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Status und Perspektiven - SNI-Portal

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Der Weg<br />

in die Zukunft<br />

Neue Instrumentierung <strong>und</strong><br />

Methodik<br />

Die im Kapitel „Wissenschaftliches Potential der Forschung<br />

mit Neutronen“ aufgeführten Beispiele belegen,<br />

dass Neutronen durch ihre herausragenden Eigenschaften<br />

für viele Bereiche der Gr<strong>und</strong>lagen- <strong>und</strong> angewandten<br />

Forschung von unschätzbarem Wert sind. Leider<br />

sind sie als freie Teilchen extrem rar: Die Teilchendichte<br />

ist selbst in intensiven Neutronenstrahlen geringer<br />

als die Teilchendichte des Restgases in Hochvakuumapparaturen.<br />

Daher sind fast alle Neutronenexperimente<br />

intensitätslimitiert: Das gr<strong>und</strong>sätzliche Potential<br />

der Forschung mit Neutronen ist enorm <strong>und</strong> wird nur<br />

durch die vorhandenen Neutronenfl üsse begrenzt. Mit<br />

Forschungsreaktoren als Neutronenquellen lässt sich<br />

hierbei kein weiterer Fortschritt erzielen. Mit dem<br />

Hochfl ussreaktor des ILL ist bereits die praktisch realisierbare<br />

Grenze der Leistungsdichte im Kern erreicht.<br />

Bei den Quellen kann nur die nächste Generation von<br />

gepulsten Multi-MW-Spallationsquellen Abhilfe schaffen,<br />

bei denen der Spitzenfl uss im Puls einige Größenordnungen<br />

über dem mittleren Fluss der Forschungsreaktoren<br />

liegt. Wegen der Intensitätslimitierung der<br />

Neutronenexperimente waren Neutronenforscher schon<br />

immer extrem fi ndig <strong>und</strong> kreativ, was die Instrumentierung<br />

<strong>und</strong> Methodenentwicklung betrifft. Beispiele<br />

für Methodenentwicklung aus der Vergangenheit sind<br />

kalte <strong>und</strong> heiße Quellen, Neutronenleiter, Superspiegel,<br />

ortsauflösende Detektoren, dedizierte Instrumenttypen<br />

wie Kleinwinkelanlagen, Rückstreu- oder Spinecho-<br />

Spektrometer.<br />

Durch derartige methodische Entwicklungen werden<br />

entweder gr<strong>und</strong>sätzlich neue Informationen zugänglich<br />

(z. B. langsamere Dynamik durch höchste Energieauflösung<br />

bei der Rückstreu- oder Spinecho-Spektroskopie),<br />

oder es werden enorme Effi zienzsteigerungen<br />

bestehender Instrumente erzielt (z. B. Erhöhung des<br />

simultan erfassten Raumwinkels durch großfl ächige<br />

ortsaufl ösende Detektoren). Einige der sich aktuell<br />

abzeichnenden Entwicklungen, die Durchbrüche für<br />

die Forschung erwarten lassen, werden im Folgenden<br />

ausgeführt, bevor auf die <strong>Perspektiven</strong> durch neue<br />

Neutronenquellen eingegangen wird. Wie schon in der<br />

Vergangenheit sind Wissenschaftler aus Deutschland an<br />

vorderster Front in dieser Methodenentwicklung tätig.<br />

Detektoren<br />

Die Leistungsfähigkeit von Neutronenstreugeräten<br />

kann durch Erhöhung des Neutronenfl usses an der<br />

Probe, z. B. durch Einsatz besserer Monochromatorsysteme,<br />

<strong>und</strong> / oder durch bessere Detektorsysteme<br />

erhöht werden. Insbesondere führt die Vergrößerung<br />

der Detektorfl äche zu einer gewaltigen Effi zienzsteigerung.<br />

Diese Strategie wird hauptsächlich beim Ausbau<br />

bestehender oder in Planung befi ndlicher neuer Geräte<br />

sowohl an Spallations- als auch an Reaktorquellen<br />

verfolgt. So wurde etwa MAPS bei ISIS mit 16 m²<br />

positionsempfi ndlichen Zählrohren ausgestattet. Ein<br />

Beispiel für ähnliche Bemühungen an Geräten von<br />

Reaktorquellen ist das IN5 am ILL mit ebenfalls 16 m²<br />

Detektionsfl äche. IN5 ist nur ein Beispiel für besondere<br />

Anstrengungen zur Effi zienzsteigerung, die das ILL im<br />

Rahmen des Millenniumprogramms unternimmt. Dieses<br />

Programm soll dazu führen, dass über alle Geräte<br />

gemittelt eine Effi zienzsteigerung um einen Faktor 15<br />

erreicht wird, der zu einem großen Teil aus einer Verbesserung<br />

der Detektorsysteme resultiert.<br />

DETNI<br />

Für Radiographie- <strong>und</strong> Tomographieexperimente an<br />

künftigen Spallationsneutronenquellen werden im Rahmen<br />

der Integrated Infrastructure Initiative for Neutron<br />

Scattering and Muon Spectroscopy (NMI3) der EU in<br />

der Joint Research Activity DETNI drei verschiedene<br />

Detektortypen <strong>und</strong> Ausleseelektronik für Zählraten von<br />

bis zu 10 8 n/s pro Detektor mit höchster Ortsauflösung<br />

(50 - 100 µm FWHM) entwickelt. Die Detektoren werden<br />

in der Lage sein, über Flugzeitinformation große<br />

Wellenlängenbereiche simultan zu erfassen <strong>und</strong> somit<br />

Experimente noch effi zienter <strong>und</strong> aussagekräftiger zu<br />

machen.<br />

Image-Plate<br />

Die Möglichkeit, Daten quasi online auszulesen, macht<br />

positionsempfi ndliche Gaszähler zu den idealen Detektoren<br />

für kinetische Untersuchungen. Dies wird ein<br />

großer Vorteil gegenüber einer anderen Detektor-Entwicklungslinie<br />

bleiben, die zur Bestimmung großer, insbesondere<br />

biologischer, Strukturen an Reaktorquellen<br />

immer wichtiger wird: die Image-Plate Systeme. Ein<br />

frühes Beispiel für ein Gerät mit einem solchen Detektor<br />

in Verbindung mit der Quasi-Laue Methode ist<br />

das LADI des ILL, ein neueres Beispiel das VIVALDI,<br />

ebenfalls ILL. Mit diesen neuen Geräten wird auch<br />

die Proteinkristallographie mit Neutronen einen neuen<br />

Aufschwung erleben.<br />

78 Neue Instrumentierung 79

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