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Unterstützte Kommunikation - Haus Hall

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UNTER DER LUPE: Zur Selbstbestimmung assistieren?<br />

Gewohntes verlassen<br />

In <strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong> tut sich im Moment<br />

sehr viel. Seit einiger Zeit gibt es<br />

Pläne, in Bocholt, Ahaus und einer<br />

weiteren Stadt neue Wohnstätten<br />

einzurichten. Die Mitarbeiter von<br />

<strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong> wollen wissen, wie die<br />

Wünsche und Bedürfnisse der<br />

Bewohner von <strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong> zu diesem<br />

Thema aussehen. Deshalb kamen wir<br />

im November nach <strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong>: 16<br />

Studenten von der Katholischen<br />

Fachhochschule Münster und unser<br />

Professor Heinrich Greving. Wir sollten<br />

herausfinden, wie die Bewohner<br />

sich ihre Zukunft vorstellen und haben<br />

deshalb zwei Open-Space-Veranstaltungen<br />

durchgeführt. Wir<br />

Studenten waren ganz gespannt<br />

darauf, wie der Tag wohl ausgehen<br />

würde und die Bewohner von <strong>Haus</strong><br />

<strong>Hall</strong> dieses Angebot nutzen würden.<br />

Unser Eindruck war, dass die Bewohner<br />

sich sehr für diese Veranstaltung<br />

interessierten und große<br />

Mühen leisteten, um ihre Ansichten<br />

und Meinungen zu vertreten. So gab<br />

es viel zu erzählen, wie zum Beispiel,<br />

wie es ist, umziehen zu müssen<br />

oder seinen Arzt zu wechseln.<br />

Wir Studenten machten dabei ganz<br />

vielfältige Erfahrungen und setzten<br />

uns selbst mit eigenen Mei-nungen<br />

auseinander.<br />

Dass es ganz schön viel Mut kostet,<br />

die gewohnte Umgebung zu<br />

verlassen und einen Neuanfang woanders<br />

zu starten, war insgesamt<br />

die durchgängige Meinung von allen<br />

Beteiligten. Dass dies aber auch eine<br />

Chance sein könne und auch positive<br />

Seiten hätte, wandten andere<br />

ein. Und so stellten wir gemeinsam<br />

fest, dass es zu diesem Thema mehr<br />

als eine Meinung gibt. Und ob ausziehen<br />

nun gut oder schlecht ist,<br />

hängt ganz entscheidend von der<br />

eigenen Person ab.<br />

10<br />

Sarah Gollan u. Carsten Holterbork,<br />

Münster<br />

Lupe 63 - 2008<br />

Selbstbestimmt wohnen<br />

Unter der Bezeichnung „Open space“ haben Bewohner von <strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong><br />

darüber diskutiert, wie sie zukünftig wohnen wollen. 16 Studierende der<br />

Katholischen Fachhochschule NW Abteilung Münster haben die beiden<br />

Tagesveranstaltungen vorbereitet, durchgeführt, ausgewertet und dokumentiert.<br />

Unterstützt wurden sie durch Prof. Dr. Heinrich Greving.<br />

Die LUPE bringt Auszüge aus ihrem Abschlussbericht.<br />

Methodisches Vorgehen<br />

Open Space ist eine Methode zur<br />

Einleitung und Bewältigung von<br />

Veränderungen. Sie wurde von<br />

Harrison Owen begründet. Open<br />

Space dient der Erarbeitung von aktuellen<br />

Themen und Anliegen, von<br />

denen der Mensch persönlich betroffen<br />

ist und bei denen ein dringender<br />

Handlungsbedarf besteht.<br />

Die Methode ist breit angelegt, wodurch<br />

sie Raum für neue Ideen und<br />

kreative Lösungen schafft. Jeder<br />

Teilnehmer kann über Hierarchiegrenzen<br />

hinweg selbst Initiative<br />

ergreifen, d.h. u. a. sich selbst einer<br />

Gruppe zuordnen und eigene Themen<br />

und Wünsche mit einbringen.<br />

Er kann sowohl Referent als auch<br />

Zuhörer sein. Die Zusammenführung<br />

und Vorstellung der Gruppenergebnisse<br />

im Plenum ermöglichen dem<br />

Einzelnen als „Experte in eigener<br />

Sache“ zu agieren und sich zu vertreten.<br />

Wir haben versucht, die Methode<br />

von Open Space an die speziellen<br />

und unterschiedlichen Bedürfnisse<br />

und Fähigkeiten der Bewohner von<br />

<strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong> anzupassen, z. B. in Form<br />

von kleineren Gruppengrößen.<br />

Die Veranstaltungen fanden am<br />

14. und 23.11.2007 jeweils von<br />

10:00 bis 15:00 Uhr statt.<br />

Zusammensetzung der Gruppen<br />

Es wurden die Vertreter der Sprecherräte<br />

aus allen Gruppen und<br />

Interessierte eingeladen.<br />

Beim ersten Termin setzte sich die<br />

Gruppe hauptsächlich aus Bewohnern<br />

zusammen, die in Außenwohnbereichen<br />

in Gescher und Coesfeld<br />

wohnen. Die Gruppeneinteilung erfolgte<br />

durch freie Zuordnung. Die<br />

meisten Bewohner waren der Verbalsprache<br />

mächtig und so waren<br />

nur wenige Assistenten anwesend.<br />

Beim zweiten Termin bestand die<br />

Gruppe aus Bewohnern, die über-<br />

wiegend auf dem Stammgelände<br />

wohnen. Die Gruppeneinteilung erfolgte,<br />

im Gegensatz zum ersten<br />

Termin, nach dem Schwerpunkt der<br />

gewählten Methoden (Verbalsprache,<br />

Piktogramme und kreative<br />

Methoden wie Malen). Die Altersspanne<br />

der Teilnehmer reichte vom<br />

Jugend- bis zum Rentenalter. Ein<br />

Großteil der Teil-nehmer benötigte<br />

Unterstützung in der <strong>Kommunikation</strong>,<br />

so dass die Anzahl der Assistenten<br />

deutlich höher war.<br />

Karl zieht aus<br />

Zur Verdeutlichung der Thematik<br />

wurden den Teilnehmern zu Beginn<br />

zwei Geschichten in Form kurzer<br />

Theaterstücke dargestellt. Eine davon:<br />

„Das ist Karl. Karl wohnt nun<br />

schon sehr lange in <strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong>. Er<br />

wohnt dort mit anderen Bewohnern<br />

in einer Gruppe. Karl hat einige<br />

Mitbewohner und Betreuer, die er<br />

gut kennt. Manche Bewohner mag<br />

er ganz gerne und ist mit ihnen befreundet.<br />

Karl hat ein eigenes<br />

Zimmer. Jeden Morgen geht Karl in<br />

die Werkstatt zur Arbeit. Dort trifft<br />

er seine Arbeitskollegen. In der<br />

Freizeit fährt Karl gerne mit dem<br />

Fahrrad und geht gerne spazieren.<br />

Die Betreuer von Karls Gruppe haben<br />

nun erzählt, dass sich in <strong>Haus</strong><br />

<strong>Hall</strong> und in seiner Gruppe etwas verändern<br />

wird. Bald werden viele Leute,<br />

die in <strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong> wohnen, in kleinere<br />

Wohnungen ziehen. Die sind in<br />

Ahaus, Bocholt und noch einer<br />

Stadt, die noch nicht bekannt ist.<br />

Karl gehört auch zu den Leuten, die<br />

bald in eine kleinere Wohnung ziehen.<br />

Er weiß, dass er nach Bocholt<br />

ziehen wird. Er wird dann seinen<br />

Koffer nehmen und alles einpacken,<br />

was ihm gehört und was ihm wichtig<br />

ist. Karl wird sich dann von <strong>Haus</strong><br />

<strong>Hall</strong> verabschieden. Dann wird er<br />

mit dem Auto in seine neue Woh-

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