Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
terial organisiert. Wir fanden Platz im leer geräumten Ausstellungsraum<br />
der baukeramischen Produkte der Fule-Tile-Company. er lag in<br />
direkter Nachbarschaft der Produktionsstätten und gut erreichbar<br />
für die besucher.<br />
man versuchte, unsere speziellen Wünsche zu erfüllen, und wir<br />
hatten den eindruck, dass unsere Arbeit von allen ernst genommen<br />
und respektiert wurde. ein gutes Gefühl, was durch die freundliche<br />
Aufmerksamkeit, mit der Chairman Xu unsere Anstrengungen<br />
verfolgte, noch verstärkt wurde. All unser Tun wurde von einem<br />
jungen Fotografen, den die Firma eigens dafür eingestellt hatte,<br />
dokumentiert.<br />
die Arbeit kam in Fluss. Langsam hatten wir die zeit und muße,<br />
mal zu sehen, was die anderen so machen, zeit mit den Italienern zu<br />
feiern und zu singen. Und gerade beim Singen, wobei wir uns auf den<br />
kleinsten gemeinsamen Nenner „oh, Tannenbaum“ einigten, beim<br />
Tränenlachen und beim abendlichen rituellen biertrinken, wuchs die<br />
Gruppe zusammen. Immer besser ging es nun, Ideen auszutauschen<br />
und die ersten brennergebnisse und Proben zu diskutieren.<br />
Probleme kristallisierten sich heraus: die Tonqualität war sehr<br />
schwankend, so dass man für gleiche ergebnisse größere mengen<br />
der gewählten masse bunkern musste. der Ton war im lederharten<br />
zustand sehr empfindlich, trocknete schlecht durch und explodierte<br />
bei restfeuchte regelrecht im Tunnelofen. rohteile, die aus der<br />
Hohlstrangpresse kamen, standen unter so großer Spannung, dass<br />
sie nach dem brand aufrissen. es gab oft verunreinigungen. Wir<br />
mussten also hoch konzentriert und mit viel Frustrationstoleranz an<br />
unseren Stücken arbeiten.<br />
Und dann bebte die erde. obwohl wir doch über 500 km vom<br />
epizentrum entfernt waren, wanden sich die Fabrikschornsteine wie<br />
Schlangen, das bassin des Springbrunnens unseres Hotels schwappte<br />
über. Wir rannten mit zitternden Knien über einen boden, der wie<br />
ein Schiffsdeck im Sturm schwankte. ein essentielles erlebnis in Anbetracht<br />
der vielen Todesopfer in der Nachbarprovinz. Während der<br />
dreitägigen Staatstrauer nahmen wir an den Schweigeminuten für<br />
sie teil, die auf dem vorplatz des Potery Art villages mit der ganzen<br />
belegschaft begangen wurde. Gerade diese Teilnahme am Leben im<br />
village, wenn auch mit Privilegien für uns, war ein eindrücklicher<br />
bestandteil unseres Aufenthaltes.<br />
Wir hielten uns an Arbeits – und essenszeiten, arbeiteten 7 Tage<br />
die Woche und mindestens 10 Stunden am Tag, gewöhnten uns an<br />
drei warme mahlzeiten, die Nudelsuppe und den gebratenen Spinat<br />
zum Frühstück, schwitzten mit am Tunnelofen, schluckten den allgegenwärtigen<br />
Staub, lächelten den besuchergruppen zu, schüttelten<br />
Politikerhände.<br />
dies brachte uns den chinesischen Lebensbedingungen etwas<br />
näher. die Gänge in die Stadt Fuping, die man zu Fuß erreichen<br />
konnte, rundeten das bild ab.<br />
zuerst begleiteten uns unsere dolmetscher, die großen Spaß daran<br />
hatten, mit uns langnasigen exoten durch das Getümmel der<br />
Gassen zu streifen, wo unser Anblick immer verwundertes Staunen<br />
auslöste. doch bald ging es auch alleine mit ein paar chinesischen<br />
brocken, denn englisch konnte kaum jemand. Hier begegneten wir<br />
China, dem atemberaubenden verkehr aller erdenklichen Fahrzeuge,<br />
den Garküchen, den zahllosen Tee- und allgegenwärtigen mobiltelefonläden.<br />
Wir sahen die Gassen der Textil- und Pinselhändler,<br />
ABBILDUNGEN -<br />
linke Seite oben - das Deutsche Museum in Fuping<br />
linke Seite unten - Blick vom Französischen Museum auf das noch in Bau<br />
befindliche AIC- Museum<br />
rechts v.o.n.u.<br />
- Blick in das Museum mit chinesischen <strong>Keramik</strong>en<br />
- während des Aufbaus der Ausstellung<br />
- während der Eröffnung des Deutschen Museums<br />
November / dezember 2008 NEUE KERAMIK 45<br />
FUPING, CHINA<br />
AUSSTeLLUNGeN