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durchsetzte und wie es in Japan noch als Maxime gilt.<br />
Jan Kollwitz beliess es nicht beim Ungefähren, als er sich<br />
im Alter von 23 Jahren gegen die Schauspielkunst und für die<br />
<strong>Keramik</strong> entschieden hatte. Er lernte das Handwerk bei Horst<br />
Kerstan, der ihm den Respekt vor der japanischen Ästhetik<br />
vermittelte, lernte Japanisch und begab sich dann in den Fernen<br />
Osten. Er fand 1986 eine Umbruch-Situation vor. Zwar bewahrten<br />
die tradierten Töpferorte noch ihr Erbe; von den „alten Öfen“<br />
des 13. Jahrhunderts waren dies vor allem Seto, Tamba, Bizen,<br />
Tokoname und nach einer Phase der Stagnation auch Shigaraki.<br />
Von den „neuen Öfen“ des 16./17. Jahrhunderts standen Hagi und<br />
Karatsu weiter in Blüte. Das von Hamada Shojis* Ruhm und Lehre<br />
Fotos - Jochanan Kollwitz<br />
ABBILDUNGEN -<br />
linke Seite -<br />
Jan Kollwitz in seinem Atelier<br />
- 2008<br />
oben -<br />
Wohn- und Ausstellungsgebäude,<br />
Anagama und Ausstellungsräume<br />
von Jan Kollwitz in Cismar<br />
* Die japanischen Namen werden mit<br />
dem Familiennamen an erster, dem<br />
Vornamen an zweiter Stelle angeführt.<br />
JAN KOLLWITZ<br />
PORTRAITS<br />
lebende Mashiko hatte diesen Orten ein neues, ungemein fruchtbares<br />
Angebot gegenüber gestellt. Aber der regional geprägte<br />
Typus der „alten“ und „neuen“ Öfen hatte sich vielfach von der<br />
Ortsgebundenheit gelöst. Eine jüngere Generation hatte sich an<br />
anderen Plätzen Werkstätten eingerichtet, ging freier mit ererbten<br />
Regulativen um, wenn sie sich nicht auf individuelle Weise<br />
neu orientierte und eine nach einem eigenen Topos ausgerichtete<br />
plastisch-keramische Kunst favorisierte.<br />
Echizen, für das Jan Kollwitz sich entschied, war zwar einer der<br />
ältesten japanischen <strong>Keramik</strong>-Orte, aber seine durch eine bäuerliche<br />
Ware - vor allem große Vorratsgefäße - geprägte Tradition<br />
war weitgehend erloschen. Die umsichtige Praefektur-Verwaltung<br />
machte große Anstrengungen zur Belebung und Erneuerung des Erbes, gründete ein Museum mit<br />
alten, z.T. bei archöologischen Grabungen gefundenen Stücken der regionalen Produktion, half<br />
jungen Töpfern bei der Ansiedlung und liess nach dem Konzept des berühmten Seto-Meisters Kato<br />
Tokuro einen Ofen bauen, der den Werkstätten zur Verfügung stand. Jan Kollwitz fand mithin, als er<br />
ankam, eine durchaus lebendige,im Aufbruch befindliche Szene vor, aber er traf auch auf Werkstätten<br />
sehr verschiedener Ausrichtung. Zunächst arbeitete er bei Nakamura Yukata, der ebenso wie seine<br />
Frau eine abstrakt-zeichenhafte Kunst vertrat. Bei allem Respekt vor diesem Meister: Kollwitz wollte<br />
etwas Anderes, er dachte nicht an eine zweckfreie Kunst - er wollte Gefäße machen und fand dabei<br />
Unterstützung durch Yamada Kazu. Yamada kam aus Seto; sein Vater war dort ein geachteter Töpfer,<br />
er selbst ein Schüler des großen Kato Tokuro. Seine Arbeiten verraten diese Einflüsse, zeigen das rote<br />
oder gelbe Shino, das grüne und schwarze Oribe. Der junge Deutsche folgte, bei aller persönlichen<br />
Freundschaft, jedoch auch ihm nicht, sondern orientierte sich am Typus von Shigaraki. Er besteht aus<br />
einem Ton mit Quarzeinschlüssen und gewinnt seine Zeichnung allein aus dem Brand im Holzofen.<br />
NOVEMBER / DEZEMBER 2008 NEUE KERAMIK 27