 %<br />

Abb. 5.2. Altersstruktur der deutschen Neutronennutzergemeinde.<br />

40-49<br />

21 %<br />

Zugang zu den Quellen<br />

Die Forschung an Großgeräten wie an Neutronenquellen<br />

benötigt Vorschlags- <strong>und</strong> Auswahlverfahren, um die<br />

vorhandene Messzeit an unterschiedlichen Experimenten<br />

nach wissenschaftlicher Qualität zu verteilen. Die<br />

Messzeitanträge („Proposals“) werden in Expertengremien<br />

begutachtet. Auf der Basis der Gutachten wird die<br />

verfügbare Messzeit an die Nutzer verteilt. Das bedeutet<br />

u. U. relativ lange Vorlaufzeiten, die insbesondere<br />

bei Diplom- <strong>und</strong> Doktorarbeiten frühzeitig berücksichtigt<br />

werden müssen. Für industrielle Nutzer gibt es in<br />

der Regel gesonderte Programme, die einen schnelleren<br />

Zugang ermöglichen. Im Einzelnen gibt es folgende<br />

Nutzungsmodalitäten an deutschen Neutronenquellen<br />

<strong>und</strong> am ILL:<br />

• Am Hahn-Meitner-Institut, am FRM-II <strong>und</strong> am<br />

ILL können zweimal pro Jahr Proposals eingereicht<br />

werden. Am HMI können nach Begutachtung für<br />

Doktorarbeiten spezielle langfristigere Messzeitkontingente<br />

zur Verfügung gestellt werden.<br />

66 Zugang <strong>und</strong> Förderung<br />

67

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