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desmond morris, ein britischer biologe, interpretiert die Parks in<br />
den Städten oder die an Wände von Plattenbauten gesprühten<br />
Graffitis als einen drang des menschen, sich in der rasend voranschreitenden<br />
zivilisierung und der damit verbundenen Sterilität<br />
und Kultiviertheit die vielfalt der währenddessen verloren gegangenen<br />
Flora und Fauna zurück zu holen. Genau wie Julia beyer.<br />
die Künstlerin gewann durch ihren Aufenthalt in Appledore an<br />
Selbstbewusstsein. Sie ist entspannter, aber auch ambitionierter<br />
und dem ziel, Lebensräume zu schaffen, näher. das Umsetzen der<br />
Ideen gelingt besser. Sie denkt nicht nur darüber nach, etwas<br />
zu tun, sie probiert es. Ihre Werke wachsen, bedingt durch die<br />
mittlerweile zehnjährige Arbeit mit Ton, vorwiegend Steinzeug.<br />
Sie kennt dessen Grenzen, weiß, was man ihm abverlangen kann<br />
und fordert das material heraus. Sie möchte neue orte erobern:<br />
Große Gärten um alte Häuser oder Parks. das material fordert<br />
aber auch sie heraus. man sieht den Stücken den kreativen Prozess<br />
an. mühsal und zwang auf dem Weg zum ergebnis hinter-<br />
aBBilDuNGeN<br />
linke Seite - Thron - 2007 - H 200 cm, B 65 cm - Steinzeug<br />
oben v.l.n.r. - flache Schale - 2008 - D 40 cm - Steinzeug und Porzellanengobe<br />
- "BlauimQuadrat" - Platte - 2008 - 45 x 45 cm - Steinzeug und Porzellanengobe<br />
- große Schale - 2008 - D 45 cm - Porzellan<br />
unten - drei Becher - 2008 - H 10 cm - Steinzeug und Porzellanengobe<br />
JULIA beYer<br />
JUnGe TALenTe<br />
lassen ungewollte Spuren. deshalb ist es ihr wichtig, einfache<br />
Lösungen zu finden, die den vom Genuss geleiteten Weg das<br />
ergebnis bestimmen zu lassen, keine zwingenden vorstellungen<br />
zu entwickeln. die Künstlerin läuft parallel zur entwicklung<br />
ihres Werkes, arbeitet mit ihr und den erwarteten zufälligkeiten,<br />
reagiert und interagiert. mit dieser einstellung ist Julia beyer im<br />
oktober 2008 für ein halbes Jahr nach neuseeland und Australien<br />
gereist, um bei Künstlern zu wohnen, zu lernen und sich<br />
auszutauschen. Sie gönnt dem Plan Spontaneität. zufälligkeiten<br />
und Spielerisches entfaltet sich nicht am reißbrett. Ich denke an<br />
den chinesischen Konzeptkünstler Ai Weiwei und seine Skulptur<br />
„Template“. Kurz nach beginn der documenta 2007 fiel sein aus<br />
alten Türen bestehender Pavillon durch ein Unwetter in sich zusammen<br />
und Ai entschied sich gegen den Wiederaufbau. „Template“<br />
gefalle ihm nun besser. Julia beyer durchläuft und schätzt die<br />
gleiche natürlichkeit im kreativen Prozess. Perfekt unperfekt.<br />
Marion C. Schmidt ist freie Autorin und Übersetzerin. Sie lebt in Stuttgart.<br />
Julia Beyer<br />
wurde 1979 in Berlin geboren. 1998 Fachabitur Gestaltung und 2002 Abschluss an<br />
der <strong>Keramik</strong>fachschule Landshut. Bis 2003 Studienaufenthalt in North Devon, UK,<br />
bei der <strong>Keramik</strong>erin Sandy Brown (Stipendium der HWK München).<br />
Seit 2004 Werkstatt in München, Einzelausstellungen und Beteiligung an<br />
Gruppenausstellungen.<br />
Julia Beyer<br />
Dreimühlenstraße 16<br />
D-80469 München<br />
T. +49 (0)89-775818<br />
julia_beyer@t-online.de<br />
www.julia-beyer.de<br />
november / dezember 2008 NEUE KERAMIK 31