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PORTRAITS<br />
experimentiert deshalb unaufhörlich mit verschiedenen engoben<br />
und brenntechniken. er erzeugt Farben, indem er unter starker<br />
Reduktion Farben einschließt und dann oxidierend weiter brennt,<br />
um eine dünne Schicht zu erzeugen, die das Licht absorbiert und<br />
auch reflektiert. zuerst brennt er immer oxidierend, hiernach<br />
folgt eine Phase in der er mit der Oxidation und der Reduktion<br />
herumspielt, um verschiedenen Farbvarianten zu erzeugen.<br />
manchmal hält er die Reduktion auch beim Abkühlen aufrecht.<br />
Sein Ofen ist ein weiterentwickelter Holzofen von Fred Olsen<br />
mit zwei Feuerungen. er brennt seine Stücke im einbrandverfahren.<br />
Im Ofen stellt er um jedes Stück eine Art Kapsel aus Steinen.<br />
Seine brenntechnik liegt zwischen der der alten Griechen, also<br />
einer eisenhaltigen engobe, die direkt im Holzfeuer gebrannt<br />
wird, und der gallisch-römischen Terra Sigillata, bei der die<br />
Ware von direkter Flammeneinwirkung geschützt wird. Um die<br />
metallischen Oberflächen zu erzeugen, benötigt Jean Paul extrem<br />
ABBILDUNGEN -<br />
oben v.l.n.r.<br />
- Blue nest - H 21cm, D 21.5cm - roter Ton, doppelwandig gedreht, weiße Engobe ,<br />
gebrannt bei 1020°C<br />
- Blick in den Ausstellungsraum<br />
unten links - der Ofen von Jean Paul Azaïs<br />
rechts - Nesrin During und Jean Paul Azais in seinem Studio<br />
viel Rauch. Hierzu füllt er am ende des brandes die Feuerlöcher mit<br />
Oliventrester (Reste aus der Olivenpresse) und verschließt den Ofen<br />
hermetisch mit einem Gemisch aus Sand und Asche um eine Re-<br />
Oxidation zu verhindern.<br />
da die Stücke zu Anfang nicht geschrüht sind, fängt er langsam<br />
an zu brennen und brennt mindestens zwölf Stunden lang. es<br />
kommt auch manchmal vor, dass er nach einem brand den Ofen<br />
nicht öffnet, sondern ihn nach dem Abkühlen ein zweites mal<br />
brennt, nur um zu sehen was passiert. er brennt bei Temperaturen<br />
zwischen 980°C und 1125°C. das zum Feuern benötigte Holz,<br />
meist Kastanie und Kiefer, schlägt er in seinen Wäldern.<br />
die Platzierung der Steine, die die Flammen zum Stück<br />
durchlassen oder sie abhalten, die dauer des brennens, die Holzart,<br />
die durch den Oliventrester erzeugte masse an Rauch oder auch<br />
die nachbrennzeit und das erneute brennen des Ofens bis zu einer<br />
bestimmten, höheren oder tieferen Temperatur. All dies sind die<br />
mittel, mit denen Jean Paul seine Farben erzeugt: Weiß, Grau,<br />
Anthrazit, Schwarz, Rot, Orange, braun, Gelb, Grün und auch blau.<br />
die bezeichnung des „der Wert des Rauches“ wurde von Jean<br />
Paul Azaïs geprägt. er ist der meister des Rauchbrands, der<br />
unbeschreibliche Farben auf den Oberflächen und in deren Tiefen<br />
erzeugen kann. Im moment schreibt er an einem buch über seine<br />
Arbeitstechniken und seine erfahrungen, doch er hofft, bald diese<br />
Arbeit abschließen zu können, um wieder zu seiner Arbeit im<br />
Atelier zurückzukehren.<br />
Nesrin During ist <strong>Keramik</strong>erin und schreibt neben ihrer praktischen und pädagogischen<br />
Tätigkeit für KLEI (NL), Ceramic Review (GB) und NEUE KERAMIK (D).<br />
Jean Paul Azaïs wurde 1952 in Perpignan, Frankreich, geboren. An der Universitität<br />
in Montpellier studierte er Pharmazie. Im Jahre 1971 begann er sich<br />
autodidaktisch mit <strong>Keramik</strong> zu beschäftigen und hatte seine erste Ausstellung<br />
1973 in Llauro. Seitdem hat er an zahllosen Ausstellungen in Deutschland,<br />
Belgien, Kroatien, Spanien, Frankreich, Italien, Japan, Mexiko, Neuseeland,<br />
den Niederlanden und der Schweiz teilgenommen.<br />
Er gewann Preise in Vallauris<br />
1984, Zagreb 1990 und<br />
1997, Spanien 1993, Mino,<br />
Japan, 1998 und 1st Prize<br />
Janaus 1999, Frankreich.<br />
Seine Arbeiten befinden sich<br />
in verschiedenen Sammlungen<br />
in Frankreich und Japan.<br />
Jean–Paul AZAÏS<br />
Les Clots<br />
66300 Llauro / Frankreich<br />
18 NEUE KERAMIK nOvembeR / dezembeR 2008