1386581014_radar_nr7_elektr
1386581014_radar_nr7_elektr
1386581014_radar_nr7_elektr
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
adar essay/esej/есе/эсэ<br />
26<br />
UŁADZIMIER<br />
ARŁOŬ<br />
Uładzimier Arłoŭ (1953, Belarus) – Historiker, Essayist<br />
und Lyriker. Seit 1986 erschienen rund dreißig Werke mit<br />
historischer Prosa, Essay- oder Lyrikbände, darunter Titel wie<br />
Die Geheimnisse der Geschichte von Połack (1994), Requiem für<br />
eine Kettensäge (1998) oder Fähre über den Ärmelkanal (2006).<br />
Seit 1997 ist Arłoŭ Redaktionsmitglied der Zeitschrift „Krynica“.<br />
1991 erhielt er die Francišak-Skaryna-Medaille, 1993 den<br />
Ŭładzimier-Karatkievič-Preis, 1996 den Francišak-Bahuševič-<br />
Preis des Belarussischen PEN-Zentrums, 1998 den Hliniany<br />
Viales und 2010 in Danzig den Literaturpreis „Europäischer<br />
Dichter der Freiheit“.<br />
Уладзімер Арлоў (1953, Беларусь) – гісторык, эсэіст,<br />
паэт. З 1986 года выйшлі каля трыццаці кнігаў прозы,<br />
эсэістыкі й паэзіі, сярод іх Таямніцы полацкай гісторыі<br />
(1994), Рэквіем для бензапілы (1998), Паром празь Ля-Манш<br />
(2006). З 1997 – супрацоўнік рэдакцыі часопіса „Крыніца“.<br />
У 1991 уганараваны Медалём Францішка Скарыны, у 1993<br />
прэміяй імя Ўладзімера Караткевіча, лаўрэат Літаратурнай<br />
прэміі Францішка Багушэвіча Беларускага ПЭН-цэнтра<br />
(1996), прэміі „Гліняны Вялес“ (1998) і „Эўрапейскі паэт<br />
свабоды“ (2010).<br />
Уладзімер Арлоў Uładzimier Arłoŭ<br />
Fähre über den Ärmelkanal<br />
Wusste ich's doch:<br />
Fast niemand hier<br />
(mich ausgenommen)<br />
spricht Belarussisch,<br />
aber,<br />
wenn du bei mir wärst,<br />
würde dies winzige Manko<br />
im Handumdrehen<br />
zum Riesenvorteil, denn<br />
im Gedränge des Deckpublikums<br />
könnten wir unsere Empfindungen besprechen,<br />
ohne Scham vor dem Allerheimlichsten<br />
(du weißt, was für starke Gefühle<br />
das bloße Wort oft hervorbringt),<br />
mit Ausnahme dessen,<br />
was man auch im Bett nicht mal flüstert –<br />
zumal wir zum Aberglauben neigen und<br />
oft schon auf Holz geklopft haben.<br />
Unser Schiff<br />
(hier als ferry, auch boat-ship bezeichnet)<br />
kommt stärker ins Schwanken, schon<br />
fordert die Seekrankheit erste Opfer.<br />
(Gott sei's gedankt, ich habe –<br />
aus hundsbanalem<br />
Mangel an Pfunden –<br />
mich nicht an der Schiffsbar<br />
mit Bier abgefüllt.)<br />
Das Geld in der Tasche,<br />
es reichte gerade, dich anzurufen,<br />
nur dachte ich an die Zeitverschiebung.<br />
(Wer hat wohl an meiner Stelle<br />
diese zwei Stunden verlebt)<br />
Port Ramsgate<br />
erinnert vom Meer an die noble Kulisse<br />
zum Film „The French Lieutenant's Woman“<br />
nach dem Roman des Inselbewohners J. Fowles.<br />
<strong>radar</strong> liryk/poezja/поезія/паэзія<br />
25<br />
Ich hab dir verschwiegen, dass<br />
mir das Ticket nach Ramsgate<br />
(dazu ihre Nummer)<br />
in Minsk eine junge Dame vermachte,<br />
mit Augen, so grün wie heut der Kanal,<br />
ich hätte sie auf der Stelle<br />
zum Abendessen zu zweit eingeladen,<br />
gäb es auf dieser Welt nicht noch<br />
dich.