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WISSEN & KÖNNEN<br />
RAKU - meine Faszination ohne Ende!<br />
Teil 3: Der Raku-Brand - die Faszination der thermischen Verwandlung<br />
Der <strong>Keramik</strong>er und Dozent Georg Krüger aus dem nördlichen Elsass<br />
gibt seine Erfahrungen an die Leser der NK weiter<br />
zuerst eine Korrektur der ersten zwei berichte.<br />
Es ist mir schlicht und einfach<br />
ein Tipfehler beim Übertragen des Glasurrezeptes<br />
passiert: die Fritte d 90158 wurde von<br />
mir mit d 90157 angegeben. diese Fritte gibt<br />
es aber nicht auf dem markt. Tut mir leid! Ich<br />
bitte um Korrektur des rezeptes.<br />
Einige Leser und viele Kursteilnehmer haben<br />
aufgrund der berichte eine menge Fragen<br />
gestellt. die Fragen geben aber auch immer<br />
Hinweise über die Sachfragen, über die ich<br />
noch berichten sollte. So zeigt sich, dass der<br />
brand und die brennführung eines rakubrandes<br />
durchaus noch einen bericht wert sind.<br />
Im Elektroofen wird die brennführung durch<br />
die Steuerung kontrolliert. Im Prinzip ist es<br />
auch möglich raku im Elektroofen zu brennen,<br />
wenn die voraussetzungen stimmen. Hier ist<br />
vor allem auf die Sicherheit zu achten!<br />
In Gasöfen, vor allem in denen, die im<br />
raku verwandt werden, wird im Normalfall die<br />
Steuerung per Hand betrieben. deshalb sind<br />
einige wichtige Steuerelemente zu beachten,<br />
die einen rakubrand erfolgreich werden lassen.<br />
bei der Erzeugung von Wärme in einem<br />
brennofen mit Primärbrennstoffen ist immer<br />
die Luftzufuhr und das verhältnis der Abgasabgabe<br />
zu beachten! So sollte der Gasofen<br />
folgende voraussetzungen haben: keramischer<br />
brenner mit Sicherheitseinrichtung und Nadelventil<br />
zur Feinregulierung des Gasdrucks,<br />
ein Abgaskanal, der mindestens ein drittel<br />
größer ist als die Öffnung, durch die das Gas<br />
einströmt, mit keramischen Platten, um die<br />
Öffnung dem Gasdruck anzupassen und einen<br />
Sicherheitsventil<br />
Manometer<br />
Temperaturfühler mit Anzeige. Wenn diese voraussetzungen<br />
gegeben sind, ist das brennen<br />
nicht schwer. bevor man den brand startet,<br />
sollte man immer im ofen nachschauen, ob<br />
der besatz so aufgebaut wurde, dass dem Fluss<br />
der brenngase genug Platz bleibt, um zum Abgaskanal<br />
oder zur Abgasöffnung zu kommen.<br />
Hier kann man leider nur diesen allgemeinen<br />
Tipp geben, da besatz und ofentypen wie<br />
auch die brenner sehr unterschiedlich sein<br />
können.<br />
beim brennen in neutraler brennatmosphäre<br />
geht man am besten so vor: in der Anheizphase<br />
sollte der Temperaturanstieg beim<br />
Glattbrand nicht über 200°C pro Stunde (bis<br />
400°C) betragen, damit die <strong>Keramik</strong> trocknen<br />
kann und sich der Temperatur anpasst. von<br />
400°C an kann der Gasdruck entsprechend<br />
dem druck erhöht werden, der für den brenner<br />
vorgesehen ist. diesen erfährt man beim<br />
Lieferanten oder Produzenten. die meisten<br />
brenner können mit einem druck von 100 bis<br />
300 mmbar betrieben werden. mehr als 300°C<br />
pro Stunde heize ich die Öfen nicht auf, da<br />
so die Qualität des Ausschmelzprozesses wesentlich<br />
besser ist (siehe bericht 2). Ab 750°C<br />
fängt man an seinen ofen kennen zu lernen.<br />
bei dieser Temperatur oder eventuell erst bei<br />
800°C (unterzügige Öfen, da der umgeleitete<br />
Abgaskanal die Abgase kühlt) entzündet sich<br />
das überschüssige, nicht im ofen verbrannte<br />
Gas und zeigt an der Abgasöffnung eine<br />
Flamme, die je nach menge, Temperatur und<br />
ofeninhalt zwischen den Farben orange-rot,<br />
grün-blau oder blau variieren kann.<br />
Nadelventil<br />
Nun kann man ausprobieren: 1. wie weit<br />
muss der Abgaskanal geöffnet werden, damit<br />
die Flamme erlischt? 2. Wie hoch ist der Gasdruck<br />
auf dem manometer und wie viel Grad<br />
pro Stunde steigt die ofentemperatur?<br />
Tipp: Wenn die ofentemperatur nicht richtig<br />
ansteigt oder sogar fällt, obwohl genug Gas<br />
zur verfügung steht (auf Flaschenvereisung<br />
achten), dann ist der Gasdruck im verhältnis<br />
zur Abgasöffnung zu groß. dies kann man nun<br />
durch die verminderung des Gasdrucks z.b.<br />
um 20 mmbar oder durch Öffnen der Abgassteine<br />
steuern. Sind die Abgasplatten zu weit<br />
geöffnet, steigt die Temperatur langsamer an<br />
als möglich und der Gasverbrauch kann bis<br />
zu 50% höher sein. Über diese beiden Stellelemente<br />
lässt sich das brennergebnis und der<br />
Gasverbrauch optimieren. optimal ist der Gasverbrauch<br />
und das oxidierende brennergebnis,<br />
wenn die Flamme in den ofen „zurückkriecht“<br />
entweder durch Öffnen der Abgasplatten oder<br />
durch langsame reduzierung des Gasdrucks.<br />
vor allem ruhe, Geduld, Protokollführung und<br />
genaue beobachtung führen bald zum Ergebnis.<br />
Nach jeder veränderung ist es notwendig,<br />
dem brennprozess zeit zum Ausgleich zu geben,<br />
d.h. 5-6 minuten sollten zwischen den<br />
einzelnen regulationsschritten liegen. Es ist<br />
Abbildungen -<br />
linke Abb. - Gasstrang mit rechts Nadelventil zur<br />
Druckregulierung, links Sicherheitsventil und unten<br />
der Druckanzeige (Manometer)<br />
rechte Abb. - Platten zum Regeln des Austrittsquerschnitts<br />
der Abzugsöffnung im Deckel des Ofens<br />
66 NEUE KERAMIK NovEmbEr / dEzEmbEr 2008